^
•LT)
.00
■CD
oo
(0
tQ
J)r...l,...n Hell* Co. Lid
EINFÜHRUNG
IN DIE HÖHERE MATHEMATIK
VOH
EMANUEL CZÜBER
O. Ö. PROP. AH DKS TECHHIKCREH
H0CH8CHULS IM WUUi
DRITTE AUFLAGE
UNVERÄNDERTER ANASTATISCHER NACHDRUCK
DER ZWEITEN AUFLAOE
MIT 114 FIGUREN IM TEXT
VERLAG Ü. DRÜCK VON B. G TEÜBNER LEIPZIG • BERLIN 1922
37
C775
tlCaUTEFOBliXL VUS DJX VEKKIMIGTEN STAATKN VOM AMXBlKAt
OOPYEIOHT IMt BT B.O.TKUBNKB IN I.RIPZIG
ähhK RKCHTR, KiMBCBLIBIiSLIOH DK8 ÜBBBtBTZUNOSRBOUTS, VOBBKHALTBK
Vorwort.
In Ausführung eines langgehegten Planes habe ich in diesem
Buche yomehmlich jene Materien zur Darstellung gebracht^ die Aber
den Rahmen des Inhaltes meiner „Vorlesungen über Differential- und
Integralrechnung'^ hinausgehend an unsem Technischen Hochschulen
zum Vortrage gebracht werden. Ich habe aber die Anlage und Ge-
staltung so gewählt, daß das Buch auch seine selbständige Stellung
behaupten könne als EinfQhrung in das Studium der höheren Gebiete
der Mathematik; darum sind auch die Elemente der Differentialrechnung
aufgenommen worden^ nm ihre organische Verbindung mit den andern
behandelten Gebieten herstellen zu können.
Das Buch umfaßt eine recht eingehende Entwicklung des 2^hl-
begriffs, die Darstellung yon Zahlen durch unendliche arithmetische
Prozesse, eine Einführung in die Fuiiktionentheorie, im Anschlüsse
daran die Elemente der Differentialrechnung nebst den ersten An-
wendungen der Differentialquotienten, weiter die Determinantentheorie,
die zur Geltung kommt in der sidh anschließenden Gleicbungslehre,
endlich die analytische Geometrie der Ebene und des Raumes in jenem
Ausmaße and solcher Form, wie es namentlich als Vorbereitung auf
das Stadium der Mechanik erforderlich erscheint. Im übrigen habe
ich dieselben Grundsätze befolgt, die mich bei der Abfassung der „Vor
lesungen über Differential- und Integralrechnang^ geleitet haben.
Meinem Kollegen Pro! Dr. K.Zsigmondy bin ich für seine freund-
liche Unterstützung beim Lesen der Korrektur zu Danke verpQichtet.
Wien, September 1908.
Der Verflwser.
Inhaltsverzeichnis.
Enter Abschnitt Der Zahlbe^ff.
§ 1. Reelle Zahlen.
Seite 8«lfte
1. Einleitend« Bemerkung .... 1 10. Division 10
2.->&. N^tArlicbe Zahlen . . . S->8 11. Kationale Zahlen 12
6. Addition 4,1«. Radizieren 13
7. Multiplikation 6*13.-14 Irrationale Zahlen. 16—1«
8. Potentieren 7 15. Keelle Zahlen 1»
9. Snbtraktion 7 16. Logarithmieren 20
§ 2. imagin&re Zahlen.
17. Imagin&r« und komplexe Zahlea 21 22. Anwendungen 27
18. Definitionen. Eechnungsregeln 28 23. GeometriBche Darstelluog der
19. Trigonometrische Form einer komplexen Zahlen 28
komplexen Zahl 84 : 24. Geometrische .^nsfilhmng der
20 Moivreteh^ Binomialfonn<»l . . 25 Kechnunjfsoperationen mit kom-
21. Raüseran komplexer ZahUsn . tb p)ex«n Zahlen 29
Zweiter Ab^tckutt IJaeB^liche Keilten nnd Produkte.
§ 1. 6ni4l€^B4e BeghlTe.
S6. Uaeiidliobe Zahlenfolgen ... 81 ! 27. Folgerungen 3a
26. ÜPtadheke Heiken. Begriff der ' 28. Beispiele 35
w4 DiTergenz . SS I
f S. Beib«a ait p^ntiveii (iliedern.
29. Allgemeines . .SR 30. Konvergenzkriterien 89
§ 8. Reiben nii positiven nnd ne«rativeB Gliedern.
Sl. Abaoliit konvergente Reihen . 4H 88 .\ltemierende R4»ihen 46
55. Hiebtabsolut konvt-rtfi^ni« Bei- 34. Beispiele 47
heu 44
I 4. Uieidlieke Prodokte.
56. Begriff der Konvergenz und Di- 86. Kouvorgenzkriterien 60
▼ergtM 4ö 87. Beispiele 68
lahaltoveruichois. V
Dritter Absolmftt. Der FvttktioBshfpiff.
§ 1. Fanktiooen «iii«r iid mehr«r«r Variftblei.
8«U« 8«ll«
38. Grundvontellüiigen, auf welchen )41. Implizite Funktionen 68
der Fnnktionsbejfriff beruht . . 66 42. Die elementaren Funktionen . 66
39. Fonktionen einer Variablen . 66 43. Einige beeondere Arten des
40. Funktionen zweier und mehre- Funktionsverlaufg. — Inverse
rer Variablen 61 Funktionen «7
§ 3. Grrnfwerte Ten FanktioBen.
44. Grenzwerte im Endlichen ... 71 i8. Grenzwerte von Funktionen
46. Beispiele 72 zweier Variablen «0
46. Grenzwerte im Unendlichen. — \ 49. Das ünendlichkleine und Un-
Beispiele T4' endlichgrofie 82
47. Grenzwert der Funktionen f(x)
=- (1 + x)' fflr lim o; = 0 . . . 77
§ 3. StFti^keit der Fnnktioiieii.
60. Der Steti^keit8bf»griff .... 88 53. Stetigkeit Ton Funktionen meh-
61. Sätse über stetige Funktionen . 88 rerer Variablen 91
62. VerBchiedene Arten der Ün-
stetigkeit (Diskontinuität) . . 89 j
Vierter AbRChnitt. Elemente der Differentialrechnnng.
§ 1. Der Differentialqaotient ond das Differential.
64. Begriff des Differential quotien Interpretation do.s Differential-
ten 93 quotienten 06
66. Die abgeleitete Funktion. Par- 57. Stetigkeit imd Differentiierbar-
tiello Differentialquotienten . . 95 keit. Beispiele besonderer FJÜlc 99
56. Phoronomische und geometrische 58. Begriff des Differentials .... 101
$ 2. Allgemeine Sitze über Differentiation.
59. Ableitung einer Summe . . . 103 62. Ableitungen in verser Funktionen lü6
60. Ableitung eine« Produkte . . .103 63. Ableitung zusammengesetzter
61. Ableitung eines Quotienten . .106 Funktionen 107
§ 3. Differentiatien der elementaren Funktionen.
64. Die Potenz 108 68. Die zyklometrischen Funk-
65. Der Logarithmus 109 tionen 113
66. Die Exponentialfunktion . . .111 69. Die Hyperbelfunktionen . . .114
67. DietrigonometrischenFunktionen 112 70. Beispiele 117
§ 4. Sfttze ftker den Zasammenkani; einer Fanktion mit ikrer AMeitani:.
71. Vorzeichen de« Diffciential- 73. Der Mittelwerteatz 123
quotientoD 120 74. Der erweiterte Mitlehrertsatz . 126
72. Der Satz von Bolle 122
Yl (nbAltoreneichnif.
I 5. Die hfhere» mffer«BUilqn»tieBieB vn4 Difereotiale.
gelt« »«it«
76. Der n-te Differtntialquotieiit . 126 78. Die Komitanz dee Differential»
76. Wiederholte Differentiation . . 128 der unabhängigen Variablen . 133
77. Daa «t-te Diffenotial 131
Flifler Abflclmiti Anwendnn|^«n der Differentialqnotienteu.
% 1. UnbeKtiiinte Fornen.
79. Die Form " 136 8«. Die Form oo — od 14»
80. Die Form * 139 88. Die Formen 0», »•,!*.... 146
81. Die Fonn 0 • oo 142 , 84. Vermischte Beispiele 146
§ 8. Maiiaa ud Miiina expliziter Puktionen eiier Vari»hlei.
86. Begriff der extremen Werte ; 87. Unterscheidung zwischen Maxi-
einer Funktion ....... 146 ! mum und Minimum 148
86. Notwendige Bedingung bei Vor- i 88. Allgemeines Kriterium .... 149
handensein eines eigenUichon , 89. Beispiel« 160
Differentialquotienten . . . .147 90. Außergewöhnliche Extreme . 167
Sechster Abschnitt. Determinanten.
§ 1. Über Permatationen.
91. Inrenionen; gerade und unge- 92. Satz von B<?zout 169
rade Fennntatioiieii 168 i 98. Zyklische Parmntationeii ... 160
§ 2 DeiDitioE der DeteraiDaate.
94. Quadratische Matrix \md ihre , 96. Entwicklung von zwei- und
Determinante 16t | dreizeiligen Determinanten . 168
96. Straktor and Beseichnnng der i
Determinanten 162 |
§ 8. HMpteigeasebaften der DeteraiiDanten.
97. Gleichberechtigung ton Zeilen ' 99. Gleich« parallele Reihen . . 166
und Kolonnen 164 • 100. Multiplikation u. Division einer
98. Vertaoschuog paralleler fieihen 166 • Determieante mit einer Zahl . 166
9 4. UitordetenitaaBtea.
101. Unterdeterminanten Tenebie- ! 106. Zweiter »Hauptsats .... 172
dener Grade 107 107.* Additionaregel 178
102. Ac^ongierto Unterdetermiaaa- 108. Verminderung imd Erhöhung
ten 167 des Grade« einer Determinante 178
108. Den Elementen acytingierte • 109. Determinanten mit aggregier-
Unterdeterminanten 168 ' ten Elementen 174
104. Zusammenfassung der Glieder i ilO yolldeterminantea 176
einer Determinante, die ein ' ' 111 Beispiele der Transformation
odejr mehrere Elemente ge- und Autrechnong too Deter-
170 minanten 177
106. Ester HaaptMta 171 ;
luhftltcTMsttchnif.
vn
§ 5. AnflHviiD/r finer DeterainaBte ii Pr*<lBkte adjiB|:iert«r UBteH<>t^nBlBBBtci.
112. Entwicklung nach den Unt^r-
detenninanten einer Reiben-
kombination IHO
113. Die S&tze von Jacobi
182
§ ß. NBltiplIkatioB vob DettraisaBteB.
114. Protlukt »weier Determinanten 116. Quadrat einer Determinante.
n-ten Grades 182 1 Die Identität TOn Lagrange . 186
116. Prodakt zweier Determinanten ! 117. Determinante der adjungierten
ungleichen Grades 186 t Matrix 187
Siebenter Abschnitt Gleichungen.
§ i. Liaeare GleiehuB/^en.
Nichthomogene Gleichungen • 120. Homogene Gleichungen mit
mit nichtverschwindender De- | nichtverschwindender Deter-
terminante 188 | minaute 190
Nichihomogene Gleichungen 1 121. Homogene Gleichungen mit Ter-
mit verschwindender Deter- j schwindender Determinante . 190
minantf> I«9'l22. Ueispiele . 198
118.
119.
128.
124
126.
126.
§ 8. AUgeseiBe Sitze iber höhere
Hauptsatz der Algebra . . . 196 1 127.
Entwicklung einer ganzen
Funktion nach einem Inkre-
ment der Variablen 197
Algebraische Teiler einer gan-
zen Funktion. Homerschee
Dinsionsverfafareu 198
Anzahl der Wurzeln einer al-
128.
129.
180.
ai^braisfhe (sleicliBBgfB.
Mehrfache Wurzeln 201
Komplexe Wurzeln 202
Zusammenhang zwischen den
Wurzeln und den Koeffizien-
ten 202
Transformation der Unbekann-
ten 208
gebraiscfaen Gleichung
200
§ 3. EesBltante und DiskriminaBte.
131. fi«8nltante zweier algebra- 138. Diskrimiuante
ischen Gleichungen 205 ^
182. Satz von B^zout 208 i
einer algebra-
ischen Gleichung 209
% 4. NBHeriscbe GleiehBBgM.
134. Allgemeines. Grenzen der Wnr- I 138. Anwendung auf ganze Funk-
zeln 211
135. Der Satz von Deicartes . . .218
136. Aufsuchung rationalerWiirzeln 215
137. Differenzenreihen 218
tionen 220
189. Trennung der Wurzeln ... 221
140. K&herungsyerfahren 221
141. Beispiele 228
§ 6. Algebraliieke ABf liung der eieiehangeB dritteB bb4 TiertCB GrUm.
142. Die kubische Gleichung . . . 226 1 147. Lösung der reduzierten biqua-
143. Lösung der reduzierten kubi- '
sehen Gleichung 226 :
144. Diskussion der CSardanischen
Formel 228 ;
146. Beispiele. — Dreiteilung det j
Winkels 280 I
148. Die biquadraiische Gleichung 282 '
dratischen Gleichung .... 284
148. Diskussion der Eulerschen For-
mel 286
149. Beispiele . . .* 286
160. Cnlöi<barkeit Ton Gleichungen
höheren als des vierten tirades.
Algebraische Zahlao SSS
mi
InbAliffeneicbni«
Aehter Abschnitt.
♦ 1.
Aualy-tische (ifometrie der Ebene.
Der K^trdinateBbe^riC
Seit«
8*itc
242
248
243
161. An»remeinebegTiffib6fttimmuDg 240 j 154. PolarkoordinateD ....
162. Der Puukt in der G«i»d«D .240 166. Bipoiave KoordinateD .
163 Der Tunkt in der Ebene. F»- 1&6- Die Linie
rallelku(ir<liuateT> 241
§ 2 AMlytiselie DarMfellung geometriBch definierter LiBiei.
167. Kreis 244 162. Zisaoide 247
168. EUipte 244 168. CMsinisch« Linien 248
169. Hyperbel . 245 164. Koncboide 249
180. Parabel . 246 166. RoBette .264)
161. SIropboide 246 166 Aateroide 261
§ 3. KoordinatentraBsformatioB.
167 Allgemeine Begriffsbeetimmnng 262 170. Allgemeine Transformation
168. Translation eines Parallelkoor- rechtwinkliger Koordinaten . 2ö4
dinatensjstems 262(171. Hechtwinklige und Polarkoor-
dinaten 265
169. Kotation eines CarteÜBfiben Sy-
stenit« um den Ursprung .
263
§ 4. Die Gerade.
172. Die (rleicbnng ersten Grade« . 266,
173. Segmentgleichung 267 <
174. Richtungswinkel der Geraden 269 1
IIb. HeMesche Normalgleichung . . 269 i
176. Parametrische Darstellung der 1
Geraden 260 j
GeradenbOscbel^bestimmt durch i
einen Punkt 260 |
Gerade durch zwei Punkte . . 261 !
179. Teilungsverh<nia in der Ge- |
raden 262 1 187.
177
178.
180.
181.
182.
183.
184.
186.
186
Abtitand eim^g Punkte« yon
einer Geraden ..... 264
DreieckaÜÄche 266
Schnittpunkt tweier Geraden . 267
Dreiseitfiacbe 268
Winkel zweier Geraden . . 269
Geradenbü«chel, bestimmt durch
sirei Gerade 270
TeilongsverhiUtiiis im Geradea-
bflschel 272
Beispiele 278
I 6. Der Kreis.
188.
Gleichung de« Kreises in recht-
winkligen Koordinaten .... 276
189 Gleichung des Kreise« in schief-
winkligen Koordinaten .... 276
190. Pnlargleichnng de« Kreise«. . 276
191. Krti« durch drei Punkte ... 277
192. Der Kreis und die Gerade . . 278
198. Die unendlich fernen imagi-
nftran Krei«punkte 279
194. Tangentenprobleme 280
196. Potenz eine« Punktes in bezug
auf einen Krei« 284
196 Zwei Kreise und ihre Radikal-
achse .
197. Drei Krei«e und ihr Radikal-
sentrum
198. KreisbOsche)
199. Pol und Polare 291
286
286
288
»iO.
101.
• f 6. Dia LtBiM iweit«r OriBVBg.
Die aligemeine Gleichung zwei- Fall I: Af<0
Un Grades 292 Fall II: Ar>0
Krster Haaptfall: O^O .293 Fall III: Jf««0
296
296
297
InhalUverzeichuiu.
IX
809. Zweiter HauptfuU: C«0«98
SOS. Degenerierte Linien zweiter '
Ordnung 291)
804. Beispiele 301
805. Transformation dee Koordina-
tensystems 803
806. Mittelpunkt 303
807 Beispiele 805
808. Dorehmeeser 305
209. Paare konjugierter Durch-
810.
811
818.
318.
814.
215.
messer . . 306 i 816.
8«it«
Achsen 807
Transformation der Ellipsen-
und Hjperbelgleichung zu den
Achsen 808
Scheitelglcichung der Parabel 310
Beispiele 811
Identität der Linien zweiter
Ordnung mit den Kegelschnitte-
linien 818
Tangentenprobleme 816
Pol und Polare 317
Neanter Abschnitt. Analytische Ofometrie des Ranmes.
§ 1. Der Koordioatenbegriff.
817. Das rechtwinklige Koordina-
tensystem 318
818. Abstand eines Punktes Tom
Ursprung . . 819
819. Abstand zweier Punkte ... 380
880. Richtungswinkel einer Geraden 820
221 Winkel zweier Geraden . . . 881
228. Räumliche Polarkoordinatcn . 388
823. Flächen 882
224. Linien 384
§ 2. Koordioatentransformatioii.
885. Translation eines rechtwink-
ligen Koordinatensystems . . 385
826. Rotation eines rechtwinkligen
Koordinatensystems 326
287. Allgemeine Transformation
rechtwinkliger Koordinaten . . 888
228. Rechtwinklige und Polarkoor-
dinaten 388
§ 3. Ebene and Gerade.
889. Die Gleichung ersten Grades . 329
880. Anzahl der Konstanten. Glei-
chung der Ebenen durch einen
Punkt 330
881. Gleichung der Ebene, die durch
drei gegebene Punkte geht . 380
232. Segmentgleichung der Ebene . 332
238. Hessesche Normalgleichung. . 333
284. Abstand eines Punktes von
einer Ebene 334
285. Rauminhalt eines Tetraeders . 335
286. Winkel zweier Ebenen ... 387
237. Senkrechte und parallele Ebe-
nen 338
888. Ebenenbüschel, bestimmt durch
zwei Ebenen 339
839. Teilungsverh<nis im Ebenen-
büschel 840
840. Ebenenbündel, bestimmt durch
drei Ebenen 848
841. Beispiele 848
842. Die Gerade als Schnitt zweier
Ebenen 344
243. Die Gerade, durch ihre Projek-
tionen dargestellt 344
244. Gerade durch einen Punkt . . 346
245. Parametrische Gleichungen der
Geraden 346
24G. Anzahl der Konstanten. Gerade
durch zwei Punkte 848
247. Schnittpunkt einer Geraden
mit einer Ebene 348
248. Ebene durch eine Gerade und
einen Punkt 849
249. Winkel einer Geraden mit
einer Ebene 860
250. Abstand eines Punktet von
einer Geraden 868
251. Zwei Geraden im Räume. . . 868
8>2. Kürzester Abstand zweier Ge-
raden ''m Räume 866
Inh^ltoverteichait.
I 4. KriBBe FUkkei.
tM. Mtw&Qgang voa Fliehen
t64. Ktgeliiehen ~ Beispiele .
365 ZylioderH&dieii — Beiepiele
266. KoBoide. — Beiipiele . . .
8«IU
868
360
36t
968
267 UoUtiousflftchen. — Beispiele 367
268. Affinität . 868
269. Die FlAchen zweiter Ordnung S71
260. Tangentialebeni — Beispiele 874
Sachregiiter 378
Nanenaregitter . 382
L Abschnitt.
Der Zahlbegriff.
§ 1. Reelle Zahlen
1. Einleitende Bomerknnsf. Den GegeneUnd der Arithmetik,
Algebra und Aualysis bilden die Zahlen.
Der allgemeine Zahlbegrilf, der die verschiedenen Arten von Zahlen
umfaßt, mit welchen aich die genannten Teile der Mathematik be-
schäftigen, hat sich aus dem ürbegrifif der natürlichen Zahlen ent-
wickelt; den Anlaß dazu gaben einerseits das Bedürfnis der Anpassung
an die reale Wirklichkeit, anderseits die abstrakten Forderungen der
Wissenschaft.
Bei der Darstellung des Zahlbegriffs kann man, dem historischen,
zugleich natürlichen Gange sich nähernd, den Ausgangspunkt von dem
realen Ursprung der Zahlen nehmen oder aber auf den formedistischen
Standpunkt sich stellen, der von einer Bezugnahme auf die reale Welt
absieht. Darstellungen der letzteren Art sind im Gefolge der in neuerer
Zeit gepflogenen kritischen Durchforschung der Mathematik auf ihre
logischen Grundlage;«, entstanden.
Handelt es sich um eine Einführung in die Mathematik, bei der
wie hier die Anwendungen in den Vordergrund rücken, dann wird der
erste Ausgangspunkt vorzuziehen sein.
2. Natürliche SSahleiL Unter einer Menge versteht man einen
InbegrifT von unterscheid baren Objekten irgendwelcher Art. Die einzelnen
Objekte werden Einheiten (Elemente) der Menge genannt.
Die Menge ist bestimmty wenn in einer jeden Zweifel ausschließenden
Weise die Zugehörigkeit der Objekte zu ihr erkennbar ist. Die Objekte
können konkret, mit den Sinnen wahrnehmbar sein oder nur in der
Vorstellung existieren.
Die Eigenschaften einer (konkreten) Menge, der Eindruck, den sie
auf imsere Sinne ausübt, können von den verschiedensten Umst'Unden
abhängen und daher auch mannigfach abgeändert werden. Eine Menge
verschieden gefärbter Kugebi wird je nach der räumlichen Anord-
nung, Konfiguration j je nach der Gruppierung der Farben einen ver-
schiedenen Emdruck auf das Gesicht machen, eine Menge von Pauken
Csnb«t, H«h«z« M&them*tik 3 Aufl. 1
2 Der Z&hlbegriff. § 1. Beeile Zableo.
fchlSgen verschieden anf das Gehör wirken, je nachdem die Schläge
in längeren Pausen unfeinander folgen oder zu einem Wirhel ver-
einigt sind.
Die EigenscfiOf't einer Menge^ die unabhängig ist von der Natur der
Einheiten f von ihrer (räumlichen odtr zeiüichen) Anordnung ^ die also
tmverändeti erhalten hleihtj wenn man die Einheiten einzeln durch andere
unterscheidbare Objekte ersetzt oder untereinander vertauscht {sofern dies
möglich) f n<nnt man die Quantität der Menge.
Alle anderen Eigenschaften machen die Qualität der Menge aus.
So verschieden aber die Eigenschaften der einzelnen Einheiten sein
können, so werden sie doch ,;kraft ihrer Zugehörigkeit zur Menge**
ab gleichartig angesehen. Neben dieser rein konventionellen können
die Einheiten auch eine wesentliche Gleichartigkeit aufweisen, in-
dem sie Spezialisierungen einer Gattung bilden. — Ein Kasten, ein
Tisch, ein Stuhl, ein Mensch, ein Hund, ein Vogel und eine Pflanze
bilden eine Menge, sofern sie z. B. die in einem geschlossf^nen Räume
befindlichen Objekte ausmachen, und nur insofern sie zum Inhalte des
Raumes geboren, werden sie als gleicljartig aufgefaßt. — Mehrere in
eiiiem Zimmer versammelte Personen bilden eine Menge von aach
wesentlich gleichartigen Einheiten — Wenn von Mengen gleichartigef-
Einlmlen gesprochen wird, so ist dies zumeist im letztgedachten Sinne
geroeint. Es ist hiernach auch klar, was unter gleichartigen Mer$gen
zu verstehen ist.
8. um zwei Mengen auf ihre Quantität miteinander zu vergleichen,
bildet man sie aufeinander ab. Hienmter soll ein (effektiver odör ge-
danklicher Prozeß) verstanden werden, durch welchen die Einheiten
der einen Me/ige einzeln den Einheiten der andern Menge zugeordnet,
anf sie bezogen werden.
Bei zwei Mengen von Kugeln kann man diesen Prozeß beispiels-
weise so ausgeführt denken, daß man jedesmal einer Kugel der einen
Menge and gleichzeitig einer Kngel der andern Menge ein Zeichen
macht, wobei eine bereits gezeichnete Kugel nicht wieder einbezogen
werden darf.
Wenn bei dem Abbilden zweier Mengen aufeinander beide erschöpft
werden, so nennt man die Mengen in bezug auf die Quantität gleich.
Alle Mengen, die sich in solcher Weise auf eine Vergleichsmenge
abbilden lasFen, sind quantitatsgleich. Denn mit der Abbildung auf
die Vergleichsmenge geht auch eine Abbildung der Mengen aufein-
ander einher, indem die Einheiten der einzelnen Mengen, die anf die
n&mliche Einheit der Vergleichsmenge abgebildet werden, auch auf-
einander abgebildet sind.
Wenn bei dem Abbilden zweier Mengen aufeinander die eine er-
schöpft wird, während von der andern noch Einheiten verbleiben, die
an der Abbildung nicht teilgenommen haben, so soll die Quantität
Natürliche Zahlen. 5
der zweiten gröfier heißen als die der ersten , jene der ersten kleiner
als die der zweiten.
Die Quantität ist demnach eine Eigenschaft, die Terschiedener
Grade fähig ist.
4. Zur liezeichnuug dieser Grade dienen die Zahlen.
Eine Zahl ist hiernach der Ausdruck fQr den Quantitätsgrad einer
Menge und aller mit ihr quantitätsgleichen Mengen. Die Beziehungen
f,grö&er^\ ^^kleiner^' übertragt man von den Mengen auf die zugehörigen
Zahlen. Darin, daß die Zahl sich nur auf die eine Eigenschaft einer
Menge bezieht und von allen andern absieht, liegt der Grund ftir die
außerordentlich große Anwendbarkeit der Zahlen.
TJm die Quantitätsgrade wohlgeordnet zu erzeugen, gehe man von
einer Einheit (als einer uneigentlichen Menge) aus, fOge zu ihr eine
weitere Einheit, zu der so gebildeten Menge eine neue Einheit, und
fahre so fort; gedanklich besteht kein Hindernis, dieses Verfahren
ohne Ende fortzusetzen. Den Quantitütsgradea der auf diese Art nach
und nach entstandenen Mengen ordnet man (für den mündlichen Ver-
kehr) Namett — ZaMuikter — , (fQr die schriftliche Mitteilung)
Zeichen — Zahlzeichen — zu.
Die hierdurch ausgedrückten Zahlen heißen natürliche Zahlen und
bilden in der eben beschriebenen Aufeinanderfolge die natürliche
Zahlenreihe. In Worten: eins, zwei, drei, vier . . ., in Zeichen: 1, 2,
3,4....
Man kann mit den natürlichen Zahlen auch die Null (0) einführen
als Ausdruck (Zeichen) für die Negation einer Menge, für das Nicht-
Torhandensein jeglicher Einheit. Indessen ist es nicht gebräuchlich,
sie in die natürliche Zahlenreihe aufzunehmen, Ton der sie dann den
Anfang zu bilden hätte.
Solange man es nur mit Mengen bis zu einer bestimmten (mäßigen)
Größe zu tun hat, könnten Zahlwörter und Zahlzeichen willkürlich
gebildet werden, um dem beschränkten Bedürfnis zu genügen. So-
bald aber die Notwendigkeit oder das Verlangen vorliegt, beliebig
große Mengen ihrer Quantität nach zu kennzeichnen, ist ein Büdung»-
prinzip für Namen und Zeichen erforderlich. Wir besitzen hierfür
jenes Prinzip, das dem dekadischen Zahlensystem zugrunde liegt.
6. Um die Quantität einer Menge zu bestimmen, sie zu zahlen
(abzuzählen), bezieht man ihre Einheiten in irgendeiner Anordnung
auf die Glieder der natürlichen Zahlenreihe; die zur letzten Einheit
gehörige Zahl bestimmt die Quantität der Menge.
Statt von der Quantität Ca^r Menge spricht man auch von der Amr
zahl der in ihr enthaltenen Einheiten.
Insofern die 2^hl dazu dient, die Anzahl der Einheiton in einer
Menge auszudrücken, heißt sie Kardinalzahl. Sie kommt dann auf
die Frage „wie viel?" zur Antwort.
4 Der ZahlbegrifF. § 1. Reelle ZabUn.
Die beim Zählen einer ^^geordneien"^ Menge auf eine bestimmte
Einheit treff^de Zahl kann aber auch dazu dienen, die Stellung der
Einheit in der Menge zu kennzeichnen. In dieser Verwendung heißt
die Zahl eine Ordinalzahl] ihr Name Toder ihr Zeichen) wird adjek-
tivisch gebraucht und kommt in dieser Form auf die Frage ,,der (die,
das) wievielte?'^ zur Antwort. Drei (3) Glockensohlage — der dritte
(3.) Glockenschlag.
Es ist auch die Anschauung ausgesprochen worden, der Begriff
der Ordinalzahlen sei der ursprüngliche und der der Kardinalzahlen
Ton ihm abgeleitet. Auch die Auffassung ist in der Literatur ver-
treten, die in der Zahlenreihe nur Zeichen in bestimmter Suksessian,
ohne Bezugnahme auf Mengen, erblickt.
Der eingangs beschriebene primitive Zählprozeß erfahrt für prak-
tische Zwecke eine weitgehende Ausgestaltung, die schon in das Ge-
biet der Arithmetik fällt.
Der unmitielha/ren Erfassung der Quantität einer Menge sind selbst
bei großer Übung enge Schranken gesetzt; nur ganz kleine Mengen
wird man auf den ersten Blick ihrer Quantität nach erkennen, und
selbst da spielt die Konfiguration eine große Rolle. Man d^nke an
Dominosteine, an Kartenblätter, an die regelmäßige Anordnung von
Münzen u. dgl. zum Zwecke des Zählens. Kommt es so schon bei
Mengen von fünf, sechs, sieben,... Einheiten auf die Konfiguration
an, so wird es bei größeren Mengen auch trotz regelmäßiger Anord-
nung mit einem einfachen Apperzeptionsakt nicht abgehen.
Um sich von dem durch eine Zahl ausgedrückten Quantitätsgrade
eine anschauliche Vorstellung zu bilden, konstruiert man auf dem-
selben Wege, auf welchem eine bereits vorliegende Menge gezählt
wird, eine Menge aus beliebigen Einheiten [Kugeln, Münzen, Stabchen,
Strichen (1, Einern)]. Derselbe Vorgang wird befolgt, wenn es sich
darum handelt, eine gegebene Zahl in vorgeschriebenen Einheiten zu
realisieren (zuzählen von Äpfeln, Nüssen, Eiern, Münzen u. dgl.).
Neben den besonderen Zahlzeichen, welche die natürliche S^ahlen-
roihe zusammensetzen, benützt man in der Mathematik aügetneine Zahl-
zeichen in Form von Buchstaben.
Mit der Aussage: a sei eine natürliche Zahl, ist gemeint, unter
a könne jede Zahl der natürlichen Zahlenreihe verstanden werden.
Sind a, h zwei Zahlen dieser Reihe in der Sukzession, in welcher
sie darin auftreten, so ist a kleiner als b (a < 6), 6 größer als a
(b>a).
6. Addition. Wenn zwei bereits gezählte Mengen A, Bf denen
die Zahlen a, h zukommen, zu einer Menge zusammengefaßt werden,
80 ensteht die Frage nach der ihrer Vereinigung entsprechenden ZahL
Die Forderung, diese zu finden, wird durch eines der Symbole
a-{-b, b -ta (1)
Addition. 5
ausgedrückt; die Operation^ durch welche die neue, stets existierende
und einzige Zahl gefunden wird, nennt man Addition ^ ihr ReBultat,
eben die neae Zahl, Summe, die Zahkjn a, b Summanden oder Addenden.
Die Addition kann so ausgefiihrt werden, daß man in der nattir-
lichen Zahlenreihe, von der einen Zahl ausgehend, um so viele Ein-
heiten weiterzählt, als die zweite Zahl angibt; das Resultat ist eine
bestimmte Zahl Sy unabhängig Ton der Reihenfolge der Addenden.
Diese Tatsachen drQckt man in den Ansätzen
a + b^8 (2)
a -f. 6 - 5 -f a (3)
aus. Solche Ansätze nennt man Gleichungen'^ ihr Sinn erfordert in
jedem Falle eine Erklärung.
Gleichung (2) besagt, daß s so viele Einheiten zählt als a und h
zusammen. Aus ihr folgt a <$, & < s.
Gleichung (3) besagt, daß das Resultat der Addition unabhängig ist
von der Ordnung der Summanden; sie drückt das lommutative Gesetz
der Addition aus.
Sind drei Mengen Ä, By C, welchen die Zahlen a^byC entsprechen,
zusammenzufassen, so wird die Forderung, die ihrer Vereinigung ent-
sprechende Zahl zu finden, durch das Symbol a -^ b -{- c oder ein ana-
loges ausgedrückt, das sich von diesem nur durch die Ordnung der
Buchstaben unterscheidet; ausgeführt kann sie auch so werden, daß
man erst irgend zwei der Mengen zusammengefaßt denkt und die zu-
gehörige Zahl bestimmt, daraufhin die dritte Menge einbezieht; die
Ansätze
a -f 2) 4- c = (o -f 6) + c « a -h (^ + c) ^ (4)
drücken die Tatsache aus, daß das Resultat bei jeder dieser Aus-
führungsarten das nämliche ist, sie formulieren das assozicUive Gesetz
der Addition.
Die Klammem dienen dazu, die sukzessive Summenbildung anzu-
deuten.
Man kann auf diese Art zu beliebig vielen Summanden fortschreiten.
Die Arithmetik hat mechanische Regeln ausgebildet, mit deren Hilfe
die Addition von beliebig vielen, beliebig großen Zahlen mit einem
geringen Wissensvorrat (die Summen je zweier der Zahlen 1^, • • • 9)
bewerkstelligt wird.
Die beiden an der Addition erkannten Gesetze, das kommutative
und das assoziative, machen ihr Wesen aus. Ihr Begriff kann dahin
erweitert werden, daß man jeder Verknüpfung von irgendwelchen Ob-
jekten, der in bezug auf ein bestimmt definiertes Resultat diese Ge-
setze zukommen, den Namen Addition beilegt. (Geometrische Addi-
tion gerichteter Strecken.)
6 Der Zahlbegriff. § 1. Beeile Zahlen.
7. Kttltlplikation« «Teder Einheit der Menge B werde eine Menge
A zugeordnet; es ist die Zueamroenfaetmng dieeer Mengen A zu zählen.
Svmholisch wird diese Forderung durch
bxa (1)
ausgedrückt; die Operation, die zu der neuen Zahl führt, heißt MtU-
tiplikaHan, ihr stete einzig Torhandenes Resultat Produkt, b der Mul-
tipHkatoTy a der Multiplikand.
Im Wesen ist die Multiplikation von der Addition nicht verschieden;
denn auch sie entspricht der Zusammenfassung von Mengen, nur sind
diese nach einem besonderen Gesetz gebildet. Der Ansatz
bxa^ä'\-ä^" + ä (2)
zeigt die Zurückfübrung der Multiplikation auf die Addition und läßt
daa Produkt als die Summe einer Anzahl gleicher Summanden erkennen.
Die aus den A zusammengesetzte MengOy^kann man sich in der
Weise in Mengen B aufgelöst denken, daß man je eine Einheit aus
jeder Menge A entnimmt und diese Einheiten zusammenfaßt; es ent-
stehen 80 a Mengen B, so daß
bxa-^axb (3)
ist. Das hierin ausgesprochene Gesetz heißt das kommutathe Gesetz
der Multiplikation. Es hebt den bisher zwischen Multiplikator und
Multiplikand gemachten Unterschied als für das Resultat unwesent-
lich auf und gestattet, beiden Zahlen einen gemeinsamen Namen zu
geben; man nennt sie Faktoren und bedient sich statt (1) der kürzeren
Schreibweise a • b oder a h.
Wegen des besonderen Sachverhalte, daß 1 • a *- a • 1 -* a, nennt
man 1 den Modul der Multiplikation.
Die Produkte la,2a, 3a, • • * heißen die Vid fachen von a. Weil
im Sinne von (2) i j c
c (a -f 6) - (a -f 6) r «- a + ?' + älr'b + • • • -h a + 6
12 eil <*
so ist
f (a 4- 5) - (a + 6) c « ra -f c6 - oc ^bc-, (4)
bei nochmaliger Anwendung dieses Gesetzes findet man auch
(a -h 6) (c + (/) - oc 4- a<^ + ^ -f W. (5)
Das in dieser Verknüpfung von Multiplikation und Addition aus-
gesprochene Gesetz heißt das distributive Gtaetn beider Rechnungsarten,
das auf Summen beliebig vieler Addenden ausgedehnt werden kann.
Aus (3) und (2) folgt, daß
HuliiplikAtion. PotenziereTi. 7
führt mau beide Formen nach der Regel (4) aus, so ergibt sich, daß
(ab) e - (ac) b -. {be) a. (6)
Das hierin liegende Verhalten eines Produktes Ton drei Faktoren nennt
man das assoziative Gesetz der Multiplikation, das die Anschreibung
des Produktes in der Form abc zuläßt; es kann auf beliebig viele
Faktoren ausgedehnt werden.
Auch die Multiplikation beliebig großer Zahlen führt die Arithmetik
auf ein mechanisches Verfahren zurück, das nur die Kenntnis der
Produkte je zweier der Zahlen 1, 2» • • • 9 voraussetzt.
Das kommutative^ assoziative und distributive Gesetz machen das
Wesen der Multiplikation aus ohne Rücksicht auf das Substrat, an
dem die Op^^rat Ionen ausgeführt werden.
8. Potenzieren. Aus der Monge A werde eine neue Menge nach
folgendem Gesetz erzeugt: man ersetzt jede Einheit von A durch eine
Menge Ay in der neuen Menge wieder jede Einheit durch eine Menge A
und führt diesen Prozeß n-mal nacheinander aus. Die Forderung,
die zuletzt entstandene Menge zu zählen, soll durch das Symbol
o" (1)
angezeigt werden; die Operation, welche dazu führt, heißt das Poten-
zieren y ihr eindeutiges Resultat Fotengy a die Basis^ n der Exponent.
Im Grunde genommen ist das Potenzieren eine unter besonderen
Umstanden wiederholte Multiplikation; der Ansatz
1 S n
a^ '^ ää ' ' ä (2)
erklärt diese Zurückfuhrung des Poteuzierens auf die Multiplikation,
und da diese ihrerseits auf die Addition zurückleitet, so ist ein ge-
meinsamer Ursprung dieser drei Operationen dargetan.
Im Sinne von (2) ist a^ = a, dagegen 1" = 1, welche natürliche
Zahl auch n sein möge.
Die Zahlen a*, o*, a' • • • nennt man die Potenzen von a. Ins-
besondere heißen die 2.. 3., 4. Potenz auch Quadrat, Kubus und Bi-
quadrat.
Es ist eine wesenüicke Eigenschaft der bisJier vorgeführten drei
Operationen y daß sie immer zu eitlem^ aber audi nur einein Resultate
führen.
9. Subtraktion. Die Subtraktion entspringt aus der Forderung,
von einer Menge A eine bestimmte Teilmenge B (effektiv oder ideell)
abzulösen und die zur verbleibenden Menge gehörige Zahl zu finden,
wenn die Zahlen a, b bekannt sind. In arithmetischer Ausdruoksweise
heißt dies, zu gegebener Summe a und einem Summanden b den
andern Summanden bestimmen; die Forderung werde durch das Symbol
a-b (1)
S Dex Zahlb«gnff. I 1. Reelle Zahlen.
AUBgedrückt. Die zur Lösung führendo arithmetische Operation heißt
Subiraktiany ihr Resultat Di/ferene,. a der Minuend, h der Subtrdhmd.
Benützt man das Symbol (1) auch als Zeichen für das Resultat, so
ist das Wesen der Subtraktion) das in ihrem Zusammenhang mit der
Addition liegt, durch den Ansatz
h -V {a -h) ^ {a-h) + h '^ a (2)
erklart.
Was nun diese neue Rechnungsart Ton den vorigen wesentlich
unterscheidet; ist der Umstand, daß ihre Ausführbarkeit an eine aus
der Natur der Addition hervorgehende Beschränkung geknüpft ist: da
nämlich die Summ© zweier Zahlen größer ist als jeder Summand (6),
so ist die Subtraktion nur möglich, wenn der Minuend größer ist ah
der Subtrahend.
Hier tritt nun ein in allen Teilen der Mathematik befolgtes Prinzip
zur erstmaligen Anwendung, darin bestehend, daß man den Operationen
entgegenstehende Schranken durch Begriffserweiterungen beseitigt, die
solcher Art sind, daß feie die früheren Begriffsbildungen mit den sie be-
herrschenden Gesetzen mit umfassen. Man nennt dies Prinzip nach
H. Haukel, der es zuerst formuliert hat^), das Prinzip d^.r Tormanene.
Es hat sich gezeigt, daß den formalen Begriffserweiterungen in vielen
Fällen auoh eine reale Deutung unterlegt werden kann.
In dem vorliegenden Falle soll nun die Begriffserweitcrung darin
bestehen, daß man das Symbol (1) immer, also auch dann als ZM an*
sieht, wenn a <,l> und a »» & ist; bei a > ft hat man es wieder mit
den bisherigen Zahlen zu tun.
Durch diese Festsetzung wird dem Symbol neben einem quanti-
tativen auch ein qualitativer Inhalt erteilt; bezeichnet man nämlich
mit d den IP^schuß der größeren der beiden Zahlen a, 6 über die
kleinere, so sind zwei Qualitäten möglich: entweder liegt der Über-
schuß auf Seite des Minuends oder auf Seite des Subtraliends. Um
diesen Qualitätsunterschied zum Ausdruck zu bringen, ist neben dem
Zahlzeichen als Quantitäts^eichen noch ein Qualitäiszeichen erforderlich;
ols solches ist für den ersten Fall das Zeichen -f- (plus), für den zweiten
das Zeichen — (minus) eingeföhrt worden; die mit diesen VorBeid^en
ausgestatteten Zahlen werden positive, bzw. negative Zahlen genannt
In dem Falle jedoch, daß Minuend imd Subtrahend überein-
stimmen, gibt €8 keinen Überschuß, es entfällt also auch die Unter-
scheidung seiner Qualität: die quantitäts- und qualitätslose Zahl wird
mit dem Namen Null und dem Zeichen 0 eingeführt.
Af an hat hiemach , . , . . ^ »
a — 6 — -r«beia>6
d^b-^-d „ a<h (8)
a-a^ 0.
1) Theorie der komplexen Zahltyiteme, 1867.
Subtraktion. Null und negatiTe Ztblen. 9
Die aus dieser BegriffserweiteruDg berrorgehenden Zahlen bilden
das System der rdainen (qualifizierten, nach einer älteren Nomen-
klatur, der aber heute eine ganz Andere Bedeutung unterlegt wird,
algebraische) Zahlen. In seinem Bereiche ist jede Subtraktion aun-
fahrbar.
Die bloBe Quantität einer relativen Zahl nennt man ihren ab-
soluten Wert. Bezeichnet a eine relative Zahl, so wird ihr absoluter
Wert Bjmboliseh durch \a\ ausgedrückt. (1 -f 3 | -- 3, - 3 , — 3).
Wendet man die unter (2) angeführte wesentliche Eigcnbchaft
der Subtraktion auf den letzten der eben unterschiedenen Fälle an, so
folgt, daß
a -f 0 - 0 -f « - «; l4)
wegen dieses Verhaltens wird 0 der Modul der Addition genannt.
Trifft man in dem erweiterten Zahlensystem die Festsetzung, daß
sein soll, je nachdem
so ist: 1. eine positive Zahl um so größer, je größer ihr absoluter
Wert; 2. eine negative Zahl um so kleiner, je größer ihr absoluter
Wert; 3. die Null kleiner als jede positive, größer als jede negative
Zahl; 4. jede negative Zahl kleiner als jede positive Zahl.
Die positiven Zahlen zeigen hier dasselbe Verhalten wie die natür-
lichen, die negativen das entgegengesetzte. Veimöge dieses Gegen-
satzes passen sich die relativen Zahlen vielen konkreten Sachverhalten
naturgemäß an.
Definiert man die Addition relativer Zahlen durch den Ansatz
(a - 5) -f (a -> V) = (a 4- «') ~ (6 + h'\
so ist: 1. die Summe zweier positiven Zahlen die positive Summe
ihrer absoluten Werte; 2. die Summe zweier negativen Zahlen die
negative Summe ihrer absoluten Werte; 3. die Summe einer positiven
und einer negativen Zahl der Überschuß des größeren absoluten Wertes
über den kleineren, versehen mit dem Vorzeichen des größeren.
Dieser Sachverhalt gestattet die Auffassung von a — 6 als Summe
der relativen Zahlen -f a und — h, so daß nach Einführung der rela-
tiven Zahlen eine Unterscheidung zwischen Addition und Subtraktion
überflüssig wird.
Definiert man die Multiplikation relativer Zahlen durch den Ansatz
(a - h) {a - V) - {aa: -f hl') - {aV -f ah\
so ergibt sich, indem man der Reihe nach
10 Dtr Zahlbegriff. § 1. Reelle Z»hitD.
6 - a + J, 6' - a' + <^
a - 6 + (?, 6' - a' + <f oder 6 - a 4- i, a' - 6' + /
6 » a oder V ■« a oder beides zugleich
setzt und rechts die Regel 7, (5) anwendet: 1. das Produkt zweier
positiven und zweier negativen Zahlen ist das positive Produkt ihrer
absoluten Werte; 2. das Produkt einer positiven und einer negativen
Zahl das negative Produkt ihrer absoluten Werte ; 3. das Produkt aus
0 mit einer relativen Zahl oder mit 0 selbst 0; in anderer Weise
kommt 0 als Produkt nicht zustande.
Man erkennt^ daß diesen Rechengesetzen gegenüber die positiven
Zahlen sich so verhalten wie die natürlichen Zahlen.
10. Division. Die Forderung, eine gegebene Menge A in Mengen
von der Quantität h aufzulösen und diese Mengen zu zählen, oder Ä
in h gleiche Mengen zu teilen und die zu einer solchen Teilmenge
gehörige Zahl zu bestimmen, führt zu der arithmetischen Aufgabe,
die (natürliche) Zahl a als Produkt zweier Faktoren darzustellen,
deren einer h ist; die Operation, die zur Auffindung des zweiten Fak-
tors führt, heißt Division, das Resultat Quotimt, a der Dividend, b der
Divisor', deutet man die Forderung, aber auch ihr eventuelles Resultat,
durch das Svmbol a:b oder
'f (1)
«ku, so drückt sich das Wesen der neuen Rechnungsart durch den
Ansatz
hl-lh.a (2)
aus, der. ihren Znsammenhang mit der Multiplikation darstellt.
Die Ausführbarkeit der Division ist aber an eine Schranke ge-
bunden: nur dann, wenn a ein Vielfaches von b ist, ergibt «ich eine
und dann immer nur eine Lösung.
Das Prinzip der Permanenz fordert neuerdings eine Begriff-
erweiterung, die zu einer ausnahmslosen Durchführbarkeit der Division
zu verhelfen hat, und dies soll wiederum darin bestehen, da£ man das
Symbol (1) immer, also auch dann als Zahl ansieht, wenn a kein Viel-
faches von h ist
Durch diese Festsetzung treten zu den bisherigen (natttrlichen) Zahlen
neue Zahlen, die num gfbrt)chet/ui Zahlen oder Brüche nennt, wahrend
man den ersteren zum Unterschiede von diesen den Namen ganjse
ZuMen gibt.
In dem Bruche ^ heißt a Zähler^ b Nenner,
Dirision. Brfiche. H
Jede ganxe Zahl a kann man in der Form eines Bruches darstellen,
indem man sie schreibt , da im Sinne der DiTision «- a, weil
a . 1 -" a ist.
Trifft man bezQglich der GröfienTergleichnng zweier Brüche ^ ^ ^«
die Festsetzung, daß
b 5 i'
sein soll; je nachdem
ist, so steht die Vergleichong ganzer Zahlen hiermit im Einklang.
Es folgt aus dieser Festsetzung die Gleichheit zweier Brüche von
der Form^ und ^r . Dieser Umstand ermöglicht einerseits, einen Bruch
auf die einfachste, die redusitrte Form zu bringen, bei der Zahler und
Nenner keinen gemeinsamen Faktor haben; anderseits Brfiche mit
Terschiedenen Nennern in solche mit einem und demselben Nenner
umzuwandeln.
Definiert man Addition und Subtraktion von Brüchen durch die
Ansätze :
a . a a&'-f a'6 ,ov
a a «6' — ah ^jx
h^b' öF~~' w
80 passen diese Regeln auch auf ganze Zahlen, und hebt man bei der
Subtraktion die Beschränkung i^ > ■.' ^^t ^o gelangt man xu dem
Begriff der relativen (qualifizierten) Brücke.
Zwischen zwei Brüche kann man immer wieder Brüche einschalten;
sind rf y zwei angleiche Brüche und v > t?, so bringe man sie auf
die Form ^-,, ^^^ ; dann ist
b^Tb'^F'
wenn der Zähler i so gewählt wird, daß ab'>g>ah ist*). Die
Menge der Brfiche zwischen j. und ,, ist hiernach unbegrenzt.
b b'
Für die Multiplikation gelte die Regel:
a a aa
b b' " 66' '
(5)
1) Sollten ab' und a'b aar um eine Einheit verschieden sein, so geht man
, _, kab' ka'b ..^ .s
von d« Form ^.^g , j^^y »u. *>l).
12 Der Zahlbegriff. § 1. Reelle Zahlen.
der sich auch die Multiplikation ganzer Zahlen unterordnet. Aof
Grund dieser Regel kann der in 8 aufgestellte Begriff der Potenz
auf den Fall ausgedehnt werden, daß die Basis ein Bruch ist.
Die Division hat notwendig der Regel
•ZU folgen, wejl dann tatsächlich ^^ ^, — ^^,^, — ^ ist.
Eine be.sondero Hervorhebung beanspruchen die Fälle, in welchen
die 0, als ganze Zahl aufgefaßt, zur Bruchbildung (Division) heran-
gezogen wird.
Die Division ^ , wo 6 eine von 0 verschiedene Zahl ist, führt zum
Quotienten 0, da 6 • 0 «-» 0 ist.
Die Division , wo a eine von Null verschiedene Zahl ist, ist un-
ausführbar, da a aus keiner Zahl durch Multiplikation mit 0 her-
vorgeht.
Der Division kann jede beliebige Zahl q als Quotient zugeordnet
werden, da 0$ -» 0, welche Zahl auch q sein möge; hier fehlt also
die eindeutige Bestimmtheit des Resultats, die bisher durchgehenda
gewahrt blieb.
Es folgt daraus die für die Analysia wichtige Tntsache, daß die
Null als Divisor (Nenner) unzulässig ist.
Die Division (natürlicher) Zahlen wird in der Arithmetik noch in
einem andern Sinne definiert, der über die natürlichen Zahlen nicht
hinausführt. Ist a > ^, so soll a als Summe aus einem Vielfachen
von h und einer Zahl dargestellt werden, die kleiner als b (eventuell
0) ist; mit andern Worten, die natürlichen Zahlen g, r(< h) sollen
so bestimmt werden, daß
a-(z6 4-r (7)
sei. In dieser Auffassung stellt sich die Division als wiederholte
Subtraktion des Divisors h vom Dividenden a dar, bis ein unter 6
liegender Best r verbleibt; ist dieser 0 (wird a dadurch erschöpft),
so heißt a durch h teilbar.
Schließlich sei noch bemerkt, daß die Einführung der Brüche die
Unterscheidang zwischen Multiplikation und Division entbehrlich macht;
denn die Division von a durch b kann als Multiplikation von a mit
dem Bruche ^ aufgefaßt werden. Brüche mit dem Zähler 1 nennt
man Stammbrüchc.
XL Baüoaal« Zahlen. Die relativen Brüche im Verein mit
den relativen ganzen Zahlen bilden das System der rationalen Zahlen.
Innerhalb dieses Systems sind Addition, Multiplikation, Subtraktion
Rationale Zahlen. Radizieren. 13
und Diviiion ohne Einsclirankang ausführbar. Nennt man ein Zahlen-
system, das sich in bezug auf die9^ vier Rechnungsarten, die ,,vier
Spezies", in der beschriebenen Weise verhält, einen Zahlkörper^ so hat
man das System der rationalen Zahlen als einen Zahlkörper zu be-
zeichnen«
Man denkt sich die Brüche zwischen die bereits geordneten ganzen
Zahlen nach ihrer Größe eingeordnet, so daß auch das System der
rationalen Zahlen unter dem Bilde einer nach beiden Seiten unbe-
schrankt fortsetzbaren Reihe erscheint.
Mit der Schaffung der Brüche ist ein bedeutsamer Schritt Ton
der Mengenlehrt zur GrÖßenlehre getan. Um nämlich einer exiensiren
Größe (das einfachste Bild einer solchen ist eine Strecke) eine 2^ahl
zuzuordnen, yerwandelt man sie durch Teilung in eine Menge, die
man zahlt; die Teile werden einer gleichartigen, als Einheit gewählten
Größe „gleich*^ gemacht. Bleibt bei der Teilung ein Rest (kleiner
als die Einheit), so verfahrt man mit diesem ebenso unter Zugrunde-
legung eines bestimmten aliquoten Teiles der früheren Einheit usw.
In diesem Vorgange ist der eigentliche Ursprung der Bräche zu er-
blicken.
12. BAdiiieren. Subtraktion und Division knüpfen mit ihrer
Fragestellung an die Addition und Multiplikation an und sind inso-
fern als Umkehrungen dieser Rechnungsarten aufzufassen, als eine vor-
dem als gegeben vorausgesetzte Zahl nuumehr als zu bestimmende
Zahl erscheint.
Nimmt man das Potenzieren zum Ausgangspunkt einer solchen
Umkehrung, indem man nach der Basis fragt, die zu einem natür-
lichen Exponenten n erhoben werden muß, damit eine gegebene posi-
tive rationale Zahl a als Potenz hervorgehe, so entsteht eine neue
Rechnnngsoperation, die man das Radijsieren oder Wurzelziehen nennt;
die Potenz a heißt nun Radikand, der Exponent n der Wundexponent^),
und die gestellte Forderung sowie ihr eventuelles Resultat, die Wurzd,
wird durch das Symbol
Vi (1)
dargestellt ; das Wesen der neuen Rechnungsart, in ihrer Zurückführung
auf das Potenzieren bestehend, ist durch den Ansatz
{Va)"-a (2)
bestimmt.
Die Ausführbarkeit ist jedoch auf solche Zahlen a beschränkt,
die nte Potenzen rationaler Zahlen sind, d. h. die sich als Produkte
von n gleichen rationalen Faktoren darstellen lassen. Will man also
d^ Radizieren (mit den hier über die Natur der Zahlen a, n ge-
troffenen Festsetzungen) bedingungslos ausführbar machen, so tritt
l) Auch Grad der Wurtel.
X4 Der Zablbegriff. § 1. Reelle Zahlen.
die Notwendigkeit einer nenerlichen Erweiterung des bisherigen Zahl-
begrifTs ein, und diese soll zunächst wieder formal in der Weise ge-
schehen, daß man das Symbol (1) immer, also auch dann als eine
XM erklart, wenn a nicht die nte Potenz einer (positiTen) rationalen
Zahl ist
Es handelt sich nun darum, die so eingeführten neuen Zahlen
mit den rationalen in eine Beziehung zu bringen. Der hierzu fahrende
Gedankengang soll zunächst durch Betrachtung einer speziellen Auf-
gabe vorbereitet werden.
Das Symbol ^2 verlangt die Bestimmung einer Zahl, die zum
Quadrat erhoben 2 gibt. Daß keine rationale Zahl dieser Forderung
entsprechen kunn, ist so zu erkennen. Ware eine solche — sie
kann in der reduzierten Form vorausgesetzt werden — , so müßte
^)* »29' sein; dies hätte einerseits die Teilbarkeit von p* durch 2,
anderseits die Teilbarkeit von 2 durch /)', also p^ =» 2 und ^* = 1 zur
Folge; nun ist aber 2 nicht das Quadrat einer ganzen Zahl, somit
die obige Annahme hinfällig.
1. Die durch das Symbol y^ ausgedrückte Forderung bewirkt
demnach eine Scheidung der (positiven) rationalen Zahlen in zwei
Klassen A, B in der Weise, daß alle Zahlen der ersten Klasse ein
Quadrat kleiner als 2, alle Zalilen der zweiten Klasse ein Quadrat
größer als 2 geben; infolgedessen ist auch jede ZaM der Klasse Ä
kleiner als jede Zahl aus B.
Es gibt aber in der Klasse A keine größte und in der Klasse B
keine kleinste Zahl.
Denn ist x eine Zahl aus Af also a;' < 2, so läßt sich ein posi-
tives h so bestimmen, daß auch {x -f /i)' < 2 wird; denn aas
2Äa:<2Äa;-f Ä*<2-a;»
folgt h< - - , und jede rationale Zahl zwischen x und x 4- -• ♦"
24-x'
— «Ä gehört auch zur Klasse A. Und ist y eine Zahl der Klasse B,
also y* > 2, so läßt sich die positive Zahl k so bestimmen, daß auch
(y -- A*)' > 2 wird; denn aus
2Ä:y<jr'-2-hib«<y«-l
folgt k < "j^ -, und jede rationale Zahl zwischen y — ^ - — ^^--~
und y gehört auch zur Klasse B.
Nach einer von R Dedeki ud') eingeführten Ausdrucksweise be-
wirkt also die Forderung |/f einen Schnitt im System der rationalen
Zahlen, dur^h welchen eine neue, diesem System nicht angehörige
Zahl vullkommen bestimmt erscheint, eben die durch das Symbol
yt definierte Zahl*
1) Stetigkeit and irrationale Zahlen, 1. Aofl. 1878, 8. Aufl. 1905.
Irralionale Zahlen. X5
2. Das Verfahren y welches die Arithmetik zur Aasziehung der
Quadrabnurzel lehrt, auf den Yorliegenden Fall angewendet, ist im
Grunde genommen eine systematiscBe Entwicklung von Zahlen der
Klasse A, denen, wieder nach einem systematischen Vorgang, Zahlen
der Klasse B zugeordnet werden können.
Bezeichnet nämlich, in der üblichen Ausdrucksweise der Arith-
metik gesprochen, a, die auf n Dezimalen abgekürzte |^2, so gehören
die Zahlen
«0. »i» öj, •• ö^; •• «3)
d.i. 1, 1,4, 1,41, •*• der Klasse Ä an, weil ihre Quadrate kleiner
sind als 2, und die aus ihnen durch Erhöhung der Ziffer an der
niedrigsten Stelle um 1 abgeleiteten Zahlen
K* ^> ^tf ' •,• K " W
d. i. 2, 1,5, 1,42, • • der Klasse B an, weil ihre Quadrate größer
sind als 2. Und so wie das arithmetische Verfahren keinen Abschluß
findet, sind auch die beiden Zahlenfolgen (3), (4) unbegrenzt fortsetz
bar, d. h. ist man bei einem noch so späten Gliede angelangt, so kann
man immer wieder nach dem erwähnten Verfahren das folgende ab-
leiten.
Jede Zahl aus (3j ist kleiner als jede Zahl aus ^4); da nun
6, — a^ — - - und aus dem oben angeführten Grunde jedes auf a^
beliebig später folgende Glied o„ + , zwischen a, und h^ fällt, so ist
mit anderen Worten: zu, einer beliebig klein festgesetzten positiven
rationalen Zahl 6 läßt sich die Stellzahl n so bestimmen, daß
wird bei beliebigetn p. Ein ähnliches Verhalten zeigt auch die Reihe (4).
Der Sachrerhalt ist nun der, daß, wiewohl keine der Zahlen a, die
Forderung, zum Quadrat erhoben 2 zu geben, streng erfiUlt, sie dieser For-
derung, je weiter man in ihrer Reihe vorschreitet, immer näher kommen
in dem Sinne, daß die Differenz 2 — aj bei beständig zunehmendem n
beständig kleiner wird und durch entsprechende Wahl des n unier
jede noch so kleine positive Zahl herabgedrQckt werden kann.
In diesem Sinne soll und kann die unbegrenzte 2^hlenfolge (S)
zur Definition der durch )/2 symbolisch angedeuteten Zahl verwendet
werden.
13. Xrratioiuile Zahlen. Die aus der ßctrafhtung eines be-
sonderen Falles gewonnenen Gedankenbildungen sollen nun verallge-
meinert werden.
16 Der Zahlbegriff. § 1 Beeile Zahlern
1. Die Scheidaag des Systems der rationalen Zahlen in zwei
Klassen Ay B derart, daB jede Zahl a aus A kleiner ist als jede Zahl
h ans B, soll ein Schmitt genannt werden (Schnitt {A,B)).
Der Schnitt kann dnrch eine rationale Zahl selbst geschehen; sie
kann dann nach Belieben der Klasse Ä als größte oder der Klasse B
als kleinste unter ihren Zahlen zugeschrieben werden.
Erfolgt der Schnitt so, daß Ä keine größte and B keine kleinste
Zahl enthält, so bestimmt er eine neue, außerhalb des Systems der
rationalen Zahlen stehende Zahl.
Dnrch derartige Schnitte definierte Zahlen nennt man irrationale
ZaJüm.')
Der Begriff der „einem Schnitt zugeordneten Zahl'' umfaßt also
die rationalen und die irrationalen Zahlen.
2. £ine unbegrenzt fortsetzbare Folge rationaler Zahlen
«0» «x> »11 •••«,.• • (1)
der die Eigenschaft zukommt, daß sich bei beliebig klein gegebenem
positivem e der Zeiger n so bestimmen läßt, daß
!««+,-«.'<« (2)
wird, welche natürliche Zahl man für p auch nehmen mag, soll eine
Fundamentalreihe heißen.
Läßt sich eine rationale Zahl a solcherart angeben, daß zu einem
beliebig klein festgesetzten positiven d eine natürliche Zahl m sich
bestimmen läßt, derart daß
\a„-a\<8, (3)
solange ny>m bleibt, so sagt man, die Glieder der Reihe (1) nahem
sich der Zahl a als Grenze oder die Reihe konvrrtfiere gegen die
Grenze a. Symbolisch soll dies durch den Ajisatz
lim a, =- a (4)
ausgedrückt werden.
Eine Reihe, die gegen eine Grenze konvergiert, ist notwendig eine
Fondamentalreihe.
Man kann nämlich n so bestimmen, daß, wie klein auch die po-
sitive Zahl € gewählt sein möge, nicht nur
l«,.~«i<y,
sondern auch
^n-i-.
-«l<T'
1) Der H^gtiS der irratioiialeQ Zahlen iit geometritchen ürspnmg«; in-
kommenturable tStreckenpaare führen muf irrationale Vethaltniszahlen. Daher
erklärt et weh, daB für sie uriprauglich der Name inkomfitensHrQble Zahlen öblich
war. Das Wort „irrational" kommt xum erttenmal in einer lateinischen Über-
setzung eine« arabischeo Kommentart zu Euklid ant dem 12. Jhrh. vor. Später,
bii ins 10. Jhrh., war die Beseichnnng tmdm für irrational gebr&uchlioh.
Irratioottle Zahlen. X7
welche natürliche Zahl p auch sei; dann aber m
elao das Merkirud einer Fündameutalreihe vorbanden
ErfOIIi insbesondere die Zahl 0 die Forderung (3), ist also
solange ti > m, so heißt die Fundamentalreihd insbesondere eine £7^-
fHetUairreihe; es ist dann
lim a, — 0. (6)
Läßt sich keine rationale Zahl angeben, die der Bedingung (3)
genügt^ dann ordnet man der Fun damen talreihe eine neue Zahl zu,
die man als ihre ideelle Grenze auffaßt und eine irrationale Za/U nennt.
Der Begriff der „einer Fundamentalreihe zugeordneten Zahl" um-
faßt also die rationalen und die irrationalen 2>alilen.
1 S S 4
Beispiele. 1. Die Reihe ^ , -, ^- , . , • • ist eine Fundamental-
reihe; denn
kann durch Wahl von n allein beliebig klein gemacht werden. Sie
hat die Grenze 1^ weil
durch Wahl Ton n beliebig klein gemacht werden kann. Die Reihe
deßniert also die Zahl 1; hiermit ist der Sinn des symbolischen An-
satzes
erklart ^
2. Die Reihe 1, s- > Y' ' * ' ^** ®^^^ Fundamentalreihe, und zwar
eine Elementarreihe, weil a «» -^ beliebig klein gemacht werden kanu
durch Wahl von n. Man drückt «lies durch den Ansatz aus;
o-i^^ll-)
3. Die mittels des Verfahrens der arithmetischen Quadratwursel-
aueziehung unbegrenzt fortsetzbare Reihe 1, 1,4, 1,41, 1,414, • • •
ist nach den unter 12, 2. angestellten Betrachtungen eine Fundamental-
reihe und die ihr zugeordnete Zahl ist Y2f so daß man schreiben kann:
V2- (1,1,4, 1,41, 1.4M, ).
14. Wenn die Reihen
«1, öj, <hf - CO
ht \y hf " ' (^)
Csnbur, HOhcT« M»Uki^matik ft- Aufl. 2
18 Der Zahlbegriff, fi 1. Re«Ue Zahlen.
gegen die Grenzen a, h konvergieren, so konvergieren die Reihen
(l^b,, 0,%, ö,6„ . • } (Ö)
«t "» ''t
6»' ft.' «'.'
gegen die Grenzen aH-6, « — 6, a6, . beziehungsweise-, die letzte
Behauptung nur unter der Voraussetzung J -f 0.
Man braucht, um die Richtigkeit dieser AuBsage einzusehen, sich
nur klar zu machen, daß die Differenzen
die sich umformen lassen in
«• - « - (^ - ^)
beliebig klein gemacht werden können.
Dadurch ist zugleich der Satz bewiesen: Sind die Reihen (7)^
(8) Fundamentalreihen, so sind es auch alle unter (9) zusammen-
gefaßten Reihen, die letzte unter der Voraussetzung, daß (8) nicht
eine Elementarreihe ist.
Dehnt man die Resultate dieser Beachtung auch auf den Fall
ideeller Grenzen aus, so sind dadurch Definitionen für die Summe,
Differenz, das Produkt uod den Quotienten zweier irrationalen
Zahlen gegeben.
Zwei Fundamentalreihen (7), (8) stellen eine und dieselbe Zahl
dar (sind äquivalent), wenn a^ — h^, a, — &,, Oj — 63, • • • eine Elementar^
reihe ist.
Stellt die Reihe a^, o,, a^, • • • die Zahl a dar, so ist der Reihe
— o,, — ^,, —08» •*• ^^^ Zahl — « zuzuordnen.
Vqoa den Zahlen a, b, die durch die Fundamentalreihen a,, a^,
Oj, • • • und 6^, b^f b^y • • definiert sind, sagt man, daß a> d, bzw.
a < 6 sei, wenn die Fundamentalreihe Oj — ■ t,, a, — fe,, a^ — b^, • • •
von einer Stelle ab lauter positive bzw. lauter negative Glieder hat,
ohne eine Elementarreihe zu sein.
Damit sind für das Vergleichen durch Fundamentalreihen definierter
Zahlen und für das Rechnen mit solchen Zahlen Regeln aufgestellt^
welche die für rational«^ Zahlen geltenden Regeln mit umfassen.
Abbildimg der reellen Zshlen. 19
15. Beeile Zahlen. Die positiven and nepitiven rationalen
und die positiven und negativen irrationalen Zahlen macheu zugammen
das System der reellen ZaJüm aus. Jeder seiner Zahlen ist durch die
Festsetzangen über das ^gröBer, kleiner" eine bestimmte Stellung
gegenüber jeder andern angewiesen, das System ist wohlgeordnet.
Das System der. reellen Zahlen bildet einen Zahlkörper, welcher
den der rationalen Zahlen als Teil umschließt.
Die Abbildung des Systems der reeUen Zahlen auf eine gerade
Linie ist geeignet, die Vorstellung von demselben schärfer und klarer
zu machen^ aJs dies durch die arithmetischen Betrachtungen allein
möglich ist Sie besteht in folgendem.
Man teile die unbegrenzt gedachte Gerade durch einen Punkt,
dem man die Zahl 0 zuordnet, in zwei Strahlen und bestimme den
einen (den rechten) als Trager der positiven, den andern (den linken)
als Träger der negativen Zahlen. Ferner wähle man ein^ Strecke
als Darstellung der Einheit.
Einem Punkte Äy der in der Geraden angenommen wird, läßt
sich immer eine bestimmte Zahl aus unserem System zuordnen.
Trägt man die Einheitsstrecke von 0 gegen A hin wiederholt
ab, so kann es geschehen, daß der Endpunkt der o-ten Abtragung in
den Punkt A fällt: dann entspricht diesem die ganze Zahl -fa oder
— a, je nachdem er rechts oder links von 0 liegt
Tritt dieser Fall nicht ein, kann man jedoch eine natürliche
Zahl h angeben, derart, daß der 6-te Teil der Einheitsstrecke bei
a -maligem Abtragen von 0 gegen A hin genau zu dem Punkt A
führt: so entspricht diesem der Bruch -f- j- oder — x J® nach der
Lage von A gegen 0.
Ereignet sich auch dieser Fall nicht, — und daß es Punkte auf
der Geraden gibt, die durch keine Teilung der Einheit in gleiche
Teile erreicht werden können — dafür gibt die Geometrie Beispiele in
beliebiger ZahP) — , so kann durch systematisch forUfesetzte Teilung
(etwa Dezimalteilung) eine Fundamentalreihe konstruiert werden, und
diese bestimmt dann die zu A gehörige irrationale Zahl.
Daß auch umgekehrt jeder reellen Zahl ein bestimmter Punkt
der Geraden entspricht, läßt sich in bezug auf irrationale, d. h. durch
Fundamentalreiben allein darstellbare Zahlen nicht beweisen, sondern
wird axiomatisch angenommen.*)
Im Grunde dieses Axioms ist aber dem System der reellen Zahlen
dieselbe Eigenschaft zuzuschreiben, die der Geraden in bezug auf ihre
1; Das frühest erkannte Beispiel dürfte das der Qn&dratdiagonale in beeng
anf die Quadratseite sein.
2} Auf die Notwendigkeit dieses Axioms für den Aufbau der Theorie der
Irrationalen Zahlen hat Q. Oantor 1878 (Mathem. Ann. V) hingewiesen.
2'
20 I>er Zablb«griff. § 1. Reelle Zahlen.
Punkte zukommt und die man als SteligkeU bezeichnet: ihr Wesen
h»t Dedekind ') dahin formuliert, daß ein« Scheidung der Punkte
der Geraden in zwei Klassen %y ^ derart, daß jeder Punkt der
Klasse % links von jedem Punkte der Klasse 9 liegt; immer nur
durch einen Punkt erfolgen kann.
Hierdurch erhält der Ausspruch: Iktö System der reellen Zahlen
t>/ stetig — einen bestimmten Inhalt.
Der Gedankengang, durch welchen der Begri£f der reellen Zahlen
aufgebaut worden ist, führt über das praktische Bedürfnis, ja über
die Grenzen dessen, was praktisch ausgeübt werden kann, weit hinaus.
Das System dieser Zahlen ist nach beiden Seiten unendlich: unsere
Rechnungen aber bewegen eich in einem verhältnismäßig engen Aoe-
schnitt. Das System ist lückenlos: wir aber rechnen, wo es sich
nicht um formale, sondern um ziffermäßige Resultate handelt, in einem
System von rationalen Zahlen von unerheblicher Dichtigkeit; denn
bei vielen Rechnungen wird man vernünftigerweise über 2, 3 Dezimal-
stellen nicht hinausgehen, und selbst bei den subtilsten wissenschaft-
lichen Rechnungen nicht viel weiter. Das so fein ausgebildete Instru-
ment kommt also, könnte man sagen, gar nicht zu voller Anwendung.
Dazu ist zu bemerken, daß erst durch die Schaffuug der irrationalen
Zahlen der arithmetische ZahlbogrifP dem geometrischen GrÖßenb^griff
adaquöt wurde, und daß erst jetzt die Aussage volle logische Strenge
besitzt, jede Strecke (als das Bild einer aictensiven Größe überhaupt)
lasse sich nach Annahme einer Einheit durch eine Zahl ausdrücken.
Auf den so ausgebildeten Zahlbegriflf erst lassen eich strenge analy-
tische Begriffsbildungen gründen.
Der unterschied zwischen den abstrakten Begriffen und ihrer
praktischen Anwendung, auf den hier soeben hingewiesen worden, hat
Anlaß gegeben ; zwischen Präzisions- und Approxim&tionsmathematik
zu unterscheiden. Jede Approximationsmathematik wurzelt aber in
dem Boden der strengen Mathematik.
16. LogArlthmieren. Neben der als Radizieren bezeichneten
Umkehrung des Potenzierens gibt es noch eine zweite, bei der die
Frage nach dem Exponenten gerichtet ist.
Die Forderung, den Exponenten zu finden, zu welchem eine
positive reelle Basin b erhoben werden muß, nm eine gegebene posi-
tive reelle Zahl a zu geben, führt zu einer Rechnungsart, die man
daf Logarithmieren nennt; für b wird der Name Basis beibehalten,
a der Numenu genannt, die Forderung aber und zugleich ihr eventuell
vorhandenes Resultat durch das Symbol
log,a (1)
1) Stetigkeit und irrationele Zahlen. 8. Aufl., 1906, p 11
Logarithmieren. 21
bezeichnet (zu lesen: Logarithmus von a inhezug auf 5). DaaWcMQ
der neuen Operation ist durch den Ansatz
b -a (2)
gekennzeichnet.
Das Eingehen auf diese Frage setzt die VeraUgemeinemng des
Potenzbegriffs auch in bezug auf den Exponenten voraus, der bisher
eine natürliche Zahl war. Diese Veiallgerceinerung, wieder auf dem
Prinzip der Permanenz ruhend, geht dahin, daß
p
^^"=1-1 ^ — . V^P (p, j nAtttriich« Z«b!*o)
b^y = — ' (y pontiT« rstloBal« Cakl)
Gestützt auf die Tatsache, daß, sofern 6 > 1 gewählt wird, a <, ß
die Beziehung fe" < 6^ zur Folge hat, femer h^ durch positive und
negative rationale Exponenten beliebig groß, aber auch beliebig klein
gemacht werden kann, läßt sich durch einen Gedankengang, der hier
nicht naher ausgeführt werden soll, zeigen, daß der gestellten Forde-
rung entweder durch eine Ratäonalzahl oder durch eine Fundamental-
reihe genügt werden kann, kurz, daß die Aufgabe in der beschriebenen
Einschränkung immer ein und nur ein Resultat ergibt, das dem Gebiet
der reellen Zahlen angehört, daß sie also über den Begriff dieser
Zahlen nicht hinausfuhrt.
§ 2. Imaginäre Zahlen.
17. Imagin&re und komplexe Zahlen. Das Radizieren als
erste ümkehrung des Potenzierens ist in 12. mit der ausdrücklichen
Einschränkung auf positive rationale Radikanden behandelt worden;
es soll nun seine Erweiterung auf negative rationale^) Radikanden in
Angriff genommen werden.
Ist der Wurzelexponent n eine ungerade Zahl, n = 2p-|-l, *o
tpMt
führt die Au%abe: f^, worin h eine abiolute rationale Zahl be-
Sp + l
deutet, auf die Forderung Y^ zurück, die immer durch eine reelle
t^ + l Sj» + J
Zahl erfQllt wird; e« ist dann /— 6 - ->/6 .
Ist der Wurzelexponent n eine gerade Zahl, n » 2|>, so stellt
das Symbol y ~6 eine durch reelle Zahlen nicht zu befriedigende
1) Et könnte scheinen, als ob die Frtigvatellung noch allgemeiner würde
durch Zalatsnng aller reellen, alio aach der irrationalen Radikanden; aber da«
Radizieren solcher fahrt auf das Radizieren der Glieder der definierenden Fonda-
mentalreihen znrück, abo wieder auf rationale Zahlen.
22 ^^ ZAhlbegriiF. § f. Imagrinäre ZsUlen.
Forderung, weil ira Grunde der Multiplikatioosre^eln für relative Zahlen
weder eine positive noch eine negative Zahl zu einer geraden Potenz
erhoben ein negatives Resultat ergeben kann. Läßt man, Ton dem
Prinzip der Permanenz Gebrauch machend, die Regeln für das Rechnen
mit Wurzelgrößen in bezug auf den gegenwärtigen Fall fortbestehen, so
kann die gestellte Fordening aach durch die andere r }/— b ersetzt werden
und Y—h wiederum durch ^bY—l; was der erste Faktor fordert,
ist durch eine bestimmte positive reelle Zahl ß erfüllbar; der zweite
Faktor ist zunächst ein bloßes SjmboL Führt man dieses Symbol
Y-i (1)
BÖit dem Zeichen i als eine neue Zahl ein, so stellt sich die Lösung
von y~-b durch
fli (2)
dar.
um also die Aufgabe, welche durch das Zeichen YB^ worin B
eine relative rationale Zahl bedeutet, immer, somit auch dann aus-
führbar zu machen, wenn B eine negative Zahl ist, ist die Einftlh-
rung neuer Zahlen von der Form (2) erforderlich. Man nennt diese
Zahlen zum Unterschiede von den reellen imaginäre Zahlen,^) nennt
i die imaginäre Einheit,^) ß ihren Koeffizienten.
Dem Prinzip der Permanenz zufolge hat diese Einheit dem Grund-
gesetz
.^--1 (3)
ZU gehorchen.
Bezeichnet a eine zweite reelle Zahl, so wird das Aggregat
« + ßi (4)
eine lomplexe Zahl^) genannt.
Mit der Schaffung des Begriffs der komplexen Zahlen hat der
Zahlbegriff einen gewissen Abschluß erlangt.^) Die Form (4) um&ßt
die reellen 2^len, wenn ^ » 0, die imaginären, wenn c; » 0, die
komplexen, wenn a 4* 0, ß ^0. Indessen begreift man unter dem
1) To diesem Sinne hat saent Des carte s die Termini in seiner Geometrie,
1687, benatzt.
2) Der Gebrauch des • als Zeichen fOx y» 1 ist znm erstanmal in einer
aus dem Jahre 1777 stammenden Abbandlnnfc L. Ealers anzatreffen. Verall-
gemeinert wurde er jedoch erst durch GauO' Disquisitionee ariihmeticac, 1801.
Z) Diese Benennung stanunt von 6a aß, der sie in der Tbeoria residuonim
biquadraticoruro II (1828—1888) eiof^fübrt bat.
4) Man sagt von der komplexen Zahl (4), sie sei aas zwei Eanheiten, 1 und •
(al-f-^t), zusammengesetzt. Die sogenannteu höheren komplexen Zahlen, die
sieh aus mehr als zwei „Einheiten** zotammeatfetzen , fahren über die Grenzen
dieses Buches hinaus.
Bechnen mit im&ginäreo and komplexen Zahlen. 23
Worte imaginäre Zahlen auch die komplexen und nennt Zahlen von
der Form (2) vorzugsweise rein imoß^när.
18. Dafliiitioneii. Baohnungaregaln. 1. Die Null ist in der
Form einer komplexen Zahl nur auf die eiuzige Art 0 + ^^ darstellhar.
2. Zwei komplexe Zahlen a -f ßi^ a -f ?^ sind dann und nur
dann gleich, wenn a = «', /) « ^.
3. Zwei komplexe Zahlen der Form a -^ ßt, — a — ßi heifien
entgegengesetzt.
4. Zwei komplexe Zahlen der Form a i- ßi, a -- ßi heißen kon-
jugiert.^)
5. Die Addition zweier komplexen Zahlen ist definiert durch den
Ansatz:
{a -f ^0 -I- («' + /r») - a -h «' + (^ + /T)»- (5)
Vermöge dieser Kegel bleibt auch für die Addition komplexer Zahlen
das kommutative und bei Ausdehnung auf mehr als zwei Summanden
das assoziative Gesetz bestehen.
Die Subtraktion ist die Addition des entgegengesetzt genommenen
Subtrahends zum Minuend; d. h.
Folgerungen hieraus: Die Summe zweier konjugiert komplexen
Zahlen ist reell ihre Differenz rein imaginär:
(a -f ßi) + (« - ^0 - 2«
{a-\-ßi)-{a~ß%)^2ßi.
6. Bei Aufrechthaltung des distributiven Gesetzes der Mnltipli-
kation reeller Zahlen auch bei Binomen der Form (4) und unter Be-
achtung des Grundgesetzes (3) ergibt sich für die Multiplikation
komplexer Zahlen die Regel:
(a -f ßi) {a -f ß'i) » «a' - ßß' + iuß' 4- a ß)i . (7)
Folgerungen daraus: Weil
{ad - ßßy + {aß' + dßy = («« -f ß^ (ä'« + /J'»),
80 kann das Produkt zweier komplexen Zahlen nicht Null werden,
ohne daß ein Faktor Null wird.
Das Produkt zweier konjugiert komplexen Zahlen ist reell and
positiv:
(a + /Ji)(«-/lt)-a»+^». (8)
Man nennt (t*+ /)* die Norm aller in ± a ± /)/ enthalteneu komplexen
Zahlen.
1) Nach A. Canchy, 1821.
24 I^cr Zahlbtfgriir. | 2. Imaginäre Zahlen.
7. Setzt maDy um zur DiTisionsrcgel zu gelangen, den Quotienten
in der Form einer komplexen Zahl an:
0o ist
« + /5i - (a + /5'i) (x -f yt) - ax - /3'y -f (/5'x -f « y)*
die unmittelbare Folge, aus der sich auf Grund von 2. zur Bestimmung
der Memente x, y die Gleichungen
ax — ß'y — u
fix -f « y — ^
ergeben; eliminiert man einmal y, ein zweiteamal Xy so kommt man
zu den neuen Gleichungen
sofern also a'^H- ^'*-fO, was mit Rücksicht auf 1. auch so Tiel heißt
als ff' 4- /)'» -f" 0> ergibt sich für x, y die einzige Bestimmung:
unter der soeben gemachten Voraussetzung ist also
«' 4. ir i a'« 4. ^'> -^ „'§ :^^ . »• w
19. Trigosometrlsohe Form einer komplexen ZahL Die
positire Quadratwurzel aus der Norm einer komplexen Zahl a -^ ßi,
r-V'^T'ß*, (10)
nennt man deren Modul. Mit seiner Benfltzang schreibt rieh
und da (")* -f (t^* - 1, so ISfit sich in dem Intervall (O^ä) ein und
nur ein Winkel fp bestimmen derart, daß
cosy-*, ßiny-^. (11)
Dann hat man
« + />♦■• r (cos y + » sin 9) . (12)
Diese Darstellungsform ^) ist fttr die Ausbildung dea Rechnens mit
komplexen Zahlen von der größten Bedeutung geworden.
Den Winkel f nennt man die Jmplittuie oder Anomalie von
« 4- ßi' Unter Benutzung von r, tp soll für die komplexe Zahl « -f- /Jt
•aoh das abgekürzte Zeichen r verwendet werden.
1) Ihi Urheber itt L. Euler.
Rechnen mit konplexen Zablen. 25
Multiplikation und Diirision «^^ellen ^ich nun wie folgt dar:
Es ist
r^r'^ — rr (cos (f -{■ i sin ^) (cos 9' -f i sin y')
— rr [cos 9 C4^ f>' — sin 9 sin 97' -f t (sin 9 cos 9' -f cos if sin 9')]
d. i.
r^/^. - rr' { cos (y + ^pO + • »"» (v" + ff') ) - (*'Oy+^ ; (13)
ferner ^ r «)fj> 4. i »iu «p
r , r cci qp' 4- » «in 9>'
^ r /cos » cos y* -f> gin y sin y ' , lin qp cot y' — co« y na y' .\
"" r' \ cos* y' -I- sin* y' "* cos* yT^iin^^ */ '
d. i.
^^- « ~ (cos {if - y') -f t sin (9> - <3P')) - (!') (14)
30. Moivresche BinomialformeL Dehnt man die Formel (13)
auf M Faktoren rl^]^, r^', . . . rlp^ aus, so ergibt sich fOr ihr Produkt
der Modul r<*^f^*> . . . r<*>, die Ainpliüide ^i -f ?>» -f • • + <ip,; werden
nun die Faktoren sämtlich gleich der Zahl r , so geht ihr Produkt
in die n-te Potenz, sein Modul in r", die Amplitude in nif über,
•0 daß
{ r (cos y 4- 1 sin y) ) * = r" (cos «y -f t sin nip). (15)
Hieraus geht der Ansatz
(cos fp -{- i sin tpy = cos n^ + 1 sin mp (16) '
hervor, den man als MoivrescJte BinomialformeV) bezeichnet. Nach
dem Gange der Herleitung ist bei n an eine natürliche Zahl zu denken.
Daß die Formel auch für ein negatiTcs ganzes n Geltung hat, wenn
man die Permanenz in allen Belangen wahrt, ist so zu erkennen.
Es ist
■^■^HH «i»? " ^^^MHh i^^ -- cos (-,(.) + f sm (- ^) .
Daher
(cos SP nh » sin o))~" — . . . ry -• ,—--'
^ ^ ^^ 'cosy -)-*«™y) cotny -|- tsinny
= cos (— ntp) 4- > «in (— ny) .
21. Badisi^ren komplexer Zahlen. Um das Wurzelziehen
an komplexen Zahlen zur Ausführung zu bringen, gehe man von dem
Ansätze
yr (cos 9 -f- % sin y) — ^ (cos o + » aia q)
aus, dessen unmittelbare Folge
j Q (cos o + i sin o) } " — r (coe ^ + t liii f>)
1) Dem Inhalte nach 1780 von A. de Moivrc begründet, in der heuÜ^n
Form erst 1748 Ton L. Eni er in der Introdnetio in aaalynn iofinitomm gegeben.
26 I>er Zahlbegriff. § 2. Imsgin&re Zahlen.
ist; wendet man links die Formel (15) und hierauf die Definition 18, 2.
an, 80 ergeben sich zur Bestimmung von Qy to die Gleichungen:
P"
cosncD —
r cos
<P
P"
sin na =
r sin
9;
sie
liefern
o"
-'r',
somit
9"
-= r und
p«
\Vr\
worunter die einzige
positive Zahl zu yerstehen ist, die zur «ten Potenz erhoben r gibt,
die „arithmetische** «-te Wurzel aus r; femer
ncD = 9 -f 2kxy
worin k jede ganze Zahl, mit Einschluß der 0^ ))edeuten kann. Hier
nach ergibt sich das anscheinend unbegrenzt vieldeutige Resultat:
yr (cos qp -I- » sin 9) =» yr I j cos - h « sm ^—^ — j .
Wenn man aber k nach und nach die Werte 0, 1, 2, ... n -— 1 er-
teilt, so ergeben sich alle Werte, deren die rechte Seite fähig ist;
jede andere Substitution führt nur zu einer Wiederholung. Bezeichnet
man nämlich eine Zahl der obigen Reihe mit v, so lilßt sich jede
Zahl k außerhalb dieser Reihe in der Form In -\- v darstellen, wobei
/ eine ganze Zahl mit Ausschluß der 0 bedeutet; es ist aber
und da 2l7t auf den Wert von cos und sin ohne Einfluß ist, so gibt
tatsächlich die Substitution k = ln -\- v dasselbe Resultat wie die
Substitution k »= v. Daß endlich die aus den Substitutionen A; » 0,
1, ... n — 1 hervorgehenden Werte untereinander verschieden sind,
folgt daraus, daß die zugehörigen Werte von ^~ verschieden und
samtlich in dem Intervall (0,2«) enthalten sind, innerhalb dessen es
keine zwei Winkel gibt, die in Kosinus und Sinus übereinstimmen.
Es ist somit endgiltig
yr (cos 9 + « sm y) - \yr\ { cos ~-~- + » sm ^-- - j , .^^.
a-0,1,2, ... n-l).
Hierin spricht sich der Satz aus^ daß die n-te WwrMd aus jeder
Zahl II van einander verschiedene Werte hesitgf, icenn ntan reeHe und
komplexe Lösungen ah gleichberechtigt ansieht.
Nunmehr kann gezeigt werden, daß die Moivresche Binomial-
formel auch für gebrochene Exponenten gilt.
Im Hinblick auf die Multiplikationsregel (13) ist der zweite
Faktor der rechten Seite von (17) das Produkt aus
co8^ ^ J - 4- f Bin ^ -^- — i— und cos— *- + i sm - -
Moivretcbe Binomiftlformel. 27
die zweite dieser komplexen Zahlen kann aber, weil
cos 2k^x -f i tm 2k^7i = 1
ist, als n-te EinheUswurzel gedeutet nnd demgemäß yT gesohheben
werden, so daß aach
Vr'(<mV+i%rn^) - j Vr j (co. "^l'^-' + i «n ^'^-} Vi- (18)
Man erhalt also die verschiedenen Werte in (11), indem man irgend
einen bestimmten davon mit den Einheitswarzeln
Vi =- cos '^** -I- t sin ~^, (^• - 0, 1, 2, . . . n -^ 1) (19)
multipliziert.
22. Anwendungen. 1 . Aus der Moivreschen Binomialformel (16)
folgt, wenn man deren linke Seite wie ein reelles Binom entwickelt
und dabei von dem Grundgesetz (3) Gebrauch macht:
cos* if — (j cos""' <p sin* (f -j- ( j co8*~* q> sin* y ~ . . .
H- 1 \r^coH'"^<psm{p — \Zj coÄ^-'^p sin'g? + • •j = co8 n^ + t »in n^,
woraos sich
cos ntp =» cos" 9 — (2) cos*-* 9) sin* 9) -}- ( j cos""*g> sin* 9 — • . .
siiin^ = (j cos"- * y siny — u) cos"-'y sin'y -h • • •
ergibt; die Entwicklungen haben vermöge des Um Standes, daß in
I2) h<.n sein muß, einen bestimmten Abschluß. Bei^ielsweise
ist also
cos 2^) *- cos* (p — sin* tp
sin 2 9 — 2 cos <p sin q)
cos 3qp =« cos*9 — 3 cos tp sin* qp = 4 cos' y — 3 cos tp
sin 3g) =« 3 cos* 9 sin y — sin* y =- 3 sin 9) — 4 sin* (p ,
usw.
2. Die dritten Wurzehi aus der positiven Einheit sind durch
bestimmt:
cos -* -t t sin - j" , (k — 0, 1, 2)
«?, — CO» j -f t «Utt , — ~ J + 2 V3
«;, - CO» -^ + » Sin ^ - - -j^ - Y VS »
28
Der Zahlbegriff. § 2. Imaginäre Zahleu.
aus ihrer trigonometrischen Forni erkennt man unmittelbar, daß
tp^ mm u^l, aber aueh, daß w^ » tc;|; bezeichnet man also eine der
kmnplexen Wurzeln mit m', so können alle drei Wurzeln durch
,v\
w
dargestellt werden.
3. Die Forderung y — 6, von der in 17 ausgegangen worden war,
erscheint jetzt auf die Forderung yi zurückgeführt; da nun i «= cos
4-f sin^ gesetzt werden kann, so hat man nach (17)
V, - cos'- -^^ - + % sin ^-^-, (Ä ^- 0, 1, . . . i> - 1) .
Es ist also beispielsweise
V»-
COS -g -f * sin ^ —
COS -- + * WO -^-
9« ... 9«
COS -- -f- } 8in ^
|/8 + t
D^ a 3 •
Wf. 1.
23. Oeometriftche Darstellimg der komplexen Zahlen.
Zwei zueinander senkrechte Gerade OX, OT, Fig. 1, mit geraein-
samem Nullpunkt sollen nach Annahme einer
Längeneinheit 1 jede für sich zur Darstellung
des reellen Zahlensystems verwendet werden
(IS). Dem Punkte ^ auf OX entspreche
die Zahl «, dem Punkte 5 auf OF die
Zahl ß\ dann könnte das Punkt^paar Aj B
als Bild der komplexen Zahl a -\- ßi ge-
-►X uommen werden. Vollkommener wird die
Abbildung durch den Punkt M erreicht, der
a, ß zu rechtwinkligen Koordinaten hat'),
weil durch einen Punkt dem einheitlichen Charakter der Zahl a -\' ßi
besser Rechnung getragen ist, als durch ein Punktepaar.
Jedem Punkte der Ebene entspricht auf diese Art eine bestimmte
Zahl; diese ist reell, wenn der Punkt in OX liegt; rein imaginär,
wenn er auf 0 Y liegt; komplex, wenn er außerhalb beider Geraden sich
befindet In dieser Auffassung heißt die Ebene auch Zahlenebene
oder kompiexe Zahlenebene.
l) Diese DarstellangsweiBe iet zum erstenmal von dem dftnitcben Feld-
aatMer Katpar Wettel in einer au« dem Jahre 1797 ftammenden Abhandlung
angegeben worden; Ankl&age an den gleichen Gedanken finden sich in der
Diaeertation von Qaufi (1799); tuabhäogig von beiden erfand lie J. R. Argand
(1806). Zur Verbreitung aber Terhalf ihr erti Qanü durch seine Theoria resi-
daomm hiqnadraticorum (1818— I8a9).
Geometrische Dartiellung. Geometritchei Rechnen.
29
Die durch die GleicbongeD (10) und Cll) eingeführten 6r()ßen
Ty g> sind anmittelbar als Uüdiusvfl&tor OM und als dessen Winkel
mit OX zu erkennen. Hieran knüpfen einige übliche Benennungen
an; man hat die komplexen Zahlen uuch Richiungszahlen genannt, weil
nicht blofi die Größe von OM^ sondern auch dessen Richtung auf
die dargeatellte Zahl Einfluß hat, als deren geometrisches Bild statt
des Punktes M auch die geridUek Strecke OM gelten kann. Wahrend
man weiter r als den absoluten Betrag von a -f ßi ansieht und dem-
gemäß wie bei reellen Zahlen \a -{- ßi dafür schreibt, nennt man das
Binom cos qp + i sin 9 den Richtungskoeffizienten dieser Zahl Reelle
Zahlen eines bestimmten absoluten Betrags gibt es nur zwei; kom-
plexe Zahlen hingegen unbeschrankt viele: ihre Bildpunkte liegen in
einem um 0' beschriebenen Kreise.
24. OeometrlBche Ausführung der Rechnnngsoperationan
mit komplexen Zahlen. Den arithmetischen Operationen mit den
Zahlen lassen sich gewisse geometrische Operationen mit den sie dar-
stellenden gerichteten Strecken an die Seite stellen; es ist damit ein
graphisches Verfahren gegeben ^ das in gewissem Sinne die arithme-
tischen Operationen zu ersetzen vermag.
Der Addition von a + ßi und a'-f ß'i entspricht die geometrische
Addition der darstellenden Strecken OM^ 0M\ die darin besteht, daß
man die eine Strecke nach Richtung und Größe
an die andere anfügt, Fig. 2; S oder OS ent-
spricht der Summe, so daß man symbolisch
schreiben kann: Wenn 0J/=a-f/3t, OM'
= a' -f ß'i, so ist OS - OM -f 0M\ Bei
n Zahlen tritt an die Stelle des zweiseitigen
ein n-seitiger Linienzug. Das kommutative
und das assoziative Gesetz der Addition treten
anschaulich hervor.
Der Subtraktion (a -f ßi) — (a -f /5'i') ent-
spricht die geometrische Addition einer mit
OM' entgegengesetzten Strecke zu OM: es
ist dann OD = OM
- OM'.
Die Multiplika-
tion erfolgt dadurch,
daß man OM um den
Winkel gj' wtUer-
dreht und aus OM,
OM' und 1 die ^T ^ j
Strecke 0 N kon- Fig. r,.
struiert, deren Maßzahl rr ist, Fig. 3;
lische Ansäte: OF =- OM. 0M\
♦X
^JT
es gilt dann
Fig. 4.
der svmbo-
80
Der Zahlbegriif. § 2. Imaginäre Zahlen.
Zum Zwecke der DiTision hat man OM um den Winkel (f'
zuriidcmdrehen und aus OM, OM' und 1 die Strecke ON zu kon-
struieren, deren Maßzahl -, ist, Fig. 4; es i«t dann OQ"»--^.
Um die Potenzen von a -\' ßi. dar-
zustellen, drehe man den abbildenden
Strahl OM weiter um 9?, 2qp,... und
trage auf den so erhaltenen Strahlen die
Strecken OL^, OL,, . . ., deren Maßzahlen
vermöge der angewandten, aus der Figur
ersichtlichen Konstruktion r^ff*, sind,
nach OP^, OP^ . . . ab, Fig. 5; darnach
ist dann OP, = OM*, OP^ - ÖJtf», . . .
Die Darstellung beispielsweise der 4. Wurzeln aus a -^ ßi toü-
zieht sich in folgender Weise Man beschreibe einen Kreis, dessen
liadius die Maßzahl ^r \ hat, teile den
Bogen dieses Kreises, der zum Zentri-
winkel (p gehört, in vier gleiche Teile,
und vom ersten Teilungspunkte W^ aus
den ganzen Umfang ebenfalls in vier
gleiche Teile; dann sind Oir,, OTT,,
^^_^_^^p^ ^1^ , >jr OTFs, 0T|^^, die BUder der vier Werte
^^^\ I y von f^H- ßi, Fig. 6. Denn die Ra-
dienvektoren der Punkte IT,, W^, TT,,
W^ sind alle gleich yr , und ihre
Amplituden betragen
q> qp -|- 2» tp-^-An qp -f 6«
Dieses Beispiel zeigt, daß die geometrische Darstellung der Wurzeln
eines bestimmten Grados aus einer komplexen Zahl zusammenhängt
mit einer Kreisteilungsaufgabe, nainlich mit der Teilung eine» Kreis-
bogens und des Kreisumfangs in die entsprechende Anzahl gleicher
Teile. Man kann daran ferner die Tatsache wahrnehmen, daß alle
Wurzelwerte aus einer Zahl (ob reell oder komplex) den gleichen ab-
soluten Wert besitzen.
Unendliche Zahlenfolgen. 31
IL Abschnitt.
Uiiendliche Beihen und Produkte.
§ 1. Gmiidlf^nde Begriffe.
26. Unendliche Zahlenfolgen. Eine unbegrenzt fortsetzbere
oder unendliche Folge reeller Zahlen
Ol, 0,, Oj, ,
kurz (a^\ kann bei fortschreitender Verfolgung ihrer Glieder ein Ter-
schiedenes Verhalten zeigen.
Nähern sich die Glieder einer bestimmten Zahl a der»rt; daß
\a^—a\ mit beständig zunehmendem n schließlich unter jeden noch
so klein festgesetzten Betrag sinkt, so nennt man die Zahlenfolge
l'onvergenty a ihre Greme und drückt diesen Sachverhalt durch den
Ansatz
lim rt, = rt (1)
» - X
aus. n = oo bedeutet hier, daß n über jede jnovh. so große natürliche
Zahl hinauskommt.
Die notwetuiige und hwreichemk Ikdingumj für die Existenz einer
Grenze, also für die Konverfjenz voti (a^\ besteht darvij daß a,^^— «,'
durch Wahl von n allein, also hei jedem p, heliehig klein gemacht werden
kann. (Vgl. hiermit 13, 2., wo die a^ als rationale Zahlen voraus-
gesetzt waren.)
Daß die Bedingung notwendig ist, folgt aus dem Begriff der
Grenze (13, 2.). Daß sie auch hinreicht, ist so zu erkennen. Ist
einmal |«„+p— a, |<«, so liegt a^^^^ zwischen a^—t und a^+ b\
diese Werte können aber durch Wahl von n einander beliebig nahe
gebracht werden, und da alle späteren Glieder der Folge zwischen
ihnen enthalten sind, so ist damit gezeigt, daß sich die späten Glieder
der Folge in beliebig eng zu ziehende Grenzen einschließen lassen,
daß sie also selbst eine Grenze besitzen.
Überschreiten die Glieder von (aj schließlich jede noch so groß
festgesetzte positive Zahl % oder sinken sie unter — /••, so sagt man,
die Grenze von a„ sei positiv unendlich (-f oo oder kurz -x)), bzw.
negativ unendlich (— oo) und drückt dies durch die Ansätze
lim o^ — oo, lim a. = — cx> (2)
ans. Die Zahlenfolge heißt dann (eigentlich) divergent.
£s kann schließlich geschehen, daß a^ weder einer Grenze zu-
strebt noch unendlich wird; man nennt dann die 7*ahlenfolge (a,) un-
eigentlich divergent.
32 Unendliche Reihen nnd Produkte. § 1 Grandlegende Begriffe
Nwr eine konvergente Zahlenfolf/e definiert eine hesthnmte Zahl.
Die Zahlenfolge (a,) soll monoton genannt werdea, wonn ilire
Glieder, wenigstens von einem bestimmten angefangen, niemals ab-
nehmen oder niemals wachsen.
Bei einer monotonen Zahlenfolge kann nur zweierlei stattfinden:
Ist sie zunehmend, so kann das Wachsen der Glieder ttber jede Schranke
hinausgehen (lim a^ *= <x>) oder gegen eine bestimmte Grenze hin er-
folgen; ist sie abnehmend, so können die Glieder schließlich unter
jede Schranke fallen (lim a^ -» — oo) oder aber einer Grenze ridi
nähern. Für die Beurteilung ist der folgende Satz von Nutzen.
Wenn die Glieder einer monoton zunefimendeti Fdlgp. unter einer
festen Zahl G bleiben^ so hohen sie ywUccndig eine Grenze; gleidhes giU
für die Glieder einer nwnoton abnehmenden Folge, wenn sie über eher
festen Zahl g bleiber.
Bliebe nämlich immer, wie groß auch n genommen wird,
««+p ~ «« ^ fi.
so wäre auch ^«+2p "" ^n.\'p^ *
%+kp ■" ^«+i-ip
somit ««+*p^^«2^ ^^
und «,+ij,^ «„ + ^4; »„.-h^f l^ann aber durch, entsprechende Wahl
von k größer als (r gemacht werden; dann aber wäre a„^i^>6r,
gegen die Voraussetzung. Es muß also schließlich a, ^*^ — a, < f
werden, und damit ist die Konvergenz bewiesen. Ahnlich wäre der
Beweiß für den andern Fall zu führen.
26. Unendliche Reihen^). Begriff der Konvergeni und
Divergenz. Es sei ötj, a,, Og, . . . eine unbegrenzt fortsetzbare Folge
reeller Zahlen; man bilde .aus ihr eine neue Folge Sj, 5,, 5,, ... .%...,
indem man aus den ersten 1, 2, 3, . . . n . . . Gliedern die Summe nimmt:
«i - «i
s, — «x 4- a,
«8 - «f + a, (1)
«,«-«,-, -r a, - aj 4- Oj +•• + «,.
Ist die Zahlenfolge .<?], s,, s^, . . ., karz («J, konvergent, so nennt
man auch die unendliche Reihe
aj + rtf -r «8 H , turz ^a,, (2)
. 1
1) Die EiofühniDg unendlicher Reihen in dio Mathematik reicht ins 17. Jabr^
hundert zurück; ihre richtige Bobandlung lehrte aber er«t dat vorige Jahrhundert
Konvergenz und Dirergens. 33
l'Ofwergent^) and bdMichnet die durch (s^) definierte Zahl 5:
liin s, — s (3)
N = OD
als Wert oder Summe oder als Grenze dieser Reihe.
Nach den Ausführungen des Torigen Artikels lautet die allgemeine
Bedingung für die Konvergenz Ton (2) dahin , dafi sich bei beliebig
klein gegebenem positiven f eine natürliche Zahl m angeben lassen
müsse derart, duB
oder ausgeschrieben:
I «.+1 + Ö-+1 +••• + <*•+/! < h (4*)
80 lange *i > w, in Worten: Soll eine Heike konvergent sein, so muß
sich eine SteUe bestimmen lassen , von welcher ab jede beliebig umfang-
reiche Gliedergruppe eine beliebig Jcleine Summe giht^).
Wendet man die allgemeine Bedingung auf den Fall p =* 1 an.
so besagt sie, daß die Glieder einer Reihe , soll sie konvergent sein,
mit wachsendem Zeiger dem absoluten Betrage nach notwendig be-
liebig klein werden müssen, daß also, symbolisch ausgedrückt,
lim a, =- 0 (5)
bestehen müsse. Es wird sich jedoch zeigen^ daß dieses Verhalten
zur Konvergenz nicht hinreicht. Bei allen Reihen, die wir weiterhin
betrachten, wird die Bedingung (5) als erfüllt vorausgesetzt.
Die Reihe (2) heißt divergent^ wenn die Zahlenfolge (sj eigent-
lich oder uneigentJich divergent ist. Im Falle der eigentlichen Diver-
genz von isj sagt man auch, die Reihe habe eine unendliche 8umme.
Eine konvergente Jteihe definiert eine bestimmte Zahl.
Die in (1) zusammengestellten Summen nennt man Partialsummen
00
von ^a,.
27. Folganmgeii. 1. Die Ergänzung der Partialsumme s^ zur
unendlichen Reihe, d. i.
nennt man den su 5, gehörigen Best. Auch er bildet eine unendliche
1) Da« Wort „Konvergenz'* kommt, anf Umfinge von Sehnen- und Tan-
genteupoljgonen mit vtrachaender Seitenanzahl angewendet, zum erstenmal bei
dem ongUichen Mathematiker J. Gregory (1667) vor und hat sich seither in
der ganzen Mathematik eingehfirgert.
2) Diese allgemeine Bedingung der Konvergenz hat zuerst B. Bolz au o
(1817) angegeben; doch ist sie erst durch Cauchys Schriften weit«r bekannt
geworden, dem aach meiat die Priorität zugeeprochen wird.
8) Dieies Wort in seiner Anwendung auf JEleihen, aVer wahrscheinlich noch
nicht in dem heutigen Siime gemeint, kommt zum ersteumal bei Nik I. Ber-
noulli (1713) vor.
Oavbvr, HAb«t« M«th>m»tl>. Z. Attfl. *
34* Unendliche Reibest ond Produkte. | 1. Onudlegei.de BegrifEe.
Reihe, die mit der ursprünglichen zugleich konvergent oder divergent
ist; denn die Partiabumraen s'iy St, Ss, - - yon (6) bilden die Zahlenr
folge
deren Grenze 8 — s^ ist^ wenn die Reihe (2) konvergiert, dagegen un-
endlich oder unbestimmt, wenn (2) divergiert.
Dieser Umstand gestattet os, bei der Prüfung einer Seihe «uf
ihre Konvergenz beliebig viele Anfangsgbeder fortzulassen.
2. Da bei einer konvergenten Reihe die Bedingung (ßt*) durch
Wahl von n bei bdiebigem p erfüllt werden kann, so besteht dann
^nch die Beziehung
Bei einer konvergenten Reihe kann man also in der Folge der
Partialsummen so weit fortschreiten, daß der zugehörige Rest dem
absoluten Werte nach unter eine im voraus beliebig klein festgesetzte
positive Zahl herabsinkt.
Diese Zahl £ bezeichnet dann auch die Schranke, unter welcher
der Fehler liegt, den man begeht, indem man statt der unendlichen
Reihe deren Partialsumme s„ nimmt
OD
3. Besteht die Reihe ^ a^ aus lauter positiven Gliedern, und ist
sie konvergent, so ist auch jede Reihe konvergent, die aus ihr durch
Unterdrückung einer durchlaufenden Folge von Gliedern (k. B. jedes,
zweiten, dritten Gliedes oder dgl.) entsteht
Denn, ist die Bedingung
erfüllt, so bleibt sie es auch dann^ wenn auf der linken Seite Glieder
ausfällen.
m
4. Besteht die Reihe ]£ a. aus lauter positiven Gliedern, und ist
1
sie konvergent, so ist auch jede Reihe konvergent, die aus ihr ent-
steht, indem man bei einer durchlaufenden Folge von Gliedern, das
Zeichen ändert.
Denn, ist die Bedingung
erfüllt, so bleibt auch nach Änderung des Zeichens einiger (oder aller)
Glieder
5. Ist die Reihe £a, konvergent und s ihre (Irenzs^ so ist andl
CO •
die Reihe ^ ka^ {k «f 0) konvergent und k$ ihre Grenze.
Allgemeine Kriterl«ii. 85
Hat nämlich .«, die (heaze s, so hat ks^ die Grenze ks.
Divergiert hingegen die erste Reihe, so divergiert auch die zweite.
Denn mit s^ hat auch ks^ eine unendliche oder eine unbetÜmmte
Grenze.
6. Sind die Reihen £a, und ^h^ konvergt^nt gegen die Gren-
zen s und if 80 sind auch die Reihen
1 1
konvergent und haben die Grenzen 5 -f ^ bzw. ö^ ~t
Denn mit s„ — 5, ^» — ^ werden gleichzeitig auch
beliebig klein.
28. Beispiele. I. Es sei a^, a,, ^tt - » - eine unbegrenzt fori-
setzbare Folge reeller Zahlen, und man bilde aus ihr die neue Folge
«1 - «1 - «„ a, - a, — «5, «8 "= «j - «4» • . •;
ae
dann hat die Reihe £a„ die allgemeine Partialsumme
5, = a, - a^^,;
ist also die Zahlenfolge (a„) konvergent und a ihre Grenze, so ist
auch die Reihe J^a^ konvergent und
« «» «1 — a
ihre Grenze; insbesondere ist s =« cfj, wenn a «= lim «, = 0 iti
na»
Spezielle Falle. 1. Aus der Zahlenfolge (1, ^, -, --, • • -j, die Null
zur Grenze hat, entsteht auf dem beschriebenen Wege die Reihe
die konvergent ist und ct| •- 1 zur Grenze hat, so daß man schreiben
kann: »
2. Die ebenfalls gegen Null konvergierende Zahlenfolge
(ll 1. 1 ,,,)
ffihrt zu der Reihe
1$^ 3 6^*7 ^
deren Grenze 1 ist, so daß (87t 5.)
^ <«*-!) («11 + 1) ~f (®^
96 Un«ndliche Beiheii und Piodakte. $ 1. Qnmdlegende Begriffe.
3. Au« der Zahlenfolge (1, 5, g*, g*, • • •) entsteht auf dem be-
schriebenen Wege
nun ist die Zahlenfolge konvergent und 0 ihre Grenze, wenn |g|<l*),
80 daß ftr diesen Fall
1 - (1 - (?) + (1 - g)2 -^ (1 - q)^' + • • •,
•Im
Wenn hingegen ^{ > 1, so ist die Zahlenfolge eigentlich diyer-
gent*) und mit ihr gleichzeitig die Reihe ^5".
Bei <7 — 1 geht ^q* in die Reihe 1 -f 1 4- 1 H über, die
0
eigentlich divergent ist.
40
Bei ^ =- — 1 wird aus ^q^ die Reihe 1 — l-}-l — IH , deren
Partialsummen abwechselnd 1 und 0 sind; die Reihe divergiert un*
eigentlich, man sagt, sie oszilliere zwischen 1 und 0.')
Als Ergebnis dieser Untersuchung kann man den Satz formn-
00
lieren, daß die geometrische Beihe ^q"* nur dann konvergent ist, wenn
0
q\<l, daß sie also in den Fällen | g' ! > 1 divergiert; im ersten FaUe ist
-i— ihre Greme.
1 — g
IL Eine der ersten Reihen, bei denen erkannt wurde, daß auch
bei Abnahme der Glieder gegen 0 — was lange Zeit hindurch als zur
1) Die fiichtigkeit der beiden Behauptungen ergibt sich aug folgender Er-
wftgnng. Iit d eine positive Zahl, so i«t 1 -{-*]> 1« ^ . >-<i. Nun ist
(1 + <>)*> 1 4- 2^» (1 -h *)• > 1 + »<^, • • •
allgemein fdr jedes natürliche n
(» + ')'>» + »*-Gi-«)"<TT^'
daraus sehliefit man auf lim (1 -f ^^ «-: 00 und lim ( :r-i:'>) ** ^'
Somit ist iats&chlich lim | g '" — oo oder « 0, jenachdem 1 9 1 > 1 oder | g |< 1.
MB«
i) Die Summenformel fOr die fallende geometrische Beihe ist schon 1698
Ton F. Vieta gefanden worden.
3) Bin Beweis fOr die naive Auffassung, der die unendlichen Reihen an-
fAnglich begegneten, iet darin xu erblicken, da6 G. Orandi 1703 fürdiete lUüie
in unbedenklicher Anwendung der Foimel (10) die Summe - angab und daß
fiber die M(^gUchkeit dieses Resultates ein ernster Streit geführt wurde.
Oeonetriiehe und harmonische Reihe. 37
Konvergenz hinreichead gehalten wurde -— DiTwgenz Torhanden sein
kann, ist die harmoniadke Reifte
1 + |+i-+i +•••,!".« 2"-- (H)
1
£i ist nämliob
weil die rechte Seite aus der linken hervorgeht^ wenn ujan in dieser
vom zweiten Gliede an alle Qlieder dem letzten, dem kleinsten, gleich
macht: wie groß also auch n sein mÖge^ immer laßt sich eine Gruppe
aufeinander folgender Glieder
konstruieren, deren Summe 1 übersteigt; die allgemeine Bedingung
der Konvergenz ist mithin nicht erfüllt.^)
Ein anderer Weg, die Divergenz dieser Reihe zu erkennen, be-
steht in folgendem. Man kann die um das erste Glied gekürzte Reihe
umformen in
12 ~ 23 ^ S 4 ^
und sodann zerfallen in
1.2"''2.«'^ö-4"^
+ JL+ ^_ 4....
^ 2a ^ 3-4 ^
Nun gibt die erste Zeile nach (8) die Summe 1, die zweite 1 — - -^ — 2 >
die dritte — — -^---^ "" -r> * * *> so daß man erhalt
OD 30 W
das Paradoxe an diesem Resultat verschwindet sofort, aber nur dann,
wenn man J^—, also auch ^ durch 00 ersetzt*)
1) Auf diesem Wege hat Jak. B^rnonlli die Diwgeax der han&oaischen
Reihe zuerst erkannt (Wende vom 17. zom 18. Jhrh.).
2) Bdittels dieses Paradoxons hat Joh. BernouUi die Diveigeiis nach-
gewiesen.
38 tTcendliebe Reihen aod Produkte. § 2. Reihen mit positiven Gliedern.
§ 2. Reihen mit positiven Gliedern.
«
29. Allgemeines. 1. Ist ^a, eine Reihe mit durchweg posi-
tiven Gliedern, so bilden ihre Partialsummen Sj, 8^, s^y • • • eine mo-
noton zunehmende Zahlenfolge; eine solche hat entweder eine bestimmte
Grenze oder die Grenze cx>; ein drittes ist ausgeschlossen (25).
Demnach ist eine Reihe aus lauter positiven Gliedern entweder hon-
veigentf oder divergent mit der Grenze oo.
Die Konvergenz ist erwiesen, wenn sich zeigen laßt, daß die Par-
tialsummen unter einer festen Zähl bleiben.
Ist s die Grenze der Reihe ^a„, falls sie konvergent ist, so
bleibt die Summe jeder beschränkten oder unbeschränkten Auswahl
von Gliedeni unter s.
2. Nimmt man an einer konvergenten Reihe aus positiven Gliedern
eine durchgeltende Umordnnng vor, so bleibt die Konvergens erhalten UTid
die Grenze unverändert.
Die ümordnung von
«i 4- a, -f flj, H (1)
««, + ««. + ««. + •- (2)
ist eine durchgehende, wenn die umgeordnete natürliche Zahlenreihe
«1, ffj, «3, •-• von keiner noch so späten Stelle an mit der geord-
neten 1, 2, 3, • • • übereinstimmt. Bezöge sich die Umorduung nur auf
ein endliches Stück der Reihe, so bedürfte der Satz keines Beweises.
Daß (2) konvergent ist, folgt daraus, daß jede ihrer Partial-
summen unter 6-, der Grenze von (1), liegt.
Man kann des weitem in (2) mit der Partialsummenbildung so-
weit gehen, bis man die ersten n Glieder von (1) umfaßt hat; heißt
die so gebildete Partialsumme s„ , so stammen ihre übrigen Glieder
aus dem Rest r^ zu s, -* a^ -f «, -|- • • • -f ^„, so daß
mit unbeschränkt wachsendem n wächst auch «^ über alle Schranken,
r, dagegen konvergiert gegen Null; somit ist tatsächlich
lim i»,, — lim s^ -» s.
3. Wenn man in einer konvergenten Reihe ans positiven Gliedern
dureJigelumd Gruppen sukzessiver Glieder bildet, so ist die aus deren
Summen gebUdete Reihe wieder konvergent und hat dieselbe Grente,
Man braucht, um dies eintusehen, nur zu beachten, daß die Par-
tialsummen der Reihe
(«1 + a, + • • • -hfl,) + (a,^i + •• -f a,) -f (a, ,j -f ...) + •• •
Spezielle Konrergeuikriierien. 39
unter den ParÜalsummen von
«1 + 0» -I- <h H
Yorkommen, daber gegen dieselbe Grenze kon?ergieren wie diese.
Ditrc^h die beiden letzten EigenBchaften, die dem koinmutatiTen
und dem assoziativen Ge.«etz der Addition entsprechen, ist der SummetP-
Charakter der konrergenten Reihen ans positiven Gliedern dargetan;
die Grenze einer solchen Reihe darf daher auch als ihre Summe be-
zeichnet werden.
30. Konverganzkriteriwi. 1. Wenn die dardiweg positiven
Glieder der lieihe ^6„ kleiner sind oder hödislens gleichkommen den
korrespoHdierenden Gliedern einer als konvergent Mannten Reihe 2«,,
so ist auch 2'^« konvergent.
Wegen der Konvergenz von 2^» kann
«H + i +Ö. + 1 + •••-!-«, + ,
durch Wahl von n allein unter die beliebig kleine Größe e herab-
gedrückt werden; das gilt aber auch von
das nach Voraussetzung nicht größer sein kann als die vorige Summe ;
damit ist aber die Konvergenz von S^» «r wiesen.
Sollte die Beziehung h^ <, a^ erst von einem Zeigerwert m an-
m — \ m — \
gefangen bestehen, so trenne man die Reihenanfänge ^a,, J^h^ ab
nnd betrachte die gekürzten Reihen, anf welche die obigen Schlüsse
Anwendung finden.
Aus dem Satze ergibt sich die Folgerung: Sind die Glieder von
S^« fff'^fi^f ^^f' mindestens gleich den korrespondierenden Gliedern einer
4ÜS divergent hekannten Reihe J]««» ^^ ^^^ **<^'< S^« divergent.
Denn, aus der Annahme, S^n ^^^ konvergent, folgte mit Not-
wendigkeit die Konvergenz von 2]^«» ^^ g^gen die Voraussetzung ist
Als Beispiel diene die Reihe
1 H- 2» "^ 3t "^^ 4» + • • S
ihre Glieder sind, vom zweiten angefangen, kleiner als die Glieder
der konvergenten Reihe (HS, 8.)
-,1,1,1,
daher ist sie selbst auch konvergent und ihre Summe < 2.
Die Glieder der Reihe
40 Unendliche Reihen und Prodakte. § 2 Reihen mit positiven Gliedern.
hingegen sind vom zweiten an größer als die Glieder der divergenten
harmonischen Reihe; sie ist also auch divergent.
2. Ist das Bildungsgesetz der lleUie mit positiven Gliedern ^a^
ein solches, daß lim «a„ > 0 isty so divergiert sie
Angenommen, es sei lim na^'^ A'^ ist dann a eine Zahl, welche
der Bedingung 0 < « < -4 genügt, so muß es einen Zeigerwert m
geben, von dem ab na^ beständig größer ist als cc, so daß
ma^>a
(»' + l)a^ + i>a
iDarans folgt, daß von n^m angefangen die Glieder von ^a^ größer
sind als die entsprechenden Glieder von ^ ; nun ist ^ , also
auch J^" divergent, daher divergiert auch S^«-
Auf Grund dieses Kriteriums erkennt man, daß die Reihe
V — I — / y^o cCf ßy y positive Zahlen bedeuten, divergiert; denn
na.«« — ^-r-s hat die über 0 liegende Grenze - •
Ferner erschließt man daraus die Divergenz der Reihe ^ für
0 <jp < 1; denn wa„ — «*"'' wächst mit n sogar über jede noch so
große Zahl. Es sind also beispielsweise die Reihen^ - , ^^ — , ^i~^
divergent ^** »^ V«*
3. Isi das BüdungsgesefJf der Reihe mit positiven Gliedern ^a^
ein solehes, daß der Quotient eines Gliedes durch das voraus-
gehende heim Durchlaufen der Reihe einer Grenge X sich nähert, so ist
die Reihe konvergent^ wenn A < 1, divergent, wenn A > 1.
Im Falle Jl< 1 wähle man eine Zahl q derart, daß A < g < 1,
also zwischen X und 1; es muß dann -^— von einem Zeigerwert
N *i m ungefangen notwendig kleiner als q bleiben, soll es die unter
q liegende Grenze X haben; ans
-— -<g, - — -<g, a— :<^» —
folgt aber '
«..+i<«-^, ««.+«<««^, «m^s <«««*,;
1) Reihen dieser allgemeinen Form bexeiohnet L. Ealer alt harmonische
Reihen; in der Tat iet auch die gewöhnliche harmonische Reihe darin enthalten
(a — 7 — 1, ^ — 0). (1784—1716.)
8p«tielle Koovergenzkxiterieii. 41
miÜiin sind die Glieder der Heihe 2]a^ Ton n — f» + 1 aogefimgen
kleiner als die mit a^ multiplizierten^ Glieder der geometrischen Reihe
]2?"; da diese wegen q<iX konvergiert^ so konvergiert auch S*n-
In dem Falle X> \ wähle man q derart, daß il > 9 > 1 ; soll
"^^ die ttber q liegende Grenze l haben^ so muß es ron einem 2^iger
m angefkngen beständig über q bleiben, also
sein; daraus folgt weiter •
Da also nunmehr die Glieder von S^n ^^" w = w -f 1 angefangen^
die mit a^ mnltipliziert^Bn Glieder der geometrischen Reihe ^q"* über-
treffen, diese aber wegen 5? > 1 divergiert, so divergiert auch S^«»
Der Fall, dafi "^- die Zahl 1 selbst zur Grenze hat, bleibt also
unentschieden.
Als erstes Beispiel diene die mittels der positiven Zahl « ge-
bildete Reihe
0
in ihr ist
»n""^f> "« + 1 .nH-3)!' a, ""w+l'
dieser Quotient läßt sich bei jedem a diurch Wahl v^on n beliebig klein
u
machen; es ist daher lim "^ ««i 0 < 1, die Reihe also bei jedem a
konvergent
Die Reihe
1
1
^-:+-i'+
^...
zeigt ein wesentlich anderes Verhalten;
in ihr ist
«.■
■ n '
^-+1 -f»4-i»
er
und da dieser Quotient a zur Grenze hat, so ist die Reihe nur dann
konvergent, wenn « < 1 ist; bei a > 1 divergiert sie, aber auch schon
bei a -> 1; wo sie zur harmonischen Reihe wird.
42 unendliche Reihen und Produkte. § S. Reihen mit pofitiyen Gliedern.
Keine Entscheidung ermöglicht das Kriterinm bei der Reihe
2 " Cp ^ ^)> ^* ^*®^ - • + 1 «, / '•^ \ die Grenze 1 hat. An anderer
Stelle ist aber bereits erkannt worden, daß diese Heihe bei p^\
diyergiert, bei p =- 2 konverp^ent ist.
4. Die beiden Beihen ^a^ und 2^*^> ^^ ^^^ der Voraus-
1 0
Setzung, daß die Glieder der erden niemals zuneJimen, gleichgeitig kon-
vergent^ bjntf, ditfergent.
Auß der Tatsache, daß äj > a, > o^ > • • • (statt > kann, jedoch
nicht durchwegs, auch ^ eintreten), folgen einerseits die Edationen:
2a, > «j 4- «8
4a^>a4 + a5 + ««'-f «t
aus denen sich durch Addition
0 1
ergibt; andererseits die Relationen:
a, <2a^
2a^ -= 2«^
4a4<2(cs4-«4)
die, indem man sie addiert, zn der Ungleichung
•IN
;^2'a,,<2^a, (B)
0 1
führen. Auf den beiden Seiten von (A) und (B^ stehen nun P&rtial-
summen der beiden za vergleichenden Reihen.
Ist S<*« konvergent, so folgt aus (B) die Konvergenz von 2^*^»»
und ist ^2*0^* konvergent, so schließt man aus (A) auf die Konver-
genz von v;«^
Ist 2»« divergent, so begründet (A) die Divergenz von S^'^h»'
und ist S-*^'*!» divergent, so ist es wegen (B) auch 2*«-
Spesielle KonTergenskriterien. 48
• 1
Mit Hilfe dieses Kriteriums kapn die iteihe J^^ endgiltig er-
ledigt werden. Es ist nämlich
eine geometrische Reihe mit dem Quotienten ^— ^^yJ *^^®*®''>****^^>
wenn ;> > 1 : —= 1, wenn j» »- 1; > 1, wenn /) < 1. Demnach ist die
geometrische Reihe und mit ihr zugleich die Reihe ^^ konrergent
bei j? > 1, divergent bei j> ^ 1.
Die unter 2, 3 und 4 nachgewiefienen Kriterien stammen von
A. Cauchy, dem Begrüpder der allgemeinen Reihentheorie.
§ 3. Reihen mit positiven und negativen Gliedern.
31. Absolut konvergente Reihen. Wenn von einer Reihe
mit positiven und negativen Gliedern gesprochen wird, so ist damit
gemeint, daß beide Arten von Gliedern durchgehend seien, d. h. dafi
es keine noch so ferne Stelle in der Reihe gibt, von der an nur mehr
Glieder eines Zeichens vorkommen.
Hebt man in einer solchen Reihe ^a^, in welcher die a, nun-
mehr relative reelle Zahlen sind, den Zeichenunterschied auf, bildet
OB
man mit andern Worten die Reihe ^ a, aus den absoluten Werten
1 "
der a^y so kann diese konvergent oder divergent sein.
Ist Sl^n konvergent, so ist es 2^« notwendig auch; denn
(27, 4) eine konvergente Reihe aus positiven Gliedern bleibt konver-
gent, wenn man bei einer durchlaufenden Folge von Gliedern das
Zeichen ändert.
Wie es sich in diesem Falle mit der Grenze der Reihe verhälfc,
darüber gibt der folgende Satz Aufschluß.
Siütjst sich die Konvergenz der Eeihe. ^^ auf die Konvergeng der
Beihe 2 ; a„ j, so ist ihre Grenze gleich der Summe der positiven Glieder
vermindert um die Summe der Absolutwerte der negativen Glieder und
unabhängig von der Anordnung der Glieder.
Die positiven Glieder von ^a^ in der Reihenfolge ihres Auf-
tretens seien
die absoluten Werte der negativen Glieder in gleicher Anordnung
44 Unendliche Reiben usw. §8. Beiben mit positiven imt) negativen Gliedern.
beide sind konvergent , denn jede besteht ans einer dvrchlanfendeii
Gliederfolge der konvergenten Reihe S-^«! (^} ^)
Eine Partialsumme s^ von i]a, stellt sich als Differenz einer be-
stimmten Partialsnmme t, von fl) und einer bestimmten Partial-
summe «^ von (2) dar, so daß
indem nun n unaufhörlich wächst^ nehmen anrrh a^ und ß^ ohne Unter-
laß voLj and t^ , u^ nähern sich den Summen (^ n der Reihen (1), (2)
als Grenzen; mithin hat .s^ die Zahl t—n znr Grenze- Damit ist die
erste Aussage des Satzes erwiesen.
Nimmt man in Va„ eine durchgehend« Umordnung der Glieder
vor, so erfahren auch die Keihen (1), (2; eine solche; da aber ihre
Grenzen dabei keine Änderung erleiden (29, 2), so behalt auch ^a^
die frühere Grenze s «*- ^ - u bei.
Einer Reihe von der hier in Rede stehenden Art kommt also der
Summencharakter zu, indem ihre Grenze von der Anordnung der
Glieder unabhängig ist; man spricht daher hier wie bei Reihen aus
positiven Gliedern von der Grenze als von der Summe der Reihe.
Vorläufig sollen Reihen dieses Verhaltens als ahsoltU konvergerU
bezeichnet werden.
32. Hichtabsolnt konvergente Reihen. Es handelt sich nun
um den Fall, daß eine Reihe ^a„ aus positiven und negativen Gliedern
nach Aufhebung des Zeichenunterschiedes divergent wird. Die ur-
sprüngliche Reihe selbst kann, wie sich zeigen wird, konvergent oder
divergent sein.
Zunächst ist unmittelbar einzusehen, daß 2i]l^iki ^ch^ divergent
sein kann, ohne daß wenigstens eine der Reihen (1), (2) divergent ist
Ist nur eine von ihnen divergent, z. B. (1), dann wird t^ größer
als jede beliebige Zahl, während u^ eine Grenze besitzt; somit wird
auch 8„ beliebig groß, die Reihe J^ a^ ist also in diesem Falle divergent.
Sind beide Reihen, (1) und (2), divergent, so übertreffisn i„ , u^
schließlich jede noch so große vorgegebene Zahl; ihr allmähliches An-
steigen hängt aber von der relativen Häufigkeit ab, mit der positive
und negative Glieder beim allmählichen Durchlaufen von S«, Auf-
treten; es ist ebensowohl denkbar, daß dieses Auftreten so gmgelt
ist, daß die Differenz t^ — Wy einer Grenze sich nähert, wie auch,
daß die Glieder des einen Vorzeichens den andern so vorauseüen,
daß i^ — u^^ dem Betrage nach größer wird als jede beliebige Zahl.
Ober alle diese Verhältnisse gibt der folgende Sati Aufschluß.
Die Oreme einer Reihe 2]a„ deren positive und negative Glieder
je für sich divergente Meihen bilden, hängt von der Anordnung der
TJabodiiigie und bedingte Koovergeiu. 45
Glieder ab upui kann durch lUgeUmg die$er Anordnung jeder bdiebigen
Zahl tjlekh gemacht werden, -
üin der lleihe ^a^ die (z. B. positive) Grenze G lü geben, nehm e
maa ron (1) eine solche Gliedergruppe
daß ihre Summe G übertrifft , daß dies aber schon nicht der Fall ist,
wenn man das letzte Glied der Gruppe fortläßt, so daß
hieran schließe man eine solche Gruppe aus (2),
daß Sa — 5y unter G sinkt, daß dies aber nicht mehr zutrifft, wenn
man das letzte Glied fortläßt, so daß
nun gehe man in der Reihe (l) wieder weiter um
V+i + %'+« + • • • + V "" *"
derart, daß G gerade noch überschritten wird, so daß
Sa — s^i-s'a — G<a^„^
und schließe daran so viel von (2):
l«/»/+iH-|«/#,'+>l + '-+ta^,.i-5?,
daß gerade noch
ö - («; - s^ -f «a -«?)<! a^^.. I
u. 8. f Auf diese Weise fortfahrend kommt man G beliebig nahe, da
eine gegen Null konvergierende Zahlenfolge bilden (26).
Die Partialmimmen Sa, Sa — 5j/, sä — «^ -f sä, s« — jj» -|- ««—*?,• •
oszillieren um G.
Da man G beliebig groß, d. h. größer als jede noch so große
Zahl festsetzen kann, so können aus ^a^ durch Giiedemmordnung
auch divergiftnte Reihen erzeugt werden.
Wahrend also die Konvergenz einer absolut konvergenten Reihe
eine unbedingte, von der Anordnung der Glieder unabhängige ist, wird
die Konvergenz einer nichtabsolut konvergenten Reihe durch die An-
ordnung der Glieder bedingt derart, daß mit der Anordnung die Grenze
sich ändert und unter Umständen unendlich wird.^)
1) Bei einigen spesiellen nichtabtolut konvergenten Reiben hatten tchon
A. Canohj (1883) nnd 6. Lejenne-Dirichlet (1887) dM eigentOmliehe Ver-
halten erkannt; den obigen «llgeneinen Satz hat aber ent B. Biemann anf-
gestellt und bewiesen (.1M7).
46 unendliche Reiben nsw. 1 8. Reiben mit potitiven und negfttifen Glledetn.
Man hat demnach die Reihen mit positiven und negativen Gliedern
in unbedingt und bedingt konvergente zu unterscheiden.
Den bedingt konvergenten Reihen geht der Summencharakter
ah; es ist daher korrekter, hei ihnen nur von einer Grenze statt von
einer Summe zu reden.
33. Alternierende Seihen. Von den lieihen mit positiven
und negativen Gliedern heißen diejenigen, in welchen auf ein positives
immer ein negatives Glied folgt^ und umgekehrt, alternierende Reihen.
Bei diesen gibt es einen Fall der Konvergenz, der an einem sehr ein-
fachen Kriterium zu erkennen ist; er ist durch den folgenden Satz
gekennzeichnet:
Wenn die Glieder einer alternierenden Heike dem Betrage nach
beständig abnehmen *) und überdies die unerläßliche Bedingung der Kon-
vergenz lima^-=0 erfüllen, so ist die BeUie konvergent.^)
J»ss»
Aus der abnehmenden Folge positiver Zahlen a^, a,, o,, • • • sei
die Reihe
m
2{- ir~'«.= «1 - ^,+ «8- «4+ • • ••
gebildet.
Die Beziehungen
«ln + 1 - («1 - «j) + («3 -«*) + ••• 4- (rt,„_i - «,,) H- (Hn^i
lehren, daß die ungeraden Partialsummen s^, 5,, s^y • • • eine ab-
nehmende Folge positiver Zahlen bilden, die notwendig eine Grenze,
lim6-,,+i, hat.
Die Beziehungen
zeigen, daß die geraden Partialsummen 8^, s^, s^^ -- - eine Bunehmende
Folge positiver Zahlen bilden, die jedoch unter der Zahl a^ bleiben,
mithin notwendig eine Grenze, limS|,, besitzen.
Da aber
90 sinkt der Unterschied ^s,^.! — ^t«** ^tn-f i ™^^ wachBeudem n onter
jede noch so kleine Zahl, ^.^| und s,^ haben also nicht reraehiedene,
fiondem eine und dieselbe Grenze 5, die auch der Reihe ^(— 1)""*«,
angehört
1) Oder wenigtiens von einer Rtelle ab niemals snnebmen.
t) Dieses Kriierium hat Leibnis schon 1714 nachgewiesen.
Alternieren de Reihen. 47
Zugleich geht aus der Betrachtung hervor, daß
für jedee n; da femer allgemein
r. ^ (- lr(».+i - («.+1 - a.+t) ),
80 ist : r„ I = i ^ — s^ I < I a,^j |, d. h. nimmt man itatt 8 eine Partial-
summe s^, so ist der begangene Fehler dem Betrage nach kleiner ala
dos dem letztbehaltenen folgende Glied.
34. Beispiele. Die Ergebnisse der Untersuchungen der beiden
letzten Artikel mögen nun an einigen Beispielen erläutert werden.
1. Die alternierende Reihe
1
ist nnbedingt konvergent, weil die Reihe der absoluten Gliederwerte
konvergent ist (30, 4.).
2. Die alternierende Reihe
1
ist nach dem Kriterium 33 konvergent, aber nur vermöge der Glieder-
anordnung, weil die Reihe aus den absoluten Gliederwerten divergfiert.
Ordnet man die Glieder nach irgend einem Prinzip um, so ist
die Konvergenz schon fraglich, und besteht sie noch, so ist die Grenze
eine andere.
Es soll dies für die folgende Anordnung gezeigt werden:
Die Partialsumme von 4n Gliedern der ersten Anordnung ist
•^-(l-T + T-T) + (i-i-+f-i) + -
. / 1 L_ + — ! -i-V
~V«I» — S tH — t~iH — l 4»/'
dBe Partialsumme von 3» Gliedern der zweiten Anordnung
mithin igt
*»•-"♦•- (t - t) + (t - t) + ••■+ (sj^ - A)
d. L , _i^
48 Unendliche Reiben niw. §8. Reihen mit pofitiven und negativen Gliedern.
nun hat ^^ ebenso wie s^^ die Gh'enze s der Reihe iu der ersten An-
ordnung; folglich hat s^n die Grenze -z s, und dies ist die Grenze der
Reibe in der zweiten Anordnung. Durch die Umordnnng, die die
positiven Glieder yoraneilen macht , hat sich also die Grenze um die
Hälfte ihres ursprünglichen Betrages erhöht.
3. Die Reihe
1
erfiillt bei jedem p > 0 die Konvergenzbedingung des vorigen Artikels ;
absolut und daher unbedingt konvergent ist sie nur beip>l, da-
gegen bei p < 1 nur bedingt konvergent, weil dann ^ -^ divergiert
(80, 4).
Diesen letzten Fall im Auge behaltend werde die Reihe um-
geordnet in
3^ 2' 6" 7" 4"
Die Partialsumme $^^ der ersten Anordnung und die Portialsumme 5««
der zweiten Anordnung umfassen folgende Glieder:
«In- 1 - .^- + _- ~ - 4- ... 4-
t^ 8' 4' (2n — 1)' (Sn;"
- J 1^ 1 1 1_^
^'" "" "^8" jF "^ ' • ' + (4n-. i)P "^ (4n -T)' (tu)*'
in den negativen Gliedern stimmen sie überein, in den positiven gebt
die zweite um die Glieder von bis , deren Anzahl n
(2114-1)' (411-1)''
ist, weiter; folglich ist
(2n+l)' (2n + 8)'' ^ (^n-l)''
Terkleinert man die rechte Seite dadurch, daß man alle Glieder einzeln
dureh — ^ ersetzt, so ergibt sich, daß
wagen 0 < p < 1 wächst aber «*•' mit n Über jede noch so große
Zahl hinaus, und da s^^ eine bestimmte Grenze hat, so wird $%, not-
wendig über jedes Maß groß. Die umgeordnet«» Reihe ist also divergent
§ 4. Unendliche Pr#dakte.
85. Begriff d«r Xonvergens und Dlvargeni. Wie die
Addition, so kann auch die Multiplikation wegen ihres kommutativen
Charakters auf beliebig viele, alfo aneh auf unbeschränkt viele Zahlen
Allgemein« KonvtcgentbfMiiQgujifea unendlicher Produkte. 49
angeweDilet werden. Einem solchen miendlichen Produkt^) gegenüber
entsteht wieder die Frage, wann BByine bestimmte Zahl darstellt
Aus der unbegrenzt fortsetzbaren Folge positiver Zahlen a^, a^,
o,, • • • werde nach der Vorschrift
Pi - «1
eine neue Folge p^, |>,, p,, •• •, kurz (pj, gebildet.
ist diese neue Folge konvergent , ohne jedoch eine Elementar-
reihe zu sein, so daß also ihre Grenze eine von Null verschiedene Zahl p
ist, so bezeichnet man das unendliche Produkt
OB
aia^rij..., kurz //a., (2)
ebenfalls als hofivcrgevü und p =» limp, als seine Grenze, seinen Wert.
In jedem andern Fall heißt das Produkt divergent.
Wenn vorausgesetzt wurde, daß alle Faktoren positiy seien, so
hat dies in folgender Erwägung seinen Grund. Negative Faktoren
dürften nur in }>e3chränkter Anzahl vorbanden sein, weil nur dann
das Produkt ein bestimmtes Vorzeichen erhält j hat man dieses einmal
bestimmt, so kommt es nur mehr auf den absoluten Wert des Pro-
duktes an.
Es kann aaf den ersten Blick befremden, daß man die Grenze
Null bei der Konvergenz ausschließt und Produkte mit dieser Grenze
zu den divergenten zählt. Hält man daran fest, daß keiner der
Faktoren a^ Null sein soll, so weist ein gegen Null konvergierendes
Produkt die Anomalie auf, den Wert Null zu haben, ohne daß einer
der Faktoren Null ist. Dies der Grund, warum solche Produkte zu
den divergenten gezahlt werden.
Die allgemeine Bedingung für die Konvergenz des Produkte^ //a,
ist identisch mit der Bedingung für die Konvergenz der Zahlenfolge (pj,
(2Ä), mit dem Zusätze, daß p^ nicht beliebig klein werden darf; sie
läßt sich also durch die Ansätze ausdrücken:
die erste Ungleichung muß bei gegebenem s für ein hinreichend
großes n bei jedem r stattfinden; in der zweiten bedeutet g eine
1) Unendliche Produkte sind fast gleichseitig mit den unendliehen Reihen
in der Literatur aufj^treien; das erste uoendliehe Produkt findet sieh (169S)
bei P. Vieta.
Os«b«r, Höhere HathtmaiUc. t.Aiifl ^
50 Unendliche Reihen und Produkte, f 4. unendliche Produlclf .
positive Zahl. ÜDabhängig von dieaer kann man (3) Änrcb die einzige
Forderung
ersetzen.
Auf den Fall r » 1 angewendet führt dies zu dem Ansätze
welcher besagt, daß die Faktoren eines konvergenten Produkts schließ-
lich um beliebig wenig von der Einheit, dem Modul der Multipli-
kation, verschieden sind, analog wie sich die Glieder einer konvergenten
Reihe schließlich beliebig wenig von Null, dem Modul der Addition,
unterscheiden.
Schreibt man, von der Beziehung (4) Gehntuch machend, die Fak-
toren a, in der Form 1 + «„? das Produkt also in der Form U{1 + «»)y
80 drückt sich nunmehr die zur Konvergenz notwendige Bedingung
dahin aus, daß die Zahlenfolge ctj, c^, er,, ••• eine Flementarreihe,
d. h. lima,= 0 sein müsse; hinreichend aber ist diese Bedingung
HS OB
nicht. Die Bedingung (3*) stellt sich jetzfc in der Form
j]7(i + «,)-i|<* (3**)
dar; Uil -r «,) nennt man eiii Restprodukt, für r «= oc wird es zu
dem Restprodukt, das zum Patiialprodukt p^ gehört.
CO
Ein unendliches Produkt //(l + cf«) führt zu der unendlichen
1
Reihe ^log(l + « J ^®'' Logarithmen seiner Faktoren; Konvergenz
oder Divergenz des einen Gebildes zieht notwendig die analoge Eigen-
schaft des andern nach sich.
86. Konverfenikriterien. Sind in dem« Produkt /7(1 + cj
alle «^ > 0, so sind ülle Faktoren unechte Brüche, der Wert de«
Produkts, wenn es konvergiert, wird selbst auch > 1 sein, im andern
Fall ist er unendlich.
Sind alle a, < 0, also alle Faktoren echte Brüche, so wird bei
einem konvergenten Produkt dessen Wert selbst auch < 1 sein; im
andern Falle ist er Null
Gibt 68 positive und negative a^ in unbegrenzter Anzahl, so kann
jeder der unterschiedenen Fälle eintreten.
Spesielle KoovergeiukziterieB. 51
Näheres hierüber lehren die folgenden Sätse:
1. Sind aUe^ «» > 0, so ist das Produkt JJ{\ + aj konvergent,
0»
wenn die Reihe JS^m konvergiert^ und seine Greme dann unabhämgig
von der Anordnung der Fcüctoren; hingegen divergent und sein Wert oo,
wetm die Beihe divergiert.
Aus der Entwicklaug des Restprodakts
77(1 + «,) - 1 + «,+, + «,+, -f • • • -h «.+,+ Ä,
«+1
worin 5 die Summe der Produkte der a zu zweien ^ dreien, • • • ver-
tritty geht herror, daß
•+
77(1 + «.) - 1 > ««+1 + ««+t + • • • + «•+,;
«+1
OD
ist nun die Reihe ^ a^ divergent, so kann die rechtsstehende Snmme
i
durch Wahl von n und r beliebig groß gemacht werden, die Be-
dingung (3**) ist also nicht erfüllt; da femer p^ mit n wächst, so
ißt p = oc .
Ist hingegen ^(r, konvergent, so kann zu dem positiven echten
Bruch $ ein hinreichend großes n derart bestimmt werden, daß bei
beliebigem r
sei; das hat zur Folge, daß für die in S enthaltenen Produktsammen
Sff S^y ' ' ' S^ Ton 2; 3, • • r Faktoren folgende Beziehungen bestehen.
^S< («. + ! + ... 4 «. + ,)»<?•
weil die Potenzen außer den gedachten Produktsummen noch andere
positive Glieder umfassen. Demnach ist jetzt
JJ (1 + «,)- 1<3 + 9*+ . . . + ?'- Bf-- < ,i-,;
wählt man also q derart, daß j-£- < £, wozu nötig ist, daß q < jq^
genommen werde, so wird auch
}7(1 + «,)-!<*;
die Konvergenzbedingnng ist also tatsächlich erfüllt
4*
52 Unendliche Reihen und Produkte. § 4. Unendliche Produkte.
Da die konvergente Reihe aus den Logarithmen der Faktoren,
^log(l -h a„), im gegenwärtigen Falle ans lauter positiven Gliedern
besteht und darum unbedingt konvergent ist, so gilt die gleiche
Aussage fQr das Produkt; es kommt ihm die kommutative Eigen-
schaft des endlichen Produkts zu.
2. Sind alle u^ > 0, ao ist das Produkt IJ(\ — aj konvergent,
wenn die Beihe 2^n konvergiert ^ und seine Grenze dann unabhängig
von der Anordnung der Faktoren; hingegen divergent und sein Werl
Null, wenn die Reihe divergiert.
Wegen 1 ~ «„ - -j-r-*- < j^— ist auch
p„<-f-^ — -,
divergiert nun ^a„, so wächst der Nenner rechts über jeden Betrag,
folglich wirdjfj,, mit wachsendem n beliebig klein, also ist j9 = lirap„=-0.
Mit den vorhin benutzten Bezeichnungen ist jetzt das entwickelte
Restprodukt
« + i
und wenn ^cc^ konvergiert^ kann n so gewählt werden, daß
<^ii+i H" ^n-^i -f . . . H- cc^+r < </ < 1 ist; dann wird aber
1- 17(1 ~^^)<^ + «' + - •• + «'• =-S<r^^<^'
«+1 ^ ^
wenn q < t-t— genommen wird. Die Konvergenzbedingung fQr
/7(1 — aJ ist also erfüllt; die Unabhängigkeit des Wertes von der
Anordnung der Faktoren ergibt sich durch denselben Schluß wie vorhin.
3. Sind dir. a^ teils positiv, teils negativ, beides in unbescJiränkier
30
uiniahl, so ist das Produkt // (1 + « J konvergent und sein Wert un-
abhängig von der Anordnung der Faktoren, wenn die Reihe 2^% ****
bedingt, d. h. vermöge der Konvergeng von ^ !««', konvergiert
Das Portialprodukt p^ wird jetzt rum Teil aus Faktoren von der
Form 1 -f a^, zum Teil aus Faktoren der Form \ — a^ bestehen; ihre
Anzalilen seien n, n\ ihre Produkte p^,, p]^..; dann ist
p.'K-pi-
Spezielle KonxtrgentkriierieB. 58
Weil nun bei der vorausgesetzten Konvergenz von ^ u^ \ die beiden
^tf, und^of^ konvergent sind (31), so streben i>«', p»* bestimmten
von der Faktorenanordnung unabhängigen Grenzen p\ p" zu, daher
besitzt auch p^ eine von der Reihenfolge der Faktoren unabhängige
Grenze p, nämlich p ^ p p".
Anmerkunff. Bei bloß bedingter Konvergenz der Reihe ^ä,
kann das Produkt //O + a,.) konvergent oder divergent sein; doch
ist Konvergenz aus der bloßen Konvergenz von ^ft. nicht zu er-
schließen; findet sie aber wirklich statt, so ist sie auch eine bedingte
in dem Sinne, daß der Wert des Produktes von der Anordnung der
Faktoren abhängt und durch deren entsprechende Regelung jeder be-
liebig angenommenen Zahl gleich gemacht werden kann. Auf solche
Produkte soll hier nicht eingegangen werden.
37. Beispiele, l. Das Produkt
^a + ^'^) -= (1 + *) (l + /:») (1 + **) . . •
0
ist konvergent, wenn die Reihe
konvergiert: vergleicht man si« mit der geometrischen Reibe k-^J^
-f Ä:' + A^ -f . . ., die bei fc | < 1 konvergent ist, so erkennt maa
(30, 1.), daß unter der gleichen Voraussetzung auch 2^** "^*^ ^^
mit auch das vorgelegte Produkt konvergiert.
Das Partialprodukt^j
p.^t = (1 + fö (1 + ^^) (1 + **)••• (1 + ^•*")
= 1 4 ^- + Ä^ + • • • + A-» ^ - > » VlTT—
konvergiert denn auch tatsächK^h, wenn | ^ < 1, gfegen die Grenze
1
2. Die Produkte
17 (^-»^-(^-^^^-^(^-i)-
1) Von der Richtigkeit d«r Entwicklang überzeagt m*n sieb durch die
Erwägung, daß « -|- 1 Binome tatsächlich ein Produkt rub «*+* Gliedern gebeo,
wenn, wie hier, Rednkttonen anegesohloMett iiDd.
54 Unendliche Reiben and Prodnkte. § 4. Unendliche Produkte.
L^l
sind divergent, weil es die Reihe ^ - ist; das erste divergiert gegen
CO, dtts zwwte gegen 0 (voranegesetzt, daß k > 0).
Das Produkt
»-1,
hingegen ist konvergent; die Aussage kann aber nicht durch den
Hinwei» auf die Konvergeuz der Reihe ^^---^ begründet werden,
weil diese zu konvergieren aufhört, wenn man den Zeichenwechsel
aufhebt. Faßt man aber die Faktoren zusammen, so kommt man zu
dem Produkt
(i+-*r:f)(i+-\-^*)(i+\^n-.
das konvergent iit, weil die Reihe r-;-; + .- -^ + .^ ^ . . . konrer-
giert (30; 27, 3).
*t H ß R 7 T
3. Da« Produkt - v - « ^ ^ • • • '1 lautet in der normalen Form
2 4 4 o 0 o '
Die Reihe ^ — v + v — ^^ + • • • ist wohl konvergent nach 33, hört
aber auf es zu sein, wenn man den Zeichenwechsel aufhebt, denn die
Divergenz von 1 + ^ + « -f • • • hat auch die Divergenz von « -h j
1 12 3
-f- _ -j. . . . und von • + 4 + g + • zur Folge. Faßt man jedoch
die Faktoren paarweise zusammen, so entsteht das gleichwertige Produkt
und dieses konrergiert, weil die Reihe .- z -f* ^Tä + j~ 4 + • • • kon-
vergent ist (28, I, 1.); erst hieraus ergibt sich die Konvergenz des
obigen Produkts.
4. Das Produkt ~ » * ^J^-J • ^ t ^ • • läßt sich auf die Form bringen:
in der man seine Divergenz sogleich erkennt aus der bekannten Di-
vergenz von 2 6--J:h (^' 2)-
1) Dietet Produkt, denen Wert die Zahl i- ist, hat J. Wallis (1666) aU
«nter aufgestellt und anch sehon seine Konvergenx bewiesen.
Gnmdvontoliangen des Fanktionsbeghff«. 55
5. Das Produkt
(■-/4)('+vi)(i-Vi)(j+n)-
ist divergent, wiewohl die lieihe - }/]- + j/^ - ]/[ 4 |/ *
konvergiert (bedingt); man erkennt dies nach paarweiser Zusammen-
fassung der Faktoren an der Divergenz der Reihe ^ -f- -L -f * -f. . . .
2 8 4
in. Abschnitt.
Der Funktionsbegriff.
§ 1. Funktioiien einer nnd mehrerer Variablen.
38. Grandvorstelluiigen, auf welchen der Fnnktioiuh
begriir beruht. Mit der Einführung der Buchbiahen als Zvirhen für
Zahlet!, war einer der bedeutsamsten Schritte in der Entwicklung der
Mathematik getan.
Bei einem arithiüetischen Ausdruck, dessen Elemente besondere
Zahlen sind, ist das Interesse auf die Ausführung der vorgeschriebenen
Rechenoperationen gerichtet und mit der Auffindung des Resultates
erschöpft.
Sind hingegen die Rechenelemente durch Buchstaben vertreten,
dann wendet sich das Interesse der Zusammensetzung des Ausdrucks
durch Rechenoperationen zu, und es treten neue Vorstellungen auf:
die Vorstellungen der Veränderlichkeit, der Abhängigkeit, der Zu-
ordnung.
Indem man sich denkt ^ daß einzelnen oder allen durch Buch-
staben vertretenen Rechenelementen andere und wieder andere Weite
erteilt werden, kommt man von dem Begriff der festen Zahl zur Vor-
stellung der veränderlichen Gfröße oder der Variablen.
Das Resultat, der Wert des Ausdrucks, wird dabei im allgemeinen
auch jedesmal ein anderes, es erhält auch den Charakter der Variabilität.
Es ist erst dann bestimmt, wenn man den variabel gedachten
Rechenelementen bestimmte Werte beigelegt hat, es ist also von
diesen Werten abhängig.
Der Ausdruck wird mit einem Male zu einem Gegenstand der
Untersuchung, indem mau der Zuordnung zwischen den Werten der
variablen Rechenelemente und dem Werte des Ausdrucks seine Auf-
merksamkeit zuwendet.
Die Vorstellungen der Variabilität, der Abhängigkeit und der
Zuordnung bilden die Grundlage des Funktionsbet^ffs, dar die ganze
Mathematik beherrscht. Durch seine Schaffung ist sie fähig geworden,
^JC
50 Der FunktionsbegrifT. | 1. FnnktioxieQ einer und mehrerer Variablen.
dem Wechsel der Erscheinongen, die ans umgeben, au folgen. War,
80 lauge man nur mit festen Zahlen operierte, nur die mathematische
Beschreibung einzelrier Zustände möglich, so setzt uns der Funktions-
begriff in den Staiul, den ganzen Verlauf einer Erscheinung mathe-
mathisch zu fassen.
In seiner einfachsten Form trat der Funktionsbegriff auf, als
Fermat und Descartes die Methode der arithmetischen Behandlung
geometrischer Linien einführten. Durch die
Beziehung einer gesetzmüßig erzeugten Linie
auf ein rechtwinkliges Koordinatensystem
XOY, Fig. 7, ist jedem ihrer Punkte, wie 3f,
ein Zahlenpaar x, y zugeordnet, x die Maßzahl
der Abszisse OP, y die Maßzahl der Ordinate
OQ bezüglich einer festgesetzten Längenein-
heit OE.
^«^ '• Sobald X als veränderlich angesehen wird,
nimmt auch y den Charakter der Variabilität an, und der Wert von y
ist abhängig von dem Werte des x; die Kurve vermittelt die Zu-
ordnung der Werte von x und y.
Was die Linie geometrisch leistet, kann eine Gleickwig zwischen
X und y arithmetisch bewirken; erteilt mau in ihr dem x nach und
nach verschiedene Werte, so liefert die Auflösung der Gleichung die
zugeordneten Werte von y.
Dem Anscheine nacli wäre die geometrische Darstellung des
Zusammenhangs der arithmetischen überlegen, weil sie sozusagen
mit einem Schlag den ganzen Verlauf der Zuordnung überblicken
läßt. Aber selbst abgesehen davon, daß alles Anschauliclie nur ein
angenähertes Bild des innerlich Gedachten zu geben imstande ist, wird
•ich bald die Überlegenheit der arithmetischen Darstellung in allen
Belangen herausstellen.
39. Funktionen einer Variablen. L Es sei f{x) ein durch
arithmetische Operationen gebildeter Ausdruck, der außer festen oder
festzusetzenden Zahlen — Konstanten — die Variable x enthält; sein
von X abhängiger Wert heiße y\ dann drückt der Ansatz
V-fis) (1)
die Zuordnung zwischen x und y aus. Man nennt y eine FunViUfm^
1) Dm ertie Auftreten dea Wortes fwM:iio in der Bedeutung der Abhängig-
keit, »Uerdingf noch in geometriichem Sinne, ist bei Leibnis (1692) nach-
gfwioeen. Die erste Definition im heutigen Sinne gab (1718. Johaon Bernoulli,
£r erkannte auoh schon die Notwendigkeit allgemeiner Funktionsbeseichnungen,
und vor Mitte des 18. Jahrhunderte wurden »olche fast gleicbxeitig (1786) von
Clairaut und (1740) von L. Ealer vorgeschlagen; von letzterem stammt die
typisch gewordene Schreibweise /(«).
Funktionen einer Variablen. 57
TOB Xy und insbesondere eine Funktion der redien VeuriaNf^ x, wenn
man dieser nur reelle Werte anzunelu^ien getitattet; weiten eine redh
Function dieser Variablen, wenn sie nor reelle Werte annimmt, oder
wenn man nur solche zuläßt; femer eine eindeuHge FunItHony wenn
nur eindeutige Operationen in dem Ausdruck vertreten sind oder im
andern Fülle eine solche Festsetzung getrofifen ist^ daß zu jedem (oder
jfcilein zulässigen) Werte von x nur ein Wert von y gehört.
Den Inbegriff der Werte, welche der Variftblen x anzunehmen
gestattet sind, nennt man ihren Bereich oder ihr Gelnet. Sind es aUe
reellen Werte von a angefangen bis zu dem größeren 6, so nennt
man x steHg mriabcl in dem abgescldossenen Iniervall (o, h\ in Zeichen:
a <^x <ih; bei Ausschluß der Werte a, b schreibt man a <ix <b und
nennt das Intervall ein nicht abgeschlossenes. Gibt es fQr x einen
kleinsten Wert a, aber keinen größten, so deutet man das Interval]
durch {q, oc) an; gibt es einen größten Wert ^>, aber keinen (alge-
braisch) kleinsten, so achreibt mau das Intervall (— oo, ^); gibt es
weder einen größten, noch einen kleinsten Wert, so nennt man x
unbeschränkt variabel und notiert das Intervall mit (— «x., ot/).
Ist X nicht aller, sondern nur bestimmt qualifizierter Werte
fähig, so heißt es eine unstetige Variable. Durch die Aussage, n be-
deute eine ganze Zahl, ist n als unstetige Variable definiert, deren
Bereich die Reihe der positiven und negativen ganzen Zahlen ist;
ebenso ist x eine unstetige Variable, wenn vorgeschrieben ist, daß es
etwa nur alle rationalen oder alle irrationalen Zahlen innerhalb ge-
wisser Grenzen oder ohne weitere Beschränkung als Wert annehmen
dÜTfe -
Die folgenden Beispiele werden zur Klarung und Festigung der
verstehenden Begriffe beitragen.
1. y === 3x*~ 2x -{- l ist eine von Natur aus eindeutige reeDe
Funktion der reellen Variablen x i» dem Bereich (— cx>, oo).
2. y ^ yi — x^ ist mit der Festsetzung, daß der positive Wert
der Wurzel zu nehmen sei, eine eindeutige Funktion, eine reelle nur
dann, wenn man die Variable x auf das abgeschlossene Intervall ( — 1,1)
beschrankt; außerhalb desselben wird y imaginär.
3. y = ist bei derselben Festsetzung eine eindeutige Funk-
tion; aber die Variable muß hier auf das nicht abgeschlossene Inter-
vall — 1 < ir < 1 beschrankt werden, weil 0 als Divisor nicht zu-
lässig ist.
4. y ^y^x ist bei Beschränkung auf positive Werte der Wurzel
eindeutige reelle Funktion in dem Intervall 0 < ar < c».
5. y SS — ist bei der gleichen Beschraukung eine ebensolche
Funktion, aber nur in dem Bereich 0 < x < oo.
58 ^^ FunktioDsbegriff. § 1. Funktionen einer und mehrerer Variftbleu.
6. P ^ n] ist eine Funktion der unstetigen Variablen n, deren
Gebiet die Reibe der natürlichen Zahlen ist.
II. Der Funktionsbegriif in der eben erörterten Form, geknüpft
an das Vorbandensein eines arithmetischen, die Variable x enthaltenden
Ausdrucks, war lange Zeit hindurch herrschend, nachdem ihn Euler
zur Grundlage einer Funktionentheorie gemacht hatte. Die weitere
Entwicklung der Mathematik und ihre fortschreitende Anwendung auf
die Darstellung der Naturerscheinungen yeranlaßte aber eine Er-
weiterung, die von der Existenz eines arithmetischen Ausdrucks ab-
sieht und das Hauptgewicht legt auf den Gedanken der Zuordnung.
So hat denn Dirichlet in der allgemeinsten Weise y als eine Funktion
von X in dem Intervall (a,h) definiert yUcenn jedem Werte von x aus
diesem Intervall ein und nur ein bestimmter Wert von y zugeordnet ist.
Benutzt man als symbolischen Ausdruck dieser Definition auch
wieder den Ansatz (1), so besteht der Unterschied in der Deutung
dieses Ansatzes in folgendem: Früher vertrat das Funktiotiszeichen /
einen bestimmten Komplex von Rechenoperationen, die unter Einbe-
ziehung von X ausgeführt werden, jetzt vertritt es ein Zuordnung^-
gesetz'^ denn nur ein Gesetz ist imstande, die Gesamtheit der Zuord-
nungen zu regeln.
Unter diesen allgemeinen Funktionsbegriff fallen nicht bloß die
arithmetisch definierten Funktionen unter I, sondern auch Funktionen,
die abteilungsweise durch verschiedene arithmetische Ausdrücke ge-
geben sind; es fallen darunter ferner die trigonometrischen Funktionen
auf Grund ihrer geometrischen Erklärung, wiewohl diese noch keine
Rechenvorscbrift an die Hand gibt, nach der zu einem beli^igen
Winkel der Sinus, Kosinus usw. berechnet werden kann.
Die Frage, ob jedem Zuordnungsgesetz auch eine arithmetische
oder allgemeiner eine analytische Darstellung entspricht, läßt eine ab-
schließende Antwort nicht zu; man kann nur darauf hinweisen, daß
es gelungen ist, auch sehr komplizierte Zuordnungen analytisch aus-
zudrücken.
Während bei einer durch einen Ausdruck gegebenen Funktion
der Bereich der Variablen x aus dem Bau dieses Ausdrucks zu er-
schließen ist, wird bei allgemeineren Definitionen zumeist der Bereich
vorher bezeichnet, für den die Definition gelten soll.
Zur näheren Erläuterung folgen wieder einige Beispiele.
1. In dem Intervall — 1 < ^ ^ 1 sei fix) durch folgende Fest-
setzungen definiert:
/•(a:)-|i.l, 80 lange -l<a;;gO
f(x) - — ^ + 1, so lange 0 < « < 1.
Wir haben es hier mit einer abschnittweise arithmetisch definierten
Diriohlets Fanktionsbegrlff. 59
Funktion za ton, die außerhalb des InteiralU (— 1,1) nicht existiert;
Fig. 8. ;
2. Unter sj^n x üies „signum Tf'') soll jene Funktion Terstanden
werden, die für jedes negative x^) den Wert — 1, für jedes positire
X den Wert 1, ftlr ic = 0 den Wert 0 hat, so daß also
- 1 für - 00 < a- < 0
sgn x=- 0 „ X =- 0
1 „ 0<a:<oo
r
«
/
fi .
— /
Fig. "d.
Ihr Bild, Fig. 9, besteht aus zwei zu X'X parallelen Geraden,
die beliebig nahe, aber nicht bis an YY' herantreten, und aus dfin
Punkte 0.
Die Funktion gestattet eine analytische Darstellung, sobald man
den Grenzbegriff in einer Funktionserklärung zuläßt; so ist z. B.
sgn X
lim -~z=z
n=xVl +
wenn die Wurzel mit ihrem absoluten Wert genommen wird: in der
Tat, mit beständig wachsendem n ttöhert sich der Nenner der Zahl
nx\y der Bruch also der Zahl — 1 oder 1, je nachdem der Wert von
X negativ oder positiv ist; für a; = 0 wird aber der Ausdruck 0.
3. In dem unbeschränkten Gebiet der reellen Zahlen sei f(x) der-
art festgesetzt, daß es für jeden rationalen Wert von x Null und für
jeden irrationalen Wert 1 sein soll. Von dieser Funktion läßt sidi
ein völlig zutreffendes anschauliches Bild nicht geben, weil sich nicht
überblicken läßt, zu welchen Punkten einer Geraden nach Annahme
des Nullpunktes und der Einheitsstrecke rationale, zu welchen irratio-
nale Zahlen gehören; das augenfällige Bild besteht aus der Achse X'X
und aus einer zu ihr parallelen Geraden im Abstände 1. Hingegen
läßt sich die Funktion trotz ihrer komplizierten Natar bei Zuziehung
des Grenzbegriffs analytisch darstellen, so beispielsweise durch
f (x) *- lim sgn(sin*Ä:!3ra:);
k=:»
denn, ist x rational, so wird kl in seinem Wachstum schließlich immer
so groß werden, daß k\x eine ganze Zahl, k\nx also ein Vielfaches
1) Abgekürzte Ausdnicksweise für Jeden negaÜTen Wert von x"'.
60 l)er FunktionsbegrüF. | 1. Funktionen einer und mehrerer Variablen.
von ff wird und bleibt, wenn li noch weiter zunimmt; sgn 0 ist aber
0; bei irrationalem x tritt aber dieser Fall nie ein, sin k\xx behält
immer einen von Null verschiedenen, das Quadrat einen positiven
Wert, dessen sgn- Wert 1 ist.
4. In dem Intervall — 1 < ^ ^ 1 wi
f{x) durch I X \ definiert. Das geometrische
/i Bild dieser Funktion besteht in den begrenzten
/ \f Schenkeln eines rechten Winkels, Fig. 10. Mit
^ I Hilfe von sgn x kann diese Funktion auch durch
* fix) =-- X sgn X, — 1 < o: < 1
xiy. xO.
dargestellt werden.
5. Die durch das Potenzsymbol a* ausgedrückte Zahl kann nur
dann eine durchwegs reelle Funktion darstellen, wenn a > 0 ist. Für
ganze Werte von x ergibt sich die Eindeutigkeit aus dem primären
Potenzbegriff; für gebrochene x ist a' durch den erweiterten Potenz-
begriff (16) bestimmt und eindeutig, sofern man den einzigen posi-
tiven Wert der Wurzel meint. Ist endlich x eine irrationale Zahl
und {x^^ x^f x^j ' ' ') eine sie definierende Fundamentalreihe, so ist
auch (a*o, a*i, «*>, . . .) eine Fundamentalreihe ^), und unter a* soll die
ihr zugeordnete Zahl verstanden sein.
Mit diesen Festsetzungen ist also f(x) — a' eine eindeutige reelle
Funktion von x und wird Exponentialfunktion genannt.
UI. Die angewandten Gebiete führen zu empiriscJien Funktions-
bestimmungen, die aber nicht als Funktionsdefinitionen in dem bis-
herigen strengen Sinne gelten können. So fehlt es- einer graphisch,
durch einen Liuienzug gegebenen Funktion an der notwendigen Be-
stimmtheity indem die zu einer scharf bestimmten Abszisse gehörige
Ordinate innerhalb gewisser Grenzen unbestimmt bleibt; statt einer
Funktion ist ein Funktionsstreifen gegeben. Einer tabellarisch, durch
eine Auswahl zugeordneter Wertepaare, dargestellten Funktion mangelt
1) Um dies zu erweisen, machen wir die bestimmte Annahme, ee nei a >> 1
und die^ Fnndamentalreihe U ) monoton znnebmend. Abdann läfit sieh n ohne
Rflcksicht axit' p HO wühlen, daO x — x < *-, wobei v eine beliebig grofte
natürliche Zahl bedeutet; daraas foli^t fnr solche n die Beziehung
a'" +' - a" - a^ia" +'"•* -- 1) < «'*(a^ - 1).
Au« der fflr positi?e d geltenden Relation (28) (1 -f ^*'>'l 4- tr Vergibt sieh aber
(1 -f- v^^ << 1 -f ^; ersetzt man hier l-\- vS durch a, so kommt man zu der Be-
ziehung a ' — l < • r" ^, mit welcher sohliefllich a*"'*''— a^'^<a''* ^^^^^ wird;
daraus geht aber herror, daß tats&chlioh o^"*"' — a'" durch Wahl von n beliebig
klein gemacht werden kann.
Fünkiio]i6B sweier und mehrerer VariAblen.
61
die Voüstündigheitf indem fQr andere als die in der Tafel Torkommenden
X eine Angabe nicht vorliegt.
Wenn hingegen von einer analytisch erklärten Fonktion ein
graphisches Bild angefertigt wird, so geschieht es^ um Ton ihrem
ganzen Verlauf eine Vorstellung zu geben. Und wird Ton einer arith-
metiscli definierten Funktion eine TabeUe entworfen, so hat dies den
Zweck, häutig auftretende Rechnungen mit speziellen Werten der
Funktion zu erleichtem; eine solche Tabelle euthalt übrigens zumeist
nicht strenge, sondern innerhalb vorgezeichneter Grenzen angenäherte
Fun ktionfl werte.
40. Funktionen zweier und mehrerer Variablen. I. Es seien
Xf y zwei von einander unabhängige reelle stetige Variablen; durch
das Wort ,,unabhängig'' soll gesagt sein, daß der einzelne Wert, den
man einer von ihnen beilegt, nicht beeinflußt ist von dem Wert, den
man der andern erteilt hat Der Inbegriff aller Wertverbindungen,
deren a:, y fähig sein sollen, bildet den Bereich oder das Gebiet dieser
beiden Variablen; eine einzelne dieser Wertverbindungen, x yy soll als
Tunkt oder Stelle des Bereiches bezeichnet werden.
Diese Ausdrucksweise erhält eine anschauliche Grundlage, wenn
man x^ y als Abszisse und Ordinate eines Punktes M, bezogen auf
ein rechtwinkliges Koordinatensystem XOF, Fig. 11, auffaßt. Der
Bereich ist dann durch einea bestimmt umschriebenen Teil der Ebeue
oder auch durch die unbegrenzte Ebene selbst dargestellt; in letzterem
FaUe heißen die Variablen Xy y unbeschränkt veränderlich. Man be-
achte, daß bei einem endlichen Bereich, der
beispielsweise durch eine stets nach außen
gewölbte Linie F begrenzt ist, wohl da3 hv-
tervaU der Werte x ^bzw. y) abhängt von dem
jeweiligen Werte von y (bzw. ä"), nicht aber
der einzelne AVert. Ist insbesondere das Ge-
biet durch ein nach den Achsen orientiert-es
Rechteck AB CD dargestellt, so sind die Werte
von X und von y je an ein festes Intervall ge-
bunden. Das durch F begrenzte Gebiet umschließt das Gebiet ABCDy
wenn kein Punkt des letzteren außerhalb des ersteren liegt. Das
Gebiet heißt ein abgeschlossenes, wenn der Rand zum Gebiet gehört,
dagegen ein nicht abgeschlossenes, wenn man ihm nur beliebig nahe
kommen kann.
Wenn jedem Punkte eines Bereichs von x, y eine bestimmte reelle
Zahl z nach irgend einem Gesetze zugeordnet ist, so nennt man § eme
reelle Funktion der Variablen x, y und drückt diesen Sachverhalt sym-
bolisch durch den Ansatz aus:
•►X
Fi«. IL
»-r(^y)-
(2)
62 Der FonktioDsbegriff. S 1. Funktionen einer nnd mehrezer Yariablen.
Die wichtigste Definitionsform besteht wie bei Funktionen einer
Variablen darin, daß z durch einen arithmetischen Ausdruck mit ^,
y als Rechenelementen gegeben ist, der entweder nur eindeutige Ope-
rationen umfaßt, oder, wenn anders, durch entsprechende Festsetzungen
zu einem eindeutigen gestempelt ist.
Wie bei Funktionen einer Variablen gibt es auch hier eine ^eo-
metrische Zuordnung der Werte von z zu den Wertpaaren a;,y, und
zwar durch eine gesetzmäßig erzeugte Fläche\ indem man von einem
Punkte dieser Fläche ein Lot zur Ebene XOY fällt, hat man in der
relativen Größe dieses Lotes die Darstellung von z und in seinem
Fußpunkte die Darstellung von x\y.
Zur Illustration mögen die folgenden Beispiele dienen.
1. ^ = 2a;-f3j/ — 1 ist von Natur aus eine eindeutige Funktion
der unbeschränkten Variablen x^y.
2. z ^yi — x^— y^ ist, sobald man die Wurzel als positiv fest-
setzt, eine eindeutige reelle Funktion, jedoch nur in dem abgeschlossenen
Bereich o?* -f y^ ^ 1, d. h. im Innern und am Eande einer Kreisfläche
vom Eadins 1 um den Ursprung als Mittelpunkt.
3. ;2r «» ist bei derselben Festsetzung eine eindeutige
reelle Funktion in dem nicht abgeschlossenen Bereich x*-^ y^ < 1 ;
denn am Rande wäre der Nenner Null.
IL Es unterliegt keiner prinzipiellen Schwierigkeit, den Funktions-
begriff auf drei und mehr imabhängige Variablen auszudehnen.
Bei drei solchen Variablen, x, y, z, ist noch die geometrische
Veranschaulichung des Bereiches möglich, indem man x, y, g als
rechtwinklige Koordinaten eines Punktes M im Räume gelten läßt;
der Bereich, d. i. der Inbegriff der Punkte, für welche u als Funktion
von X, y, z definiert ist, in Zeichen
U'-fix^y^z), (3)
hat dann den ganzen Raum odef einen begrenzten Teil desselben zum
Repräsentanten. So ist u — 2a: -|- 3y -f 4jer -|- 1 im ganzen Räume
definiert, anders gesagt, fQr 'die unbeschränkten Variablen x, y, g\
u >- |/l — p ~ i/ — z* dagegen als reelle Funktion nur für solche
Punkte des Raumes oder solche Wertverbindungen, für die «* + Jf*
-f j»' ^ 1, als eindeutige Funktion durch die Festsetzung, die Wurzel
sei positiv zu nehmen; u — -7-^-rrrr-- - hat die genannten Eigen-
' }/l — «• — y« — I» ^ ^
Schäften in dem nicht abgeschlossenen Bereich jr* -|- y* + j* < L
Bei n > 3 Variablen a^j, x^, . , . x^ hört die Möglichkeit einer
geometrischen Veranscbaulichung des Bereiches auf. Es hat sich aber
als vorteilhaft fOr die Formulierung der Sätse erwiesen, die geomänscke
Ausdrucksweise beizubehalten, von einer Wertverbindung i«?, |«t|... j«.
Ezplitite nnd implitite FnnktioiMB. 65
der Variablen als von einem Punkie im n-dimensionalen Räume R^
EU sprechen und zu sagen, w sei fQr diesen ganien itanin oder einen
Teil desselben als Funktion von Xj, x^, . . . x^ definiert, in Zeichen:
*<^-A^i>«i, •••apj, (4)
wenn jedem Punkte ein bestimmter Wert von w zugeordnet ist
Hiernach ist beispielsweise u? »> X| 4- 2z, + 3 a:, + ^x^ + 5 im ganzen
B4; fc— V^i— a;f — ij — a^— -xj, die Wurzel positiv genommen, nur
in jenem Teil definiert, in welchem rf-fxj-fa:} -j-jj^l ist.
41. Implizite Funktionen. I. An einer früheren Stelle ist der
geometrischen Zuordnung der Werte zweier Variablen x, y durch eine
Kurve die arithmetische Zuordnung durch eine Gleichung gegenQber-
gdstellt worden. Auf diesen letzteren Modus soll nun etwas näher
eingegangen werden.
Es sei F{Xyy) ein durch eindeutige arithmetische Operationen txk%
X, y gebildeter Ausdruck; durch ihn ist auf der ganzen Ebene oder
einem Teile derselben eine Funktion der Variablen .r, y definiert; der
Ansatz
F(x,y)^(i (6)
kann als Forderung aufgefaßt werden, jene Stellen der Ebene zu be-
stimmen^ an welchen die genannte Funktion den Wert Null hat Diese
Bestimmung kann in der Weise erfolgen, daß man der einen Variablen,
z, B. Xf einen bdiebigen Wert erteilt und prüft, welcher Wert von y
ihm auf Grund der Gleichung (5) zugeordnet ist.
Findet man, daß zu jedem Werte x aus einem Intervall a<x^b
(oder auch nur a < a: < t) ein bestimmter reeller Wert von y gehört,
80 ist durch (5) y in dem bezeichneten Intervall als Funktion von x
definiert. Eine derart gegebene Funktion nennt man eine implijnte
Funktion zum Unterschiede von der expliziten, wie sie in 39 an erster
Stelle erklärt worden ist.
Ist die Gleichung (5) in bezug auf y allgemein ^ d. h. ohne Spe-
zialisierung des X auflösbar, so kann von der impliziten Definitions-
form F(Xy y) =» 0 zur expliziten y — f(x) übergegangen und unmittel-
bar entschieden werden, ob und in welchem Bereiche y als reelle
Funktion existiert.
Formal steht nichts im Wege, den Wert von y beliebig anzu-
nehmen und auf Grund von (5) nach dem zugeordneten Werte von
X zu fragen. Doch brauchen nicht beide Auffassungen zn wohl-
definierten Funktionen zu führen.
Die Variable, deren Werte man beliebig (eventuell unter Be-
schränkung auf ein Intervall) annimmt, nennt man die unabhängige,
die andere die abhängige. Abhängige Variable und Funktion sind
also adäquate Begriffe.
Zur Erläuterung mögen folgende Beispide dienen.
64 "^^^ FunktioDibegrifT. § 1. Fanktiouen einer und mehrerer Variablen.
1. Aus der Gleichong
ay -f bx^ -\- ex -\- d ^0
ergibt sich durcb Auflösung nach y:
hx*4-ex4-d
y^ __ ^ • •_ .
a
wodurch y als Funktion der unbeschränkten Variablen x besiimtat
ist. Die Auflösung nach x hingegen gibt:
^^ 25 ■
und dies ist zweideutig, indem im allgemeinen zu jedem Werte von
y zwei verschiedene Werte von x gehören; doch sind die beiden Lö-
sungen deutlich von einander unterschieden durch das Vorzeichen der
Wurzel; ihre llealität erfordert, daß 4h (ay -f d) ^ c^ oder y <C - t-i^ — sei.
Während also die an die Spitze gestellte Gleichung y als Funktion
der unbeschränkten Variablen x definiert, bestimmt sie x in zwei-
facher Weise als Funktion von y in dem beschränkten Gebiet y < -j— c - •
Insofern aber diese zwei Bestimmungen aus einer Gleichung hervor-
gehen, bezeichnet man sie als Zivei<je einer zweideiäigen Funktion,
2. Durch die Gleichung
in der a eine reelle Zahl bedeuten soll, ist weder y nocli x als Funktion
definiert, da sie keine reelle Wertverbindung dieser Variablen zuläßt.
3. Die Gleichung a;*-f y*«» 0, die nur durch .r « 0, y =^0 be-
friedigt wird, bestimmt allerdings die eine der beiden Zahlen als
Funktion der andern, aber jedesmal für einen Bereich, der nur aus
einem einzigen Wert besteht.
IL Eine Gleichung zwischen drei Variablen X, y, r bestimmt im
allgemeinen eine derselben als implizite Funktion der beiden andern;
2^0 wird aus
F{x,y,z)^0, (6)
wenn man x, y innerhalb eines entsprechenden Gebiets als un Abhängig
veränderlich ansieht z als Funktion dieser beiden hervorgehen.
Allgemein, durch eine Gleidiung zwischen n -f- 1 Variablen ist im
allgemeinen eine jede derselben als Funktion der n übrigen definiert,
z. B. durch
F(.x„T,...-x„u)~0 (7)
u als Funktion von x„ x^^" x^. Ist die Bestimmung eine mehr-
deutige, so wird vorausgesetzt, daß es möglich sei, sie in mehrere ein-
deutige Zweige aufzulösen.
üie elementMrtii Fonktionen. 05
42. Die elementaren Funktionen. Die Ausdnicksform«!! der
elementaren Mathematik führen zu einer Reihe tob Funktionen, mit
denen sich schon ein weitet Gebiet der reinen und der Angewandten
Mathematik beherrschen läßt; man bezeichnet sie tAaelementare Funktianem.
Es ist üblich, die analytisch definierten Funktionen in zwei Klatsen
zu sondern: in die algebraischen und die transzendenten.
I. Bei expliziter Darstellung versteht man unter einer algebraischen
Funktion eine solche, deren Ausdruck durch eine begrenzte Anzahl
auf die Variable angewendeter algebraischer Operationen entstanden
ist; unter algebraischen Operationen werden die vier Spezies und daa
Wurzelziehen verstanden.
Sind nur Addition (mit Einschluß der Subtraktion) und Multipli-
kation (mit Einschluß des Potenzierens) im Spiele , so spricht man
Ton einer ganzen Funktion. Ihr Tjpos ist ein nach positiven Potenzen
der Variablen x geordnetes Polynom mit reellen Koeffizienten:
F(x) =- a^x^ -f a,x^-' 4. . . . -|. a,; (8)
die Zahl n nennt man den Grad der Funktion.
Tritt noch die Division hinzu derart, daß die Variable an der
Bildung des Divisors teilnimmt, so heißt die Funktion eine gebrocftene.
Der Typus einer solchen besteht in einem Bruche, dessen Zähler und
Nenner ganze Funktionen sind:
^(*)-^$±f^St- i^"; (9)
sie heißt echt gebrochen, wenn m > w, unedif gebrochen, wenn m ^ «.
Zwischen diesen beiden Funktionsgattungen besteht ein tiefgehen-
der Unterschied; während die ganzen Funktionen für die unbeschränkte
Variable definiert sind, versagt bei den gebrochenen Funktionen die
Definition an allen jenen Stellen des reellen Zahlengebiets, aber auch
nur an diesen, an welchen der Nenner Null wird.
Ganze und gebrochene Funktionen werden unter dem Namen der
rationalen Funktionen zusammengefaßt.
Erstreckt sich auf die Variable auch die Operation der Wurzel-
ausziehung, so heißt die Funktion irrational. Eine typische Form
dieser Funktionen gibt es nicht. Die Forderung der Realität reicht
nicht immer aus, die Eindeutigkeit der Funktion herbeizuführen, unter
Umständen sind noch besondere Festsetzungen dazu notwendig. Der
Bereich der Variablen muß aus dem Bau der Funktion erschlossen
werden.
Die Funktion 1/ -"x i beispielsweise ist eindeutig, wenn man das
Vorzeichen der W^urzel festsetzt; sie ist definiert für das ganie Gebiet
der reellen Zahlen mit Ausschluß des Intervalls — 1 < « <C ^> inner-
halb dessen ihr Wert imaginär ist.
Oiuber, HAker« )Utbein»tik I.^Aafl. 6
^ Der Funktiocabcf^riff. § 1. Funktionen einer nud uehrerer TariablexL
Setzt man bei der Funktion yx — Yx die Quadratwurzeln als
positiv festy so ist sie eindeutig und bestinjmt in dem Intervall
1 < ic < oo.
Bei dem Ausdruck IZ-ri^Ti reicht die Forderung der Realität
allein aus, um ihn als einwertige Funktion erscheinen zu lassen, die
für alle Werte Ton x mit Ausschluß von — a und a bestimmt ist
Eine zweite Definition der algdt7'aischeji Funktionen greift über
das Gebiet der elementaren Funktionen hinaus. Ihr zufolge wird y
als algebraische Funktion von x erklärt, wenn zugeordnete Werte bei-
der Variablen einer algebraischen Glcichun/f genügen. Die typische
Form einer solchen Gleichung besteht darin, daß eine Summe von
Gliedern der Form a^^^.x"iff worin /t, v natürliche und a^ ^ reelle
Zahlen bedeuten, der Null gleichgesetzt ist. Die größte Zahl fi be-
deutet den Grad der Gleichung in Bezug auf Xy die größte Zahl v den
Grad in Bezug auf y, die größte Summe /* -h »' den Grad der Gleichung
überhaupt. Ordnet man eine solche Gleichung nach Potenzen von y,
so sind die Koeffizienten ganze Funktionen von x (und umgekehrt).
Diese Definition umfaßt alle Funktionen, die in der vorigen ent-
halten waren, außerdem aber auch noch höhere Funktionen. Ist i' = I
und der Koeffizient von y eine Konstante, so geht die ganze Funktion
hervor; hängt der Koeffizient von x ab, so ergibt sich y als gebrochene
Funktion. Von da ab, d. i. von v = 2 ab, wird y, sofern es über-
haupt reelle Bestimmungen zuläßt, im allgemeinen eine irrationale
Funktion, läßt sich aber, sobald v die Zahl 4 überschreitet, von be-
besonderen B'alien abgesehen, nicht mehr durch Wurzelgrößen allein
darstellen.
Es definiert beispielsweise die algebraische Gleichung
4x* -f- 3x - 2y -f i - 0
8 1
die ganze Funktion y — 2u."* -f ^ ic + g ; d\Q Gleichung
a?« -♦- 2xy -f x -f Cy -f 3 - 0
ne Funktion y « ^j aT-l- 6 "
ax^ -h 2bxy + cy» -f- 2/a? -f 2yy + Ä - 0
die unecht gebrochene Funktion y •» — ~i^~4. e "» ^^^ Gleichung
die zweideutige Funktion j, - -^■U>^mE±J^Z^J^^±ir»:^]^ ,
die sich durch Sonderung der Vorzeichen in zwei eindeutige Zweige
auflöst; ihr Definitionsbereich ergibt sich aus der Bedingung
{bx -f. y)« 'S <^(o^* + "^fx -f A).
IL Alle Funktionen, die nicht unter die Definition der algebra-
ischen fallen, heißen transMemhnte Funktmien.
IiiTene Funktionen. 67
Zu dieser Klafse, die sich durch Angabe poeitiTer Merkmale
nicht umschreiben läßt, liefert die ElemeDtarmathematik nar wenige,
dafür aber außerordentlich wichtige FnnktionaformeiL Et find das
die aus geometrischen DefinitioneQ hervorgehenden Kreis-, Winkel-
oder trigoiiontetriichen Funktionen sin x, cos x, tg ar, cotg x^ sec z,
('osec Xf die beiden ersten Itür die anbeschränkte Variable, die dritte
und fünfte mit Ausschluß der Stellen (21* -f 1) ^ » che Tierte tmd
sechste mit Ausschluß der Stellen kx definiert, unter k eine beliebige
positive oder negative ganze Zahl (Null eingeschlossen) Terstanden;
(laiin die logarithmische Funktion log^or und die mit ihr im Zusammen-
liang stehende Exponentialfunktion a*(39, II, 5), beide unter ^r Vor-
aussetzung a > ü, die erste in dem Interrall 0 < a? < oo, die zweite
ffir die unbeschrankte Variable definiert. Eine weitere Grmppe Ton
Funktionen wird alsbald hinzukommen.
43. Einige besondere Arten des PunktionsverUnHk tu-
▼erse Funktionen. Einige Erscheinungen im Verlaufe Ton Fonk-
tioneu, auf die hiiufig wird hinzuweisen sein, sollen schon hier ver-
merkt werden.
1. Die Funktion /{x) heißt in dem Intervall (a, 6) konstanty wenn
für jede zwei Werte x 4= ^" aus demselben /{x) — /(x") ist; es ist
dann notwendig, für jeden Wert x aus (a, h) /(x) — it, wo k eine be-
stimmte Zahl bedeutet.
2. Eine in dem Intervall (a, b) definierte Funktion heißt manotan,
wenn mit x < x" stets f(x) < fixj oder stets f(x) > /"(/') verbunden
ist. Im ersten Falle heißt die Funktion zunehmend, im zweiten Falle
abnehmend.
Die Beziehung zwischen x und y -> /{x) ist bei einer solchen
Fauktiwi ein-eindetUlgy d. h. zu einem Wert von x gehört nur ein
W^ert von y und zu einem entsprechend gewählten Werte von y nur
ein Wert von x. Hiernach bildet auch x eine Funktion Ton y, in
Zeichen: a; = qp(y).
Zwei Funktionen, die aus einer solchen ein-eindeutigen Zuord-
nung zwischen Xy y hervorgehen, indem man einmal x, ein zweitesmal
y als die unabhängige Variable wählt, heißen inverse Fufiktionem.
Schreibt man diesen Sachvl^rhalt in der Form an:
y^/(x\ :r-.y(y), (10)
80 geht daraus hervor, daß /[g>(y)l — y und (p[/(x)] — a: fÄr jedes
zulässige y, bezw. x sein müsse; es kann also als analytisches Merk-
mal dafür, daß die dur«^h /, ip angezeigten Funktionen invers seien,
der Umstand angesehen werden, daß /[y(()] und fp[/(()] gieichbe-
deuteiid sind mit t.
Will man in der zu y — /(a;) inversen Funktion x ^ tp(j/) die un-
abhängige Variable wieder«^ mit x, die abhängige mit y bezeichnen
$8 ^^^ FtinktionBbegriff. § 1. Funktionen einer und mehrerer Van*blen.
und das geometrisclie Bild in dem8elh«n Koordinatensystem zur Dar-
stellung bringen wie das Bild ÄBy Fig. 12, von /, so braucht man
AB nur durch Spiegelung an der Lin\e OH,
welche den Winkel XOY halbiert, zu trans-
formieren; die neue Linie A^B^ ist das Bild
yon y *= ^(^)-
3. Eine in dem Intervall {— a,a) oder
aach (—00,00) definierte Funktion heißt
eine gerade Funktion, wenn /(— x) '^/{x)\
hingegen eine ungerade Funktion, wenn
Die erste Eigenschaft kommt einer geraden Potenz ?on x zu, weil
(— a:)^=-' x*'; die zweite einer ungeraden Potenz, weil (-^ x)**"^ 1 — — a^+ *;
daher stammen die Benennungen.
Ans der Goniometrie ist bekannt, daß cos x eine gerade, sin x
eine ungerade Funktion ist; denn cos (— x) — = cos x, sin (— a?) — — sino?.
4. Eine Funktion f{x) der unbeschränkten Variablen, welche für
jede zwei Werte von x, die sich dem Betrage nach um p von einander
unterscheiden, gleiche Werte annimmt, heißt eine periodische Funktion,
p ihre Periode. In Zeichen drückt sich die Eigenschaft in dem
Ansatz
;\X -\-p) =/<X; <'11>
aus, der fttr jedes x gilt. Eine unmittelbare Folge davon ist, daß auch
/{x + kp) ^f{x\
wo k jede (positive und negative) ganze Zahl bedeuten kann.
Unter den elementaren Funktionen sind es die trigonometrischen,
die die Eigenschaft der Periodizität besitzen, und zwar haben sin und
cos (ebenso sec und cosec) die Periode 2 3t (360®), tg und cotg die
Periode «(180®); denn es ist
sin \x -!- 2Änr) « sin ar, cot {x 4* 2ik3r) = cos r,
tg {x + **)-. tg X, cotg (« -f Jf 31^ -» cotg X,
*^ Eine periodische Funktion ist zur Ümkehrung nicht unmittelbar
geeignet, weil die Zuordnung, in welcher x, y stehen, nicht ein-ein-
deutig, sondern in dem einen Sinn ein-, in dem andern unendlich
vieldeutig ist; die Umkehrung wäre demnach eine unendXick ffiddetUtpe
F\*nkiion. Durch entsprechende Einschränkung kann man aber die
Eindeutigkeit herbeiführen. Dies wird am besten an der ümkekntng
der trigonometrischen Funktionen zu zeigen sein, die uns zu der bereits
erwähnten weiteren Gruppe elementarer Funktionen fuhren wird.
5. Man nennt die Umkehmngen der trigonometrischen Funktionen
MyUcmetrische Funktiontn.
ZTklometritcbe FHuiktioneB.
89
a) nn;r ist in dem Interrall ^\^^'^ |-eilie monoton zunehmende
Funktion, weil hier mit x' < x" cngleicb sin x < sin x" stattfindet,
ond nimmt daselbst alle Werte an, deren der Sinus fähig ist
Die ans der Umkehrang dieses monotonen Abschnitts herror-
gehende Funktion wird
»rc sin j (\2)
geschrieben; ihre Werte liegen hiernach zwischen — -j und x-, mit
Einschluß der Grenzen, daa Gebiet von jl ist (— l, 1).
Die TolLständige Umkehrung Ton sin z soU
Are sin x 1 13)
geschrieben und (12) ihr Hauptteert genannt werden.
Aus den Beziehungen
sin j =« sin (2* -f- 1 « — x) -= sin {2k :i + x)
folgt:
Are sin jr == vji if arc sin j { 14>
wo das obere Zeichen für ein ungerades,
das untere fflr ein gerades v gilt
Fig. 13 bringt beide Funktionen in dem
unter 2. erläuterten Sinne zur Anschauung;
die schwach gezogene Linie stellt den Ver-
lauf von sin x, die stark gezogene den Ver-
lauf Ton arc sin x dar.
Es ist sin (arc sin t) = arc sin ^sin /) =» t.
b) cos X ist in dem Interrall' 0 < x <.n
eine monoton abnehmende Funktion, weil
hier z < x" immer cos x' > cos r" nach
sich zieht, und nimmt daselbst alle Werte
an, deren der Kosinus überhaupt fähig ist.
Aus der ümkehrung dieses monotonen Ab-
schnitts geht die Funktion
arc cos x (Ib)
herTor, deren Werte somit dem Intervall (0, x) angehören, wahrend
x auf das Interrall (— 1, 1) angewiesen ist. Man nennt sie anch den
Hauptwert der unendlich vieldeutigen Urokehrung des vollständigen cos:
Arccosx: <'16)
in Folge der Beziehung: cos j; =- cos {2k7r ± x) ist
Arc cos X « 2kn ± arc <*c? ar (17)
Vgl. Fig. 14.
«•^ tgj" ist in dem nicht abgeschlossenen Intervall — * < x < -s- «ua«
r-
Fl«. U
<'<T
70 ^<^^ Funktionsbegritf. f 1. Fanktionen einer and mebierer VtirUblen.
monoton zunehmende Funktion und nimmt hier alle Werte an, deren
sie überhaupt fähig ist. Durch Umkebrung dieses monotonen Ab-
schnitts entsteht di Funktion
arc tg a:, (18)
der Hauptwert der yollstandigen Umkehrung
Arc tg jt; (19)
zwischen beiden besteht wegen der Periodizität von tg x die Be-
ziehung:
Are tg rc — arc tg a; + hx, (20)
Vgl. Fig. 15.
r
Fl«. 14.
1^1«. 15.
Im Anschlüsse an die Einführung der zyklometrischen Funktionen
sollen einige wichtige Relationen zwischen ihnen festgehalten werden.
Aus der Beziehung sin x — cos ( ,. — x\ folgt
arc sin x -h arc cos a? •- ^ ;
(21)
da femer tga;«"Cotg(^ — x\, cotg a? "^ {jr^ ^^^ ^®i<*« Funktionen
nngerad sind, so ist
arc tg a: -h arc cotg « — arc tg x -f arc tg — — -^ *8^ *> (^^)
woraus sich eine neue analytische Darstellung der Funktion sgn x
(89, U, 2.) ergibt:
sgnar- ^ (an? tg x + arc tg -).
Den Beziehungen sin {x±y)^%mx cos y ± cos x sm y, cos (jc ± Jf) '-
€08 a? cos y q: sin a: sin y, tg {x.±y)^ ^"te^y zwi.«ichen den trigono-
ZyKlometritcbe Fanktioneo. Grenzwerte. 71
metriBchen Fanktionen entsprechen die folgenden Relationen xwtscbeo
den zyklometrischen :
arc sin a: i arc sin y — arc sin (x 1^1 ~ y' ± y Vi — ^)
arc siii^ ± nro cxm ff ^ arc cos (xy :f ]/l — i* yi — y^;
arc tg ar ± arc tg y - arc tg ^^J-f
die Wurzeln in den beiden ersten Formeln positiv genommen.
§ 2. Grenzwerte von Fuoktionei.
44. Grenzwerte im Bndlichen. Ist die B^nnktion /(z) in
dem ganzen Intervall («, ß) definiert, ^o gehört zu jeder Stelle a des
Intervalls ein bestimmter Funktiouswert /{a)f den wir den Deßnitions-
wert der Funktion an dieser Stelle nennen wollen. Er wird durch
die Substitution x ^ a in f{x) und Ausführung der vorgeschriebenen
Rechenoperationen gefunden.
Wesentlich verschieden hiervon ist die Frage nach dem Grenz-
ttert der Funktion bei dem Grmt Übergänge lim a: =» a, d. h. die Frage,
ob /{x\ wenn sich x unaufhörlich der Stelle a nähert, gegen eine
Grenze konvergiert, und welches diese Grenze ist.
Während es im ersten Falle nur auf den Funktionswert an der
Stelle a ankommt, bleibt bei der zweiten Frage gerade dieser außer
Betracht, und nur um die Nachbar werte handelt es sich. Es hat also
die zweite Frage auch dann Berechtigung, wenn /(x) an der Stelle a
nicht definiert ist.
Im folgenden werde, wenn nichts anderes bemerkt wird, voraus-
gesetzt, a befinde sich im Innern von (a, ß).
Man sagt, /{x) habe bei dem Grenzübergange lim x === a einen
€h*enzwert, und dieser sei 6, wenn die DiflPerenz b — /(x) dem Betrage
nach beliebig klein wird, während x sich dem a fortwährend nähert;
es läßt sich dann zu einem beliebig klein festgesetzten positiven t ein
hinreicJtetid kleines positives d angeben, derart, daß
wenn und solange 0 < \x — a\ <d.
In kurzer Weise drückt man diesen Sachverhalt durch den Ansatz
lim/(a;)-6 (2)
araea
ans.
Es ist wichtig, daß man sich den Inhalt dieser Definition zu
Tölliger Klarheit bringe, was wohl am besten an einer geometrischen
Verbildlichung gelingen wird. Zu einem beliebig engen Horixontal-
«treifen der Ebene des Koordinatensystems (Fig. 16), des§en Mittel-
linie 1/ » 6 ist, laßt sich ein hinreichend enger Vertikalstreifen mit
72
Der Funktionsbegriff, f S. Grenzwerte ^on ]<\uiktionett.
(4)
der Mitieliinie 4; <«- a angeben derart , daß der ganze Verlauf der
Funktion, soweit er dem zweiten Streifen angehört^ anch in dem ersten
Streifen, also in dem beiden Streifen ge-
meinsamen Rechteck verbleibt; die Stelle a
kommt dabei nicht in Betracht.
Man sagt, /(x) habe bei dem Grenz-
übergange lim X ^ a den Grenzwert 00,
bexw. —00, in Zeichen:
lim/u) =- 00, lim/{x) * — 00, (3)
wenn f{x) beliebig groß, bezw, algebraisch
beliebig klein wird, während z sich dem a
fortwährend nähert, derart, daß zu der beliebig groß angenommenen
positiven Zahl k eine hinreichend kleine d sich angeben läßt^ so daß
/(»)>*, b«8W, /{x)<--k,
wenn und solange 0 < x — a < d.
Mitunter ist es notwendig, den Grenzübergang näher su quali-
fißieren, insbesondere dahin^ daß man zwischen einem rechten (x > a)
und linken (x < a) Grenzübergang unterscheidet. Man bedient sich
für diese Unterscheidung der Schreibweise
lim/(a:), lim/(a?); ('6)
im übrigen bleiben die früheren Eridänmgen aufrecht.
An den Elndpunkten des Definitionsbereichs i^t schon durch die
Natur der Sache nur ein einseitiger Grenzübergang möglich, und zwar,
wenn a < ß, bei a nur ein rechter, bei ß nur ein linker.
45. Beispiele. 1. Die Funktion /(x)-=8in— ist für x » 0
nicht definiert; sie besitzt aber auch keinen Grenzwert bei Um x — 0,
weil sie, wie nahe an Null man auch
X annimmt, bei dem weiteren Ab-
nehmen noch unbegrenzt oft zwischen
den Werten - 1 und 1 schwankt;
sie nimmt diese Werte abwechselnd
an den Stellen an, welche durch die
Glieder der gegen Null konvergie-
renden Zahlenfolgen
^ ^. bezeichnet sind. Man hat es hier mit
einer Funktion zu tun, die in der un-
mittelbaren Umgebung von Null geometrisch nicht darstdlbar ist;
Fig. 17 deutet die Erscheinung, die sie hier darbietet, nur an.
>jr
Spesielle Grenswerie.
7S
2. Für jeden Wert von x + 0 8ei/(x)— « cos - und /{Q) sei — 0.
Wie klein auch x dem Betrage nach angenommen wird, hört cot —
nicht auf, zwischen — 1 und 1, /(x) also zwiachen —x und x
zu schwanken, wird mit x selbst be-
liebig klein, lim/(«)-'0, so daß bei
»=•
der obigen Festsetzung der Grenzwert
mit dem Substitutionswert übereinstimmt.
Fig. 18 kann das nicht darstellbare Ver-
halten in der Umgebung Ton 0 nur an-
deuten.
1.1..
---sin - ist
X X
3. Die Funktion /(x)
für jr =- 0 nicht definiert, hat aber auch
keinen Grenzwert für lim jt — 0; denn si«
hört, wie sehr man sich der Null auch
schon genähert hat, nicht auf, zwischen — - und ~ zu schwanken,
das dem Betrage nach beliebig groß wird; sie hört aber auch nicht
au^ immer wieder 0 zu werden; es sind also weder die Merkmale
eines endlichen noch die eines un-
endlichen Grenzwertes vorhanden.
Da die Werte von - durch die
X
Ordinaten einer gleichseitigen Hy-
perbel dargestellt sind, so bietet
die Funktion ein Bild dar, wie es
durch Fig. 19 angedeutet ist; in
der nächsten Umgebung von 0 ist
sie überhaupt nicht darstellbar.
4. Bei der Funktion
•►X
Fi«, la
/(,.) -*.^(a>l, x + 0),
l+a-
die an der Stelle x ^0 nicht erklärt ist, kann auch von einem Grenz-
werte bei dem gewöhnlichen Grenzübergang lim x » 0 nicht die Rede
•ein; erst wenn man den Grenzübergang qualifiziert, ergeben sich be-
stimmte Resultate, und zwar
1
lim/(x)-0
weil
*«+o
lim a* — 30,
und lim/(x) — 1,
weil lim a* — 0 ist
74
Der Funktiousbegriff. § *J. Grenzwerte von Funktionen.
fij;-f S
5. Die Funktion /{x) — liai --f^r? *>i®^^* «"* Beispiel för den
Unterschied zwis<'hen Substitutions und Grenzwert. Die Subetitution
»+1
a: — 0 gibt /(O) »- 2. Bringt man den Bruch auf die Form j
80 erkennt man unmittelbar, daß f(x) — ^ ist für x + 0; folglich ist
sin;t'
ist für a? «- 0 nicht erklärt, hat aber
lim / (a?) — ± oc .
f>. Die Funktion /(x)
bei dem Grenzübergang lim a? — 0 einen Grenzwert, der, weil die
Funktion gerad ist, ebensowohl als rechter wie als linker Grenzwert
gerechnet und durch folgende geometrische
Betrachtung gefunden werden kann.
Wenn man den Radius des in Fig. 20
aus 0 beschriebenen Kreises als Längenein-
\\ heit benutzt, so ist
"k^ ^-^ liC^%mXy OC^cosx, BD-^tgx,
und es drücken sich die in steigender Größe
geordneten Flächen der Figuren dOCB,
Sektor GAB, JOBB durch '^^^^-^^ ^ , ^^'^ aus; folglich ist
Fig. 20.
cos X sin rr < a: <
sinjc
C03X
cos a? < % — <
Bin a; cob x
l-co8a;>l-,j^-->l--j-;
1 — cos X und 1
cosar
werden mit abnehmendem r beliebig klein,
weil cos X der Einheit beliebig nahe kommt, daher wird auch 1 — ^|j^
beliebig klein; infolgedessen ist
,. X ,. •in«
hm . <-" lim
Xr.0
nnx
1.
46. Ch^nxwerta im VnendlioheB. Wenn eine Funktion für
ein einseitig unbegrenztes Intervall, (a, oo) oder (— oo, a), oder für
die unbeschrankte Variable definiert ist, so entsteht die Frage nach
ihrem Vorhai t<?n bei unbegrenzt wachsendem oder abnehmendem Werte
der Variableu oder, wie man dies auch auszudrücken pflegt, nach
ihrem „Verhalten im Unendlichen'' oder nach ihrem „End verlauf*.
Grenzwerte im Unendlichen.
75
Man sagt von einer Funktion /(a*;, daß sie bei dem Grenzüber-
gange lim X ^ oo den Grenzwert h \uhe, in Zeichen:
lim/(y)=^6, (6)
wenn die Differenz h —/(x) dem Betrage nach beliebig klein wird,
während x beständig wächst; präziser und fÖr die arithmetische Ver-
wertung geeigneter ausgedrückt, wenn zu ^inem beliebig klein fest-
gesetzten positiven s eine hinreichend große positive Zahl K angegeben
werden kann derart, daß ^
b-^/{x)\<t, ^^^
wenn und so lange x> K. b^t
In geometrischer Darstellung, Fig. 21, h
heißt dies, es lasse sich zu einem beliebig ^.^
«^ngen Horizontalstreifen der Kbene, dessen
Mittellinie y^^h ist, eine Uegrenzungs-
linie x -= A' derart festsetzen, daß rechts
Ton ihr die Bildkurve der l'unktion jenen
Streifen nicht mehr verläßt.
In analoger Weise ist der Inhalt des Ansatzes
lim / {x\ = h
durch die Ungleichungen
h-/{x)\<i
x<-' K
erklärt.
Man sagt, die Funktion habe bei dem Grenzübergänge lim a; — oo
den Grenzwert c», beziehungsweise — oo, in Zeichen:
-JC
(8)
(9)
lim/(» =- oü, bzw. lim/(a;) = — oo
(10)
wenn sieb zu einer beliebig groß festgesetzten positiven Zahl G eine
hinreichend große positive Zahl K angeben läßt derart, daß
/{'X)>G, bzw. /(x)<-G,
wenn und so lange x> K.
In bezng auf das geometrische Bild
besagt der erste Fall, es lasse sich zu einer
beliebig weit über der a-Achse liegenden
Geraden y =» G eine hinreichend weit von
der y -Achse nach rechts hin entfernte Ge-
rade X ^ K angeben solcherart, daß die Bild-
kurve rechts von der zweiten Geraden voll-
ständig über der ersten Geraden verläuft, -t^ ^__^X
Fig. 22.
76 I)ex Fanktionabegriff 9 % G^renswerte von Punktionen.
In ähnlicher Weise sind die AnsStee lini/(a:) — oo und lim/ (a;) — — oo
zu Teratehen und zu erklären.
Es kann indessen geschehen, daß die Funktion bei dem Grenz-
ühergange lim a; -* oo oder lim x » — oo weder einen endlichen noch
einen unendlichen Grenzwert in dem eben erklärten Sinne besitzt,
indem sie nie aufhört, zwischen zwei bestimmten oder zwischen be-
liebig weit werdenden Gbrenzen zu schwanken.
Beispiele. 1. Der Quotient ^^nr^ stellt, wenn £ "■ 4^ , «»ne
Konstante, hingegen wenn t + -j ^ ^ui^ ^^^ ^ veränderliche Funktion
dar; diese hat für die Grenzflbergange lim x == oo und lim x ^ — oo
den Grenzwert — . Denn
c
a ax-rb ad — be^
kann durch Wahl eines entsprechend großen, gleichgiltig ob positiven
oder negativen x dem Betrage nach beliebig klein gemacht werden;
angenommen beispielsweise, a, b, c, d seien so beschaffen, daß die
Differenz für positive x positiv ist, so genügt es, a:> i-~
zu wählen, um jene Differenz unter das beliebig klein festgesetzte e
zu bringen.
2. Die Funktion /(x) « -~^^^rj^ l&ß* ^ich durch Ausführung
c
der Division auf die Form Äx -f- J? -f -7-3 ^ni^gen; infolgedessen ist
lim/(x) — <x sgn -4, \im/(x) ^ — <x> wgn A.
Daraus folgt, daß die reziproke Funktion y^xj — ^^x Zi. ^^
den beiden Grenzübergängen gegen 0 konvergiert.
3. Die Funktion /{£) — o; sin - hat für die beiden Grenzüber-
gänge lim X » 4- oc den Grenzwert 1. Um dies einzusehen, braucht
. 1
•la —
man sie nur in der Form — r— zn schreiben und auf 4S, 6 Bezug
zu nehmen.
4 Der Endverlauf der Funktion /(x)*^ xoo^x gestaltet sich
derart, daß sie weder einen endlichen noch den Grenzwart 00 (oder
— 00) besitzt; je größer x wird, zwischen um so weiteren GreniMi
schwankt sie, ohne jemals an&uhören, auch den Wert 0 anzunehmen;
wenn sich also auch hesUmnUe Stellen bezeichnen lassen, an denen
Grent werte im tsendHoben, Die Zahl e
77
die Fonktion die beliebig große positive Zahl G flbertchrettet (bzw.
unter — G fällt), so läßt »ich dooli keine Stelle angeben, Ton der
an dies dauernd stattfindet. Man sehe
Fig. 23 und vergleiche sie mit den Fig. 18
and 19.
47. Orenswert d«r Ptmktion
► X
pif tt.
1-^
/(ap) = (l + a;)' ftr linijrsO. Die
Torgelegte Funktion ist für alle jr> — 1
wohl definiert [39, 11, 5], mit Ausnahme
des Wertes x «» 0. Besitzt sie bei
lim :r = + 0 einen Grenzwert, so hat sie
denselben Grenzwert auch bei lim rr -» — 0.
Denn, ersetzt man x durch — £, so wird
/(-«-0-ö"^-(ri|)^-(^ + riirO + r^i)--
nun konvergiert Y~t "" '^ ™^^ ^ zugleich gegen + 0, folglich ist
lim/(~ l) = lim (1 + yy (1 -h y) - lim/(y) •
Es bedarf daher nur der Prüfung des rechten Grenzübergangs.
Zu diesem Zwecke lasse man x zunächst die Zahlenfolge ( ~\ wo n
eine natürliche Zahl bedeutet, durchlaufen; es handelt sich dann um
_u./(i) -;,„(,.!.)■.
Nun ist
»(n — 1) 1 , »(«
h -I- M"- 1 4- ** 1 4- *y?.~- r_ 4.
-i + l + W+^
1 18 "*"
(._A)(,_l)...(._-_^)
If.
vom dritten angefangen nimmt mit wachsendem n jedes Glied dieser
Entwicklung zu, und da zugleich d»e Anzahl der durchwegs positiren
Glieder wächst, so wächst auch (l ^ ^y Ton n — 1 angefangen, ist
aber bei jedem n^ 2 kleiner als
i+i+iS + rr-,
+ r.T
— rt.
78 ^^'^ FunktionMbegriff. § 2. Grenzwerte von Funktionen.
Die Zahlen o,» ^s» * * bilden eine monoton zunehmende Zahlen-
folge, deren Glieder aber sämtlich unter einer festen Zahl bleiben;
denn es ist, Hobald n mindestens 3,
«. < 1 + Y + a + 2. + • • • + isri - 2 + --f -2 + 1 -^-i<3.
Folglich haben die Zahlen der Folge iaj eine Grenze, die zwischen
2 nnd 3 liegt und fortan mit 6 bezeichnet werden soll; es ist also
lim «,==<?, (12)
HS«
und gleiclizeitig ergibt sich för e die Definition durch eine Reihe:
von der schon die «rsten zehn Glieder sieben festbleibende Dezimal-
stellen geben, so daß mit diesem Genauigkeitsgrade*)
6 = 2,7182818..
gesetzt werden kann.
Gegen die nämliche Grenze e konvergiert aber auch (l ^ ) •
Denn es ist')
(1- ■)(■-!)>>-',
• 3
2n
3 4
3m
0-:^)(i-i)-(i-'*-7')>i .. .
(H-l)«
folglich
1) Auf 18 DezimaUtelleu frcnau iat e«- S,71828182846U0i5S86. . .
S) Sind nftmlich a,, «,, • • u^ i>oBitive echte Brücho, so folgt mii (1 --fl(^)(l — «|]^
-■1 — («j •+■ "t) H" *^i **! «un&chst, daß
(i~«,}(i-«.)>i-(«i4-«,);
muUipIixiert man beideneits mit dtr positiven Zahl 1 — er, und wendet recht«
dieselbe Relation an, lo entsteht
so daß fflr jedes beliebige n
Die Zahl e. 79
und weiter
duher tatsächlich
lim \l -f ^ j — lim o, — e-
Um dt-n Übergang zu einem stetigen x zu Tollziehen, genOgt ei,
rationale x in Betracht zu ziehen^ die nicht der Zahlenfolge ( -) an-
gehören. Ist s eine solche Zahl, so fallt sie zwischen zwei aufeinander
folgende Glieder — , ■ . dieser Folge, so daß
also
und in erhöhtem Maße
(i + ;;r>(,+.r>(i+„;-,)"^
es ist aber
und konvergiert daher gegen e, femer
und ]<onvergiert daher aoch gegen f, folglich ist für jedes ratiamUe
ir : lim (1 i-gy^e und nach den Ausführungen toq 39, II, 5) auch
« = o
für ein reeiles x
I
lim(l4-x)'-e. (14)
Die Zahl e^) hat in der Analjsis eine außerordentliche Bedeutung
erlangt: als Basis einer ExpimcfitialfunkHon ^, die man auch als
1) Die Beseichnung stammt ?on L. £11 1er.
80 I^er FoDktioiisbegriff. % 8. QreiiEwerie voo Funktionen.
naiürliche Poteng bezeichnet; und als Basis eines Ijogariihmensystems,
welches man das natürliche nennt Die Logarithmen dieses Systems
sollen fortan durch l bezeichnet werden im Gegensatze zu den ge-
meinen, für welche die Abkürzung log gebräuchlich ist; dagegen
sollen auf eine unbestimmte Basis a (> 0) bezOgliche Logarithmen
mit log^ angeschrieben werden ; all dies drückt sich in dem Ansätze
ans.
48. Chrenxwerte von Funktionen zweier Variablen. Die
Funktion /{x, y) sei für den Bereich P definiert, der durch die Rand-
kurve C begrenzt ist, Fig. 24. Der Wert /(a, 6), der durch die
Substitution x "^ Gy y '^ h in den Funk-
y^ --. tionsausdruck erhalten wird, heiße der
/^] \^^\^ Definitionswert der Funktion an der Stelle
/ ju^ \ ^{^t^)y von der vorausgesetzt wird, daß
/j \ sie sich im Innern des Bereichs befinde.
\jfi\ W n I Davon zu unterscheiden ist der Grettä-
\il i ^ wert der Funktion bei dem Grenzüber-
ir> j 1 j ^ Y gange lim j: = a, lim y -= h, der von dem
« w i «-^ Werte an der SteUe M{a, b) gar nicht
'*'* **■ abhängt, daher auch dann existieren kann,
wenn die Funktion an dieser Stelle gar nicht definiert ist, und der
von dem Substitutionswert /(a, h) verschieden sein kann, falls dieser
vorhanden ist.
Wir wollen sagen, die Funktion besitze bei dem Grenzübergange
lim X '^ a, lim y "h den Grenzwert c, und dies in dem Ansätze
lim/(rc,y)-c (16)
zum Ausdruck bringen, wenn sich zu einem beliebig klein festgesetzten
positiven ( ein hinreichend kleines positives d bestimmen läßt der-
art, daß
l<^-/(«,y)l<«,
wenn und so lange \x — a\Kd, j y — I» | < d (16)
der letzte Ansatz drückt aus, daß x \ y nicht mit a 6 zusammenfallen
dürfe.
Bei geometrischer Deutung ist hiermit folgendes gesagt. Denkt
man sich eine Ranmschichte, die von den Ebenen f — e ^ s und
# — c -f « (parallel zor xy-Ebene) begrenzt ist, so läßt sich eine Um-
gtbung aßyd des Punktes M angeben derart, daß der über ihr liegende
Teil der die Funktion darstellenden Fläche ganz in jener Raumschiebie
enthalten ist.
Oreozwerte von Funktionen zweier Variablen. 81
Zeigt die Funktion ein solches Verhalten, wie es durch die An-
sätse
/(ar, y) > Ky bzw. ' / < - JT,
wenn und so lange x — a <d, y — h\<d (17)
beschrieben ist, die nach dem Voransgescbickten keiner näheren Er-
klärung mehr bedürfen, so sagt man, es sei
lim/(x, y) — cx>, bezw. lim/( jr, y) — — oo (18)
In einem Punkte am Rande des Gebiets muß die Umgebung so
gehalten werden, daß sie bestandig dem Bereich angehört
Die folgende AasfQhrung soll noch auf gewisse Feinheiten des
GrenzQbergangs bei Funktionen zweier (und mehrerer) Variablen auf-
merksam machen.
Wenn fQr die Funktion /{x, y) ein Grenzwert im Sinne der An-
sätze (15) und (16) existiert, so ist es evident, daß man ihn finden
luÜBse, auf welcher Bahn auch man sich dem Punkte M unbegrenzt
nähert. Dies könnte auf den Gedanken bringen, den Grenzwert in
der Weise zu suchen, daß man durch M eine passend gewählte Bahn,
z. B. LMy fQhrt und auf dieser dem Punkte M sich nähert. Daa
Zustandekommen eines solchen Grenzwertes gestattet keineswegs den
Schluß, daß man damit einen Grenzwert im obigen Sinne gefunden
habe: dieser Schluß wäre erst dann legitim, wenn man düe durch M
führenden Bahnen verfolgt hätte und auf allen zu dem nämlichen
Grenzwerte gelangt wäre^ denn es ist denkbar, daß man auf Ter^
schiedenen Bahnen yerschiedene Grenzwerte findet, dann aber existiert
ein Grenzwert im Sinne von (15) nicht. Ein Beispiel dieser Art bietet
die Funktion 2:rv
die für alle Wertepaare von x, y definiert ist mit Ausschluß von 0,0.
Nähert man sich dieser Stelle 0 längs eines Strahls, der mit der
a^Achse den Winkel (p einschließt (s. die Fig.), so ist in einem Punkte
dieses Strahls, der um r > 0 von 0 entfernt ist, a; — r cos g>, y =- r sin y,
^*^^" /(;r,y)-8in29,
und dieser Wert bleibt erhalten, wie klein auch r wird, so daß bei
Verfolgung dieses Strahls
lim/(a:,y) — sin29.
Da nun tp von Strahl zu Strahl sich ändert, so ändert sieh auch
lim/(a;, y) von Strahl zu Strahl und nimmt, während tp das Intervall
(0, %) durchläuft, alle Werte von 0 bis 1, 1 bis — 1 und — 1 bis 0
an. Es existiert daher lim/(a:, y) nicht.
S ae 0, W s S
Csober. Höhtre M*th«iD»tik. %. KmA. ^
82 I)^' FonktioDsbegrifl;. § 2. Grenzwerte von Fanktioneo.
49. Da« I7nendliohkl«lne und UnendliohgroBe. Es empfiehlt
Bich, einige häufig wiederkehrende Vorstellungen und Prozesse durch
Einführung kurzer Bezeichnungen zu formaliBieren, um von ihnen im
weiteren Verlaufe bequemer Gehrauch machen zu können.
Bei der Definition des Grenzwertes 6 einer Funktion f(x) bei
einem Grenzübergange lim x «» a sind die variablen Differenzen/(a:) — 6
und X — a aufgetreten , von welchen die erste beliebig klein gemacht
werden kann, indem man die zweite hinreichend klein werden läßt
Wir werden von einer variablen Größe, von der wir uns vor-
ßtelleu, daß sie im Verlaufe ihrer Änderung dem Betrage nach unter
jede noch so kleine Zahl herabsinkt, sagen^ sie werde unendlich klein
oder sei ein Unendlichkleines. Mit Benutzung früherer Ausdrucks-
weisen kann man auch sagen, ein ünendliehkleines sei eine Variable,
die der Grenze 0 zustrebt. Das Unendlichkleinwerdeu bezeichnet also
nicht einen Denkprozeß, der eines Abschlusses fähig ist, sondern, wie
schon der Name andeutet, einen Vorgang, der, wie weit er schon ge-
führt sein mag, immer noch eine Fortsetzung zuläßt.
Die Tatsache, eine Veränderliche y werde unendlich klein, kann
demnach symbolisch durch den Ansatz
lim y = 0
ausgedrückt werden.
Bei der Betrachtung des Endverlaufs einer Funktion /(x) ist
unter andern auch der Fall erwähnt worden, daß /{x) dem Betrage
nach belielng groß gemacht werden könne, indem man x hinreichend
groß (oder algebraisch klein) werden läßt.
Von einer variablen Größe, von der wir uns vorstellen, daß sie
im Verlaufe ihrer Änderung über jede noch so große (oder unter eine
algebraisch noch so kleine) Zahl hinauskommt, soll gesagt werden^
sie iverde (positiv, negativ) unendlich großy oder sie sei ein Unendlich-
großes. Durch Anwendung früher eingeführter Schreibweisen kann
man diesen Sachverhalt durch die Ansätze
lim y — oc, bzw. lim y -= — oc
zum Ausdruck bringen. Wiederum handelt es sich nicht um einen
abgeschlossenen, sondern um einen stets fortsetzbaren, also um einen
Werdeprozeß, der, soweit wir ihn verfolgen mögen, immer im End-
liehen verläuft*).
1) Man hat das Unendlichgroße im Sinne dieser Definition uHeigetUUche»
Unendlich genannt und ihm ein eigentliches
VnendJtch gegenüber gestellt. Die Vorstel-
lungen, die dieser Unterscheidung xagrund*
liegen, werden sich am besten geometrisch
deutlich machen lassen.
Als Axiom angenommen, dafi zu einer
Geraden g durch einen Punkt A eine Paral-
rtv ». lele g' gelegt werden kCntie, Fig. 26. tcird
Dm Unendlichkleine und Uncadlichgrofte. S8
Dm Unendlichkleine und ünendl ichgroße ist einer Graduierung
fähig. Man hat es nämlich nie mit einer solchen Größe allein , Son-
dern ßtet« mit zwei oder mehreren voneinander abhängigen in tun;
und dann kann bei irgend zweien das ünendlichklein- oder ünendiich-
großwerden in gleich raschem (starken) Maße vor sich gehen oder bei
einer von beiden rascher (starker) als bei der andern. So wird man
bei dem Grenzübergänge
lim /(x) — 6 für lim X — a
die Differenzen /(x) ~ h und x — a auf den Grad ihres Unendlich-
klein werdens vergleichen können. Die Graduierung soll sich auf den
Quotienten
x — a
stützen: hat dieser Quotient einen Grenzwert, so soll, je nachdem der-
selbe 0, eine endliche Zahl k oder oo ist, .gesagt werden , /(j) — 6
werde in höherem, gleichen oder niedrigeren Maße unendlich klein
als x — a.
In gleicher Weise kann man, wenn
lim /(x) =» oo für lim rt «« oo,
über den Grad des Unendlichwerdens nach dem Verhalten des Quotienten
X
urteilen; hat dieser Quotient den Grenzwert 0, beziehungsweise k oder
oo, so erklart man, /{x) werde in niedrigerem, gleichen oder höheren
Maße unendlich groß als x.
In vielen Fällen ist es möglich, die Graduierung ziffermäßig aus-
zudrücken. Man stützt sich dabei auf folgende Erwägung. Ist y eine
unendlich klein werdende Größe, so nimmt, sobald y einmal in das
Gebiet der echten Brüche gekommen, y" im Vergleich zu y umso
rascher ab, je größer (das positiv gedachte) n; wird y unendlich groß,
die Strecke OB bei unaufhörlicher Annäbenmg von AB vi g* w^tndh^x der
Gegensatz in der Lage von B gegen O kommt im Yorseichen det Unendlicb-
werilens zum AuBdruck.
BezOglich der Parallelen g »elbtit kOnnte man sich der AuidruckiweiBe be-
dienen, Punkt B und Strecke OB haben zu existieren aufgehört. Es hat sich
jedoch als zweckmäßig erwiesen, zu sagen, der Punkt B sei nun im Unendlichen,
und die Strecke OB sei (qualitätalos) unendlich, und die« iat ein Fall des aigeDi-
lich oder aktual Unendlichen.
In die Sprache der Arithmetik übertragen, wobei man sich an die Gerade
g als Bild des Systems der reellen Zahlen hlüt, heißt dies: Man fügt zu den
reellen Zahlen eine neue Zahl oo hinzu, die ebenso qnalitätalo« iat wie die
Zahl 0. Sowie nun eine Variable, die sieh der 0 altf Grenze oihert, uneniUch
klein wird, so kann auch von einer wnendkdt groß werdenden Variablen getagt
werden, sie nähere sich der fiktiven Zahl oc als Grenze von der einen oder
andern Seite.
34 ^^^ FuQktionabefipri£f. f 2. Qrenzwerie von Fanktionea.
SO wächst, sobald y die Einheit übersohritten, y* amso rascher im
Vergleich zu y, je größer n ist.
Sind Py Y zwei voneinander abhängige Variable, die gleichzeitig
unendlich klein, bzw. unendlich groß werden, und hat der Quotient
einen von Null yerschiedenen endlichen Grenzwert A*, so sagt man;
T werde in hexug auf y unendlich Mein, bzw. unendlich groß von der
Ordnung n. Die Worte ,yin bezug auf ^^ können auch noch unter-
drückt werden, wenn man y von Anfang an als Vergleichsgröße von
der ernten Ordnung festgesetzt hat
Setzt man
y
so bedeutet t; eine mit y, Y gleichzeitig gegen Null konvergierende
Größe, das Produkt y*i? — b wird also in bezug auf i? von höherer
Ordnung unendlich klein als y"; die typische Form einer infitniesi^
malen Größe, die in bezug auf y yon der Ordnung n ist, lautet sonach:
Y^kyr^B-, (19)
man nennt ky" den Hauptteilf b den sekundären Teil von F.
Ist
Y,^k,y*-^B,
eine zweite infinitesimale Größe derselben Ordnung, so konvergiert
der Quotient
*+ -
gegen die Grenze ^, in Worten auegedröckt: Der (Quotient zweier von
einander abhängiger Infinitesimalgrößen gleicher Ordnung hat den Otto-
tienten ihrer Hauptteile eur Grenae.
Zur Illustration dienen die folgenden Beispide.
1. sin a? und x werden zugleich unendlich klein, und da 45, 6.
gezeigt wurde, daß lim ^^ » 1 ist, so werden beide Größen unend-
lieb klein von gleicher Ordnung. Sie streben im vorliegenden Falle
der Gleichheit zu, weil die Grenze ihres Quotienten 1 ist Wie rasch
das vor sich geht, möge daraus entnommen werden, daß der Quotient
■chon bei 3« (- ^) gleichkommt 0,9995427, und daß er bei KK
/_ ^J\ den von 1 ganz unerheblich abweichenden Wert 0,9999940
besitzt.
Ordnuogvn de« UnftndhVhkleinen. — - s^t«tigkrit
86
2. F— 1 — cos J7 und y^x werden gleichseitig unendlich klein ; d*
y
aber nicht - , hingegen
einen endlichen yon Nnll Ter-
schiedeneTi Grenzwert hat, uämlich , so ist Y unendlich klein von
zweiter Ordnung in bezog auf y.
3. Man zeige, daß Y "^ tgx — sin x in bezug auf jf — x unendlich
klein von dritter Ordnung ist
§ 3. Stetigkeit der FnnktieoeR.
50. Der Steügkeitabes^rilt Von der stetigen Variablen x
t»agt man, sie durchlaufe das abgeschlossene Intenrall a < x < /3 stetig^
wenn sie jedin Wert aus diesem Intervall und jeden nur einmal anr
nimmt. £& kaiin dies in zwei Richtungen , von a oder von ß aus-
gehend, geschehen; wo nichts anderes bemerkt wird, stellen wir uns
vor, daß x sich wachsend ändert.
Wenn eine andere, dem x zugeordnete Variable y während dieses
Vorgangs auch ein abgeschlossenes Intervall (Ä, Jff^ fdetig duichlänft
so heißt y = /{x) eine in dem y T
Intervall (a,/3) monoUrne Funk-
tion, und zwar eine wachsende .
oder eine abnehmende, je nach- \. .
dem A'^y^B oder A^y
^ B. Das geometrische Bild
einer solchen Funktion ist ^
ein von links nach rechts
"30=^
-^X
-VC
ß
\
Fi«. Wa. Fig. Mb.
aufsteigender, beziehungsweise abfaUender Bogen, Fig. 26a, 26b.
Besteht der Bereich von y aus mehreren (beliebig vielen) anein-
ander gereihten Intervallen {A, C), {C, D), (D, E), (E, B), welche stetig
und in abwechselnder Richtung durchlaufen werden, während x sein
Intervall stetig durchläuft, so ist y eine aus mehreren aneinander sich
anschließenden monotonen Abschnitten zusammengesetzte Funktion,
die abwechselnd zu- und abnimmt; ihr Bild setzt sich aus miteinander
zusammenhängenden, abwechselnd auf- und absteigenden Bogen wol-
siimmen.
Funktionen von der beschriebenen Art bezeichnet man als in dem
abgeschlossenen Intervall a < x < /3 stetige oder Icontinuierliche Funktionen,
Ist y in dem nicht abgeschlossenen Intervall a <x <ß eindeutig
definiert, und besitzt es die eben angeführten Eigenschaften in jedem
Intervall, das innerhcUb (a, ß) liegt, so heißt /{x) eine in dem Inter-
vall cc<x < ß stetige Funktion.
51. Uti« über stetige Funktionell. Um die im vorstehenden
anschaulich entwickelte Eigenschaft der Stetigkeit arithmetisch nuta-
g(( Der FunktioDsbegriif. § 8. SU%tigkeit der Funktionen.
bar zu machen, sollen einige Folgerungen dieser Eigenschaft in Sätze
gefaßt werden.
1, Wenn die Funktion /{x) in dem Intervall (a, ß) stetig iaty so
Ifißt sicJt zu einem beliebig klein festgesetzten positiven € an jeder Stelle
a; — a im Innern des Intervalls ein hinreichend kleines positives d be-
stimmen derart, daß
l/W -/(«)!<*, (1)
solange \x — a\ <Cd.
Der Wert /(a) gehöre dem Intervall {A, B) an, und b sei so klein
festgesetzt, daß auch /(a) — e und /(a) -f s ihm angehören: diesen
letzteren entsprechen Werte von x aus (a, ß\ die sich in einer der
Formen a — h, a^K oder a-^h, a.— h' darstellen lassen, je nachdem
A <i B oder A> B ist; versteht man unter ä die kleinere der beiden
positiven Zahlen A, h', so genügt jedes 6, für das 0 < <J < ä besteht,
der obigen Forderung.
Ist das Intervall («, ß) ein abgeschlossenes, so gilt der Ansatz (1)
an. der Stelle a nur für eine rechte, an der Stelle ß nur für eine
Unke Umgebung. Bei einem nicht abgeschlossenen Intervall sind a, ß
auszuschließen.
Der Ansatz (1) ist aber gleichbedeutend mit der Aussage^):
lim/Ca;) =/(a), (2)
x = a
80 daß man auch diese als Merkmal der „Stetigkeit an der Stelle a**
ansehen kann.
Man nimmt vielfach diesen Satz zum Ausgangspunkt des Stetig-
keitsbegriffs und erklärt dann eine Funktion als stetig in dem Inter-
vall (a,ß), wenn sie die Eigenschaft (1) oder (2) in jedem Punkte
des Intprvalb besitzt, wenn also
Um/(a:)-/(Iima:)
80 lange ^'^^^ß ^^^^ a<x<ß.
Sind x', x' zwei verschiedene Punkte aus der Umgebung (a — d,
a -f ($) von a, so daß
|/(aO-/(a)|<*
80 folgt daraus
____ l/(0-/(=r')l<2*-
1) E« lei darauf hingewiesen, dafi AnsäUe irie
lim/(x)-/-(a)
« s a
die aaf den enten Blick nalbstverstAndlieb scheinen, Stetigkeit voraassetcra.
SteUgkeiUt&tze. 87
Es läßt 81 ob also bei einer stetigeu Funktion zu jeder Stelle eine hin-
reicbend enge Umgebung konstruieren, derart, daß irgend zwei Funktioni-
werte aus dieser Umgebung sieb beliebig wenig yoneinander unter-
scheiden.
2. Eine im ahgesMossenm IntervaU a ^x ^ß stetige Funktiom
f(x) ist dast'ibst endlich und nimmt wenigstens einmal einen kleinsten
Wert m und einen größteti Wert M an.
Die erste Behauptung ist implizite in dem SO. entwickelten
Stetigkeitsbegrifi* enthalten, da ja zu jedem a ^ a: ^ ^ ein bestimmtet,
also ein endlicher Wert von /{x) gehören maß.
Sind (A^ C), (C, D), . . . {K, E) die Intervalle, welche /(x) nach-
einander stetig durchläuft, so ist die kleinste der Zahlen A^B,Cf...K,Ii
das m, die größte das M.
Eine im nicht abgeschlossenen Intervall «<x</5 stetige Funktion
braucht daselbst nicht endlich zu sein; existieren lim /{x) und lim/(2;),
so ist sie endlich, und bei der Aufsuchung der äußersten Funktions-
werte kommen diese Grenzwerte, die die Funktion innerhalb des Inter-
valls nicht anzunehmen braucht, mit in Betracht; es kann unter solchen
Umständen die Funktion statt eines kleinsten und größten Werte«
auch blos eine untere Grenze g und eine obere Grenze G besitzen, die
sie wirklich nicht erreicht.
Den Unterschied M—m, bzw. G — g, bezeichnet man als die
Schwankung der Funktion /(x) im Intervall (a, ß).
Einige kleine Beispiele werden diese AusfQhrung besser beleuchten.
/{x) «»3a:— 5 für l<a;<2ist eine stetige und endliche Punk-
tion mit w = — 2 und itf = 1 und mit der Schwankung Jlf — w— 3.
y (jc) = 3a — 5 für 1 <^x < 2 ist eine stetige und endliche Funk-
tion mit der unteren Grenze ^ =» — 2 und der oberen Cr — 1, die
beide nicht erreicht werden, und mit der Schwankung G — /7 — 3.
/(^x) — ~ für 0 <ic< 1 hat keine obere Grenze, weil lim /(x) — oo
ist, wohl aber einen kleinsten Wert m =- 1 ; von einer Schwankung
kann hier nicht gesprochen werden.
3. Wenn die Funktion /(x) in dem abgeschossenen Intervall
a^x-^ß stetig und wenn /(«) +/(/?) ist, so gibt es su jeder Zahl fi
zwischen /(«) und f\ß) mindestens eine Stelle g in (c, /J), an der
/(i)^iiist:
Ist die Funktion monoton, so ist (A,B) ihr Bereich, und da sie
jeden Wert aus diesem Bereiche und jeden nur einmal annimmt, so
gilt dies auch für fi.
Besteht sie aus abwechselnd zu- und abnehmenden monotonen
Abschnitten und sind {A, C), (C, D), . . . (K, B) die Intervalle, die eie
der Reihe nach durchlauft, so muß fi in mindestens einem derselben
88 D«! Fonktionsbegriff. § 3 Stetigkeit der Funktioneo
Torkommen; denn die Annahme, daß ee außerhalb aller Interyalle
liege, stünde entweder mit /(«) < fi oder mit (a </{ß) im Wider-
spruch.
£b ist eine Folge des obigen Satzes, daß die Funktion auch jeden
Wert zwischen m und M annimmt; denn die Stellen , an welchen
/{x) gleich m, bzw. gleich M ist, gehören dem Intervall (a, ß) an.
Eine weitere wichtige Folge spricht der folgende Satz ans:
Wepin die Funktion /(x) in dem abgescMossenen Intervall a^x <iß
stetig ist und an seinen Enden entgegengesettfi bezeichnete Werte hesÜH,
so existiert uenigstens eine Stelle | in (ay ß)y an der /(|) — 0 ist.
Da nämlich /{x) jeden Wert zwischen /{a) und /{ß) innerhalb
(«, ß) mindestens einmal annimmt, so gilt dies auch Ton 0, das nun
zwischen /{a) und /{ß) liegt.
4. Hat eine in dem Interyall (a, ß) stetige Funktion /{x) die
Eigenschaft, daß zu einem beliebig klein festgesetzten positiven « ein
hinreichend kleines positives ö bestimmt werden kann derart, daß
|/(0-/(OI<^ ,4.
solange x' - x'\<dy
so nennt man sie gleichmäßig stetig in dem Interrall. Der Sinn dieser
Definition ist also der, daß, wo man auch zwei Stellen in (a, ß) be-
zeichnet, deren Abstand unter d liegt, der Unterschied der zugehörigen
Funktionswerte jedesmal dem Betrage nach kleiner als b ist.
Bei dieser Eigenschaft muß zwischen abgeschlossenen und nicht
abgeschlossenen Intervallen wohl unterschieden werden; bezüglich der
ersteren gilt der wichtige Satz:
Eine im abgeschlossenen Intervall (a, ß) stäige Funktion ist daselbst
gleichmäßig stetig.
Es werde zunäclist vorausgesetzt, die Funktion sei monotoB
wachsend und (Af B) ihr Intervall; man teile dieses in soviel (m)
gleiche Teile, daß — ^^^ — ifc < ^ sei. Zn den Funktionswerten
/(«), /(«) + *, /(«) + 2*, ..•/(«) + »•- 1 *, Aß)
sollen die (gleichfalls steigend geordneten) Argumentiverte
^0 — «» ^if ^t ••• ^«-w /*-*•
gehören; je zwei benachbarte bestimmen ein Intervall, und das kleinste
unter diesen n Intervallen habe die Größe ^; dann genügt jedes d, für
das 0 < d ^ A besteht, der obigen Forderung. Nimmt man nämlich
irgend »wei Werte x\ x" an, für die «"—ic'^Ä, so fallen sie ent-
weder in ein und dasselbe Intervall {x^f x^^^\ oder sie verteilen sich
auf zwei benachbarte Intervalle («|.i^ x^f {x^, Xf^j). Im ersten Falle
ist unmittelbar
|/(0-/(*')l<-i<*;
Gleichm&fiige Stetigkeit. — Unftetigkeiten $0
im zweiten Falle hat man sowohl
/M~/(^.<;
als auch '/(«")~/(«i) <f
daher wieder /(0~/W!<«
Besteht die Funktion aus mehreren monotonen Abschnitten^ so
führe man die beschriebene Operation fQr jeden Abschnitt gesondert
aus; das kleinste unter den gefundenen h genügt dann für den ganzen
Verlauf.
In einem nicht abgeschlossenen Intervall besteht gleichmäßige
Stetigkeit nur dann, wenn die Funktion g^en die Enden hin be-
stimmten Grenzen sich nähert. So ist die Funktion /(x) -« Sx — 5
anch in dem Intervall 1 < x < 2 gleichmäßig stetig; nicht so jedoch
die Funktion /(x) — - in 0<ar^ 1, weil lim/(x) =- (X>; hier wird
*=. + o
dj je mehr man sich der Anfangsstelle 0 nähert, bei gegebenem s
immer kleiner, und es gibt kein genügend kleines d, das durchwegs
entsprechen würde.
62. Versohledene Arten der Unstetigkeit (DiakontinlütAt).
Wenn eine Funktion /{x) in der (ein- oder beiderseitigen) Umgebung
einer Stelle x = a definiert ist, die Stetigkeitsbedingung (1) aber nicht
erfüllt, so heißt sie an dieser Stelle unstetig oder diskontinuierlich. An
der Stelle selbst kann die Funktion vermöge ihres analytischen Aus-
drucks auch definiert sein, oder es versagt dieser Ausdruck hier; in
letzterem Falle kann die Definition durch eine Festsetzung ergänzt
werden. Immer kommt es darauf an, das Verhalten der Funktion bei
unbegrenzter Annäherung an die Stelle a zu prüfen, zu untersuchen^
ob die Funktion Grenzwerte besitzt, und welcher Art diese sind Auf
eine Klassifikation der mannigfaltigen Möglichkeiten soll hier nicht
eingegangen werden; es möge genügen, einige charakteristische Falle
vorzuführen und durch Beispiele zu belegen.
1. Es sei lim/(a:) — lim/(x) «= h eine endliche Größe, /(a) ent-
» = a — 0 asa-f-i
weder nicht definiert oder von h verschieden. Ergänzt oder ändert
man die Definition dahin, daß /{a) -« h sei, so verhält sich die Funk-
tion an der Stelle a wie eine stetige, man spricht daher von einer
\dharen Cnstetigkeit
Die Funktion /(a:) - x cos - (46, 2.) verhält sich an der Stelle
x -" 0 wie eine stetige Funktion, wenn man /(O) — 0 feeisetit; bei
jeder andern Festsetzung ist sie wesentlich unstetig.
Die Funktion /(ic) — limV? (» ^^^ natürliche Zahl) iet für jeden
Wert von x definiert, und zwar ist 1 ihr Wert, so lange x + 0, und
90 ^^^ FunktioDsbegriff. § S. Stetigkeit der Funktiooen.
0 fttr iP =- 0. Man hat also lim / (a;) — lim/(a?) = 1, hingegen /(O) — 0.
Ändert man die Definition dahin ab, daß /(O) » 1 sein solle, so ver-
schwindet die Unstetigkeit.
2. Es sei lim /(x) ^ lim /{x) und beide endlich ; ohne Rücksicht
xtsa — Q xsa-fO
darauf, ob /(a) vorhanden und wie groß es ist, besteht Unstetig-
keit, weil sich keine Umgebung von a angeben läßt, io welcher
|/(0 '^ /i^l \^ * ^^^ ^^^ beliebige x\ x" und ein beliebig klein
gewähltes f.
Man spricht hier von einem endlichen Sprufig.
Die Funktion y"(a;) — -^ ist für a: = 0 nicht definiert; es ist
aber lim /(a;) = — 1 uud lim /{x) = 1 ; bei Überschreitung von 0
findet also ein Sprung von — 1 auf 1 statt, während sich die Funktion
im übrigen stetig verhält.
Die Funktion /(x) = lim - — ^ (** = h^y-") ^a* den Wert 0,
solange ! a; | > 1; den Wert 1, solange | a? | < 1 ; hingegen ist /(— 1) =-
/(l)«—; wenn also x wachsend die Stelle — 1 durchschreitet, springt
der Funktionswert von 0 auf y und unmittelbar darauf auf 1, und
das umgekehrte findet beim Passieren der Stelle 1 statt.
Die Funktion /(x) «- a: — [x],
worin [2:] die algebraisch größte in
. .....^.....y.. ^ enthaltene ganze Zahl bedeutet
_J^/j^/__| und deren Bild in Fig. 27 angedeutet
ist, bietet ein Beispiel von unendlich
vielen endlichen Sprüngen dar. Aus
, dem Bilde wären eigentlich die
Punkte in den Linien y = — 1 und
y ^ \ auszuscheiden. Ist n eine positive ganze Zahl und d ein po-
sitifer echter Bruch, so ist
/(n - ^) - w - (J - (w - 1) - 1 - d,
/(n o. d) - « + d - n - d,
während /(n) — n — n — 0 ist;
ähnlich f{lr negative n.
3. Wenigstens einer der Grenzwerte lim /(x\ lim /{x) existiert
gma^Q »■•4-0
nicht; es findet eine Unstetigkeit statt, was auch bezüglich /(a) selbst
gelten möge.
Cnttetiirkeiieo. — UnendliebkeitMtelleB. 91
Ein Beispiel hierzu bietet t(x) «-.sin ~ an der Stelle x — 0 dar
(45,1.); denn lim sin ~ existieren nicht, weil die Funktion, wie klein
auch {x| werden möge, niemals aufhört, zwischen — 1 und l za
schwanken.
4. Wenigstens einer der Grenzwerte lim/(a;), lim /(x), ist unend-
lieb. Man nennt dann a eine UnendlichkeiUtsteUe der Funktion.
Bei der Exponentialfunktion/(a;) — c * ist lim/(a:) —0, lim/(a:)— 00 ;
setzt man also /(O) — 0 fest, so rerhält sich /(x) links ron 0 stetig;
wegen des rechtsseitigen Verhaltens ist aber x =— 0 ein Unendlich-
keitspunkt.
Die Funktion /(x) — ~ hat 0 zur ünendlichkeitsstelle, und zwar
ist lim/(x) — — 00, lim /(x) — oc.
X»— 0 x=+0
Auch /(x) — p hat die ünendlichkeitsstelle x — 0, hier aber sind
\iwi/{x) beide -f cx>.
Die Funktion /(x) =» /x hat lim /(x) — — 00, existiert aber links
yoii 0 nicht (als reelle Funktion).
Die Funktion /(x) «- tg x hat in x =- y einQ Unendlichkeitsstelle,
indem lim .tg x «- 00, lim tg x «= — 00. Man prüfe das Verhalten
an den Stellen x = - -+- n», wo » eine (positive oder negative) ganze
Zahl bedeutet.
Ein eigenartiges Verhalten zeigty"(x) -» tg j.- ; die Stellen x —
sind Unendlichkeitspunkte und auch x =- 0 ist ein Unstetigkeitspunkt,
indem /(x) in einer beliebig engen Umgebung unendlich oft das ganze
Gebiet der reellen 2^hlen durchläuft.
63. Stetigkeit von Funktionen mehrerer Variablen. Die
Funktion y (x,y) der unabhängigen stetigen Variablen x, y, ^definiert
für einen abgeschlossenen Bereich P mit der Randlinie C (40, 48),
heißt an der Stelle x =• a, y — 6 im Innern dieses Bereichs sieiigt wenn
sich zu einem beliebig kleinen positiven e ein hinreichend kleines
positives d bestimmen läßt derart, daß
l/(^,y) -/(«,&) l<«,
solange | X — a < d, | y — 6 | < d, (6)
|«~a|-f y~6|>0
92 ^^ FonküoDtbegriil. § 2. Stetigkeit der Funktiooeu.
ist; mit Worten, wenn sich zu der Stelle a b eine (quadratfönnige)
Umgebung von so kleiner Ausdehnung 2 Ö konstruieren läßt, daß jeder
Funktionswert aus dieser Umgebung sich von jenem an der Stelle a h
dem Betrage nach um weniger unterscheidet als e.
Nach den Ausführungen in 48 ist diese Definition gleichbedeutend
mit der Erklärung des Ansatzes
hm /(x,y) ^ /(a,h\ 6)
jr«:a,y = «
ßeiindet sich der Punkt a \ h auf der Randlinie C, so ist die Um-
gebung auf jenen Teil einzuschränken, der dem Bereiche P angehört.
Die Funktion /(x,y) heißt stetig im Bereiche P, wenn sie den Be-
dingungen (5) in allen Punkten von P genügt.
Verfolgt man eine in diesem Sinne stetige Funktion längs
einer in P verlaufenden Linie, so verhält sie sich als stetig; insbe-
sondere auch dann, wenn man sie längs einer Parallelen zu einer der
Achsen OX, OY verfolgt. Das zu 48 beigebrachte Beispiel allein
genügt aber, um die Umkehrbarkeit dieses Sachverhaltes auszuschließezL
die Funktion /[x^y) braucht an einer Stelle a ; h nicht stetig zu sein,
wenn /{x,h) als Funktion von x stetig ist bei x «— a und /{a,y) stetig*
ist bei y '=- h. Die Funktion /{x,y) — ^4~i ^^ ^em zitierten Bei-
spiel ist längs jeder durch die Stelle 0 0 gezogenen Geraden stetige
weil konstant, sie ist aber nicht stetig an der genannten Stelle selbsi^
weil sie hier nicht definiert ist.
Wichtig ist es, die gleichmäßige Stetigkeit hervorzuheben, die wie
bei Funktionen einer Variablen eine notwendige Folge der Stetigkeit
im abgeschlossenen Bereich ist; sie besteht darin, daß sich zu einem $
ein d bestimmen läßt derart, daß
solange \x''-x' <d, y"-y <ä, (7)
\x"^x'\+ y''-y'>0.
Die Definition der punktuellen Stetigkeit einer Funktion sweier
Variablen ist wörtlich auf eine Funktion f(x^, ^ * * ^J fibertragbar,
die von n Variablen abhängt; man wird sie in dem „Punkte^ ai | «j i * * * i *•
ihres „Definitiousbereichs^^ R^ stetig nennen, wenn zu einem festge-
setzten i ein hinreichend kleines d bestimmbar ist derart, daß
solange «i - «i |<^, !«i - «il< ^, •• |«.~a»i < *, (8)
ift; und stetig im Bereich R^ wenn sie diese Eigenschaft in jedem
Punkte des Bereichs anfweiit.
Stetigkeit vod Funktionen xweier VMiableB. ~ I>er Differenti^qootient 93
IV. Absctnitt.
Elemente der Differentialrechnung.
§ 1. Der DifferentialqnotifDt und das DiffereBtial.
54. Begriff des Differentialquotienten. Unter den Prsgen,
die sich beim Operieren mit Funktionen einstellen, ist eine der
wichtigsten auf die Ärtderungen gerichtet, welche die Funktion bei
bestimmten Änderungen der Variablen erf&hrt, und zwar auf die
Änderungen im großen und kleinen; denn sie machen das aus, was
man den Verlauf' der FunkUon nennt
Es sind also Denkprozesse von fundamentaler Bedeutung filr die
Analysis, an deren Erklärung jetzt geschritten werden soll. In erster
Linie wird dabei an Funktionen einer Variablen gedacht werden.
Es sei y =* /{x) eine in dem Intervall {a,ß) eindeutig definierte
und stetige Funktion; unter x möge jetzt ein bestimmt^' Wert im
Innern des Intervalls verstanden werden. Bei dem Übergange von x
zu dem ebenfalls in (a, /3) liegenden Werte Jf + Ä, wobei also die
Variable die Änderung
Jx^h
erfahrt, geht der Wert der Funktion in /(x -h K) über und erleidet
die Änderung
dy = d/{x) -/(* + *) -/(«).
Je größer bei einem festgesetzten dx das z/y, oder je kleiner
bei einem angenommenen Jy das zugehörige dx ausfällt, umso
stärker, wird man sagen dürfen, hat sich die Funktion bei dem be-
schriebenen Übergang von der einen Stelle ihres Bereichs zu der
andern geändert, so daß in dem Quotienten
ein geeignetes Maß für dtP Stärke dieser Änderung zn erblicken ist
Da Jx, dy Differenzen zwischen zwei Werten von x, biw. y darstellen,
80 bezeichnet man sie als Differenä der Vahdblenf bzw. Differenz der
Funktion und nennt (1) den Differensenquotientenj gebüdet an der
Stelle X mit der Dififerent dx '^h.
Der Differenzenquotient erfordert also zu seiner Bildung zwei
Stellen des Bereichs ; läßt man die zweite der ersten unbegrenzt sich
nähern, h also gegen die Grenze 0 konvergieren, so strebt wegen der
vorausgesetzten Stetigkeit von /(x^ auch der Zahler von (1) der Null
als Grenze zu. Man hat es also mit dem Quotienten zweier unend-
lich kleinen Größen zu tun, der je nach der Ordnung dieser Größen
einer bestimmten endlichen Grenze oder der Grenze 0 oder der Grenze oo
94 Elemente der Difrerentialrechnang. § 1. Der Differentialqaotient ntw.
Cmit bestimmten Vorzeichen) zustreben oder unbestimmt bleiben kann. In
den drei ei*stgedachten Fällen, wo ein Grenzwert (im weitesten Sinne)
existiert, nennt man eben diesen Grenzwert den Di/ferentialquciiefUen,
die Derivicrte oder die Ableitung der Funktion /(z) an der Steile x;
er ist ein Maß für die Stärke der Änderung der Fnnktion an dieser
Stelle.
Dieser Grundgedanke bedarf aber noch einer genaueren Ausführung.
Bei der Allgemeinheit, welche wir dem FunktionsbegriflP unterlegen
müssen, können selbst bei der Einschränkung, die in der geforderten
Stetigkeit liegt, so mannigfache Erscheinungen auftreten, daß wir ge-
nötigt sind zu unterscheiden, ob h von rechts oder links sich der Null
nähert. Existiert
so soll er als rechter Differentialquotient, und existiert
so soll er als Unker Differentialquotient an der Stelle x bezeichnet
werden; existieren aber beide und stimmen sie miteinander überein,
so daß man sie gemeinsam unter das Symbol
hm /J£±4z=ZW (2)
stellen kann, so spricht man von einem Differentialquotienten schlecht-
weg, auch von einem vollständigen oder eigentlichen.
Es liegt in der Natur der Sache-, daß es an der Stelle « nur
einen rechten, an der Stelle ß nur einen linken Differentialquotienten
geben kann.
Bei den Funktionen, welche wir hier zu betrachten haben werden,
ist der Fall eines eigetiüichen und endlichen Differentialquotienten
typisch; die Fälle eines bloß rechten oder bloß linken, beiderseits ver-
schiedener, eines unendlichen und der Nichtexistenz eines Differential-
quotienten bilden Ausnahmen.
Wenn daher in der Folge von der Existenz eines Differential-
quotienten oder von der Differensierha/rkeit einer Funktion an einer
(inneren) Stelle x wird gesprochen werden, so soll darunter immer
ein endlichfT Differentialquotient von der Bildungsweise (2) gemeint
sein. Mit diesen Festsetzungen kann man sagen:
Der Differentialquotient einer Funktim /(%) an einer Stdle x ist
der Gremivertf gegen den der an dieser Steile gebildete Di/fereHgen-
quoUeni konvergiert^ wenn die Änderung h der Variahlen^ sei es durch
positicCy sei es durch negative Werte, der Orense Null sich nähert.
Es ist oben bemerkt worden, daß der Differentialquotient ein
Maß für die Starke der Änderung der Funktion an der betreffenden
Diffeieatiftlquotient und abgeleitete PunkÜoii. 95
Stelle sei Wie jedes Maß erfordert auch dieses eine Einheii; diste
ist in der Stärke der Änderung der v'ariablen selbst gegeben. Ist
uämüch /(x) •• r, so ist der EHflferenzenquotient ^^^r-— *, also auch
der Difterentialquotient, und zwar an jeder Stelle, — 1. An einer
Stelle also, an welcher der Differenzeiiquotient großer (kleiner) i^t
als 1, ändert sich die Funktion stärker (schwäcber) als die Variable;
dabei kommt zunächst nur der absolute Wert des Differentialquotienten
in Betracht.
55. Die abgeleitete Fnnktioti. Partielle DüTerentiiü*
quotienten. Besitzt die Funktion /(x) an jeder Stelle des Inter-
valls («, ß) einen Differentialquotienten, so heißt sie in diesem Inter-
vall differenzierbar. Die Werte des Differentialquotienten mit den zu-
gehörigen Stellen konstituieren dann eine neue Funktion von ar, die
rv.m als abgeleitete, derivierte FutMon. auch kurz als Ableitung von
x), aber auch als den Differentialquotienten von /{x) benennt; zu
ihrer Bezeichnung bedient man sich der Symbole*)
'^, /'<*), DJi.')
lalytische Bed<
den Ansatz
Die analytische Bedeutung der neuen Funktion ist also durch
gegeben, der Grenzübergang bei unbestimmt gelassenem x ausgeführt.
Im allgemeinen gehören zu verschiedenen Werten von x auch
verschiedene Werte von/'(x); nur bei einer einzigen Funktion, näm-
lich bei der rationalen ganzen Funktion ersten Grades, die man kurz-
weg als lineare Funktion bezeichnet, ist /\x) konstant. Ist nämlich
/ix) = ax -\-hy so ist der Differenzenquotient
h "'*'
folglich auch
DJax -f- 2*) — a;
das geometrische Bild dieser Funktion — eine Gerade — spricht es
inz deutlich aus, daß die Stärke der Änderung überall die gleiche ist
Setzt man in der letzten Formel a — 0, So geht sie über in
D,h - 0 (4)
1) Die drei Bezeichnungen stammen der Reibe nach von 0. W. Leibnix
(in einem Manuskript von 1676), J. J. Lagrange (Theorie das fonctiona wialj-
tiqnea, 1797) und Arbogaat (Calcul des Därivationa, 1800).
96 Elemente der DifFerentittlrechnung § 1. Der Differentialquoiient arvr
und besagt nuu, daß die Ableitung einer lonsianf^n FutflUon oder kurz
einer Konstanten NtUl ist
Mit a » 1 und b '^ 0 ergibt sich die schon früher festgestellte
Tatsache
D^x^l, (b)
daß die ÄbUUung der Variablen selbst glticii 1 ist.
Der Begriff der Differentialquotienten, der hier ausdrücklich für
eine Funktion einer Variablen entwickelt worden ist, laßt sich durch
folgenden Gedankengang auf eine Funktion mehrerer Variablen über-
tragen: Man erteilt allen Variablen, bis auf eine, feste Werte, be-
trachtet die Funktion als von dieser einen allein abhängig und führt an
ihr den durch (3) angezeigten Grenzprozeß aus. Unter diesem Gesichts-
punkte gebildete Differentialquotienten nennt man partieüe Differential-
quotienten oder Ableitungen in bezug auf die betreffende Variable.
Bei einer Funktion z ^ /{x^ y) zweier Variablen hat man deren zwei
zu unterscheiden und gebraucht dafür eines der Zeichen:^)
Allgemein: Ist ?i '^/(^i^ ^a ' ' ^J» ^^ definiert
lim /<^*>.± *?i^ '„; .^.z:Z(^-»3„» ':j3s} (6)
den partiellen Differentialquotienten von u in bezug auf x^ , der mit
Ä- bezeichnet wird.
56. Phoronomisohe nnd geometrische Interpretation des
Bürerentialqnotienten. Sobald man das Gebiet der Anwendungen
der Analysis betritt, sind x und /(z) die Maßzahlen für irgendwelche
Toneinander abhängige Größen, und je nach der Bedeutung dieser
letzteren erlangt auch der Differentialquotient eine spezielle Bedentang.
An dieser Stelle sollen jene zwei Fälle besprochen werden, von welchen
die Differentialrechnung ihren Ausgang genommen, und die für zwei
große Gebiete von grundlegender Bedeutung sind: für die Bewegungs-
lehre (Phoronomie) und die Geometrie.
1. Es sei X die von einem bestimmten Augenblicke an gezahlte
Zeit, die ein in gerader Linie sich bewegender Punkt gebraucht hat,
um den Weg /(rc) zurückxulegen; dann ist /{x -f h) der in der Zeit
X -^ k vollendete, somit /(x + Ä) — /{x) der in dem Zeitintervall
(Xf X i-h) zurückgelegte Weg. Wäre die Bewegung eine gleichmäßigey
d. h. eine solche, bei welcher in beliebig großen gleichen 2^itab-
1) Die Anwendung dei d neben dem Lei bn istchen d ttammt von C G.
J Jacob i (Joarnal Ton CroUe, Bd. 22) und iit jetst faet allgemein gebrftnohlioh.
Daneben gehen noch andere Beteiohnungen, so s. B. fu-,j\\ fy (««y), /t(^Sf) u- *•
PboroQomiscbd Bedeotang dei DifferentUlqnotienleo. 97
schnitten gleiche Wege zniückgelegt werden, so stellte der Qaotient
h
die Geschwindigkeit, d. i. den in einer Ton den Zeiteinheiten, in welchen
X und h ausgedrückt sind, beschriebenem Weg diur.
Auf eine uvyleichmäßUje Bewegung laßt sich dieser Begriff der Ge-
schwindigkeit nicht unmittelbar übertragen ; der angeschriebene Quotient
bedeutet nunmehr die während des Zeitintervalls (x, x -^-h) auf die
Zeiteinheit durchschnittlich entfallende Weglange; je kürzer das Zeit-
intenrall, umso geringer die Veränderlichkeit der Bewegung während
desselben, umso näher rückt die Bedeutung des Quotienten der einer
Geschwindigkeit; und nähert sich der Quotient bei stetig gegen Null
»bnehn\endem h einer Grenze, so wird diese,
als die im Attgenhlicke x herrschende Geschtcindigkeit erklärt
Wefm also /(x) Jen bei geradliniger Betcegung in der Zeit x MUr
riickgdegten Weg ausdrückt, 8o hat der Di/ferentialquotient /{x) die Be-
deuiung der am Ende dieser Zeit herrschenden Geschwindigkeit.
Mit Hilfe des Bewegungsbegriffs kann dem Differentialquotienten
eine bemerkenswerte Deutung gegeben werden. Stellt man sich Tor
die Variable x durchlaufe ihr Intervall (a, /3) gleichmäßig, so durch-
läuft die Funktion ihren Bereich im allgemeinen ungleichmäßig; bis
zu dem Zeitpunkte, in welchem die Variable den Wert ar, die Fxmktioii
den zugeordneten Wert /(x) angenommen, sei die S^eit i verflosseii,
und in dem weiteren Zeitintervall r mögen die Werte j? 4- A und
/{x + Ä) zustande kommen; dann ist -» c die Geschwindigkeit, mit
welcher x sein Intervall durchläuft, und der Grenzwert von -^tillöS
für lim r •-« 0 die Geschwindigkeit, mit der sich /{x) am Schlueee
der Zeit t \h seinem Bereich bewegt; da nun
/{x + h)-^Ax) t _ ^ t
h V^ e
und h mÜT gleichzeitig gegen Null konvergiert, so ist der Differential-
quotient das Verhältnis der Geschwindigkeiten, mit welchen x und
/{x). sich im gegebenen Augenblicke in ihren Bereichen ändern. Mtn
kann eomit den Satz aufstellen: Der DifferentialqitcH&U einer FumkÜm
/{x) art einer SteUe x ist die Geschtcindigkeit, mit der sich die Funktüm
Oivber, HOhtr* MAthematik. 8. A«IL 7
98 Elemente der DififereBtialrechDung. | 1. Der DiffertoUalqaotient naw.
an dieser Stelle ändert, tcenn sich die Variable x gleichmäßig mit der
Geschwindigkeit 1 ändert^).
2. Man betrachte x als Abszisse und /{x) « y als Ordinate eines
Punktes M in einem rechtwinkligen Koordi-
natensystem; während x das Intervall («, ß)
durchläuft, beschreibt M eine Kurve AB,
Fig. 28. Die den Abszissen OP^x und OF
^ X -^ h entsprechenden Punkte haben die
Ordinaten PM ^ f{x\ FM ^ f{x + h) und
bestimmen eine Sekante, deren Richtung durch
den Winkel QMS-^cp festgelegt werden möge;
**• ••• dann ist
Konvergiert h gegen die Grenze Null, so nähert sich Jf längs der
Kurve dem Punkte My und die Gerade MS dreht sich dabei um den
Punkt M. Die Aussage, der Differenzenquotient konvergiere dabei
gegen eine bestimmte Grenze, ist gleichbedeutend mit der Aussage,
die Sekante nähere sich einer Grenzlage; die Grenzgerade MT nennt
man die Tangente der Kurve im Punkte M] wird ihre Richtung durch
Angabe des Winkels QMT'^a beschrieben, so hat man fQr diesen
lim-^— -^ . -~-^ — tg«.
A = o '•
Ist also y -= /{x) die auf ein rechtwinkliges KoardincUensysteyn he-
eogerie Gleichung einer Kurve , so hat der £u einer Stelle x gehörigt
JJifferefitialquotient /\x) die Bedeutung der trigonometrischen Tangente
jenes WinkelSf den die Tangente der Kurve in dem gur ÄbsMtsse x ge-
hörigen Punjcte mit der positiven Richtung der Ahszissenachse einschließt^).
Die Existenz eines eigentlichen Differontialquotienten an der Stelle
Xf oder, was dasselbe besagt, die Übereinstimmung des rechten und
linken Differontialquotienten hat die geometrische Bedeutung, daß sich
Sekanten, welche die Kurve rechts von M schneiden, derselben Grenz-
1) Von Betrachtungen dieser Art ist J. Newton \a\ der Begründnn/? der
InfiintesimalrechnnDg (erste Pu1jlisieningl687 in den Principia mathematica yhiloBO-
phiac naturahs) ausgegangen; an die Vorstellung des Verfließens der Zeit an-
knüpfend nannte er die Variablen Huenten und die Änderungsgescbwindigkeiten
Fluxionen, die Infiniteiimalrecbnung Fluxionskaünil NewtontBezeicbnung fSr
dfn Ditrerentialquütieuten von y ■->/(^) iet ;- nnd erklärt lich aus obiger Dar-
•goug
i) Das ProlMem der Tangentenbeitiznmung einer ebenen Kurve bildete bei
Leibniz den Auf Rangspunkt fOr die Erfindung der Diflferentialrechnung (erste
Publiaierung 1684 :u deu Leip7.iger Acta (Tuditorum)^ der er auch den Namen
gegeben.
Geometrische Bedeutung dea DiflRer«ntiaiqootienU'ii. 99
läge oahern wie die liuks von M schneidenden , daß aleo die Karre
im Punkte M nur eine Tangente beeitzt.
Auf die eben ausgeführte Betrachtung gründet sich die Aussage,
eine Tangente habe mit der Kurve zwei vereinigt liegende Punkte
gemein, die zusammen den Beruhrungsfmmkt auemachen.
57. Stetigkeit tmd Bifferenxierbarkeit. Beispiele beson-
derer F&Ue. Die Existenz eines endlichen Differentialquotienten an
einer SteUo x setzt Stetigkeit der Funktion in der Umgehung dieser
Stelle foraus; denn, soll der Difierenzenquotieut (1) bei gegen Null
konvergierendem Nenner einer bestimmten endlichen Grenze (oder der
Grenze 0) sich nahem, so muß auch sein Zähler gegtoi Null abnehmen;
das aber erfordert die Stetigkeit der Funktion. Umgekehrt folgt aus
der Existenz eines endlichen Differentialquotienten die Stetigkeit der
Punktion an der betreffenden Stelle.
Daß aber die Stetigkeit keine zureichende Bedingung für das
Vorhandensein eines Differentialquotienten überhaupt ist und auch
nicht bindern kann, daß der rechte und linke Diflerentialquotient ver-
schieden ausfallen, wird aus den folgenden Beispielen hervorgehen, die
im Grunde genommen recht einfach definierte Funktionen betreffen.
Durch Heranziehung komplizierterer analytischer Hilfsmittel ist es ge-
lungen, Funktionen zu konstruieren, die trotz Stetigkeit an unzählig
vielen, ja selbst an allen Stellen eines Differentialquotienten entbehren
und daher auch die Möglichkeit einer geometrischen Darstellung ans-
chließen. Indessen genüge hier die bloße Anführung der Tatsache,
da derlei Funktionen doch nur rein theoretisches Interesse besitzen.*)
1. Ist /{x) •= — ^ , solange a: + 0 und /(O) — 0, so ist die so
definierte Funktion an der Stelle x — 0 stetig und ihr Differenzen-
quotient daselbst:
da nun
/(?0-/(0) _JL_.
Ä 1'
lim ^ -= 1 und lim ^ — 0,
so sind linker und rechter Differentialquotient verschieden. An dem
Bilde der Punktion äußert es sich derart, daß im Ursprung, durch
den die Kurve vermöge der Definition von /(x) geht, nicht eine,
sondern zwei Tangenten existieren, oder daß dort die Tangente eine
1) Literaturangftben über golrh besonder« Funktionen findet man in E. Pate sU
Repertorium der höheren Mathematik» dentach von A. Schepp. I. T., 1»00,
S 110—111.
100 Elemente der Differentialreohnuog. § 1. Dei DiffereaÜAlqaotient naw.
plötzliche Richtungtänderüng erfährt, die £urre selhtt eine Edce
aufweist.
2. Es sei /(x) «- iP arc tg ^ , solange a: + 0, und /(O) — 0. Der
Differenzenquotient an der Stelle j; — 0:
koDTergiert bei lim ä =» -h 0 gegen —, bei lim ä — — 0 gegen — y 5
/(x) zeigt also bei a; — 0 ein analoge« Verhalten wie im vorigen Falle.
3. Die in 52, 2. eingeführte Funktion /(x) « a; — [x] hat, wie
ihr Bild, Fig. 29, »eigt, im allgemeinen den Differentialquotienten 1 ;
ausgenommen sind aber die ganzxahligen Stellen; an diesen existiert,
wenn sie positiv sind, nur der rechte, wenn sie negativ sind, nur der
linke Differentialquotient; an der Stelle 0 ist ein eigentlicher Diffe-
rentialquotient vorhanden. Wollte man an einer positiven ganzzahligen
Stelle den linken Differentialquotienten bilden, so ergäl)e sich — <x>
als Grenze eines Quotienten, dessen Zähler der 1, dessen negativer
Nenner der 0 als (Frenze zustrebt. Das Unendlichwerden des Diffe-
rentialquotienten kann also ein Zeichen für die Unstetigkeit der Fimk-
tion an der betreffenden Stelle sein.
4. Ein interessantes Verhalten zeigt die Funktion /(x) — rr] — J,
worin 1-1 die algebraisch größte in - enthaltene ganze Zahl be-
deutet.^) Bewegt sich x zwischen > . ^ und — , ao liegt -— zwischen
' H -7- 1 H *
M und n -f 1 ; in diesem Intervall ist also 1 »= n und /(x) — nx, /{x)
also durch ein Stück einer Geraden dargestellt, dessen Endpunkte die
Koordinaten .- ;■ /" r t» — /l haben: somit besteht zwischen den
I Koordinaten x \ y des ersten Punktes die von » unab-
1 hängige Beziehung x + y = 1. Sobald a; > 1 wird, bleibt
'« /W "= ^» ^®i^ ^^^^^ r -1 — 0. Ähnlich für negative x,
I / /! Fig. 29 zeigt das Bild für positive x und deutet seine
/ / 1 Konstruktion an. Die Punkte in der Geraden y -« 1 ge-
J/ ' j hören streng genommen nicht zum Bilde; der Punkt A
ffj jr\ aber ist ihm zuzuzählen, wiewohl e« geometrisch unmöglich
?/' K • ^^^» ^^ ^ erreichen; in diesem Punkte ist die Funktion
'/ .. i übrigens stetig. Es gibt wieder unendlich viele
i ^^ Stollen, an denen w^en Unstetigkeit nur ei»
**«• *• einseitiger Differentialquotient vorhanden ist
1) B. Cesiiro, Lehrbuch der algebraischen Analytii mw., deutsch von
6. Kowalewski, Iieipzig l^i, S. 938.
DiffezeBsierbarkeit. — Differeotuü. \Ql
5. Die in 4a, 2. eiogefflbrte and 62, 1. neuerdiDgs beirickteie
Funktion
/{x) - X CÖ8 ^ bei jr -f 0, /(O) -. 0
iet an der Stelle a? — 0 stetig und htt hier den Difforenzeoqnotienten
der mit lim Ä — 0 keiner beötimmten (}renze sich nähert, sondern un-
aufhörlich zwischen — 1 und 1 schwankt. Geometrisch bedeutet diät,
daß die aus dem Ursprung auslaufende Sekante, indem der zweite
Punkt immer naher an den ersten heranrückt, keiner bestimmten
Grrenzlage zustrebt, sondern fortwährend zwischen zwei Lagen pendelt
(vgl Fig. 19).
58. Begriff des DifferentUls. Der begriffliche Inhalt der
Gleichung
durch die der Differentialquotient an der Stelle x definiert wird, ist
der, daß die Differenz
durch entsprechende Einschränkung von h unter einen beliebig kleinen
Betrag gebracht werden kann; bezeichnet man sie mit i, so ist hier-
nach £ eine mit h zugleich unendlich klein werdende Größe und
/(x -f h) -/(x) - h/'(x) + th
oder in andern, früher eingeführten Stichen geschrieben:
J/(x) - /\x) Jx-^-B Jx. (7)
Von den beiden Teilen der rechten Seite wird der zweite unendlich
klein yon höherer Ordnung als der erste, sobald f'(x) einen bestimmten,
von Null rerschiedenen Wert hat, weil
lim -jj-, c^ — lim -^rr\ ■■ 0;
das erste Glied stellt also den Hauptteil der Änderung ^/{x) dar
und wurde von Leibniz unter dem Namen Differential der Funktion
mit dem 2^ichen d/(x) eingeführt. Damach ist zunächst
d/(x) ^/'{x)JX', (8)
wendet man diese Formel auf die Funktion /{£) -• x an, eo folgt
dx - JXy (9)
so daß bei dieser speziellen Funktion die Begriffe j^Differenz'' und
102 Elemente der DiffereniUIrecbanng. § 1. Der DiffereDtialquotieni tiew.
„Differential" sich decken, wie ja für sie auch Differenzen- nnd Diffe-
rentialqnotient übereinstimmen; nach dieser Bemerkung kann also
df(x)^f(x)dx (10^
geschrieben werden.
Formell ist also das Differential d/(x) einer Funktion das Produkt
aus ihrem Differeiüidlquotienten mit dem Differential der Variablen;
begrifflich stellt es eine Größe dar, deren Unterschied gegen die Ände-
rung ^/(x) der Funlction durch gehörige Einschränkung van dx im
Verluütnis zur letzteren Größe dem Betrage nach hdi^ig klein gemacht
werden kann, indem zufolge (7), (8) und (9)
dx=o dx
Die aus der Definitionsgleichung (10) gezogene Folgerung
/'(^-^
hat nur die Bedeutung, es sei /'(x) der Grenzwert Ton -^ - bei
unendlicher Abnahme von Jx. Auf ihr beruht der Name JDifferen-
tialquotient" (Quotient aus dem Differential der Funktion durch das
Differential der Variablen) und die von Leibniz dafür eingeführte
Bezeichnung -j^- •
Aus der Gleichung (10) erklärt sich auch die von Lacroix*)
für den Differentialquotienten eingeführte Benennung „Differential-
koeffizient** (Koeffizient des Differentials dx), der heute noch in engli-
schen Schriften üblich ist.
Die Bestimmung des Differentialquotienten einer Funktion und
ihres Differentials laufen hiernach im Wesen auf dasselbe hinaus; die
.primäre Operation ist die Bestimmung des Differentialquotienten, man
bezeichnet sie vorzugsweise als Differentiation. Wenn man trotzdem
die Differentiale neben den Differentialquotienten weiterführt, so liegt
der Grund darin, daß bei den Anwendungen auf Geometrie, Mechanik u.a.
häufig die Aufstellung einer Relation zwischen den Änderungen mehrerer
Funktionen einer Variablen den Ausgangspunkt bildet; ersetzt man
die Änderungen durch die Differentiale, so kommt man zu einer Re-
lation, die, wie man sagt, „für den Grenzzustand*' richtig ist; analytisch
heiBl dies, daß sie richtig wird, nachdem man sie durch das Differential
der unabhängigen Variablen dividiert hat und zur G^nse überge-
gangen ist.
In den beiden Fällen von 56 hat das Differential folgende Be-
deutung.
1) Trait^ dn Calcul diffi^rentiel et du Calonl integral, 1. Band, (1810), p. 240.
Diffeiential-Ableittiiig einer Summe. 108
Ist f(x) der in der Zeit x snrflckgelegte Weg, algo f*(x) die »m
Ende dieser Zeit herrschende Geschwindigkeit, so stellt das Differential
rf/(a?) wmf\%)dx den in dem Zeitinterrall (x, x -\- dx) betchrisbenen
Weg umso genauer dar, je kleiner dx^ und man kann dx so klein
wählen, daß der Unterschied zwischen dem wirklich zurückgelegten
Weg ^/{x) und diesem d/{x) im Verhältnis zu dx beliebig klein wird.
Wird /(x) in den Ordinaten einer Kurve zur Darstellung ge-
bracht, so ist d/(x) ^f{x)dx '^(ixiga^ QR (Fig. 2S) die Ände-
rung, weiche die Ordinate der Tangente bei dem Übergange von x lu
X -^ dx erfahrt; dies unterscheidet sich von der Änderung der Ordi-
naie der Kurve, Ton ^/(x) — QM\ umso weniger, je kleiner dx^ and
wiederum kann dx so eingeschränkt werden, daß das Verhältnis
^/M-JA^. « ^^' dem Betrage nach beliebig klein wird.
§ 2. Allgemeine Sätze ttber Differentiation.
59. Ableitung einer Snmme. Sind /{x),g{x) zwei in dem
Interrall (a, ß) stetige und differenzier bare Funktionen, so hat auch
deren Summe /(x) + g{x) einen Differentialquotienten; denu der Diffe-
renzenquotient
h h "^ h ~
konvergiert unter den obigen Voraussetzungen mit gegen Null ab-
nehmendem h gegen eine bestimmte Grenze:
Die Formel kann leicht auf Summen aus einer beliebigen endliehen
Anzahl von Summanden ausgedehnt werden; sie spricht den Beta aas:
Die Ableitung einer Summe kommt gleich der Summe der Äbleiämgem
der einzelnen Summanden.
Ist die Funktion g{x) konstant — c, so ist ihr Differentialquotient
Null, Formel (1) gibt dann
D[Ax) + c]^D/(x). (2)
Hiemach verschwindet ein konstanter Summand heim Di/ferentieren,
mit andern Worten: Zwei Funktionen^ die sich nur um eine additive
Konst4inte voneinander unterscheiden, haben gleiche Ableitungen.
60. Ableitung eines Prodoktes. Sind die Funktionen
u = /(x), V'-gix) in einem Interv^l stetig und differenaierbar, to
gilt dies auch von ihrem Produkt.^) Der auf dieses bezügliche Diffe-
renzenquotient läßt folgende Umformung zu:
1) Den Nachweis der Stetig^keit flberiaMen vir dem Lesar.
104 Elemente der DifferentialrechcQDg. § 2. Allgemeine Sätze über DiiferentiatioB.
h
_ /(« -f fc)g(x H- A) -nx)9iß 4- h) ^nx)g{x -f h) -/(g)p(a;)
und konvergiert bei gegen Null abnehmendem h auf Qrund der ge-
machten Voraussetzungen gegen
B{uv) - UV 4- u?/. (3)
Kommt zn uv noch ein dritter von x abhängiger Faktor w hinzu,
der dieselben Eigenechaften besitzt wie u und t\ so ist zimächst
B{{uv)w\ «. uB(uv) -f uvw\
daher nach Benützung von (3):
D{uvtv) = w'vu? -f Mv'w -|- MVtr'. (4)
Die Formel läßt sich auf dem angedeuteten Wege auf jede end-
liche Anzahl von Faktoren ausdehnen, so daß man allgemein sagen
kann: Die Ahleitwig eines Frodukies von n Funktionen einer Variablen
wird gebildet, indem man je einen Faktor des Produktes durch seine
AbleiUmg ersetzt und die so gd)ildäen n Produkte zu einer Summe ver^
einigt.
Ist in (3) einer der Faktoren konstant, etwa v — c, so ist v — 0,
folglich
D(ctt) - cu\ (6)
Hiemach ge^U ein konstanter Faktor unverändert als Faktor in die
Ableitung über.
Wird die Formel (4) auf n Funktionen /j(j?),/,(a:), • • '/^(x) aus-
gedehnt und sodann durch deren Produkt dividiert^), so ergibt sich
die Formel:
A («)/«(«) • • •/«(*) 7i (*) "^ /.(*) '^'"^ A(x) ' ^""^
ans ihr folgt weiter, wenn alle Faktoren ein und dieselbe Funktion
/(x) bedeuten, der Ansatz:
woraus sich ergibt:
D[/(«)"] -•./(*)->/(«)• (7)
FOr /{x) — X hat man also
2>Ä»-wjr"-». (8)
1) Wm nur fKr iolche Werte von x geichehen darf, fnr die keiner der
Faktoren yenchwindet
Ableitung von Produkt und Quotient 105
Hierdurch ersdteini die Ableitung der Potetut bestimmt, nach dem Quage
der Herleiiimg vorläufig nur für eineii posHivm gmisen Exponenten.
61. Ableitang eines Quotienten. Der Quotient zweier in
einem Intervall stetigen und diiTerenzierbaren Funktionen u^/(x\
v^g{x) ist da8eibst ebenfalls stetig und differenzierbar^ sofern der
Nenner v au keiner Stelle des Intervalls verschwindet. Findet ietztezee
ein oder mehreremale statt, so hört der Quotient an solchen Stellen
aufy definiert und im allgemeinen auch stetig zu sein; es gelten daher
die nachfolgenden Formein mit Ausschluß solcher singulären Stellen.
Transformiert man den DifFerenzenquotienten wie folgt:
h
"^ hg{x) (fix -4- Ä)
so führt der Grenzübergang limÄ-«0 zu der Regel:
Es ist diso die Ahleiiung eines Bruches gleich dem Produkt des Nenners
mit der Ableitung des ZäJders, vermindert um das Produli des Zählers
mU der Ableitung des Nenners y die hifferem dividiert durch das
Quadrat des Nenners.
Man hätte zu dieser Regel auch von der Identität
u
ausgehend gelangen können; denn aus ihr folgt nach der Produktregel
woraus sich för D ( - ) wieder der frühere Ausdruck ergibt
Eine erhebliche Vereinfachung, die man sich oft zunutze machen
kann, erfährt die Formel (9), wenn der Zahler konstant« t« — c ist;
alsdann hat man
i>^---S- (10)
Setzt man hier c <^ 1 und v ^ af* mit positivem ganzen Exponen-
ten, so ergibt sich imter Benützung von (8):
i)^-„«.J!^«_i,^-i, (11)
106 Elemente der Differeatialrechnung. § 2. Allgemeine S&Ue aber Differentiation.
wodurch die Qiltigkoit der Regel (8) auch för ganze nejative Exponen-
ten erwiesen ist.
62. Ableitnngeii inverser Fnnktloneii. Ist {A, B) das Wert-
gebiet einer in dem Intervall a^x^ß monotonen stetigen Funktion
y— /(a:), so gehört zu jedem Werte y aus {A, B) ein und nur ein
Wert X aus (a, ß)j so daß zugleich x als Funktion Ton y bestimmt
ist: X'^tp(y), und zwar ebenfalls als monotone stetige Funktion.
Wie schon in 43, 2. erklärt worden, heißen derart bestimmte Funk-
tionen inverse Funktionen; nun soll die einfache Beziehung aufgezeigt
werden, die zwischen ihren Ableitungen besteht.
Sind nämlich Xy y und ebenso x -f- ^x, y -\- Jy zusammen-
gehörige Werte, so ist J^ der Differenzenquotient yon /(x)f ~-
der Differenzenquotient von ^(y); beide Differenzenquotienten stehen
im Verhältnis der Reziprozität zueinander und bleiben es, wie klein
auch /ix und /iy werden mögen; folglich sind auch ihre Grrenz-
werte, falls solche vorhanden und bestimmte von NuU verschiedene
Werte sind, also die Differentialquotienten von fix) und ^>\^i\ rezi-
prok, d. h.
D,/(x)D,9>(j,)-l. (12)
Die Ableitungen eweier inversen Funktionen sind also für jedes Paar
susammengehöriger Werte der Variablen ar, y reziprok.
Konvergiert -- gegen die Grenze Null, so hat gleichzeitig 2~
den Grenzwert oo und umgekehrt; ist also an einer Stelle I)^{x) — 0,
80 hat q>{y) an der entsprechenden Stelle eine unendliche Ableitung
und umgekehrt.
Die Ergebnisse erlangen anschauliche Bedeutung, wenn man
y— /(a?) als Gleichung einer Kurve, Fig. 30, auffaßt; die Kurve ist
auch durch die Gleichung x — fp{y) dargestellt
und der Unterschied beider Darstellungen liegt
lediglich darin, daß das erstemal x^ das zweite-
mal y als unabhängige Variable aufgefaßt wird«
Die Ableitung D^f\x) bestimmt die trigono-
metrische Tangeute des Winkels a, den die
Tangente MT mit der positiven Richtung der
Abszissenachse bildet, D^q>{y) die trigonome-
trische Tangente des Winkels 5, den dieselbe Tan-
gente mit der positiven Richtung der Ordinatenachse einschließt, und
da a -f 6 — ~ , so ist tga tg5 — 1; dies also ist der geometiische In-
halt der Formel (12). Wird in einem Punkte, etwa E, D/{x) - 0,
Fig.. 80.
Ableitung invener und saMmmengeMtster Funktionen. ]07
8o ist dort die Tangente parallel der Abszissenaehse, alio normal zur
Ordinatenachse, folglich Dtp(j^) ^ oo an dieser Stelle.
1
Wendet man die Formel (12) auf den Fall y «- ä"*, x^y^ an^
I
wo unter m eine positive ganze Zahl, unter a:* der positive reelle
Wert von Yx verstanden wird, und x auf positive Werte beechrankt
bleiben muß, wenn m eine gerade Zahl bedeutet, so findet sich mit Be-
nutzung von (8):
1
my'^-^Dx'^'^1,
woraus
mar *"
1
und trägt man weiter in die Formel (7) /(x) — «** ein, so kommt
n 11-1 1 . . fi
1 ^ 1
Hz»** *.i»'* ^*."» *^ —
JJX 'i^ nx — X =* X ;
(18)
dadurch ist die Giltigkeit der Formel (8) auch für positive ffebroehei%e
Exponenten dargetan. Wird schließlich in der Formel (10) c — 1
n
und v^ x^ gesetzt, so gibt sie mit Beachtung von (13):
wodurch Formel (8) auch auf negative gebrochene Exponenten erweitert
erscheint. Sie gilt also für jeden rationalen Exponenten.
63. Ableitung zusammengesetster Funktionen. Es sei
u^(f{x) eine eindeutige stetige Funktion von x, y^/it*) eine
eindeutige stetige Funktion von u, so ist mittelbar y auch eine ein-
deutige stetige Funktion von ^ » y *' /[<p{n^)]] man nennt in solchem
Falle y eine eusammengesetete Funktion von x oder auch eine Funk-
Hon von einer Funktion von x.
Ein bestimmter Wert von x hat einen bestimmten Wert von u
und dieser einen bestimmten Wert von y zur Folge, und besitzt (p{x)
an der Stelle a: und /(u) an der Stelle t« eine Ableitung, so hat auch
/[^(a?)] an der Stelle x eine Ableitung. (Jeht man nämlich von x
zxx X •{- Jx über, so erfahren auch u, y gewisse Änderungen z/h, dy,
die wegen der vorausgesetzten Stetigkeit mit Jx zugleich gegen XuU
konvergieren, und es ist
108 Elemente der Differentialrechnuxig. § 2. AUgexDeine S&tze Aber Differentiation,
der Düferenzenquotient Yon u in bezug auf z,
V n *y y if J> yt **>
W » n y 99 19 V ^1
Au
Jx
Ju
Jy
Jx
zwischeu diesen drei Differenzen quotienten besteht aber die BeziebnDg:
Jy Jy J^u
Jx Ju Jx
und bleibt in Geltung, wie klein auch ^x werden möge; somit be-
steht auch zwischen den Grenzwerten die Relation:
D,y-^D,yD,u. (15)
Wäre t; = ^(a?), m =» 9?(t?), y «=/ (m), y also durch zweifache Ver-
mittlung eine Funktion von x, so ergäbe sich durch ähnliche Schlüsse
D.y^D^yD^uD^v. (16)
Um also eine Variable y, die durch mehrfache eindeutige VermitÜung
von u, Vj Wf • • 3 mit der Variablen x zusammenhängt j nach dieser
letzteren zu diffei'onzieren, bilde man der BeiJie nach die Ableitungen von
y nach u, von u nach v, von v nadh «?,••• schließich von z nach x,
die sämtlich als vorhanden vorausgesetzt werden; dann ist die Ableitung
von y nach x gleich dem Produkte aller dieser Ableitungen,
Die Formel (7) erweist sich als ein besonderer Fall der Formel
(15), wenn man hier u -^/(x), y ^ u" setzt.
Nimmt man in (15) w «= aa: -f 6, y = u", wo n nun jede rationale
Zahl bedeuten kann, so ergibt sich:
D(ax -f- 6)"— na(aa; + 6)"-*.
§ 3. Differentiation der elementaren Funktionen.
64. Die Potens. Im Verlaufe des letzten Paragraphen wurde
für die Differentiation der Potenz y — a;" die fUr jeden ratiooftlen
Exponenten giltige Formel:
Du^'^nx''-^ (1)
abgeleitet. Bei negativem n ist der Wert ar •- 0 als Unstetigkeita*
punkt auszuschliefien.
Diese Formel in Verbindung mit den Sätzen des vorigen Para-
graphen setzt uns in den Stand, alle expliziten algebraischen Funk-
tionen zu differenzieren.
1. Für die ganze Funktion
y-aoa:*+aia:— « + • • • +«,-i« + ««
hat man unmittelbar (69, (1), (2); 60, (5))
Dy — wö^«"-^ + (ti — l)ajx"-' H h o«.
1 f
Differentiation der Potenz und dee Logariihmnf 109
68 ist hiernach die Ableitung einer ganzen Funktion eine ebensolche
Funktion von nächst niedrigerem Grvade.
2. Die gebroobf'ne Fnnktion
läßt Differentiation za an allen Stellen, an welchen der Nenner nicht
yerscli windet, and zwar ist dann (jSl, (9))
y - -^y
So besitzt beispielsweise y — 'r'ri ^^ jeder Stelle eine Ab-
X -f- *
leitung, weil der Nenner ftir keinen reellen Wert von z verschwindet,
lind zwar ist
^ " (x«4-i)« »
X* -4- 1
Hingegen wird y — ^4 _ { unstetig an den Stellen a? — ~ 1 und ar — 1,
für welche die Definition ihre Geltung verliert; so lange jedoch
X< — \y — l<a;<l und 1 < a- ist, hat man
8x'_
y "" (X* - !)• •
3. Die Differentiation einer Wurzel aas einer rationalen Funktion er-
ledigt sich durch Yerbinduiig von 63, (15) mit den vorangehenden
-i /x* {~~T
Fällen. Ist z. B. y = j/ -r~i 7 so beachte man zunächst, daß x auf
«* 4- 1
das Intervall 1 <a'< 00 beschrankt werden muß; setzt man ••"^riri»
so ist
folglich
^ It/x» — ix*-f 8x«H-Jaf
65. Der Logarithmiis. Der von der Funktion y — log.or,
wo a > 0 und x > 0 vorauszusetzen ist, gebildete Differenzenquotieut
lautet:
setzt man darin — f , so vollftihrt s zugleich mit k den Grens-
Qbergang zur Null; somit ist
J51og.x-ilog.[lim(l+«v].
110 Elemente der Ditferentiftlrecbnuug. § 8. DitTerentiation der elem. Funktion.
Der hier auftreUmde Grenzwert hat in 47 den Gegenstand einer
besonderen Untersuchung gebildet; und es ist doii unter (14) die
2>ahl e für ihn gefunden worden. Man hat also endgiltig
Dlog.r^'"«/. (2)
Bei dem Anlasse ist auch schon erwähnt worden , daß das
Logarithmensystem mit der Basis e das natürliche genannt wird; jetzt
sei hinzugefügt; daß dieses System in der reinen Analysis das allein
gebräuchliche ist; während sich das praktische Rechnen des gemeinen
Logarithmensystems mit der Basir 10 bedient
Aus dem Ansätze
folgt^ wenn man ihn im natürlichen System logarithmiert,
lx=^\oq,^xla', (A)
auf X ^ e angewendet gibt dies 1 =- log^e • la, woraus log^e ■« |— ,
so daß statt (2) auch
^log.*-J„- (2*)
geschrieben werden kann.
Die Gleichung (A) drückt den Zusammenhang zwischen den
natürlichen Logarithmen und den Logarithmen irgend eines künst-
lichen Systems aus; auf das gemeine System angewendet führt sie
zu den Gleichungen:
Ix^nO'lo^x, \o^x^^\^lx. (B)
Die Zahl M - ^i "= 0-434294481 903 • ., durch welche die natür-
lichen Logarithmen in gemeine übergeführt werden^ nennt man den Modul
des gemeinen, ihren reziproken Wert ^«Z10=- 2*302 585 092 994-..,
der das entgegengesetzte leistet, den Modul des natürlichen Systems.
Durch die Wahl d — e geht die Formel (2*) über in
Dlx-^^y (3)
X ' '
eine Formel; die durch ihre Einfachheit diese Walil der Basis recht-
fertigt.
Die Formel (3) in Verbindung mit 63 gestattet; die Ableitung
des Logarithmus einer jeden expUziten algebraischen Funktion zu
bestimmen. Ist z. B.
00 setze man jr-f-Vl -^^^u und hat nun
DiffereatiatioD de« Logaritbmu» und der ExponeoiuilfD&ktioo Hl
folglich
Hat man weiter den DifferentialqiiotieDteii Ton
zu bilden, einer Fonktion, welche für alle Werte Ton z mit Ansschiiiß
n — 1 und 1 definiert ist, so setze man u — ~^, v — Vi; ab-
am ist
mithin
Sind yi, y,, • • y„ Funktionen von x, deren keine an der be-
trachteten Stelle X Null ist, so ist auch y » ^i y^ ** * y, nicht Null und
h-^iyt + hi+'-' + hn;
durch Differentiation dieser Gleichung ergibt sich
il « y» 4. y« 4... j.!«.
y Vi yt "^ y, '
die rechte Seite wird die logariihmische Ableitung des Produkts y ge-
nannt: ihre Multiplikation mit y fQhrt zum Diffeientialquotienten des
Produkts selbst (60, (6)).
66. Die Bxponentiall^lction. Die in 89, II, 5. entwickelte
Definition der Exponentialfunktion y •- o* setzt a > 0 Toraos; aus
ihr folgt durch Umkehrung o: — log^y. Dem Satze in 62 zufolge
idt also
^x«'^.log.y-l
und mit Benutzung von (2*) folgt daraus
Dcf^a^la. (4)
Insbesondere hat man fQr die Exponentialfunktion y^i^, die
iu 47 unter dem Namen der natürlichen Potenz eirgcfDhrt worden ist,
De'^e' (ö)
Die natürliche Potenz ist die einzige Funktion, die sich beim Differemr
zieren unverändert reproduziert.
Ist der Exponent einer Exponentialfunktion eine explizite alge-
braische Funktion von x, so kann die Differentiation auf Grund das
J„
Satzes 63 ausgeführt werden. Ist z. B. y — e'"*, so gilt bei Ans-
112 Elemente der Differenüalrecbnaiig. § 8. Differentiation der elem. Funktionen.
Schluß der Stelle ä — a
1
^y--(^i^.'""'
Während bei der Potenz der Exponent, bei der Exponential-
funktion die Basis konstant ist, könnte es als wesentliche Erweiterung
des Potenz begriffs erscheinen, wenn man Basis und Exponenten als
variabel voraussetzt. Sind aber m, v Funktionen von x und y =» w*
(Voraussetzung: i* > 0), so kann dafür y =» e*'" geschrieben, also die
Eiponentialform hergestellt werden; von dieser aus aber ergibt sich
In dem einfachsten Falle u =^ x, t; » a; hat man
67. Die trigonometrisohen Funktionen. In 43, 4. ist die
Periodizität als eine wesentliche Eigenschaft der trigonometrischen
Funktionen hervorgehoben worden. Da nun periodische Funktionen
an Stellen, die sich um ein Vielfaches der Periode unterscheiden, in
allen Belangen gleiches Verhalten zeigen, so weisen sie dsiselbst auch
gleiche Ableitungen auf; das heißt aber nichts anderes als, daß die
Ableitungen der trigonometrischen Funktionen selbst wieder periodische
Funktionen mit der gleichen Periode sind.
Wegen der Beziehungen, die zwischen den trigonometrischen
Funktionen eines Bogens bestehen, lassen sich aus der Ableitung einer
von ihnen die Ableitungen aller andern gewinnen. Wir wählen als
Ausgangspunkt
y = sin^;.
Der Differenzenquotient
/ . h\ . h
iin-r-
konvergiert wegen der Stetigkeit von cos x, und weil hm —v-— — 1 ist
t
{44, 6.) gegen cos 2:; mithin ist
/) sin ic — cos X . (6)
Da nun cos a; — sin ( ^ — xf und ^ — x die Ableitung — 1 hat^
80 folgt mit Anwendung von (6)
Doos« — Diin (-- — «) — — cof/y — «)
D cos « — — sin * . (7)
Ditfereotiation der trii^o. n. dtr lyklom. Punktioneo. It3
Für y — tga? — *^| and y — co^gx — ^^ erhalt man aaf Orund
der Regel für die Differentiation eines Quotienten und mit Benfltzung
▼on (6) und (7):
T\L^^ co§««-fiin«« j. . — lin'« — cot'«
Dtgx säJi— , Dcotgx aiii— ,
also endgiltig
Dtga; — sec'jT (8)
D cotg x — — cosec* r . (9)
Diese Forrooln gelten jedoch nur unter Ausschluß der Unstetigkeita-
stellen, bei tg:<; also mit AuschluB der Stellen (2n -f- ^) f*» ^^ cotgx
mit Ausschluß der Stellen nxy wobei n jede positive und negatire
ganze 2jahl, die Null inbegriffen, bedeuten kann.
Schließlich erhalt man nach der Vorschrift 61, (10) und mit Be-
nätzung von (6), (7) fftr y -• seGx -• und y — cosecor « -: — .-
Dsecx-^^-secxtgx (10)
Dcosecr — — .-|- — — cosecjc cotg«; (11)
auszuschließen sind dieselben Stellen wie bei tgx, bzw. ootgx.
68. Bie lyklometrlBOheii Fnnktioiien. Bei der Differentia-
tion dieser Fuaktioaeu kann man sich auf jenen Abschnitt beschränken,
der die Haaptwerte der jeweiligen Funktion zusammenfaßt; denn jeder
andere Abschnitt setzt sich aas dem Hauptwert und einer Konstanten
additiv zusammen (43, 5.).
1. Ans y =- aresin ar, wobei — 1 ^ * ^ 1 ^uid — y ^ y ^ y ,
folgt durch Umkehrung a;=»siny; daher ist nach der in 62 abge-
leiteten Regel:
D arcsin o; D sin y »> 1 ,
woraiis
D arcsin J5 — — — - — -7=^ ; (12)
die Wurzel ist positiv zu nehmen, weil cos y in dem bezeichneten
Intervall positiv ist
2. Ans y »■ arccosx, wobei — 1 < J?^< 1 and 0 <[ y ^ jr, ergibt
sich X » cos y und hiermit weiter
Darccos jj /> cos y — 1 ,
woraus
Z)arco<«a: ^- ^^,; (18)
Oa«ber, Hi>kM» lUthem«tik. t. AalL 8
1 14 Kiemente der Differ«ntiAlrechQQog. § ft. DiffereiatiAttoB der elem. Fanktionen.
die Wurzel ist wieder positiv zu nehmen, weil &iny in dem bezeich-
neten Intervall von y positiv ist.
3. Kehrt man y — arctgx^ wo bei unbeschrankt vamblem « das
y un das Intervall - 5 < y < « g«^^«^*^^'^ »8*1 >*»/ ^ entsteht
X ^tg y. nnd die Beziehung
Darctga: Digy ^ 1
liefert
J)arctgx-.-^,--.p^i-.. (U)
4. In derselben Weise ergibt sich aus der ümkehrung fon
y "- arccotgx {x unbeschränkt; 0 < y < jr) x =» cotgy, und ans
i)arccotga; Dcoigy ^ 1
folgt
/J arccotg x « - -^4,~ » ~ ^- j. . (15)
Der Zusamoenhang der Formelpaare (12), (13) und (14), (15)
erklärt si«ih aus den in 43 nachgewiesenen Formeln: ,
aresin a; -f arccos jr =«• -- ,
arctga; -|- arceotg^: ^-^- •
Auf die Funktionen arcsecjc und arccosecx soll hier wegen ihrer
seltenen Verwendung nicht eingegangen werden; indessen würde ihre
DiiJerentiation nach dem vorausgeschickten keiner Schwierigkeit be-
gegnen.
Die Formeln (l; bis fl5) dieses Paragraphen und die allgemeinen
Sätze des vorigen reichen aus, um alle aus den elementaren Funk-
tionen durch eine endliche Fol^e von Operationen gebildeten Funk-
tionen zu differenzieren.
6Ö. Die Hyperbolftinktioiien. Zu den elementaren transzen-
denten Funktionen zählt man auch die Hyperbelfnnktionen^ so genannt,
weil sie geometrisch mit der gleichseitigen Hyperbel in ähnlicher
W^eiae zusammnubüngen wie die trigonometrischen (^Kreis-)Funktionen
mit dem Kreise. Sie sind um die Mitte des 18. Jahrhunderts von
y. Riccati mit den heute üblichen Bezeichnungen eingeführt und
besonders von Lambert weiter ausgebildet worden.
Ihre analytische Definition kann mit Hilfe der natürlichen Ex-
ponentialfunktion wie folgt gegeben werden. Ist h die unbeschränkte
reelle Variable, so wird
<?*' + «"'*
.: — als hyperbolischer Kosinus Ccosh t4)
e" — c " "
- — - als hyperbolischer Sinus (sinh u)
\
HjperbelftmktioiMB. 115
Ton t« erklärt; mit Hilfe dieser beiden Funktionen definiert mui die
hyperbolische Tangente, Kotangente^ Sekante und Koaekante gans
nach Art der trigonometriechen Funktionen, indem man schreibt:
tffh t* — r , cotgh f/ =- . u » sech«! — -— j— , coeech u — . ». •
Aus diesen Definitionen lassen sich Relationen zwischen den ge-
nannten Funktionen ableiten, ebenso zahlreich wie die trigonometrischen
Formeln und von ähnlicher Bauart. Einige dayon mögen hier zu-
sammengestellt werden.
"^ e^ + e"" «" — «""
cosh u — — ~ , sinh u — — r
folgt mit Rücksicht auf die anderen Definitionsformeln unmittelbar:
cosh u -|- sinh u — c"
cosh f* -— sinh u =- c" "
cosh'tf — sinh'u —1
tgh'ti + s€ch*tt — 1
cotgh* u — cosech' u — l ;
die leicht zu erweisenden Identitäten:
e«- « ö- «« „ (^ _ «"")(<^ + «""),
2(e«+'- e-— ) =- (e-- c— )(«• + e— ) + («•-«"•)(«" + «"")»
schreiben sich nunmehr:
sinh 2u '^ 2 sinh u cosh u,
sinh (w -f v) =- sinh u cosh t; -f- sinh v cosh m,
cosh (u + v) — cosh ti cosh v -j- sinh u sinh v.
Die Differentiation der neuen Funktionen ist auf die der Ex-
ponentialfunktion zurückgeführt; es ergibt sich:
Dcoshu — — ^ — sinhM,
D tinh u — — ~ — cosh u;
2>co^h.--'H^-i»^--'^--co.*>h.-;
D co«ech»« - - -^^ - — cotghw eoMch «t.
•in
116 Elemente der Differentialreohnniig. § 3. Differeotiation der elem. Funktionen.
Die geometrische Bedeutung der HjperbelfdnktioneD ergibt sich
aus folgender Betrachtung. Der Kreis in Fig. 31 sei um 0 mit dem
Badiuf 1 beschrieben. Ist ß das Bogenmaß des Winkels ÄOM, BS
die in i(f an den Kreis gelegte Tangente, so hat man:
OP«-cosö, 0Ä = 8ecö
MP - sin e, OS -. cosec 0
MÜ-^igB, 3f5-.cotga
Wird nun RH senkrecht zu OX und gleich MB gemacht^ so ist
der Ort des so bestimmten Punktes H eine gleickseitiffe Hyperbel, die
A zu einem ihrer Scheitel hat; be-
zeichnet man nämlich die Koordinaten
von H mit x, y, so ist
a:-=secö, y^tgO,
folglich
Vergleicht mnn diese Gleichung mit
cosh'u — sinh*M =» 1,
so folgt, daß
cosh u = OjB,
sinh u — HB
*■*» '*• gesetzt werden kann.
Man überzeugt sich femer, daß der Halbmesser OH der Hyperbel
auf der Tangente in A eine mit MP gleiche Strecke abschneidet und
daß die Tangente der Hyperbel im Punkte H durch P geht; denn
es ist
j^^ =- ^^ , woraus J. F — sin ö — jlf P;
weiter ist der Richtungskoef&zient der Tangeute (50, 2):
aber auch
ianvH^ _y ^ *J^__«. *
^ ^ X — cosö iece — cose «inö^
SO daß tatsächlich PH die Tangente ist.
Auf Grund dieser Ergebnisse erkennt man, daß, ganz entsprechend
den Kreisfunktionen:
OB — cosh M OP — sech u
HB — sinh u OT ^ cosech u
//p - tgh M irr - cotgh w.
Die Analogie erstreckt sich selbst auf die Bedeutung der Argu-
mente: die trigonometrischen Funktionen können, da J ^ die Fläche
des Sektors 0^3/ ist, auch als Funktionen des Doppelten dieses Sektors
HjpeibeUhBktioMi. 117
aufgefaßt werden; in der IntegralrechnoDg wird geseigt werdefD, difi
j u die Fläciie de« Hyperbelgektoni OÄH ist.
Der Zusumuienhang zwi^»Ghen den beiden Argumenten % B ergibt
sich in folgender Weise: Die Relation
c(»sh u -f sinh « — e*
verwandelt sich im Hinblick auf die Figur in
8ecÖ + tgÖ — t-;
die weitere Verfolgung dieses Ansatzes gibt:
~^' ÄiT* -T^r ~ ~*« V* ~ «} ~ *« (4 + 1) - «^'
Diese Gleichung wurde bereits 1599, aLro lange vor der Einführung
der flyperbelfiiiiktionen, von £. Wright gefunden als matheroatiKcbflr
Ausdruck der Skala, nach welcher in der Iferca^-Projektion die
Punkte eines Meridians je nach ihrer geographischen Breite B in be-
zug auf das Bild des Äquators angeordnet Bind Mau nennt S die
hyperbolische Amplitude^^ von u oder auch Lamberts transzendenten
Winkel»).
70. Beispiel«. In den nachstehenden Beispielen ist der DiS^
reutialquotient zunächst in der Form angegeben, wie er aich bei An-
wendung der Regeln unmittelbar ergibt, an zweiter Stelle in seiner
einfachsten Gestalt, mit Fortlassung der Zwischen rechnungen; in den
späteren Beispielen ist nur das Resultat mitgeteilt.
-x«-*(aaf-f- by-mm -{- np)a3f -\- mbl
o 7) ^-zJlt (i;~6)(ac--c)->(je-a)(x~c-f g-»)
bc — afe — gc 4- ^<*^ — ^*
. (•£±A)^ ^ ^ «(^+ ^' + .«TL*! .
^ Da die Uypefbelfiinkttoiievi tich auf ve»ehiad«B«a Gebieten all xweck*
nxäiSig erwiesen, so sei angefafaxt, daß auch Tafeln der«e1beB bereeltiMA
sind, so TOD Forti, Nuove tavole d«Ile fonxioni i]>«rboliche, Sooi 1891.
118 Elemente der Differentialrechnung. § 3. Differentiation der elem. Fanktionen.
5 nV^':±'l±y'^Jz£.
2« Vi 4. „-5" V
. Dl sm arc = —. =« a cots aar.
Bin ax ^
— — a tg ax.
10.
Di
eoeax
-
-a im aa;
coeax
11.
DJ
tgf-
1,
2
•ec«^
2 1
^ « sinx
12.D<tg{?+f)-
I-'(l + f) .
COf«
- tg«^»(ltg2«»«'+ secx).
14. Darcsini-r-
1 •+• X
1 ~(i-f«)~a~g), L
V^OS)
Beiipitle vat I>ilfeft$uiiation. \ 19
, 1 — a? in . . ..
16. D (vre sin (a «in jr) + arc cos {a co«x)) - — .^' *=.=: 4- -^-^^^ - .
17. Parctg(>^tg^)- .^ |/-||.«..|.^
8 (a 4- 6 cos«)
ton h4-acogx 1
r U + fe 008*7
— g(a -4- b cos x) 6mX'j'b{b -f « cos x) sin jr i/a"«^?)*
19. D arc secx « 2) arc cos ~ "^
y."i "
20. D arc coseco^ -- I) arc sin =» — :=ir=r='— r — —
1^5 '
22. y « 1^1 -f ,,V^- 5-0^(1 +0:^'»; y - y^^f
23. y «^ap-f -^-8in2jp; y'=-(io8-r.
24. y « j^a? ~~sin2:F; y'— sin'x.
25. y =• sin ar — g^ sin' o?; y' — co«*;f.
26. y «- 3 cos'ar — cosar; y ■« sin'x
27. y-.Atg»a:-f tgar; y-sec^x.
X9tO9in0!
1) Der Brach 7~-:=r ist hier aU Produkt dar drai F»kfcor«a «, azetio
/r~j^
- behandelt worden.
120 Eiern, der Di£ferentialrechB. § 4. Satz« üb. d. Zoianmienh. einer Fanktion new.
28. y— g tg*ir — tgir + o;; y'-» tg*a:.
29. y — 28m ]/a; — 2 l/a; coB yj ; y' — sin Yx.
30. y - 2 arc cos (-1 + 2^*);
31. y- 1 arccos(-3j: + 4a:*); Y---7=^
32. y - I arc cofl(l - 8x«-|- 8ir*);
34. y- 2 a^c^K J^l?; |
oe 1 . tX \ , 1
35. y-^^ arc 8m j^^^; y-=iqp-.-
36. y-- arccos j^qr^.; )
37. y«?|/--X_^_^. y ^seca:.
38. y-«5'(;r*~2x4-2); y'^c'a;».
39. y -« a? »rctg x — ij/l -f it*; y ' « arctg a?.
40. y *- Y iinL 2 a: -f ^ z; y' — coBh*x.
41. y — ■ sink 2a; — - ^^J y' ■" ßittiji''it.
42. y » Z coah j?; y' -« tgh a?.
43. y «■ / sinh ic; y' =• cotgh x.
44. y — Z cosh ic — ^ tgb- a;; y ' — tgh^ x.
§ 4. SJltze fiber den Zusammeubang einer Funktion
mit ibrer Ableitung.
7t. Voni#iohen de« BlfferentialquotleiLteiiu Von einer Fonk-
tion /{x) sagt man, ßie sei in iter Vmyrbaug der (Innen-) SUUe x
ihre» DefinitionabereicliB («, ß) wachsend^ wenn sich eine positire
Zahl d be^iuimen läßt derart, daß
A^-hx/ixXAx-^h) (i)
fi^r ftllc 0<k <d. BeeitKt die Funktion an der Stelle x einen
DiliVrentialquotienten, so Vnnn dieser nicht negativ sein; dran a«i8
()) folgt:
Toneicben des DifiSnenUalqnotienteB. 12t
und da beide DifferenzeDqaotienten mit limA — 0 narh Vorauflietziing
einer und derselben Grenze j'(x) Kusireben, so kann diete nicht
negativ sein, da beide BrOche, wie klein auch A wird, positiv bleiben.
Die Funktion f(x) beißt in der Umgebung der Stelle x ah-
nehmend, wenn sich ein positives d bestimmen lüßt derart, daß
/(«-*)>/(«)>/(* + ») (2)
für alle 0 < /» < <J. In diesem Falle kann der Differontialquotieni
an der Stelle x, wenn er existiert, nicht positiv sein; denn au» (2)
folgt:
-A "^-'' h ^^»
es kann daher /'(x) als gemeinschaftliche Grente beider Brüche nicht
positiv sein.
An den Stellen a, ß kann nur von einem rechts-, bzw. links-
seitigen Wachsen oder Abnehmen die Bede sein.
Aus den vorstehenden Erwägungen geht der Satz hervor: Wf>nm
die Fvnkiion /(x) in dem Intervall (c, ß) beständig, d. h. in der Vm-
gdmng jeder Std-Uy tcächst oder abnimmt und überall eiven Differe^äiaU
quoiienlen besitzt, so kann dieser nitmals negativ, bew. niemals positiv sein.
In beiden Fallen ist also nicht ausgeschlossen, daß der Differential-
quotient an einzelnen Stellen Null werden kann.
Unter den elementaren Funktionen haben wir folgende Beispiele
beständig wachsender und beständig abnebmender Funktionen.
Es ist Dcc' '^ a'la, folglich a^ beständig wachsend, wenn a > 1,
hingegen bestSndig abnehmend, wenn 0<a<l ist; ef ist also
wachsend.
Aus D^,"» — erkennt man, da a; > 0, daß Ix eine wachsende
Funktion ist.
Da Dtgx^ sec*j:, so ist tga; eine wachsende Funktion; in der
Tat, indem x nacheinander die nicht abgeschlossenen Intervalle
I (""1 ' y)' (t' "t) ^"^^^^^^*; g^^* %^ beidemal durch das Inter-
I ▼•11 (~ oo, oo).
I In gleicher Weise schließt man aus D cotgx — — cosec'x auf
f bestandige Abnahme von cotgo^.
WeilDarctga: «== r'ST^f ^ wächst arctg:r fortwährend: tatsächlich
I durchlauft es das Intervall (—^, ^), wlhrend x von — oo bis -f> oo
wächst
Aus Darccotgaf « — t-t"? ichließt man in ähnlicher Weise auf
die ständige Abnahme von arcicotg^.
122 Elem. der Differentiftlrecbn. § 4. Sätze üb. d. Ziuainmenb. einer Fanktion usw.
Man kann — und ist dazu unter ümBtünden genötij^ — in Be-
zug auf Zu- und Abnahme zwischen rechts- und linksseitiger Um-
gebung unterscheiden. So sind die Funktionen /(%) — a: — \x\ (52» 2.)
und f(x) = X \-~\ (57, 4.) rec/i/5 von jeder Stelle wachsend, sie sind
es aber nicht in der Umgehung jeder Stelle, wegen der ünstetigkeits-
punkte, daher auch nicht in einem Intervall, das einen oder mehrere
Unstetigkeitspunkte enthält.
Wenn eine Funktion an einer Stelle trotz ihrer Stetigkeit da-
selbst keine Ableitung besitzt, so kann auch nichts über Wachstum
oder Abnahme ausgesagt, daher auch keine geometrische Darstellung
in der nächsten Umgebung gegeben werden. Dies tri AFI beispielsweise
bei der schon wiederholt angeführten Funktion
/(a:)o.x-8in-^ für a: -f 0, /(O) =- 0
an der Stelle x = 0 2u ; in der Tat läßt sich keine noch so enge Um-
gebung dieser Stelle abgrenzen, innerhalb deren alle /(x) größer oder
kleiner als Null wären.
72. Der Sats von Bolle. Wenn die Funktion /{£) in dem
abgeschlossenen Intervall a<x^ß stetig ist und an jeder Stelle im
Innern einen endlichen oder bestimmt unoidlichefi Differentialquotienten
besitzt, wenn femer /{a) = 0 und /{ß) — 0, 50 gibt es wenigstens eine
Stdh zwischen a und ß, an der f {x) verschtmndä.
Behielte die Funktion den Wert Null im ganzen Intervall (oder
auch nur in einem Teile desselben) bei, so wäre sie eine konstante
Funktion und hätte als solche überall die Ableitung Null (55); der
Satz bedürfte dann keines Beweises.
Diesen Fall ausgeschlossen, wird die Funktion von c an entweder
wachsen oder abnehmen — wir nehmen das erstere an; das Wachsen
kann aber nicht durch das ganze Intervall anhalten, soll /(ß) » 0
werden, daher muß man zu einer Stelle | kommen, an der das Wachsen
aufhört und das Abnehmen beginnt; diese Stelle ist dadurch gekenn-
zeichnet, daß sich ein positives 6 bestimmen läßt derart, daß
/(i ■-*)</(«) >/a+A)
für alle 0 < ^ < d; zufolge der Beziehungen (1), (2) ist die Funktion
an dieser Stelle weder wachsend noch abnehmend; ferner ist
der erste Quotient kann mit lim /i » 0 nur einer positiven oder der
Grenze Null zustreben, der zweite nur einer negativen oder der Grenze
Null; da aber beide Quotienten nach Voraussetzung einen gemein-
schaftlichen Grenzwert haben, so muß notwendig
Satz von HoUe. — MiUeJwerUatx. 12$
sein, womit der Satz erwiesen ist. — Im Fülle des Abnehnieiis von
a an ergeben sich analoge SchlQsKe. *
Bei geometrischer Deutung der Funktion hat der Satz von Rolle
eine unmittelbar anschauliche Bedeutung. Eine Kurre AB, Fig. 82,
welche die Abszissenachse in den Punkten A^B Y
schneidet und an jeder ZwischensteUe eine einzige
bestimmte Tangente hat (die auch parallel zu
OY sein kann), besitzt mindestens einen Punkt
3f, in welchem die Tangente MT parallel der
Abszisseuachse ist.
Die Voraussetzungen des obigen Satzes ^ >^
können auch dahin abgeändert werden, daß /(u) ^/(ß) "- (7 sei; denn
die Funktion /(x) — C erfüllt dann die Bedingung, bei « und fi zu
Tersch winden, ihre Ableitung ist aber wieder /'(x).
Die Funktion /(a?) — (ar — a) (x —.6) hat, um ein Beispiel an-
zuführen, in dem Intervall (a, h) die oben vorausgesetzten Eigenschaften ;
ihre Ableitung /'(^) *- 2 a; — a — ft wird denn auch NuU an der
zwischen a, h liegenden Stelle x ^ ^^ - . Desgleichen genügt die
Funktion /{x) = sin« in dem Intervall (0,«) den Voraussetzungen
des Rolleschen Theorems, und in der Tat verschwindet ihre Ab-
leitung /'(x) = cosx an der Zwischenstelle ^ ■" ^ •
73. Der Mittelwertsati. Wenn die Funktion fix) in dem ab-
geschlossenen Intervall a^x^ß stetig ist und an jeder Stdle im
Innern einen endlichen oder bestimmt unendluJien Differentialquotienten
besitz, so gibt es wenigstens eine Stelle fleischen a und ß, an der f'{x)
übereinstimmt mit dem Differeneenquotienten -'-^^l^-^!^ .
Dieser Satz, für die Analysis von großer Bedeutung, findet sich
zuerst bei J. Lagrange und wird auch häufig nach ihm benannt.
Zum Zwecke des Beweises konstruieren wir vom /{x) die nene
Funktion
ipiz) -/(*) -/W -(X- aY-^StzIL'),
die ebenfalls an jeder Stelle zwischen a und ß einen Differential-
quotienten besitzt, da
und die überdies die Eigenschaft ^(ä) — 0, (p(ß)mmO hat. Demnach
erfüllt sie die Voraussetzungen des Rolleschen SatMs, und et gibt
daher wenigstens eine Stelle | zwischen a nnd ß, an der fp\i) -* 0,
dort ist also
/j«r^?> ./-({). (,)
124 ElexD. der DifferenÜalrechn. § 4. Sätze üb. d. Zniammenh. einer Fnnktiou usw.
Der Suiz kann auf irgend zwei Stellen x und x + h aus (a, ß)
zur Anwendung gebracht werden; | bedeutet dann einen zwischen x
tind z •\'h liegenden Wert und ein solcher kann in der Form x •\- Oh
dargestellt werden, wenn 0 < ö < 1 ist; mithin gilt:
oder
f\x + K) --/(x) - h/{x + Bh). (4)
Die Darstellung einer endlichen Differme der Funktion durch
einen Zwischen- oder Mittelwert ihres Differentialquotienten findet sehr
y häufige Anwendung; einige wichtige Folgerungen
^^ sollen schon hier angeführt werden.
My^ '^.Ä Vorher möge noch der geometrische Sinn
yy\ ^^ \ der Formel (3) erwähnt werden für den Fall, daB
^ j^ i man die Werte Ton j\x) durch die Ordinaten
^j _.J^ einer Kurve AB^ Fig. 33, darstellt; hat diese
1 Kurve in jedem Punkte eine einzige bestimmte
f ^ Tangente (die an einzelnen Stellen auch parallel
'*»• ^ zu ö F sein kann), so gibt es zwischen Ä und B
mindestens einen Punkt Af, in welchem die Tangente J/T der Sehne AB
parallel ist.
Um zu zeigen, daß der Mittelwertsatz versagt, wenn die Funktion
nicht alle bei seiner Ableitung gemachten Voraussetzungen erfüllt^
sei das folgende Beispiel durchgeführt*). Ist J\x) -= ^ för x + 0,
dagegen /(O) -* 0, so gibt die Formel (3):
-J-i--(/»-«)i»,
woraus |* « a/J; diee aber ist nicht möglich, wenn das Intervall (c, ß)
die Null enthalt,^ weil dann <r, /) entgegengesetzt bezeichnet «ind. Auch
wenn die Null den Anfang des Interralla bildet, kommt man zu einem
Widerspruch, weil dann
;-o— f.
und somit |* «- — ^ sein mfißte. Der Grund dieser Erscheinungen
liegt in der Nichtexistenz tou f'{x) bei a^^ =- 0.
An einer früheren Stelle (55) ist gefunden worden, daß der
Differentialquotient einer konstanten Funktion NuU ist; nun kann
auch die Umkehrung des Satzes bewiesen werden, nämlich: Wemi die
Ableitung /(x) einer FmkHan /(x) an aüe- Sielien de» IniermOs
(«, ß) NM istf so ist die Funktion in diesem IniervaU konskmt
1) R. Cefuro, Lebrb. d. algebr. Anal . niw., deutueh tob 0. Kowalewiki« p. f SS.
Fol^niogmi aiu dem Mittel wert«»tc [25
Sind nämlich Xj, x, iwei Stellen, in (o, /J), so ist zufolge (8)
mit a:j < { < a:,; da aber för jedes 6 zwischen «, ß /'({) — 0, so iat
/(^ij — /(^i) -" Ö, also /(Xj) -/(x,); wenn aber jede zwei Werte
▼on/(x) aus dem Intenrall (a,^) einander gleich sind, so hat die
Funktion notwendig einen konstanten Wert
Aus diesem Satze folgt der weitere: Wenn tnoei FmMfmm fix),
^>[x) m einem Intervaü (a, ß) gleiche DiffemUidlquotieiaem Mähen, so
können sie sich nur durch eine additive Konsiante unterscheiden.
Denn, aus
folgt auch
und daraus nach dem vorigen Satze
/(x) - v{x) - C,
wenn U eine Eonstante bedeutet.
Im Artikel 71 ist gezeigt worden, daß die Ableitung einer in
dem Intervall (ccy ß) beständig wachsenden (abnehmenden) Funktion
niemals negativ (positiv) ist: auch die Umkehrung dieses Satzes kann
jetzt bewiesen werden: WpnH die AUeiiung von /(x) in dem Intervall
(«, ß) niemals negativ \jH)siliv) und auch nicht in einem Teile des
Intervalls hestä.idig Nuü ist, so ist die Funktion wachsend (abnehmend)
in dem Sinne, daß für irgend Mwei Werte Xj < x, aus («, ß) die Re-
lation /{x,) </(x,) [/(xj) >/(^)] staUfindet,
Bedeutet x' einen Wert zwischen x^ und x^, so daß x^, x', x^
wachsend geordnet sind, so ist auf Grund der ersten Voranssetzung
/M-/(^.)-(«'-*.)r(s.)^o
/{x,)-f{^~{x,-x')/\l,)>0,
wobei Jj einen Wert zwischen Xj und x\ 1^ einen Wert zwischen x
und x^ bedeutet; daraus folgt
aber nicht für aUe x können beide Gleichheitszeichen gelten, weil
sonst für alle Werte x zwischen x, und x, die Beziehung /(xj) — /(jt')
•»/(X)) stattfände die zur Folge hatte, daß in diesem Teile von (o, ß)
f\x) beständig NuU wäre, was gegen die Voraussetzung Terutößt. Es
gibt also sicher einen Wert x\ für den wenigstens eines der beiden
üngleichheitszeichen gilt, nnd darum iat notwendig
Der zweite Teil des Beweises ist ebenso zu führen.
74. Der erweiterte MittelwertMti. TFmti die beiden Funh-
Honen /(x), q>{x) in dem hUervall (a, ß) eigentliche DifffimäalgmÜenten
126 Clem. der Differentialrecbn. § 4. Sätze üb. d. Zusammenh. eioer Funktion usw.
hesüeen, von welchen der letztere^ (p{x\ an keiner Stelle Null oder unend-
Ikh mrdf so gibt es wenigsteiis einen Wert S wünschen u und ß derart,
iaß ^^m^Of^ ist.
Dieser Satz kommt zuerst bei Cauchy Tor, wenn auch mit
der speziellen Voraussetzung, daß /(«) = g)Ca) = 0 sei.
Um ihn zu beweisen, konstruiere man aus /{x) und <p\x) die
neue Funktion
der hierin auiikretende Bruch hat sicher eine bestimmte Bedeutung,
da (p{a), (p{ß) nicht gleich sein können, indem sonst nach dem Satz
von Rolle (p'(x) an einer Stelle zwischen a und ß verschwinden
müßte, entgegen der Voraussetzung. Die Funktion ^(a;) hat nun im
Intervall («, ß) eine Ableitung, nämlich
ferner ist (p{a) =»0, gjf/S) =- 0; folglich existiert nach dem Satze von
Rolle mindestens eine Stelle S zwischen a und /3, wo qp'(|)-»0,
d. h. wo
Die Formel kann auf zwei beliebige Stellen x und x -\- h aus
(a, ß) angewandt werden und lautet dann:
<p(x 4. /,) _ ^(x) 9>'(x + eh) y yy^^"^^) w
Setzt man insbesondere q){x) •" x, wodurch den Voraussetzungen
des Theorems Qenüge geleistet wird, so gehen die Formeln (5) und
(6) in (3) und (4) über.
§5. Die höheren Differentialqaotienten und Differentiale.
75. Der u-te Differentialqnotient. Ist die Funktion y '^/{x)
auf einem Gebiete der Variablen stetig und differenzierbar, so besitit sie
dort eine Ableitung oder einen Differentialquotienten, wofür bereits
die Bezeichnungen
/(*), D/ix); y, Dy
eingeführt worden sind.
Hat y'(ar) wieder die Eigenschaften, die soeben betüglich /(o?)
vorausgesetzt wurden, so kommt ihr auch eine Ableitung zu, die man
als zweite Ählcitungj zweite Derivierte oder zweiten Differentialquotienien
Ton /(x) bezeichnet und mit
/'{x}, D'Az); y", D'y
(5)
Erweiterter MiUelwertMiU. — Höhere Di(ftreiiiifUqiiotte&t«o. [27
anschreibt Begrifflich steUt jedes dijser Zeichen jene FonkÜoii dar,
die an der Stelle x durch «»"
lim
/.a.--i- A._/V.r
bc€f:imint ist.
So fortfahrend gelangt man zu der dritten, rierten, . • • ii-ten Ab-
kitang; man gebraucht dafQr die Bezeichnungen
oder ^y(«), !>*./(«), • • • l>"/(^)
oder f\ f^y't"^ asw.
Sofern die Voraussetzungen der Stetigkeit und Differenzierbarkeik
erbalten bleiben, hat die Bildung höherer Ableitungen keine Schranke.
Wenn man aus dem Gebiet der reinen Analysis auf dasjenige der
An\rendungen sich begibt, wobei x und /{%) die MaBzahlen för ge-
wisse einander bedingende Größen bedeuten, können auch die höheren
Ableitungen eine bestimmte Bedeutung erlangen. Bei der phorono-
mischen Auffassung, bei der /(x) den in der Zeit x zurückgelegten
geradlinigen Weg bedeutet, kommt zunächst der zweiten Ableitong
eine wichtige Bedeutung zu.
Es ist 66. 1. erklärt worden, daß der erste Differentialquotient
die am Ende der Zeit herrschende Geschwindigkeit ausdrückt. Ist
die Bewegung so beschaffen, daß die Geschwindigkeit in beliebigen,
aber gleich großen Zeitabschnitten sich um Gleiches ändert, so nennt
m^ die während einer Zeiteinheit erfolgende Geschwindigkeitsänderung
Besdüeunigung und die Bewegung selbst eine gleichförmig heschietmigte
(hingegen eine gleichförmig verzögerte, wenn die Beschleunigung
negativ, die Geschwindigkeit also mit der Zeit abnehmend ist). Anf
eine ungleichförmig beschleunigte ist der Begriff der Beschleunigung
nicht unmittelbar übertragbar; der- Quotient
k
aus der während des Zeitintervalls (x, X -^ h) erfolgten Geschwindig-
keitsanderung durch die Größe h des Intervidls bedeutet die während
desselben durchschnitÜich auf die Zeiteinheit entfallende Geschwindig-
keitsänderung; je kleiner A, um so geringer die Ungleiehförmigkeit in
der Bewegung, desto näher kommt die Bedeutung des angeschriebenen
Quotienten der einer Beschleunigung, und konvergiert der Quotient mit
lim /i =- 0 gegen eine bestimmte Grenze, so wird diese:
A«0 *
als die am Ende der Zeit x herrschende Beschleunigung erklart
128 Elem. der DlffereniiAlrechnung. §5. Die höheren OiffereotialqaoÜeniea osvr.
Drückt also /(x) dm bei geradliniger Bewegung in ddr Zeit x
Murikkgdegten Weg aas^ so hat die zweite Ableitung /"(x) die Be-
deutung der am Ende der Zeit x herrschenden Beschleunigung.
76. Wiederholte DifflorentUtlon. Zur Bildung der höheren
Differentialquotienten emer Funktion bedarf es neuer Itegeln nicht,
da es auf wiederholte Bildung des ersten Differentialqaotienten an-
kommt. Wenn es sich jedoch darum handelt, für den allgemeinen
oder n-ten Differentialquotienten eine independente Formel anfzustellen,
dann führt das direkte Verfahren nur in einigen wenigen Fälleu zum
Ziele. In einigen anderen Fällen kann man sich dadurch helfen, daß
man die Funktion als Summe oder als Produkt einfacher Funktionen
darstellt, deren allgemeine Differentialquotienten in independenter Form
bekannt sind.
1. DireJcies Verfahren. 1. Für /(j?) «- a?*^ ergibt sich durch suk-
zessive Differentiation
«o daß
Läßt man ax -{-b an die Stelle Ton x treten, so ändert sich die
Formel nur insoweit, daß rechts der Faktor a" hinzukommt, weil bei
jedesmaliger Differentiation mit dem Differentialquotienten von <|JP-|- 6,
d. h. mit a multipliziert werden muß (60, 7.); es ist also
lr(ax -f bY =» m{m - 1) . . . (w - M -h l)a"(a j? -h fe)*"". (2)
Ist m eine pt)sitive ganze Zahl, so wird der m-te Differential-
qnotient eine Konstante:
X>m^^^j(^_ 1). . . 1,
ond alle höheren sind Null. In jedem anderen Falle kann die Bildung
der Differentialquotienten unbeschränkt fortgesetzt werden.
2. Für fix) - Ix hat man J)lx - -i- - af-S somit
hier tritt nun die Formel (1) in Kraft, und zwar ist m ■• — 1 und ii
durch n — 1 zu ersetzen, so daß
euch diese Formel kann dadurch verallgemeinert werden, daß man
ax -\-b an die Stelle von x treten läßt; es wird
3. Aus der Formel D(f — «* folgt unmittelbar
Z>-«»-e»: (5)
Methoden snr Beitimmung höherer Ablettuag«t). 129
dagegen ist D^'^he^' und
tmd weil o*— f"**, so ergibt sich hieraus
D-o^-aa)-«*. (6)
4. Die Fom^el D ein x — coe o; — sin ^x -f y) '•J^; ^^ «^'ö «>*•
malige Differentiation von sin 5* der Vermehrung des Arguments um
■j äquivalent ist; infolgedessen wird f»-malige Differentiation einer Ver-
mehrung des Arguments um ny äquivalent sein: es ist also
D" sina? — sin (a: -f-n YJ. (7)
Durdi denselbea Schluß ergibt sich ans D cos z ^ — sin x
-»cos(a: + |):
Z)"cosx-cos(i;-f n j). (8>
Vermöge der Periodizität nehmen die rechten Seiten der Formeln (7)
und (8) nur je vier verschiedene Werte an, nämlich die n >- 0, 1, 2, 3
entsprechenden; und diese in zyklischer Wiederholung.
n. ZerleguTig in Teüe. Hat man /(x) als Summe iweier oder
mehrerer Funktionen dargestellt, ctwa/(a;) « ^(x) + t{x), so ist (öl, 1 )
1. Es ist ^i^. « ^[^ + irh^}^ ^^^
auf die Ausdrucke der rechten Seite ist die Formel (2) anwendbar, und
man Sndet:
FOr a =- 1 und 6 =« « ergibt sich hieraua
n, _J (-i)M.>..»H r £ 1 ^n
Diese Formel kann dazu verwendet werden, den allgemeinen Differen-
tialquotienten von arc tg a; zu bestimmen ; da nämlich D oro tgj: — fXi« '
so iat D" arc tg a; — D*-* rj-~i » *^^ •^ Grund der letxten Formal:
1 "f" SP
^ «c tg.. :r-5^^ [^j^ - ^^^J. (10)
Cxaber, Höhere M»th»m«tlk. t. i^ofl.
IßO Elem. der Differentialrechnung. § 6. Die Mh^ren Düferentiaiquotfeoten usw.
2. Es ist cos ax cos hx -^ -^ {coa {a -{■ h)x -f- cos (a — b)x } , mithin
jy cos ax coBhx - ^-^^ cos ^(a + h)x + « -^J (11)
ni. Zerlegung in Faktoren. Die Funktion y^/(x) sei in zwei
l^aktoren /( =- <p(x) und t? »*= ^(ir) zerlegbar, für welohe der allgemeine
Ausdruck des rten Differentialquotienten bekannt ist. Durch sukzessive
Differentiation ergibt sich:
» ^
:£ cüB
y = u V ■\' uv'
y = u V -\- 2u V -{- UV
<g =. n t; -|- 3m t; 4- 3i< r -für ;
woraus der Schluß gezogen werden kunn^ daß
^ uKn) « M^«^t, 4- l^\ u(»-i) v' 4- (♦») .f*(«-2)j,- 4_ . . . 4- „e;^''): (12)
iii 'Äer Tat, gilt diese Tormel für «, so gilt sie auch für n + 1, denn
eine neuerliche .Differentiation gibt
y^+i^>^^lt<?,t*kif^g)x¥t>l^ rir (2) W^'*- ^^'/' + '••-!- «V")
j4 -- i:»
und weil «|lJgeiD^in^^;;J.4-,^ so ist
da nun das Bildungsgesetz auf direktem Wege fürn =» 1, 2, 3 erwiesen
ist) so gilt ea allgemein. Die Gleichung (12)^ unter dem Namen der
Leibnizschen Fonnel bekannt, läßt eine knrze symbolische Dar-
stellung zu; schreibt man nämlich rl fffjia Mr^
i D»(Mr)-(w+4>)V' (12*)
80 bleibt nur tu beachten, daß man in den Gliedern der Potenzen!-
Wicklung die Potenzexponenten in Ordnungsexponenten von Differential-
quutienten zu verwandeln und die Endglieder u^t^ und u^ff durch
<(<"^l^,' bzw. ttt?^"^ zu ersetzen hat. ,
A\§ Beispiel der Anwendung 'der Formel'' '(11^) möge dieselbe
Funktion gewählt werden , welche in 11. 2. als Summe dargestellt
worden ist, nämlich aosax cos bx] man erhalt unmittelbar
3 .11174 -t .4ii«r!?«aiAi<i »m
Methoden zur Beetimiuuug höherer Ableitungen. Höhere Differentiale. 131
D" { cos ax C08 hx) — a" co8 (ax + »» y) cos hx
+ (|)o"" '* «08 {ax + n ~ ly) cos (da; + *-) -f
+ {2)«""*^* co8(aa; + n"^ * ) cos (fcx + 2^) 4- • •
• • • -h ft" cos a:r cos (6a; -f n y)-
77. Da« n-te DifferentiaL Wir nehmen den in 58 ent-
wickelten Begriff des Differentials einer Funktion y — /(a;) wieder
auf, wonach
<*/W -/Wrf«; (1)
die begriffliche Bedeutung desselben geht dahin, daß es die Änderung,
welche die Funktion bei dem Übergange von x zn x '\- dx erleidet,
um so genauer darstellt, je kleiner dx ist, ja daß man durch Ein-
schränkung von dx den Unterschied zwischen der Änderung der Funktion
und ihrem Differential nicht nur an sich, sondern auch im Verhältnis
zu dx beliebig klein machen kann.
An dieser Stelle möge auf die Verschiedenheit der Bedeutung hin-
gewiesen werden, welche den Zeichen dx und d/{x) in der Gleichung
(1) einerseits und in dem Leibnizschen Symbol für den Differential-
quotienten ^^ anderseits zukommt. Hier bedeuten dx und d/(x) zu-
gleich gegen die Grenze Null konvergierende, also unendlich klein
werdende Größen und das Symbol -,- selbst den Grensswert ihre«
Quotienten; dort bedeutet dx eine endliche und d/(x) eine dem dx
proportionale ebenfalls endliche Größe, beide sehr Mein in Ansehung
der endlichen Rechnungsgrößen wie etwa x und /{x) selbst; der Grad
der Kleinheit ist dabei relativ und abhängig von der Schärfe, in
welcher die bezügliche Rechnung ausgeführt werden soll. So ist
z. B. (30)
d log sin X — ^^^ dx^ M cotg xdx\
für X = arc 30<» *» ^,dx - arc 1' « i^^q == 0,00029088 • • • ergibt sieh
bei Abkürzung auf öDezimalen:
rflog sin 30« - 0,4342944 • 1 ,7320506 • 0,000 2909
=-0,00022,
«nd dies stimmt mit der in fünfstelligen Tafeln bei log sin 30*^ an-
gegebenen Differenz pro Minute überein; selbst bei einer auf 7 Dezi-
malen angelegten Rechnung erhält man
rflog sin 30« - 0,0002188
132 Kl6m. dar Differentialrechnong. § 6. Die hOfaci«D DiffeieDtiAiqaotienten usw.
ent in der siebenten Stelle abweichend von der in 3iebenstelligen
Tafeln bei log «in SO*» angegebenen Differenz 0,0002187.
Die mit einem feststellenden dx für verschiedene Werte von x gebildeten
Werte von d/{x) definieren eine Funktion von i", und von dieser kann
neuerdings das Differential gebildet werden; man bezeichnet es statt
mit d(d/(x)) knrz mit d'/ix) und hat dafQr den Ausdruck:
(p/(x) - J){/Xx)dx]dx ^/"(x)dx\ (2)
Hiernach ist das zweite Differential formell das Produkt aus dem
zweiten Differentialquotienten mit dem Quadrat des Differentials der
Variablen; begrifflich aber stellt es den Unterachied der ersten Diffe-
rentiale an den Stellen x und x -{• dx mit Außerachtlassung von
Größen höherer Kleinheitsordnung als da^ dar.
Aus der Definitionsgleichung (2) ergibt sich als Folgerung
/'W-'i'i?'; (3)
die rechte Seite ist das von Leibniz für den zweiten Differential-
quotienten gebrauchte Symbol, gleichbedeutend also mit /"(x) und
Wird dx als gegen Null konvergierende, also als unendlich klein
werdende Größe von der ersten Ordnung aufgefaßt, so ist das erst^
Differential d/{x) «»/'(^)<iar, vorausgesetzt, daß/'(ar) einen bestimmten
von Null verschiedenen Wert hat, ebenfalls eine unendlich klein werdende
Grröße der ersten, das zweite Differential d^/{x) ^ /** {x) dx^ unter
einer analogen Voraussetzung Über /"(x) eine unendlich kleine Größe
zweiter Ordnung.
Bei der Darstellung der Funktion /(x) durch die Ordinaten einer
Kurve kann auch das zweite Differeutikl durch eine Liniengröße ver-
deutlicht werden; bezüglich des ersten Differentials ist es am Schlüsse
von 58 geschehen. Ist (Fig. 34) OP — ap,
OP'-x-f rf^, Or^x+2dx, 31 R' die Tan-
gente in 31, 31' K' die Tangente in if, MQ'
sowie M' Q" parallel zu 0 X, so hat Q* R die
Bedeutung des Differentials an der Stelle x, Q"R'
die Bedeutung des mit dem nämlichen dx gebil-
deten Differentials an der Stelle x ■}- dx; der
Unterschied dieser zwei Strecken, welcher nach
Konstruktion des Parallelogramms QfQ'S'K
in der Strecke S'B!' erhalten wird, ist mit Außerachtlassung von
Größen höherer Kleinheitsordnung als dx^ das zweite Differential.
Man kann in der Bildung der Differentiale fortschreiten und er-
hält — immer unter der Voraussetzung eims festskkendm dx — am
(2) das dritte Differential
d^/{x) - D\/'{x)i!X^)dx ^/"'(x)dxr\
HObere Differentiale. Bedeutung der Konttans tod dx. 138
uDil 80 fortfahrend allgemein fOr das ttte Differential den Aosdniek:
d'Ax)^/w\x)daf. (4)
Daraus ergibt sich die yonLeibnis eingeführte Bezeichnung flir den
«ten Differentialqnotieoten:
d"/(*) , d"y
Jeder Formel zwischen den Differentialqaotienten mehrerer Fonk-
tionen einer Variablen x l&ßt sich eine Formel zwischen den Differen-
tialen zuordnen, and es bedarf, um zn der letzteren zu gelangen, nur
der Multiplikation der ersteren mit einer entsprechend hohen Potenz
des Differentials dx der Variablen; so folgt ans
^A9{xMx)]^fp\x)Hx) 4- fpix)i'{x)
^'i»ix) '^W "
durch Multiplikation mit dx:
d{(p{x)i;(x)] - i;{x) ■ dq>{x) + ip{x) • di;(x)
d ^^ ^{x)-d^>[x)'-i^{x) . dffrj«)^
ans (76, lU.)
2>»(at?) - ttWt; + CJ) u^'^'^f)' + Qt<<"-«5r" + • • • -f t«r<->
durch Multiplikation mit rfjc*:
dr{Hv) - d-« • v -f (j)<i--*«* • rft? + (2^""*«* .<?€ + ... + I«d»ü.
78. Die Konstanz des Differentials der unabhAngigen
Variablen. Die Formeln des vorstehenden Artikels sind unter der
Annahme eines feststehenden, also konstanten dx abgeleitet worden. Der
Sinn und die weittragende Bedeutung dieser Yon Leibniz schon bei
der Begrtindimg der Differentialrechnung getroffenen Annahme er-
fordern ein näheres Eingehen, weil davon ein tieferes Verständnis de«
Rechnens mit Differentialen abhängt.
Bei dem Differenzieren, gleichgiltig, ob darunter die Bildung Ton
Differentialquotienten oder von Differentialen verstanden wird, werden
verschiedene Fun ktions werte und die zugehörigen Werte der Variablen
zueinander in Beziehung gesetzt.
Bei der Bildung der ersten Ableitung einer Funktion /(x) kommt
es darauf an, die Differenzen benachbarter Funktionswerte mit den
Differenzen der zugehörigen Argnmentwerte ins Verhältnis zu setzen
und die Grenze dieses Verhältnisses bei unbegrenzter Annäherung zu
bestimmen. Man kann sich diesen Vorgang in allgemeinster Weise
wie folgt ausgeführt denken.
134 Eiern, der Differentialrechnung. § 5. Die höheren Differentialqnotienten nsw.
Jeder Pnnkt x des Bereichs der Variablen geht in einen neuen
X -f dx, über, wobei dx eine von x abhängige Größe Ton der Form
dx = ax{x) (5)
sein möge; geometrisch gesprochen wird die a;- Achse in sich selbst
transformiert, wobei jeder der Punkte P, P,, P,, • • • in einen be-
stimmten andern P', Pi, Pi, • • • übergeht,
Fig. 35. Auf die solcherart einander zu-
geordneten Punkte wird die Bildung der
Differenzenquotienten gestützt und hierauf
durch den Grenzprozeß lim « == 0 der Über-
gang zu den Differentialquotienten herbei-
geführt; a ist also hinterher eine Infinitesi-
malgröße, deren Ordnung mit 1 festgesetzt
werden soll. Kommt es bei diesem Vor-
gange auf die Funktion x(^) gar nicht an, so steht die Sache anders,
wenn man zur Bildung der Differentiale schreitet: in diese geht x(x)
als Faktor ein. Die Bildung der höheren Differentiale gestaltet sich
aber nunmehr wie folgt: Aus
dy =- ydx
ergibt sich sukzessive
d^y==y"dx^-\-yd'x ,
d^y - y'^dr' -f Zy'dx ärx + ydH, ^
und aus (5) erhält man zur endgiltigen Ausführung dieser Formeln:
Pig. 85.
<P^-«^[zz''+zY']-
(7)
Man erkennt, daß dx, d*Xy cTar, • • • und wegen (G) ebenso dy, d^y,
d^y, ' • • infinitesimale Größen 1, 2, 3, • • • Ordnung werden.
Aus jeder Annahme über x(x) ergäbe sich so eine besondere
Differentialrechnung. Die einfachste Annahme ist 3r(x)=»l; aus ihr
folgt ein von x unabhängiges dx, und weiter, da alle Ableitungen von
%{x) dann Null sind,
dl^x^d^x-^ ^0, (8)
wodurch (?y, d^y, • • • d^y die einfachen Aus-
drücke des vorigen Artikels annehmen.
Geometrisch bedeutet diese Annahme
80 viel, daß als Transformation der :c- Achse
ihre Translation in sich g*»wahlfc wird, wo-
bei jeder ihrer Punkte* um dieselbe Strecke
jjj^'*^ verschoben wird, Fig. 36. Auch der darauf-
Vi« M. folgende Grenzübergang besteht in einer
Bedentno^ der Kooatftnt toa dr. Die Form l . 185
(entgegengesetsUn) Translation, die beliebig nahe an die ursprQnglichen
Lagen heranführt.
Dies ist der tiefere Sinn der Aasdracksweise» das Differential
der unabhängigen Variablen werde ale konstant, als unabhängig von
der Variablen selbst, vorausgesetzt. Zugleich geht aus der vorstehen-
den Betrachtung die große Tragweite dieser Voraussetzung hervor:
sie führt zu der einfachsten Differentialrechnung in den DiffcrentiaUn})
V. Abschnitt
Anwendungen der DiflFerentialquotienten.
§ 1. Unbestimmte Formen.
79. Dl© Form ^ • Wenn eine Funktion /{x) in einem Inter-
TftU (ff, ß) eindeutig definiert und stetig ist mit Ausnahme einer
einzigen Stelle jr =^ a, die innerhalb (a, ß) liegt oder mit der einen
Grenze zusammenfällt, so stellt sich die Aufgabe ein, das Verhalten
der Funktion in der Umgebung dieser kritischen Stelle zu unter-
suchen. Diese Aufgabe erhält einen bestimmten Ausdruck in der
Forderung, den Grenzwert von /(x) zu bestimmen für einen naher
bezeichneten Grenzübergang lima: = o.
Das Versagen der Definition äußert sich in dem Auftreten einer
sogenannten wibesiimmten Form und nach dieser richtet sich der ein-
zuschlagende Weg. Welches diese Form auch sei, so bezeichnet man
den Grrenzwert limy"(2:), falls er existiert, als einen uneigfntlicht^
Fanktionswerty wohl auch, nicht gerade zutreffend, als den wahren
Wert der unbestimmten Form, und ergänzt die an der Stelle x =^ a
unterbrochene Definition der Funktion dadurch, daß man diesen Qrenx-
wert als ihren Wert an dieser Stelle festsetzt also
/(a)^Uin/(x) (1)
xsa
annimmt; dies tut man auch dann, wenn der gedachte Grenzwert oo
oder — oo ist. Die Er^nznng geschieht also, falls der Grenzwert ans
dem beiderseitigen Grenzübergänge lim ar — a hervorgeht und endlich
ist, nach dem Grundsatze, daß die im Intervall mit Ausschluß von
x^ a herrschende Stetigkeit auch hier fortbestehe. Bei x — a, bzw.
x^ß kann nur ein rechter, bzw. linker Grenzübergang in Betracht
kommen.
1) Vgl hierzo E. Cesaro, Lehrb. d. »lg«br. Analyn» oiw; deatscb voo
Q. Kowalewski, p. 493.
136 Anwendungen der Düferentialqaotienten. § 1. Cnbefctimmte Formen.
Unter den anbegtimmten Formen ist eine, auf die man die übrigen
zurückführt; sie hat folgende Entstehung:
Eb §ei fix) «— ^~ eine gebrochene Funktion mit stetigem Zahler
^QJM^, Nenner, die beide bei dem Grenzübergange lim x '^ a gegen Null
konvergieren, so daß man wegen der Stetigkeit auch ^(a) — 0, ^(a) — 0
zu setzen hat. Man sagt dann, die Funktion nehme an der Stelle a
die Fom^ -- an.
Da tp{x) und ^(x) bei dem Grenzübergänge gleichzeitig anend-
lich klein werden, so hängt der Grenzwert von der Ordnung des
Unendlichkleinwerdens jeder einzelnen ab (49). Läßt sich hierüber
auf irgend welche Weise ein Aufschluß erlangen, so ist die ganze Frage
entschieden. Ein einfaches Beispiel dieser Art bietet die Funktion
/w-
ai^-a'
R '
die an der Stelle ö; » a die Form -^ annimmt Sind m, n zunächst
natürliche Zahlen, so läßt sich vom Zähler wie vom Nenner der
Faktor x — a abspalten, der allein das Verschwinden beider bei x = a
zur Folge hat-, Zähler und Nenner werden unendlich klein von der-
selben Ordnung wie x — a, daher ist
]Den Fall, daß tn, n positive gebrochene Zahlen seien, die man immer
als gleichnamig voraussetzen kann, also etwa m» — , n«-*^, f&hrt
man durch die Substitution x^ "^ y, a" ^ a auf den früheren zurück
und erhält schließlich dasselbe Resultat
Ein anderes wichtiges Beispiel solch direkter Erledigung bildet
die Funktion
an der Stelle a; «= 0. Vom Zähler läßt sich der Faktor x*, vom
Nenner der Faktor 7f abtrennen; Zähler und Nenner werden somit
unendlich klein von der Ordnung m, n bzw., sofern x als Grüße
erster Ordnung gilt; man hat daher
/(O) — lim/(Ä) — ^ , wenn m — h ;
— 0, „ m>n\
-00, „ m<n\
Die Fonn f 137
im letzten Falle richtet sich da« Voreeichen von oo nach dem Vor-
zeichen Yon Y' ^^^ darnach, oh n ^ m gerad oder uitgerad ist; b«i
geradem n — w erhalt oo das Vorzeichen Ton ^ hei nngeradem
n — m rechts von Null das gleiche, links Ton Nall das entgegen-
gesetzte Zeichen wie ~r^-
Zu einem aUgemcinen Verfahren der Chrenzwertbestimmong von
Quotienten der eben betrachteten Art ftlhrt der folgende Satz:
l$t lim ^(x) — 0 und lim <r(af) — 0 hei limor — a, besagen femer
dU als stetig vorausgesetzten Funktionen in einer (flbrigens beliebig
engen) ümg^ung von a (ev. mit Ausschloß dieser Stelle selbst) eigentliche
Differenlialquoticnien, und konvergiert ^Jß. gegen eine Grenze, so ist
dabei wird weiter vorausgesetzt, daß tl/{x) in jener Umgebung nirgends
verschwifidet.
Wegen der Stetigkeit ist ^(a) — 0, ^(a) — 0^ daher kann ^|*^
auch in der Form ^l^^z^/"^ geschrieben werden-, wendet man hier-
auf den erweiterten Mittel wertsatz (74) an, dessen Voraussetzungen
nach obigem erfüllt sind, so crgihi sich, daß
y(a)~-y(o) y'{{)
^(*)--'^(aj'"^'(4)
ist, wobei | eine zwischen x und a liegende Zahl bedeutet; mit x
konvergiert also auch | gegen a, mithin ist tatsächlich
Existieren, wie dies in der Regel der Fall sein wird, v'(x), if\T)
auch an der Stelle a: = a und ist überdies if'(a) -f 0, so hat man aueh
Die Formel (2) versagt, wenn gleichzeitig limgjTx) — 0, lim ^'(^)— 0.
Dann aher befindet man sich mit dem Brache ^v>S »** d«' gleichen
Lage wie mit dem ursprünglichen, und sind auch die übrigen Be-
dingungen des Satzes erfüllt, so gilt wiederum lim^.[^| — lim^^ '|,
daher auch
1) Die iu diesem Aniatze enthaltene Begel hat Johmna Beraonlli taeni
gefunden. Acta erodü 1704.
138 Anweadangen der DitferentialqnoiieDteD. § 1. Unbeetimmte Formen.
Unter Umstanden kann ein solches Verhalten fortdauern bis zu
den n — l-ten Ableitungen einschlieBlich; dann wird man als Schlaf-
ergebnis erhalten:
limjll-lim^;'^ (5)
,♦(*) , = .1(.<"'(X) ^ '
Xm
Hiemach wird das Verfahren zur Auswertung der unbestimmten
Form, wie man den Vorgang auch zu nennen pflegt, in folgendem
bestehen: Man differenziere Zofder und Nenner des Bruches ~~ je
für sich und wiederhole dies so lange, bis man zu einem Bruche kommt,
dessen Zähler und Netmer nidd gleichzeitig gegen Null hmvergierefi;
der Crrenzwert dieses Bruches ist zugleich der Grenzwert des ursprünglichen.
Das Verfahren ist auch dann anwendbar, wenn die kritsche Stelle
im Unendlichen liegt, d. h. wenn (p(x)j ilf(x) bei lim a; — cx> (oder
«- — oo) gleichzeitig gegen Null konvergieren. Setzt man nämlich
o
x*^-y SO nimmt — tjT- die unbestimmte Form bei lim ;? »» 0 (oder
«' — 0) an; nun ist aber
wobei <p {-■) aus tp'ix) durch dieselbe Substition x *• - hervorgeht;
durch Anwendung von (2) ergibt sich also
X — ^(a^) *«+0^/l\ .==+0^'?i\ :r««^(«)'
dabei muß im Sinne der Bedingungen des Hauptsatzes vorausgesetzt
worden, daß es einen Wert von x gibt, von welchem an if'(x) nicht
mehr verschwindet
Beispiele. 1. Das an erster Stelle behandelte Beispiel
erledigt sich mit Hilfe der Differentialrechnung unmittelbar fflr be-
liebige rationale m, w, indem nach (3)
/(«)-[:>^'-].-^--"-
2. /(x) — - JJ-- gibt bei limac — 0 nach zweimaliger Differentia-
tion:
/(O) - Iim jp^.- - hm-^ - j-
Die Formeo l und ^ 189
3. Ebenso erfordert /(x) «- ^pf^^*?^ bei limjc«0 zweimalige
DiSerentiatioD :
ff« t«
^ ^ ^ «nx cosx
4. Man untersuche ferner:
/W-irl^i^!^-fl8 b«i x-2 „nd a:-3 ß, |)
/(^)„ÜE£:rf-£beiz-0(l).
w N sina; — cosar , . n
y(^)-^ir-,- bei ^-0(3).
80. Die Form ^ . Diese Form entsteht, wenn in /(x) — - .
Zähler und Nenner bei einem bestimmten Greozübei^nge ins Un-
endliche wachsen.
Zuerst handle es sich um den Grenzübergang lim X « 00 (oder
«= — <x>). Es gilt dann der Satz: Wenn t\x) von einer Stdle X an
nicht mehr Null wird und ^tv™ einer Grenze Ä mstrebt, so konvergiert
auch ^^ gegen diese Grenze, sofern ip{x), if{x) stetig bleiben und
eigenÜiche Differentialqmäenten hesitsen.
Sind Xq<Cx zwei Werte aus dem Intervall (X, 00), so ist nach
dem erweiterten Mittelwertsatz
i^(x) - i*.(x.) ^'(1) » i^^i^ ,).
daraus schließt man weiter:
1 -_ yW
V(^ »(f) ^9'(^)
und
9(x)
Indem man nun x bei festgehaltenem a:^) wachsen laßt^ wird der erste
Faktor rechts zwischen gewissen Grenzen A — t und A -i- $ bleiben,
die sieh durch Wahl Ton r^ beliebig eng ziehen lassen ; und der zweite
140 Anwendungen der Differentialquotientts. § 1. UnbeBtimmte Formen.
Faktor, dessen Grenze 1 ist, wird schließlich auch Über das Interrall
1 ~£ bis 1 + c nicht hinausgehen^ so daß man, unter B^ 6' echte
Brüche Terstanden, setzen kann:
-|g - {Ä + Bi) (1 -f. Ö'O - ^ + (d + ^ö' + 00' i) i.
Ist ^«f 0 und wird 6<|-4j genommen, so ist | ö-f^ö'-f ÖÖ'e;
< 1 -f 2!^ , somit
gewählt wird.
Ist ^1-0, so ist \0i- AB' -^00' e\<l + «, daher
^7 V < <5, wenn (1 -f «) £ < <?, wozu ausreicht, daß e < • . >
angenommen wird.
Da S selbst beliebig klein festgesetzt werden kann, so hat man
tatsächlich, ob ^ »f 0 oder Ä^O ist,
lim^^ = ^ = lim^^1.
Um auf den Fall überzugehen, daß z gegen eine endliche Grenze a
konvergiert, setze man x ^ a -\- -~ und lasse z ins Unendliche wachsen;
man hat dann wegen
wo unter x'(^ H — ) ^*^ Resultat der Substitution a; — '» H in
x'(>^) bedeutet,
Uxn|||-üm-4--T/-^i-lTxi;
es gilt also dieselbe Regel wie bei dem Grenzübergange limx— oo.
Voraussetzung aber ist, daß es eine Umgebung Ton a gibt, in der
t'{x) nicht Null wird.
Sollte ~7,— ■ bei lim x — a sich wieder so rerhalten wie ^-^^ ,
also neuerdings die Form ^ annehmen, so kann der Sats, wenn alle
darin ausgesprochenen Bedingxmgen erfüllt sind. Yon neuem angewendet
werden usw.
Mitunter bedarf es nur einer andern Schreibung, um eme Funk-
tion, welche die Form ^ annimmt, so darzustellen, daß sie die
Form -- erlangt; dies gilt beispielsweise Ton tttj i-fx - ^^ ^^™ ^ — j »
Di«FotaiS. )4i
wenn man es m ™-^|^^-^— umsetit, Ton Ar linix — 0,
s
wena man x—--- dafQr schreibt
X
Beispide. 1. Die Fnnktion /(x) —,(»•> 0) leigt bei lim jr — oo
nach wiederholtem Differenzieren von Zahler und Nenner so Uiige
die unbestimmte Form ^, als im Nenner eine positive Potenz rer-
hleibt; da diee aber, wie groß auch n sein möge, einmal aufhören
muß (76, 1.), so kommt man schließlich bei einem ganzzahligen n zu
lim-^ — lim-j — oo,
hei einem gebrochenen^ swisohen die ganzen Zahlen p und p 4- 1
fallenden n zu
lim -- = lim ;:~Vi — ^°^ inz. — iT — TZ — -T "" ^^ •
Es wird also e' hä unendlich wacJisetidem x unendlich groß vm köhermr
Ordnmig als jede posUive Potmz von x.
2, Bei der Funktion /\^x) «= 4 (*» > ö)» ^^^ bei lim x — oo die
X
Form ^ annimmt, fahrt schon einmalige Differentiation zum Ziele;
denn
1
Hm -^ «- lim - ~-, - lim -*- - 0.
«=«x" nx* nx
Es wird also Ix hei wiendlich icachsendem x unendlidi groß vom
niedrigerer Ordnung als jede positive Potene von x,
3. Unter der Voraussetzung a>0 erlangt / W - i^ ^l»"
lim a: = 4- 0 die Form ^ ; einmalige Anwendung des Satzes gibt
hm /(x) - hm -^,~ - lim -^^ -,- ,
und da der neue Bruch die Form -^ annimmt, so hat man weiter
0
SacotSx
lim /W-lim^aeotSax
-1.
142 Anwendungea der Diffexentialqnotienien. % 1. Unbestimmte Formen.
4» 1 CAM 4*
4. Auf die Funktion /(x) — ~ .— deren Zähler und Nenner
bei lim x ^ oo unendlich werden, ist das Verfahren nicht anwendbar,
weil die Ableitung des Nenners, 1 — cosa:, niemals aufhört Null zu
werden; es zeigt sich dies auch darin, daß der Quotient der Ab-
leitungen, - 2r 9 ^^ limx = oo (oder — oc) keiner bestimmten
Grenze zustrebt, vielmehr niemals aufhört, zwischen 0 und +00 zu
schwanken. Trotzdem konvergiert die Funktion gegen eine bestimmte
Grenze, nämlich 1, wie unmittelbar ersichtlich ist.
81. Die Form 0 oc entsteht, wenn bei einem bestimmten Grenz-
übergänge lim X = a in fix) ^ (p(x)if;(x) der eine Faktor, z.B. <p(x\
gegen Null konvergiert, während der andere gleichzeitig unendlich wird.
Man führt diese Form auf eine der früheren zurück, indem man
das Produkt in der Gestalt eines der Quotienten — ~, , —tSJ qq^^qI^^^
iff{x) tpix)"''
worauf die früheren Sätze und Methoden angewendet werden können,
sofern die hierzu erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind.
Beispiele. !./(.«) = x^ilxY nimmt bei lim ic = + 0 die Form 0« 00
an,- wenn w, n positiv sind; bezüglich n werde noch vorausgesetzt,
daß es so beschaflfea ist, daß (JxY bei dem Grenzübergange reell bleibt.
Schreibt man die Funktionen in der Form -J^, so tritt der Fall 80
ein, man hat also
lim /(x) =- lim - <—-_—- vm: lim i— '-^- ,
cs+0 — W-B "• X
die Form besteht weiter, wenn n > 1. Ist m eine ganze Zahl, so
ergibt sich nach n-maliger Wiederholung des Prozesses
lim /{x) - -^""-i— lim :r« - 0;
*«= +0 w
liegt hingegen n zwischen zwei ganzen Zahlen p und p -{-1, %o hat
man nach p 4- 1- maliger Wiederholung
Mm/{x) - (=jr'«(«-»)-(—P) Ku, l'i)!:^* - 0.
«■+0 Wr X
weil ~7^-^i_M ein Bruch ist, dessen Zähler gegen Null konvergiert
und dessen Nenner tmbegrenzt wächst.
Man kann den vorliegenden P^all übrigens durch die Substitution
:r — 6~' auf einen frühereu zurückführen; es wird nämlich
Di« Formen 0 • oc und oc — oo. 14S
und da lim i; — + 0 lUi' Folge hat lim ms ^ oo, so ui mit Beruftiog
auf 80, 1:
2. /(x) =- x\a' — 1/, worin a > 0, erlangt sowohl för lim x — oo
als auch für lim x =^ — <x> die Form oo • 0; schreibt man dafUr
und setzt — =- jf, so wird
X
und nimmt für lim ^ >* 0 die Form -^ an; man hat also nach 79:
lim /{x) =- lim — ^ =- lim ^-- — la.
82. Die Form oc — oo tritt bei /(x) — y(a:) — M)(x) ein, wenn
bei einem bestimmten Grenzübergange lim ar — a Minuend und Sub-
trahend gleichzeitig gegen oo oder -- oo konvergieren.
Man kann nun von der Differenz auf verschiedene Weise auf einen
Quotienten übergehen, der dann eine der Formen -q , ^ annimmt; so
kann /{x) umgestaltet werden in
1 1 v'(a:r*-<p(xr* ,«*<'^ ,f-^<^
-1 ' ^ Jltix)^ ^
und man hat es im ersten und dritten Falle mit ^ , im zweiten mit
— zu tun.
Beispiele. 1. /(x) — ^j^,- — -, ist bei a: — 0 nicht definiert und
nimmt für lim rc — 0 die Form oo — oo an, in der Gestalt /(x) —
^ 7-."?-^ aber die Form - an; man hat also
X rtUl X vi
i. ., V ,. 2« — ein«« ,.^ t— Scott»
hm/(ar) - lim j^-Ä'xTrx-^iin'ix *" ^"" ll^S«'x4-~4ir.ialx + ix«15rii
— lim
■" lim
jraO
6 ein Sx -f 12x cot Sx — 4x* tin Sx
8co8 2x 1
Si cot SdT— 82 X tin «X — Sx'cot 2x t
2. /(ji) — -, ~ cotg'a:, da« bei lim a: — 0 in unbestimmter Form
erscheint, kann umgestaltet werden wie folgt:
144 Anwendaugen der Differentiftlquotienten. § 1. unbestimmte Formen.
^f ^ «ia'x — 0?* cot* jf
noLX'{'Xco%x iin g — ap co< ic x*
(■in Jf , \ ain jr — « ooi x / xc \«
der erste Faktor konyergiert gegen 2, der dritte gegen 1; der mittlere^
der die Form -^ zeigt, gegen die Grenze y(79); folglich ist
lim/(*)-|.
3. /{x) ^ X — ^(x — d)(x — 6), worin die Wurzel positiy zu
nelimen ist, nimmt für lim x^<xi die Form oo — oo an, geht aber
dorch die Substitution x^ -- über in
t
l~|/(l->a/)(l — »f)
das für lim j? =« + 0 die Form -^- erlangt; mithin ist
lim f(x) - lim «il := M Aii|.=;£i) « 1±5 .
Der Fall läßt sich indessen durch algebraische Umgestaltung
elementar erledigen; es ist nämlich auch
woran der Grenzübergang lim a* » oo unmittelbar ausgeführt werden
kann.
4. /(x) — cosjpZsinx — 2 tg ^ zeigt bei lim a: -* + 0 die Form
OD — oo, l&ßt sich aber wie folgt umgestalten:
eö0 xl\2 sin * cos * j ~ I sin |- + ? cos —
— cosx* {2 — (1 — cos x)l sin -r- -f- (1 + cosa:)^ cos y;
das erste Glied konyergiert gegen {"2; das zweite gegen Null, weil es
in die Form — i — gebracht werden kann (80, 2.); das dritte gegen 0;
•In«-*
folglich ist
lim/(a?)-i2.
Die Form«! O» -c». 1* 145
83. M% VormeB <)•, oo*, 1^ entepringen aas einer Punktion
des Baues /(^) — 9> (^)^^'^ wenn bei einem bestimmten Grenzüber-
gänge lim X — a gleichzeitig
lim^(T)-0, lim^(jc) — 0
oder lim y(x) — co, lim if(x) — 0
oder lim ^{x) — 1, lim t{x) — oo (oder — cx>)
wird; damit eine solche Funktion wohl definiert sei, ist noch erforder-
lich, daß ^{x) > 0 sei
Schreibt man /(x) in der Form einer natOrlichen Potenz:
so nimmt der Exponent in allen drei Fällen die Form Ooo an.
Hierdurch ist die Torliegende Aufgabe auf den Fall 81 zurückgeführt.
Beispidc. 1. /(x) =- ar* erscheint bei lim o; — 4- 0 in der Form 0^;
schreibt man dafür f'" und beachtet, daß der Exponent gegen 0 kon-
vergiert (81; 1.), 80 ergibt sich
lim /(x) - 1.
2. /{x) — (tgo;)'^« nimmt bei lim a; — * — 0 die Form <»• an;
achreibt man /(a:) ==• c~* *'***, so zeigt der Exponent, in der Qeetalt
- * geschrieben, die Form ^, und sein Grenzwert ist
iec'oj
,. iäx ,. seca; ,. secxtgx v ^ a
1™ .i^i tgx - l«° tg'i - »«" 3tgx.«>'i - ^"^ Si«.x - <*'
daher hat man
lim /{x) - 1.
3. FQr Wms^ou und ein beliebiges, aber bestimmtes x erlaugt
i\ 4- iL y die Form 1* . Bringt man es in die Gestalt e ' und er-
mittelt
lim ^ -,-^- - lim 7 - ~-i- - «»» -^ - *.
80 kommt man zu der wichtigen Formel
,im(l4.f)'-
f*.
die eine Erweiterung der Formel 47, (14) bildet.
Ciub«>r, Höhere MAthometik. 1- Anfl 10
146 AnwendnDgen der DifferentialqnotienteiL S 2. Maxima und Minima nsw.
4. Auch /(£) «- (cos ax)*' wird bei lim jj — 0 unbestimmt in der
hl pota»
Fonn 1*; setzt man aber in e '^ um, so wird der Exponent un-
bestimmt lAf und sein Grenzwert ist
r — «^ tingj ,. — a*h co« ax ^o*d
"gjc coaa« "" S cos a« — 2aa: Bin a« " «'
so daß
_£*
84. Vermischte Beispiele. Kachstehende Funktionen nehmen
bei den ver/xüchueten Grenzübergängen die danebenstehenden Grenz-
werte an:
tgx sin« — xco%x tgaaf — aap x — sinx
X ^ X* 'tgfta? — fcx'tgx — x'
a'-h'l.. ^ . 1 a« 1 '&
d
siax — coix ^ ~^^
iin2x — co8«x
'^,(li--T;^)
2' sin — (lim x — cx); a).
(a-x)tg||(lima:-a; —)•
2 a? tg z — 31 sec a; (lim x — — ; — 2j •
1
j;* (lim a: « oo; 1).
(8ina:)*«''(lim X - + 0; 1).
(tgx/»*'(limx- + 0;l).
§ 2. Maxima und Minima expliziter FanktioBen einer Yariablfs.
86. Begriff der extremen Werte einer Funktion. In dem
Verlaufe einer 7ÜdU monoiünm Funktion sind solche stellen von be- *
sonderer Bedeutung, an welchen ein Übergang vom Wachsen zum
Abnehmen oder umgekehrt stattfindet. Die zugehörigen Funktions-
werte trennen die Kontinua, die von der Funktion nacheinander im
abwechselnden Sinne durchlaufen werden; man bezeichnet sie als ex-
treme Werte der Funktion oder kurz als deren Extreme.
Die im Intervall (a, ß) stetige Funktion /(a*) hat an der Stelle
s — a im Innern des Gebiets einen relativ größten Wert oder ein
Beispiele unbeetimmter Formen. — Oewöbnliehe Eztfeme. 147
Maximum, wenn sie daselbst Tom Wachsen zoin Abnehmen Übergeht;
und einen relativ kleinsten Wert oder ein Minimum y wenn sie Tom
Abnehmen zum Wachsen übergeht. Präziser und für die analytische
Verwertung geeigneter gesagt, findet ein Extrem statt, wenn sich eine
positive Zahl d angeben läßt derart, daß entweder
/(«-*)</(«) >/(a + Ä) (1)
oder /(a - A) >/(a) </(a + A), (2)
so lange die positive Variable h der Bedingung
h<d
genügt; die Beziehung (1) kennzeichnet ein Maximum, (2) ein Minimum.
DiQ zulässige Größe von d hängt davon ab, wie häufig die Funk-
tion deu Sinn ihrer Änderung wechselt; bei Funktionen, bei denen
Maxima und Minima in rascher Folge abwechseln, wird d klein ge-
wählt werden müssen; für die Zwecke der folgenden Untersuchung
kann ö beliebig klein gedacht werden.
Die Begriffe des Maximums und Minimums sind von deu Be-
griflPen des größten und des kleinsten Wertes der Funktion im Inter-
Tall (c, /3) wohl zu unterscheiden; der größte Wert schlechtweg braucht
nicht mit einem Maximum und der kleinste Wert nicht mit einem
Minimum im Sinne der obigen Definition identisch zu sein. Bei der
Beurteilung dieser Frage muß der ganze Wertevorrat der Funktion^
müssen also auch ihre Werte an den Enden des Intervalls in Betracht
gezogen werden.
Die Feststellung der extremen Werte hat in den angewandten
Gebieten besondere Bedeutung, weil es sich hier häufig darum handelt,
gerade diese Werte zu erzielen.
86. Notwendige Bedingung bei Vorhandensein eines
eigentlichen DÜTerentialqnotienten. Der Übergang vom Wachsen
zum Abnehmen oder vom Abnehmen zum Wachsen kann in ver-
schiedener Weise vor sich gehen. Der gewöhnliche, die Regel bildende
Fall ist der, daß die Funktion eigentliche Difierentialquotienten be-
sitzt bis zu jener Ordnung, die bei der Untersuchung noch in Betracht
kommt. Unter dieser Voraussetzung läßt sich zunächst der Satz
nachweisen, daß an einer Stelle, an tcelcher die Funktion ein Extrem
erlangt, ihre Ableitung notuendig verschwindet.
Im Falle des Maximums folgt nämlich aus (1), daß
/(a-^)-/(«)^Q /^L±*) -/(?-) <0,
— h h
und da beide Quotienten mit lim A — 0 gegen eine und dieselbe Orense
konvergieren, so kann /'(a) weder positir noch negativ sein, e« iat
also notwendig gleich Null.
10*
148 Aiiwendongen der DiffareatialquotienttiQ. § 8. Mftiima und Minima oiw.
Im Faile des Minimums ist wegen (2)
und die gleiche Schlußfolgerung fQhrt zn der Erkenntnis, daß not-
wendig /\a) =» 0 sein milsse.
Hiemach lautet die erste Regel: Um die Stellen zu finden ^ an
welchen eine mit einetn eigenthchen Bifferentialquotimten begabte Funk-
tion f(x) extreme Werte annehmen kanny setze man f'(x) «-" 0 und löse
diese Gleichung nach x auf.
Die bedingte Formulierung ist dadurch geboten, daß ja /"(x) auch
an einer Stelle Null werden kann, in deren Umgebung /{x) wächst
oder abnimmt (71).
Die unmittelbarste Entscheidung darüber, ob /(x) an einer Stelle
iC — a, die aus /(x) « 0 als Wurzel hervorgeht, tatsächlich einen ex-
tremen Wert erreicht, besteht in der Uutersuchung des Verhaltens
von /'(x) in einer beliebig engen Umgebung (a — d, a-\- d) in Beeng
auf das Vorzeichen. Ist /'(x) in (a — d, «) positiv, in (a, a -{- S)
negativ, so ist /(a) ein Maximum , bei dem umgekehrten Verhalten
ein Minimum.
Die Funktion /{x) — 2x' — 3a?* -i- b beispielsweise hat die Ab-
leitung
/Xx)^ex(x-^il
die an den Stelleu a: = 0 und a; — 1 Terschwindet. Nun i«t, sobald
0<d<l,
/(- d) « 66{ö -f- 1) > 0, /\d) - - 6(J(1 ^ d)< 0,
daher /(O) mm h ein Maximum; femer unter der gleichen Voraussetzung
y'(l -. 5) « - 6d(l - d)< 0, /(l + Ö) ^6d{l-rd)> 0,
daher /(!) — 6—1 ein Minimum.
87. UnterBoheidong swisohen Maximum und Minimum.
Bei Existenz auch höherer eigentlicher Uifferoatialquotienten laßt iich
die Entscheidung auf Grund dieser systematisch treffen.
Da ein Maximum dadurch gekennzeichnet ist, daß innerhalb einer
genügend eng begrenzten Umgebung
/(a - ;*) > 0, /(a) - 0, /\a + Ä)< 0,
■0 folgt, daß
daß also /\x) in der Umgebung Ton a abnehmend ist; infolgedessen
i8t/"(a)<0 oder «-0.
Einem Minimum entspricht das durch jdie Ansatie
f{a-h)<0, /(«)-0, Aa + h)>0
Merkmale für Maiima nnd MioinuL 149
gekennseiclmete Verhalten von / \x), das zu
/\a - h)</Xa)</\a •{• h)
führt und zeigt, daß /'(a) in der Umgebung von a wachsend ist;
folglich i8t/"(a)>0 oder -0.
Sieht man also von dem Falle /"(a) =» 0, der noch keine Ent-
Bcheidung bringt, ab, so kann als zweite Regel ausgesprochen werden:
,,Wenn an der aus /\x) -= 0 berechnetett SidU x »» a /'\a) < 0 iH^
so ist /(a) ein Maximum, hingegen ein Minimum^ tvenn /"(«) > 0 isL
Es steht fest, daß y\x) in der Umgebung der Stelle eine« Maxi-
mums abnehmend, in der Umgebung der Stelle efnes Minimums
wachsend ist; wenn dabei /"(a) « 0 ausfallt, so zeigt /"(a:) in der
Umgebung des Maximums folgendes Verhalten:
/"(a-Ä)<0, /'(«)-0. /"(a + h)<0,
80 daB /"(a - h) </"(a) >/"(« + *),
in der Ümgebang des Mioimoms das Verhalten
/>^Ä)>0, /»«O, /'(a + Ä)>0,
so daß /'\a - h) >/\a) <f\a + Ä):
es ist also im ersten Falle /"(a) selbst ein Maximum, im zweiten
Falle ein Minimum von /\x)f infolgedessen / "(a) — 0 und /^(a),
wenn es nicht verschwindet, negativ, bzw. positir.
Daraus ergibt sich die weiter tragende Regel: Wenn an der Stdle
« — a, die aus /*{x) «= 0 berechnet tcordenj fix) verschwindet, so kann
/(x) einen extremen Wert daselbst nur dann erlangen, tcenn auch
/ (a) = 0 ifi\ die Enischeidttng ist dann endgiltig möglich, wenn
/^(a) 4* 0, utifJ zwar ist /{a) ein Maximum oder Minimum, je nacÄ-
dem /"^^(a) <0 oder >0 ist.
88. Allgemeines Kriterinm. Um ein alle Möglichkeiten um-
fiissendes Kriterium zu gewinnen, setzen wir voraus, es sei außer
f{a) - 0 auch /\a) « 0, /'» - 0, ... . /<— ^>(<i) - 0, hingegwi
/('•)(a) 4. 0. Die mittels /(x) gebildete Funktion
zeigt dann bei lim x » a die unbestimmte Form ^, die bei Anwendung
des in 79 entwickelten Verfahrens auch nach n — Imaliger Diffeien-
tiation von Zahler und Nenner noch anhält, so daß auch
, = a (« — «)" »(ll — 1) •••§(«— a\
noch nicht zor endgiltigen Bestimmung des Grenzwertes fBhri: d^ aber
lim /::!(?' - lin./r^*)i:/ܱW .^,u^)
150 Anytendnngen der Differentiftiqaotieoien. § 8. Iffaxinm und Minima usw.
ist, 8o wird
woraus der fOr ansem Zweck wesentliche Umstand folgt, daß/('a?) — /(«)
schließlich, d. h. in einem genügend engen InterraU {a — d, a + d),
das Vorzeichen Ton {x — a)"/t")(a) besitzt.
Ist nun n gerade so hat /{x) ~/{o) in der ganzen durch dieses
Intervall bezeichneten Umgebung bestandig dasselbe Vorzeichen, und
zwar das von/^"^(a); folglich ist /(a) ein Minimum, wenn /<"> (a) > 0,
ein Maximum, wenn /^"^(a) < 0 ist.
Bei ungeradem n hingegen wechselt /(x) —/(«) sein Vorzeichen
beim Übergang von der einen Seite der Stelle a zur andern, es findet
ein extremer Wert nicht statt; vielmehr ist /{x) in der Umgebung
von a wachsend, wenn /^^\o) > 0, abnehmend, wenn ß*\a) < 0 ist.
Demnach lautet die alle Fälle umfassende Regel: An einer Stelle
a: — a, die der Gleichung /'(rp) — 0 genügt, erlangt /(x) ein Extrem nur
dann, toenn die nächste an dieser Stelle nicht verschwifidende Ableitung
von gerader Ordnung ist; ist sie negativ, so ist /(a) ein Maximum^
dagegen ein Minimum, wenn diese Ableitung positiv ist.
Bei der Darstellung von /(x) durch die Ordinaten einer Kurve
hat das gemeinsame Merkmal von Maximum und Minimum, d. i.
/^(a) — 0, eine anschauliche Bedeutung; es besagt, daß in den Punkten
der Kurve, zu welchen extreme Werte von /(x) gehören, die Tan-
gente parallel ist zur Abszissenachse (56).
89. Beispiele. 1. Die in 86 behandelte Funktion /(x)
— 2x' — 3x* 4- h erledigt sich mit Hilfe der zweiten Ableitung /"(x)
— 12a: — 6, wie folgt: es ist
/"(O) - - 6 < 0, daher /(O) « h ein Maximum,
/"(l) - 6 > 0, daher /(l) - 6 - 1 ein Minimum.
2. Für /(x) — - ergibt sich durch Nullsetzen von/'(x) — ~
d? — « als die einzige Stelle, an der ein extremer Wert stattfinden
kann; da femer /"(a?) — — -r—, somit /"(c) -■ ^- <0, so i8t/(e) — -
der Maximalwei*t der Funktion.
3. Die Frage, ob es ein Logarithmensystem gibt, in dem einmal
der Logarithmus mit dem Numerus übereinstimmt^ kann in folgender
Weise erledigt werden. Setzt man
loga«-^-y, a>l«
•o hat man es mit einer Funktion zu tun, die sowohl für kleine
(unter 1 liegende) als anch für große positive Werte von x negativ
ist; wenn also ihr Maximalwert positiv oder Null ist, so tritt der
Fall y — 0 notwendig (zwei- oder einmal) ein (51, 3).
Beifpiele Ton Extremweriea. 151
, log e
Nun ist y — — ^ — 1^ vewch windet bei x -^ log^«, i«t vor dieser
Stelle positiv, jenseits derselben negativ, folglich itt
ein Maziraum*) Ton y; man hat also zur Lösimg der Frage den Ansatz
löga log^e-log^e>0,
vroraus
log f
log, 7^0,
log,eV>l
und Bchließlich a < e' »= 1,4440^57 • • • folgt. Nur in solchen Loga-
rithmensystemen tritt also der oben erwähnte Fall ein, deren Basis
unter dieser Zahl liegt.
4. Handelt eg sich um die Extreme einer Funktion, welche die
Form eines Braches - besitzt, dessen Zahler und Nenner von x ab-
hängen, so kann die Rechnung eine wesentliche Vereinfachung er-
fahren. Zunächst ist für das Verschwinden von
notwendig, daö
M'r — Mt'— 0 («)
sei, wenn nicht für den aus diesf r Gleichung berechneten Wert t ^ a
ausnahmsweise auch v ^ 0 ist. Diesen Fall ausgeschlossen, hat man
weiter
/ (ar)- -,. ,
also
Mithin hat man nur den Ausdruck
u"v — uv" (fi)
auf sein Vorzeichen zu prüfen, um über Maximufn oder Minimum aa
H^ entscheiden.
' So lautet für /(x) « ^vl-f ^ f die Gleichung («)
x«-l-0
-X ^/» Z?at kann nicht verwendet werden, weil man über dai Vof^
seiGhen von log e von vomebereiA nichtt aoMagea kann.
/(f)
152 Anwesdnogezi der DitfereciialquotieDten. $ t. Maxima und Minima mw.
ond der Ausdruck (ß) — 4x'^ er ist für j; — — 1 positiv, für x ^ 1
negatir; folglich ist
/(--. 1) «• -^ ein Minimum, /(l) — 3 ein Maximum.
5. Die Zahl a ist in zwei Teile zu zerlegen derart, daß das Pro-
dukt dieser Teile den größtmöglichen Wert annehme.
Ist der eine Teil x, so ist a — z der andere, und es handelt sich
um das Maximum toxi
/(x) - x{a - x).
Aus /'(x)'^a — 2x ^0 folgt ^ -« g , und da /"(x) — — 2 negatir
ist, so ist tatsächlich
i
der größtmögliche Wert des Produktes.
Auf diesen einfachen Fall lassen sich mancherlei Probleme zurück-
führen; als Beleg dafür mögen die folgenden dienen.
a) Unter den Rechtecken von gegebenem Umfange 2a jenes von
der größten Fläche zu bestimmen.
Heißt eine Seite des Rechtecks Xy so ist a — x die andere; es
soll also x(a — x) ein Maximum werden. Das verlangte Rechteck
ist demnach das Quadrat.
ß) Unter den einem gegebenen Kreise vom Durchmesser a ein-
geschriebenen Rechtecken dasjenige von der größten Fläche aufzu-
suchen.
Ist X die eine Seite des Rechtecks, so ist das Quadrat der anderen
a^'-x^y x|/ä*— X* die Fläche; ihr Quadrat a;*(a*--x*) wird ein Maxi-
mum für x' — y, die Fläche selbst ist dann ebenfalls ein Maximum
=» ~ und der Gestalt nach ein Quadrat, weil x— y^a* — a:* — --=. •
y) Den Elevationswinkel bei dem schiefen Wurf zu bestimroeD,
bei welchem sich die größte Wurfweite einstellt.
Heißt c die Wurfgeschwindigkeit, g die Beschleunigung der
Schwerkraft und x der Elevationswinkel, so ist dieWurf-
weite; sie wird zu einem Maximum, wenn sinx cosjc oder sin' o? cos' x
— 8in*Jt(l — sin'x) seinen größten Wert erlangt; dies aber geschieht
für sin'x — ^ , also für x — ^, d. i. bei einem Winkel von 45^
d) Die Höhenlage der Öffnung in der Seitenwand eines bis zu
einer gewissen Höhe mit Flüssigkeit gefüllten Gefäßes zu bestimmen,
bei welcher die Ausflußweite am größten ist
Bedeutet h die Tiefe der horizontalen Grundebene und x die
Tiefe der Öffnung unter dem Flflssigkeitsspiegel, so ist die Ausfluß-
Beispiele von Extremwerten. 153
weite 2 yt(h — x); sie wird am größten, wenn x(A— x) ein Maximum
erreicht^ und dieses tritt fUr x — ^ ein. Die AusÜußwcIte seihet ist
dann rr — A.
t) Einem Dreieck ein Rechteck derart einzaschreiben, daß eine
Seite des Rechtecks in die Basis des Dreiecks fallt und seine Flache
möglichst groß wird.
Bezeichnet man mit Cy h Basis und Höhe des Dreiecks und mit
X den Abstand der gegenüberliegenden Rechtecksseit« Ton der Spitze,
so drückt sich die Rechtecksfläche durch , x{h — x) aus, wird also
ein Maximum, wenn o; °= ist
6. Einer Kugel einen Kegel von maximalem Volumen einzu-
schreiben.
Ist r der Radius der Kugel und x der Abstand ihrofl Mittel-
punktes Ton der Kegelbasis, so hat das Volumen des Kegels dtsi
Au'5 druck
Der variable Teil, (r ^ — x^(r ~\- x), erlangt ein Maximum, wenn
d. h. wenn ^ «* 3 ; die andere Wurzel, x =^ — r, führt auf einen be-
langlosen Grenzfall. Es ist demnach maxt?*- m'^^ ^' i- ^7 ^*^™
Inhalt der Kugel.
7. Einer Kugel einen Kegel von maximaler Mantelfläche einzu-
schreiben.
Mit Beibehaltung der vorigen Bezeichnungen ist die Mantelfläche
FTiemach hat derselbe Kegel, dessen Volumen ein Maximum, auch die
größte Mantelfläche; maxilf «» r*^3.
8. Aus einer Kreisscheibe einen Sektor so auszuschneiden^ daß
der aus dem Rest der Scheibe geformte Trichter «*inen mtiglichst
großen Fassungsraum besitze.
Bezeichnet r den Radius der Scheibe, x das Bogenmaß den Zentri-
winkels des restlichen Sektors, so ist das Volumen des kegelfT^rroigen
Trichters
" - f(i") V^- a'- -r (f.)' i/r-W-
Setzt man (5—) = y, so handelt es sich nm das Maximum von f VT— Jf
154 Anwendungen der Differentialquotienten. § 2. Mazima nnd Minima usw.
oder von y*(l ~y); dieses tritt ein für 2y--3y^— 0, also, von der
belanglosen Bestimmung y — 0 abgesehen, für y— ^^ mithin für
x »- 2«!/ , d. i. fQr einen Zentriwinkel von 293, 94, und zwar ist
maxt;=- 21 ^^V^'
9. An den Ecken einer rechteckigen Tafel sind quadratische
Ausschnitte anzubringen derart, daß der aus dem Rest geformte pa-
rallelepipedische Behälter einen maximalen Fassungsraum annehme.
Sind a, h die Seitenlangen des Rechtecks, x die Seite des Aus-
schnitts, so ist der Inhalt des Behälters
v = (a - 2x) (b - 2x)x - 4x^- 2{a + h)x^+ ahx.
Znr Bestimmung von x hat man also die quadratische Gleichung
12a:*-4(a-f-fe)a;-f a2>-0,
deren Wurzeln
a 4- h'-Ya^-^b* — ah a -f- 6 -f Vo'-j- 6«~ o&
sind; die zweite Ableitung, 24a; — 4(a -f 6), nimmt an diesen Stellen
die Werte
-4l/a'+6«~a&, 4>/a«+ft*-'a6
an, so daß x^ zu dem verlangten Maximum föhrt. Der zweiten
Lösung x^ würde arithmetisch ein Minimum entsprechen; mit Bezug
auf das gestellte Problem ist sie aber unzulässig; denn, ist b die
kürzere der beiden Seiten, so ist
weü (26~a)«-a*-45(a-«»)<a»4-&*--a«>-"a«-6(a-6), da-
her 2X| > b und der Ausschnitt nicht möglich.
10. Es sind zwei Punkte -4, B und eine sie nicht trennende Ge-
rade XX' gegeben (Fig. 37). Man soll den kürzesten über einen
^ --^^ Punkt von XX' führenden Weg von
ffH^^ ^\ A nach B bestimmen.
\ N. -• ..^ \ Einem Grundsatze der G^metrie
|\s\v "z^.., zufolge wird der Weg aus ewei gerad-
X' — ■^, — ^^^<^> ^^^ — ^ linigea Strecken sich zusammensetzen,
ii^ so daß c« darauf ankommt, den Punkt
Flg. S7. P in XX' so zu bestimmen, daß
Ä — ^P H- PB ein Minimum werde.
Setzt man AA'-^a, BB'^b w4'B'-«r, A'P^x, so ist
8 - "Kä»T?+ V^(C'-1^,
ÜeiBpiele von Eitreiowfrten. 2^
uud die notwendige Bedingung für ein Extrem lautet:
^ ^ * "_c — X
äx " y^t ^.-f yi^f^:j^^^^M - 0, («)
oder in den Linien der Figur ausgedrflckt:
AP PB'
ÄP ■* BP'
daraus schließt man auf die Ähnlichkeit der Dreiecke ÄA'F und
BB'F und hieraus wieder auf die Gleichkeit der Winkel X'PÄ und
XTB. Die Konstruktion von P geschieht in der Weise, daß B'B^^
— BB' gemacht und A mit if, Terbunden wird.
Hiernach ist das Reflex ionsgesetz ein ökonomiegesets der Natur:
die FortpfliMizung des Lichtes, des Schalles u. a. durch Reflexion er-
folgt so, daß von einer Stelle zur andern der kürzestmöglichste Weg
erforderlich ist.
Die direkte Verfolgung der Bedingungsgleichung («) führt nach
Beseitigung der Irrationalitäten und der Nenner zu der quadratischen
Gleichung
(6^ - a«)a:* -f 2a*cx - a*c« - 0, {ß)
und diese gibt die beiden Wurzeln
ae ae
^i — ö + i)' ^»"=^-6?
die erste leitet auf die gefundene Losung hin; denn aus der herror-
gehobenen Ähnlichkeit folgt
i'P:a = (c--4^:5,
woraus
Die zweite Losung ist der gestellten Aufgabe fremd und rührt daher,
daß die Gleichung (ß) umfassender ist als (a) infolge der ausgeführten
Qnadrierung; die Gleichung (ß) schließt auch die Bedingung für das
Maximum von AP — BF oder von
in sich und hierfür gilt x^y das den Schnittpunkt Q der Geraden AB
mit XX' bestimmt; in der Tat ist
AP-PB<AB,
daher AB der Maximalwert der Differenz AP — PB, welcher sich
dann einstellt, wenn P mit Q zusammenfällt
Man hätte auch von der folgenden Betrachtung ausgeben können.
Der Ort der Punkte P, für welche AP -\- PB einen bestimmten
konstanten Wert s bat, ist eine Ellipse mit den Brennpunkten AB
und der großen Achse s (Fig. 37); die kleinste unter diesen (konfo-
156 Anwendungen der Differentialqnotienten. § 9. Maxima und Minima usw.
kalen) ElJipst'n, welche mit der Geraden XX' reelle Punkte gemein
hat, iBt diejenige, welche sie beröhri: der Berührungspunkt begtimrat
die Lösnng der Aufgabe und hat nach einer bekannten Eigenschaft
der EUipsentangente eine solche Lage, daß <C X' PÄ = ^ XPB.
11. Es sind zwei Punkte A, B und eine sie trennende Ebene MM'
gegeben (Fig. 38). Man soll den Weg von Ä nach B bestimmen,
welchen ein Bewegliches in der kürzesten
Zeit zurücklegt, wenn es sich von Ä bis
zur Ebene mit der Geschwindigkeit u und
von da ab bis B mit der Geschwindigkeit v
. bewegt.
^^^ Der Weg wird sich n(»twendig aus zwei
^ geradlinigen Strecken zusammensetzen und be-
^'*' '* stimmt sein, sobald man den Punkt P der
Ebene kennt, über welchen er führt. Von diesem läßf. sich femer
erweisen, daß er in die Verbindungslinie der orthogonalen Projektionen
Ä\ B' von Ay B auf MM' falle, daß der Weg selbst also in der
durch Af B zu MM' gelegten Normalebene verlaufe. Denn zu einem
Wege wie A(^B, der ober einen Punkt Q außer ^'^' führt, läßt sich
immer ein Weg finden, der in kürzerer Zeit zurückgelegt wird als
AQBx man braucht nur QF senkrecht zu AB' zu ziehen, und er-
kennt sogleich, daß AB<AQ, BP<BQ, daß also auch ABB in
kürzerer Zeit zurückgelegt wird als AQB.
Ist AA'^aj BB'^hy A'B'^c, .l'P-jc, so ist die für den
Weg APB erforderliche Zeit
und ihr kleinster Wert ergibt sich, wenn P so gewählt wird, daß
li dg g — g ^ ^
d * "* II y/a'^'-fx* »V'fc* -f '(« ~ «)' " '
ider in den Linien der Figur ausgedrückt, daß
1 Ä'P t PB'
y * AP "" « * JBP»
bezeichnet man also die Winkel, welche die Wegteile AP und BP
mit dem Lote zur Ebene einschließen, mit o, ß, so ist der verlangt«
Weg durch die Beziehung
•ia« «
isr^"7
gekennzeichnet, wonach das Sinnsv^rhRltnii der genannten Winkel
gleich sein muß dem analog gebildeten Verhältnis der Geschwindig-
keiten.
Beispiele von Eitremwerien. — Außergewöhnliebe Extreme. 157
Man erkennt bierin das Kefraktionsgeaeti der Optik. Die Fort-
pflanzung dt'S Lichtes aus einem Mediom nach einem von anderer
optischer Dichte j»eht also so vor sich, daß das Licht ton einer
Stelle za einer andern in möglichst kurser Zeit gelangt
12. Ein Kreiszylinder von gegebenem Volumen ist so lu formen,
daß er eine möglichst kleine Oberflache erhalte.
Bezeichnet man Uadius, Höhe und Volumen de« Zylinders mit
X, y, V, so ist seine Oberfläche
0«2ffar(x-fy),
und weil nx-y — r, auch
0 = 2*jr(a: + ^)-2;rx« + y
sie erlangt ihren größten Wert, wenn
also x-= [/j,, »nd weil dann y^y -^ so ist y — 2a:, der frag-
liche Zylinder also gleichseitig; min 0 — 3f/2»t''.
90. AnBergewöhnliche Extreme. Darunter werden solche
Maxima und Minima verstanden, die mit einem besonderen, von dem
bisherigen abweichenden- Verhalten dps Differentialqnotienten verbunden
sind und daher durch das in 86 entwickelte Verfahren nicht gefunden
werden können.
1. Wenn die abgeleitete Funktion /'(a) an einer Stelle x « a
aufhört definiert zu sein, wenn aber /(j^ selbst an dieser Stelle be-
stimmt ist und einen linken und einen rechten Differentialquotienten
zuläßt, die ungleich bezeichnet sind, so ist /(a) ein Maximum oder
ein Minimum je nach der Aufeinanderfolge der Vorzeichen.
Ist z. B. der linke Differentialquotient positiv, so wird
schließlich, d. h. in gehöriger Nähe von a, positiv, folglich
/(a -*)</(«)
bleiben müssen; ist gleichzeitig der rechtt^ Differentialquotient negativ,
80 wird
h
scliließlich negativ, also
/(ii)>/ia + Ä)
bleiben müssen; durch dieso Relationen
/(fl-Ä)</(a)>/(a + A»
158 DeterminAnten. $ 1. Über Permatatiosen.
ist aber /{a) als Maximum gekenTizeichnet Ähnlich för den Fall des
Minimums.
Bei geometrischer Darstellung tritt eine solche Stelle derart in
die Erscheinung, daß die Kurve dort eine Ecke bildet.
Als Beispiel diene die Funktion
die Wurzel positiy genommen;
Y existiert an der Stelle x ^ a nicht, wohl aber ist
yL ein linker Differentialqnotient vom Werte — 1, ein
rechter vom Werte -f- 1 vorhanden, /{a) = h also
ein Minimum. Die Funktion ist geometrisch durch
h'^^ einen rechten Winkel dargestellt, Fig. 39, dessen
"«"" ^ Scheitel ah ist und dessen Schenkel gegen die
pig. 80. Achse gleich geneigt sind.
2. Ein besonderer Fall des vorigen besteht darin, wenn an der
Stelle a: = a, an der /'{a) nicht definiert ist, der linke und rechte
Differentialquotient unendlich werden mit verschie-
denem Vorzeichen. Je nach der Aufeinanderfolge
der Vorzeichen, -\ oder f-, findet ein Maximum
oder Minimum statt. Im geometrischen Bilde äußert
ä ' '^ sich eine solche Erscheinung in einer Spitze mit zur
Fig. 40. y-Achse paralleler Tangente, Fig. 40.
Ein Beispiel hierzu bietet die Funktion
/(a;)-6 + f(a!-'a)«;
2
ihre Ableitung /\x) =*= -yr-rr- existiert für a: = a nicht; es ist aber
lyx — a
limy'(a!:) «=- — cx), hingegen lim/'(a;) =- -|- oo, daher /(a) — 6 ein
Minimum.
VI. Abschnitt.
Determinanten.
§ 1. über Pcrnmtationen.
91. Inversionen; gerade und ungerade Permutationen.
Jede Nebeneinanderstellung von n verschiedenen Elementen heißt eine
Permutation derselben. Um die Anzahl P, der Permutationen zu be-
stimmen, ordn^ man sie nach dem an der ersten Stelle stehenden
Einteiloog der PermoUtionen. 159
Element in Gruppen; da in jeder dieser n Onippen jeweilen die n — 1
übrigen Elemente auf alle Arten permotiert sind, so ist P, •■ n P^ ^^
und da weiters Pj — 1 ist, so findet man P, — t • 2 • • • n — n!.
Dadurch, daß man die Elemente mit Nummern oder Bachitaben
bezeichnet, erteilt man ihnen einen Rafig.
Zwei Elemente einer Permutation stehen in der tuitürlichcn Ord-
nung, wenn das höhere dorn niederen nachfolgt; im andern Falle bilden
sie eine Inversion.
Diejenige Permutation, in der alle Elementen paare in der natfir-
lichen Ordnung stehen, heißt die niedrigste. Jede andere Permutation
enthalt Inversionen. Deren größte Zahl befindet sich in der höehsten
Permutation, welche die Umkehrung der niedrigsten ist; da hier jedes
Element mit jedem nachfolgenden in Inversion steht, so ist die Anzahl
der Inversionen Yfi(n--l).
Die Permutationen der n Elemente lassen sich in Paare von Per-
mutationen zusammenstellen, deren eine die Umkehruag der andern
ist. Da in einem solchen Permutationspaar jedes Elementenpaar ein-
mal in Inversion steht, so kommen darin ebenso viele Inversionen
vor als in der niedrigsten und höchsten Permutation zusammen, näm-
lich -- n(» — 1). Folglich enthalten alle P^ Permutationen zusammen
-^n(n— 1) Inversionen.
So sind beispielsweise in den 24 Permutationen von 4 Elementen
72, in den 120 Permutationen von 5 Elementen 600 Inversionen zu
zählen.
Nach der Anzahl der in ihnen vorkommenden Inversionen können
die Permutationen einer Elementenreihe in zwei IQassen geschieden
werden, indem man in der einen Klasse die Permutationen mit einer
geraden Anzahl von Inversionen und in der andern jene mit einer
ungeraden Anzahl von Inversionen vereinigt; man spricht kurz von
geraden und ungeraden Permutationen.
Die Permutation
hecda
der Elemente abcde gehört zu den geraden, weil ihre Elemente der
Reihe nach 1, 3, 1, 1 zusammen 6 Inversionen mit den folgenden
bilden; hingegen gehört die Permutation
641532
der Elemente 123 456 zu den ungeraden, weil ihre Elemente der
Reihe nach zu 5, 3, 0, 2, I, also zu 11 nachfolgenden Elementen in
Inversion stehen.
M. Der 8atx Toa Mioiit. Die Vertauschong iweier Elemente
in einer Permutation nennt man eine Transpositüm, Alle Peimntationen
ACikB,
ÄCkiB
160 Dotenoinantfui. § 1. übet PennuUtijoen.
einer Elementenreihe lassen sich ans einer von ihnen durch sukzeMire
TranKpositiouen herstellen. Für die KlMsenzugehÜrigkeit ist der fol-
gende Satz Tou niaögebender Bedeutung:
Wenn mnn in einer rermutaiJoH eine TransposUicn mtgfuhrt, so
ändert sich die Anzahl der Inversionen um eine ungerade Zahl; infolge-
dessen geht dadiwch die Fcrmutation atis einer Klasse in die aridere über.
Sind iy k zwei Elemente, A, B zwei Elementengruppen, und
transponiert man in der Permutation
AikB
die Elemente a\ kj wodurch sie in
AkiB
übergeht, so tritt eine neue Inversion hinza oder geht eine verloren,
je nachdem ?, k in der natürlichen Ordnung sind oder nicht.
Sind die zu transponierenden Elemente nicht benachbart, sondern
durch eine tn- gliedrige Gruppe V getrennt, so gehe man von
AiCkB
zu
davon zu
und schließlich zu
AkCiB
üher; dazu sind 2w -f 1 Transpositionon henachbarter Elemente er-
forderlich, folglich ändert sich die Anzahl der Inversionen eine un-
gerade Anzahl male um 1, unterscheidet sich also tatsachlich um eine
ungerade Zahl von ihrem ursprünglichen Wert.
Beispielsweise enthält die Permutation
becda
sechs Inversionen, die Permutation
decha,
die aus ihr durch Transposition der Elemente 6, d hervorgeht, deren 9.
Da zu jeder Permutation von n Elementen eine andere gehört,
die aus ihr duich Transposition zweier Elemente entstanden ist, so
tat die eine Hiilfte aller rermutolumcfi gerad, die andere ungerad.
93. Zyklische Permutittiotien. Schreibt man die n Elemente
1, 2, • ' n in einer bestimmten Umlaufsrichtung an
den Umfang ednes Kmses, Fig. 41, so heißt iede An-
ordnung, in der tie in eben dieser Richtung gelesen
werden können, eine eykllsche FermtUaUon von 1,
2,...|i.
Die erste sykÜsohe Permutation heißt also
28 .nl
ZyUiiehe Pttiiiutelkm«iL — Begriff d»t Mfttrix. If 1
nnd entsteht aiu der rorigen, indem mtn das erste Element wa 41»
letzte Stelle bringt, was auch durch n — 1 TranspcisiÜonen
barter Elemente erzielt werden kann.
Es gilt daher der Satss: Eine einmalige MykUsche
einer Beihe von n Elementen ist äquiwcdent mit » — 1 TvnmpmiÜmm,
somU gehören beide PermtUationen mr selben oder jede sm einer omimM
EJasse, je nachdem n ungerad oder gerad ist.
Die zweite zyklische Permutation ist
34. .fil2,
die n — l-te, zugleich letzte
nl2 ..»"-i;
mit der urspr anglichen gibt also es n zyklische Anordnung^ Ton n
Elementen.
Die Anzahlen der Inyersionen in den aufeinanderfolgenden An*
Ordnungen sind
0, («-1)1, (n-2)-2,.- Hn-1);
die Summe dieser Zahlen ist g^ (» — !)»(» + 1), beträgt also beispieb-
weise bei sechs Elementen 35.
Jede Anordnung y in der die Elemente in der entgegengesetzten
ümlaufsrichtung gelesen werden können, ist eine zyklische Permutation
der ursprünglichen Form
n(w-l)...21.
§ 2. Befluition der Determinante.
94. Qtuidratlsolie Matrix und ihre Determinante. Wenn
fw • n Elemente — worunter wir uns fortab ZaJden denken woUen —
in m Reihen zu je n Elementen geordnet sind, so bilden sie in dieser
Anordnung eine Matrix. Zur Darstellung einer solchen empfiehlt sich
fdr allgemeine Untersuchungen Torzugsweiso das folgende Bezeichnungs-
system:
«11 «if ' • • «u
ö*i »na • • • <»«•
I
das so eingerichtet ist^ daß aus dem ersten Zeiger die Zeile (horizon-
tale Reihe); aus dem zweiten die Kolanne (rertikale Reihe) za erkennan
ist, in der das betreffende Element st^t Indesaen kann es manchmal
Yorteilhafk sein, die Kolonnen durch Buchstaben nnd die 2ieilen durch
Zeiger zu unterscheiden nnd umgekehrt:
0 sab er, Hr>Yiw lUtbem»tik. %. ▲■§. 11
162 Determinanten. $ 2. Definition der Determinante.
«1 &.
a, 0,-
6.
«m *„.
••*«
/,, », .
•■»,
Zur Darsteilung (1) znrQckkehrezKl wollen wir sageu, die Matrix
sei rechteckig j wenn m «4* ^t ^^d sie sei quadratisckf wenn m » n. Der
Typus einer quadratischen w-zeiligen oder n-reihigen Matrix oder einer
Matrix von n^ Elementen ist:
►ii Wj3 • • • «1,
(2)
Wenn man in dem Produkie der auf der Hauptdiagonale stektnden
Elemente ,^.
^ll«8J-«n« (3)
die 2 weiten Ztiger auf alle möglichen Arten permutiert und jedem so
enstandenen Vrodukt
f ^la,^ta^ ' ' ' ö«a, W
das Zeichen | oder das Zeichen — vorsetzt, jenachdem die PemnsUäum
«i «2 • ^n 9^^ ^^^ ungerad ist, so heißt die Summe dieser IhrodMe
die Determinante der Matrix (2).
VermÖj^e dieser Definition sind die Produkte der Matrix derart
gebildet, daß keine zwei Faktoren aus einer und derselbm Reihe (Zeile
oder Kolonne) stammen.
Vertauscht man die Faktoren in (4) so untereinander, daß die
zweiten Zeiger wieder 'in die natürliche Ordnung kommen^ so bilden
in dem umgestalteten Produkt
die ersten Zeijrer eine Permutation ft ft • • • ß^^ die rur selben Klasse
gehört wie «!<«,•••«,; denn ßiß^ • - ß„ ist aus 1 2 • • •« diurch eben-
so viele Transpositionen entstanden, als nötig waren, um aus a^ «, • • • u^
die Form 1 2 • • • n zu erzengen.
Demnach kann die obige Definition auch so formuliert werden^
daß sich die Permutierung auf die ersten Zeiger bezieht, während die
zweiten in ihrer natürlichen Ordnung belassen werden.
Das Glied (3), aus dem hiernach alle andern Glieder abgeleitet
werden, heißt das Hauptglied der Determinante.
06. Btmktnr und Beseiohnnng der Determinanten. Ans
der Definition geht hervor, daß eine fi-reihige Determinante in einer
Summe von )<! Gliedern besteht, deren jedes ein Produkt von n Faktoren
Definition und Bexeichniuig der DeienuinjAt/-.
les
ist; einer bestimmteo Hälfte dieser Glieder ist du Opermtiontzeichen 4-»
der andern Hälfte das Zeichen — vorgesetzt; da eine solche Determi-
nante also einen Ausdruck n-ten Grades ihrer Elemente darst^'llt, wird
sie auch als Determinante n-ten Grades bezeichnet.
Zur BeMeichnung der Determinante bedient man sich des Symbols
(Oauchy, Jacobi), das auf wesentliche Momente der Definition hinweist,
oder des kürzeren
(Cauchj). Eine Schreibweise, die das ganze Elementensystem zur
Anschauung bringt, besteht in der Einschließung der Matrix zwischen
zwei Vertikalstriche:
«11 «1» •
'1%
•i»
«1 «*i • • ö,
(Cayley). Eine besonders kurze Bezeichnung besteht in der Ein-
schaltung des allgemeinen Elements zwischen Vertikalstriche unter
Angabe der Zeigerwerte:
(Kronecker).*^
96. Entwicklung von zwei- und dr«isailigen Determi-
nanten. Die zweizeilige Determinante besteht aus zwei Gliedern,
eines additi?, das andere subtraktiv:
Der Ansatz
ist hiernach gleichbedeutend mit der Proportion
«1:0,-61:6,.
1) Die ertte Erfindung der Determinanten durch Leibnii (1698; veröffent-
licht 1 700 in den Acta Enid itomm) geriet in Vergewenhcit, bii C r a m e r 1 76u ^Intro-
duction ä l'analyBe des courbcs alg^riqaes) tie xun iweitenmal «elbitandig er-
fand; beidemal war es dasselbe algebraische Problem, da« xu ihnen hinfOhrte.
Den Grund zu einer selbständigen Theorie legte C an cht; den Kamen gab
Ganß (1821). Ihre bleibende Stellung in der KathemaUk erhielten die Deter-
minanten erst durch die Abhandlungen von Jacobi (1841).
a, h
i
1
— a
tb,-a,b,
i
i
Hb,
-0
1^ DetermioftBten. | 3. flaüpteigensdiaften d«r Determinanten.
Bei der Entwickhuig der dreizeiliges Determinante
«1 ^ ^1
' «'s 6, C3
kann man in dem Hauptgliede a^ K c^ entweder die Zeiger oder die
Buchstaben permutieren und hat dann aus der Anzahl der In Versionen
das Zeichen zu bestimmen; man tindet so:
die 2^ioheiistellung ist in beiden Entwicklungen dieselbe, weil das
Permutieren nach der nämlichen Regel erfolgte; die Übereinstimmung
erkennt man durch gliedweise Vergleichung.
Nach einem von Sarrus angegebenen Ver-
lahren geschieht die Entwicklung der dreizeiligen
Determinante mechanisch so, daß man die Pro-
dokte der drei im nebenstehenden Bilde durch ToUe
Linien verbundenen Elementen tripel additiv, die
Produkte der drei durch punktierte Linien ver-
bundenen Elemententripel subtraktiv ansetzt Nach
diesem Verfahren ergibt sich beispielsweise
123:
456 -45 + 84 + 96
7S9
105 ^48-72-0.
§ 3. flanpteigeusch<iften der Determinauteii.
87. G>leiohberechtigimg von Zeilen nnd Kolonnen. Wenm
man in einer Determinante die Kolonnen in derselben Beihenfolge mu
Zeilen macht, $0 behält sie ihren Wert hei.
Die beschriebene Umgestaltung ven^'^aadelt nämlich
■j«
'•t»i
m
R'
«11««
'u
' <^nl «HJ
'^lm<hn'" ^m,
und läßt die Hauptdiagonale, also auch das Hauptglied, ein (ht '" ^mm
ungeandert; die Entwicklung von B durch Permutierung der Kolonnen-
z^.ager gibt dasselbe wie die Entwicklung von I{' durch Permutierung
der Zeiienzeiger; mithin ist R' — R.
Vermöge dieser Gleichberechtigung gelten Sätze, die man bezüg-
lich der Zeilen nachgewiesen hat, auch bezüglich der Kolonnen und
umgekehrt.
EnU'ickloiig uad Utvpteigtnfcbaltea der DeienainaiiteD. 165
98. Vertauschung paralleler Reihen. Wenn man m einer
DeiertHinante Muei parallek Jieiken mii einander reriau9fki, bo ändert
der Wefi der Detennimmte bloß sein Vorzeichen.
Trau2iformiert man beispielsweise durch Vertauschung der ersten
zwei Kolonnen ,
; «11 «11 • «l,. ! «it «11 • • «!•
Ä - a,i a„ • 0, ' in Ä' - j «„ Ä„ • . a^ I ,
80 erscheint das additiv zu setzende Hauptglied ^s ^i ^ ' ' ^m ^^^
12' in i2 als subtrakti?es Glied, entstanden ans a^ o,, a,, • • a^ durch
Vertauschung der ersten zwei Kolonuenzeiger; dies hat zur Folge, daß
jedes Glied von R' mifc entgegengesetztem Zeichen in R vorkommt;
es ist also tatsachlich i2' ^— E.
Wenn man daher in einer Determinante Zeilen und KoUmneti in
irgendeiner Weise umsieüty so ändert sie iliren absolutefi Wtri nidit;
mir das Vorzeichen kann sich ändern.
Ob das letztere geschieht, hängt von der Anzahl der Transpo-
sitionen ab, die man mit den Zeilen und Kolonnen bei der (Jiustellung
vorgenommen hat, in letzter Linie also von den Klassen ab, denen
die Permutationen der Zeilen- und Kolonnonxeiger in der neuen Form
angehören. Gehören beide Permutationen zu derselben Klasse, so
bleibt auch das Vorzeichen erhalten; gehören sie zu verschiedenen
Klassen, so ändert sich das Vorzeichen; denn im ersten Falle kann
die Umstellung durch eine gerade Anzahl von Transpositionen, im
zweiten Falle durch eine ungerade Anzahl erzielt werden. Bringt man
beispielsweise in der Determinante
a, hl c'i rf| I
j^^\b,C,d,>
I a^ h^ c^ d^
die Kolonnen in die Reihenfolge cadhy die Zeilen in die Reihenfolge
3241, so geht sie über in
^, ^ ! <i o, rf, 6,
! c, a, rfi b, !
und es ist i2' =- — 22, weil cadb eine ungerade, 8241 eine gerade
Permutation ist.
99. Olelohe parallele Seihen. Weim im mmt IkUrminatUe
zwei parallele Reihen übereinstimmen, so heU sie den Wert NM,
166
DeiermiDsnieo. | 4. Unterdeterminanteu.
Nach dem Torangehenden Satze ändert sich durch Vertauschung
zweier paralleler Reihen das Vorzeichen der Determinante, es wird
1?' - - Ä;
nimmt man die Vertauschung an den übereinstimmenden Reihen vor,
so erfährt die Determinante überhaupt keine Veränderung, daher ist
dann
folglich Ä - 0.
Demnach ist beispielsweise
a| b^ a^
a^h^a^ « 0.
fh h «3
100. Maltipllkation und Division einer Determinante mit
einer Zahl. Stellt man die Elemente einer Reihe als Produkte mit
einem gemeinsamen Faktor dar, so wird, da jedes Glied der ent-
wickelten Determinante aus jeder Reihe ein und nur ein Element
enthält, dieser Faktor auch allen Gliedern gemeinsam seiin und kann
daher herausgehoben werden, so daß
ajÄ fti c, • • •
«i ^ <^i • •
-Ä;
ö« &t ^8 • •
Eine Determinante kann liiernach mit einer Zahl multipliziert
oder dividiert werden, indem man alle Elemente einer Reihe mit dieser
Zahl multipliziert, bzw. dividiert.
Mit der Annahme ä; = 0 ergibt sich weiter, daß eine Determinante
in der eine volle Reihe von Nullen vorkommt, den Wert Null hat.
Es ist also, ohne Rücksicht auf die übrigen Elemente,
0 0 0.-
«8 ^8 ^8
-0.
Eine Determinante hat auch dann den Wert Null, wenn die
Elemente einer Reihe proportional sind den Elementen einer parallelen
Reihe. Es ist nämlich
-0.
a^a,kc^'"
«•«.«i-
a^a^kc,"
-k
0, 0, e, • •
0| 0. <i • •
Weitere liAgnMtkkfleD. — Uaitaedetemiiiuinlai.
167
9 4. UaterdetermiBaut^t.
101. ^nterdeterzuinjiiiten verschiedener Orad«. Wenn
loan in der Matrix einer Determinante n-ten Grades hinter der r-ten
Kulonne und unter der r-ten 2jeile einen Teilstrich geiogen denkt,
eo eerfallt :eie im aUgemeiiieii in zwei q^adnutieche und swei reehi-
eckige Matrizen; Ton den ervteren besieht die eine aus r*, die andere
aus (n — r)* Elementen.
Aus den quadratischen Matrizen kSnaen wieder Determinanten
jehüdet werden, nnd diese heißen Unterdderminaniftt, Snbdeterminanteti
«lifir Paartialdeterminanten der ursprünglichen.
Deir .beschriebene Vorgang beliMt för
JS-
«11
»it
% fl»i
«I.
0.
«
örr
V,r-fl
S^ft-iW «r + l;«
«r + l^ 1 «r^-l.r + l
V+l,«
«„S -««r
••.r + l
»««
die beiden ÜJoterdeitenninantei):
A-
«11 «l«-
••«ir
, A-
»rt«r«-
"^rr
V + l,r + l **r+l,r+f
V + l.»
«r + t,r + l ^r+t.r + l * * * «r+f,«
'«,r+l «mr + t «»•
Allgemein: entnimmt man aus einer beliebigen Kombination
Ton r Zeilen diejenigen Elemente, die in einer beliebigen Kombination
Ton r Kolonnen stehen, so erhält m»D die Matrix fÖr eine ünter-
determinante r-ten Grades; da es nun yj derartige Kombinationen
von Zeilen und ebensoviele Ton Kolonnen gibt, so hat eine Deter-
minante n-ten Grades (**) Unterdeterminanten r-ten Grades und eben-
so ?iele des n-r«ten Grades.
Die einzelnen Elemente sind als Unterdeterminanten ersten Gradee
aufzufassen.
102. A4]imgi«rt6 UntArdatarmiiuuitdn. Den Unterdeter-
minanten A^^ B^ kommt die bemerkenswerte Eigenschaft zu, daß je
ein Glied von A^ mit einem Glied Ton Bj multipliziert ein Glied roa
22 gibt.
168
Determinanten. § 4 noterdetcrminaDten.
Von den Hauptgliedeni ißt dies unmittelbar zu erkennen; daß
es auch von irgendzwei andern Gliedern gilt, ist in bezug auf den
absoluten Wert daraus ersichtlich, daß aus jeder Zeile und jeder
Kolonne von R ein Element in einem solchen Produkt vorkommt; in
bezug auf das Zeichen ergibt sich die Richtigkeit der Behauptung aus
folgender Erwägung: Ist a^^^ 02^^ - - a^^^ ein Glied von it„o^^j^^^
^r+t, /*,••• ^11,^ ein Glied von B^, so richten sicli deren Vorzeichen
nach den Permutationsformen (a) = oj^ a, • • • «^ und (ß) •= A A • • • /3^_^,
das Vorzeichen des Produktes aber ist nach der Permutationsform
fiii (if " ' ^r ßi ßi ' ' ' ß _ ^^ bestimmen ; diese hat nun so viel Inver-
sionen als (a) und (ß) zusammen, gehört also zur geraden oder un-
geraden Klasse, jenachdem (a) und (ß) zur selben oder zu verschiedenen
Klassen gehören; dies stimmt aber mit der Zeichenregel der Multipli-
kation überein.
Man nennt Paare von ünterdeterminanten, die im Produkt Glieder
von R ergeben, adjungierie Unterdeterminanten.
103. Den Elementen a^jnnglerte Ünterdeterminanten.
Jedem Element von
<hi «u • • • ^m 1
12-
«81 »28 • • • «8,
ist eine Determinante n — 1-ten Grades adjungiert; die zum Element
a^ gehörige werde mit a^ bezeichnet. Unmittelbar abzulesen ist die
zum ersten Element ajj adjungierte «n, indem
«11-
«»««SS
's«
i »,d «rt • • ««•
Ihre Matrix wird erhalten, indem man in der Matrix von R jene Zeile
und Kolonne unterdrückt, denen Ojj angehört.
Um cr^ zu erhalten, hat man nnr nötig, R derart umtufonnen,
daß a^ an die erste Stelle kommt; dann läßt sich a^ wieder unmittel-
bar- ablesen.
L Die Umformung kann dadurch geschehen, daß man die «rften
i Zeilen und die ersten k Kolonnen zyklisch permutiert Nach 93 ist
dies Äquivalent mit » — 1 -f jk — 1 — 1 + A -* 2 Transpositionen von
Reihen; die umgeformte Determinante erh< daher das Zeichen
(-l)« + *-t-. (-.1)1 + 4^80 daß
Den Elemtnten ft<\ian^erte ÜnterdeteiMiiiAatoii.
169
Ä-(~l
^ik «« ^n
Q; i. . ft,
»4-1,*
•<-I,i.
a
infolgedesaen ist
<+M ^♦M
«•» a»i ö.i • • «M-i «M+i • • »-
I ^ «f.
«a-(~l)'^*:«.-M
►f+M
*<-l.»
»#+I,ll
Die Matrix dieser Determinante geht wieder aus der Matrix Ton
R darch Unterdrückung der Zeile und Kolonne henror, in denen n.^
vorkommt; dae Vorzeichen aber hängt von der Summe i -f k, dem
Gewicht des Elemente a^^ ab. Die Regel , die sich darana ergibt»
lautet:
Man erhält die zu einem Element adjungierte Unterdeterminanta,
indem man Zeile und Kolonne, denen das Element angehdrt» atreicht
und der Determinante aus der verbleibenden Matrix das Zaiehen 4-
oder — gibt, je nachdem das Gewicht des Elements gerad oder un-
gerad ist.
Sind die Elemente iiicht mit Doppelzeigem geachrieben, so zähle
man längs einer 2^ile oder Kolonne von Element zu Element bis znr
Hauptdiagonale: geiad, ongerad geben das Zeicheu -f , — .
Nach diesem Yeifahren ergeben sich für
i «i ^ <i ^
o, Ä, c, <f,
«4 h ^l ^4
beispielsweise die folgenden zu Cj, a^ adjungierten rnterdeterminanten:
n-
«4 ^4 <^4
170
Dettaminanten. $ 4. Uofeerdetermioaiiten.
IL Das Ekment a.^. wird auch dadurch an die erste Stelle ge-
bracht, daß man alle Zeilen t — 1-mal und alle Kolonnen Ä*— l-mal
zyklisch vertauscht. Da die« äquivalent ist (/— 1 + A— • l)(fi — 1)
=, (i^jfcy»— . 1) — 2(w — 1) Transpositionen von Reiben, so konunt
der umgeformten Determinante das Vorzeichen (— l)''+*)v«-i)-«(«-«^
— (— 1)('+*)^"-^> zu, das sich auch auf die jetzt unmittelbar abs»-
lesende Unterdeterminante übetrträgt; diese lautet, da die zyUisAt
Ordnung der Reihen ungestört üleibt, wie folgt:
«^^=»(-i)('+*)(''-^)
\-¥l,k-\-l
•f-*-«,* + l
•'«i + l.« «i + l.|
^i-l,* + 1 * * '^»-1^ ^<-l,l
•i-M-1
Bei lungoradem n ist das Torzeiiihen immer -r, bei geradem «
richtet es sich nach dem Gewicht wie Ibei der vorigen Regel.
Nacfti .diesem Verfahren ergeben 4kh für
^1 \ ^1
die l
rnterdete
rminaaten
:
«1-
*»<«]
*.^!'
Vi"
A-
{ ^1 «1
usw.,
fEbr die obige Deterrajinaute vierten .Grades ^ Unterdeterminanten :
yi^ ifjU^fc,;, M^-^^ h^^i usw.
104. ZasMBinenfiMsimg der fi-Ueder eis er Determinante,
die ein oder mehrere Blemente gemein ik&ben. Es liegt im
Begri£P der adjungierteo üfiterdetermisanten, da0 das Produkt aus
einem Element a,^ mit der ihm adjui^ierten Untwrdeterminante a^^
die Zusammenfassung aller Glieder von Ji gibt, die Hn zum Faktor
haben; solcbfer Glieder gibt es alfo {n — 1)!..
Ist Qtnt ein Element von a^^ und äJ^ seine adjougierte Unter-
determinante in bezug auf Oi^, also eine UnJterdetermiiiAiite n — 2ten
Grades von R, so ist a^^a^^a^„ die Vereiiu|pang aller Glieder von R^
die das Elementenpsar a^^, ö,^ (i + ?,* + »•) enthalten; ibre Anzahl
ist (m — 2)! Das Elemeniensjstem von a/„ entsteht aus d«r Matrix
Entwicklung n«cb d«n El«menUn eiaec B«ibe.
171
Ton B, indem man die Zeilen und Kolonnen unterdrückt, in denen
ftf^ und a^^ stehen.
So fortfahrend kommt man bis zu einem Einzelgliede ?on Ä,
dae n bezeichnete fUemente enthält.
So gibt beispielsweise in bezug auf die Determinante
«1 ^ ^i f^i
a, 6, Cj rf,
«4 &4 ^4 ^4 I
das Produkt
«i^'^t
«l
»• ft» dt
o* ^ ^^4
«lle Glieder mit c„ das Produkt
alle Glieder mit c^d^, endlich
ff, 6,
i «4^
Cj (^3 5, a,
das einzige Glied, das c,,rfj,6, als Yorbezeichnete Elemente enthält.
105. Erster Hauptsatz. Die Summe der Produkte aus den
Elementen einer Reihe mit ihren adjungierten Unterdeterminanien (fibi
den Wert der Determinante.
Hebt man aus der Determinante
iJ«
«11 «it •
ö»l <^»i
beispielsweise die Elemente der i-ten Zeile heraus:
•«> ^itf
•<■»
und berücksichtigt, daß jedes Glied von R aus jeder Zeile ein und
nur ein Element enthält, daß femer a^ia^i die Vereinigung aller
Glieder mit dem Element a,j usw. ist, so kommt man zu der £r-
I kenntnis, daß a^ift^i + o<i<)^<t + ^ ^im^tn ^^*^ Zusammenfaesting aller
Glieder von R überhaupt ift; mithin hat man
»n«a + «.i«<f +•+«<«''*• --'^ (/-lA ..•) (1)
und in gleicher Weise in bezug auf die Kolonnen:
«i*«i* + Ot*«i* "H •••+««*«.*- -R (*-iA ..). (!♦)
172 Determisauteii. § 4. Unterdeteimiiia&ten.
Man nennt die linke Seite von (I) die Bv^dclung von R nadt
den Elementen der i-im Zeüe und analog die linke Seite von (I*) die
Entwicklung von R nach den Elementen der Tc-ten Kolonne.
Die nächstliegende Folge dieses Hauptsatzes ist es, daß mit seiner
Hilfe die Aasredmung einer Determinante n-ten Grades zurückgeführt
werden kann auf die Ausrechnung von Determinanten w— l-ten Grades
und so fortschreitend bis zu Determinanten 3. und 2. Grades.
In den Gleichungen (I) und (I*) sind 2n verschiedene Wertdar-
stellungen der Determinante R zusammengefaßt. Einzeln lauten sie
z. B. für die Determinante dritten Grades
R
«1^1^ I
i oj 6, Cj [
wie folgt:
106. Zweiter HauptBats. Die Summe der Produkte aus den
Elementm einer Reihe mit den adjungierten ünterdelerminafUm eu einer
andern parallelen Reihe ist gleich Nuü,
Ersetzt man in 72 die Elemente
der i-ten Zeile durch jene einer andern, z. B. der j-ten Zeile;
so hat dies auf die Unterdeterminanten
keinen Einfloß, R aber geht in eine Determinante mit swei gleichen
parallelen Reihen über, nnd eine solche hat den Wert Null (99);
mithin ist
«,i«n -^ «,j«<2 + • • • + a^,«,, - 0; (.+» (II)
ebenso ergibt sich in bezog auf Kolonnen:
«i,«ii-fö„«2»+ ••• + «.,«.» -0. a+A) (U*)
In den Ansätzen (H) und (II*) sind 2n(ii— 1) einzelne Gleich-
ungen enthalten^ die mit den 2ii- Gleichungen aus dem ersten Haopt-
satce 2 n'* Gleichungen zwischen den Elementen von R und den ihnen
a4iujigierten Unterdeterminanten darstellen.
Für die obige Determinante dritten Grades lauten die zwölf
Gleichnngen des zweiten Hauptsatzes:
Weitere Eigenfch»Aen der D^ttmisMiien.
178
- «1«! -f \ßi + e^n - Of«! + fc,A + c,r,
- «•«! -f- ^A + c^Yi - fli«,+ ftiA+ ^ri
0 - Ol A -f a, A + «» A - «in + «iri + «tn
- Cjtfi + <i«f + <^a, - c, A + <iA + «bA-
107. AdditlonsregeL Wetm man su den Elementm einer ReShe
die mit einem beliebigen Faktor muUiplijnerien Elemente einer paraliden
Beihe addiert, so ändert die Determinante ihren Wert nicht.
Aus (1*) und (n*) folgt beispielsweise
(»1» +P«i;)«u + (a>»+l>ff|i.)at*+ • • • +(«.»-I-pO««* -i^»
d. h.
«11 ^j-öi* •^/•«ii.! «11 «II
«ti«» -«s* -aji---«!«
«21 «rt
Oi*-*-Pöii
«li+l»«!!
«II
"1«
«f.
«•!««*
^Jl
"•/
«.jö.f
'•i
+ l>ö„
Die Regel kann auch auf Zeilen angewendet und auf mehrere
Reihen ausgedehnt werden.
Hiemach ist z. B.
j 1 ^-« yi-* ; i 1 «1 yi !
1 0:5 — 0 ys-6
1 ^ yi
wie man durch Addition der mit a, bzw. b multiplizierten ersten
Kolonne zur zweiten, bzw. dritten findet; es hangt also der Wert der
linksstehenden Determioante von a und b gar nicht ab.
108. Y^rmindemng und Srhi^hniig des Qra4e8 einer
Determinante. Der Grad einer Determinante vermindert sich sofort
um 1; wenn in einer Reihe nur ein von Null verschiedenes £lement
steht; es ist nämlich eine Folge des ersten Hauptsatzes, daß dann die
Determinante gleich ist detn von Null verschiedenen Element mult^iiiert
mit der ihm adjungierten Unterdeterminante,
So ist
«11 «11
0 0,,
0 £1«
0 a.
-»II
174
Determinanten. § 4. CnterdeiermiDAnten
Ruf den Wert der linksBtebenden Determinante haben also die Ele-
mente der ersten Zeile außer a^j keinen Einfluß.
Durch wiederholte Anwendung dieses Satzes ergibt sich der
weitere: Wenn alle Elefnente zu einer Seite der Haupidiagonale Ntdl
sind, so reduziert sich die Determinante auf iJir Hauptglied,
In der Tat ist beispielsweise
a, h, q d^
0 \€^d^
0 0 0 d.
h ^ ^h
8^8
0 Cj
0 0 d^
- a,\
Od^
-aj6,f,(/^;
der Wert der ersten Determinante hängt also von den Elementen
znr andern Seite der Hauptdiagonale nicht ab.
Auf dem ersten Satze beruht das Verfahren, durch das man den
Grad einer Determinante ohne Veränderung erhöht; es besteht in der
Hinzufügung eines rechtwinklig gebrochenen Randes von Elementen,
an dessen Ecke 1 steht, während der eine Schenkel mit Nullen be-
setzt ist; auf die Elemente des andern Schenkels kommt es nicht an,
ihre Plätze mögen zum Zeichen dafür mit * besetzt werden; in der
Regel wird man auch hier zweckmäßig Nullen verwenden.
Geschieht dieses „Rändern" links und oben oder rechts und unten,
so bleibt auch das Vorzeichen erhalten; in den zwei anderen Fällen
kommt es auf den Grad der Determinante in leicht zu bestimmender
Weise (103, I.) an.
Beispiele werden dies am besten erläutern. Es ist
«1^
femer
fl, ft, t*!
//, h^ e^
«8 h %
1 * *
Oa^\
00,6,
0 flj h^ Cj
0 //, \ Cj
0 a, 6s r,
1 * ♦ ♦
1**0
Oa,6iO
0 0,6,0
0 0 0 1
00001
Oa^\c^*
0 o, 6, f , *
0 «3 6, Ca *
X # * « 4t
109. BeterxuinAnten mit aggregierten Biemeuten. Wenn
in eiitcr Determinante die Elemente einer Heute m-gliedrige Aggregate
sind, so läßt sie sich ah Summe von m Determinanten desselben Grades
mit einfachen Elcmefiten darstellen.
öl' 6t c,
ariHC,
-
aibfCt
+
aihc
+
^^Ci
<»ihn€9
aihct
mTh^Ct
Kändern eis»^r JVtenoioante. — TTilHtlMminiiiiüu. 175
Entwickelt man beispielsweis«
«t + at -f a» flb <j
nach den Elementen dtt ersten KoIobb« und nennt die adjunfierien
Unterdeterminanten «,, cc^, o,, so ergibt sich.:
d. h.
«i + ai'-f «r 6i Ci
Oj + as + «ij Ol ci
oi + ai'-har 5s c»
Umgekehrt kann die Summe melirerer Determiauiten N-ten
Grades, die in n — 1 Reihen übereinstimmen, durch emt Determinante
n-ten Grades dargestellt werden. So ist z, B.
«1 -f ai hl cu
<h'¥(hbt Ci
öi + Os^«^
Sind mehrere Reihen aggregiert und hestehdit ihre Elemente aoB
my m\ m" • ■ • Gliedern, so ist die Determinante aui^ösbar in mm' m" ••
Detemainanten mit einfachen Elementen.
HO. Nulldeterminanten. In den Anneodungen hat man es
vielfach mit Determinanten vom Werte Null^ die man als NuUdeter-
minanten bezeichne zu tun. Eine der wichtigsten Eigenschaften
solcher Determinajfiten sagt der folgende S»tz aus: In einer Null-
deUrminanle sind die den Elewtenien paraUeUr Jieihen adpmgkrten
Unter determinant^m eueinander proportional, d.h. die den Elementen einer
Zeile (oder Kolonne) adjnngi«rten Uuierdeterminanten Twfaalten sich
ebenso wie die zu irgendeiner andern Zeile (oder Kolonne) gehörigen.
Es genügt, den Satz an einer Determinante bestimmten, i. B.
vierten Grades und für xwei Paare homologer Unterdeterminanten
nachzuweisen. Sei also
«ij \ fj d,
a^hfC^d,
«4 ^4 ^l ^4
«1^<1
<hih(h
a,6,C|
-f
h ^ h
-
ö, ^» c^
«i ^ ^«
176
DetenniBaDteii. % 4. Üntfrdetermiiuaitmi.
bildet man auf Grund derselben t^iß^-^ ^^ßi^ so kann dies wie folgt
dargestellt werden:
a^e^d^
ßiA~«4A-«i I «,C|* l + A hct^t]^ «i«i + ^A<i<^f
h,e,d^
«lÄi + ^A^^^i
fh<k^$
\h<^^ öjOj-f-ftj/JiC, i, ;
multipliziert man jetzt die zweite Kolonne mit y^, die dritte mit di
und addiert dann beides zur ersten, so wird nach den beiden Haupt-
sätzen (105, 106):
ist nun B ""O, so ist auch
d.h.
ttj : ^ "^ «i • /^4 oder auch o^i - a^ ^ ßi ' ßi-
Die Unterdetenuinanteii; die den Elementen einer Determinante
JR adjungiert sind, lassen sich wieder zu einer quadratischen Matrix
zusammenstellen :
<»i ßi Yi K
^ß%ri^t
«8 A y» ^z
«ißiyi^iy
die man der Matrix yon R adjungiert nennt. Ist nun R ^ 0, so sind
(100) alle Determinanten, die man aus Partialsystemen dieser Matrix
bilden kann, somit auch die Determinante der adjuugierten Matrix
selbst gleich NulL
Man schreibt einer Nulldeterminante tt-ten Grades den Rang r zu,
wenn mindestens eine ihrer Unterdeterminanten r-ten Grades nicht
Null ist, dagegen alle Unterdeterminanten höheren Grades verschwinden.
Die Determinante hat den Rang 1, wenn sie selbst und alle ihre
Ünterdeterminanten bis zum Grade 2 Null sind, wahrend nicht zu-
gleich alle Elemente durch Nullen vertreten sind. Es ist beispiels-
weise die Determinante
1 2 3
4 5 6
7 8 9
die 96 als Nulldeterminante erkannt wurde, vom Range 2, weil schon
Wl +Oist
Umformung und Auirechnang Ton DeicmiioMiten 177
111. Beispiele der TraosforioAtion und Amereoluiiiiif Toa
Determinanten. Um Anwendungen der bisher lyewiesenen Süm
zu zeigen, seien einige Beispiele Torgeftihrt.
1. Die Determinante
1 a a'
1 c <?•
kann in der Weise umgeformt werden, daß man ihre erste Kolonne
mit abc multipliziert, worauf sich aus den Zeilen der Reihe nach
a, bf c herausheben läßt; hiemach ist
Subtrahiert man, anders vorgehend, die erste Zeile ron den beiden
folgenden, so wird
la a«
iJ,- 0 6-a6«-a«, -(6-(i)(c-a) ^ "j"^ -(6-a)(<?-a)((?~6).
abe a a* j
hcla
abc 6 ftV -
ae 1 b
abe c c*
ab l r
le-\-a
Um die analoge Determinante
1 ft ft» ft» !
^"" 1 c c« c»
1 d €P (P-
ZU entwickeln, kann mau auch in der Weise rerfahren, daß man die
folgeweise mit a, a', a^ multiplizierte erste Kolonne Ton der 2^
3., 4. subtrahiert:
110 0 Ol
l 1 h^ab'-a^ b^-a*
^ 1 c-a c«-a* c»--a»
1 <f~ad»-a«ii*-a»
11 64-a 6«-f-a6 + a*|
-.(6-a)(c-a)(rf-a) 1 e
4-a c«-hac + a« ;
l d-had^i-ad-^a*
und wird nun die erste Zeile ron den folgenden subtrahiert, so kommt
schließlich
Ccaber, Höher« M»th«»Atik S. AaJ. 11
178
DetenninAziten. § i. ünterdetermioaoten.
1 c+6+a
1 d+6+a
-(6-a)(c~a)((i-a)(c-6)(rf~6)((f-<?).
Allgemein kommt die Determinante n-ten Grades
1 a?! flj} • • • rr
/l^-(6-a)(c-a)(rf— a)
-.(5-a)(c~a)(<;~a)(c--6)((i-6)
ii.-
1 Xh
.«-1
arj-*
1 :r, rf...a^-»
1) Differenzen x^ — x
X» X,
11
x, — x,
•-1
dem Produkt der ~n{n— i.j jL/mcrojLM.cu xj — a^,
gleich.
Während B^, R^ als Determinanten dritten und vierten Grades
6, bzw. 24 Glieder ergeben, liefert die Entwicklung des Produkts von
3, 6 Binomen 2»= 8, 2«=- 64 Glieder; daraus folgt, daß die letztere
Entwicklung Reduktionen gestattet.
2. Die Determinante
a^-{- X h^ Cj
o, &, + x c,
Oj 6, Cs + X
laßt sich, indem man alle Element« unter Benutzung von Nullen zu
Binomen macht, nach 109 in acht Determinanten auflösen. Die erste
ist (aj6jC,); drei enthalten je eine Kolonne mit x und reduzieren sich
auf den zweiten Grad: (h^Cf)x, {c^<ii)x, {^a^b^)x\ drei enthalten je zwei
Kolonnen mit x und reduzieren sich auf a,a;*, h^x^y c^x^-^ die letzte
enthält alle drei Kolonnen mit x und reduziert sich auf ihr Haupt-
glied x^. Mithin ist
Dasselbe Verfahren auf
Ä-
•nge wendet gibt:
~(«i + ^ + <^. + rf4)^ + ^-
«1-
a?
6,
^
d^
«t
6.-
- a;
^
d.
«a
6*
^8-
X
«i.
«4
6«
<^4
''i-
«
«-.10x»4-«*-a:»(x- 10),
UmfonDung und Avirachnuog tob DeUnninaotoo. 179
Beispielsweise ist
l-x 2 3 4
1 2^x 3 4
1 2 3-x4
12 3 4-i:
indem die Determinante, die nach Unterdrflckimg der x verbleibt,
eine Noüdeterminante vom Range 1 ist
3. Die Entwicklung von
X b, c, d,
a^ X e^ d^
a^ 64 C4 X
führt auf den Torletzteu Fall zurück; man brancht nur das Zeichen
von X zu ändern und zu beachten, daß a^ — &i — c^ — J^i» 0 iet;
0 61 Ci </ji
Ä-
hiemach ist
E
0, 0 c^ «f,
a^ b^ C4 0
0 c,d.
0 c,rf,
0 6, a
f.
0 >. «,
+
hO d,.+
0,0 rf, H
h 0,0 <^
+
«,0 <^
1
Kc,o 1
0, «4 0 i
a«6, 0
«,6»0
+
0 6,! ; 0
or ««0
0 c.
4
0
0
«»+«*.
4 Bei der Ausrechnung einer numerischen Determinante mit
ganzzahligen Elementen kommen die Sätze in 107 und 108 sn be-
ständiger Anwendung. Ist ein Element 1 oder — 1 , so kann man
mit Hilfe von 107 die übrigen Elemente derselben Zeile oder Kolonne
auf Null bringen und dann nach 108 den Grad der Determinante
um 1 erniedrigen. Kommt ;:i: 1 als Element nicht ror, so kann dies
durch Anwendung von 107 erzielt werden; denn der Fall, daß alle
Elemente gerade Zahlen sind, kann ausgeschlossen werden, da man
ihn durch Herausheben des Faktors 2 umgehen kann.
Es sei beispielsweise die Determinante
2-3 2 5 3
-3 4-2 -6 -4
2-2 6 2 -5
5-5 2 8-6
3_4-5~6 10
180
Determinanten. $ 5. Auflösung einer Determinante ugw.
aaszarechnen. Durch Addition der zweiten Kolonne zur ersten ansteht
-1-3 2 5 3
1 4-2-5-4.
2 -r>i;
0-2 6
0-5 2 8-6:
-1 -4 -5 -6 10
nachdem man die zweite Zeile zur ei-sten und letzten addiert hat, wird
daraus 1 0 o — 1
^-2 6 2-5
~"i „5 2 8 -Ö '
I 0-7-11 ü
nach Addition der ersten Kolonne zur letzten weiter
6 2-7 6 2 1 6 2 1 Ö8 73
._; 2 8 -11 = - 2 8 -l=-2 8 -1 =-2 10.28
-7-11
12
1 0 0
-7-11-12 1-1
= 730- 184-546:
es sind dann weiter die zwei ersten Kolonnen zur dritten, hierauf die
zwei ersten Zeilen zur dritten und schließlich die erste Kolonne zur
zweiten und ihr 12-faches zur dritten addiert.
§ 5. Auflosniig einer Determinante in Produkte adjnn^erier
Unterdeterminanten.
112. Entwicklung nach den Unterdetermlnanten einer
Seihenkombination. Der in 105 bewiesene erste Hauptsatz be
trifft einen speziellen Fall der Entwicklung einer Determinante in
Produkte adjungierter ünterdeterminanten: nämlich in Determinanten
1 und n— 1-ten Grades. Der allgemeine Fall besteht in der Ent-
wicklung nach den Unterdeterminanten einer bestimmten Kombination
von r Reihen mit den adjungierten Ünterdeterminanten n — r-ten Gbudes.
Um ein bestimmtes Problem vor Augen zu haben, handle es sich
um die Entwicklung nach den Unterdeterminanten der ersten r Zeilen von
»11
«11
«11
• «ir
• • • ««r
%r + l
's,r + l
n
ri
'r8
V.r + 1
«.
''i +1,1 «r + l.M * * • ^r + i,r «r + l,r + l
V+.I,«
•«l
'••t
Entwicklung nach rotertietenninaiiteD beliebigen Gndet. 18t
wie in 101 erklärt worden, ist ein erste« Paar adjungierter Untar-
detenninanten der Torgezeichoeten Art
A ■" («11 «M • ^rr)> A - («r+l.r + 1 «r + f,r + f ' ' O
Um ein neues Paar xu erhalten, das andere Glieder Ton R liefert
als A^Bif bat man eine andere Kombination von r Kolonnen an den
An&ng zu stellen, die übrigen Kolonnen in der natürlichen Ordnung
folgen zu lassen und unter Berücksichtigung des Vorzeichens der um-
geformten Determinante dieselbe Teilung der Matrix yorzunehmen usw.
Bezeichnet man die (**! » p Kombinationen r-ter Klasse der Elemente
1, 2, • • II in der Reihenfolge, in der sie nach den Regeln der Kom-
binationslehre aufeinander folgen, mit 1, 2, " - Q, bestimmt zu jeder
durch die übrigen n — r Elemente ergänzten Kombination das Vor-
zeichen gemäß der Anzahl der Inversionen, so geben die zugehörigen
Produkte Ä^B^, A^B^^ - " AB. mit den betreffenden Vorzeichen Ter-
sehen samtliche Glieder Ton R^ so daß sich R in der Form
1
darstellt. In der Tat gibt jedes Glied dieser Summe r!(ii~r)l Glieder
von R] alle Glieder zusammen liefern also
verschiedene, somit aüe Glieder von K
Man hat also den Satz: Eine Determinante n-ien Grodee ist imf-
IMxkr ♦«(**) Produkte wn ünterdeterminanten r-ten und n — r-tem
GradeSy wovon die ersten einer hedimmten Kombination von r paraUden
Reihen, die andern den übrigen n — r Reifien gleicher Art entnommen sind.
Als Beispiel diene die Entwicklung von
o, a, £is o^ o» I
R-- c^ c^ c^ c^e^
I <i, d; ^ #/« <4 ■
I «I «f <^8 «4 ^
nach den Unterdeterminanten der ersten zwei Zeilen; sie ist durch
das folgende Schema in leicht yerstandlicher Weise dargestellt:
iJ - 12 1 345 - 13 1 245 -fl4| 235-151 234
-h23| 145-241 136 + 251 154
+ 34|125-35|124
+ 451123;
[
182
Determinanten. $ 6. Maltiplikation von Determioanteo.
daa zweite Qlied bedeutet Dämlich das Produkt
«i ö« ;
c, c^ c,
\b.\
dtd.d.
«1 ^ «5
«1 ^1
C3 rf, C3
c^ d^ «4
dem das Zeichen — zukommt ^ weil die Permutation 13245 ungerad
ist; und ähnlich die andern Glieder.
113. Die S&tze von Jaoobi. I. Wenn r Zeilen (Kohnnen)
einer Determinante n-ten Grades n — r Kolonnen (Zeilen) von Nullen
enthalten, so reduziert sich die Determinante auf das Produkt einer
Determinante r-ten mit einer n — r-ten Grades.
Denn, entwickelt man die Determinante nach den ünterdeter-
minanten jener r parallelen Reihen, so ist nur eine davon nicht Null;
mit dieser Bemerkung ist aber der Satz schon ei*wie8en.
Beispielsweise ist
ttj &i 0 0 0
a^h^O 0 0
«8 ^8 ^8 ^s H
a^ h^ c^ d^ e^
Ö5 ^6 ^6 ^5 ^^5
II. Wenn r Zeilen (Kolonnen) einer Determinante n-ten Grades
mehr als n—r Kolonnen (Zeilen) von Nidlen enthalten, so hat die
Determinante den Wert Null.
Da nämlich keine der Unterdeterminanten r-ten Grades aus den
r Reihen von NuU verschieden ist, so verschwinden alle Produkte
konjugierter Unterdeterminanten, die man nach den Satze in 112 zu
bilden hätte.
Hiernach ist also
a^h^O 0 0
a, 6, 0 0 0
o, 6, 0 0 0
a^ 64 c^ d^ C4
§ 6. MnltiplikAtion von Determinanten.
114. Produkt iwoier Determinanten i^-ten Orades. Das
Produkt zweier Determinanten r^-ten Grades:
Ä^
*n 'ni
<»in ^»i
öl«
JB-
^i ^
it
6,1 h
n "hm
KiKt'K
SUze von J»cobi. — MalttplikftiionfthtoraiB.
18S
besteht im allgemeiuen aas (n!)* Gliedern, aUo achon bei swei Deter-
minanten 3. Grades aus 36 , bei swei Determinanten 4 Grades au
576 Gliedern, und die Gliederzahl wächst mit dem Grade außer-
ordentlich rasch. Bei dieser Komplikation bedeutet nun der folgend«
Satz eine wesentliche Vereinfachung:
Das Produkt swekr Determmmten n-tm (rrades läßt sieh wieder
ah Deierminanie n-kn Grades darsleUen,
Zunächst ist eine Darstellung dee Produkts durch eine Deter-
minante 2n-ten Grades mit Hilfe des ersten Jaco bischen Sätze«) ohne-
weiteres möglich, indem; neben unbegrenzt vitalen andern Formen,
a,.0 0 • .0 i
Oj.O 0 ...0
ÄB^
a,i Ol,.
-1 0
0-1
a.,0 0 -.0
0 6,.6„. -6,,
0 0 ...~1 ^.5„..-6,.j
dabei ist das linke untere Feld, das mit willkürlichen Elementen
besetzt werden könnte, so eingerichtet, daB es nun möglich wird, die
Determinante auf den n-ien Grad zu reduzieren. Multipliziert
nämlich die ersten n Kolonnen der Reihe nach mit
und addiert zur n + l-ten, hierauf mit
^21» ^»» ••• ^:
1«
und addiert zur »-f 2-ten usw., endlich mit
und addiert zur 2n -ten Kolonne, so nimmt das Produkt AB folgende
Form an;
ÄB^
<4i «n ••• ^tn ^n ^n
~1 0 ... 0 0 0
0-1 ... 0 0 0
.0
.0
0 0 1 0 0
.0
Die neu entstandenen Elemente c^^ sind Aggregate, zusammen-
gesetzt aus den Elementen Ton Ä und B nach folgendem Gesetz:
184
Determinanteii. g 6. Multiplikatioo von Determinanten
Cu - »II ^11 + «1,^, -r • • -f a,^di„
Ca - <hihi + «12^» 4- • • • + öj^^g^ usw.,
also allgemein
man nennt diese Art der Znsammensetzung von c,^, wonach es ent-
steht, indem man gleichstellige Elemente der t-ten Zeile von Ä und
der Ä;-ten Zeile von B miteinander multipliziert und die Produkte addiert^
die Komposition der t-ten Zeile von Ä mit der Jt-ten Zeile von B,
Indem man nun in dem letzten Resultat die särotlichen Kolonnen ,
f}-mal nacheinander zyklisch pemiutiert, wird weiter ^98)
Cll ^5 •
•«in
a,i fljg • •
«1.
«11 ^-sf
••«2«
«21 «^2 •
«2,
AB^i-D'
0 0 .
..0 -
«.1 ««2 • •
-1 0 ..
0 •
0 0 .
•0
0-1 ..
0 i
0 0 .
•0
0 0 .
-1 i
«11 «12 •
••«1.
-1 0.
■ ^i
-(-1)"
<^i «2S •
"C,n
1 0-1.
1 . . . .
• «1
««1 «-2-
••«.1.
i 0 0.
-1
also schließlich (nach dem zweiten Satze in 108)
I «11 «11 * • • «1 « !
'«1 "Hl
Wegen der Gleichberechtigung der Seilen und Kolonnen kann
das Produkt zweier Determinanten auf vier im allgemeinen voneinander
verschiedene Arten dargestellt werden, indem man Zeilen mit Zeilen,
Kolonnen mit Kolonnen, Zeilen mit Kolonnen und endlich Kolonnen
mit Zeilen komponieren kann. Wendet man diese vier Modalitäten
bespielsweise auf zwei Determinanten zweiten Grades an, so ergibt sich:
fli«i + ^A «i«2 + 6iA ^j«i«i-ha,a, (?,A-f a,/5,
o,«, + hfßi «,flf,-f ^A ! ^«i -f ^«t Kßi + ^f A
«i«i + ^«i öiA4-feiA!^j«i«i+«2A «i«f+a,Ä;
fl,«, -f %«, OjA + ^lA I i ^«1 + fti A ^«t + ÄiA ■
MultipUkAtionaibeoreiD. |95
Um eine Anwendung Ton dem MnltiplikatiooBibeorem hier schon
zu geben, seien «, 6, r, d vier komplexe Zahlen und a\ b\ e\ d' die
ihnen konjugierten, so daß aa' eine Summe Yon zwei Quadraten, die
Norm Ton a (und von a\ N(a), ist (18); ebenso für die andern
Paare. ünt*»r dieser Annahme hat man:
I a h
^ a b cd
ac 4- bd —ad' 4- bc ,
folglich
[N{a) + N{b)] [N(c) + N(d)] « N{ac + bd) + i^(-ad' -f 6c').
Hierin spricht sich die Tatsache aus, daß das Produkt zweier
Summen von je vier Quadraten wieder als Summe von vier Quadraten
dargestellt werden kann.
Ist beispielsweise
a=l-f-2», b = S + 4i, c = 5-f6i, d=7 + 8i,
so hat man im Sinne obiger Ausfährung
( 1>+ 2«+ 3«-f 4«)(5*-f 6»+ 7*-f 8«) «=4*4- 16*+ 18*+ 6M.
116. Produkt zweier Determinanten ungleichen Oradec
um von dem Satz der vorigen Nummer Gebrauch machen zu können,
erhöht man den Grad der niedrigeren Determinante durch Kaudem
auf den der höheren; dabei wird es im allgemeinen am zweckmäßigsten
sein, dir willkürlichen Elemente durch Nullen zu besetzen.
Indem man Zeilen mit Zeilen komponiert, ergibt sich also bei-
spielsweise:
0, 6, <^ rf, :
0, J^ <^ fl^li«, A
a, h, e, rf,"«r, a'
a, 6, c, d^
«1 6, <•, rf,
,«» A 0 0
«■«t + ^iA
«.«. + »,A
f , rf,
0, 6, c, rf, i
k A 0 0
«,«, + 6,/J,
a,«, + 6, A
«b«^
«t\<^äi
lO 0 1 0 ~
«.«1 + \ßl
«.«.+ Mi
«i«'.
«4 h '•4 ^,
0 0 Ol,
«4«I + Kßt
0»0,+ »4A
«4<
186
Determinanten. § 6. Multiplikation von DetenninAnten.
116, Quadrat ein«r Betermiiuuite. Di« Xd«ntit&t von
Lagrange. I. Um das Quadrat einer Determiaante wieder in Deter-
minautenform zu erhalten, braucht man sie nur mit sich selbst zu
multiplizieren. Komponiert man dabei gleichartige Reihen, also Zeilen
mit Zeilen oder Kolonnen mit Kolonnen, so zeigt das Resultat eine
besondere Bauart. So gibt beispielsweise das Quadrat einer Deter-
minante 3. Grades bei Komposition der Zeilen:
In dem Resultat sind also Elemente, die symmetrisch zur Haupt-
diagonale angeordnet sind, einander gleich; das Quadrat einer Deter-
minan<^ gibt bei der beschriebenen Ausführung eine symmetrische
Determinante desselben Grades. Dies gilt für Determinanten beliebiger
Grade.
II. Die Determinante zweiten Grades
deren Elemente Summen von je n Gliedern sind, läßt sich in n' Deter-
minanten mit einfachen Elementen auflösen (109); von diesen sind
« identisch Null, diejenigen nämlich, die aus beiden Kolonnen Glieder
desselben Zeigers zusammenfassen, wie z. 6.
afi, V ! ^i^i
es Terbleiben also n* — w =* «(n — 1) im allgemeinen nicht verschirindende
Teildeterminanten.
Löst man hingegen die Determinante [u) in Teildeterminantea
Yon dem Schema ^
(«)
-0:
iß)
(r)
auf, indem man t, k alle Kombinationen zweiter Klasse der Elemente
1, 2, . . . n durchlaufen läßt, so entstehen ihrer' ^ — — ^; jede davon
ergäbe bei weiterer Auflösung vier Determinanten mit ein^Mshen Ele-
menten; im ganzen gäbe es also solcher 2n(n — 1); da aber darunter
jede Determinante des Typus (ß) »— 1-mal auftritt, so sind ihrer
n(n— 1) identisch gleich Null und verbleiben »(n — 1) im allgemeinen
von Null verschiedene Determinanten, so daß
äA+«A+-+öA V+VH-+V f-^ «A-f «A V+V !
I»
Identit&t von Lagr»nge. — Determinant« d«r adjungierten Blttrix. 187
nun ist aber die unter dem Summenzeichen stehende Determinante
le« Typus (y) das Quadrat Ton
b,h,
- (ßi\)]
w
mithin gilt die ron Lagrange zuerst bemerkte Idenditut:
Für dreigliedrige Summen lautet sie ausgeschrieben:
(«,« + o,* + o,*) (6/ + 6,» -h ft,«) ~ (0,6, + 0,6, + 0,6,)»
- i^hh - «1^)* 4- (a,^ ~ a,b,y + («,6, - a,6,)«. (•)
117. Determinante der adUnngierten ICatrijc Es ist in
UO TOD der Matrix gesprochen worden, die aus den den Elementen einer
Determinante
iJ-
adjungierten Ünterdeterminanten zusammenj^esetzt ist; die aus ihr ge-
bildete Determinante
5-
steht zu R in einer einfachen Beziehung, die sich durch Multiplikation
bei Komposition gleichartiger Reihen ergibt; unter Anwendung der
beiden Hauptsätze 105, 106 ergibt sich nämlich
R0"0
OB 0
«11 <^it
••«1.
•«1«
».iflld-
••«.•
«11
«If
«1-
«11
««••
. . .•
«Hl
«*« •
•««.
BS-
00 ■E
-Ä«,
woraus, wenn ü 4" ö, folgt, daß
Es ist also die Determinante des adjungierten Systems eine Potens
der Determinante des ursprünglichen Systems, und rwar ist der Expo*
nent der um 1 erniedrigte Grad.
Daß bei i? — 0 auch S " 0 ist, wurde bereits in 110 bemerkt
188
GleicbuDgeu. § I. Lineafe Gleichungeii.
VII. Abschnitt.
Gleichungen.
§ 1. Lineare Gleichnngen.
118. Nichthomogene G-leichungen mit niohtverschwin-
dender Determinante. Ein System von 7i linearen Gleichungen
mit n Unbekannten hat die allgemeine Form:
««1^1 + ö«8^2 4- • • • + rt„„a;,- u^
(1)
Es heißt nichthomogeny wenn wenigstens eines der absoluten Glieder
M„ t«2, • • • u^ nicht Null ist. Die Koeffizienten a,^, unter welchen wir
nns reelle Zahlen denken wollen^ bilden eine quadratische Matrix,
deren Determinante
( «11 ö
n "'18
"In
B
«21 «28 • • f'in
(2)
als Determinante des GUidmngssystems (1) bezeichnet wird.
Jedes Wertsystem x^, Xj, • • • x^, das die Gleichungen (1) befriedigt,
heißt eine Wurzel oder Lösung von (1). Die zu entscheidende Frage
geht dahin, ob und welche Lösungen das System besitzt.
Es ist
ÄiTj-
^nk^k
addiert man zur jl'-ten Kolonne die übrigen, nachdem man sie folgeweise
mit Tj, or,, • • • ^4_i, ^i + i,
Rücksicht auf (1)
x^ multipliziert bat, so entsteht mit
Rx «1^1^- •^- •««•
»1«-
«-
-/^,
(3)
wenn man E^ als Zeichen für jene Determinante benutzt, die aus 72
hervorgeht, indem man die ib-te Kolonne durch die absoluten Glieder
ersetzt.
Nichtbomugene lineare OUiohmigmi. Ig9
Ist nun R^O, so ergibt aich
«* — -^ (4-Uf....») (4)
als die einzige I^iODg« die das Sjntem (1) besitzt. Man hat alio
den Satz: "
Das nichtkomogme S^m (1) hat eine und nur eine iMung, wem
seine Determinante nicht NuU ist; jede Unbekannie stdlt sich ah Qmh
üent mit dieser Determinante als Nenner und einer Determinante als
Zähler dar^ die aui> jener entsteht, wenn ntan die Koeffijfienten der su
herechnendeti Unbekannten durch die AbsolHtglieder ersettt.
Entwickelt man E^ nach den Elementen der A:-ten Kolonne, to
erscheint
^i— «1***1 + «f»Mf + • • •+ «^u, (6)
als eine homogene lineare Funktion oder Form der u; mithin kann
Duin auch sagen, jede Unbekannte ergebe sich als eine lineare Form
der absoluten Glieder.
119. Violitliomogene G-leiohangen mit versohwindendar
Determinante. Ist die Determinante R des Gleichnngssystemi (1)
gleich Null, hingegen R^ =f 0, so kann die Gleichung (3), d. i.
Rx,--R,.
für ein endliches x^ nicht bestehen; die Gleichungen (1) besitzen keine
Lösung, sie stehen miteinander im Widerspruch.
Ist jedoch neben i? = 0 auch R^^ ^', so verschwinden auch alle
andern Zahlerdeterroinanten; denn wegen (5) hat man
«u«i + «ii«j + • • • 4- «„*«, = 0,
und wegen R = 0 nach dem Satze in HO:
otijk : cf,4 : • : a,t = «,, : «j, : • • • : «„,
folglich auch
''^ii«! + aj/«*s -f- • • • + a„M, « ii, - 0. (,+»,
Die Gleichung
^^*="^* (»«1.1. •)
wird also jetzt «lurch jeden Wert von c^ befriedigt, die Lösung ist
unbestimmt, die Gleichungen sind voneinander abhangig; denn au«
jß » 0 folgt nach dem ersten and zweiten Hauptsatze (105, 106):
«u«u + «tt«« + • • • 4- ««»a.d - Ö
«it«!;, + «8*«i« •+■••• + «,*«,» -0;
190
Gleichungen. % 1. I^Ueare Gleichungen.
fügt mau hierzu
«i»Wi -f «,4», + ""\- ff^i«,- 0
und addiert samtliche Gleichungeu, nach dem man sie der Heihe nach
mit x^f aJf , • • * a?*, • • 'X^, ^ 1 multipliziert hat, so ergibt sich
<^4(0na?i-fa,,x,+ . • .+a,,a;,-MO+a,»(a,ia:i +flMar, + . . . 4.a,,x,-li,)-f
120. Homogene G>leichungen mit niohtversohwindender
Determinante. Das Gleichungssjstem (1) heißt homogen, wenn
alle absoluten Glieder Null sind; es hat dann die Form
(6)
Ist nun i^ -f 0 und führt man an dem Produkt Ex^ dieselbe
Umformung aus wie vorhin, so erhält man
j «n «if • • • 0 .
•0.
«2«
I ««!«•!
«0.
(* « 1, f . . «>
eine Gleichung, der nur durch
ar^^O
(*«i,t,-«)
genügt werden kann. Es gilt also der Satz: Ein System von n ho-
mogenen Gleichungen mit n Unbehunnten, dessen Determinante nicht
Null i^t, hat nttr die eine Lösung Xj -» 0, a;, «- 0, • • • j?^ — 0.
Diese Lösung soll die triviale heißen, weil ihr Bestand unmittel-
bar zu erkennen ist.
Soll das System neben der trivialen noch eine andere Lösung
haben, so muß notwendig i^ = 0 sein.
121. Homogene Oleichnngen mit yerschwindender Deter-
minante.
I. Ist ü — 0 und ist die Determinante vom Range ji — 1, so daß
mindestens eine Unterdetenninante dieses Grades nicht NuU ist, so
kann die Untersuchung in folgender Weise geführt werden. Sei
'n
•11
«11
Cm
••<»1. — l
l,l^H-l,f*^«-l,ll-l
— «.
Homogene lineare Gleiohangen. |9|
eine nichtrerschwindende UnterdetermmADie, 00 ordne man die ertiea
II —1 Gleichungen von (6) wie folgt:
sie liefern nach dem Vorbilde von (3) die Gleichung
«II <hi «u ^»•- «1,-1
0,1 ö,, o,, a:,..(i,^,.,
«•.^4-
0.-1,1 ö.-i,s o»-!,-^» •«.-i,— i
«tl «M
'J«
ff«.
0«-l,lö«-l.l -««-J,
•ff.
bringt man die Kolonne aj,, «j,, • Ä„_i,n> *Ji« j^^zt an der Stelle
der Ar-ten steht, durch zyklische V'ertauschung der letzten n — k Ko-
lonnen an die letzte Stelle, wodurch die Determinante das Vorzeichen
(— 1)*-*-» erhält (93), so verwandelt sie sich, von diesem Vorzeichen
abgesehen, in
»11 ^li • -«M-i «i.* + i •••«1»
0,1 a„ ... 0, ..
»•-l.löi.-l.S
«ii-i,*-i'*«-i,*+i
''»t-i,«
-(-1)
«+*
'»»t
infolgedessen ist, unter Berücksichtigung aller Zeichenfaktoren,
^nn^k'^^nk^. a-I.t. ..-1); (7)
es bleibt also x^ willkürlich, und mit der Wahl eines Wertes fOr x^
sind die Werte der andern Unbekannten bestimmt Aus (7) folgt
überdies
X, :a:,:.-.:a:,-«,i:«^:-.-:a^,
und da wegen i2 — 0
bei beliebigem t (HO), so verhält sich auch
' ^n •" «<l • «<f
: a.
im'
(8)
Das Ergebnis laßt sich nun so zusammenfassen: Ein Spsiem van
n homogenen GUichimgen mit n Unbekannten, dessen Determinante gleuk
NuU und vom Bange n - 1 «/, wf eir^aeh unbestimmt, indem eine
192 Gleichungen. § 1. Lineare (rleicbungeD.
Unbekannte willkürlich angenommen tverden kann\ das System bestimmt
lediglich das Verhältnis der Unbekannten ^ das gleicJikommt dem Ver-
hältnis der Unterdeterminanten zu irgendeiner Zeile von lt.
£s bleibt noch der Beweis nachzutragen, daß durch die Lösung (7)
auch die letzte Gleichung des Systems (6), die ausgeschaltet worden
war, befriedigt wird; in der Tat verwandelt sich die linke Seite dieser
Gleichung durch die Substitution (7) in
^{ öi«i + ««f «„8 + • • • 4- a„,a«. I
Bx
n
und dies ist Null, weil 22 = 0 ist.
n. Angenommen, R sei wieder -* 0, aber vom Range w — 2 und
«11 »It • Öl.n-Ä
«11 «M ••«»..-2
eine der nichtverschwindenden ünterdeterminanten dieses Grades
Ordnet man dann die ersten n — 2 Gleichungen nach dem Schema
«11 ^i-|-«i« ^8+--4-a,,„_8 ^,-j = — «i,«-i ^»-i-öu «•
«1.-2,1 ^1 + ««-8,1 ^2 H + «*-2,«-2^«-2 = ~«.-2.— l^«-l — ««-2,«^«»
80 ergeben sich daraus x^, iCj, • • • x^_^ als lineare Formen von -c„_,,
x^f und erteilt man diesen zwei Unbekannten beliebige Werte, so sind
die Werte der vorangehenden dadurch bestimmt. Die Unbestimmtheit
ist also nunmehr eine zweifache. Der Beweis, daß die beiden letzten
Gleichungen des Systems (6), die jetzt ausgeschaltet waren, durch die
so gefundenen Lösungen auch befriedigt sind, wird ebenso gef&hrt
wie unter L
Wie man erkennt, kann diese Schlußweise fortgesetzt werden und
fahrt zu dem allgemeinen Ergebnis, daß, wenn R-^O und vom Range
n — r ist, n -~ r Unbekannte durch die r dbrigen linear ausgedrückt
werden können, so daß di^ Unbestimmtheit eine r- fache ist. Der
interesselose Grenzfall, daß R vom Range 0, also deshalb verschvrindet,
weil jedes einzelne Element NaU ist, fQhrt zur völligen Unbestimmt-
heit der Unbekannten.
III. Erfüllen die Koeffizienten des Systems (6) die Bedingung
12 «=> 0, so daß neben der trivialen noch andere Lösungen beetehen, so
kann dieses System, indem man die Verhältniszahlen
Homogen» lineare Gleichungen. — Beispiele. |93
als Deue Unbekannte i!it 'tf' »n-i betrachtet, in die Form Ton n
uichthomogenen Gleichungen mit » — 1 Unbekannten gebracht werden:
«11 ^1+ Oft ',+ • • + 0,.,., ^., + flf - ^> .^.
In bezog auf ein solches System gilt also der Satz: Ein Spttem
von n nichthamotjenen linearen Gleichungen mit n—\ ünbekanmien he-
siUft nur dann eine Lösungy mit andern Worten^ es kann nur dann he-
steJten, wenn die Determinante aus den KoeffijHenten und den absoluten
Gliedern Null ist.
IV. Man nennt die Gleichung R^Q mit Bezug auf das System (6)
oder das System (9ji dessen BesidtarUe^ sie drückt die Bedingung der Auf-
lösbarkeit des Systems aus. Man kann aber dieselbe Gleichung auch als
das Resultat der Elimination der Unbekannten aus dem betreffenden
System auffassen, bei welcher Elimination die Existenz einer Lösung
schon vorweg genommen wird. Aus diesem Grunde wird die Deter-
minante B auch als Eliminante des Systems (6) oder (9) bezeichnet^).
122. Beispiele. 1
Es sind die Gleichungen
2a: - 3y -f 4/ - 11
« 4- 4y — 5jf — — 6
aufzulösen.
Ihre Determinante
2-3 4;
X)-ll 14
R^\l 4-ö|-
1 4-5 -19(11 -14)- -8.19
3-7 4;
0-19 19
ist von Null verschieden; darum gibt es eine Lösung. Man hat weiter
die Zahlerdeterminanten:
1 11-3 4|^ 1 5 1-1
R^J^ 6 4~6i^ 6 4-6
i 1-7 4'
1-7 4
0 36-21
- 0-38 19 - 19(36-42) - - 6.19,
1 ~7 41
1) Neben dieser Terminologie ist auch eine aiiHere gebriochlieii, dorzufolg-
R als Reraltante bezeichnet wird; aUdana mnfi gesa^^t worden, der Bo«Uod d«>
einen c>dcr andern Gleichungs«y«tem* erfordere da« Verachwindcn der Rewltant« —
Das Eliminationiprobleni bei linearen Gleichnngen bildete f&r Leibnii nnd
Cramer den AoBgangspunki för die Erfindung der Determinanten. Vgl. hienu
die Note zn 9&.
Ctubet, HOkar« MaUi«a»lik.XAua. 13
194
Olfiolmiigen. | 1. liaeare Qtflkknagen.
2 11 4
3 6-1
Jl,-
1 -6-5
3 1 4
—
1-6-5
3 14
!0 23 14
—
1 _6 -5; -19(14-23) -
0 19 19j
2-3 11| .
3 15
/?,-
14-6-
1 4-6
3-7 1
3-7 1
0-11 23
-
1 4 -6
-19(11-23)-
0-19 19
9.19,
15.19,
folglich ist
x-2, y-3, jr-4.
2. Die Detenninante des Gleiciiuogsjstems
a?H-2y-f3ji— 6
4a: -f öy + 6 j - — 2
7x-f 8y-i-9ir- 9
ist Null (86); die Zahlerdetenninante
623
623
- 423
A-
-266
-266
—
-2756
989
610
010
-24-81
Tench windet aber nicht; man hat es also mit einem System einander
widersprechender Gleichungen su tan. In der Tat erhält man durch
Subtraktion der ersten Gleichung Ton der yerdoppelten zweiten
'7« + 8y-fÖif--10
im Widerspruch zur dritten.
3. Das Gleichongsiystem
a; + 2y + 3#» 4
4«-f5y-h6#- 7
7x + 8f ^- 9# - 10
gibt keine Beetimmung fOr x, p, # , weil aieht nur B^O, toftdem auch
».-
423
221
756
.
261
10 8 9
281
-0
Beispiel«.
195
und darum notwendig auch B^ — 0» i?, — 0 ist Die Gleiehtiiigeii
sind nicht unabhängig Ton einander; man erkennt diei o. a^ wenn
man von der verdoppelten zweiten die erste subtrahiert; es ergibt
sich die dritte. Da R vom Range 2 ist, kann man einer Unbekannten
einen beliebigen Wert beilegen, aus zweien der Gleichungen die beiden
andern Unbekannten rechnen; die dritte Qleichong ist durch jede so
gefundene Lösung befriedigt
4. Das Gleichnngssjstem
2«~3y + 4j-0
a?+4y— 5#-0
3a:-7y + 4j-0
besitzt einzig and allein die Löaung x^O, y — 0, iP — 0, weil seine
Determinante J? ■+■ 0 ist (Tgl. 1).
5. Hingegen hat das Gleichnngssjstem
a; -f 2y + 3ir - 0
4a: 4- öy H- 6j» - 0
7a;-f 8y-f-95-0
einfach-unendlich viele Lösungen, weil seine Detenninante R^O and
vom Range 2 ist; es bestimmt das Verhältnis
xiyie
23
56
31
64
1 2
45
.-8:6:-3-l:-2:l,
ist also durch x^ Xj y — ~ 2A, f — i bei beliebigem k erf&lii
6. Das Gleiohungssystem
X'\- 2y+ 3/+ 4ii-0
5x4- 6y4- 7jH- 8i»-0
9a: -f 10y + lljf-}-12ii-0
13a: + 14y+15ir+16i*-0
hat eine verschwindende Determinyite; denn
1 2 3 4| 113 1
5 6 7 81 5 17 1
9 10 11 12 1 "■ 9 1 11 1
13 14 15 16 i i 13 1 15 1
-0;
R ist femer vom Range 2, weil alle Unterdeierm inanten dritten Grades
Null, hingegen die ünterdetemi inanten zweiten Grades nicht Null sind«
£s gibt deshalb zweifach-unendlich viele Lösungen, die man in Colgen-
der Weise darstellen kann. Aus den ersten zwei Gleiekungen folgt
196 Gleich angen. § S Allgemeine S&tse über höh. algebraische Gleichoogen.
3;» -|-4ti 2 j I 1 2 *
*--- 7. + 8«6-:56|- '^^•'
1 3;? 4- 4m 112 1
^*""|5 7^-f8«;'|56i'"~ ^^ "^•'^
dareh
ar- X + 2f»
y--2A-3/ii
ir-X
find also bei beliebigem Xj ^ alle rier Gleichungen befriedigt.
7. Durch das Gleichungspaar
ax + by + ce »m 0
lind die Verhältnisse x:y:e bestimmt^ sofern nicht alle zweireihigen
Determinanten, die aus der rechteckigen Matrix
a b c
a b c
gebildet werden können, Null sind; unter dieser Voraussetzung ist
b c \ \c a \a b
x:y:sf
b c \ \ e a ab
§ 2. Allgemeine Sätze über liöliere algebrftisclie GMcliimgen.
123. HauptsatB der Algebra. £me ganze Funktion ti-ten
Grades der Variablen x hat die alJgemeine Form:
Von den Koeffizienten Oo^On • • • a. wird hier ein fiir allemal voraus-
gesetzt, daß sie redle Zahlen seien; hingegen soll x nicht auf reelle
Zahlen beschränkt, sondern auch komplexer Werte fähig sein.
Die Auff^abe, zu einem gegebenen Werte des Arguments x den
zugehörigen Wert der Funktion zu bestimmen, hat immer eine nnd
nur eine Lösung; ihre Auffindung erfordert nur die vier Spezies.
Die umgekehrte Aufgabe, zu einem gegebenen Funktionswert b
einen Argnmentwert zu liestimmen, der ihn herbeiführt, bildet ein
neues Problem, dem man folgende typische Form geben kann: Sub-
trahiert man b von a^ und schreibt a^ fdr a^ — 5, so kommt es nun
darauf an, der so abgeänderten Funktion den Wert Null zu geben.
Auf diese Weise entsteht das durch den Ansatz
/{x) - OoX" -{- a,x-*-f . . . + a. - 0 (1)
Haupttatz der Algebra. — Kntwicklimg einer ganxen Funktion. 197
ausgedrückte Problem, wobei für a\ wieder das Zeichen a^ geschrieben
wurde Diesen Ansatz nennt man eine algebraische Gleichung n-ten Grades,
einen Wert x^ , der die Forderung erfüllt, eine Würzt J der Gleichung oder
eine NullsUüe (auch Wurzel) von /(o;); x heißt nunmehr die Unbe-
kannte, das von von x freie Glied a^ das absolute Glied der Gleichung.
Daß jede Gleichung ersten und zweiten Grades eine Wurzel be-
sitzt, lehren einfache arithmetische Überlegungen; die Frage, ob dies
für jede Gleichung beliebig hohen Grades gelte, erfordert zu ihrer
Erledigung über das Gebiet der Arithmetik hinausreichende Unter-
suchungen. Den ersten befriedigenden Beweis, duß dem so sei, hat
Gauß gegeben und in seiner Doktordissertation (1799) veröffeutlicht
Wir nehmen hier den Hauptsatz der Algebra, der diese Tatsache aus-
drCIckt, als bewiesen an und formulieren ihn wie folgt: Jede algebra-
ische Glclchumj heh'fht'g höhnt Grades hei>itzt eine Wurzd.
124. Entwicklung einer gansen Xhmktion nach einem
Inkrement der Variablen. Wir stellen uns die Aufgabe: Wenn
/{x) - Oox« -t- ai«"-H • • • 4- a, (2)
ist, so soll /{x -f h) nach Potenzen Ton h entwickelt werden.
Die Lösung könnte so geschehen , daß man in (2) x -f A für o:
setzt, die verschiedenen Potenzen dieses Binoms ausführt und schließ-
lich nach den Potenzen von Ä, deren höchste Ä" sein wird, ordnet;
das Resultat wird ein Ausdruck von der Form
/{x + /O - X, + Z,Ä + X,Ä« + . . . 4- X„Ä- (3)
sein; X^y X^, * • • ^« werden sich aus x und den Koeffizienten a zu-
sammensetzen.
Ohne die beschriebene Entwicklung vorzunehmen, kann man
Xq, Xj, • • • X„ durch folgende Betrachtung gewinnen. Ist das Argu-
ment irgend einer Funktion /(w) eine Summe von zwei Variablen
« -f- y, io kann dem Ditferenzenquotienten --— --^-~ - auch eine
derFonnen^(?±'+^--:?:(--±»>, i^±I±pil' + V) ^^«ben
werden; geht man mit ö zur Grenze Null über, so ergibt sich aus
dieser Bemerkung, daß F\u) — K(pc -f y) -^ ^^^(x -f y) ist.
Hiervon machen wir bei der Gleichung (3) Anwendung und
differenzieren sie n-mal nacheinander in bezug auf h rechts, in besag
auf x links; das Ergebnis dieser Differentiationen lautet:
/;(a: + Ä)-=Xi4-2X,Ä-f 3X,Ä«-|-. .-f »^>""*
/;(x-^h)^ 1-2X, + 2.3X,Ä +...-f (ii-l)iiX.A-«
/;>+*)- 1-2-3X, 4-...+(«~2)(n-l)iiX.ib-» } W
198 Gleiehangen. § 2 Allgemeine Sitte über hOh. algebrtische Gleicbungeo.
Setzt man in (3) und (4) ä — 0, so ergibt sich, wenn man bei
den Ableitungen ron /(x) den jetzt Überflüssigen ontem Index fort-
läßt:
^» i s
Führt man diese Werte in (3) ein, so ergibt sich die verlangte
Entwicklung:
/(x + *) =./(.) +mH + {^h^+...+ j^ ,.., (5)
Bei ihrer Ableitung kam der Umstand, daß /(x) eine ganse
Funktion ist, nur insofern zur Geltung, als die Bildung der Ableitungen
(4) mit der n-ten einen natürlichen Abschluß fand.
125. Algebraische Teller einer ganzen Fnnktion. Homer-
sches Divisionsverfahren. Nach dem Hauptsatze der Algebra hat
die Funktion /(x) eine Wurzel, sie heiße Xi, so daß /(Xi) s- 0 ist.
Mit Bezug auf diese gilt nun der Satz: Die Differenz x — x^ ist ein
algehraisciier Teiler von /(x).
Schreibt man nämlich /{x) in der Form /{x^ -f x — a?i) und
wendet darauf die Entwicklung (5) an, so wird:
/(x)-Ax,)+^p^ {X - X,) +4^J) {x-x,y+ ■■■+ (5^1 (x-x,)'i (6)
da nun /(arj) =■ 0, so ist tatsachlich x — x^ ein Faktor der rechten
Seite, also auch von /(x\ d. h. /(x) ist durch x -- x^ teilbar. Der
Quotient ist
also wieder eine ganze Funktion, /^ (or), vom Grade « — 1 , der Koeffi-
zient ihrer höchsten Potenz, wie aus dem Divisionsverfahren hervor-
l^ht) wieder a^; man hat also
/(*)=.(x -«,)/.(*)• (8)
Man nennt x — x^ den «ur Wureel x^ gehörigen Witridfaktor
von /{x\
Ist a:, nicht Wurzel von /{x), so erstreckt sich die Teilbarkeit
nyr auf die Glieder vom zweiten angefangen in der Form (6), folg-
lich ist /(Xj) der verbleibende Divisionsrest Dieser wichtige Sach-
Worzftlf&ktorea. — Qornenche Diviaion. 199
verhalt kann so auBgesp rochen werden: Dividiert man /{£) durch
X — x^, so gibt der verbleibende Rest den Wert von /(«,) an; iti er NuU,
80 war x^ eine Wwrisel.
Hioin liegt das beqnamste Mittel, den zn einem Argumentwert x^
gehörigen Funktionswert zu berechnen und von einem Argument wert
zu entscheiden, ob er eine Wurzel seL Die daza führende Division
läßt sich nach einem von W. O. Homer (1819) angegebenen Schema
mechanisch ausführen. Man hat nach den gewöhnlichen Divisiona-
regeln:
( «•«•''
m.e^m.x,^-^ ( 4, . . . .
[«,(x,a,-h«,) -fa,]a:"-*-f «,*"""•
das Bildungsgesetz der Koeffizienten A^yA^^A^,'' des Quotienten
ist hiernach folgendes:
A^ — x^A^ -f 0\
nnd fährt, an einem speziellen Fall erläutert, zu folgendem Schema:
Um fix) — b3i^ — 2x^ -f- 4ar — 8 durch ic — 2 zu dividieren, schreibe
man die Koeffizienten über einem Strich nebeneinander und rechn«
an ihnen mit der Zahl 2 wie folgt:
6 — « 4 —8 ^
S { 6 8 90 (S8) ^
man bildet nämlich nach und nach 2-5 — 2» 8, 2*8 + 4 — 20,
2 • 20 — 8 =- 32; 32 ist als Divisionsrest durch Einklammerung ge-
kennzeichnet; es ist also
(6x* ^ 2a:« + 4i: - 8) : (a; - 2) - 5x« + 8x + 20 + -^,/(2) -32.
Um auf alle in Betracht kommenden Umstände aufmerksam zu
machen, sei noch die Division von /{x) — z* ~ ba^ — G durch x + 2
ausgefährt; das Schema lautet hier so:
1 0 --6 0 -6
— 2 I 1 ~ 2 — 1 2 (— 10)
und gibt
(ir* - 5x» - 6) : (x + 2) - a:» - 2a^ - a: -f. 2 - -}~, /(- 2) - - 10.
200 GleichuDgen. $ 2 AUgetueine Sätze dber böb. ft)gebrttlecbe Gleicbuogeo.
126. Aniabl der Wnneln «iner algebraisohen Oleiehmif .
Durch wiederholte Anwendung des Hauptsatzes, daß jede ganze Funk-
tion eine NuUstelle besitzt und durch den zugehörigen Wurtelfnktor
teilbar ist, ergeben sich die folgenden Ansätze:
/{x)^{x-x,)f,ix)
dabei bedeutet x^_^^ eine NuUstelle von /iix), das eine ganze Funktion
Yom Grade n — i mit dem Anfangskoeffizienten a^ ist; folglich ist
/^(x) — % selbst. Die Multiplikation vorstehender Gleichungen fOhrt
«••o " /(x) = a,(x - x,)(x -x,)-.(x- X,), (9)
aus welcher Darstellung unmittelbar hervorgeht, daß /(x) die Null-
stellen x^^x^, • ' x^ hat. Es gilt sonach der Satz : Eine Gleichung
n-ten Grades besitzt n Wurzeln.
Die Annahme, /(x) besitze außer den genannten Nullstellen noch
eine weitere, von ihnen verschiedene Nullstelle x\ hätte den Ansatz
/(«') «= a^(x' - Xi)(x' - ^s) • • • («' - O - ö
zur Folge, der aber, da die sämtlichen Differenzen von Null ver-
schieden sind, nur bestehen kann, wenn a^ =» 0 ist. Dann aber wird
/(x) vermöge (9) durch jeden Wert von x auf Null gebracht;
kann aber nur dann identisch Null sein, d. h. für jeden Wert von x
verschwinden, wenn die Koeffizienten einzeln Null sind:
a^ = 0, a, « 0, • • • a^ = 0.
Wenp also eine ganze Funktion n-ten Grades mehr als n NuH-
stellen hat, so hat sie deren unendlu^ vieie, indem sie fw jedm WtH
von x verschwindet.
Haben die zwei ganzen Funktionen
/{x) =- a^xr -f a,af - H ••• + «„
für mehr als n Werte von x gleiche Werte, so besitzt die Gleichung
/(a;)~i^(a;)-(ao-6o)^ + («i-^)^"'+---f (».-^J-0
mehr als n Wurzeln; infolgedessen ist notwendig
a.-ft^-0, a,-6,«0, a. - 6, - 0,
also
«0 — ^o> «1 — ^ > • • • «• — K
Anzahl der Wurzeln. -- Mehrfache Worxeln. 201
Zuei nach x geordnete Fdynome sind abo nur dann identisch
gleich y tcenn sie in den m gleichen Potenten gehörigen Koeffigientem
übereinstimmen.
Auf diesen Satz stQtzt sich ein rieifach angewendetes Verfahren
der Algebra, das von Descartcs unter dem Namen ,,Methode der
unbestimmten Koeffizienten" eingeführt worden ist.
1S7. Mehrfache Wurseln. Die Ableitung der Gleichung (9)
schließt nicht aus, daß sich unter den Werten ar,, j,, • • x,, die ab
Xullstellen der Funktionen /{x)f/\(x}, • • A,i^^) auftreten, gleiche
befinden. Sind beispielsweise aJj =«= z^ — • • • s— x^, alle folgenden aber
hiervon verschieden, so tritt der Faktor a? — rr, nicht einmal, sondern
it-mal auf, und Xj heißt dann eine k- fache Wurzd"^ die Gleichung (9)
aber nimmt die Gestalt an:
/ix) - a^{x ~ x,y{x - x,^,) . . . (o: - X,). (10)
Um die Bedingungen zu finden, welche /(a;) erfüllen muß, nmo:, zur
A- fachen Wurzel zu haben, entwickeln wir /{x) ^/{x^ -f a: — afj) nach
Potens«! von x — x^ (124):
/(*) -/(«.) + ^k* - *.) +-^r'^ (* - ^)' + • • • +^% ix-x,)",
soll x^ Ä-fache Wurzel sein, so mnß sich von der rechten Seite der
Faktor {x — x^fy und kein höherer, abspalten lassen; dies tritt aber
nur dann ein, wenn
/W-0, f{x,)^o, ... A-^H^)«o, y^)(x,)^-o
ist. In Worten heißt dies: Eine h- fache Nuüstelle van /(x) bringt
nicfU nur diese Funktion, sondern auch ihre Ableitungen bis zurk — X-ten
Ordnung einschließlich auf Null.
Ist Xj eine /»-fache Nullstelle, so lautet also die Entwicklung
von /(«):
/W-ry::7iV^--^ir+i.»...(k4.i)V«~<«J + ^i.«...«^^ ^^'
und es ergibt sich daraus:
/'\^)
-I,
folglich hat /'(x) dieselbe Nullstelle nurmehr k — 1-fach, y (x) noi^
mehr jT-^-fach, • • • schließlich /^* '*)(«) nurmehr einfach.
Bestimmt man demnach den gemeinsamen Teiler von /{x) and
/'(«), »o enthält er alle Wurzelfsktoren von /(x^y die zu mehriiMshen
202 GleichTingen. ^ 2. Allgemeine Sätze über höh. algebraische Gleichungen«
Wurzeln gehören, in einer um 1 niedrigeren Multiplizität ; spaltet man
also diesen Teiler g{x)f der durch das Verfahren der Kettend iyision
zu gewinnen ist, von /{x) ab, so bat die verbleibende Funktion
/(x):g(x) nurmehr einfache Nullstellen.
128. Komploze Wnrseln. Substituiert man in einer ganzen
Punktion /(x) (mit reellen Koeffizienten, wie hier ausdrücklich her-
vorgehoben werden soll; für x die komplexe Zahl u -\- ßi, vollführt
die angezeigten Operationen und faßt schließlich die reellen und die
imaginären Bestandteile zusammen, so ergibt sich eine 2^hl Ä 4- Bi.
Wiederholt mau den Vorgang mit der Substitution a — ßi, so ent-
steht das Resultat A — Bi.
Ist nun cc + ßi eine Wurzel, also Ä -{- Bi^O, so ist notwendig
-<4 — 0, jB=*0 (18); dann aber ist auch ul — JB» — 0, also auch
a — ßi eine Wurzel.
In einer Gleichung mit reellen Eoeffisrienien eiekt also eine kom-
plexe Wurzel die konjugiert komplexe notwendig nach sich.
Da hiemach komplexe Wurzeln stets paarweise vorkommen, so
hat eine Gleichung mit der Ä-facben Wurzel a + ßi auch a — ßi zur
Jfc-fachen Wurzel Weiter folgt daraus, daß eine Gleichung ungeraden
Grades notwendig mindestens eine reelle Wurzel besitzt
Die von einem einfachen konjugiert komplexen Wnrzelpaar her-
rührenden Wurzelfaktoren a; — a — /3t, x — a ■}- ßi geben zum Produkt
(x — ay -\- ß* == X* — 2ax -\- ct^ -{- ß*, also ein im reellen Gebiete nicht
zerlegbares quadratisches Trinom ic* + px -f q; zwei A*- fache konjugiert
komplexe Wurzeln führen demnach zur Ä;-ten Potenz eines solchen
Trinoms.
Alle Fälle zusammengefaßt, kann man somit sagen, daß eine
ganze Funktion mit reellen Koeffizienten sich darstellen laßt als Pro-
dukt von Faktoren, die vier Tjpen aufweisen können: x — Xj, (x — x^Y,
x*-\- px -{- q, (rr* -fl>^ -f 5)*; abgesehen ist dabei von dem immer auf-
tretenden konstanten Faktor a^. Die Herstellung dieser Produktform
und die Auflösung der Gleichung sind äquivalente Probleme.
120. Zu UBxn m enhany swisohen den Wnnela und den
KoefILilenten. Wenn man die beiden Darstellungen einer und der-
selben ganzen Funktion /{x\ das Polynom und das Produkt^ einander
gleich setzt, so entsteht die identische, d. h. für alle Werte von x
giltige Gleichung
OoOP'-f 0|a:"-*-f- ... 4. a, - <i^(jp— J0(ap — j^) • • • (x - «.).
Entwickelt man das Prodokt recMer Hand und ordnet es nach
Potenzen von x, so ergibt sich auf Grand «les letzt^ Satzes in 126
die Übereinstimmung der beidarsaüifj^eB Koeffitienteu, derzufoige also
Komplexe Wurzeln. — Symmetrische Gnindfonktionen der Warxeln. 203
2'-''- X
^i^---^,*(-i)-^;
die Summenzeichen beziehen sich der Reihe nach auf alle Kombi-
nationen ohne Wiederholung der 1., 2,y • • • n — l-ten Klasse aus den
Zeigern 1, 2, • • • n.
Diese Rdationen ztcischen den Wwjsdn und deti Koeffieienten ge-
statten die Losung der Aufgabe: Eine Gleichwig aufzustellen , die ge-
gebene Wurzeln besitzt. Eb sind dazu nur die vier Spezies im Gebiete
der komplexen Zahlen erforderlich.
Die auf den linken Seiten von (11) stehenden Wurzelfunktionen
haben die Eigenschaft, sich nicht zu ändern, wenn man die Wurzeln
irgendwie untereinander vertauscht; l<\inktionen dieses Verhaltens be-
zeichnet man als symmetrisch in Bezug auf ihre Argumente und
nennt die in (11) auftretenden die symmetrischen Grundfunktionen der
Wurzeln der Gleichung. Jede andere symmetrische Funktion der
Wurzeln laßt sich durch sie, also auch durch die Gleichnngskoeffi-
zienten rational darstellen. So kann man beispielsweise die Quadrai-
summe der Wurzeln einer beliebigen Gleichung berechnen, ohne diese
aufzulösen, aus den Koeffizienten allein. Denn
und mit Zuziehung der ersten zwei Relationen aus (11) ergibt sich
daraus:
130. Transformation der Unbekannten. Ein wichtiges Hilfs-
mittel der Umformung von Gleichungen zum Zwecke ihrer leichteren
Lösung bildet der Übergang zu einer neuen Unbekan$Uen, oder, wie
man dies ausdrückt, die Transformation der Unbekannten. Die neue
Unbekannte steht dabei mit der ursprünglichen in einer bekannten
Beziehung. Drei wichtige Fälle seien hier angeführt.
I. Setzt man x — kz, so geht die Gleichung /(x) — 0 über in
die neue ^^^^^ _ ^^^^ ^ a,il— ^-»-^ + . . . + a. - 0 (12)
and in der Produktform:
/;'.*) - a,(** - x,)(ks -x,)---iis- X,) - 0;
« — ^ m mm ^ «=»"
204 Gleichungen, § 2. Allgemeine 8&tze ober böb. algebraiiche Gleiebungen.
aus der letzteren erkennt man, daß die Wurzeln der neuen Gleichung:
X
*
k
durch Division der Wurzeln der ursprünglichen Gleichung mit k entstehen.
Man macht von dieser Transformation Gebrauch, um die Koeffi-
zienten der Gleichung auf größere oder kleinere Zahlen zurückzuführen.
Von der speziellen Transformation, die sich für ä; — — 1 ergibt,
wird häufig Gebrauch gemacht; man kann sie kurz als Zeichen-
änderung der Unbekannten oder als den Übergang von /(x) •= 0 zu
±/{— a:) — 0 bezeichnen, wobei das Vorzeichen links so gewählt wird,
daß das erste Glied positiv ausfällt
II. Die Substitution X'^z + k verwandelt die Gleichung /(«) — 0 in
/(, + *) -/(*) +q^ * +^-^ *»+••• + ,-^<^„ ^ ^ 0, (13)
eine Gleichung, die bereits geordnet ist nach den Potenzen der neuen
Unbekannten.
Die Berechnung der Koeffizienten kann in folgender Weise ge-
schehen:
/(Ä) ist der R^st, der bei der Division von /(x) durch x — h
verbleibt (125); der Quotient dieser Division ist
•—- ist der Rest, der bei der neuerlichen Division dieses Quo-
tienten durch X — h vorbleibt ; der Quotient dieser Division ist
1.2 ^183^+ ^1.2 -n^ '
'.-J ist der Rest, der bei der Division dieses Quotienten durch
X — h verbleibt usw.
Man erhält also die Koeffizienten von (13) als Reste bei der
wiederholten Division durch x — h, und zwar in der Reihenfolge von
der niedrigsten Potenz zur höchsten; die Divisionen werden am be-
quemsten nach dem Homer sehen Schema ausgeführt.
Um z. B. die Gleichung .r*— 2«*— 3a:*+ 1 - 0 durch die Sub-
•titution o; — i^ -f 3 zu transformieren^ hat man folgende Rechnung:
1 ~2 >-S 0 ^l
»1 1 1 0 Ö (1)'
I 1 4 12 (86)
: 1 7 (33)
i 1 (10)
1 (1)
Transformation «ioer UnbekiiiiitMi. -< Batnltaate cweier »Igebr. Gieichnngen. 205
nnd die transformierte Gleichung lautet:
gi^ 10ir»-f 33/«-h36f+l -0.
in. Durch die Snbgtitution x » - geht /(x) «- 0 aber in
und nach Beseitigung der Nenner weiter in
^/0)-«.^ + ö.-i^-'4-««-f^-*+ •• + a,^»-fa,zf-f-ao-0. (U)
Die Wurzeln dieser Gleichung sind die Reziproken Ton den Wurzeln
der ursprünglichen Gleichung.
Ist insbesondere
a«-.«±a. (»-0, 1, 2, .►. n), (15)
wobei durchwegs das eine oder das andere Zeichen gilt, so stimmt
die transformierte Gleichung mit der ursprünglichen — bis auf das
Zeichen der Unbekannten — überein, hat also auch deren V/urzeln.
In einer Gleichung mit der Koeffizientenrelation (15) gehört also zu
jeder Wurzel a?, auch deren Reziproke — ; ist der Grad der Gleichung
ein gerader, so teilen sich die Wurzeln in zwei gleich starke Gruppen,
deren eine die reziproken Werte der andern umfaßt; ist der Grad ein
ungerader» so yerbleibt noch eine vereinzelte Wurzel, die notwendig
1 ist Gleichungen dieser Art bezeichnet man als reziproke Gleichungen.
§ 3. Regultante and Diskriminant«.
131. Beanltante zweier algebraischer Oleichnngeti. I. Wenn
zwei Gleichungen
/(y) == «o!/" -r «ir "* -f • • • + o« -• 0 (l)
Ky) = ^jr-i-^y"-* + - +^-0 (2)
mit unbestimmten Koeffizienten yorliegen, so kann die Frage aufge-
worfen werden, unter welcher Bedingung sie mindestens eine gemein-
same Wurzel besitzen. Da die Wurzeln von den Koeffizienten ab-
hängen, so wird es dabei auf einen aus den Koeffizienten beider
Gleichungen znsammeiigesetzten Ausdruck, also auf eine Funktion
dieser Koeffizienten ankommen, der von vornherein der Name Besul-
tante beider Gleichungen gegeben werden soll.
Um dies zunächst an einem speziellen FaU zu erklären, seien die
Gleichungen quadratisch:
206 Gldehnngen. $ 3. Remltante und DiskriminaDte.
multipliziert man unter der Vorstellung, y könne in beiden dieselbe
Zahl bedeuten, die erste mit &|, die zweite mit — d, und addiert, so
entsteht:
der Fall, daß y » 0 eine gemeinsame Wunel sei, ist ausgeschlosseny
wenn man nicht die einschränkende Voraussetzung o, -= 0, 6, = 0
machen will; darum muß
(a^h^ — a,6o)y + aj &, — a, J^ - 0
BeiiL Multipliziert man hierauf die erste der Gleichungen (a) mit
— b^, die zweite mit a^ und bildet ihre Summe, so ergibt sich
Aus den beiden linearen Gleichungen folgt aber (121, EI)
a^hj — a,6o «i ^ ~ ^^
und in ausgeführter Form:
Dies ist also die Bedingung ftir das Vorhandensein einer gemein-
samen Wurzel, die linke Seite mithin die Resultante der beiden
quadratischen Gleichungen (a); der ausgeführte Prozeß ist aber die
Elimination von y zwischen diesen Gleichungen, (ß) die daraus herror-
gehende Endgleichung.
II. Um nun die Aufgabe der Resultantenbüdung oder der Eli-
mination allgemein an den Gleichungen (1) und (2) zu losen, multi-
pliziere man die erste der Reihe nach mit y""S y" "*,••• 1, die zweite
mit jT'S y*""*, • • • 1; das so entstandene System:
0,^»+"-*+ +««y"* -0
«ay" + aiy*-'H- • . • • -ha^-0
^y+ 61^-'+ +\-o
kann als ein System Ton m + ^ nichthomogenenen linearen Gleich-
ungen mit den m -f n — 1 Unbekannten y"* ^ " ~ S y" ''^ " " S • • y ange-
sehen werden, und die Bedingung für seinen Bestand lautet (181, III):
Reffuhant« sweier algebnifcher GleichuBgea.
207
i{-
-a
W
&o^ ••&.
Ä-
Hiermit ist die Aufgabe formell gelöst; die Resultante, durch
eine Determinante m + n-ten Grades dargestellt, in der alle nicht-
besetzten Stellen dnrch Nullen auszufüllen sind; umfaßt die Koeffi-
zienten beider Gleichungen in einer leicht zu aberblickenden gesetz-
mäßigen Form.
Das hier befolgte Verfahren ist von J. SylTester (1840) an-
gegeben worden und wird ab die dialjtiache Methode bezeichnet.
Fdr die zwei quadratischen Gleichungen (a) ergibt sich nach
diesem Verfahren die Resultante zunächst in der Form:
«0 »i «t 0
^ ^ ^ 0
multipliziert man die dritte Zeile mit a^ und subtrahiert Ton ihr die
mit b^ multiplizierte erste, so wird
Og Ol 0^.0
0 o» <hs ^s
0 a^ftj — Oj^o OoK^^K ^
woraus weiter^ wenn xhaa die dritte Zeile mit o, multiplisiert und die
mit &| multiplizierte enle Ton ihr subtrahiert^ herrorgeht:
so daß schließlich
folgt in Übereinstimmung mit (ß).
a,B«
«0 «i ^s
i ^ ^ ^
B-
«11
C,3 • .
c^ . . . .
«1,« + «
^ + 1,1
208 Gleichongea. § 3. RetalUute und DUkrimiDante.
132. Ber Sati von B^iont. Wir kehren zu den Gleichungen (1),
(2) zurück; alb deren Resaltante das in (3) angeschriebene li erkannt
worden ist, nnd nehmen an, jedes a^ and h^ sei eine ganze Funktion
von X vom Grade i: dann sind / und y ganze Funktionen von x, y
vom Grade m, bzw. », geordnet nach Potenzen von y; li aber ist
jetzt eine ganze Funktion von x, deren Grad nun bestimmt werden
soll. Bezeichnet man das Elementensystem von R symbolisch durch
w
und vergleicht dies mit dem faktischen Elementensjstem, so bemerkt
man, daß in der ersten Zeilenserie
«it =" ^; wenn k — i <0 und k — i > #w, sonst aber c^^ — a^^^y
in der zweiten Zeilenserie
«!. + <,* "* ^? wenn /»;•—»< 0 und A; — » > n, sonst aber c,^, ^ = 64.^.
Nun lautet das allgemeine Glied von R in der Schreibung (4),
vom Vorzeichen abgesehen,
und enthält es keines der Elemente von den leeren Platzen, in welchem
Falle es ja Null ist, so ist sein Grad
— «i + OjH r »n^ Hi-r th-i rPm 2 *
also, da die Summe der a und ß gleichbedeutend ist mit der Summe
der Kolounenzeiger 1, 2^ » ■ ' m -^ n in irgend einer Anordnung,
— .- — _ ■ — -■'•■■-•■- «^ wiw.
Somit sind alle Glieder von 12, daher aoch R selbst, ganze Funk-
tionen vom Grade mn und die Gleichung
Ü-O,
die die Bedin^ng geroeinsamer Wurzeln y ausdrückt, mn-ten Grades;
es gibt also mn Werte von ar, für welche die Gleichungen /-» 0,
^ — 0 eine gemeinsame Lösung nach y haben. Dies gibt den Satz
von B^zout:
Satz Ton B^oot — IHskriminante. 909
Zwti al^hraistke Gleiekungm mit dm UmbekamUM Xp y,, vom
Crrarle m und Hy beiitMeti mn Lösungen.
Hierbei aind wiederholte Lösusgen entsprechend ihrer Multipiizität
und komplexe Losungen ebenso zu zahlen wie reelle.
Es ergeben also beispielsweise zwei quadratische Gleichungen
Tier gemeinsame We^tepaare, eine quadratische mit einer kubii^chen
deren sechs usw.
133. Diskriminante einer algebraleohen Oleiohung. Unter
den Wurzeln einer Gleichung mit unbestimmten Koeftizieiiten werden
sich mehrfache nur dann befinden, wenn die Koeffizienten in einer
gewissen Beziehung zueinander stehen. Einen Ausdruck aus den
Koeffizienten, welcher geeignet ist, darüber zu entscheiden, wollen wir
als die Diskriminante der Gleichung bezeichnen. Ein solcher Aus-
druck leistet noch mehr; da nämlich der Übergang yon reellen zu
komplexen Wurzeln durch wiederholte Wurzeln erfolgt, so dient die
Diskriminante auch dazu, solche Wertrerbindungen der Koeffizienten,
die zu reellen Wurzeln in bestimmter Anzahl fahren, zu sondern ron
andern Wertverbindungen, die zu einer größeren oder geringeren An-
zahl reeller Wuczeln Anlaß geben.
Die quadratische Gleichung bietet das einfachste Beispiel der
Diskriminantenbildung. Man erhalt als Auflösung tou
o^ä' -h 2aj« -f 0, «-' 0
die beiden Wurzeln
^- -— ,
ihre Beschaffenheit hangt von dem Ausdruck
i) = aj — a^a^ \
ab, der unter dem Wurzelzeichen steht; ist er positiv, so sind die
Wurzeln reell und verschieden; ist er negativ, so sind sie imaginär
ond auch verschieden, weil konjugiert komplex: nur wenn Z> — 0,
werden die Wurzeln einander gleich. Der Ausdruck D ist also ge-
eignet, als Diskriminante der obigen quadratischen Gleichung ange-
sehen zu werden, und Z) » 0 ist die Bedingung einer zweifachen
Wurzel
Nun ist in 127 die notwendige und hinreichende Bedingung da-
filr erkannt worden, daß eine Gleichung /(x) — 0 beliebigen Grades
mindestens eine mehr£sche Wurzel besitze; sie besteht darin, daß fUr
eine solche W^urzel auch /'(x) — 0 sein muß. Daraus ergibt sich
der Satz:
Soll die Gleidiung /(x) — 0 eine mekrfadie Wursd haben, so ist
notwendig und ausreiehend, daß das Gleichungspaar /{x) -• 0, /\x) — 0
eine gemeinsame Wured hesitst; mithin kann die BesuUemie der beiden
leisten Gleieimngen als Diskriminatite der ersten genommen werden.
Cs«b«r, HOb«re Mathematik. tJÜia 14
210 Gleichungen. § 43. BesulUnte und Dukriminunte.
Das allgemeine Verfehren zur Bildung der Resultante zweier
Gleichungen ist aber bereits in 131, U angegeben worden.
Auf den Fall der quadratischen Gleichung
a^x^ -f 2a^x + «i — 0
angewendet ftlhrt dies zu folgender Rechnung: Durch Differentiation
und nachherige Kürzung mit 2 erhält man
Oorc-j-Oi-O;
die Resultante beider Gleichungen ist
1 0 %a^\
und daraus ergibt sich, nach Weglassung des Faktors — a^, der not-
wendig von Null yerschieden ist, die vorhin gefundene Diskriminante
D -» «1 — a^a^\ tatsächlich ist aber mit JR ■= 0 auch D =* 0.
Für die Gleichung dritten Grades
x^'\- px •\- q^^Qy
deren Ableitung lautet:
läßt sich die Aufsuchung der Bedingung für gleiche Wurzeln dadurch
vereinfachen, daß man erst aus der ersten Gleichung x' mit Hilfe
der zweiten eliminiert;
3a;«-f 3pa:4-35r=-0
3a;' + px —0
geben nämlich durch Subtraktion
2,px -f 3v - 0;
der hieraus für x gezogene Ausdruck in die quadratische [Gleichung
eingesetzt führt zu
oder zu
das Vorhandensein gleicher Wurzeln ist also durch das Verschwinden
des Ausdrucks 27^'+ 4p' bedingt, der hiemach in der Diskriminante
als Faktor enthalten sein muß.
Man kann der Diskriminantenbildung auch den folgenden Ge-
danken zugrunde legen. Das Quadrat des Produkts aus allen Wursel-
differenzen einer Gleichung ist eine symmetrische Funktion der Wurzein,
weil es bei irgendwelcher gegenseitiger Vertauschung derselben un-
verändert bleibt — vom Produkt selbst würde dies nicht gelten. Nach
DiskriminAnte. — Wonelgransen. 211
einer am Schlüsse Ton 129 gemachten Bemerkung ist aber jede sym-
metrische Funktion der Wurzeln durch die Gleichungskoeffizienten
rational darstellbar; die so erhaltene Funktion der Koeffizienten hat
aber vermöge ihres Ursprungs die Eigenschaft, dann, aber auch nur
dann Null zu sein, wenn sich unter den Wurzeln gleiche befinden;
sie kann sich somit von der Diskriminante nur durch einen konstanten
Faktor unterscheiden*).
Bei der quadratischen Gleichung ist beispielsweise die einzige
Wurzeldifferenz ± -^-^LT" ?»/^ , je nachdem man die eine oder die
andere Wurzel als die erste annimmt; ihr Quadrat -^^-"^j*"^^^ enthalt
tatsachlich D ^ a* ^ a^a^ als Faktor.
§ 4. Numerische Gleichungen.
134. Allgemeine Orensen der Wnrseln. I. Unter einer
numerischen Gleichung versteht man eine Gleichung, deren Koeffizienten
besondere Zahlen sind. Die Wurzeln einer solchen sind somit be-
stimmt. Zu ihrer Auffindung sind Methoden ausgebildet worden, die
unabhängig von dem Grade der Gleichung Geltung haben. In der
Regel haben nur die reellen Wurzeln ein Interesse; wir beschranken
uns daher auf die Aufsuchung dieser.
Als ein wichtiger Umstand erweist sich die Stetigkeit der ganzen
Funktion^ die wieder eine Folge ihrer Endlichkeit ist. £ine ganze
Funktion
/(a:)-aoa;^-f ajif-i-f ••• + a,
ist f&r jeden endlichen Wert Ton x endlich, weil sie das Ergebnis
einer endlichen Anzahl von Multiplikationen und Additionen bildet
Das gleiche gilt von ihrer Ableitung
/Xx) - «o^a--^ 4- (» - l)aia?-*+ • • • H- ö,.„
die ja wieder eine ganze Funktion ist. Die Endlichkeit der Ableitung
hat aber die Stetigkeit der ursprünglichen Funktion zur Folge (67).
Von den Eigenschaften einer stetigen Funktion kommt hier ins-
besondere die in Betracht, daß sie jeden zwischen zweien ihrer Werte
liegenden Wert annimmt (51, 3.). Hat also /(x) fUr a und b ent-
gegengesetzte Werte, so muß es zwischen a und b mindestens eine
Steile geben, an der /(x) Null wird. Dies führt zu dem für die vor-
liegende Aufjgabe wichtigen Satze:
,^,.1)
1) Han definiert die Diskriminante ala das mit (—1) ' a^^-t multipli-
zierte Quadrat des Wuneldifferenzenpfodukts, wobei fi den Or»d der Oleichnng
bedeutet.
212 Oleichangen. § 4. Nninthsehe Gleicbungen.
Sind /(a) und /(b) ungleich heäeichnd, so lietjt in dem LuiervaU
(er, h) mindestens eine Wurzel der Gleithung /{x) ^ 0, u$id wenn m^,
80 deren eine ungerade Zahl.
Dieser Sachverhalt gestattet schon mancherlei Schlfisae. Man
kann immer bewirken, dab in der Gieichang
y(x) »- aoX- 4- ci, af -1 + • • • 4 a„ = 0
der erste Koeffizient a^ positiv sei; ist n ungerad, do ist /(— oo) — — oo,
y (oo) ^^ c»; da / (0) = a^ so findet bei dem Übergange von o: «• — oo
zn a: ««= o eine Zeichenänderung bei /{x) statt, wenn a > 0; ist hin-
gegen a^< 0, so erfolgt die Zeichenänderong bei dem Übergange von
a: '^ 0 zu X '^ oo. Demnach:
Eine Gleichung von ungeradem Grade hat mindestens eine redle
Wurzelf deren Zeichen das entgegengesetzte des ahsfytuten Gliedes ist.
So besitzt ^x^ — 5 j;* + Ga; + 3 -' 0 sicher eine negative, 2a:' — 3a;'-- 4
— 0 eine positive Wurzel.
Lst w gerad, so ist /(-^ <x>) — <x> ond da y (0) «. a,, go erfolgt
eine Zeichenänderung nur dann, wenn a„ < 0 ist , dann aber BOirohl
von a* »» — (X) zu a: ^ 0 als auch von a* = 0 zu x *- ^. Hiemach
gilt die Regel :
Eine Gleichung von geradem Grade, deren absolutes Glied negativ
ist, hat siduyr soivohl eine pasiHve als auch eine negatioe Wurzd.
Von einer Gleichimg dieser Art, aber mit positivem absoluten
Uiied läßt sich nur aussagen, daß sie entweder keine oder eine gerade
Anzahl reeller Wurzeln hat.
Das erstausgesagte gilt beispielsweise von der Gleichung x* — 2a?'
4- 3a: — 4 ^ 0, das letztere von x* — 2x* -{- 3a: + 4 = 0
II. Eine Vorfrage, durch deren Erledigung mitunter umstt'vndüche
Rechnungen vermieden werden können, ist die nach den Schranken
der Wurzeln. Ein zweckmäßiges Mittel, solche zu finden, bietet die
Newton sehe Regel, welche besagt:
Wenn /il)y/\l),r(T)y • '/^""H^) sänUlu^ positiv sindy s\) kann
keine Wurzel der Gleichung /(x) -= 0 tÄör / liegen: folglich ist l eine
obere Schranke der Wuredn.
Denn,
+ 1.«. -(n-l)^^ '^^ + 1 « «^* '^
ist unter den gemachten Voraussetzungen positiv ftlr jedes x> l, da
y(")(^ >» 1 • 2 • • • tiao immer positiv ist, wenn mau für a^> 0 sorgt.
Geht man zu ± / (— x) «> 0 über und bestimmt zu der so trans-
formierten Gleichung wieder die obere Sehraake l\ so hat man in
— r die nntere Schranke für die Wurzeln von /(x) — 0. i
Wartelgr^meii. — Satz vou Dateariet. f 18
Bei der Autfdhrung gebt man fon /^^'^\x) au», wählt x (gaot-
zahlig) «0, daß gerade noch /<""*>(«) > 0 wird, echreitet dann ku den
niederen Ableitungen vor und erhSki dabei x nach Bedarf, um das
poBiÜTe Zeichen zu erhalten. Das folgende Beispiel die Gleichung
2j^-- ö«*^— ^ar + S «— 0 betreffend, wird dies erklären:
/i?) -/(- ')
2*»- 5x«-8« + »i4
2«»+ 6««-»x-
-3{«
6«»- 10« -8 jS
6*»+ 10* «
!i
12« - 10 11
i2z + 10
io
/"{x) ist positiv ?on «—1 aufwärt«; /'(l) ist aber negativ, auch
/'(2) und erst /'(3) ist positiv; /(3) fallt negativ aus, aber schon
/ (4) ist positiv; also ist J — 4. Ähnlich schließt man im andern
Schema und kommt so au T = - 2.
135. Der Sats von Deioartas. Man spricht in einer nach
den Potenzen von x geordneten Gleichung von einem ZeUi^mtceckseL,
wenn zwei aufeinander folgende Glieder ungleich bezeichnet sind; im
andern Falle von einer Zeichenfolge. Zwischen der Anzahl der Zeichen-
wechsel und der Anzahl der positiven Wurzeln besteht ein gewisser
Zusammenhang, der sich auf die folgende Tatsache stützt: Weptn man
ein geordnetes Foltfnom mit x — p niultijduiert, tcorin p eine positive
Zahl bedeuiety so uäcJtst mindestens ein Zeichenwecfisd zu oder deren
eine ungerade ZaJü.
Faßt man nämlich die gleichbezeichneten Glieder, wie sie auf-
einander folgen, gruppenweise zusammen, so hat das Polynom
i(-l)''(ai')a-^^>4....fl<;>)
V Zeichenwecbsel; bei der Multiplikation mit x ändert sich an dieser
Sachlage nichts; bei der Bildung des zweiten Teilprodukts mit —p
schieben sich die Glieder um eine Stelle nach rechts vor, das Endglied einer
Gmppe kommt unter das Anfaugsglied der nächsten mit dem Vor-
zeichen, das dieses letztere schon hat, so daß vom Anfangsglied der ersten
Gmppe zum Anfangsglied der zweiten, von da zum Anfangsglied der
dritten Gruppe usw. immer wieder ein Zeichenwechsel stattfinden mnfi\
die im Innern der Gruppen etwa zuwachsenden Zeichenwechsel sind
notwendig von gerader Anzahl; denn der Übergang von -f- su — oder
von -- zu -f , wenn er nicht durch eimen Zeichenwecbsel erfolgt, kann
nur durch eine ungerade Zahl von Zeichffnwechseln geschehen; mithin
wächst bis zum letzten Glied der letzten Gruppe entweder kein Zeichen-
wecbsel zu oder deren eine gerade Zahl. Nun aber rückt dai Glied
— (— Vfa^^^p über die letzte Gruppe hinaus und bewirkt immer einen
214 Gleichungeo. § 4. Numerische Gleichungen.
neuen Zeichen Wechsel. Demnach ist die Gesamtzahl der zugewachsenen
Zeicheuwechsel entweder 1 oder eine ungerade Zuhl.
Es seien nun p^ Pt, - - - p^ die sämtlichen positiven Wurzeln der
Gleichung /(«) — 0 und
/{x) - (ar - p^)(x ~ j,,) . . . (x ~ p„)f{x),
so daß die Gleichung 9(0?) — 0 vom Grade n — n nurmehr negative
und komplexe Wurzeln besitzt; dann sind in (p(x) erstes und letztes
Glied gleich bezeichnet, weil sonst noch eine positive Wurzel darin
enthalten sein müßte (134. I), <p{x) kann also nur eine gerade An-
zahl von Zeichenwechseln enthalten. Da nun mit jedem Faktor x — p^
mindestens ein Zeichen Wechsel zuwachst^ und, was etwa darüber hinaus-
geht, eine gerade Zahl ist, so enthält f{x) mindestens 71 Zeichen Wechsel,
und was etwa darüber hinausgeht, ist gerad.
Aus diesen Erwägungen geht der erste Teil der Descartesschen
Zeichenregel hervor: Die ZM der Zeichentvechsel in /{£) — 0 ist gleidi
der Anzahl der positiven Wurzdn oder übertrifft sie um eine gerade
Zahl. In Zeichen:
U; -e Ä -f 2ik, (1)
wt> w die Anzahl der Zeichenwechsel ist und A' eine der Zahlen
0, 1, • • • — i^- bedeuten kann.
Geht man von der Gleichung /{x) — 0 zu /^(— a;) — 0 über, so
gehen die positiven Wurzeln der letzteren aus den negativen Wurzeln
der ersteren hervor; demnach steht die Anzahl v der negativen Wurzeln
von /{x) = 0 mit der Anzahl w der Zeichenwechsel von /{— x) — 0
in einem Zusammenhange, der sich in dem zweiten Teil der Des-
cartesschen Zeichenregel ausspricht: Die Zahl der Zeichentcechsel der
transformierten Gleichung /(— a:) — 0 ist gleich der Zahl der negativen
Wurzeln von /(x) — 0 oder übertrifft sie um eine gerade ZM. In
Zeichen:
u;'-v + 2ib, (2)
wo jetzt k sein kann 0, 1, • • • —j— .
Igt /(x) — 0 eine vollständige Gleichung, d. h. eine solche, in der
ftlle Potenzen von x von «" abwärts vorkommen, so gehen bei dem
Übergang von /(x) — 0 so /(— or) — 0 die Zeichenfolgen in Zeichen-
wechsel und umgekehrt über. Daraus ergibt sich die weitere Regel:
In einer voüständigen Gleichung kommt die ZM der Zeichenwechsel
Uful die Zahl der Zeichenfolgen hesiehungstoeise der Ansahl der positiven
und negativen Wurzeln gleich oder übertrifft sie um eine gerade Zahl.
Diese Regeln gestatten in manchen Ii'äUen die strikte Bestimmung
der Anzahl der positiven und negativen Wurzeln; in andern Fällen
SftU Ton DeteartM. ^ Gaazuthlige Waneln. 215
fahren sie nur zu einer oberen Grenze derselben. Einige Beiffpiele
werden dies zeigen; die Aufschrei bangen bedürfen keiner weiteren
Erklärung.
a) x* + 3x*-h2«*4-5x~6-0 (»- 1, «-1; w'-3, v- l oderS).
b) a:»-|-3x«~l-0 (m; - 1, « - 1)
- a:» + 3x»- 1 - 0 (if'- 2, y - 0 oder 2).
c) a:*-4a:« + 3Ä-8-0 («^-3, «-1 oder 3)
x*-4a:»-3a;--8-0 (u;'=l, v-1).
d) ar»--l-0 (fc-l, «-1; v'-l, v«l).
e) Ä*--hl«0 (ic-O, «-0; ii<-0, v-0).
186. Anfinioliiuig rationaler Wunelii. I. Einer Gleichung
mit gammhligt^n Koeftizienten gegenüber wird man zuerst die Fi'age
stellen, ob sie ganzzahlige Wurzeln besitze, also im Gebiete der gauzen
Zahlen in Faktoren zerlegbar sei.
Soll die Gleichung
in der die Koeffizienten ganze Zahlen sind, durch die ganze Zahl p
befriedigt werden, so muß diese ein Faktor von a^ sein, weil nach
der Substitution x =^ p alle vorangehenden Glieder durch p teilbar sind.
Die gamBohiigen Wurzeln von /(x) =» 0 sind also unter den Faktoren
des absoluten Gliedes zu suchen.
Die Anzahl der zu prüfenden Faktoren vermindert sich einmal
dadurch, daß nur die innerhalb der Wurzelschranken gelegenen in
Betracht kommen können, kann aber oft nocb weiter reduziert werden
auf Grand folgender Bemerkung. Ist
/(x)-(r-i>)y(ar),
■o hat <p{x) notwendig auch ganzzahlige Koeffizienten, und darum ist
sowohl
wie auch
eine ganse Zahl. Man berechne also mittels des Homerschen Schemas
/{— 1) und /(l)f wodurch zugleich — 1, 1 eventuell als Wurzeln er-
kannt und ausgeschieden werden; ein Faktor p von a, kann nur dann
Wurzel sein, wenn p -|- 1 in /(-- 1) und p-^l in /(l) ohne Bett
enthalten ist
Sind auf diese Weise die zu prüfenden Faktoren auf ihre kleinste
Anzahl reduziert, so erfolgt ihre endgiltige Prüfung and eventuelle
216
GleicbmigeD. § 4. Numehiche Gleichungen.
Auscbeidusg einzeln mittels der Hornei sehen Division; zum Schlüsse
Terbleibt eine Gleichung, die keine ganzza>iligen Wurzeln mehr zulaßt
Beispiel. Die Gleichnng
/(x) = 2a;*-H 4a^~ Ö9ar«- ßlx + 30-0
kann nach ihrer Zeichen Stellung 0 oder 2 positive nnd ebensoYie)
negative Wurzeln haben; die Schranken der Wurzeln ergeben sich
durch die nachfolgenden Schemata:
/w
/(~^)
2a;* -f- 4a^- ö9x*-6U-f 30, 6
8a;»+12a;*-118a;-61
48x +24
2a*- 4a^- 59i:'-f 61x + 30
7
8x^-12a:^-118x+61
6
24x*-24a;-118
3
48a; -24
1
es sind dies — 7 und 6; infolgedessen sind nur die folgenden Faktoren
von 30 zu prüfen:
± 1, ± 2, ± 3, ± ö, - 6.
Von diesen scheiden weiter aus ± 1, weil /(— 1) — 30, /(l) -= — 84,
dann 3 und — 5, vreil 3 4-1 und — 5 -f 1 in /(— 1) nicht enthalten
sind: es bleiben also
±2, - 3, 5, - 6
zur endgiltigen Prüfung, für die das folgende Schema eintritt
2
4
-59
-61
30
-1
2
2
-61
0
(30) -/(-l)
1
2
6
-53
-114
(-84) -/(l)
-2
2
0
-59
57
(-84)
2
2
8
-43
-147
(-264)
-3
2
-2
-53
98
(-264)
5
2
14
11
-6
(0)
-6
2
2
-1
0>)
± 2, — 3 sind, v^ie das Schema zeigt, nicht Wurzeln; 5 ist eine solche,
und nach ihrer Aasscheidung verbleibt eine kubische Gleichung mit
den Koeffizienten 2, 14, 11, — 6, die — 6 zur Wurzel hat, nach deren
Ausscheidung die quadratische Gleichung
2ar*+2x- 1-0
verbleibt. Es hat also die vorgelegte Gleichung die Wurzeln 5, — 6,
i 2 *
IL Nach Erledigung und Ansseheidung der eventuell vorhandenen
ganzzahligen Wurzeln wird nach gebrochenen Wurzeln zu fragen sein.
, -f j .
Oanzzahlige Wuhmsüi. — Qebroebene Wan«lii. f t7
Soll die Gleichung
mit ganzen KoeffizienUto durch den Brach x^-^ befriedigt hem, so muß
sein; dannn, vom zweiten angefangen, alle Glieder ganze Zahlen sind,
80 erfordert der Bestand dieeer Gleichung, daß auch das erste Glied
eine ganze Zahl sei, was nur in der Weise möglich ist, daß p ein
Teiler von o^, weil z und /) als teilerfremd vorausgesetzt werden
können. Die Nmner der gebrorhenen Wureein sind also unter den
Faliof-en des Koeffizienten der höchsten Potenz zu suchen; die Zahler
ergeben sich als die ganzzahligen Wurzeln der Gleichung
Hieraus geht unmittelbar hervor, daß eine Gleichung mit ganzen
Koeffizienten, deren erster 1 ist, gebrochene Wurzeln nicht haben kann.
Bei Ausführung des eben erörterten Verfahrens wählt man p ent-
weder = Oq selbst oder einem passenden Faktor davon, befreit die
Gleichung von den Nennern und geht dann wie in 1. vor.
Beispid. Die Gleichung
24a;*-505r*+35a;'- lOa: + 1-0
kann an ganzzahligen Wurzeln nur ± 1 haben. Da sie vollständig
ist und keine Zeichenfolge aufweist, so hat sie keine negative Wurzel,
wodurch schon 0 als untere Scliranke erkannt ist. Bei der Bestim-
mung der oberen Schranke:
./(^..
24a^~'^50x^Hh 35x»^ I0x+ l! 1
96x«- 150x*+70a? -10 11
288ar*-300x +70 |l
Ö76a? -300 U
zeigt sich, daß 1 obere Schranke und zugleich Wurzel ist. Nach ihrer
Ausscheidung, die durch das Homersche Schema bewerksteUigt «^ird,
verbleibt die kubische Gleichung
24x»-26x»+9x-- 1-0,
die sich durch die Substitution ^ ^ j^ verwandelt in
;f«~13j*+54#~72-.0;
ihre obere Wurzelgrenze bettimmt sich ani dem Schema
218 Gloichungen. § 4. Numerische Qleichongea.
6^-26 6
mit 6, das gleichzeitig als Wurzel erkannt wird; es bleiben also nur
die Faktoren 1, 2, 3, 4 von 72 noch zu untersuchen:
1 -13 54 -72
1 ! 1 -12 42 (-30)
2 j 1 -11 32 (- 8)
b\ l - 10 24 (0)
4 ! 1 - 6 (0)
und es erweisen sich 3 und 4 als Wurzeln; die letzte Zeile weist
nochmals 6 als Wurzel aus.
Vt A (t 111
Mithin sind 1 , j^ > Ji > lä ^^®^ ^' T ' T ' T ^^® Wurzeln der
Yorgelegten Gleichung.
137. DilTerenieiireiheii. Bevor an die näherungsweise Be-
stimmung irrationaler Wurzeln geschritten wird, muß einiges aus der
Differenzenrechnung vorausgeschickt werden.
L Aus einer endlichen oder unbegrenzt fortsetzbaren Folge reeller
Zahlen
Wo, Mj, M,, ...ti, (1)
werde die neue Folge
nach dem Prinzip gebildet, daß jede Zahl in (1) von der ihr nach-
folgenden subtrahiert wird, so daß also JUq=^ Uj — Mq, ^^i =" «*f — **i
• • • ^M,_i = t*M — w«_i ist. Man nennt (2) die Differemenreihe von (1).
Wird auf sie dasselbe Prinzip angewendet, 90 entsteht die Bweite
Differenzenreihe von (1):
in der also
irt.
In dieser Weise kann man zu immer höheren Differeazenreihen
fortschreiten.
Ist (1) endlich und aus n -f 1 Gliedern bestehend, so ist der
Bildung von Differensenreihen dadurch ein Ziel gesetzt» daß schließ-
lich eine eingliedrige Differenzenreihe J^Uq zustande kommt. Bei un-
begrenzt fortnetzbarer (1) aber kann die Bildung von Differensenreihen
im allgemeinen unbegrenzt fortgesetzt werden.
Arithmatifdie Reiheo höherer Ordnung. 219
Es gibt jedoch Reihen, bei denen sie einen Absobluß dsdnroh
findet, daß man nach r-maligem Differenzenprozeß zu einer Reihe
▼on gleicJten Gliedern kommt; denn dann bestände die nichste und
jede weitere Differenzenreihe aus Nullen. Eine so geartete Reihe be-
zeichnet man als arithmetiscke Reihe r-ter Ordnung. Die als arithme-
tiehe Reihe schlechtweg bezeichnete Zahlenfolge ist eine arithmetische
Reihe erster Ordnung.
IL Stellt man aus (1) die Reihe
au^, ati,, at«,, • • aw, (4)
her und wendet auf sie Differenzbildung an, so wird
^««<- «w<+i - ««.- «(«*<-n - ««.) - »^tt<; (&)
dieses Verhalten übertragt sich auf die höheren Differenzen, so daß auch
^aw^— az^'"«,.; (6)
war also (1) eine arithmetische Reihe r-ter Ordnung, so ist es (4)
auch.
in. Sind ferner die Glieder von (l) A.gf^fa^it3 vja djf Form
so wird
^aJu^-\-hJv^-\-c^J^c^-\ ; (7)
auch dieses Gesetz überträgt sich auf die höheren Differenzen, indem
^(aUi 4- hVf + cir^ -h • • •) - ^^"^t + &^ v< + czfii?, -f • • • (8)
wird. Sind u^, v^, ^o ' ' ' (< ~~ 0, 1, 2, • • •) arithmetische Reihen yon
der Ordnung r, r — 1, r — 2, • • • beziehungsweise, so ist die aus den
Aggregaten au^ -f bv^ -j- cw^ -f- • • • gebildete Reihe ebenfalls eine arith-
metische, und zwar von der Ordnung r.
IV. Die r-ten Potenzen der natiirlichen Zahlen bilden eine curith-
fnelische Reihe r-ter Ordnung.
Die Richtigkeit des Satzes ergibt sich durch folgende Induktion.
Es ist
^n*-(ii+l)«-ii«-2»-fl
^«»«-2(«>l) + l-(2ii-hl)-1.2, (9)
also konstant, daher 1', 2*, 3', • • • eine arithmetische Reihe 2. Ord-
nung; weiter
folgli^ unter Benutzung Ton (6), (8) und (9):
^n»- 3^fi» + 3^11-f ^1 -12.3, (10)
220 Gleichungen. § 4. Numemche GleichuDgeB.
1'; ^, B'y • • • somit düic arithmetifche Reihe 3. Ordnung; fbrner
^n* -= (w -f 1)^ - n* - 4ie» 4 6n* 4- 4n "h 1
^«^-4z/V-|-6^n*-h4^»ii + z/*l = 12 3 4, ^^^^
l*, 2*, 3*, • daher eine arithmetische Reihe 4. Ordnung usf.; all-
gemein gilt also
J'-an" « aJ'n'' - 1 • 2 • /a . (12)
188. Anwendimg auf ganse Fnaktionen. Die zwr Zahlen-
folge *) • 2, — 1, 0, 1, 2, • • • gehörigen Werte einer ganzen Funk-
tion n-ten Grades hüdm eine arithmetische ReHie n-ter Ordnung.
Ist /(x) =^ a^sf -\- aja:"~*-f • • + «»» »o ist nach dem Voraus-
geschickten
J^/(x) - Oo^»:^ + Oiz/^a^-* + • • • + ^a.- 1 • 2 • • na^. (13)
Die Berechnung der Werte • • - /(- 2), /(- l),/(0),/(l),/(2), • • •
gestaltet sich auf dieser Grundlage sehr leicht, wenn man die Struktur
des Tableans einer Reihe mit ihren Differenzenreihen:
Uo ^Uf, J^Ufi J\ ^u^
«1 ^/U,^ ^Mj ^'tt,
1*3 z/m,
näher betrachtet; es ist beispielsweise
folghch
^iti, -• Ju^ -f- .i/*«, (ir)
Ju^^Ju^- ^tii , OJ)
und analoge Beziehungen bestehen zwischen jeden drei derart situierten
Zahlen der Tabelle. In Worten: (a) Eine Zahl ist gleich der über
ihr stehenden plus der rechts neben der letzteren befindlichen, und:
(fi) £ine Zahl ist gleich der unter ihr stehenden minus der rechts neben
ihr befindlichen. Mittels der Regel (a) kann die Tabelle mechanisch
nach abwirtfl, mittels der Regel (/5) nach aufwärts fortgesetzt werden.
Als Grundlage sind n sukzessive Werte von /\x) notwendig, die man
am besten mittels des Hornerschen Schemas berechnen wird; denn
dann können Differenzen bis zur n—l-ten Ordnung gebildet werden,
und die konstante nte Differenz ist laut (13) von vornherein bekannt
1) Statt dieser Folge kann »nch eine Folge von Brüchen mit dieten ZAhlem
and irgend welchen Nennen genommen werden.
Tr«Diiiing der Wuneln.
Sfl
139. Trennimg clor Wuraeln. Di« Tabelle für fix), die sttm
Zwecke der WurßMrmmnff, d. h. tut Aufsuchoiig eolcher Interralle
▼on X angelegt wird, innerhalb deren sich je eine Wurzel befindet
(134, I.), braucht nur inneriialb der Wurselschranken l>ereohnet xu
werden.
Alf Beispiel diene die Gleichung
/('a?)-jc»-f Sar«- ITor-f ö«0.
Zuerst hat man zur Be^timmong der Soknmken:
/w
■A-x)
»»+3:r«~17är-|-5
«
X«-
-8x«-l7x~5!i
8x»+6x-17
2
3«»-
-6r~17 4
ßx 4-6
-1
ßx ~
-C l5
sie ergeben sich mit —6 und 3,
Sodann berechnet man drei sukzeseire Werte von /{x\ hier und
in der Regel am einfachsten /(- 1) - 24, /(O) « 5, /(l) — - 8; aus
diesen und jy{x) =» 1 • 2 • 3 =- 6 entwickelt sich die folgende Tabelle:
X
/
4/
/^y
^Z
~6
- 1
41
-24
6
-6
40
17
--18
6
-4
57
- 1
-12
6
-3
56
-13
- 6
6
~2
43
-19
0
6
-1
24
-19
6
6
0
5
-13
12
6
1
-8
- 1
18
2
~
9
17
3 8
Aus ihr ^eht herror, dafi die Qleichniig drei reelle Wurzeln hat,
die in den Intervallen (—6, —6), (0, 1), (2, 3) liegen; dies stimmt
auch zu den zwei Zeichen wechseln und der einen Zeichenfolge.
14kO. NAhernngsrerlUiren. Hat man ein Intervall (a, h) ge-
fanden, das eine Wurzel x der Gleichung enthält, so handelt es sich
darum, ihre Lage in demselben mit jenem Qnde der Annäherung zu
bestimmen, der jeweilen erforderlich ist. Eine wesentliche Hilfe
wird dabei das innerhalb der Wurzelschrauken gezeichnete Bild der
Funktion /(x) bieten, zu dessen Herstellung man zweckmäßig Milli-
meterpapier verwf'ndet und die Funktionswerte aus der vorstehenden
222 Gleicbnngen. § 4. NamerUehe Gleichtingen.
Tabelle benutzt. Dort, wo die Bildkurve die Abszissenacbse Bcbneidet,
befinden sich die Wurzeln; man kann aus der Zeichnung ihre Lage
etwas näher abschätzen als aus der Tabelle und so das Interraü (o, b)
von einer Einheit etwa auf ein Zehntel herabmindern. Dadurch kflrzt
sich das rechnerische NäheruDgsverfahren ab.
Von solchen Nähenmgsverfahren sollen hier zwei besprochen
werden: die Regula falsi und das Netvtofische Verfakrm.
I. Die Regula falsi. Setzt man x — a-fÄ=»6--ib, «o ist
/(a)-/(x-/0-/(«)-/'W* + -
A6)-./(x + *)-/(«)+/'Wi+--;
beschränkt man sich auf die Glieder mit der ersten Potenz der Korrek-
tionen Ä, k und beachtet, daß/(a;) — 0 ist, so folgt aus den beiden
Gleichungen:
A« Sa} m
k /{h) W
und daraus mit Rücksicht auf ä -fit — 6 — a:
und ^-* /(«)-/(*)
Der Näherungswert a-\-h teilt das Intervall in zwei Teile, und
auf denjenigen dieser Teile, an dessen Enden /(x) entgegengesetzt
bezeichnete Werte zeigt, wendet man denselben Vorgang an wie früher
auf (a, h) usw., bis man die nötige Zahl unveränderlich bleibender
Dezimalstellen erlangt hat.
Daß man es mit einem ^ä^efun^^erfahren zu ton hat, ist
geometrisch so einzusehen. Im Sinne der
Gleichung (1) wird das Intervall (a, 6), Fig. 42,
faj \\x ^ *^®* Teile geteilt, die sich so verhalten
wie die (absoluten) Funktionswerte an den
X^nden; diese Teilung besorgt die Sehne AB\
\p^ ihrem Schnittpunkt mit XX' entspricht also
C^^^^C:^>_^ der Wert a-^-h] die zweite Näherung wird
durch die Sehne AC erreicht und liegt näher
an der Wurzel asf, vorausgesetzt, daß die
Funktion zwischen a und h einen ähnlich einfachen Verlauf hat, wie
er in der Figur angenommen ist.
II. Das NeuioHSche Näherungsverfahren, Mit denfelben Bezeich-
nungen wie vorhin ist
0 -/(«) -./(« + A) -/(«) +/'(a)* +-f^»»+ • • •
0-/(x)-/(6-t)-/(6)-/'(»i)t +^V+ • ••;
WoneUpproximatioii. 228
bricht man, um zu einer ersten N&herung zu kommen, bei den Gliedern
mit der ersten Potenz Ton Ä, k ab, *o ergibt iich
Mit Rücksicht auf die geometrische Bedeutung von /\a) stellt
h den Abschnitt aH, den die Tangente in Ay Fig. 43, auf dem Inter-
vall (a, h) bildet, und ebenso k den Abschnitt Kb, den die Tangente
in B bestimmt. Wenn /*'(x) im ganzen Intervall (a, 6) dasselbe
Zeichen beibehält, fallt einer der Schnittpunkte H, K sicher in das
Interrail; ist z. B. /"{x) bestandig positiv, der Neigungswinkel der
Tangente gegen die Abszissenachse beim Durchlaufen desBogens^^
^-wr*^
Plf. 4J,*.
also wachsend, wie in (a), so schneidet die Tangente in B innerhalb
(a, h) ein, wahrend die Tangente in A ganz wohl an (o, h) vorbei-
gehen kann; und ist /"{x) bestandig negativ, der Neigungswinkel
also abnehmend, wie in (^), so führt die Tangente in A sicher zu
einem Innenpunkt, wahrend die in B auch außerhalb (a, h) einschneiden
kann. Durch Vergleichung dieser Fälle kommt man zu der Regel,
daß von dm leiden Forwdn (3) mim? (4) diejenige zu einer Annäherung an
die Wurzd führt, in tcddter der ZäJtler dasselbe Vorteidten besitzt tcie
f"(x) im ganzeti Intervall. Die zweite Näherung ergibt sich jedesmal,
wenn man von dem erlangten Näherungswert, 6 — jfc im ersten, a-^k
im zweiten Falle, ausgeht, wodurch man zu K\ beziehungsweise H'
kommt usw.
141. Beispiel«. 1. Am Schlüsse von 139 ist für die Gleichung
^+3jt«~ 17x4-5-0
die Trennung der Wurzeln vollzogen worden; es sollen nun die in
den IntervaUen (-6, -5), (0, 1), (2, 3) liegenden Wurzeln «i, a^ «b
approximiert werden.
Wurzel Xj.
224
GlMchangOD. § 4. NumorUche Gleichongeii.
Nftherangiwert:
a 6 /(a)--l
6 --5,98 /(5)- 0,0940
a«-5,98 /(«)- 0,0940
-6 +i^-~5,98
^_^?!..^ 5,982
^ 1,0940 '
5,98
6 5,982 /(6)
-5,98
-5,982
-5,9817
1
0,01483
3 -17
0,008 o,oa4
0,lÖ8ö3
- 5,9817
1 -2,98 0,8204 0,0940
1 -2,98? 0,83832 -0,01483
1 -2,9817 0,62044 0,00145
Wurzd x^. Hier ist durch Teilung in Zehntel zuergt «las engere
Intervall (0,3, 0,4) festgogtellt.
N&herungewert :
a-0,3 yra)=» 0,197 ,, o. ; o^ ^ o,313
6« 0,4 /O)-- 1,256
a —
0,313 /(a)- 0,00355
1,463
0,087 0,00565
6-0,4
'N^lä+ '^1^66
» 0,3132
0,3
0,4
0,313
/{b) =- - 1,256
ar« = 0,3132.
1 3 -17
' 1 3^ -16,01
1 3,4 -15,64
1 3,313 -15,9631
0,3132 1 3,3132 - 15,96231 0,00061
W irzel j-,. Teilung in Zehntel führt zu dem engeren Interrall
(2,6, 2,7)
a-2,6 /(a)-- 1,344
5-2,7 /(d)- 0,658
<!-. 2,667 /(a)-- 0,03026
h - 2,7 /{b) - 0,653
0,197
-1,256
0,00355
N&henmgtwext :
2,6 +^\^^—2,m
„„,.- , 0,OM0,OS0M ^ttOAK
I
1
1
1
Aafl0taiigMeh«mft.
a;,»2,6685.
3 --17
5
2,6
2,7
2,667
2,6685
5.6 -2,44
5.7 - 1,61
5,667 1,88611
6,6685 1,87362
-1,344
0,653
-0,03026
0,00026.
225
Die Samme der drei Näherungswerte ist
einstinimang mit der QleichaDg.
2. Die Gleichung
2«»+4x»-3-0
3 in voller Über-
hat nur eine positive und sonst keine reelle Wurzel, weil /(— 4?) — 0
keinen Zeichen Wechsel aufweist: femer ergibt sich aus
2arH 4i;»-3
1
10x*-hl2x*
0
40x» + 24x
0
120x* + 24
0
240x
0
1 als obere Wurzelschranke, folglich (0, 1) als ein Wurzelintervall^
dnrch dessen Zehnteilnng das engere (0,8, 0,9j gefuuden wird. Die
Anwendung des New ton sehen Verfahrens führt zu folgender Rechnung:
^
6
/W /'(h)
flh)
0,9 1 1,09698 16,281
0,067
0,833
0,11419 13,1415
0,0086
0,8244
0,00274 12,77466
0,00021
xsO,8U19
2
0 4 0
0
-3
0,8
2
1,6 5,28 4,224
3,3792
-0,29664
0,9
2
1,8 5,62 5,058
4,4522
1,09698
0,833
2
1,666 5,38778 4,48802
3,73^62
0,11419
0,8244-
2
1,6488 5,35927 4,4181^
3,64233
0,00274
0,82419
2
1,6482
\S .\35856 4,41647
3,64001
0,00005
Caaber, Höhere Mftth«m»tik. %. Ant
16
226 Oleichunp'Pn. % 6. Algebraitehe AuflOtung d. Gleicliangen S. n. 4. Grades.
§ 5. Algebraische AnflSsung der Gleiebniigeii dritten
und vierten Grades.
142. Die kubische O-leichung. Man kann die allgemeine
kubische Gleichung
a^x'-\-a,or^-\-a,x^a^^O (1)
zunächst durch Division mit üq yereinfachen; bezeichnet man die
Quotienten "' , '*' , * mit a, 6, e, so lautet sie dann
Oo ^0 ^0
/(a;)-a:'-f aa;* + 6^-hc=-0. (2)
Für die weitere Behandlung ist es von Vorteil, sie derart zu
transformieren, daß die zweite Potenz der Unbekannten ausfällt: setzt
man zu diesem Zwecke
a; =- ;? -f Ä,
so wird
/(. + h) - /(/,) + /'(*> + -gi ^ + Ql .' - 0:
das Ziel ist erreicht, wenn man h so bestimmt, daß
wird; dies führt zu ä= — also zu der Transformation
Die Koeffizienten der transformierten Gleichung ergeben sich aus i
dem folgenden Schema (130; 2.): \
Iah e j
1 *T -'-fv* ar-T+')-'^
■ i (0)
(1)
die Gleichung selbst lautet also:
z'-i-pi-hq^O (4)
und heißt die reduzierte kubische Gleichung.
148. Löanng der realisierten knbisohen OleicbungJ). Zum
Zwecke der Losung von (4) werde
1) Der erste, der die AaflOrong der (redoiierten) kubitobeu Gleichung faud.
war Scipione del Ferro (su Ueginn des 16. Jhrb.^; nach ihm, Tielleichi nicht
selbiUludig, gpUngte dazu Nicolo Tariaglia, 6»f sie Hieronimo Cardano
niiteilt^ durch deu die erste VerOffentlicbong (1&46) erfolgte.
Die kuoitcbe oleicbung 227
gesetzt ^); eine solche SabstitutioD bietet den Vorteil, daß maD den
leuen Unbekannten u, v eiue Bedingung anferle^en und diesen Um-
stand zur Vereinfachung der Qleichung benutzen kann.
Die Substitution (5) führt zunächst auf
u* 4 3ii»f + 3t4t;* -f i;' + p(u -f t;) -|- g - 0
und wegen *dt4*v -4- »^mo* =« $uü{u -f v) weiter auf
w' -f r» -h (3fiv + p)(« + ») -f ^ - 0.
Diese Gleichung erfahrt eine erhebliche Vereinfachung, wenn man
über Uy V so verfügt, daß
3Mt+p = 0 (6)
wird: denn sie reduziert sich dann auf
M* + v» -f 5 «- 0. (7)
Bildet man auf Grund von (6) und (7)
m' + r* = — g
(8)
«V »-(!)•,
so ist zu beachten, daß die zweite dieser Gleichungen umfassender
ist als die Gleichung (6), ans der sie hervorgegangen ist; denn sie
bliebe dieselbe, auch wenn statt /) genommen würde ptv oder pw\
wobei Wy ic^ die komplexen dritten Wurzeln aus 1 bedeuten (22, 2.);
es ist ja w* = (m;*)* = 1.
Wegen den Eigenschaften (H) sind aber u^,v^ die Wurzeln der
quadratischen Gleichung
o'+'io-{^y-o, (9)
die man als die fpi<idratischeii Besolvente von (4) bezeichnet; man
kann also
«' = - ^ + yär+ ä) ' «^- - 1 -ViW^w
setzen und erhalt im Sinne von (5) die Losung in der Gestalt
Diese Formel, die Cardanische Formd genannt, liefert aber, da
jede Kubikwurzel drei verschiedene Werte besitit, neun verschiedene
1) Dieser Vorgang wird mit dem NameD des Amsterdamer BOigenneisItn
J. Hudde in Verbindung gebracht, der ihnl6A7 pablizierte; doch hatte Hujgent
schon 1666 die nicht wesentlich verschiedene Sabstitution i «« v — « sa
gleichen Zwecke verwendet.
16»
230 GleichuogeiL § A. Alfjrebraische Anflösung d. Oleicfaangen 3. u. 4. Qrade'i
80 daß die Wurzeln einzeln laaten:
^,= 2)/-|-cos(|- + 120») (13)
«,= 2]/--|cos(|+240').
Sie sind also reell und untereinander verschieden und lassen sich,
nachdem man den Hilfswinkel cp aus (12) bestimmt hat, auf loga-
lithmischem Wege rechnen.
145. Beispiele. 1. Um die Gleichung
zu lösen, hat man sie zuerst mittels der Substitution a:=— ;r-f- t ^n
reduzieren; hierzu dient das Schema:
1 —4 j —8
- 7- '')
9 V 27/
3 a
-', (-1)
aus dem sich die reduzierte Gleichung
abliest. Bei dieser ist nun
^ "^ W U/ ~ ä*"3« ' ■ " V 3« -^ ^'
somit liegt der Fall I, 144 vor; die reellen Werte der Kubikwurzebi
sind:
^-
n
^ 64
4
"" S'
B =
-fr
63
64 '
1
'"'3>
sie
ergeben laut
(11):
6
, »
.
6 ^ «
V»
j^-
6
^6
■ivi.
woraus schließlich
erhalten wird.
2. Die in 141, 1. nach den Methoden för die Auflösung nume-
rischer Gleichungen behandelte Gleichung
soll nun nochmals nach der Auflösungsmethode fQr kubische Gleichungen
Anflöfangitcb
291
erledigt werden. Zur Redaktion hat man x ^ / — - 1 zn setun und
findet aus dem Schema:
1 8 —17 6
1 t — 19 (14)
l 1 (-10)
die reduzierte Gleichung
Hier ist nun
jr» - 20f -f 24 - 0.
12«.??f<0,
es liegt also der casus irreducibilis Tor, fOr den die Formeln (13)
gelten. Man hat in siehenstelliger logarithmischer Rechnung:
log|_
log >/-(!)•
1,079 181&
1,235 8631
log cos (180* - ip) ,
180» ~y
9 i
9,843 3181
45M8' 8"
134 11 52
9 \
"8 '
44 43 57
|-f 120»
164 43 57
?4-240»;
284 43 57
log*2 i 0,301 0300
log]/-! I 0,411 9544
log 2]/- I ' 0,712 9844
log oot I
logzi
0,712 9844
9,861 5032
"pS 4876
3,668 49
I 0,712 9844
log coi (1 4- 120*) j 9,984 3954 («)
<og (- h) 0,697 3798
f, j ~ 4,98172
«1 i 2,668 49 :?^ ! - 5,98172
0,712 9844
log cos (][ + 240*) j 9,405 3576
iogV» O4I8 3420
j^ 1 1^13 23
^U^13 23
Die Probe Xi+j^ + jC, — — 3 gibt ein TÖilig zutreffendet Re-
sultat.
3. Dreiteilung des WMds. Dm Problem, einen Winkel daroh
Konstruktion in drei gleiche Teile zu teilen, gehört zu den klassisches
I
232 Oleichuo^n. § 6. Algebraische Auflöeuog d Gleicbangen 3. u. 4. Grades.
Aufgaben der Mathematik. Der Nachweis der Unnidgliehkeit seiner
dementarm Lösung im allgemeinen, d. h. abgesehen von besonderen
Annahmen, gehört der neueren Zeit an.
Man nennt die konstruktive Lösung einer Aufgabe elementar,
wenn sie sich durch Anwendung von Lineal und Zirkel streng aus-
führen läßt. Elementar darstellbar sind nur solche Ausdrücke, die
sich aus den gegebenen Größen — Strecken — durch rationale Ope-
rationen und durch Quadratwurzebt in einer endlichen Anzahl von
Verbindungen zusammensetzen. So können also beispielsweise Aus-
drücke, die sich als Wurzeln von linearen und von quadratischen
Gleichungen ergeben, elementar konstruiert werden.
Ist eine Gleichung Tom dritten Grade in bezug auf die zu be-
stimmende Größe, so ist eine elementare Konstruktion ihrer Wurzeln
nur dann möglich, wenn sie sich zerlegen läßt in drei Gleichungen
ersten Grades oder in eine Gleichung ersten und eine Gleichung zweiten
Grades mit Koeffizienten, die sich aus jenen der ursprünglichen Gleichung
rational zusammensetzen; man sagt in solchem Falle, die Gleichung
sei redusfihel. Im ^andern Falle heißt sie irredueibel, und da ihre
Lösung dann Kubikwurzeln enthält, so ist die elementare Konstruktion
der Wurzeln ausgeschlossen. Die Betrachtung kann auf Gleichungen
höherer Grade ausgedehnt werden.
Die Aufgabe der Dreiteilung eines Winkels (p führt auf eine
kubische Gleichung. Ein Winkel kann linear bestimmt sein doroh
eine seiner trigonometrischen Funktionen in bezug auf eine gegebene
Einheit; es sei z. B. cos ^ =^ a; nun ist
setzt man also cos ^ «» x, so hat man zur Bestimmung dieser Größe
008 op » 4 CO«* ** — B cos '' :
n 9
I COS j
die Gleichung:
4x'-3rr-ei-0. (1)
Diese Gleichung löst die Aufgabe der Dreiteilung für drei Winkel;
a ändert sich nämlich nicht, wenn man ip um ein Vielfaches yod
360® ändert; es ergeben sich also außer x, -= cos ^ noch die Wurzeln
^ - CO.? +3?*«* - co.(f ,+ laO») und *. ^. coeS+l^*""'- co»(f + 240»);
alle andern Vielfachen führen über die Figur, die die Teilungsstrahlen
zu diesen drei Wurzeln enthält, nicht hinaus.
Keine der drei Wurzeln ist im allgemeinen aus der Strecke a
und der Einheit elementar konstruierbar.
Man kann die Frageotellung umkehren und nach solchen Winkeln
fragen, die eine elementare Dreiteilung zulassen. Die Antwort darmaf i
Dreiteilung <ie« Winkele. 23^
ist die folgende: ist { irgend eine Sti-ecke, die aas der Einheit darch
elementare Konstruktion gewonnen wurde und kleiner ist als 1 dem
Betrage nach, und erzeugt man aus ihr, was wieder durch elementare
Konstruktionen möglich ist, die neue Strecke a « 4J' - 3J, so liefert
jede so gewonnene Strecke, für a in (1) eingesetzt, eine Gleichung^
deren Wurzeln elementar konstruiert werden können.
Es mögen noch einige spezielle Falle zur Erläuterung augoftthrt
werden
Die Annahme « — 1 führt zu einer reduziblen Gleichung; denti
4^?^ — 3« ~ 1 -» 0 zerfallt in die Gleichungen
r - 1 - 0, i^X-^r 1)' - 0,
deren Wurzeln 1, — _, — sind. Es ist dies die Dreiteilung der Winkel
Ton 0,360 und 8W.
Mit a = 0 gelangt man zu der Gleichung 4a.' — 3j: — 0, deren
Reduzibilitat unmittelbar zu erkennen ist; sie zerfallt in
:r = 0, 4x» - 3 =- 0,
ihre Wurzeln sind also ö» — « ' 2~ * ^^^'^ ^ *^*® Dreiteilung der
Winkel von 90, 450 und 810° enthalten.
Auch die Annahme a =^ — = ergibt eine reduzible Gleichung; denn
4r»- 3a -^^ läßt sich auflösen 'm\x{^ ~ ^^^{x-^^^[x -\- ^\
/4x* ~ — 1 V somit zerfallt die kubische Gleichung jetzt in
' y'2 ' >/« *
und hat die der elementaren Konstruktion zugänglichen Wurzeln t=,
V-lX? i±^. ffiennit ist die Dreiteilung der Winkel ?on 46,
405 und 765® erledigt
Aber schon die Annahme a = ^ führt auf eine irreduzible Glei-
chung, die Dreiteilung des Winkels von 60* kann elementar nicht
ausgeführt werden.
146. Die biquadratisohe Oleiebnng. Indem man die all-
gemeine Gleichung vierten Grades
a^j!" -f ö^x« -}- a,x* -f 0»« + «4 - 0 (l)
durch den Koeffizienten der höchsten Potenz dividiert und die auf-
tretenden Quotienten mit a, h, c, d beseichnet, nimmt sie die Gestalt an:
234 GleiobuDgeii. § 6. Algebraische AutJOrang d. Gleichungen 3. u. 4. Grades.
/\x) - ar* -f- ax^ -f ftj;* + ca: + rf - 0. (2)
Wie bei der kubischen Gleichung erweist es »ich als vorteilhaft,
durch eine Substitution
80 ZU transformieren, da6 die nUchstniedere Potenz der Unbekannten
nicht erscheint. Da
bereits die nach Potenzen von z geordnete transformierte Gleichung
darstellt, so hat man h so zu bestimmen, daß /"'{h)y d. i
24Ä + 6a = 0
werde; daraus folgt h^ - ; die endgiltige Substitution lautet also:
X =^ z — ^. ( 3 »
Zu ihrer Durchführung benützt man das Schema:
lab c d
a 1 - 3« 3o' , , 3a* ab /3a* a*6 ac , ,\
-4 ^ 4 "16+^ 04 - 4 -t-M~2-56+r6-T + ^)-*^
das die Koeffizienten der reduzierten Gleichung
^-^pz^ ^qz-\-r^O (4)
liefert.
147. Lösung der reduzierten biquadratischen Gleichung. ^)
Setzt man nach dem Vorgange Eulers
z ^ u -\- V -{- w (b)
80 ergibt sich daraas nach und nach:
<?* = «* + f' 4- «?* + 2{vw -f wu 4- ttt»)
;r* - 2(u* + 1>» + «•*) i?« -f (m* -h c» + ir»)« - 4(»*w* + w^***' -f u»»*)
^ -2iii^ + V' -\- w*) z^ -^uvwz -\- (w* + 1?* + fc*)*
— 4 (ü* V* + w*w* -f •*'«*)— 0 .
1) Die Entdeckung der Auf idsuug der reduzierten 4uadratischen Gleichung
ift Lüdovico Ferrari (t5^t— ]565) zu danken, einem hervorragenden ScbQler
C»rdanos, der sie vur 1516, also vor Vollendung seines 88. Leben^ahres, ge-
funden haben muß ; denn 1646 erschien sie in Cardanos „Ars magna'\ und der
Druck dieses Werkes begann zu Nflmberg 1644.
Die biquadnitifcbe Gleichung. 235
Damit dieü«) Gieit-Lun^ dieselben Wuraeln besitze wie (A), ist not-
wendig, daß
— Suvw^q (6)
(«« + v^ -f- ?r*}* - 4(v'tr^ -^ fchr -f- u*v*) - r
sei: wonuis zu schließen ist aut:
f<» -h t'* -i- m;« - -~ -^
t?«tr* + »^^*- + n*v^ - f^ - ^ C^)
doch ist zu beachtes , daß die letzte Gleichung umfassender ist als
die ihr korrespondierende mittlere Gleichung (6), indem sie dieselbe
bliebe, auch wenn q ersetzt würde durch -- q.
Zufolge der in (7) ausgedrückten Eigenschaften der drei Zahlen
v<', r*, M* sind diese die Wurzeln der kubischen Gleichung
,.+ ^,.+£-*ie_|:„o, (8)
die man als die hihisdie Besohente der Gleichung (4) bezeichnet.
Sind ^,, ö,, Ö3 ihre Wurzeln, so können zwei davon für u\ t* genommen
werden, die dritte ist dann m*. Setzt man also
so ergibt sich daraus nach der Vorschrift (5) für z die Eulersche Formel :
2 ^ ye, r i/ö, + V% (9)
die aber, weil die Quadratwurzeln zweiwertig sind, acht yerschiedene
Werte darstellt, nach einer eben gemachten Bemerkung nicht bloß
die Wurzeln der Gleichung f4), sondern auch die der Gleichong
!^ -\- fZ — qz ^ r --^ 0.
Es handelt sich um die Feststellung der ersteren, und hierzu
bietet die mittlere der Gleichungen (6) einen Anhalt, indem die
Wurzelwerte, die zur Bildung der Wurzeln von (4) geeignet sind,
so beschaffen sein müssen, daß
ist Bilden Ä, B, C ein Trip«l solcher Werte, «o ergeben sich die
236 Gleichungen. § 6. Algebraische Auflörang d. Gleichungen 3. u 4. Grades.
drei andern Tripel durch Zeich enänderuiig an zwn Gliedfrn; mithin
sind dann
^,- Ä^B'-C
die Lösungen Ton (4)*).
148. Diskussion der Eulerschen Formel. Da das absolute
Glied der Resolvente (8) wesentlich negativ, das Produkt öj d, ö, ihrer
Wurzeln also stets positiv ist, so läßt sich über diese Wurzeln eine
Aussage machen, nämlich: Sind alle drei reeU, so sind sie entweder
sämtlich positiv, oder eine positiv und zwei negativ; ist nur eine reell,
80 ist sie notwendig positiv, weil das Produkt der beiden andern, die
konjugiert komplex sind, positiv ist.
Es sind daher folgende Fälle zu unterscheiden:
I. 0^,0,j,0^ reell und positiv; dann sind Äfß,C und mit ihnen
alle vier Wuraeln (10) reell.
IL Öj, ö,, ^5 reell und nur 6^ positiv; Ä ist dann reeU, während
B, C imaginär sind; infolgedessen sind im allgemeinen alle vier Wurzeln
(10) komplex und die Paare sfu^^i^^if h konjugiert. Nur wenn die
negativen Wurzeln auch gleich ausfallen, werden zwei von den
Wurzeln (10) reell und auch gleich.
III. ö, reell und positiv, ö,, Öj konjugiert komplex; dann sind .4
reell und entweder B, C oder B^— G konjugiert komplex, so daß
unter allen Umständen zwei der W^urzeln (10) reell und zwei kon-
jugiert komplex ausfallen.
Das Gesamtergebnis lautet dahin, daß die biquadratische Gleichung
entweder vier reelle, oder zwei reelle und zwei konjugiert komplexe oder
endlich vier komplexe Wurzeln besitzt, die zu zwei Paaren konjugiert
sind; dies alles nuter der Voraussetzung reeller Koeffizienten.
149. Beispiel. Es ist die Gleichung
ä!* - 81:* + 3 » 0
aufeulösen.
Zum Zwecke der Reduktion ist
1) Der Gleichung # * -f jBf* — j« -f- r «. 0 kommen die Wurteln — A-^ B-^-C
B 4 C, ^-|-B~Cund— X-B-Cwi.
Kulerichc Formel. -— Beiipiel.
'JBl
zu setzen; die Koeftizienteu der reduzierten Gleichung gehen aus dem
Schema hervor:
1 --8
0
u
3
1-6-12 -24 f-45)-r
1 -4 -20 (-64)-^
1 ~2 (-24)-:|).
Die Gleichung selbst lautet also
z*' ~ 24z» - 64z - 45 - 0,
und ihre kubische Resolvente:
Um diese zu lösen, vrird man sie zunächst mittels der Substitution
0 = ^+4
reduzieren; dazu dient das Schema:
1 -VI '^l -64
4
1-8 «J (-3)
1 -^ (-:).
das zu der Gleichimg
^-.^^^3=.0
führt. Far diese ist n
un
«-er -er
143
64 '
also positiT, mithin ist eine ihrer Wurzeln reell, die beiden andern
sind imaginär^ man hat es also mit dem Fall III des Torigen Artikels
zu tun. Die weitere Rechnung ergibt:
A==|7^7l7i-M4141, l^»j/^-V^-. 0,17347:
^, = 1,61488, d, - - 0,80744 -f- 1,09807$,
^, - - 0,80744 - 1,09807 i
Ö, » 5,61488, ^, « 8,19256 -f 1,09807 1 ,
236 Gleiohimgeo. § 6. Algebraische Auflötung d. Gleichusgen 3. u. 4. Grades.
drei andern Tripel durch Zeich enänderuug an zwn Gliedern; mithin
sind dann
/,« A^B-C
die Lösnngen yon (4)*).
148. Biskusslou der Eulerschen Formel. Da das abeolute
ölied der Resolverite (8) wesentlich negativ, das Produkt Öj ö, ö, ihrer
Wurzeln also stets positiv ist, so läßt sich über diese Wurzeln eine
Aussage machen, nämlich: Sind alle drei reell, so sind sie entweder
sämtlich positiv, oder eine positiv und zwei negativ; ist nur eine reell,
80 ist sie notwendig positiv, weil das Produkt der beiden andern, die
konjugiert komplex sind, positiv ist.
Es sind daher folgende Fälle zu unterscheiden:
I. 0^fO,j,0^ reell und positiv; dann sind Ajß,C und mit ihnen
alle vier Wuraeln (10) reell.
II. Öj, ö,, ^8 reell und nur 6^ positiv; A ist dann reell, während
B, C imaginär sind; infolgedessen sind im allgemeinen alle vier Wurzeln
(10) komplex und die Paare Hit ^^'t '^iJ h konjugiert. Nur wenn die
negativen Wurzeln auch gleich ausfallen, werden zwei von den
Wurzeln (10) reell und auch gleich.
III. ö, reell und positiv, Ö,, Öj konjugiert komplex; dann sind A
reell und entweder B, C oder By — C konjugiert komplex, so daß
unter allen Umständen zwei der Wurzeln (10) reell und zwei kon-
jugiert komplex ausfallen.
Das Gesamtergebnis lautet dahin, daß die biquadratische Gleichung
entweder vier reelle, oder zwei reelle und zwei konjugiert komplexe oder
endlich vier komplexe Wurzeln besitzt, die zu zwei Paaren konjugiert
sind; dies alles unter der Voraussetzung reeller Koefßzienten.
149. Beispiel. Es ist die Gleichung
a?* - 8«» + 3 ™ 0
aufzulöten.
Zum Zwecke der Redaktion ist
1) BerGlaichungf^-f-jif* — gi -f r«iO kommen die Worteln — A-h B + C
Eulenche Funnel. — Beispiel. vgi
««1 + 2
zu setz4;n; die Koeffizienten der reduzierten Gleiehimg gehen ans dem
Schema hervor:
1-8 0 0 3
2 i 1 -6 -12 ^ 24' (- 46) - r
1 -4 ^20 (~64)-g
1 ~2 (~24)«p.
Die Gleichung selbst lautet also
r* - 24/» - 64/ - 45 - 0,
und ihre kubische Resohrente:
ß' - 120* -f ^f Ö - 64 - 0.
Um diese zu lösen, vrird man sie zunächst mittels der Subetitution
d-d+4
reduzieren; dazu dient das Schema:
1 -12 ^«» -64
1-8 «J (-3)
1 -^ (-:).
das zu der Gleichung
führt. Fflr diese ist nun
^-_^^._3=.0
also positiv, mithin ist eine ihrer Wurzeln reell, die beiden andern
sind imaginär, man hat es also mit dem Fall III des vorigen Artikels
zu tun. Die weitere Rechnung ergibt:
^-f:^l/i-M414l, B-^/f^l/^- 0,17347;
^, » 1,61488, ^, " - 0,80744 + 1,09807»,
^, - - 0,80744 - 1,09807 1
e^ - 5,61488, e^ « 8,19256 + 1,09807 i ,
238 Gleichung«»Ti. § 5. Algebraische Auflötong d. Gleichungen 8. u. 4. Grades.
öj« 3,19256- 1,09807 r
V^i «- ± 2.36957 , /öj, « i (1,81-227 + 0,30295 /) ,
ye, = ± 1 1,81227 - 8,30295/.;
die mit f bezeichneten Werte bilden eine den Bedingungen ent-
sprechende Kombination; aus ihr ergeben sieh die andern nach der
Vorschrift (lOi und mithin die folgenden Wurzeln der reduzierten
(ileichung:
;», - 5,99411
52 = ~ 1,25497
i^s -= - 2,36057 -f 0,60590/
2r^ - - 2,36957 - 0,605i»0/:
hiernach hat die vorgelegte Gleichung die fidgeuden Lösungen:
r, - 7,99411
r, = 0,74503
^3 = - 0,36957 4- 0,60590 t
x^ = - 0,36957 - 0,60590 i.
150. Auflösbarkeit von Gleichungen höheren als des
▼ierten Grades. Algebraische Zahlen. Die algebraische Auf-
lösung einer Gleichung ist den Methoden zur Auflösung numerischer
Gleichungen dadurch wesentlich überlegen, daß mit ihr alle Gleichungen
des betreffenden Grades als gelöst betrachtet werden können: denn
es bleibt in jedem besondern Falle nur mehr die Einsetzung der
speziellen Koeffizienten statt der allgemeinen und die Ausführung der
angezeigten Rechenoperationen zu vollziehen.
Es ist darum begreiflich, daß man Anstrengungen machte, auch
für die allgemeinen Gleichungen fiinften und der höheren Grade die
algebraische Auflösung zu Hnden. Die Gleichungen dritten und yierten
Grades konnten dazu ermutigen : denn die kubische Gleichung führte
auf eine (|uadratische, die biquadratische auf eine kubische Resolvente;
es schien daher nicht aussichtslos, daß man bei Einschlagen des
richtigen Weges auch bei der Gleichung fünften Grades zu einer Re-
solvente niederen Grades gelangen und so zu immer höheren Gleichungen
werde fortschreiten kimnen.
Alle Bemühungen nach dieser Richtung erwiesen sich aber als
fruchtlos, und so stellte sich denn die Frage ein, ob die algebraischen
Operationen Oberhaupt ausreichen, die Wurzeln der allgemeinen Glei-
••rensea der Aaflö«b«rk»iit alf^brai«cber Gieicbungen. 289
chongeo höheren ah des vierten (irade« durch die Koeffizieuten dar-
zustellen; mit andern Worten, ob es möglich «ei, die Wurzeln solcher
Gleichungen durch die Operationen bis zum Radizieren, einschließlich
auszudrücken. Der erste, der die Verneinung dieser Fmge ausspruib
und den Beweis hierfür zu erbringen versuchte, war P. Uuffinivl^lS).
Ein voilgiltiger Beweis für die UnmöglicMeit 'fer algebraistiien Auf-
Vjsnng von höheren GleiclMtu/eH nUtjememer Form als des vierten Grades
wurde zuerst von N. H. Abel (1826> gegeben. Neben dieser Be-
weisfiihrung für eine uegatire Aussaj^e ging die Forschung nach
solchen Formen höherer Gleichungen einher, die eine algebraische
Auflösung zulassen. Derartii^e Gleichungen bilden ein wichtige.« Glied
der neueren Algebra.
Im Rückblick auf das \ Orangehende sei noch das Folgende bemerkt.
Eine algebraische Gleichung mit ganzzahligen Koeffizienten kann,
von imaginären Lösungen abgesehen, rationale und irrationale Wurzeln
haben; die letzteren sind bei den Gleichungen zweiten, dritten und
vierten Grades immer, bei den Gleichungen höherer Grade nur ganz
ausnahmsweise durch die algebraischen Rechenoperationen, deren
höchste das Radizieren ist, berechenbar. Mau hat nun allen Zahlen,
die als Wurzeln von algebraischen Gleichungen mit ganzzahligen
Koeffizienten, welchen Grades immer, auftreten können, den Namen
cUffebraische Zahlen gegeben. Diese Zahlenkategorie umfaßt also außer
den rationalen Zahlen irrationale Zahlen, die sich durch die algebra-
ischen Operationen berechnen lassen, und irrationale Zahlen, die durch
algebraische Rechenoperationen nicht gewonnen werden können. —
Darüber hinaus gibt es aber noch Zahlen, die auch nicht als Wurzeln
einer algebraischen Gleichung was immer für hohen Grades mit ganz-
zahligen Koeffizienten zu erhalten sind : man nennt sie im Gegensatzt*
zu den algebraischen transzendenk Zahlen. Die beiden für die Ana-
lysis wichtigen Zahlen c und 7t gehören zu dieser Kategorie.
Vm. Abschnitt.
Analytische Geometrie der Ebene.
§ 1. Der Koordinatenbegrift.
151. Allgemeine BegrifflBbestimmnng. £g gibtsweiMetiiodeii
der Untersuchung geometrischer Fig'iren und der Lösung geometrischer
Aufgaben; die eine, die synthiische, vollzieiit ihre Schlüsse im geo-
metrischen Gebiete, operiert also mit den geometrischen Gebil-
den selbst; die andere, die analytische, überträgt die Untersuchungen
auf das Gebiet der Arithmetik, der Aiialysis, und operiert mit Zahlen.
Um dies ausführen zu können, bedarf es der Kennzeichnung oder
Beschreibung geometrischer Gebilde durch Zahlen. Selche Zahlen,
die geeignet sind, ein geometrisches Gebilde Yollstündig zu kenn-
zeichnen, nennt man im weitesten Sinne des Wortes seine Koordinaten.
Das einfachste Gebilde, auf das mau die Untersuchung aller
andern zurückführen kann, ist der Punkt. An ihm ist lediglich die
lAige innerhalb eines andern, höheren Gebildes zu beschreiben; dazu
dienliche Zahlen werden als Pupltkoordinaten bezeichnet.
152. Der Punkt in der CKeraden. Zwei Punkte einer Geraden
begrenzen eine in ihr liegende Strecke. Mißt man diese mit einer als
Einheit angenommenen Strecke, so erhält man eine Zahl, die die ab-
solute Länge der Strecke bestimmt.
Die Gerade kann in zweierlei Sinn durchlaufen werden; setzt man
- n c ^®" einen Sinn als positiv, den andern als
' ■ ' ' » negativ fest, so spricht man von einer genck-
*"** ^ teten Gereuten; der positive Sinn soll durch
einen Pfeil angedeutet werden (Fig. 44).
Liegt eine Strecke auf einer gerichteten Geraden und unterscheidet
man ihre Grenzpunkte als Anfangspunkt A und ab Endpunkt B, so
erhält auch die Strecke einen Sinn, und zwar den positiven, wenn
das Fortschreiten von Ä nach 7? dem positiven Sinn der Geraden
entspricht; im andern Falle den negativen» Die hiernach mit dem
positiven oder negativen Vorzeichen versehene absolute Länge wird
die relative Länge der Strecke genannt. Im Grunde dieser Auffassung
gelten die Ansätze:
AB - ~ BA, AB + P4 - 0, AB^B€^ CA - 0,
.der letztere (tlr jeden dritten Punkt C der Geraden.
Punkt in der Geraden and in der Ebene. 241
Nimmt man in einer gerichteten Geraden einen Nnilponkt 0 and
eine Strecke als Einheit an, so itt aie asur 0 t JV
• Zahlenlinie ausgestattet, Fig. 45. Jeder Punkt — —.——.— ♦X
M bestimmt mit 0 al« Anfangspunkt eine '*• **
positive oder negative Strecke, und die dieser entsprechende positire
oder negative Zahl x heißt die Ahstisse des Ponktes Jf.
Zn einem Punkte gehört nur eine Abssisse und zu einer Absziste
nur ein Punkt (15).
153. Der Pnnkt in der Ebene. ParallelkoordinAten.
Nimmt man in der Ebene zwei gerichtete Gerade an, die sich schneiden,
setzt den Schnittpunkt als gemeinsamen Anfangspunkt und außerdem
eine Einheitsstrecke fest, so sind beide Ge-
raden als Zahlenlinien ausgestattet, Fig. 46.
Projiziert man dann einen beliebigen Punkt
M der Ebene parallel zu jeder der Geraden
auf die jeweilige andere, so entsprechen den
Projektionen P, Q Zahlen x, y, die geeignet
sind, die Lage des Punktes in der Ebene zu
beschreiben; man nennt x, y ParalMkoor'
dinaten des Punktes M, insbesondere x die
Ahsjsissey y die Ordinate. Das aus den bei- i. ig ^
den gerichteten Geraden zusammengesetzte Ge-
bilde heißt ein ParaUdkoordincUensystem , die Geraden selbst nennt
man Achsenf insbesondere 0 X die Abszissenachse («-Achse), 0 F die
Ordinatenachse (y-Achse); die Strahlen, in welche sie durch den An-
fangspunkt oder Ursprung zerlegt sind, werden Halbachsen genannt
und als positive und negative Halbachsen unterschieden. Die Ebene
ist durch di(' Achsen in vier Felder, Quadranten, geteilt, die in der
angedeuteten Reihenfolge gezahlt werden. ,
Man schreibt symbolisch:
es bedeuten, wenn a, b absolute Zahlen sind,
M,{a b\ M,{-a/bl if,(-.|i/-,d), M.iaj-'b)
Punkte, die der fieihe nach im 1., 2., 3., 4. Quadranten liegen, If», if,
ein Punktepaar, das symmetrisch zu OF in Richtung von OX, Af,,
M^ ein Punktepaar, das symmetrisch zu OX in Richtung von OY, 3/^,
Jtf, ein Punktepaar, das symmetrisch zu 0 angeordnet ist. M(x'0)
ist ein Punkt der ar- Achse, MiOy) ein Punkt der y- Achse, Jf(0/0)
der Ursprung.
Cxuber, H6here M»UieniaÜk. 9 Avfl. ^^
242 Analjtigche Geometrie der Ebene. § 1. Der Koordinatenbegritf
Als positiv sei jener Drehungssinn in der Ebene festgesetzt, der
y dem Laufe eines Uhrzeigers entgegengesetzt ist,
j^ der also der Aufeinanderfolge der Quadranten ent^
i spricht.
I Der in diesem Sinne gezählte W inkel S zwischen
j der positiven x- und der ]>ositiven y- Achse heißt
<e
'' ^ der Koordinatenuinkel. Unabhängig von der Auf
Flg. 47. fassung der Geraden als Achsen eines Koordinaten-
systems nennt man & auch den Richtungswinkel von OF gegen OX.
lat ^ + ., und -j-, so heißt das Koordinatensystem schuf: im andern
Falle, wenn also <^ -= -^ oder = — ist, nennt man es ein rechticink-
liges oder Cartesisches^) (Fig. 47).
Man sagt, ein Koordinatensystem sei positiv ofientiertj wenn bei
Verfolgung der a;- Achse im positiven Sinne die po.sitive v- Achse links
liegt, im andern Falle, es sei negativ orientiert. Bei dem positiv
orientierten Cartesischen System, wie es in der Regel angenommen
Tt 3 Jf
werden wird, ist d^ = ,-, bei dem negativ orientierten Ö «= - -
154. Folarkoordinaten. Wird in der Ebene eine gerichtete
jr Gerade und in dieser ein Punkt 0 angenommen,
so kann die Lage eines Punktes M der Ebene
j^ beschrieben werden durch die absolute Länge
jy^ r der Strecke GM und durch den Richtungs-
4^ Winkel <^ der gerichteten Strecke 03f mit der
—^ '—5 p *'^ gerichteten Geraden OX, Fig. 48. Man nennt
F*<r *8. r^ fp die Polarkoordinaten des Punktes >/, r den
Jjeitstrahl oder Kadius vector, <p die Amplituiie. Der Strahl OX wird
die Polarii^se, 0 der Pol genannt.
Man schreibt symbolisch:
M(r;tp)
r-^ÖJUl, q'^LXOM-,
es bedeutet il/(r/0; einen Punkt der Polarachse, 3f ir , x) einen Punkt
ihrer Verlängerung über 0, M{0/(p) den Pol.
Faßt man r alt relative Strecke auf, so ist ein negatiret r in
der entgegengesetzten von derjenigen Richtung aufzutragen, die durch
^ bestimmt ist.
1) R. Descartes gilt all der Begründer der analytischen Geometrie durch
ein 1687 ohne Nennung des Verfatisers zu I^jden erschienene« Werk, detteo
dritter Abschnitt als „Geometrie" betitelt ist; doch war P Fermat unabhängig
von ihm /.n der analytischen Methode gelangt und weiter vorgedrungen.
Verschiedene KoordioftUoeTiteme. 243
Stellt man durch HinzufÜgiing einer zweiten durch 0 gehenden
Achse ein positiv orientiertes Cartesischea System her, m bestehen
zwischen den rechtwinkligen und den Polarkoordinaten eines Punktes
dio B<*ziehangen:
X — r cos y, V — r sin y, x* -f y* « r*. ^ 1 »
156. Bipolare Koordinaten. Sind in der Ebene zwei Punkte
Fj Gy Fig. 49, angenommen, so kann die fcige
eines beliebigen Punktes M durch die absolu-
ten Längen u, v der Strecken FM, GM be
schrieben werden; man nennt F, G Pole, m,
V bipolare Koordinaten von M. Während
aber zu jedem Punkte ein bestimmtes Zah-
lenpaar m, v gehört, führt nicht auch umgekehrt jedes Zahlenpaar
f4, V zu einem Punkte.
Legt man durch F und G eine gerichtete Gerade und bestimmt
die (hohlen) Richtungswinkel qp, r der durch F, M und 6', M
laufenden Geraden, so sind auch tp, ^ bipolare Koordinaten; jetzt aber
gehört auch zu jedem Zahlenpaar <p, t (O^ijp, ^'^ir;, die Fälle,
wo qr = t', ausgenommen, ein bestimmter Punkt der Ebene.
166. Die Linie. Eine Linie ist geometrisch definiert, wenn
ein konstruktives Verfahren angegeben ist, durch das man beliebig
viele ihrer Punkte bestimmen kann.
Wird eine geometrisch definierte Linie auf ein Koordinatensystem
bezogen, so hat die Gesetzmäßigkeit ihrer Entstehung zur Folge, daß
zwischen den Koordinaten ihrer Punkte eine für alle gleichlautende
Gleichung besteht; man nennt diese die Gleichung der Linie, sie bildet
deren analytische Beschreibung.
Umgekehrt entspricht einer Gleichung zwischen den Punkt-
koordinaten, wenn man sie auf ein bestimmtes Koordinatensystem be-
zieht, im allgemeinen eine Lini^.
Dieser Gegenüberstellung entsprechen zwei Grundaufgaben der
analytischen Geometrie: 1. Für eine geometrisch definierte Linie eine
Gleichung aufzustellen. 2. Die zu einer gegebenen Gleichung gehörige
Linie herzustellen.
Zu diesen Aufgaben gesellt sich als dritte: .S. Die Eigenschaften
der Linie aus ihrer Gleichung abzuleiten.
Zu der Aufgabe 1 ist zu bemerken, daß vor allem eine zweck-
mäßige, den Angaben der Definition angepaßte Wahl des Koordinaten-
systems getroffen werden muß.
Bei der Aufgabe 2 muß das Koordinatensystem angegeben sein,
wenn es nicht schon aus der konventioneilen Form der Gleichung
ersichtlich ist.
244 Geometrie ubw. § 2. Aiialy tische Daratelluiig geometrisch definierter Linien
Bei der Aufgabe 3 kommen die Metiiodeti der analytisdien Geo-
metrie zur Anwendung, die im Laufe der Zeit mit der Algebra and
Analysiß immer weiter ausgebildet worden sind.
§ 2. Analytisehe Darstellnn^ geometrisch definierter Liuien.
157. Kreta. Der Kreis ist eine Linie, deren Punkte von einem
festen Punkte — Mittelpunkt, Zentrum — gleichen Abstand —
Radius — haben.
Bezieht man den Kreis auf ein Polarsystem, dessen Pol im .Vlittel-
punkt, dessen Polarachse in beliebiger Richtung angenommen ist, so
lautet seine Gleichung
r = «, (1)
wenn a der Radius ist.
In dem zugeordneten rechtwinkligen System (1Ö4) heißt die
Gleichung
x^ + y'^ a\ (2 )
168. Ellipse. Die Ellipse ist eine Linie, deren Punkte yon
2^ zwei festen Punkten, den Brennpunkten, Ent-
fernungen von konstanter Summe haben.
Wählt man die Brennpunkte als Pole
eines bipolaren Systems, so ist, Fig. 50,
u + V = 2r/ f 1
die Gleichung der Ellipse, sofeni 2a die konstante Summe der Ab-
stände bezeichnet.
Legt man ein rechtwinkliges Koordinatensystem zugrunde, dessen
Abszissenachse die nach rechts gerichtete Gerade durch die Brenn-
punkte, dessen Ordinatenachse das nach aufwärt« gerichtete Mittellot
dieser Punkte ist, so drückt sich, wenn F'F^2Cf wobei notwendig
« < a, Gleichung (1) wie folgt aus:
quadriert man, um rational zu machen, so entsteht
a:* -f y* 4- c* + Vix^^^f i;rcy~j^(^x' » 2a\
und nach nochmaligem Quadrieren
a'OP^ + y* + c«)-c^a:^-o^-0, \
nach Xy y geordnet: ' |
setzt man die positive Differenz |
I
Km«, EDipue, Hrperb«!, Ptr»b«I.
a*^(^^ 6«,
60 nimmt die Oleichaog der Ellipse schließlich eine der Formen
l>45
an.
4- •-
a* ^ b'
i?)
Wegen des zweimal ausgefahrten Quadrierens würden diese
Gleichungen auch dann zustande kommen, wenn an die Stelle von
(1) eine der folgenden Relationen trate:
M — r — 2a
-^ M 4. r » 2a
— 11 — r — 2a;
keine davon stellt ein reelles Gebilde dar, weil jede einen Widersprach
involviert: die beiden ersten den, daß die Differenz zweier Dreiecks-
Seiten größer sein solle als die dritte, die letzte den, daß die Summe
zweier negativen Zahlen positiv sein solle; folglich stellen die Gleich-
ungen (2) nur das durch die Eigenschaft (1) gekennzeichnete Ge-
bilde dar.
159. Hyberbel. Die Hjperbel ist eine Linie, deren Punkte
von zwei festen Punkten, den Brennpunkten, EIntfemungen von kon-
stanter Differenz haben.
Mit Benützung derselben Annahmen und Bezeichnungen ergeben
sich die Gleichungen
± (« - r) - 2a (1)
"°^ fcV - o'y* - a'6'
a« 6» " ^'
wenn c^ — a^ ^ 6* gesetzt wird, indem jetzt notwendig r > a ifi
Auch hier umfassen die Gleichungen (2) al-
gebraisch mehr als (1), indem sie auch dann zu-
stande kämen, wenn an Stelle von (l; eine der
Relationen -4: (k -f t?) — 2a genommen würde; bei-
des aber steht mit Tatsachen im Widerspruch.
160. FarabeL Die Parabel ist eine Linie,
deren Punkte von einem festen Punkte, dem Brenn-
punkte, und einer nicht durch ihn gehenden festen
Geraden, der Direktrix, gleich weit entfernt sind.
Nimmt man, Fig. 51, die nach rechts gerichtete Normale der
Direktrix DD' durch den Brennpunkt F als Abwieeenachse und den
Fl«, u.
246 Geometrie U8W. § 2 Anftlytisebe Darstellung geometrisch definierter Limen.
Mittelpunkt 0 der Strecke AF ^ p als Ursprung eines rechtwinkligen
Koordinatensystems an, so drückt sich die Eigenschaft
FM^RM (1)
in den Koordinaten, wie folgt, aus:
und in rationaler Form:
Der Rückblick auf die Gleichungsformen (2) der behandelten vier
Linien zeigt, daß ihre Gleichungen in bezug auf die rechtwinkligen
Koordinaten x, y algebraisch und vom zweiten
Grade sind. Man nennt aus diesen Gründen
Kreis, Ellipse. Hyperbel und Parabel alge-
braische Linien und bezeichnet sie ab von
zweiter Ordnung.
"(^■"^a ^ — *^^ 161. Strophoide. Die Strophoide ist eine
Linie, deren Punkte durch folgende Konstruk-
^^ ^' tion eraieugt werden: Gegeben sind ein fester
Punkt Äf Fig. 52, und eine nicht durch ihn gehende feste Gerade YY';
man zieht durch Ä die zu YY' senkrechte Gerade OX, dann einen
beliebigen Strahl ^L und trägt auf diesem die Strecken LM ^ LN =^ OL
ab; dann sind Jf, A' Punkte der als Strophoide benannten Linie.
Benützt man die nach rechts gerichtete Gerade OX als Polar-
achse und 0 als Pol, bezeichnet mit a die absolute Länge der Strecke
OA und beachtet, daß in dem Dreieck OAM die Winkel bei A und
M beziehungsweise — 2tpy -^ ■{- (p sind, so ergibt sich die Beziehung:
r J^il-^^)
die unmittelbar zur Polargleichung
r ^a — - (1)
führt.
Geht man von dieser auf das zugehörige rechtwinklige System
Über mittels der Relationen 1A4, (1)^ so entsteht zunächst
«• y»
r« ~ r»
r
Strophoid«, Zittoide.
947
und daraus , . ^ ^ . ^
(x* + y») X - a(x« - y«). (2)
Durch Auflöanng ergibt sich:
^-±-Vu:- (3)
Man lieet hieran ab: 1. daß die Linie symme-
tridch ist zur AbHzissenachse; 2. daß sie reelle
Punkte nur in dem nicht abgeschlossenen
Interyall — a <x < a besitzt; 3. daß p am
oberen Ende dieses Inter?aUs »- 0 ist, während
es bei rechtsseitiger Annäherung von x an
das untere Ende unendlich wird; e» zieht sich
also die Linie längs der Geraden SS', Fig. 53,
ohne Ende hin^ sich ihr beliebig nähernd; man nennt eine solche Ge-
rade eine Asymptote der krummen Linie
Aus (l) ist zu erkennen, daß r sich der Grenze Nfnll nähert,
wenn (p gegen und gegen — konTergiert;
Richtungswinkeln durch 0 geführten Ge-
raden fallen also zwei kurz Yorher noch
getrennte Punkte in einen zusammen, diese
Geraden sind somit Tangenten an die Kurve
in 0 (56); die Erscheinung , welche diese
hier darbietet, wird als ein Knoten (Kno-
tenpunkt) bezeichnet.
162. Zissoida. Zu dieser Linie führt
folgende Konstruktion. Aus einem Punkte
0 des Umfangs eines Kreises werden nach
der Tangente im diametral gegenüberliegen-
den Punkte Ä Strahlen gezogen und auf
jedem derselben die zwischen Tangente und
Kreis eingeschlossene Strecke PQj Fig. 54. nach OM übertragen;
M ist ein Punkt der Kurte.
Auf das Polars jstem OX bezogen hat die von M hei Drehung
des Strahls beschriebene Linie die Gleichung
riy. S3.
auf den unter diesen
VIfl. u.
yereinfacht:
r ^ — acosw.
cot qp ^ '
r «=
eof ^
(1)
wenn OÄ »^ a der Durchmesser des Kreises ist. In dem zugeordneten
rechtwinkligen Sjstem kommt ihr die Gleichung
(x'^f)x^aff' (2)
zn.
248 Geometrie usw. § 2. Analytische Darstellang geometriscli definierter Lini(>n
Aus der Auflösung toü (2):
t- X
r o — ,
(3)
ließt man folgende Eigenschaften ab: 1. die Kurve ist symmetrisch zur
a:- Achse; 2. reelle Punkte sind in dem Intervall 0 <i x < a vorhanden;
3. bei hm X =~ a — 0 wird y unendlich^ so daß die bei der Konstrak-
tion benützte Kreistangente zugleich Asymptote ist.
Aus (1) entnimmt man, daß r gegen Null konvergiert, wenn tp
sich von der einen oder anderen Seite der Null nähert; mithin be-
rührt die ic- Achse sowohl den oberen als den unteren Zweig der Kurve
in 0; die Erscheinung, die sich hier darbietet, wird Spitze genannt.
Die beiden zuletzt besprochenen Linien sind nach dem Bau ihrer
mit (2) bezeichneten Gleichungen algebraische Kurven dritter Ordnung.
163» Gasainische Linien.
Als solche bezeichnet man Li-
nien, deren Punkte von zwei
festen Punkten, den Brennpunk-
ten, Entfernungen von konstan
tem Produkt haben.
Im bipolaren System Fj F\
Fig. 55, haben diese Linien
die Gleichung
Fig. 66. «*«^ - «*• (1)
Geht man auf das rechtwinklige System über, so ergibt sich zunächst:
wenn F'F^2Cy und nach Herstellung der rationalen Form:
(«' -f y*)' + 2c«(y» - X«) - a* - c*.
Die Auflösung von (2), zunächst nach y\ gibt:
y« - ~ («« -h c») ±y'i?^ + a*;
C^)
von diesen Losungen kann nur die mit dem oberen Zeichen zu reellen
y führen, aber auch sie liefert solche nur so lange, ala:
so lange also
•omit bei x* - c' < a} und c* — x* < a', woraus sich einerseits die
obere Grenze für x mit }/? -f a\ andererseits die untere mit >V — a*
bestimmt. Während die obere Grenze immer reell ausfailt^ iit es die
untere nur für c>a.
CMtinitehe Linieo, Konchoidr 249
Damas ergeben sich drei Formen der CMtinischen Kurren:
l, e>a; y reeU bei V?^^a^ < \x\ < V?Tä?,
Die Form II, deren Gleichung im rechtwinkligen dysiem
im Polarsjstem
r*=» 2a»co829' U
lautet, führt den Namen LemniskcUe] sie geht durch den Ursprung
und hat hier^ da r bei lim ^ "- ^ und lim ff^-r gegen Null konver-
giert) zwei Tangenten, die unter 45 und 145^ gegen die x-Achfe ge
neigt sind. In der Figur sind die drei T
Typen veranschaulicht. j»
164. Xouchoide. Mit diesem Na- a' a C^ A
men wird die durch folgende Konstruktion
erzeugte Linie belegt: Aus einem festen
Punkte 0, Fig. 56, werden nach einer
nicht durch ihn gehenden festen Ge-
raden A'Ä Strahlen gezogen und auf
jedem derselben vom Schnittpunkt (' '** ^
aus zwei gleiche Strecken C3/, CN von gegebener Lange l abgetragen;
die Punkte M, N gehören der Linie an.
Die durch 0 zu Ä'A gezogene nach rechts gerichtete Parallele
diene als Polarachse, 0 als Pol; dann gilt fDr die Punkte M, d i
über Ä'A:
81D qp '
für die Punkte N, d. i. unter A' A:
r — .— — /,
sin <f '
wobei a =>= OB; beide Ansätze sind aber in der einen Gleichung
l enthalten, die auch in der Form
\ (r-'Y^C (1)
I geschrieben werden kann.
Geht man zu dem zugeordneten rechtwinkligen Sjft«m Aber, to
entsteht zuerst
250 (^eoncetrieusw §2 Analjtiffcbe Darstellung geometrisch definierter Linien.
und daraus schlieBIich
ir-'ir^p
(«• + y')(9- a)' - Py>.
(2)
Diese Gleichang lehrt: 1. daß die Linie symmetrisch ist zur y-
Achse, weil x nur in gerader Potenz vorkommt; 2. daß die Gerade Ä'A
eine Asymptote ist^ weil bei y = a die Gleichung nur bei unendlichem
|:r{ bestehen kann; 3. daß der Ursprung der Kurve angehört.
Aber aus
um qp
-/
geht hervor, daß r gegen Null konvergiert, wenn lim sin 9 *- | wird;
Y
Fig. 57.
dazu gehören zwei supplementäre Werte von (p^ sofern a < 2; nur
der eine Wert 9) = «» wenn a •- /; hingegen kein Wert, wenn a > /;
im ersten I<*aUe hat die Kurve im Ursprung zwei Tangenten und bildet
hier einen Knoteu; im zweiten Falle berührt sie die y- Achse zu beiden
Seiten und bildet eine Spitze; im dritten Falle hat sie in einer ge-
wissen Umgebung des Ursprungs keine weiteren Punkte, der Ursprung
ist ein von der Linie isolierter Punkt (^ Einsiedler). Die drei so unter-
fchiedenen Typen
I. a < i, IL a - /, Ul a> l.
sind in Fig. 57 zur Darstellung gebracht.
Die Cassinischen Linien und die Konchoide sind nach dem Bau
ihrer mit (2) bezifferten Gleichungen algebraische Kurven vierter
Ordnung.
166. Bosette. Eine Kurve werde derart erzeugt, daß auf eine
mit ihren Endpunkten auf zwei zueinander senkrech ten Geraden ^«t«nde
itoselte. A^t«roide.
251
Strecke AB =" a vom Schnittpunkte O dieser Geraden eine Normale
gefallt wird; ihr Kußpunkt M beschreibt die Linie (Fig. 58).
Auf das Polarsystem OX bezogen bat die
Linie, wie aus den rechtwinkligen Dreiecken un- ^
mittelbar /u entnehmen, die Gleichung b[ .4
r « « cos qp sinqp ^ ^ sin '2if;
(i)
X
A
-►X
A
Tig. sa
3»
4 *
4
1%
4
daraus ergibt sich die auf das zugeordnete recht-
winklige System bezogene Gleichung
{x^ + y^f » a»xy. (2)
Aus der Gleichung (2) schließt man auf Symmetrie besfigUch
beider Ach:^n. Aus (1) ist zu erkennen: 1. daß die obere Grenze
von r, die Kur?e also in einem Kreise vom Radius ^ eingeschlossen ist;
2. daß sie diesen Kreis erreicht an den Stellen (p
indem an diesen r ^ a oder ^ — a wird: 3. daß r bei lim ^ =- 0, *,
^> V ?^g®° ^xxW. konvergiert, die Kurve, also
die beiden Achsen in 0 zu beiden Seiten be-
rührt. Fig. 59 zeigt ihre Gestalt.
166. Asterolde. So benennt man die Kurve,
welche der Punkt F derselben Strecke A B, Fig. 58,
beschreibt; der symmetrisch zu M in bezug auf
die Mitte von AB liegt, den man also erhält,
indem man aus der Ecke Q des Rechtecks OA QB
auf AB eine Senkrechte fallt.
Nennt man die auf dasselbe Achsensystem bezogenen Koordinaten
von P|,i7, so besteben zwischen £, ij und den Koordinaten or, y von
M die aus der Figur ersichtlichen Beziehungen:
Ftf. 6».
ny
-^«t
aus der ersten folgt mit Rücksicht auf die beiden anderm
J* -f 1?» 4- 3u' - y*) - a*,
und aus den zwei letzten allein
^y - ir^
trägt man dies in die Gleichung (2) der vorigen Koive ein, to enkiiefat
['
t« —
252 Analytische Geometrie der Ebene. § H. Koordinatentransformation.
als Gleichung der neuen Kurve; schreibt man dies in der Gestalt
80 erscheint {1) als das Ergebnis der Kubatur der Gleichung
!• +
t s
rig. CO.
(2)
die demnach auch als Darsf^llung der
Kurve gelten kann.
Aus (1) entnimmt man, daß mit
J* -{" ty* = a- entweder ^ = 0 oder i; == 0
notwendig verbunden ist, daß also die
Linie durch die Punkte {0/a), {Oj— a),
{a/0),(-a,'0) hindurch geht. Ihre Ge-
stalt ist aus Pig. 60 ersichtlich.
Die beiden zuletzt vorgeführten Li*
nien sind, wie aus ihren mit (2), bzw.
(1) bezeichneten Gleichungen zu erkennen,
von der sechsten Ordnung.
§ 3. Koordinatentransformation.
167. Allgemeine BegrlfPsbestinunung. Schon die vorstehen-
den Beispiele zeigen deutlich, daß die Wahl des Koordinatensystems
nicht gleichgültig ist für die analytische Darstellung; eine zweckmäßige
Wahl kann wesentliche Vereinfachung der Rechnungen herbeiführen.
Darum tritt bei größeren Untersuchungen häufig die Notwendigkeit
ein, das Koordinatensystem zu ändern, um eine sich einstellende Frage
in möglichst einfacher Weiäe zu lösen. Mau kann geradezu die
passende Anordnung des Koordinatensystems zu den Methoden der
analytischen Geometrie zählen.
Bei dem Obergang zu einem anderen Koordinatensystem handelt
es sich nun darum, die maßgebenden Gleichungen, die sich auf das
ursprüngliche System beziehen, für das neue zu transformieren. Die
Elemeutaruufgabe, auf die das hinausläuft, besteht darin, die Relationen
zwischen den ursprünglichen und den neuen Koordinaten eines Punktet
aufzustellen.
Nachstehend soll eine Auswahl häufig gebrauchter Transfor-
mationen behandelt werden.
168. Translation eines Parallelkoordinateasystems. Hier-
unter versteht man den Lbergung von emcm Paralleikoordinaten
System zu einem andern mit parallelen und gleichgerichteten Achsen.
Die gegenseitige Anordnung ist bestimmt, wenn die Koordinaten x^, y^
des neuen Ursprungs 0', Fig. <^1, in bezug auf das alte System XOY
gegeben sind.
Tnntlfttion aud Hotation eines KoordinAtepeytteBM
'2n^
Vig. .1.
Es seien x, y und ^ ,^ air »uf die beiden Systeme bezflglicben
Koordiuaten eine» Punktes Mx dann eotnimmt man der Figur un-
mittelbar, daß
OF^OAt O t
i'Jtf- AO' 4- P M,
daß also
ar - x« -f x'
y-yo + .¥'; ^"^
daraus ergibt sich die inverse Transformation:
a;'«x -Xq
Während (1) den Übergang vom alten System zum neuen, ver-
mittelt (2) das umgekehrte.
Soll beispielsweise die Gleichung der Ellipse (1S8)
6-x» 4- o»y« « a«6^
auf den linken Scheitel als Ursprung traiisluiiiiieit werden, so- hat
man x = — a -f x', y -= y' zu setzen; die Gleichung lautet dann:
169. Rotation eines Cartesiaohen
Systems um den Ursprung. Es ist dies
der Übergang von einem rechtwinkligen System
zu einem gleich orientierten anderen mit dem-
selben Ursprung. Die Anordnung beider Sy-
steme ist durch den Rotationswinkel a bestimmt,
worunter der Winkel verstanden werden soll,
durch den die positive x-Achse in positiver Drehung in die positive
a:' Achse übergeführt wird (Fig. 62).
Man liest an der Figur unmittelbar ab:
OF^ OF'- {fF'
FM^F F'^ QM,
d. h. iu den Größen x, y; x\ y' und a ausgedrückt:
X ^ i' cos « — y' sin «
Flg. «i
y — r' sin a -f- y cos u
(1)
Die inverse Transformation ergibt sich durch Auflösung dieaar
Gleichungen nach x'y y\ aber auch durch die Bemerkung, daß die
Drehung des neuen Systems um — a wieder lum alten fahrt; man
254 Analytische Geometrie der Ebene. § » KoordinEteDtranstomiation
braucht also nur x. y mit x. y' zu vertaaschen und das Vorzeichen
von a zu ändern und erhält so:
x' =» jr cos u -\- yima
f/' =- — jc Hin « 4 y cos « .
Als Beispiel diene eine Hyperbel, bei der h ^ a ist — man
nennt sie eine gleichseitige Hyperbel — , deren Gleichung also
x^ — y^ -- a*
lautet (159 j; das System, das dieser Gleichung zugrunde liegt, werde
um — — (also um 45^ nach abwärts) gedreht; die Transformation wird
dann durch die Substitution
x' 4-y' "X'4-y'
y2 ' ^ y2
vermittelt und verwandelt die Gleichung in
170. Allgemeine Transformation rechtwinkliger Koor-
dinaten. So wollen wir den Übergang von einem rechtwinkligen
System zu einem beliebigen andern gleichartig
orientierten verstehen. Die gegenseitige Anord-
nung ist durch die Koordinaten Xq, y^ des neuen
^jp» Ursprungs bezüglich des alten Systems und durch
den Rotationswinkel im vorhin erklärten Sinn»*
->jr gegeben (Fig. 63),
Der t'bergang zu dem Hilfssystem X" 0' 1 "
ist eine Translation, daher
Fig. 63. J: = JTy -f X
y "= yo + y"^
der Übergang von diesem zu X' 0' Y' ist eine liotation, daher
a:"=-a;'coBa — ^/'siua
y " — x' sin « -I- y ' cos a ;
durch Superposition ei-geben sich die endgültigen Transformations-
gleichungen: . , .
x -■ jpn 4- ir cos tf — y sin a
y — yo + a." sin « -f y cos « .
Die Gleichungen für die inverso Transformation erhält man aus
(2) der vorigen Nummer, indem man x, y durch x — r^, y — y^ ereetit;
sie heißen also:
x' - (x - «o) cos « + (y - yo) sin «
y' — — (x — x^j sin t< + (y — yo) cos a .
Weitere Trantformationen.
265
171. B«ohtwinklige und Polarkoordiiuit«]!. Bei der Eio-
t'ührimg des Pularsvstems 154 ist bereits» auf ein bestimmtet, mit
ihm znsammenhängeudes rechtwinkliges System hin- Ya
gewiesen worden; der Übergang von dem einen
zu dem andern kam im Laufe der Beispiele auch
wirderholt zur Anwendung. Jetzt soll der all-
gemeine Fall erledigt werden^ darin bestehend, daß
man von einem rechtwinkligen System zu einem
polaren fibergeht, dessen Pol 0', Fig. ß4, im alten
System die Koordinaten j*q, y^ hat, und dessen
PoIaracLse gegen die gerichtete .? -Achse des rechtwinkligen unter dem
Winkel a geneigt ist.
Diese Transformation kann autgelöst werden in die vorangehende
und in den darauffolgenden Übergang zu Polarkoordinaten im Sinne
von 154; demnach lauten die Substitutionsgleichungen:
j' = j'q -f- /• i cos « cos (f — sin « sin (f i ~ Jq ~ / cos m -t ipj
y = ^Q + r (sin a cos (jr -f cos « sin 9:) -= y^ f > sin (a -f- <f)]
Fig t4.
und für die inverse Transformation:
r -= V(a - J-o)« -h (y - y^)* , cos {a -f ^)
3in(u
r
(2)
die beiden letzten Gleichungen bestimmen einen Winkel im Intervall
(0,2 ä) eindeutig, aus dem sieb dann durch Subtraktion von o die
Amplitude tp ergibt.
Als Beispiel zu diesem Falle diene die Transfonnation der Ellipsen-
gloichung nach dem rechten Brennpunkt als Pol und der gerichteten
Abszissenachse als Polarachse. Die zugehörigen Transformatione
gleichungen
X =» c -f r cos y , y =° rsijup
verwandeln die Gleichung
in
r*(b^ cos* if 4- a*8in*9) -|- 26*cr cos y — M,
deren positive Wurzel
r ««
sich weiter vereinfacht zu
bei 9> =- y erhalt r den Wert
a -f- rcoiqp'
— — p, den man als Parameier der
256 Analytische (leometrie der Ebene. | 4. Die Qexmde.
Ellipse bezeichnet; führt man weiter das Verhältnis — als rdaÜve
oder numerische Exzf-ntrUität mit dem Zeichen e ein, so schreibt sich
schließlich die Brennpunktsgkichung der Ellipse:
§ 4. Die Gerade.
172. Die Oleiobiing ersten Grades. Jede Gleichung erden
Grades in x, y stellt eine Gerade dar.
Die allgemeine Form einer solchen Gleichung lautet:
Ax^-By^C^O. {V)
Die Aussage wird bewiesen sein, wenn gezeigt ist, daß die Gleichung
bei allen zulässigen Annahmen über ihre Koeffizienten eine Gerade
bestimmt.
1. il-hO, /?-(), C'=fO; die Gleichung
Ax^-C^O (2)
führt zu -P ^ ~ -f und kennzeichnet alle Punkte mit einer und der
selben bestimmten Abszisse: ihr Ort ist eine Gerade paraüd der
Ordinatenachsc.
2. il«0, B'JfO, C4»0; die Gleichung
-By + C' = 0 (3)
ergibt y » ^ ^ und kennzeichnet alle Punkte mit einer und derselben
bestimmten Ordinate; der Ort solcher Punkte ist eine Gerade parallel
der ÄbsJiissenachse.
3. A ^ Oy B ^ Of (' -- 0 führt zu Ax =* 0, und dies kann nur mit
bestehen; hierdurch sind aber die Punkte der OrdimUenackae selbst
charaktersiert.
4 A -» 0, Ä-f 0, r ' - 0 hat By =• 0 und dies wiederum
y-0 (ö)
zur Folge; hiermit sind die Punkte der Ahsgissenadisr gekennzeichnet
5. .4 «f 0, J? -H 0, C « 0 liefert die Gleichung
Äx + By --« 0, (6)
aus der ^ - ~ ^. folgt; alle Punkte aber, deren Koordinaten in einem
konstanten und bestimmten Verhältnisse zueinander stehen, liegen
auf einer bestimmten Geraden durch den Vntpnmg,
\
Segmentgleichnng. Eiditongtwmkel der Gerftden. 257
6. ^ 4- 0, B-|. 0, e 4" 0 endlich führt auf
y--i^-i (7)
und läßt die zu einer Abszisse gehörige OrdinAte als Summe »uf
Ä C
— ßX und — ß erscheinen; das erste ist nach 5. die Ordinate einer
bestimmten Qeraden durch den Anfangspunkt^ das zweite eine konstante
Größe; es sind also die Ordinaten jener Geraden um eine konstante
Strecke verlängert oder verkürzt, je nachdem — -^ positiv oder negativ
ist; der Ort der so erhaltenen Punkte ist eine Gerade von (MÜgemeiner
Lage, die parallel ist der durch den Anfangspunkt gehenden Geraden (6).
Hiermit ist der Beweis erbracht, und er gilt für jedes Parallel-
ko ordinatensy stein .
173. Segmentgleiohnng. Die zu y "- 0 gehörige Abszisse a
und die zu a; =» 0 gehörige Ordinate h sind die Abschnitte oder
Segmente, welche die Gerade
^x -f jBy 4- C =- 0 (1)
auf den Koordinatenachsen bildet; sie ergeben sich aus den Ansitzen
und zwar ist
C C
ersetzt man also Ä, B in (1) durch , — -v- und unterdröckt
hierauf den Faktor C «|- 0, so entsteht die Segmentgleichung der
Geraden:
Ihre Herstellung aus der Gleichungsform (1) erfolgt also mittels
der Division durch ~ C
174. Sichtungswinkel der Oera4eii. So-
lange eine Gerade nicht gerichtet ist, d. h. so-
lange nicht ein bestimmter Sinn in ihr als posi-
tiv festgesetzt ist, kann ihre Richtung durch
den hohlen Winkel a, Fig. 65, bestimmt werden,
den sie mit der gerichteten ar-Achse bildet. Bei
dieser Auffassung haben parallele Gerade gleiche ^^, «&.
Richtungswinkel.
Ist g durch Ax ^By-^-C^Oy so ist die Parallele g' durch den
Ursprung dargestellt durch Ax-^- Bg^O und
y if P sm« _ -^ . (\\
x "" ÖP ^ fiii(Ö-V) - "» - -JF ' ^ '
Osnber, HMier« KMh«m«Ük. t. A«fl. 17
258 Analytifche Geometrie der Ebeoe. § 4. Out Gerade.
mit Rücksicht auf 172^ (7) und 173, (2) schreibt sich dana die
Gleichung: y ^ n.. + b; (2)
die Bedeutung von m geht aus (1) hervor^ und h ist das Segment auf
der Ordinatenachse.
Ist das Koordinatensystem rechtwinklig, also ö = -~ , so ist ins-
besondere w «= tg a . rs)
Man nennt w, weil es in dem einen wie in dem andern Falle
lediglich mit der Richtung der Geraden zusammenhangt, ihren Bichtunys-
Icoefpzienlen.
Anders, wenn es sich um eine gerichtete Gerade handelt Zieht
man eine dazu parallele und gleichgerichtete Gerade durch
2* den Ursprung, so sollen die im positiven (oder negativen)
h Drehungssinne gezahlten hohlen Winkel,^ welche diese letztere
\ Gerade mit der gerichteten x- und y-Achse bildet, als die
\£ Richtuugswinkel a',/5' der ursprünglichen Geraden betrachtet
V-^^• werden, Fig. 66. Unter der Voraussetzung eines
^ \ Y rechtwinkligen, positiv orientierten Koordinaten-
^^ Systems ist dann immer (eventuell mit Außer-
pig. 60. achtlassung von 2 ;r)
r=«'-^, (4)
denn, fällt /. B. y in den ersten Quadranten, so wird /?' als der
negativ gezählte Komplementswinkel von a zu nehmen sein; ähnlich
Überzeugt man sich von der Richtigkeit des Ansatzes (4) bei jeder
andern Anordnung.
Man nennt coso^', cos/3' die Hichiungskosimis der Geraden und hat
also iin rechtwinkligen System
cos/3'= sin«'. (5)
Was nun den poüitiven Sinn in einer nicht durch den Ursprung
gehenden Geradon anlangt, so sei hierüber folgende Vereinbarung ge-
troffen: Als positiv möge in einer solchen Geraden derjenige Siim
gelten y bei dessen Verfolgung der Ursprung zur linken Seite der
Geraden liegt. Die Festsetzung steht im Einklang mit dem positiven
Drehungssinn der Ebene.
Zu jeder Geraden g gehört eine Normale n durch den Ursprung;
um auch diese zu einer gerichteten zu machen, werde als positiver
Sion derjenige bef>tinimt« der rtm Ursprung £ur Geraden führt; di*^
»o gerichtete Normale werde als positivf Normale bezeichnet. Diese
Festsetzung ermöglicht es, die beiden Seilen der Geraden voneinander
zu unterscheiden; als positiv gelte diejenige Seite, nach welcher die
positive Normile verläuft, die andere als negativ; letztere enthält den
Ursprung (Fig. 67).
Positive Normale und HettMohe Normalgleichuiig. S59
Sind nunwieyorhina^/S' die Richtungswinkel der gerichteten Oeraden,
«, ß die der gerichteten Normalen, so bestehen immer (eventuell mit Außer
achtlassung von 2x) die Relationen :
a^^^\, r»/J+j- (6)
175. HesseBohe Korm&lgleiohung. ^)
Man kann zur Beschreibung einer Geraden
die absolute Länge p der vom Ursprung zu t:ft ^^^^^tr
ihr gefülirten Normalen und die Richtüngs- A ^^
Winkel a , /3 ihrer positiven Richtung verwenden ; **•• •^•
unter der Voraussetzung eines rechtwinkligen Systems besteht /.wischen
diesen die Beziehung 174, (4).
Sind üf h die Segmente, welche die Gerade g, Fig. 67, auf den
Achsen bildet, so schreibt sich ihre Gleichung:
'- + .»1=0.
a 0
Nun ist aber unter allen Umstanden
a cos a == 6 sin a ^ p ;
erweitert man also den ersten Bruch in der vorstehenden Gleichung
mit cosa, den zweiten mit sin« und macht von dem letzten Ansätze
Gebrauch, so entsteht die Gleichung:
arcosa + ysina — p = 0, (1)
die man als die Norinalgleichung von Hesse bezeichnet.
Um die allgemeine Gleichung
Ax^-By-^C^O (2)
auf diese Form zu bringen, wird man sie mit einem Multiplikator l
multiplizieren, der so gewählt werden muß, daß
sei, damit ).Ay XB tatsächlich den cos und sin eines Winkels dar-
stellen: die Unbestimmtheit des Vorzeichens von
die durch den Zeichenfaktor i (-\- l oder — 1) angezeigt ist, behebt
sich durch die weitere Forderung, daß XG mit — p übereinstimmen,
daher negativ sein muß; sonach hat X das entgegengesetzte Zeichen
von C zu erhalten, was durch den Ansatz
f - - sgn C (4)
ausgedrückt werden soll.
1) Nach 0. Hesse benaont, der Kur Ausbildung der BoderneB Methoden
der analytischen Greoinetrie wesentlich beigetragen hat
17'
260 Analytische Geometrie der Ebene. § 4. Die Gerade.
Um also die aUgcmeim Gleichung (2) au/' die Eesaesd^e Normal-
form umzuwandeln, hat man sU durch — sgn CyA*-}- B^ zu dividieren.
Hiernach sind die Richtungskosinus der positiven Normalen von (2):
cos « = sin /3 -= —7- . . , cos /!i «= sin a = — —. ,
und wegen der Beziehungen (<)) der vorigen Nummer die Ricbtungs-
kosinus der gerichteten Geraden selbst:
cos a = , cos p
Nach der vorstehenden Regel ergeben sich beispielsweise för die
Geraden
3a; - 4y - ö = 0, « + 2y + 3 = 0
die Hesseschen Normalgleichungeo
aus denen man ersieht, daß das Lot der ersten, von der absoluten
Länge 1, vom Ursprung aus in den vierten, das Lot der zweiten, ,
von der absoluten Länge ~, in den dritten Quadranten verläuft. 1
176. Parametrisohe Darstellung der Geraden. Ist M^
(xj^j^ ein fester Punkt der gerichteten Geraden g^ cc ihr Richtungs-
winkel, s der Abstand des variablen Punktes M{x/y) von Mq, so
ist unter Voraussetzung eines rechtwinkligen Koordinatensystems:
ä: — iCo -= s cos a, y — ^o "" * ^^^ *^5
daraus ergeben sich die parametrischen Gleichungen der Geraden g:
a? =» afo + s cos «
y = .Vo + ^si'^«)
s gilt darin als positiv oder negativ, je nachdem die Strecke M^M
die positive oder negative Richtung der Geraden hat.
177. Cheradenbüsohel, beetimmt durch einen Punkt. Die
allgemeine Gloirhung .der Geraden
Ax 4- By 4 C ü (1)
enthält drei Koeffizienten, die sich auf Mwei Konstanten redozieren
lassen, indem man durch einen von ihnen die Gleichung dividiert.
PMnuuetritKsbf. Dantolliuig. OeradeabOtofael ^l
In der Tut treten in den speziellen Gleiohungsformeij
jf^mx + b
X cos a + ysina — p-^O
nur zwei Konstanten oder Parameter auf: die Gesamtheit der Geraden
in der Ebene ist von der Mäcldigkeit oo*.
Daraus folgt, daß eine Gerade im allgemeinen durch iwei Be-
dingungen bestimmt ist.
Ist der Geraden nur eine Bedingung auferlegt, so bleibt einer
der Parameter unbestimmt^ aus der Gesamtheit der Geraden ist eine
niedere Gesamtheit von der Mächtigkeit cx;^ herausgehoben.
Einen wichtigen Fall dieser Art bilden die Geraden durch einen
gegebenen Funkt, deren Gesamtheit man einen Geradenbüsckel nennt.
Heißt der gegebene Punkt M^{xjy^j so fahrt die Forderung, daß er
der Geraden angehöre, zu der Bedingung
M + jByj + O-O (2)
zwischen den Koeffizienten, mit deren Hilfe sich einer derselben, am
einfachsten C. aus (1) eliminieren läßt; man erhalt so
A{x-x,) + B{y-y,)-(i, (3)
oder, indem man — ^ = w setzt,
y-y,^m(x- z,) (4)
als Gleichung des Geradenbüschels mit dem Träger M^
Im rechtwinkligen System kann derselbe Geradenbüschel auch
durch die Gleichungen (176) •
a: == «1 4- «cos« . .
y — Vi + S8ina
dargestellt werden, wenn man darin nicht allein $, sondern auch a als
veränderlichen Parameter auffaßt; bei festgehaltenem a und variablem f
bestimmen die Gleichungen (5) eine spezielle Gerade des Büschels,
diejenige, die gegen die gerichtete x- Achse den Richtungswinkel a hat
178. Gerade durch iwei Punkte. Durch zwei Punkte
M^ix^jy^), Mf{xjyf) ist eine Gerade bestimmt. Denn jede Gerade,
die durch den ersten Punkt geht, ist in der Gleichung
enthalten; soll sie auch durch den zweiten Punkt gehen, so mümen
die Koeffizienten A^ B der Bedingung
Fig. 68.
262 AnaljÜtche Geometrie der Ebene. § 4. Die G^erade.
entsprechen; aus beiden Gleichungen ergibt sich durch Elimination
von Äj B: x^x. « — «
-»• ___ Jgi «I MM \ J
oder in anderer Anordnung: • » -^ y« yi
X .v-y,-^'I^Vaf-x.) (2)
/ ^^ als Gleichung der durch M^ und 3fj bestimmten
mZ'.'.'Z".Z^^^igj^^ Geraden.
^n^' 179. TeilongsverhältniB in der öe-
./ ; ^^ u ►T ra4en. Ein Punkt M in einer Geraden g.
Fig. 68, bestimmt in bezug auf eine in der
Geraden gegebene Strecke if^Jtf, ein Teilungsver-
häUnis\ es soll darunter das Verhältnis
MM, ^ ^^^
yerstandeii werden. Umgekehrt ist die Lage eines Punktes in der
Geraden durch die Angabe seines Teilungsverhältnisscs bestimmt,
A also eine Koordinate des Punktes.
Der Definition (1) zufolge ist l positiv für einen Punkt der
Strecke M^M^, negativ für einen Punkt außerhalb derselben und
unabhängig davon, welche Richtung in der Geraden als positiv an-
genommen wird. Während der Punkt die genannte Strecke durch-
läuft, variiert X von 0 bis oo, und indem M den Punkt M^ über-
schreitet, ändert X sein Vorzeichen und variiert bei der weiteren Be-
wegung von M von — oc bis — 1 , und nimmt schließlich die Werte
von — 1 bis 0 an, indem M von der anderen Seite her immer näher
an den Ausgangspunkt J/, heranrückt. Sowie jedem andern Werte
von X ein und nur ein bestimmter t^uukt entspricht, ordnet man auch
dem Werte — ^ 1 einen einzigen Punkt zu und nennt ihn den unendlich
fernen Punhi der Geraden. Dem Mittelpunkt von M^M^ entspricht
A-1.
Bezeiclmet man mit xjyj^, ^tlVtj ^ly <ii^ Koordinaten von 3f,,
j3f,, i(f, und beachtet man, daß auch
also
ist, so ergibt sich;
Da durch diese Gleichungen, indem man l von — c» bis (X>
variieren laßt, nach and nach alle Punkte der Geraden g zur Dar-
T«üiing8verhiUtiiu einer Sireokt f^
steiiung kommen, bo kaum man sie als parametrim^ Gleichungen der
«loreh <iie Punkte 3^, M^ bestimmten Geraden aufTassen.
Zwei Punkte JT, jtf" mit den TeilnngSTeriiaUniisen X\ X" be-
stimmen drts Dopp^uerhälinis
Iv'jf, -V'if, ""i'» W
das ponÜT oder nefcativ ausfaüt, je nadidem die Ponkte in bezng
auf M^, If, fiileickartig oder ungleichartig liegen, d. h. beide innen
oder au&en, oder einer innen, einer außen.
Ist insbesondere X' ^ — X'\ so nimmt das Doppel Verhältnis den
\Vert — 1 an, und man sagt dann, daß die Punkte M\ M" die Strecke
My^M^ harmoniaek teiltsn; da aus (3) auch
MM, . if'J^ ^ r
j9x I M Mf M X
folgt, SO teilen bei A" = — X' auch die Punkte Mi, ü, die Strecke
M' M" harmonisch, und man sagt daher, die Pnnktepaare Jf,, 3£,
und M\ M" trennen einander harmonisch, nennt auch M^, 3f„ Jf' , 3f "
vier harmonische Funkte.
Bezeichnet man die reiatiren Strecken M^M^, M^M', M^M" der
Reihe nach mit s, s', s", so lautet der Ansatz (3) für harmonische
Punkte so:
daraus ergibt sich durch Umformung die für harmonische Punkte
charakteristische Streckenrelation:
(4)
,1,
ie auch
in
der Gestalt
lt+.
■")-
1
8
Fi«. «9
getchrieben werden kann. Den linksstehenden Ausdruck bezeichnet
man als das harmonische Mittel von s', s".
Um zu M' den rierten harmonischen Punkt in bezug auf If, , M^
Fig. 69, zu finden, schneide man zwei beliebige Parallelen durch 3f„ Mj
mittels einer durch M' laufenden Transversale ^T^JV,, abertrage MfN^
nach MfNi und bringe MiN'i mit der Geraden zum Schnitt; dieser
Schnittpunkt ist der gesuchte M", da sein Teilungs Verhältnis, vom
Zeichen abgesehen, dasselbe ist wicf das von M\
Dem Mittelpimkt von M^M^ entspricht der unendlich ferne Pnnkt
der Geraden als vierter harmonischer.
204 Analytische Geometrie der Ebene. § 4. Die Oerade.
Auf Ghrund von (2) sind
^ 1-1-1 > ^ TTT"
-r" « ^ ~^^ «" - ^» ~ ^y«
^ 1-i ' y T'^TT"
die Koordinaten zweier Punkte M\ M'\ die M^M^ harmonisch teilen
in den Verhältnissen X und — il(|Z| 4= 1> beziehungsweise.
Als Beispiel der Anwendung des Teilungsyerhältnisses diene die
Bestimmung der Koordinaten des Schwerpunktes S eines Dreiecks
M^M^M^ aus den Koordinaten seiner Eckpunkte.
Der Mittelpunkt M'" der Seite 3f, 3/j hat das Teilungsverhältnis 1,
daher sind
,,/_ X, -f o;, ,,. _ y, -f-y«
^ --2 ' ^ — r~
seine Koordinaten; der Schwerpunkt 6' teilt M'" M^ in dem Verhältnis
- , daher sind
"'_L ^ "'4. ^
seine Koordinaten.
180. Abstand eines Punktes von einer Geraden. Die in
der festgesetzten Art (174 j gerichtete Gerade g, Fig. 70, sei im recht-
Y^ winkligen System durch ihre Hesse sehe Nor-
malgleichung
Mf x cos a •\- y sin « - /) = 0 1 1 )
und der Punkt M^^ durch seine Koordinaten/
^-^X ^0^ yo gegeben.
^^ Projiziert man den Linienzug OMoMq
^^ ^^ rechtwinklig auf die positive Normale n von
Qf 80 ist die relative Länge der Projektion
OQ =^ Xq cos a -\ y^ sin a,
und setzt mun fest, als Abstand ö des Punktes M^ von g solle die
relative Strecke ¥Q gelten, so ist
ö ^ OQ- OP^x^ cos« -h yo siu« - P (2)
und fällt positiv oder negativ aus, je nachdem M^ auf der positiven
oder negativen Seite der Geraden liegt.
Ler relative Abstand eines Punktes von einer Geraden wird also
erhalten^ indem man seine Kttordmaien in die linke Seite der Hesse-
HanDonitche Teilong. Abttand einet Funkte« von «iner Gereden. 26fr
sdim Nißmudgiekkung der GrraHen .^taif da- verändetlidien KoördmaUm
einscist
Ist hiemach die Gerade durch die (ileicbung
Äx^By^C-'O (3)
gegeben, so ist nach den AusfOh rangen in 175:
-»gnCVJ«+B« ^ '
Nach dieser Vorschrift findet man den Abstand des Punktes
.¥o(3/5) Yon der Geraden 5x - 12y -|- 3 - 0:
^ - VJ6-f 144 "" 1»'
der durch sein Vorzeichen anzeigt, daß der Punkt auf der positiven
Seite der Geraden liegt. Der Abstand des Ursprungs von derselben
(ieraden ist 3 5
0 ^ ^y^J^'lÜ "' "" 1«
und fällt notwendig negativ aus, weil der Ursprung gemäß der ge-
troffenen Vereinbarung bezüglich jeder nicht durch ihn gehenden Ge-
raden auf der neorativen Seite liegt
181. Dreiecksflächa. Erteilt man den Eckpunkten eines Dreiecks
eine bestimmt« zyklische Ordnung, so gibt man damit seinem Um-
fang eine bestimmte Umlaufsrichtung und macht so die Dreiecksfläche
zu einer relativen Große. Sie soll positiv sein, wenn der Umlaufs-
sinn mit dem positrven Drehungssinn der Ebene 1! ^
übereinstimmt ilS3), im anderen Falle negativ.
Betrachtet man zunächst ein Dreieck OM^M^^ 9^
Fig. 71, dessen eine Ecke im Ursprung liegt, so
wird seine Fläche positiv ausfallen, wenn der Sinn
der Strecke M^M^ mit dem positiven Sinn der V^^^ivT ^^^^tl
durch die Punkte M^ , Jf, bestimmten Geraden
übereinstimmt, im andern Falle negativ. ^ ^**
Die absolute Größe der Strecke M^Mf ergibt sich als Hypote-
nuse eines Dreiecks, dessen Katheten die absoluten Koordinatendiffe-
renzen ihrer Endpunkte sind; ihre relative Länge ist hieniach
Da die Gleichung der durch Mi und If, laufenden Geraden nach
178, (2) in der Form
geschrieben werden kann, so ist auf Grund der Schlußbemerkung in
180 die absolute Länge des vom Ursprung zu ihr gefällten Per-
pendikels
266 ^nalyüiche Geometrie der Ebene. § 4. Die Gerade.
Daruns berechnet sich die rehitiye Oröße des Dreieeksinhaltes
<7-iifi3f,./», di.
Sind nun r^Jip^y Ul^i ^^^ Polarkoordinilen Ton M^, Mg
auf OX, so folgt aus
bezug
daß
co8<]Pi-^, 8in9, -^'
cos ^2 «- , «in ^, — ^-*-
sm(^,-,p,)-^.=:-"'''S
und weil die Punkte an die Gerade gebunden sind, so ist fpi—g>t \^*y
folglich
»gn (^2 - ^i) - sgn sin ((jp, - (p^) - sgn {Xi y, - x, y^\
und da nach den getroffenen Vereinbarungen
sgn (^2 - 9^1) = sgn ^1 3f„
so ist f' = £, folgHßh
1 / X 1 l^iVi'
^» : (^lys-^jyi)- *''"*'
! ^%yt I
(3)
Diese Formel gibt also den relativen Inhalt des Dreiecks OM^M^
entsprechend den über den ümlaufssinn getroff'enen Festsetzungen.
Um den relatiren Inhalt eines Dreiecks M^M^M^ in allgemeiner
Lage zu bestimmen, braneht man sich nur zu denken, das Koordinaten-
system sei durch Translfit^on nach dem Anfangspunkt 3f, yerschoben
worden (168); dann sind x^ — x^ly^ — y^, ^t — ^nlVt — y^ ^^^ Koordi-
naten der Punkte 3fj, üf, ixn neuen System, auf das die Formel (3)
zur Anwendung gebracht wessen kann; demnach ist nun
^ - 2 {(^1 - ^t)(3t- Vi) - C^s - ^3)(yi - y»))
1-^3 y>~y8 1 - 2 ^t^i 1 • W
i-«3 ys-Vs 1 ^«ys 1
Die geometrische Tatsache, daß bei Byldischer Vertauschung der
Buchstaben Jfp M^j M^ der Umlaufssinn des Dreiecks sich nicht
ändert^ hat ihr arithmetisches Äquivalen darin, daß die letztangeschriebeue
Determinante bei zyklischer Vertanschung der Zeilen ihr Zeichen nicht
ändert; wohl aber ändert sie es bei Vertauschung zweier Zeilen, es
kehrt sich aber auch der Umlaufsainn des Dreiecks um, wenn man
zwei der Buchsbiben miteinander vertauscht
^1 - ^8 yi - y«
^1-^8 yf-ys
Dreieckafläche. Sebnittpirakt iweier Gemden.
267
Das Verach winden der Determinante in (4) zeigt an. dafi di«
drei Punkte M^y M^, Jf, in einer Geraden liegen; denn nor dann
wird eiT-O.
Haben M^, M^ Jf| beispiele weise die Koordinaten — 1/4^ 3/2,
1 / — 6, so ist
jr =
-1
3
1
4 1
2 1
6 1
-t(4-40)--18;
-1 4 1
4-2 0
2-10 0
der Umfang ron M^ M^ M^ hat sonach den negatiren UmlanÜMinn and
die absolute Große betragt 18 Flächeneinheiten.
182. Schnittpunkt sweier Geraden. Jedes Wertepaar x, y,
das die Gleichungen zweier Geraden:
Jar + i^y-fC-O (1)
Äx^ITy-^C^i) (2)
zugleich erfüllt, gehört einem beiden Geraden gemeinsamen Punkte an.
Die Gleichungen geben aber eine Bestimmung f^ x, y nur dann,
wenn (HB)
A B I
(3)
(4)
Man nennt den hierdurch bestimmten Punkt den SchmUpunki der
beiden Geraden (1) und (2).
Ist hingegen AB — A B = Oj d. h.
l'-I- (&)
während einer der Zähler in (4) oder beide nicht Null sind, so kann
den Gleichungen (1), (2) durch kein endliches Wertepaar Xy y genügt
werden. Man behält die vorige Ausdrucksweise bei, sagt, die beiden
Geraden haben einen unendlich fernen Schuittptnikt und bezeichnet sie
als jHirallei Demnach ist (5) die Bedinyumj für den ParaUdiemM
von (1) und (2).
Wenn schließlich neben
AB-AB-'O
auch
JB(7-FC«0
ist, so ist auch CA'— C'A^O'y denn ans den beiden letxten Glei-
1
ist, und zwar besteht dann:
BC
CA
^_ ^(^
^AB'-A'B* y^
CA'
AB
CÄ-^CA
^~ AB
■" AB'-'-A'B
AB'
AB
268
Analytische Geometrie der Ebene. § 4. Die Gerade.
chungen folgt ABHC'^ A'BITC, woraus tateächlich AC - ^'C-0
hervorgeht. Die Folge davon ist. daß
Ä
A
B
(6)
daß also die Gleichung (2) sich von (1) nur durch den konstanten
Faktor h unterscheidet, indem statt ihr
k:Ax^By-\-C)'-0
geschrieben werden kann. Der Fall läßt dann die Auffassung zu^ daß
beide Gleichuugen eine und dieselbe Gerade darstellen ^ oder zwei
vereinigt liegende Gerade, so daß jeder Punkt der einen zugleich ein
Punkt der andern ist.
183. Draiseitfläche. Die Bestimmung der relativen Fläche eines
von drei Geraden g^, ^j, g^\
A,x + B,y-]-C\ = 0
A,x+B,y + t\^0 (1)
A^xi B.y-hC^'-O
begrenzten Dreiecks ist mit Hilfe der vorigen Aufgabe auf den Fall 181
zuröckführbar. Bezeichnet man die Schnittpunkte der Geradenpaare
ffiSfzi 9i9\j 9\9% folgeweise mit Jfj, M^y M^, ihre Koordinaten mit
^ilpv ^x/y»' ^ilVii ^^ ergibt sich für diese mit Hilfe der Unter-
determinanten von
D» Ä^B^Gt (2)
z\ifolge 118, (4) die folgende Darstellung:
X,"
Xa
ar.—
Vi
y«
Vi
».-;.,
y>
Mithin ist der relative, tob der Ordnung der Geraden und hier-
mit von dem Umlauftsinn 3f, Jlf, Jlf, abhängige Fläche des Dreiecks:
«1 ßl 1
r. y»
J~i
u ri
^ A 1
>• r»
«yiVt/«
«sAyt :
(^)
DreiMitfläche Winkel tweier Geraden. 209
Das Verschwinden der Deteiminante I) zeü^ an, daß die drei
Geraden (1) durch eiuen Punkt gehen; denn nur in diesem Falle ist
die von ihnen umschlossene Fläche NuU.
184. Winkel iweier Oeraden. Von dem Winkel zweier
Geraden kann in bestimmter WeiKc nur dann gesprochen werden,
wenn sie gerichtet sind und ihre Reihenfolge festgesetzt ist. Sind
(/,. g^ zwoi gerichtete Gerade, g\j gi die gleich gerichteten Parallel-
strahlen durch 0, o^y a, ihre Richtungswinkel, so soll der Winkel a
T»)n g^ und </, deliniert werden durch:
ö = «j. — «j. {\)
Sind die Geraden nicht gerichtet, und ist ihre Ordnung nicht fest
gesetzt, so bestimmen sie zwei absolute Winkelgrößen, die sich zu
180^ ergänzen, und eine davon ist durch den Winkel der positiven
Normalen gegeben; es ist diejenige, in deren Winkelftäche der Ur-
sprung nicht enthalten ist. Nennt man die Richtungswinkel der Nor-
malen «i, «j, 80 ist, vom Vorzeichen abgesehen,
ö -» «i ~ a{ (2)
einer der Winkel der Geraden.
Hat man die Hessescheii Norniftlgleichungen der Geraden, so
enthalten .sie unmittelbar die Daten zur Berechnung von
cos ta' = cos ai cos «{ -f- sin «j sin oi, (3)
sin G} = sinai cos a[ — cos ai sin al. (4)
Sind die Geraden in der allgemeinen Form
Ä^xi-B^y^ 0,-^0 (5)
A,x 4- B,y -f C, =. 0 (Ü)
gegeben, so setze man sie nach der in 176 entwickelten H^el in die
Hessesche Normalform um und erhält dann nach Vorschrift von (3)
und (4 )
COSCfJ =» ^ ' ' * ' (^\
,gnr,C,V{A\ + ßl)(A\i-Bf)' ^'f
Die beiden Geraden (5), (6) stehen aufeinander senkrecht j wenn
cos w' =« 0, wenn also
A,A,+ B,B,~0, (9)
und sie sind zueinander parallel, wenn sino' — Ü, d. h. wenn
270 Analytische Geometrie der Ebene. % 4. Die Gerade.
Für die Geraden
3a; - 4y - 8 - 0
5:r 4- 12y -f 4 - 0
ergibt sich beispielsweise
16 — 48 83 , 86 + 20 66
COSO, -__g ^3-^5, sin« ---^3---,
wodurch der Winkel («i, »,) als negativer spitzer Winkel gekenn-
zeichnet ist; der absoluten Größe nach bestimmen die Geraden die
Winkel 59029'23" und 120030' 37".
Die Geraden
2a;-3y~ö=-0
- 4.T -f 6y + 7 -= 0
sind parallel, weil ihre Gleichungen die Bedingung (10} erfüllen, und
die Geraden
3a:-f4y-2 = 0
8ic - 6t/ + 3 = 0
stehen aufeinander senkrecht, weil sie der Bedingung (9) genügen.
186. Oeradenbüschel, bestimmt durch zwei Gerade. Zwei
Gerade g^, g.^, die durch die Gleichungen
g,^Ä,x-\^B,y-{-C,=-0 (1)
g, = A^x + B,y -r C^ -= 0 (2)
gegeben sein mögen, bestimmen den Geradenbüschel, der ihren Schnitt-
punkt zum Trüger hat. Alle Geraden dieses Büschels sind in der
Gleichung
g, - kg, = Ä,x + B,y + C, - X{Ä,x + B^y + 0,) = 0 (3)
enthalten, in der l einen willkürlichen Parameter bedeutet; denn diese
Gleichung stellt bei angenommenem l eine Gerade g^ dar, weil sie in
Xy y vom ersten Grade ist, und da sie femer durch jenes Wertepaar
X, y befriedigt wird, das den Gleichungen (1) und (2) zugleich ge-
nügt, so geht gj^ durch den Schnittpunkt von g^ und g^.
Bei der hier eingeführten Schreibweise dienen die Buchstaben
(/,, g^ zur Bezeichnung der Gleichungspolynome -^jX -|- -B,y -j- Cj,
A^x -\- B^y -{■ C',, so daß mau die drei Geraden g^y (gr,, g^ kurz dar-
stellen kann durch die symbolischen Gleichungen^):
^i " 0, g^ - 0, ^1 - A^, - 0.
1) Die abgekürzte Schreibweise der Gleichungen ist su einer wichtigen
Methode der analytischen Geometrie geworden; wiewohl in ihren Anfängen auf
fransdtiiche Qeometer zoriickgehend , bat sie ihre Ausbildung doch erst durch
J. Flacker erhalten.
Q«radAbfi«cbel, bettimmt dtirch twei 0«rtde. 27 t
Maltipliziert man die erste GletcbuDg mit — 1, die /.weite mit
Xy 80 geben alle drei zur Summe eine ideDiische Gleicbuog. Diese
Bemerkung kann dahin verallgemeinert werden, daß drei Gerade ^,^
9if 9s* zu deren Gleiehungen sich MnUiplikaioren fi^, u^, /i, bestimmen
lassen derart, daB
ist, durch einen Punkt gehen; denn aus dieser Relation folgt
somit ist ^, -» 0 gleichbedeutend mit '** ^j + '^ ^j »= 0 oder g^ — ig^m, 0,
wenn '^ -i — jl gesetat wird; das heißt aber, daß g^ dem Büschel der
1*1
Geraden g^y g^ angehört.
Aus dem BQschel (3) wird eine einzelne Gerade durch Speziali-
sierung des Parameters X herausgehoben; so ergibt f>ich mit A — 0
die Gerade g^ = 0, mit X == oc die Gerade f/j -* 0, wie man erkennt^
wenn man (3) vorher auf die Form ^i — <7s "= ^ gebracht hat. Ist
der Büschelgeraden eine Bedingung auferlegt, so bestimmt sich durch
diese das X. Zwei Falle mögen besonders angefühlt werden.
Um jene Gerade des Büschels (3) zu finden, die der Geraden
Ä'x + B'y + C » 0 (4>
parallel ist, bringe mnn (3) in die Form
{Ä, - XA^)x 4- {B, - XB,)y + tc\ - XC\) = 0
und wende die Bedingung 184, (10; an; sie lautet
A\B, - Aß,) - B\A^ - XAt) - 0
und ergibt £l^i ~ B"^.
so daß * ^
die Gleichung der g^uchten Geraden ist.
Soll diejenige Gerade des BQschels bestimmt werden, die snr
Geraden (4) senkrecht ist, so hat man in Anwendung der Bedingung
184. (9): ^,^^^ __ ^^^- _^ ^,^j^ _ ^^^ _ ^^^
mithin ist -^'-^ + ^' J^s '
{Ä'A,^-BB,)(A,x-{-B,yi-C,)-{Ä'A,'\'B'B,XA^xi'B,y+C,)^0(6y
die Gleichung der verlangten Geraden.
272 Analjrtische Geometrie der Ebene. § 4. Die Gerade.
186. Teilungsverh<nla im OeradenbüscheL Die beiden
Geraden ^, , //j, Fig. 72, welche das Strahlenbüschel liestinunen^ seien
Tj^ %l^ in der 174 festgesetzten Art gerichtet und
^ durch ihre Hesse sehen Normalgleichungen
Pi^x cos «1 + y sin «1 — p, - 0 (1)
y^ - X cos«, -f y sinoä — JJ, — 0 (2)
gegeben. Sie zerlegen die Ebene in Tier Felder,
die sich in zwei Paare gegenüberliegender sondern;
geht keine der Geraden durch den [Jrspning, so
«» "»• lassen sich die Paare derart voneinander unter-
scheiden, daß man das den Ursprung enthaltende als innere Winkel-
fläche f das andere als äußere Winkelfläche der beiden Geraden bezeichnet.
Es sei nun , a /o\
dl = 9i '- ^9t = 0 (3)
eine bestimmte Gerade des Büschels und M{xjy) ein Punkt derselben;
dann haben die Ausdrücke 9iy9%j mit diesen Koordinaten gebildet, die
Bedeutung der Abstände dj, ö^ des Punktes M von den beiden Grund-
geraden; für diese Abstände besteht somit die Gleichung:
dj ~ Id^ = 0,
aus der sich
ergibt.
Bei der vorausgesetzten Darstellung der Geraden bedeutet also
der Parameter k das Abstandsverhältnis eines beliebigen Punktes der
f/^ von den beiden Grundgeraden, zugleich das Sinus Verhältnis der
Winkel, in welche (^,, y^) durch y^ geteilt wird. Man bezeichnet
dieses letztere Verhältnis als das TeilunysoerhaUnis der Geraden y^ in
bezug auf y^j g^] es ist positiv in der inneren Winkelfläche, n^^tiv
in der äußeren, weil im ersten Falle dj, d^ entweder beide positiv
oder beide negativ sind, während sie im zweiten Falle ungleiche
Zeichen haben; unabhängig ist das Teilungsverhältnis von der Reihen-
folge der Grundgeraden.
Für die Halbierungslinie der inneren Winkelfläche ist A =- 1, für
jene der äußeren Winkelfläche «« — 1 ; hiemach sind
9.-<h'0 (5) I
die Gleichungen dieser Halbierungslinien.
Sind g\ y" zwei Gerade des Büschels, so nennt man den Quo-
tienten ihrer Teilungs Verhältnisse ihr Doj^verhälttiis in bezug auf
^* ' ^* * sin (^, g) , %}n{g, g'J ^V ,gv
TWhMHMMIlMia
tn
rj
Wi
; ftr 4m DopfdtmUküm komttt
fVcst vme im 4ie He»t«*^ III
ft-J,x + il» + C,-0, (8)
9,-J^ + li^jr4-C;-0 (»)
m,mmkmHmk(7y.
^'pM^±M tt -r>,
•^c.VM+m '^tßC^VA-^-^,n»c,yjt+'i
^ ^CVjH + M
(10)
274 Analytifcbe Geometrie der Ehene. % ^- ^'^^ Gerade.
2. Die Halbierungslinien des Innenwinkels bei A^ und der Außen-
winke] an den beiden andern Ecken sind durch die Gleichungen
93-^91-0
r/i + ^» = 0
dargestellt) deren Summe, nachdem man die dritte mit — 1 multi-
pliziert hat, 0 - 0 ergibt. Es schneiden sich also die Halbierungs-
linie eines Inneuwinkols und die Halbierungslinien der beiden nicht an-
liegenden Außenwinkel in einem Punkte (Mittelpunkte der ange-
schriebenen Kreise).
3. Nennt man die Kosinus der inneren Winkel bei A^y A^^ A^
der Reihe nach Cj, Cg, r^,, so sind ', , ■ die Teilungsverhältnisse,
nach welchen die Winkel des Dreiseits durch die Hohen geteilt werden;
folglich sind die Höhen durch die Gleichungen
^s9i - c-Ah = ö
Ci9i - Cs9i »0
^i9i - Ci9i = 0
bestimmt; multipliziert man diese mit c,, c^, c^ und bildet hierauf die
Summe, so entsteht 0 =- 0, womit erwiesen ist, daß sich die Höhen
in eifieni Punkt schneiden.
4. Bezeichnet man die den Eckpunkten A^^ A^. A gegenüber-
liegenuen Seiten mit a, , e^j, a^, so gehören zu den Mittellinien des
Dreiecks in bezug auf die Winkel die Teilungsverhältnisse -^, -', — ;
diese Bemerkung führt zu dem Nachweis, daß sich die drei Mittel-
linien in einem Punkte schneiden.
5. In bezug auf die Geraden
6x - Hy + •^> =- 0
iix -h 4y - 0 =- 0
bat die ihrem Büschel angehörende Gerade
i\x - 8^ -f 3 -f aa: + 4y — 5 - 0,
d. i. 9a: — 4y — 2 «= 0 das Teilungsverhältnis
, yi!+*' 1
aus dessen Vorzeichen zu erkennen ist, daß sie in der inneren Winkel-
iiäche liegt.
Krtiigleiohungen. 275
§ 5. I>er Kreis
188. Olelohnng des Xreiaes in rechtwinkUgen Koordl-
nateii. Drückt man die geometrische Tatsache, dafi ein beliebiger
Ponkt M{xly) des Kreises vom Mittelpunkt Sl(alh) die Entfemang
r hat, analytisch aus, so ergibt sich die Gleichung des Kreiaee, die
in rationaler Form lautet:
{X - a/ + (y - 6)« ~ r«. (1)
An der entwickelten Form
x' + y* - 2ajr - 26y + a* + &« - r» - 0 (2)
bemerkt man, wenn man sie mit der allgemeinen Gleichung zweiten
Grades: ^^, ^2Bxy ^ Cy^ 'V2Dx ^2Ey ■\- F^O (3)
vergleicht, das Fehlen des Gliedes mit xy und die Gleichheit der
Koeffizienten von x^^ y*, so daß man die Kreisgleichung unter die all-
gememeForm ^^^ ^ ^ + 2Dx + 2Ey + F ^0 (4)
stellen kann. Mit (2) verglichen föhrt dies zu
— =.^2a, j - - 26, j = a» + 6* - r»,
woraus sich
a = -^, 6="-^, r=»'-:t^ (6)
ergibt.
Setzt man die Koeffizienten in (4) als reell und ^4-0 voraus,
so sind die Koordinaten von Sl reell und endlich; hingegen fällt r nur
dann reell aus^ wenn
!)* + i5:*-^F^0;
tritt das Gleichheitszeichen in Kraft, so wird r = 0; beiD'+ I?-'AF<0
gibt es also keinen reellen Punkt, der der Gleichung (4) genOgt.
um eine einheitliche Ausdrucksweise zu haben ^ sagt man unter
allen Umstanden, die Gleichung (4) steUe einen Kreis dar, der reell,
ein Nullkreis oder imaginär sein kann
189. Oleichnng des Kreioes in schiefs^nkligen Koordi-
naten. Bezeichnet 0 den Koordinaten winket, so erhält die geometrische
Grundeigenschi^ft des Kreises den analytischen Ausdruck
(«-«)«-|.(y~6)« + 2(x-a)(y-6)c<>s<?-r». (1)
Die entwickelte Form
x^ 4- 2xy cos ö 4- f - 2(a + 6 cos^)x - 2(6 -f a co%e)y
4- a« 4- 6* + 2a6 cos^ - r» - 0 (2)
276 Aualytische Geometrie der El>ene. | 6. Der Kreis.
fällt unter den Typns:
Ä(x' 4- y') -}- 2Bxy -h 2Dx -f- 2Ey -f F- 0, 'ä\>\B',
tmd zwar ist
B
A
D
A
E
cos^
— (a -f & cos d)
^ «. — (6 4- a cos ^)
F
Ä
a* f fe* 4- 2a6 cos ö — r
aus diesen Gleichungen ergeben sich eosB^ a^ h, r als Funktionen der
Eoe^zienten.
Der bezeichnende Unterschied gegenüber der Gleichung in recht-
winkligen Koordinaten ist das Auftreten eines Gliedes mit ly.
190. Polargleiohnng des Kreises. Be
zeichnet man die Koordinaten des Mittelpunktes
a mit c, y, den Radius mit a, Fig. 74, so schreibt
sich die Gleichung des Kreises:
r' -f c* — 2cr cos (y ~ y) — a*.
(1)
Fig. 74.
Geht insbesondere der Kreis durch den Pol,
10 ist e "- a, und die Gleichung vereinfacht sich dann auf
r* — 2ar 003(9 — y) ^ 0,
und dies hat außer der von (p unabhängigen Wurzel r «« 0 noch die
weitere o / \ /o\
r = 2a cos {tp — y). (2)
Liegt der Mittelpunkt des Kreises im
Pol, so ist c « 0, und die Kreisgleichung er-
langt die einfachst mögliche Form r '^ a
(157).
Von der Gleichungsform (2) kann, um
ein Beispiel zu geben, bei Losung der
folgenden AufgabeGebrauchgemacht werden:
Durch den einen Schnittpunkt 0 sweier
Kreise k, k\ Fig. 75, eine Gerade zu fahren, auf der die beiden
Kreise gleiche Sehnen abschneiden. Wählt man nämlich 0 als Pol
und einen beliebigen von 0 auslaufenden Strahl als Polarachse, so
haben die Kreise Gleichungen der Gestalt
r — 2a cos {<p — y\
r ■» 2a' cos (<p — y').
PoUrglei« huug Kr.;- ^ojpch dMi Pimkte. 277
Ist q: die unbekannt«^ Ampniude der einen Sehne^ so ist ^ 4- x die
Amplitude der andern; man hat alBo zur Bettimmung Ton ip die
Gleichung: / . , ^
a cos [ff y) -f '/ 008 (y - y j ^ 0,
die sich umiormen läßt in
(a foß y -f ö' cos y') cos ^ + (d sin y + a' sin y) sin 97 «i 0,
Horaus , ,
®^ asiny -h a' nn/'
Es sind aber a cof»y/a sin y, a' cosy/a' siny' die rechtwinkligen Ko-
ordinaten der Mittelpunkte Ä, Ä', folglich a cosy -f- «' cosy/« »iöy
-f-a'siny' die Koordinaten der vierten Ecke P des aus Oä, Oä'
konstruierten Parallelognimms; die gesuchte Gerade sieht also senk-
recht zu OF.
191. Kreis durch drei Punkte. Die Gleichung des Kreises
in recht winkligen Koordinaten enthält vier Koeffizienten, daher, da
sich einer davon durch Division beseitigen läßt, drei Konstanten.
Folglich bestimmen im allgemeinen drei Bedingungen einen Kreis.
Der niichstliegende Fall ist der, ihn durch drei gegebene Punkte zu
führen
Sind Mi(Xiiyi){i ^ l, 2, 3) diese Punkte, so sind die Koefftzienten
m der Gleichung
A{z^ -h y*) + 32>:c -h 2 J^jr 4- F - 0 (1)
so zu bestimmen; daß die Gleichungen
Ä{4 -f 3^j + ^Dx, + 2J5?y, + F- 0 (2)
Ä(ai + yj) + 2Dic, + 2Ey, + F« 0
bestehen können. Durch diese Gleichungen sind die Verhaltnisse von
Af J), Ej F bestimmt, und dies reicht aus, um die Gleichung (1) her-
zustellen. Schließlich kommt es also auf die Elimination der Koeffi-
zienten zwischen den vier Gleichungen (1), (2) an, und ihr Resultat
<121) ist die Kreisgleichung:
- 0. (3)
Um sie in die Form (1) za bringen, hat man die Determinante
nach den Elementen der ersten Zeile zu entwickeln; nur wenn d^r
x»-fy> X
y
1
irf + yf X,
Vi
i
;rf + yl X,
y%
1
!rf + y? ^
y»
1
278
Analjtttche Geometrie der Ebene. § 6. Der Kreii.
Koeffizient von x^ + y* nicht Null ist, stellt die Gleichung einen
eigentlichen Kreis dar, also nur dann, wenn
^1 Vi 1
Vi
+ 0,
d. h. wenn die drei Punkte M^ nicht in einer Geraden liegen (181).
Im andem Falle wird die entwickelte Gleichung vom ersten Grade,
stellt also eine Gerade dar. Außer den Punkten dieser Geraden ge-
nügen ihr unendlich ferne Punkte der Ebene, deren Ort man als un-
endlich ferne Gerade der Ebene erklärt.
Beispielsweise hat der durch die Punkte (—2/3), (1/4), (0/0)
gebende Kreis die Gleichung
13
17
0
l\{x^-\-y^--x^^ly^O,
seine Parameter sind also a =
192. Der Kreis nnd die Gerade.
rade g seien durch die Gleichungen
Ä: = (x-a)« + (y-&)^
(j = y — mx — w = 0
1 x_17
22' 22' ■ 2
Ein Kreis h und eine Ge-
•» = 0
(1)
(2)
gegeben.
Nach dem Satze von B6zout(132) haben eine Gleichung zweiten
und eine ersten Grades zwei gemeinsame Lösungen, die gemeinsamen
Punkten beider Linien entsprechen. Kreis und Gerade haben also,
allgemein gesprochen, zwei Punkte miteinander gemein. Die Natar
der Lösungen und dieser Punkte hängt von den Gleichnngskoeffi-
zienten ab.
Eliminiert man t/, so entsteht die Gleichung:
{x - ay + (ma; -f- « - 6)* - r« - 0,
die nach x geordnet lautet:
(1 + m«)x* -f ^[m(n - 6) - a]x + a* -h (n - ö)« - r» - 0;
Aber die Natur ihrer Wurzeln entscheidet die Diskriminante (133)
D « [w(n - 6) - a]« - (1 + m^)[a^ -f (tt - 6)» - r«J
- (1 + w")r» ~ (6 - ma - n)»;
ist D positiv, also . ,
yi+i**
Kreis und Oerade. Unendlich ferne imaginke Kretspunkie. ^9
SO sind die Wurzeln reell und yervchieden; hingegen reell und ^iob,
wenn r— -|^{, endlich imaginär, wenn r<\d ] dabei bedeutet (180)
d den Abstand des Kreismittelpunktes von der Geraden.
In dem inittlereu der drei unterschiedenen Fälle hat die Gerade
mit dem Kreise zwei vereinigt liegende Punkte gemein, man sagt dann,
sie berühre oder tangiere den Kreis; die Bedingung dafür drückt sich
also in dem Ansätze aus:
(1 -f m*y' ^(h-ma - »)» (8)
193. Dia onendlioh fernen imagiu&ren Kreispuukte. Ist
M{x/ff) ein Schnittpunkt der Geraden g mit dem Kreise k\ wobei,
wie im vorigen Artikel, die beiden Linien durch
Ä; =- (ä; - a)« -f (y - 6)» - r« =» 0 (1)
g ^ y — mx — » — 0 (3)
gegeben sein sollen, so ist ^- -= ,u der Richtnugskoeffizient des nach
ihm geführten Halbmessers; fügt man also zu den Gleichungen (!),•
(2) noch die dritte
t/-6~/iÜ-a) = 0 (S)
und eliminiert aus allen drei Gleichungen x -- a und y — ft, so ent-
steht eine Gleichung zwischen den Parametern von g und k und dem
RichbUngskoefHzienten (i. Zu ihrer Ableitung bringe man (2) anf
die Form . / . i /^ /^^^^
y - b — m{x — a) + 6 — ma — n — 0 (2*)
tmd berechne aus (3) und (2*)
h — tna—n , u(h — ma—n)
X — a == y — b ^ — ;
m — ft^^ »4 — M
die Einsetzung dieser Werte in (l) liefert die erwähnte Gleichung:
8 1 2iMr* {b — ma — n)* — m*r* ..
ihre Wurzeln bestimmen die Richtungskoeffizienteu der nach den
Schnittpunkten von g mit k laufenden Kreisradien.
Nun ist aber (133)
das Quadrat der Entfernung des Kreismittelpunktes von y; fQhrt man
diese Größe in die vorige Gleichung ein, so lautet diese:
Wächst d ins ünendiiihe. so konvergiert der Koeffizient von pt
gegen Kuli, das absolute Glied gegen 1; folglich bestimmen sich die
280 Analytische Oeometrie der Bbeoc 0. Der Krt>ifi
RichtungekoeffizieDten derjenigeti Radien, die nach den (imaginären)
Schnittpunkten von Je mit der unendlich fernen Geraden der Ebene
laufen, aus der Gleichung
».' + 1 - 0, (5)
sind also selbst imaginär und unäbhätigiy vmi den Parameürn des
Kreisen. Durin liegt der analytische Grund für die Au^sage^ daß aUe
Kreise, der Ebene durch zwei feste Punkte^ die unendlich lernen mögt
nären Kriii>jtunkte, gehen
194. Tangentenprobleme. Die Differentialrechnung löst die
Aufgahe, an eine Kurve in einem ihrer Punkte die Tangente zu legen,
für alle analytiscli dargestellten Linien in einheitlicher Weise; denn
unter Voraussetzung rechtwinkliger Koordinaten ist der Richtungs-
koeffizient der Tangeute durch den Differentialquotienten y' von y
nach X au der betreffenden Stelle M{x y) bestimmt (56). Heißen
also die Koordinaten eines beliebigen Punktes der Tangente |, ?;, so ist
ri'-y^y'il-x) i)
deren Gleichung.
Über die Bestimmung von y' ist nichts weiter zu bemerken,
wenn die Gleichung der Kurve in der Gestalt
y-t\x) (2)
gegeben ißt oder leicht auf diese Form gebracht werden kann.
Hat sie hingegen die Gestalt
A^>y) - 'N (3)
dann fQhrt folgende Betrachtung zum Ziele. Nimmt man auf der
Linie neben M noch einen zweiten Punkt M'{x '\- h y ■{■ k) an, so
besteht auch .. , , . ix a
und somit weiter ^/ , , , t\ m \ a
f{x -V h, y -r k) - fix, y) - 0,
wofOr in erweiterter Form
f(x f- //, y -f- k) - fix, y -f *J) -f /*(r, y^k)-^ f{x, y) - 0
geschrieben werden kann Nach dem Mittelwertsatz 73 ist
f(x^^h,y^-k)^f{x,y^k)^hr,{x^eh,y{-kl 0<e<\,
fix,y-\-k)^f{x,y)'^kfi{x,y'te,k\ 0<Ö,<1,
wobei fgj ff Zeichen für die partiellen Ableitungen von f^x^y) nach
x, bzw. nach y sind (55); infolgedessen verwandelt «ich die obige
Glej(!hung nach Division durch h in die folgende:
l'angentAijprcMeni*- 28 t
indem nun h der Greute Null zuatrebt, wird auch k unendlich klein^
und sind überdies /"i, /^ stetige Funktionen der beiden Argumente x, *y,
so lautet die letzte Gleichnng an der Grenze
r.(^,!^)-f/;(^,y)'y'-o, (4>
uoraua sich
ergibt Durch Einsetzung dieses Ausdruckes in (1/ erhalt man nun
(i-^)rx + (ij- .v)/;-o (6>
alK Gleichung der Tangente.
Diese allgemeinen Ergebnisse sollen nun auf den Kreis angewendet
Herden.
I. An den Kreis
fix, ijj - (x - ay -f {y - b)*-r'-^0 (1)
im Punkte M{x/y) die Tangente zu legen.
Gegenwärtig ist
n^2ix-a). r,-2(jf-h),
folglich
(a:-a)(|-x)-f (y~fe)(i?~y)-0
die Tangentengleichung Man kann ihr übersichtlichere Gestalt geben,
indem man für % — x, r, — y schreibt i, ~ a — x — a, ij — 6 — y — ^
und die Multiplikationen ausführt; mit Rücksicht auf fl) ergibt sich
dann
(«-a)(|-a) + (,-6)(, -6)-r» (2)
als Gleichung der Tangente.
Zur Mittelpunktsgleichung des Kreises:
:r» -h y* « r» (3)
gehört also die Tangentengleichung
xii-yfi- r*: (4)
der nach dem Berühningspunkte gezogene Radius hat in diesem Falle
die Gleichung
yi-xfi-- 0,
woraus nach 184. (9) zu erkennen ist, daß er auf der Tangente senfe-
recht steht.
BelBpieL An den Kreis (a; - 3)* 4- (y - 6)» - 2b in den Punkten,
in welchen er die y- Achse schneidet, die Tangenten zu legen und ihren
Schuittpunkt zu bestimmen.
282 Analytische Oeometrie der Ebene. § ff. Der Kreis.
Diese Punkte haben x — 0 und die am (y — 6)' =- 16 resul-
tierenden Ordinaten y, — 10 und y, « 2; die Tangentengleichungen
sind also:
- 36 + 4tj - 40 - 0
~3£-4i?+ 8-0;
aus ihnen erhält man durch Addition und Subtraktion
|-~-3, '? = 6
als Koordinaten des Schnittpunktes.
n. An den Kreis
kr^x'-Jfy'-r'^O (1)
durch den Punkt F{x^ly^ Tangenten zu führen.
Bezeichnet M{x/y) den noch unbekannten Berührungspunkt einer
Bolchen Tangente, so muß ihre Gleichung
xi + yri'^ r' (2)
durch die Koordinaten von P befriedigt werden; man hat also zur
Bestimmung von x,y die beiden Gleichungen:
P^xXq + yy^ - r« = 0, (3)
h^x^ -f.V^ ~r2 = 0. (4)
Die erste stellt eine Gerade p dar^ die somit aus dem Kreise A*
die Berührungspunkte der möglichen Tangenten ausschneidet; es können
demnach bei diesem Problem dieselben drei Fälle eintreten, die in 192
unterschieden worden sind. Die Gerade p, die bei reellen und ver-
schiedenen Tangenten .^ie Berührungssehyie enthält, bei reellen vereinigt
liegenden Tangenten mit diesen selbst zusammenfällt, bei imaginären
Tangenten aber an dem Kreise vorbeigeht und in allen Fällen auf
dem durch P laufenden Durchmesser senkrecht steht, nennt man die
Polare des Punktes P in bezug auf den Kreis Ä, den Punkt P
ihren Pol.
Zur Konstruhtion der Berührungspunkte im ersten Falle ergibt
sich das bekannte Verfahren mittels der folgenden Betrachtung. Die
Schnittpunkte von k und p genügen auch der Gleichung
* - p =- a:* 4- y* ~ «Äy - yyo "- ^•
diese aber stellt einen Kreis dar, dessen Parameter aus der umgeformten
Gieichung
anmittelbar abtniesen sind. Der Kreis (5) ist aus der Mitte von OP
nit der Hälfte dieser Strecke als Radius beschrieben.
Taogenienprobleme. 283
Beispiel. An den Kreis 2r' + y' - 25 durch P(- 8/6) die
Tangenten zu legen und ihren Winkel zu bestimmen.
Die Berührungspunkte ergeben sich aus dem Gleichungspaai^
-^ — - 8jr + 6y - 25,
:r« + y«-25;
Elimination Ton y führt zu der Gleichung
ar» H- 4x - " - 0,
deren Wurzeln x=—2± ^ V^3 sind; aus der ersten der beiden Gleichungen
ergeben sich die zugehörigen Werte yon y, nämlich y =- «^±2/8;
mithin lauten die Gleichungen der beiden Tangenten:
(-2+ • l/3)|+g +2VS)v-2b,
(-2-fV3)H-(|-2}/3)i?-25.
Der Winkel der äußeren Winkelfläche findet sich mittels
ist also 120®, der Winkel der inneren Winkelfläche, zugleich der-
jenigen, die den Kreis enthält, beträgt daher 60*.
in. An den Kreis
/fc = a;* -1- ys - H - 0 (1)
sollen schließlich die zur Geraden
r/ = i;~m|-0 (?)
parallelen Tangenten gelegt werden.
Ist M{xjy) der Berührungspunkt einer solchen Tangeute,
also ihre Gleichung, so erfordert der Parallelismus mit g^ daß (184, (10))
=» — , oder
y *' wy + x-O (3)
sei. Es bestimmen sich also die Berührungspunkte der gesuchten
Tangenten aus dem Gleichungspaar (1), (3), desaen zweite Gleichung
eine Gerade durch den Ursprung darstellt, die zu (2) senkrecht steht
Geometriscli ergeben sich also die Berührungspunkte als die End-
punkte des zu y normalen Kreisdnrehmessers.
Beispiel. Um an 4en Ktei» x* -f- y* — 36 die gegen die positive
284 AnftlytisGlie Qeometrie der Ebene. § 6. Dfr Kreis.
a;- Achse unter 30** geneigten Tangenten zu beHtiinmen, bat man die
Gleichungen ^ 4. yi «. 36
aufzulösen; Elimination von ^ ergibt
jc- - 9:
somit sind x f B und y ^ - By8 die Koordination der Vn^idcn Be
rühmngspuukte und .
die Tungentengieichungen.
195. Potenz eines Punktes in besag auf einen Kreis.
Bei der He SS eschen Normalgleichung einer Geraden </ (a?, y) ~ a cos «
-f i/sin« p =^- 0 kommt dem Substitutionsresultat </(a?o> Vo) ®*°^ 8®^'
metrische Bedeutung zu: sein absoluter Wert bedeutet den Abstand
des Punktes P^x^jy^) von der Geraden /?, und sein Vorzeichen gibt
Aufschluß darüber, auf welcher Seite der Geraden der Punkt liegt.
Wir stellen nun die Frage, welche Bedeutung dem Subatitutions
resultat hix^^y y^ zukommt, wpim
k{x,y) = (^x ~- ^ff -f (y - by - r* - 0 ( 1)
die Gleichung eines Kreises im rechtwinkligen System ist.
Da, mit bezug auf Fig. TU, [j-^^ - af -f {y^ — h^ = PSV. so ist
^•Uo. !/ü'^ -^ ^* - »-' « {-^^ - nP^ -+ '•;
HT,.yo^^ PQ'PQ'-PB'PE' (2)
Das für alle durch P geführten Sekanten gleiche Segmentprodnkt
PH PR' nennt man die Potenz des Punktes P in hrzug auf dm Kreis k.
Y, _ » ^/ ^^ ^^* «^o den Satz: Das SuhstihUionsremUUU
^(^01 yo) bedeutet tlU^ Potenss des Punktes Pix^jy^)
in heeug auf den Kreis A*.
Durch den Kreis wird die Ebene in zwei
Gebiete geteilt; jenes Gebiet, das den Mittelpunkt
U enthält, soll als das innere, daf^ andere ih das
►jr fiußere bezeichnet werden.
Fi«. 76 Liegt P im äußeren Gebiet, wie in der
Figur, «o haben die Strecken PR, PR' gleiche liichtujig; ihr
Produkt ist positiv und gleich dem Quadrat der Tan^^^tenstrecke
kix., yo) - i^^. (3)
Gehdrt P dem inneren Gebiet an, so sind die Strecken PB^ P W
Potenz. Radik&lachie. 2B5
ungleich gerielitet, ihr Produkt ist negativ und an Größe gleich dem
Quadrat der Hälfte der karzesten durch F gehenden Sehne SS'y somit
Mx^,n)-- 1^^'' (4;
Fällt P auf die Grenze beider Gebiete, also auf den Kreis selbst,
80 ist jedesmal das eine Segment Null, folglich
*(^o,J^o) 0. (5)
An dem Substitutionsresuliat hix^^y^) ist also unmittelbar auch
zu erkennen, welche allgemeine Lage der Punkt P in bezug auf den
Kreis hat
Die gleichen Erwägungen und Resultate gelten auch fSr das schief-
winklige Koordinatensystem.
Die entwickelte Gleichung (1) lautet:
Ä:(x,y) « or* -f 3^* - 2aa: — 25y -f a« + 6« - r» - 0;
so bedeutet hiernach a* -f &* — r* ^ Ä;(0,0^ die Potenz des Ursprungs
in bezug auf /r; bezeichnet man diese mit x^ so abreibt sich die Kreis-
gleichung: ^^^^^^ - x» + y' - 2«z - 2fcy + x =- ü. (1 ♦)
Das Vorzeichen von x gibt Aufschluß darüber, ob der Ursprung
innerhalb oder außerhalb des Kreises liegt; bei x = 0 geht der Kreis
durch den Ursprung.
BeispleL Es ist zu entscheiden, wie die Punkte A{— 3/6),
^(6/ -7), C(-2/5) und 0(0/0. zu dem Kreise
Uegen. *<^'y ' - x» -f y' - 8a: + 6y - 75 = 0
Da
ifc(-3/6)=»30. ^(6/~7)»-80, Jk(-2,5)»0, Ä(0,0)^ 75,
60 liegen A außerhalb, B und 0 innerhalb des Kreises und C auf
ihm selbst.
106. Zwei Kreise und ihre Badikalaohse. Zwei Kreise
k,(x,y) - .r« -f y« - 2a,x - '2h,y + x^ - 0 (1)
h(x,y) => a;^ -h y* - 2a,:r ~ 2&,y + x, -= 0 (2)
haben, da ihre Gleichungen vom zweiten Grade sind, nach dem Satze
von B^zout vier gemeinsame Punkte. Zwei davon sind die unendlich
fernen imaginären Kreispunkte (193), die ja allen Kreisen der Ebene
gemeinsam sind; es verbleiben somit noch zwei Punkte im Endlichen,
die wieder, entsprechend den Möglichkeiten, welche algebraische
Gleichungen mit rellen Koeffizienten darbieten, reell und verschieden
oder reeU und vereinigt oder imaginär sein können.
286 Analytuche Geometrie der Eb«ne. 6 5. Der Kreis.
Wie dem aber auch sei, immer genügen sie auch der Gleicbong
■B.,{*,y) - Ki.^,y) - «-.(*,y) - o, (3)
gehören also vermöge der im vorigen Artikel erkannten Bedeutung
von k(x,y) dem Orte jener Punkte an, die in b^iug auf beide Kreise
dieselbe Potenz haben. Dieser Ort ist aber, da die »asgeführte Gleichung
(3) lautet:
eine Gerade, die man als Foimzachse oder Radikalachse der beiden
Kreise Ä,, Je^ bezeichnet. Schneiden sich die Kreise reell, so verbindet
sie die Schnittpunkte und heißt dann auch Chorddle, weil sie die ge-
meinsame Sehue beider Kreise enthält; berühren sie einander, so wird
die Radikalachse zur gemeinsamen Tangente im Berührungspunkte;
haben die Kreise keine reellen Punkte miteinander gemein, so er-
fordert die Radikalachse eine besondere Konstruktion.
Eine Eigenschaft derselben ist aus derselben Gleichung (4) un-
mittelbar zu erkennen, wenn man sie mit der Gleichung der Ver-
bindungslinie der Kreismittelpunkte, der ZßwfraWmiß beider Kreise (178):
(^2 - \)x — {a^ — a^)y - a^h^ -f a^h^ = 0
vergleicht: heide Geraden stehm aufeinander senkrecht ^ weil ihre Glei-
chungen der Bedingung 184, (9) genügen.
Aus der Eigenschaft der Radikalachse, in allen ihren Punkten
gleiche Potenz zu haben bezüglich beider Kreise, geht hervor, daß
ein auf ihr angenommener Punkt entweder gleichzeitig im Innern oder
außerhalb oder auf dem Umfang beider Kreise liegen muß. Liegt er
innen, so sind die durch ihn gehenden kürzesten Sehnen der beiden
Kreise gleich groß; liegt er außen, so gehen aus ihm an beide Kreise
gleich lange Tangentenstrecken, er ist somit Mittelpunkt eines beide
Kreise orthogonal schneidenden Kreises.
197. Drei Kreise tind ihr Badikalsentmm. Drei Kreise
A'i , Ag, A",, deren Gleicliungen abgekürzt
*.(«,y)-o, (1)
A-,(af,y) = 0, (2)
hip,y)~o (»)
gescbrieben werden können, lassen sich zu den drei Paaren A',, A:,; A:,,
^,; ^11 Ati vorbinden, deren jedem eine Radikalachse zukommt; die
Gleichungen dieser Radikalachsen sind:
Ä..(*,y)-*,(^,y)-*.(»,y)-o
■Bi.('.y) - *i(*,y) - *t(*.y) -0,
Rftdikftlzentnun. Ortbogonal- and Diimeinükreif.
287
und weil
Äa(x,y) + l?,/x, r/, + 12,t(^,y) = 0,
80 sehneiden sich die drei Achsen in einem Punkte. Man hat also
den Satz: Die drei Batiikalachsenf die drei
Kreise paarueise bestimmen , schneiden sieh
m einem PufütUy den man das Potenjs- oder
Radikahentrttm der drei Kreide nennt; ihm
kommt als wesentlich die Eigenschaft zu,
daß er in hezug auf alle drei Kreise die-
selbe Potenz hat.
Dieser Satz führt zu der einfachsten
Konstruktion der Radikalachse zweier Kreise,
die sich nicht reell schneiden. Man nehme einen sie schneidenden
Hilfskreis Ar, Fig. 77, an; dann .sind zwei der Radikalachsen, somit
Pif . TT.
Fig.
Fi«. 71».
auch das Radikalzentmm F bestimmt; die dritte, das ist eben die ge-
suchte, geht durch F und ist senkrecht zur Zentrallinie Sl^Sl^.
Das Radikalzentrum liegt in bezug auf alle drei Kreise gleichartig.
Ist es ein Außenponkt, so gehen von ihm gleich lange Tangenten-
strecken aus, es ist also Mittelpunkt des alle drei Kreise rechtwinklig
schneidenden Kreises 0, Fig. 78, ihres gemeinsamen OrthogmalkrHses,
Ist es ein Innenpunkt, so ist es zugleich Mittelpunkt von drei gleich
langen Sehnen, also auch Mittelpunkt eines Kreises 2), der die drei
Kreise diametral schneidet und daher ihr gemeinsamer Diametrallreis
heißt, Fig. 79.
Liegt das Radikalzcntrum auf den Umfani^en. so kann es eh&i-
sowohl als Orthogonal- wie als Diametralkreis Tom Radius Null an-
gesehen werden.
Die Begriffe Radikalachse und Radikalzentrum bleiben auch dann
in Geltung, wenn die Kreise in Punktkreise — mit dem Radius 0 —
oder in Gerade — Kreise mit unendlichem Radius — ausarten. Bei
den bezüglichen Konstruktionen hat man sich folgende zwei Sonder-
288
Aiialyttsohe Gkometrie der Ebene. § 6. Der Kreif.
falle gegenwartig zu halten: Die Radikalachse eines eigentlichen Kreises
and eines auf seinem Umfange liegenden Nullkreises ist die zugehörige
Tangente, und die Radikalachse eines eigentlichen KreiseH und einer
Geraden ist diese selbst
Um demnach die Radikalachse eines Kreises k und eines Punktes P
Fig. 80, zu erhalten, legt man durch P einen k schneidenden Hilfskreis
k\ bestimmt das Radikalzentrum von k,Pyk'
und führt durch dieses die gesuchte Radikal-
achse R senkrecht zu Sl F. Ihr kommt die
Eigenschaft zu, daß jeder Kreis, der aus
einem ihrer Punkte durch P beschrieben
wird, den Kreis k orthogonal schneidet.
Die Radikalachse zweier Punkte ist
ihre Symmetrale, das Radikalzentrum dreier
***^ ^' Punkte der Mittelpunkt des durch sie be-
stimmten Kreises.
Das Radikalzentrura eines eigentlichen Kreises oder eines Null-
kreises und zweier Geraden ist der Schnittpunkt der letzteren, das
Radikalzentrura dreier Geraden der Inkreismittolpunkt ihres Dreiecks.
Mit Hilfe dieser Bemerkungen kann bei-
spielsweise die Aufgabe gelöst werden, zu zwei
Kreisen k^y k^ den Orthogonalkreis zu zeichnen,
der durch einen gegebenen Punkt geht. Der
Mittelpunkt des gesuchten Kreises ist das Radi-
kalzentrum r von k^, k^ und P.
Femer die Aufgabe, zu einem Kreise k und
einer Geraden g den Orthogonalkreis zu zeichnen,
der durch einen gegebenen Punkt P geht. Mittel-
punkt des gesuchten Kreises 0 ist das Radi-
kalzentrum r von kf (jy P, Fig. 81.
198. KraisbftsoheL Wir knüpfen an die einleitende Bemerkung
Ton 191 au, wonach ein Kreis im rechtwinkligen Koordinatensystem
im allgemeinen durch drei Bedingungen bestimmt ist. Sind weniger
als drei Bedingungen Torhanden, so genügt ihnen nicht ein Kreis,
sondern ein System von Kreisen.
Insbesondere bezeichnet man die Gesamtheit der Kreise, die durch
zwei gegebene Punkte gehen, als einen Kreisbiischd, die gegebenen
Punkte als dessen Orundpunkte. Diese Definition ist jedoch nur dann
geometrisch unmittelbar zu verwenden, wenn die Grundpunkte reell
sind und auch da nicht etwa als Endergebnis eines Grenzprozesses
▼ereiiiigt liegen.
Eine alle Fälle umfassende Definition erhält man, indem man
die Grundpunkte nicht als solche, sondern als die gemeinsamen
Fig. 81.
Spezielle RadikAUcbien nnd -Zentr». KieiibtUebel. 289
Funkte zweier Kreise oder eines Kreises und einer Geraden angibt;
:::ie können dann sowohl reell nod getrennt, wie aach i%ell and in
bobtimmter Weise vereinigt^ wie auch imaginär sein.
'• ^""^ t,(*,y)-«« + y«~2a,a:-2S,y + «, -0 (l)
^(«,»)-«* + y'-2a,a!-2b,y + x,-0 (2)
die Qletcbung«ii zweier Kreise, so ist jeder Kreis Jbj, der dorch ihr«
gemeinsamen Paakte gebt, in der Gleichung
*,(x,y)-lii(«,y)-0 (3)
enthalten; denn diese Gleichung heiBt entwickelt:
(1 - iX«« + y») - 2(fl, - Aa,)x - 2(5^ - lb,)y + *, - A«, ~ 0, (4)
stellt somit wieder ei/iea Kreis vor, und da sie durch die gemeioüamen
Punkte von A,, A*, befriedigt wird, so geht der Kreis durch bliese
Punkte. Die Normalform seiner Gleichung ist
A-.(x.y)-*^^-"'*i-!p-^'"-o.. (4*)
sein Mittelpunkt iQ^ hat die Koordinaten
liegt also in der Zentralliuie der Grundkreise Jc^, k^ und teilt die
Strecke Sl^Sl^ im Verhältnis X in dem Sinne, daß -^~-^~ = X ist (179).
Erteilt man der Gleichung (4*) die Fori»
80 liest man unmittelbar ah, daß jeder Punkt der Kadikalachse von
ib| nnd k^ in bezug auf einen helicbigea Kreis des ßüscheb dieselbe
Potenz hat wie in bezug auf k^, also auch in bezug auf ly^ denn ist
xjy^ ein Punkt dieser Achse, so wird für ihn
Man nennt ans diesem Grunde die Gerade lii^(ß''fy)=^0 die RadÜMi-
ochse des Büsche!^
"* ^'""^ k{x,y)^x'-^y'~^^..~-Uy-r^-^0 (1)
g(x, y)^ y -mx-H'^O (2)
die Gleichungen eines Kreises und einer Geraden, so erkennt man
darch die gleichen Schlüsse wie oben, dafi
k,(x, y) « Hx, y> ~ Xg{x, ^ ) « 0 (3)
Csu^er, Hah«r» MftthMnatilc S. AaS. 19
^<)0 Aoalytbche Geometrie der Ebene. § Ö. Der Kreis.
bei Tariablem X die Gesamtheit aller Kreise darstellt, die dnrcli die
gemeinBainen Punkte von k und g gehen, und daß jeder Punkt Ton g
in bezog auf jeiien dieser Kreise dieselbe Potenz bat wie in bezug
auf kj daß also (j{x, y) — 0 die Radikalachse des Kreisbüschels (3) ist.
Was dessen Zentrailinie anlangt, so entnimmt man der aus-
geschriebenen Gleichung (3):
x*-\- y*- (Jüa - Xm)x ~ (21 -t Ijy -^ x + Xn ^ 0
die Koordinaten des Mittelpunktes von k^:
km
n-i + r,
durch Elimination ron X ergibt sich daraus als Ort der Mittelpunkte
J - « 4 m{r, ~ ^) « 0,
also eine Gerade, die durch den Mittelpunkt Sl von k geht und auf </
senkrecht steht.
111. Man hat drei Arten von Kreisbüscheln zu imterscheiden :
1. Büschel mit reellen und getrennten Grundpunkten; 2. solche mit
reellen und vereinigten Grundpunkten; 3. Büschel mit imaginären
Gruudpunkten. Ein Kreisbüschel kann als gegeben betrachtet werden
durch einen seiner Kreise, k, und die Radikalachse B; im FaUe 1. wird
k von B geschnitten, im Falle 2. berührt, im
Falle 3. üaben k und R keinen eigentlichen
Punkt gemein. Die Zentrallinie geht in allen
Fällen durch i^ senkrecht zu R.
Durch einen Punkt 3/, der weder k noch
R angehören soll, geht ein und nur ein Kreis
des Büschels. Über seine Konstruktion in
den Fällen 1. und 2. braucht nichts be-
merkt zu werden; im Falle (3) führt dazu
folgende Erwägung. Der aus dem Schnitt-
punkte A der Zentrallinie c mit R, Fig. 82,
'' beschriebene Orthogonalkreis 0 zu k ist
Oi-thogonalkreis zu allen Kreisen des Büschels; somit können
diese Kreise definiert werden als solche, die 0 und C orthogonal
schneiden; die Aufgabe, den Büschelkreis durch 3f zu bestimmen,
kommt also darauf hinaus, den durch M gehenden Orthogonalkreis
zu k und c zu bestimmen; diese Aufgabe ist aber am Schlüsse von
197 gelöst worden.
Die Schnittpunkte G^, O^ von 0 mit c, als Nullkreise aufgefaßt,
HrfüUen die Forderung, 0 und c orthogonal zu schneiden, gehören
also dem Büschel an und heißen seine GretiMpunkte, Jeder durch sie
gelegte Kreis k hat seinen Mittelpunkt in R und ist somit Orthogonal-
/ e
;v
1 /
<r 1
A
• \a
oi
R 1
* ^
&
y
Alien der Kreitbüschel. Pol und Polare 291
kreis zu allen Kreisea des BQschels {k, R), weil er OHhogonalkreis
zu Gj, G, ist. Es entstehen solcher Art zwei Kreisbüschel, die in
folgender Beziehung zueinander stehen: das Büschel der Kreise h mit
der Zentrallinie c, der Radikalachse R und den 6V^mjpunkten Gp G^,
und das Büschel der Kreise ! mit der Zentrallinie Ry der Radikal-
acbse C und den 6'rtin(/punkten G,, G^ verhalten sich so, daß jeder
Kreis des einen Büschels alle Kreise des andern orthogonal schneidet
Man nennt Kreisbüschel, die einander in dieser Weise zugeordnet
sind, konjugierte Kreisbüschd.
199. Fol und Polare. Zu dieser Begrififs Verbindung hatte daa
Problem Anlaß gegeben, durch einen Punkt F^xjy^ Tangenten an
einen Kreis
t(x,y)-.(x-a)'+(y-6)'-r»-0 (1)
zn legen (194, II). Drückt man die Forderung aus, die Tangente
in einem noch unbestimmten Kreispunkte Mixjy):
(^_a)(|-o) + (y-6)(,-ft)-r»=0
habe durch P zu gehen, so ergibt sich zur Bestimmung von M
nebst (1) noch die Gleichung:
(a:-a)(a:.-a) + (y-6)(yo-ft)-r'-0, (2)
die, weil vom ersten Grade in x, i/, eine Gerade vorstellt, die man
als Polare des Punktes P in bezug auf den Kreis k bezeichnet
In entwickelter Form lauten die Gleichungen (l) und (2), wenn
man Yon der Abkürzung d^ •\- h^ — r^ == x Gebrauch macht:
k{x, y)^x^'\'y'^2ax-2by + n^ 0, (l*)
p(Xy y) - x^x -f y^y - a{x + j^) - 6(y -f yo) + « =• 0. (2»)
Wir bringen nun mit dem System dieser
zwei Linien den Geradenbüschel mit dem
Trager P in Verbindung, dessen parametrische
Gleichungen lauten:
a;-Xo + 5co8a
y = yo 4-«8intf.
Substituiert man (3) in (1*), so ergibt
sich die in bezug auf s quadratische Gleichung **«• •*•
<»- 2[(a - a?o) cos« + (6 - y^) sin«] 8 + h{x., y^) - 0;
ihre Wurzeln s\ s" bestimmen die Abstände der Schnittpankte My If
des Strahls (c) mit dem Kreise Ä:, vom Punkte P aus gemessen,
Fig. 83; es bestehen also zwischen diesen Abständen die Relationen:
s + r « 2[(a -- *o) cos« i- (6 - yo) »"»«], ss' - *(«^, y.). (4)
10*
292 Anftlytiicbe Geometrie der Ebene. § 6. Die Linien zweiter Ordnung.
Substituiert man (3) in (2^), 00 ergibt sich die in bezog auf 8
lineare Gleichung:
1(^0 - ö) cos « -f Oo ~ ^) «in cc]8-\-k{xQ, y^) - 0, (5)
deren Wurzel den Abstand des Schnittpunktes Q des nämlichen Strahls
mit der Polare p bedeutet.
Aus (4) und (ö) folgt die von a unabhängige Beziehung:
8{s' + 8") - 2s'8'\
in der man die charakteristische Streckenrelation eines Systems har>
monischer Punkte erkennt (179, (4)).
Dies gibt den Satz: Die Schnittpunkte der von einem Punkte P
a/usgeltenden Strahlen mit dem Kreis k tverden durch die zugeordnete
Polare p von dem Punkte P harmonisch getrennt.
Auf dieser Grundlage läßt sich die Polare eines im Innern des
Kreises gelegenen Punktes P konstruieren; man führt durch P eine
beliebige Gerade, bestimmt den harmonischen Punkt Q zu P in bezug
auf die Schnittpunkte der Geraden mit dem Kreise; dann ist die durch
Q zn SIP geführte Senkrechte die Polare.
§ 6. Die Linien zweiter Ordnung.
200. Die allgemeine G-leiohung zweiten Orades. Die
allgemeine Gleichung zweiten Grades in den Parallelkoordinaten Xy y
umfaßt sechs Glieder: drei vom zweiten, zwei vom ersten, eines Tom
nuUten Grade; sie lautet:
f{x, y)^Ax^-\- 2Bxy ^ Cy^ ■\-2Bx -\-2Ey -\- F ^ 0. (1)
Aue Gebilde, die durch eine in dieser allgemeinen Form ent-
haltene Gleichung dargestellt sind, nennt man „Linien zweiter Ordnung.''
Die Koeffizienten A, B, , . ,F werden als reelle Zahlen Toraus-
gesetzt. Da einer von ihnen durch Division auf 1 reduziert werden
kann, so enthält die Gleichung fünf Konstanten. Dies hat zur Folge,
daß eine Linie zweiter Ordnung im allgemeinen durch fünf Bedin-
gungen bestimmt ist.
Jede in Form einer Gleichung ausgedrückte Beziehung zwischen
den Koeffizienten vermindert die Anzahl der Konstauten um eins.
Insbesondere führen bei rechtwinkligen Koordinaten die Beziehungen
A^C, J9 - 0
nir allgemeinen Gleichung des Kreises (188), die nur noch drei
Konstante enthält
Zu einer geometrischen Gmndeigenschaft der Linien zweiter Ord-
nung führt die Verbindimg der Gleichung (1) mit der Gleichung
!?(^iy)-<»« + &y + <?-0 (2)
Disknssion der »UgemeiDen Glekhung S. Grades in s. y. 298
einer Geraden. Nach dem Satze von Bezoüt (133) haben die Glei-
chungen (1) and (2) allgemein gesprochen zwei Lösnngen. Jede
Linie ßweiier Ordnung wird also von jeder Geraden ihrer Ebene in ztcei
unkten yesdinitten^ wobei iniagixmre und unendlich ferne Punkte
ebenso gezählt werden wie eigentliche Punkte.
Die Diskussion der Gleichung (1) läuft auf die Erforschung der
Abhängigkeit des y von x hinaus; diese Untersuchung gestaltet sich
verschieden, je nachdem die Gleichung in bezug auf y quadraÜHch oder
vom ersten Grade ist, d. b. je nachdem C-fO oder (7 -= 0 ist. Der
Fall, daß die Gleichung y überhaupt nicht enthält {B — 0, 0 «» 0,
JE7 — 0), läßt sich unmittelbar erledigen: sie stellt dann zwei zur
y-Achse parallele Gerade vor, die getrennt oder vereinigt sind, je nach-
dem I)^'-AF>0^) oder D^-AF^O^ ist; bei 7>--^F<U
wird ihr durch keinen reellen Punkt genügt.
201. Brater Hanptflall: 0>f 0. Nach y geordnet schreibt
sich die Gleichung (1):
Cy -h 2(J9x 4- E)y -h ^a:* -f 2Dx -f i' = 0
und gibt fßr y die explizite Darstellung:
— (Ba? -f JE) ± yiBx^'E'f-' C{Äa^± 2 Üx-^F) •
der mit den Abkürzungen:
M-B'-AC
N^BE-GI) (3)
die Form: X^Mx^^2Nx^l> (4)
gegeben werden kann. Hiernach erscheint y als Summe und Differenz von
und
(6) aber stellt unter allen Umstanden eine im Endlichen liegende
Gerade dar; in be/.ug auf diese ist also wegen des oben angeführten
Sachverhaltes das Gebilde symmetrisch, wobei die Ordinatenachse die
Richtung der Symmetrie anzeigt. Diese Gerade soll im folgenden
konsequent mit d bezeichnet werden.
1) Bei A'-^O wird die eine Gerade uneigentlich, indem sie ins Unendliche
nickt.
2; Bei il = 0, Z>=»0 werden beide Gerade uneigeutlich, indem sie in« Un-
eudliche rücken.
\
und die Abkürzung
weiter vereinfacht zu
JV» - Jlf P - ^
X-ilf|»-|
294 Analytische Geometrie der Ebene. § 6 Die Linien zweiter Ordmmir-
Das weitere Verhalten von y hängt von Y und dieses wiederum
Yon der im allgemeinen quadratischen Funktion
X'^Mx^-\'2Nx^F (4)
ab. Hierbei sind die Falle ilf + 0 und J!f — 0 wesentlich zu unter-
scheiden.
Wenn M^O ist, so kann X umgesetzt werden in
V W . NV N*-MP
wa» sich durch die Substitution
(8)
(9)
(10)
Die Substitution (8) bedeutet eine Translation des Koordinaten-
Systems parallel zur Abszissenachse um die Strecke — ^ (168), und
die Gleichung (10) zeigt, daß nun auch in bezug auf die neue
Ordinatenachse Symmetrie stattfindet, wobei die Gerade d die Symmetrie-
richtung bezeichnet.
Es kann nun X folgende Verhaltungsweisen zeigen:
I. Ist 3f < 0 und a)^ > 0, so ist X eine Differenz, die ihren
größten Wert — ^ erlangt, wenn der variable Subtrahent verschwindet,
also bei J =- 0; femer hat X die beiden reellen Nullstellen
zwischen denen es positiv, außerhalb deren Intervall es negativ ist
Bei b) ^ < 0 ist X die Summe zwei negativer Größen, bleibt
beständig negativ und T imaginär.
Schließlich, wenn c) ^ — 0, reduziert sich X auf ein negatives
Glied , das fOr £ -« 0 verschwindet; infolgedessen ist Y imaginär bis
auf die Stelle | «> 0, an der es »- 0 ist.
II. Ist 3f > 0 und a) ^ > 0, so erscheint X als Differenz mit
einem variablen Minufnd, hat die reellen Nullstellen
xwiigcheu denen es negativ ist, wahrend es außerhalb ihres Interrallt
positiv bleibt.
Wenn b) z/ < 0, wird X eine Summe von zwei positiven Größen,
Ditknision der allgemeinen Oleichang 2. Grftdet in x, ff. 295
die ihren kleinsten Wert — ^ annimmt^ wenn der variable Sommand
verschwindet, d. i. bei $ — 0; im übrigen ist, da X positiv blaibt,
Y durchaus reell.
Ist endlich c) ^ — 0, so reduziert sich .Y auf das positive Glied
If {•, Y auf das durchwegs reelle ( -^ •
in. Wenn Jf — 0, hingegen -Y 4- 0, so laßt sich X auf die Form
bringen und ist a) bei iV>0 so lange positiv, Y so lange reell, als
p
x^ — Yx-j hingegen b) bei ^< 0 so lange positiv, Y so lange reell,
Bleibt noch der Fall c) .V — 0 übrig, in welchem sich X auf
das absolute Glied P reduziert, Y somit konstant und reell ist, wenn
P^O, imaginär, wenn P<0.
£6 handelt sich jetzt darum, diese algebraischen Resultate ios
Geometrische zu übertragen; dabei möge die obige Reihenfolge der
Falle beibehalten werden.
Falll.
!•): M<0, ^ > 0. Die Punkte, welche der Gleichung f{x, yW 0
anter diesen Voraussetzungen genügen, sind symmetrisch zur Geraden d:
V--— ^ (11)
in der Richtung OY und symmetrisch zur Geraden d':
X--I (12^
in der Richtung (^.angeordnet und eingeschlossen einerseiti von den
Geraden u^^^/ä Y
parallel zu d\ andererseitt von den Ge- ' •■ i^^'^^T!^^^
raden , r--. t ■ yf^^ J •*' i^
y-,±c]/-» (14) Jjp^>k^^
parallel zu d, Fig. 84 Die darge- / Kj.':f..-'J^;;^;;ii^--i''''
stellte Linie ist somit zentralsymme* .J-l-""!^ •
trisch in bezug auf den Schnittpunkt <y •' ^F
cw)^^^ (^^) '^^ ^^^^'
der ihren MiUdpunkt bildet Sie heiBt Ellipse.
P): M<0, J <0, Bei diesem Verhalten der KoefBzienten gibt
es keinen reellen Punkt, der der Gleichung fix^ y) — 0 genügt.
290 Analytiflche Qeometri« der Ebene. § 6. Die Jüinien zweiter Ordnung.
r): Jtf < 0, ^ — 0. In diesem Falle ist
y-'?±
0
g«-tir
Bx-{-E . YM
0
±
(--^-a^
^--M
dies hat, was das Auftretei^ Ton ar, y anlangt, die Form der Gleichnngen
zweier Geraden; wegen des imaginären Koeffizienten y M aber spricht
mau von imaginären fieraderi; nichtsdestoweniger kann ?on einem
reellen Schnittpnnkt derselben:
N BN --KM
if ^ Tfi/"
gesprochen werden, und dieser ist diet einzige reelle Pnnkt überhaupt
welcher der Gleich img f{oc, y) ^ 0 genügt.
Um für diese drei durch das gemeinsame Merkmal JLT < 0 ge-
kennzeichneten Fälle auch eine einheitliche Ausdrucksweise zu haben,
kann man bei b) von einer imftginären, bei c) von einer punktförmigen
Ellipse sprechen und 1. als den FaU der Ellipse bezeichnen.
Fall II.
II*): Jf > 0, -^ > 0. Die Symmetrieverhältnisse in bezug auf
die Geraden rf, d'j Gleich. (11) und (12), bestehen fort; der Schnitt-
punkt ß der letzteren ist Mittelpunkt des Gebildes: reelle Punkte aber
liegen nur außerhalb des von den Geraden (13) begrenzten Streifens.
M
wächst mit j 1 1 über alle Grenzen, und es ist bestand ig
l/x<syif;
ty^it-Yx
Fig. 85.
, Y^
aber der Unterschied
_ M
gV'^ + VX
wird mit wachsondem | J | beliebig klein;
das Gebilde nähert sich also unaufhör-
lich und unbegrenzt den beiden Ge-
raden a, a':
V Bx-^E VM/ , N\ ,,-.
C -^0
die man als Asymptoten der Linie bezeichnet; die Linie selbst heißt
Hyperbel^ Fig. 85.
Aus den Gleichungen der Asymptoten ersieht man unmittelbar,
daß sie sich in dem Punkte mit den Koordinaten
Ni BN --EM
M "' C'M'
DisjuukticD TOQ EUipte, Hyperbel und Parabel. 297
d. i. im Mittelpunkte Sl echueideu, und daß aio symmetriDch 7m deu
Geraden d^d' in demsolben Sinne angeordnet gind wie das Gebilde selbst.
11**): lf>0, J<0. SymmetarieverhältniMe und Mittelpunkte
bleiben aufrecht j reoUa Punkte liegen aber nur auEerhalb des von
dep Geraden (14) begreuzten Streifens. j^X — ^^ 3f 6* — w ^»«i**>st
mit II ins Unendliche; jetzt ist aber
bestandiff
und der Unterschied
wird mit wachsendem 5 beliebig
klein. Die Geraden (15) sind aych
jetzt Asymptoten der Linie, habci) aber gegen diese eüj-. au^rre Lage
als im Falle 11*) (Fig. 86). Die Linif ist eine Hyperbel in anderer
Lage gegen das Koordinatensysteu;.
II'^): 3/>0, z/ « 0. Nunmehr ist A - A/^*, folglich yx - i}/ V j.
und
d. h. die Linie fix, y) ^ 0 zerfallt, wenn dio Koeffizlenttii diese
Bedingungen erföUen, in zwei mch schneidende Gerade. Ed *»ind, was
den Bau der Gleichungen betrifFl, dieselben Geraden, die in den Falicu
II •) und IT**), wo ^^«4* 0 war, als Asymptoten aufgetreten sind.
Um eine einheitliche Ausdrucksweise t\\ haben, kann man die
beiden Geraden des Falles 11") als eine zerfallene Hyperbel bezeich-
nen und demgemäß den Fall II als Fcdl der Hyperbel erklären.
Fall III.
^ In diesem Falle bleibt nur die Symmetrie in bczug aut die
j Gerade d bestehen. Im übrigen findet folgendes statt.
' ni*): Jlf «-i 0, ^y > 0. Y hftt von o; — — '-j.r angefangen reelle
Werte, die mit wachsendem x dem Betrage nach beständig und Über
jede Grenze hinaus wachsen, Fig. 87.
Die zugehörige Linie filhrt den Namen Farahd.
m^): 3f - 0, JV<0. r hat nur bis x ^^ reelle Wert«,
I die mit wachsendem x beständig und über jeden Betrag zunehmen.
298 Analytische Geometrie der Ebene. § 6. Die Linien zweiter Ordnong.
Die zagehörige Linie ist eine Parabel in anderer Lage gegen das
Koordinatensystem, die als der früheren entgegengesetzt bezeichnet
werden kann, Fig. 88.
FI». 87. Fig. M.
m*'): ir=»0, iV«0. In diesem Falle wird
y — - ^ ,
und dies stellt, zunächst wenigstens vermöge seiner Form, zwei parallele
Gerade dar; wirkliche Gerade sind es aber nur dann, wenn P > 0 oder
P «"• 0, unter der ersten Voraussetzung getrennt, unter der andern
vereinigt; bei P < 0 kann von imaginären parallelen Geraden ge-
sprochen werden.
Um auch hier eine einheitliche Ausdrucksweise zu haben, faßt
man die unter lU^) aufgezählten Gebilde als zerfallene Parabeln auf
und nennt sonach den Fall III den Fall der Parabel.
202. Zweiter Hanptfall: C = 0. Die' nach y geordnete Glei-
chung (1) lautet nun:
2 (Bx + E)y -h .4a:» -h 2 Da: + F - 0. (16)
Das Trinom Äx^ 4- 2 Dx 4- F ist entweder teilbar durch das Binom
Bx -f Ef oder es ist nicht teilbar. Darnach sind zwei F&lle zu unter-
scheiden.
IV*) Ist Bxi-E nicht Teiler von Äx' -^^ 2 Dx -^ F, so bleibt
bei der Division ein konstanter Rest Qbrig, und e« kann das Trinom
anf die Form
Ax^+2Dx -f F 2(Bx + E){mx + n) - Ä
gebracht werden; dann folgt aus (16):
8B(xH-f)
y erscheint also als Snmme von
rj — mx -r « (18)
und
r— / ^c' (lö)
FortsettuQg der Disjunktion. 299
Die Gleichung (18) stellt eine Gerade a dar^ Fig. 89, und das
ZU ihrer Ordinate hinzutretende Y hat das Vorzeichen von ^ , so
lange a; > — -j^ , das entgegengesetzte,
lange ^ < — ß y ^i'd bei lim x »- — ^ ±0
unendlich mit dem eben unterschiedenen Vor-
zeichen, ist dem Betrage nach gleich für
gleiche Werte von | ^^ -f -g und konvergiert
gegen Null, wenn ^-f«- unaufhörlich
wächst. Die Linie ist eine Hyperbel mit den Asymptoten a : y »
mx-\-n und aiZ"^^, und mit dem Mittelpunkt — ^ j^ — ,
Fig. 89.
IV^) Ist Bz-\-E Teiler von Äx*-^ '2Dx -^ F, so kann dieses
Trinom auf die Form
Ax* + 2Dx + F= - 2(Bx -f E) (mx + w)
gebracht werden; die Gleichung (16) schreibt sich dann
{Bx -\-E)(y- mx - n) « 0
und zerfällt in die beiden: „
^ = -B
y^mx-\-n,
von denen jede eine Gerade darstellt. Im Sinne einer vorhin ein-
geftlhi-teu Redeweise hat man es also mit einer zerfallenen Hyperbel
zu tun.
V. Ist neben C — 0 auch J5 == 0, so läßt sich der Gleichung (16)
die Gestalt
y = ax»-f 2fea;-he (20)
geben, wofür weiter .,, ,.
geschrieben werden kann. Mit Hilfe der Substitution x •\ — — { er-
kennt man, daß das betreffende Gebilde bezüglich der Geraden o; =» —
symmetrisch ist in der Richtung der a:- Achse: y wächst mit zu-
nehmendem i 1 1 über alle Grenzen. Man hat es mit einer Parabel in
einer dritten Lage zu tun.
203. Begenerierte Ijinien iweiter Ordnung. Die vor-
stehende Untersuchung ergab, daß die Gleichung zweiten Grades außer
Kreis, Ellipse, Hyperbel und Parabel auch zwei Gerade darstellen kann,
die entweder reell und getrennt oder reell und zu einer vereint oder
imaginär sein können, in welch letzterem Falle sie einen reellen Punkt
300 Analjtisi'hc Geometkie der Ebene. § 6. Die Liuien zweiter Ordnimg.
gemein haben als das einzige reelle Gebilde^ das der Gleichung genügt.
Man unterscheidet deaigemäß zwischen eigenüichen und degenerieren
Linien zweiter Ordnung.
Die Bedingungen, unter welchen Linien der letzteren Art auftreten^
sind im ersten Hauptfalle, C4»0;
P): Jlf<0, ^-0
ip): jyr>o, j^o
IIP): Jf-O, N^O:
mit Rücksicht darauf, daß jd ^ N^— MFj ist die Bedingung
Z/-0 (21)
allen drei Fällen gemeiosam; — im zweiten Hauptfalle, C«»0:
IV^'): Teilbarkeit von Ax^-^ 2Dx + F durch Bx -f E.
Diese Teilbarkeit föhrte zu dem Ansätze:
Äx^ i' 2I)x 4- F - - 2{Bx 4- E){mx -f »),
der bei beliebigem x nur dann besteht, wenn
2Bm + ^ = 0
Em + -ö« -f i> « 0
2in + F-0;
und die notwendige Bedingung für die Koexistenz dieser Gleichungen
lautet (m,ni): ^^ ^ ^,
E B i)i=»0,
; 0 2E F
ausgeführt:
JE«+B«jP~2JBDE-0. (22)
Diese Bedingung ist aber in der vorigen, (21), enthalten. £&
ist näralich
^ »(j9js;~- 02>)«-(ü* - ^ o)(je;«~ CF)
^C[AE^^B^F'{^CD*-A0F'-2BDE\,
und da im ersten Hauptfalle C-f 0, so ist hier die Bedingung für
den Zerfall:
AE''^BF^CD^^ACF--^2B]JE^0, (28)
und dies geht tatsachlich in dem zweiten Hauptfialle, wo C <— 0, in
(22) über.
Man kann sich umgekehrt die Frage vorlagen, unter welcher
Bedingung die allgemeine Gleichung (1), f{x^ y) — 0, zwei Gerade
darstellt; notwendig und ausreichend hierfür ist, daß sich die quadra-
tische Funktion f{Xy y) in Rwei lineare Faktoren
g - «a? -f- /3y -I- y
g'^ux-k-ß'y-itY'
Degenerierte Linien zweiter Ordnung. 301
mit reellen oder imagiaären Koeffizienten zerlegen lasse, daB also
sei. Daraas ergeben sich durch partielle Differentiation nach x und y
die ebenfalls identischen Gleichungen:
2Ax + 2By -f- 2D - ttg' + a'g
2Bx + 2Cy ^2E=^ ßg' + ß'g-, ^ ^
bringt man aber f{x, y) einerseits und gg* anderseits in die Gestalt:
f(x,y)^{Ax'^By'\-D)X'\-{Bx'\-Cg + E)y+Dx^Ey-^F
gg'^{ax-hßy)g'-^(axi-ß'y)g-\~y9'-{-/g,
so ergibt sich daraus und aus (24) mittels eines einfachen Schlusses,
daß auch identisch or» . ot? , or^ ' . / /«j^x
2Dx'^2Ey^-2F'^yg -^y g (24*)
sein müsse.
Da nun g^^O und ^'-»0 unter allen Umständen einen reellen
Punkt, sei es im Endlichen oder Unendlichen^ gemein haben, so existiert
ein Wertepaar r, y, das die drei Gleichungen
Ax-^By + 1)^0
BT-\-Cy -^ E-^O
Dx-^Ey-^F-^O
zugleich be&iedigt, was aber nur dann geschehen kann^ wenn fUl, III j
Ä B D|
B C E -0 (25)
D E F
ist. Die Entwicklung dieser Determinante stimmt aber, vom Vor-
zeichen abgesehen, mit der linken Seite Ton (23) überein.
Man nennt die Determinante in (25), deren Verschwinden also
den Zerfall der Linie anzeigt, die Diskriminante der Gleichung (1).
204. Beispiele. Es sollen nun die vorstehenden Kriterien auf
eine Reihe von speziellen Gleichungen zur Aowendimg gebracht werden.
1. In der Gleichung o;* - 2a:y -f 4y» ~ 6« + 4y -f 3 -= 0 ist:
^-1, B 1, C«4, D 3, E-2, F«3;
j|f.-3, J\r«10, P=~8;
^-76;
man hat es mit dem Fall I') zu tun, die Gleichung stellt eine wirk-
liche Ellipse dar.
302 Analytiscfae Geometri« der Ebene. $ 6. Di« Linien zweiter Ordnung.
2. Zu der Gleichung a:*-2a:y4-4y*--6a:-f 4y-f 10-0 gehören
die Zahlen: ^^^3^ ,^^ ^^^ p^^^^.
es findet der Fall P) einer imaginären Ellipse statt.
3. Bei a:« - 2xy + 4y» - 6j; 4- 4y + ? - 0 hat man
Jf--3, iV^-10, P-=~^f;
A-=0;
die Bedingungen des Falles P) sind erfüllt, x ^^^, y — i i** ^«'
einzige reelle Punkt, welcher der Gleichung genügt.
4. 2a:> + 4a;y + y»-2jc-4y + 1-0; M ^ 2, i^=--3, P-3,
A — 3; Fall II') der Hyperbel in der ersten Lage.
5. 2a;> + 4a?y-hy«-2a;-4y~l =0; 3f = 2, JV=-3,P-5;
A ■« — 1; Fall IP) der Hyperbel in der zweiten Lage.
6. 2a;« + 4a:y + y*-2ar-4y-|-0; i¥=2, i^--3, P-|;
A — 0; Fall U'^) der in zwei Gerade zerfallenen Hyperbel; diese Ge-
raden sind: _
y--(2Tl/2)a: + 2T|V2.
7. 4a:»-4a;y4-y*-4a;-8y-2-0; 3/=-0, iV- 10, P-18;
Fall IIP) der Parabel in der ersten Lage; die reellen Punkte be-
ginnen bei a? — ~ /q.
8. 4a:«-4a:y + y*-4a; + 8y~2-0, Jf-O, iV--6, P-18;
Fall IIP), Parabel in der zweiten Lage, die reellen Punkte reichen
bis rc — |.
9. 4;it_4^y^^*_4^^2y~2-0; Jtf - 0, JV^-O, P-3;
Fall HI*'), eine in zwei parallele Gerade zerfallene Parabel, und
zwar sind
y-2x-l±V3
diese Geraden.
10. Die Gleichung 3a;y — 4x -f 2y - 6 - 0 f&llt unter den Ty-
pus IV*) und stellt eine Hyperbel dar, deren Asymptoten y — ^^
o; -" — I sind; der rechte Ast liegt oberhalb der ersten Asymptote.
11. 8«» - 4x - 2y + 1 - 0 fallt unter den Typus V und zeigt,
auf die Form
spezielle Diejouktionen. Koordmatentranilation. 808
gebracht, daß die Parabel Rjmmetrisch ist in bezug auf die Qende
X "^ \, wobei die x- Achse die Richtung der Symmetrie angibt, und
daß die reellen Punkte auf und tiber der Geraden y — | liegen.
205. Translation des Koordinatensystems, Die folgenden
Untersucbuugen werden es häufig uotwendig machen, zo einem pa-
rallelen und gleichgerichteten Koordinatensystem überzugehen. Sind
^;>/ die Koordinaten des neuen Ursprungs, x'/y' die neuen Koordinaten
des Punktes x/y, so gelten die Transformationsgleichungen (168):
diu-ch deren Anwendung sich die Gleichung (1) verwandelt in:
fix' + t y' + 1?) - Äx'* -f 2Bx'y' 4- Cy'« + 2(Ai -H Br, -|- D)x'
+ 2{^Bi -f C'i? + E)y' 4- f'ilfl) - 0;
dies kann noch kürzer dargestellt werden, wenn man beachtet, daß aus
/X«,i?) « äV + 2Bly -f Cti' -i- 2Di -f 2Et; -j- F
durch partielle Differentiation nach J und rj erhalten wird:
f:,ii,ri)^2{Bi+Cr, + E);
die transformierte Gleichung lautet dann endgiltig:
Ax'* + '2Bx'y' + Cy'« + /K«, «j)*' + m,ri)y' + /•«,,) - 0. (1*)
Hieran ist als bemerkenswert hervorzuheben: 1. daß die Koeffi-
zienten der quadratischen Glieder gegenüber der Transformation in-
variant sind; 2. daß das absolute Glied in das Substitutionsresultat der
Koordinaten |, ij in die linke Seite der ursprünglichen Gleichung
übergeht, somit verschwindet, wenn der neue Ursprung auf der Linie
selbst liegt.
206. Mittelpunkt. Bei dem Kreise, der Ellipse und Hyperbel
hat die Untersuchung zentrale Symmetrie, also das Vorhandensein
eines Mittelpunktes ergeben. Die Frage seiner Bestimmung soll nun
selbständig auf Grund der allgemeinen Gleichung
f{x,y) - Ax'' -f 2Bxy -f Cy^ ^ 2Dx -f- 2£y + F - 0 (1)
gelöst werden.'
Wir gehen dabei von dem Gedanken aus, daß der Ursprung dann,
aber auch nur dann Mittelpunkt, also Zentrum der Symmetrie des
Gebildes (1) ist, wenn die Gleichung bloß Glieder zweiten Grades
enthält; denn nur dann wird sie, wenn durch x/y befriedigt, auch
durch — x/— y erfüllt; Bedingung für die erwähnte Anordnung ist
also das Fehlen der Glieder ersten Grades, d. h.
Z)=-0, J5;-0.
304 Analjtieche Geometrie der Ebene. § 2. Die Linien ssweiter Ordnxing.
Ist xjy^^ der Mittelpunkt, so mu& die nach ihm transformierte
Gleichung
Ax' -f 2Bxy' -f Cy'* + n^^o^Vo)^' + /;.K,yo)y' + fi^o^yo) " ^
diese Beschaffenheit haben, es muß also
ns^ofy,)-^^
sein; mit andern Worten, die Koordinaten des Mittelpnnktes, falls ein
solcher vorhanden, genügen den Gleichungen
Äx. + By. + D'^O
Bx, i-Cy^-\-E^O, ^ ^
Jede dieser Gleichungen stellt bei variabel gedachten x^, y^ eine
Gerade dar, die Aufgabe der Bestimmimg von XQ/yo kommt also geo-
metrisch auf die Bestimmung der gemeinsamen Punkte zweier Geraden
hinaus; die in 182 hierüber angestellte LTntersuchung hat zu folgenden
Ergebnissen geführt.
Es existiert ein und nur ein bestimmter Punkt im Endlichen,
der den Gleichungen (3) genügt, wenn
AB ,, ^
\ B C \
ist, also in den Fällen 1, II (Ellipse, Hyperbel).
Die Gleichungen (3) bestimmen einen imendlich fernen Punkt,
wenn M =^ 0 und eine der Zählerdeterminanten nicht verschwindet. Ist
beispielsweise
\B D ,, ^
80 erkennt man, daß vermöge 3f =- 0 auch die zweite Zählerdetermi*
nante von Null verschieden ist; man hat es mit einem der Fälle III*),
IIP), Parabel in der ersten und zweiten Lage, zu tan. Den vor-
stehenden Bediugimgen ist auch dann entsprochen^ wenn B — 0, (7««0
ist; denn dann wird Jlf und die erste Zählerdeterminante Null, wahrend
die zweite von Null verschieden ist; die erste der Gleichungen (3)
liefert für x^ einen endlichen Wert, der zweiten kann aber nur durch ein
unendliches y^ g^^nügt werden; es ist dies der Fall V einer Parabel
in der dritten Lage.
Den Gleichungen (3) genügen unendiich viele Punkte, wenn sie
eich nur durch einen konsUmten Faktor voneinander unterscheiden,
wenn also
B C £ .
i *" JB "" Jf) ■" ^
MittelpttoktbeitimmaDg. 305
ist; die Punkte erfQUen die einzige durch (3) bestimmte Gerade. Weil
nun sowohl M -^ B* — AC als auch N — BE - CD — 0. so tritt
der Fall JiV) ein, der auf zwei parallele (Gerade f&hrt.
Ist die erste der m rorstebender Untersuchung unterschiedenen
Möglichkeiten eingetreten and z^^ y^ bestimmt, so ist mit der Be-
rechnung von fix^ftfü) die TransformtUton tum Mitteipunkie — so soU
die Translation des Koordinatensystems nach dem Mittelpunkte heißen
— vollzogen.
Die eigentlichen Linien zweiter Ordnung scheiden sich hiemach
in zwei Klassen: solche mit einem Mittelpunkt im Endlichen — Kreis,
Ellipse und Hyperbel — und solche mit einem Mittelpunkt im Un-
endlichen — Parabel.
207. Beispiele. 1. Fär die 204 unter 1. behandelte Gleichung
ix^-2xy-\- 4y' - 6a? -f 4y -f 3 - 0
ergeben sich zur Bestimmung des Mittelpunktes die Ansätze:
^0 - yo ~ 3 - 0
-^0-^4^0 + 2-0,
aus denen x^ «» y, y^ — j folgt; da weiter /(a?o, y^) — — ^}, so lautet
die zum Mittelpunkt transformierte Gleichung:
2. Die Gleichung 4. in 204:
2x* + 4ary + y^ - 2a; — 4y -f- 1 - 0
i^t als die einer Hyperbel erkannt worden; aus den Gleichungen
2x^ 4-2^0-1-0
2a;o 4- yo - 2 » 0
el-hait man den Mittelpunkt a;^ — |, y^ — — 1, und da f{x^, y^) — \,
80 ist
2x'^ -f 4jcy 4- y'« + I - 0
die zum Mittelpunkt transformierte Gleichung.
208. Durchmeseer. Im Laufe der Diskussion der allgemeinen
Gleichung zweiten Grades sind gerade Linien erkannt worden, in be-
zug auf welche Symmetrie nach einer .bestimmten Richtung stattfindet,
mit andern Worten gerade Linien, welche Sehnen einer bestimmten
Richtung halbieren. Dies soll Anlaß geben zur Erörterung der Frage
nach dem geometrischen Ort der Halbierungspunkte paralleler Sehnen
irgend einer Richtung; ein solcher Ort möge den Namen Jhsrt^meiaer
erhalten.
Die nun folgenden Untersuchungen setzen ein rechtwinkliges
Koordinatensystem voraus.
Oa«b«T, Hoher« IC&thenatik I. Atafl 90
306 Analytische Geometrie der Ebene. § 6. Die Linien zweiter Ordnung.
\rerbindet man mit der Gleichung
f{x, y) - Ax' 4- '^Bxy -f- Cy* + 2Z)a: + 2l?y + 2^ - 0 ( l)
die pai-ametri sehen Gleichungen (177)
a; - S + < cos «
y *« 1] -\- s am cc
der Geraden, die durch den Punkt |/ij geht und mit der i^Achse den
Winkel a bildet, so liefert die Gleichung
f(i + s cofla, ^i 4 s sin a) — (-4 cos^« -f - jB cosa sin« -f C sin*«)«*
-f [A'(S, V) cos a 4- fijii, v) sin ajs + /(£, i?) - 0 (3)
in ihren Wurzeln s,, 5g die Abstände des Punktes l/t^ von den
Schnittpunkten 3/i, ilfg der Geraden (2) mit der Linie (1). Der
Punkt i/7j ist insbesondere der Mittelpunkt der Sehne M^M^, wenn
fij, ^ entgegengt^setzt bezeichnet und dem Betrage nach gleich sind^
und dies findet dann statt, wenn die Gleichung Cd) rein quadratisch, also
/i(|, Ti) COS a 4- f'.ily n) sia « = 0 (4)
ist. Diese Gleichung stellt den Ort der Mittelpunkte aller Sehnen
vom Richtungswinkel a oder vom Richtungskoeffizienten w=«tga
dar; ersetzt man /g, /",' durch ihre Ausdrücke, so wird aus (4)
{A 4- Bm)l 4- (B 4- Cm)), -[ I> 4 Em =- 0. (5)
Hiermit ist erwiesen, daß die Ditrchmeaser einer Linie zweiter
Ordnung gerade Linien sind. Die Gleichung (5), in symbolischer Form
stellt bei variablem m einen Geradenbüschel dar, dessen Trager durch
Hie Gleichungen ^(^^ ,^) ^ ,^ /■;(., ,^) . 0
gegeben ist; diese Gleichungen bestimmen aber (206) den Mittel-
punkt.
Die Durchmesser dne)' Linie zweiter Ordnung bilden demnach einen
Gerndenbüschd , d fassen Träger der Mittelpunkt der lAnie ist; bei den
Linien mit einem Mittelpunkt gehen also alle Durdimesser durcii einen
eigentlichen Punkt, bei der Parabel sind sie untereinander paralld.
209. Paar« konjugierter Durohmesser. Der Durchmesser^
der die Sehnen vom KirhtungskoefHzieuteii m halbiert, hat selbst, wie
aus seiner Gleichung (5) hervorgeht, den Richtungskoeffizienten
m' Hudert sich mit 7^; nur dann, wenn
Durchmesaer. Koigugierte Darchmeflier. Achten 307
ist, also bei der Ellipse and Hyperbel; ist hingegen M -^ 0, also
4 £
^ — ^, -» Ä:, 80 bleibt m' konstant — — Ä:.
Von diesem Falle abgesehen besteht zwischen dem Richtungs-
koeffizienten der Sehncuschar und dem Richtnngskoeffizi eilten des zu-
gehörigen Durchmessers die Gleichung:
6'mm ' -h B{in -f m) + il - 0. (6)
Diese Gleichung hat einen solchen ßau^ daß sie sich nicht ändert,
wenn mau m und m miteinander vertauscht; daraas entspringt der
folgende Sachverhalt: Wählt man von zwei Zahlen m, m\ die der
Gleichung (6) gejiögen, die eine als Uichtungt^koefiizienten einer
Sehnenschar ^ so bedeutet die andere den Richtungskoeffizienten des
die Sehnenschar halbierenden Durchmessers.
Die Durchmesser einer Linie zweiter Ordnung mit eigentUchem
Mittelpunkt ordnen sich hiernach zu Paaren solcher Art^ daß der eine
die zu dem andern parallelen Sehnen halbiert. Man bezeichnet die
Durchmesser eines solchen Paares als kottjugierte Durchmesser.
Der Durchmesser vom RichtungskoefEzienten m schließt mit dem
ihm konjugierten zwei supplementäre Winkel ein, deren einer, o, durch
bestimmt ist.
210. AohseiL Daran knüpft sich naturgemäß die Frage nach
solchen Paaren konjugierter Durchmesser an, die aufeinander senk-
recht stehen; derartige Durchmesser sind Achsen orthogonaler Sym-
metrie und werden darum als Achsep der betreffenden Linie bezeichnet.
Zufolge der Formel (7) haben die Richtungskoeffizienten der
Achsen der Gleichung
2^m»-|-(-4-0)m-jö-0 (8)
zu genügen.
Diese Gleichung ist identisch, d. h. durch jeden Wert von m, er-
füllt, wenn gleichzeitig A^C -B — 0
ist, Bedingungen, die den Kreis kennzeichnen (188, 200). Der Kreis
hat sonach unendlich vide Ächsenpaarey mit andern Worten, von
welchem Durchmesser man auch ausgeht, der dazu konjugierte sieht
immer senkrecht auf .ihm.
In den Fallen der Ellipse und Hyperbel gibt es nur ein Paar ron
Achsen, denn die Gleichung (8) liefert dann stets ein Paar reeller
Wurzeln m^, m^, die die Eigenschaft haben, daß m^ f>/| -* — 1 ist;
diese Wurzein sind in der Formel
„I « nur- ^ ± vl(4 ~.9_V+ *-»• (9)
nthalten. **
20*
308 Analytische Oeometrie der Ebene. { 6. Die Linien zweiter Ordnung.
Bei der Parabel sind alle Durchmesser parallel und derjenige
unier ihnen, der die ztigehörigen Sehnen rechtwinklig halbiert^ ist die
einzige Achse. In der Tat gibt die Formel (9), wenn 3f««0, also
B* '^ AC ist, die beiden Werte
A O
deren einer -^ — k, gleich dem Richtungskoeffizienten der Durchmesser
ist (209), während der andere die dazu senkrechte Richtung be-
stimmt.
211. Transformation der Ellipsen- und Hyperbelgleichung
sn den Achsen. In den Achsen ist für die genannten Linien ein
natürliches rechtwinkliges Koordinatensystem gegeben, bei dessen An-
wendung ihre Gleichungen eine besonders einfache Gestalt annehmen.
Da nämlich der Mittelpunkt dann Ursprung ist, entfallen die Glieder
ersten Grades in x, y, und da weiter bezüglich beider Koordinaten-
achsen Symmetrie herrscht, ist die Gleichung rein quadratisch in be-
zug auf X sowohl ^,ls «/, es entfällt also auch das Glied mit dem
Produkt xy.
Ist die Gleichung bereits zum Mittelpunkt transformiert, also auf
die Form
Ax' -f 2Bxy -f cy -h ö^ = 0 (1)
gebracht (200), so handelt es sich um eine solche Rotation des
Koordinatensystems um den Ursprung, daß das Glied mit dem Pro-
dukt der nfjuen Koordinaten ausfällt; ist ^ der Rotationswinkel, so
lauten die Transformationsgleichungen (169):
X =» x' cos^ — y' sind
y ^ x' sin ^ -\- y' cos d,
durch die (1) verwandelt wird in:
(^ ros'd -f 2B cosd sind -f asin*^)^:'^
— 2[A coB 9- sind ~ 5(cos*d — sin-d) — C cos d sin d]a;y
-f (A sin'd — 2i?co8d sin d -f Ccos^d)^'^ + ö — 0;
die angestrebte Form
^V*-f i^'f/'« + (?-0 (2)
tritt also ein, wenn man d derart bestimmt, daß
^j^j {A - C) sin 2d - 2 /? cos 2d - 0 (3)
Diese Gleichung läßt d unbestimmt, wenn gleichzeitig A^ C
und ^ — 0 ist, also im Falle des Kreises.
In jedem andern Falle gibt sie in
TruisfoniiAtion zu den AohMn. 309
die Bestimmung zweier Winkel, die sich um 180® Ton einander unter-
scheiden, also zweier Wert© von &, die um 90® differieren; mit dem
einen i»t der andere gegeben. Behält man den hoMen Winkel bei,
so folgt aus (4)
8in2d- -7 — ~ ^, 0082^« • _jf:^?__. , £-.8gnÄ (5)
Die in (2) eingeführten neuen Koeffizienten A\ C haben zunächst
folgende Bedeutung:
-1'— ^C08*d^ -i- 2jöcosd8ind -f ^'«in*^
C"- ^sin»^ - 2Bco8dbind + Ocos«^;
daraus ergibt sich durch Addition:
A'^C'^A^-C, (6)
und durch Subtraktion, wenn mau gleichzeitig auf der rechten Seite
von den Formeln (5) Gebrauch macht:
A' -C'^B V(A ::rö*T4J5*; (7)
aus (6) und (7) erhält man schließlich:
C = i- [A+C- sV{A~'-^CY'i^49\ .
Aus der hieraus folgenden Relation
A'C'^'AC^B'^-M
geht hervor, daß bei der Ellipse A' und C gleich, bei der Hyperbel
ungleich bezeichnet sind.
Es nimmt also (2) im Falle der eigentlichen Ellipse schließlich
die Form ^^i ^t
im Falle der Hyperbel eine der Formen
-4 ^ Z — s> 1
-^ o« ^ 6« ^
an, wobei in Keiden Gliedern entweder dos obere oder das untere
Zeichen gilt.
Hiermit ist der An^hluß an die Definitionen gewonnen, aus
welchen die letzten Gleichungen, ursprünglich abgeleitet worden sind
(158, 169). '
Aus dem Gange der Untersuchung in 206 und in diesem Ar-
tikel geht hervor, daß das absolute Glied F der Gleiohung weder
auf die Lage des Mittelpunktes, noch auf die Uichtung der Achsen,
noch auf das Verhältnis der Acbsenl&ngen Einfluß hat; dezm auf die
Koordinaten des Mittelpunktes wirken alle Koe^zienten mit AuäBcbiuB
310 Analjtiicbe Geometzie der Ebene. § 6. Die Lioien zweiter Ordnung.
Yon F, teuf die Richtungswinkel der Achsen und das Verhältnis ihrer
Längen nar die Koeffizienten A, jB, C der quadratischen Glieder ein.
Hiemach stellen Gleichungen der Form (1), die sich nur in F
unterscheiden, Ellipsen und Hyperbeln dar, die im Mittelpunkt, den
Achsen und dem Verhältnis ihrer Längen übereinstimmen. Man
nennt Linien dieser Art homothetisch.
QISL. Solieitelgleichung der Parabel. Wegen der Beziehung
M '" B*— äC^O, die die Parabel kennzeichnet, kann deren all-
gemeine Gleichung auf die Form
C(y 4- J ip)'+ 2Dx 4- 2Ey -f F« 0 (1)
gebracht werden; es ist also ein charakteristisches Merkmal der Parabel-
gleichung, daß in ihr die Glieder zweiten Grades, eyentuell nach Ab-
sonderung eines konstanten Faktors, ein vollständiges Quadrat bilden.
Als Richtungskoeffizient der Parabeldurchmesser, also auch der
Parabelacljse, ist — «, das gleich ist — tt, gefunden worden (210);
bezeichnet man ako den hohlen Richtungswinkel mit d; so ist
tord — — 7,, sin^^ - ; -^, cos^ =--;—- — , £«=~-8gn^ (2)
Die Rotation des Koordinatensystems um diesen Winkel ver-
wandelt die Gleichung (1) in die folgende:
-^y'*-f 2(Z>cos^4-JS^sin^)a:'-|-2(-I>sin^-f-Ecosd)y'-|-F-0,
deren allgemeine Gestalt durch
Cy>-f 2Z)'a;'-f 2Ey+F==0 (3) '
bezeichnet ist, wobei unter Berücksichtigung von (2)
Übt man jetzt eine Translation nach dem noch unbeetimmten |
Ursprung x^jy^ aus, so verwandelt sich (3) weiter in
Cy"' 4- ^Dx" -h 2{C'y, + E')y'' + CVo + 2D'^ -h 2E'y^ + F- 0,
und verfügt man über den neuen Ursprung derart, daß
^eyi-\-2Ux,^2E'y,^F^0 ^
wird, 80 vereinfacht sich die Gleichung schliefilioh auf
(7y'»+2DV'-0. (6)
Die zweite der Gleichungen (5) läßt erkennen, daß der Ursprung
Timntformation zur Achte und som 8ch«itel.
811
der Parabel selbst angehört, uaii für seine Koordinaten ergeben sieb
aas (5) die Werte: ,„
es ist jener Pankt, in welchem die Parabel von ihrer Achse ge-
schnitten wird, da vermöge der jetzigen Gleich ungsform in bezug auf
die ar- Achse orthogonale Symmetrie besteht. Man nennt den Punkt (7)
den Scheiid der Parabel, (6) ihre Scheitelgleichung.
In der Form
1 o -ö' '
labt sie ihre Übereinstimmung mit jener Gleichung erkennen, die aus
der ursprünglichen Definition abgeleitet worden ist (160).
Wie die Ansätze dieses Artikels zeigen, hat das absolute Glied i^ weder
auf die Richtung der Achse, noch auf die Ordinate y^ des Scheitels (im
System x, y\ also auf die Lage der Achse, noch auf den Parameter Einfluß.
Es gehören demnach Gleichungen der Form (1), die sich nur in
dem absoluten Gliede unterscheiden, Parabeln an, die dieselbe Achse,
denselben Parameter und nur verschiedene Scheitel haben. Man be-
zeichnet derartige Parabeln als homothetisch.
213. Beispiele. 1. Um die Ellipse, die durch die Gleichung
bestimmt ist, auf die Achsen zu transformieren, transformiere man
sie tuerst zum Mittelpunkt \^/^; dies ist in 207, 1. geschehen und hat
— mit Unterdrückung des Akzents — y
x^-2xy + Af-'l^i)
ergeben.
Zur Bestimmung der Bich-
tung der Achsen hat man
tg2^=si,
und für die endgiltigen Koeffi-
zienten ergeben sich aus 211, (8)
die Werte: ^-.j^s.yiB^,
die Achsengleichung lautet abo:
und läßt, in der Gestalt
Flf . Ml
S8
-4-
V
u
-1
S(6— yiS) 8(6-h|/lS)
312 Asalytische Geometrie der £bene. § 6. Die Linien xweitcr Ordnnng.
geschrieben, unmittelbar die HsMyachaenlängen y ~j=^mm^fi\
- - 1^1
erkennen.
8(6 -fyl»)
2. Die durch die Gleichung 204, 4.:
2a:*+4a:y-|-y»— 2ar— 4y h 1 -0
dargestellte Hyperbel ist in 207, 2. zum Mittelpunkt 1/-— 1 trans-
formiert worden, und es ergab sich, wieder in x, y geschrieben, die
Gleichung:
2a:H4a:y + y*+|-0.
Die Richtung der Achse ist durch
tg2d=-4
bestimmt; ferner hat man
4'-i(3+>/T7),
und hiermit ergibt sich die Achsen-
gleichung:
(Vl7+3)ar'»
-(Vi7-3)y" + 3-0,
wofür geschrieben werden kann:
y" *'* -1.
S 8 ^'
ya — 8 yi7 -f 8
die reelle Halbachse hat sonach die Länsre 1/-— ^ — — 1,63 • • • und
ffilit in die y '-Achse, die imaginäre Halbachse betragt
.65. •.
^ yi7+8
Die Konstruktion gestaltet sich in den beiden Fällen wie folgt.
Nachdem mau den Mittelpunkt Sl mittels seiner Koordinaten ^^/y in
Fig. HO, y/-~ 1 iu Fig. 91 aufgetragen, konstruiert man den Winkel
2d «^ OpTK aus seiner Tangente, \ in dem einen, 4 in dem andern
Falle, halbiert ihn und führt durch Sl die Parallele zur Halbierungs*
linio J/i, so ist damit die eine Achse^ zugleich die ^- Achse des neuen
Koordinatensystems gefunden; die andere steht auf ihr senkrecht
Durch Abtragen der Halbachsenl&ngcn ergeben sich die Scheitel J., A''^
Bj B' in Fig. iK), A, Ä (und die uaeigeptlichen B, B') in Fig. 91;
in der letzten Figur liefert das Aohsenrechteck in seinen Diagonalen
6}.t Asymptoten a, a.
Spedelle Gleicbuugeu.
aiH
Fl«. M.
3. Um für die Parabel 204, 8.:
Ax^- 4xy 4- f/- 4a: + 8y - 2 « 0
die Scheitelgleicbimg herzustellen, hat man zuerst mittels
~ -^ tgd-2
die Achsenrlchtung zu hestiraraen und die Koeffizienten T', IX, E'
zu berechnen; man findet: i;
hieraus ergeben sich die Koordinaten des
Scheitels in dem um Ö" ge<lrehten System y
und der Parameter:
.V,--.\V^ 0,72--.,
^, = _«>/5=.-0,54 ...
Konstruktiv geht man 80Tor,daßman zu-
erst den Winkel 0^ mittels des rechtwinkligen
Dreiecks OJK, Fig. 92, dessen Katheten
OK, OJ im Verhältnis 2 : 1 zu einander stehen, herstellt, und daß
man sodann in dem Koordinatensystem X'OY\ das um diesen Winkel
gegen das ursprüngliche gedreht ist, den Scheitel mittels seiner Koor-
dinaten aufträgt, in diesen,^ das endgiltige Koordinatensystem X"A F"
verlegt und mit Benützung von p den Brennpunkt F der Parabel
einzeichnet, mit dessen Hilfe diese selbst konstruiert werden kann.
214. Identität der Xiinien zweiter Ordnimg mit den
SegelBChnittsIinien. Es soll nun gezeigt werden, daß alle die
Gebilde, die durch eine Gleichung zweiten Grades darstellbar sind,
erhalten werden können, indem man den geraden Kreiskegel und den
geraden Kreiszylinder, der als eine Ausartung des Kegels aufgefaßt
werden kann, in geeigneter Weise mit Ebenen schneidet. Dieser Um-
stand rechtfertigt es, die erwähnten Gebilde als K&jdsdmiUe zu be-
zeichnen.
Vom Kreise selbst braucht nicht mehr gesprochen zu werden,
weil er den genannten Flächen ihrem Entstehungsprinzip nach zu-
grunde liegt und darum diesem Prinzip entsprechend aus ihnen wieder
gewonnen werden kann.
Um für die Ellipse, Hyperbel und Parabel den Nachweis zu
führen, wollen wir den Gleichungen dieser Linien eine einheitliche
Form geben, und diese Form wird in der Scheitelgleichung zu ünden
sein. Um die Ellipsengleichung
314 Analjtiäche Geometrie der Ebene, f 6. Die Lioien zweiter Ordnung.
auf di;n linken Scheitel zu transformieren; bat man x durch x — a z\x
ersetzen; die transformierte Gleichung
nimmt nach Einführung des Parameters
6' e
ü =» und der relativen Exzentrizität« =-
^ a a
(171) die Gestalt an:
Die Transformation der Hyperbel-
gleichung
^' - ^1 «. 1
Fig. 93.
auf den rechten Scheitel geschiebt, indem man x durch x -\- a ersetzt;
sie führt wieder auf (1), doch mit der Maßgabe, daß i nunmehr ein
unechter Bruch ist, während es bei
der Ellipse einen echten Bruch be-
deutet.
Die Gleichung (1) umfaßt also
Ellipse, Hyperbel und Parabel, in-
dem man der Reihe nach f < 1, > 1
und *» 1 festsetzt, und ist deren ye-
meinsame Scheitelgleicfmng. Sie umfaßt
auch den Kreis, den sie dann dar-
stellt, wenn man e •- 0 setzt.
Ein gerader Kreiskegel werde nun
mit einer durch seinen Scheitel S
gelegten Ebene in Verbindung ge-
bracht; diese kann mit ihm a) nur den Scheitel, ß) zwei yerschiedene
Seitenlinien, y) »wei vereinigt liegende Seitenlinien gemein haben, in-
dem sie ihn berührt. Es soll nun unter-
sucht werden, wonach eine %u der ge-
dachten parallele Eben« den Kegel in den
drei Fällen schneidet
In den Figuren 93, 94, 96, die den FSHen
a), ß)y y) entsprechen, stellt E die Spur der
schneidenden, zur Zeich^nebene senkrechten
Ebene dar; MN, M*y ein Paar von Kreis-
schnitten des Kegels, von denen je eine
Hälfte parallel zur J^eichenebene gedreht ist,
um die Ordinaten PQ.P'Q' der betreffen-
de Punkte der Schnittlinie ersichtlich zu
y^ ^ macheu; als Abszissenachse dient dabei
Fig. M.
Kfgfldubiiitte 515
der Achsenschnitt der Ebene mit dem Kegel, als Ursprung dor
Pnnkt A.
In Fig. 93 ist P(^* - MP Py, P'Q'^ « M'P' P'y\ woraus
PQ* MP :FN IIP PA ^ , r , • .
FV' - U'P' ' P'l<' - BP' ■ P'.V ^^^^^^ »«*
Tq^ --k'BPPA,
d. i., wenn BA '^2a gesetzt wird:
y« = k(2a - x)x - 2kax - kx*, (2)
InFig.94i8tp^|.,--^^,p, p,^,«p,^^^,al80 P^J =^l PB PA,
und wenn AB *« 2a gesetzt wird,
y* - k(2a + ^)a; = 2itau: + kx^. (3)
T T? n;^i- 1 ^^' MP PN PN PA t x>/i» / DJ
InFig.95hatmanp^7,-3^.|y7p,^«p,^,-yv34,a'8oPe =A.P^
oder
y' = *x. (4)
Setzt man im ersten and zweiten Falle
«a = p — - , so wird A: = -„
also bei der Ellipse k =» — ^- = 1 — f ', bei der Hyperbel Ar — — ,
•« {* — 1, und hiermit gehen die Gleichungen (2), (3) tatsachlich in
(1) über.
Im dritten Falle braucht nur k = 2p gesetzt werden, um auf die
frühere Form zu kommen.
Wollte man da^ Quadrat über y in ein inhaltsgleiches Rechteck
verwandeln, dessen eine Seite x ist, so würde die zweite Seite bei der
Ellipse anter 2p, bei der Hyperbel über 2p, bei der Parabel gerade
2p betragen, daher an 2p gemet^en bei der Ellipse etwas ubrigUtsseity
bei der Hyperbel darüber hinansreichen, bei der Parabel gerade aii-
li^fjcn. Aus diesem Sachverhalt sind die klassischen Namen der dr*i
Spezies von Kegelschnitten hervorgegangen.
Wird an Stelle des Kegels der Zylinder zur Grundlage genommen,
so kann der Schnitt mit einer Ebene außer dem Kreise und der Ellipse
auch ein Paar von parallelen, reellen oder imaginären, Geraden sein.
Hiermit sind aber alle Gebilde erschöpft , die in der allgemeinen
Gleichung zweitem Grudes enthalten Sein können.*)
215« Tangentenproblein«. L Bei gegebenem Berührungspunkt
i) Bis auf den imaginären Kreis und die imaginäre EUipte, die auf diesem
We^e nicht znstan'lekommen.
S16 AnalytiNche Geometrie der Ebene. $ 6. Die Linieji zweiter OrdDoog.
xjy stellt sich die Tangente au <}ie Linie f(ac,y) « 0 durch die Glei-
chang (194)
dar. Dies auf die allgemeine Gleichung zweiten Grades
f{x,y) ^Äx'^ 2Bxy + Cy« + 2Dx + 2Ey + i^« 0 (1)
angewendet, führt, da
fi{x,y)^2{Bx + Cy^E),
zunächst zu der Gleichung:
2(Ax + By\- 2>)£ + 2(Bx -f- Cy + E)^ - W + vQ = 0; (2)
es ist aber
^f'm + yfy - 2(^ir* -f- 2Bxy + Cy» 4- Da: + i» - - 2(Dx -h -Ey + -F),
infolgedessen schreibt sich die Gleichung der Tangente endgiltig:
{Äx ->rBy-r B)l + {Bx -f- Cy + E)ri + {Dx ^ Ey i- F) - 0. (3)
Nach Xj y geordnet lautet sie:
{Ai -i-Bri-i- D)x -f (Bl + Ct? + E)y + (D| + Eij -f F) = 0, (3*)
der Vergleich mit (3) zeigt die Vertauschbarkeit von xjy und J/i^.
n. SoQen die Tangenten durch einen gegebenen Punkt F{Xf^ly^
gelegt werden, so hat man zur Bestimmung ihrer Berähningspunkte
xjy außer der Gleichung (1) die aus (3*) resultierende Gleichung
{Äx^ + By^ + B)x + {Bx^ -f Cy^ + E)y + {Bx^ + Ey, -f i^)-0, (4)
die eben die Forderung ausdrückt, daß die Tangente durch P zu gehen
hat. Bei veränderlichem x, y stellt diese Gleichung eine stets reelle
Gerade p dar, die in ihren Schnittpunkten mit (I) die gesuchten Be-
rührungspunkte liefert; je nachdem diese Schnittpunkte reell und ver-
schieden und vereiuigt oder aber imaginär sind, gibt es zwei, eine
oder keine Tangente durch P.
Man nennt die Gerade p die Folarc von P in bezug auf den
Kegelschnitt (1), P den Pol von p
Die vorhin bemerkte Vertauschbarkeit der beiden Koordinaten-
paare in (4) hat folgendes zu bedeuten: Die Polare eines Punktes
von p geht durch P und der Pol einer Geraden durch P liegt auf p.
III. Sollen die Tangenten «*iner gegebenen Geraden parallel sein,
also einen bestimmten Richtungskoeffizienten m haben, so dient zur
Bestimmung ihrer Berührungspunkte xjy neben der Gleichung (1)
noch die aus (3) resuUierende Gleichung
TftDg^nteoprobleme. Pol and Polare. 317
die den Ausdruck för die eben gestellte Fordemng bildet; in der
Qestalt
(A 4- Ii*n)x -f (i? -f Cm)y 4- 7) + -Em - 0
geschrieben erkennt man in ihr die Gleichung jenes Durchmessers,
der die Sehnen Tom Hicbtungekoefüzieuten m halbiert (208;. Dieser
Durchmesser bildet die Polare zu dem unendliek fcmm Punkt der
Geraden, der die Tangenten parallel sind.
216. Pol und Polare. In bezug auf den Kegelschnitt
f{x,y) - ^x* -f ^Bxy + Cy* + 2I)x + 2Ey + F- 0 (1)
hat der Punkt F{xQly^ die Polare
p{x,y)'^{Ax^^1iy^^'B)x^{Bx^^-Cy^•\•E)y^^{Dx^^-Ey^^^F^
Mit diesen beiden Gebilden bringen wir
nun den Geradenbüschel aus P, der
parametrisch
X ^ x^-t s<tQsa
\ - (3)
geschrieben werden kann, in Verbindung.
Gleichung (1) geht durch die Sub-
stitution (3) in die bezüglich *" quad-
ratische Gleichung (208):
{A cos* a -1- 2 .B cos a sin « -f C sin^a) s*
■i-[r^^coBa+f',^»ma]3^f(Xf^,yf,)'^Ö{4)
über, deren Wurzeln s', s" die Strecken zwischen P und den Schnitt-
punkten M', M" der Geraden (a) mit dem Kegelschnitt Q> bedeuten,
Fig. 96.
Gleichung (2) verwandelt sich durch dieselbe Substitution in
{Ax,, -f By^ 4- D)x^ + {Bx^ + Cy^ -h E}y^ ^' (Dx, + Ey. 4- F)
-I- [{Ax^ 4- By^ -f D)cosa -f (Bx^ -f Cy^ 4- 7i:)8in«].^ - 0,
d. i. in
(Z*;^ cos a -f /y^sin cc) 3 -f 2f(XQ, y^) — Ü; (5)
las hieraus berechnete s bestimmt die Strecke zwischen P und dem
Schnittpunkt Q der Geraden (a) mit der Polare p.
Nun folgt aus (4), daß
f* C08 (/ -^ fl ein a
*" Aco9* a -^ 2 B COB a Bin €i]-^C ein* tt'
^® AeoB^a-^tBeoiarnntz-finui^a' ^^
wonach also
318 Analytifche Geometrie des Baame«, § 1. Der Koortlinatenbegriff.
andererseits fuhrt (5) auf
demnach ist
Dadurch ist ri79) erwiesen, daß die Schnittpunkte einer jeden
Geraden durch P mit dem Kegelschnitt Ton P und seiner Polaren
harmonisch getreaat werden. Dieser Sachverhalt kann dazu verwendet
werden, die Polare von P auch dann zu konstruieren, wenn aus P
keine reellen Tangenten an den Kegelschnitt gehen.
An die Gleichung (6), die das Produkt PM' • FM" der Seg-
mente hestimmt, sei die folgende Bemerkung geknüpft.
Bei dem Kreise, wo A^^C und P=0 ist, hängt dieses Produkt
von der Richtung des Strahls nicht ab und führt zu dem Begriff der
Potenz (196). Zugleich zeigt die Gleichung (6), daß in diesem Falle
der Ort der Punkte xJyQ^ die in Bezug auf den Kreis /'(x,y)=*0
gleiche Potenz haben, ein mit ihm konzentrischer Kreis ist.
Bei den anderen Kegelschnitten ist das Segmentprodukt ds" von
der Richtung des Strahls abhängig; halt man diese Richtung fest
und setzt s'ii''{A cos*a -f 2Bcoe a sin« -f Csin* a) =- ky so schreibt sich
der Ort von Punkten ^^oj ^*"' ^^^ ^^ Segmentprodukt bei der an-
genommenen Richtung a konstaut ist,
/(^o;yo)=-*-
Dies stellt aber nach den Bemerkungen am Schlüsse von 211 und
212 einen zu /(ir,y) = 0 homotbetischeu Kegelschnitt vor.
Es gehört also zu jedem Kegelschnitt, der mit einem Grund-
kegelschnitt homothetisch ist, eine (und wegen der Symmetrie eine
aweite) Richtung, bei welcher der erstgedachte Kegelschnitt der Ort
von Punkten ist, denen in Bezug auf den Grund kegelscbnitt ein kon-
stantes Segmentprodukt 8 8*' zukommt.
IX. Abschnitt.
Analytische Geometrie des Raumes.
§ 1. Der Koordinatenbegriff.
217. Da« rechtwinklige Koordinateneystem. Nimmt man
im Räume drei gerichtete Gerade an, die durch einen Punkt gehen,
und deren jede auf den beiden anderen senkrecht steht, wählt den ge-
meinsaroen Punkt fQr alle drei Gferaden als Nnllpunkt (Anfangspunkt)
i ■
/;
/
y
0
.
/
,/'■
\
^
Dm rechtwinklige Ka)mikoordinat«DsjtteiD. 319
oiid eine Strecke als Einheit^ so sind damit die drei Geraden zu Zahlen-
linien ausgestattet und geeignet, ein Koordinatensystem zu bilden.
Man nennt die Geraden die KoordinatencichseUf ihren gemeinsamen
Punkt Anfangspunkt oder Ursprung, die drei durch sie bestimmten
Ebenen die Koordinaienebenett. Die Achsen soDen der Reihe nach
als X-, y-, ir- Achse, die Ebenen als yg-, $X'y
:r//- Ebene bezeichnet werden, Fig. 97.
Projiziert man einen Punkt M des
Raumes mit Hilfe von Ebenen, die zu den /»
Achsen senkrecht stehen, auf diese, so ge^
hört zu der Projektion Q^ auf der a;- Achse
eine bestimmte Zahl x, zu der Projektion
Q^ auf der y- Achse eine Zahl y und zu
der Projektion Q^ auf der ;r- Achse eine y^^ Fi* »7.
Zahl f, und diese drei Zahlen x, y, ß sind
geeignet, die Lage des Punktes M zu beschr'eiben. Denn nicht allein
gehört zu jedem Punkte des Raumes ein und nur ein solches Zahlen-
tripel; auch umgekehrt führt ein gegebenes Zahlentripei nur zu einem
Punkte des Raumes, dem 0 gegenüberliegenden Endpunkte dts Parallel-
epipeds mit 0Q^== Xy OQ^^y^ OQ^^ e als Kanten.
Bei dem beschriebenen Vorgang entstehen auch die Projektionea
P^yP^, Pj des Punktes 3/ auf den drei Koordinatenebenen ys.eXy xy.
Diese Projektionen haben in den betreffenden Ebenen die Koordinateii
ylzy z/Xy xiy, wenn x/y/x die Koordinaten von M sind.
In dem Linienzuge OQ^P^M sind alle drei Koordinaten des
Punktes M zur Anschauung gebracht: x in OQ^^y y in Öi-P«» ^ ^^ P^M.
In der Folge wird daher in der Regel dieser Linienzug allein verzeichnet
werden.
Durch die drei Koordinatenebenen ist der Raum in acht Fächer
— Oktanten — geteilt, und jedem derselben entspricht eine andere
Verbindung der Vorzeichen bei den Koordinaten seiner Punkte.
Liegt ein Punkt in einer der Koordinatenebenen, so ist eine
seiner Koordinaten Null; so bedeutet M{alb/0) einen Punkt der
xy 'Ebene.
Liegt der Punkt in einer der Achsen, so sind zwei seiner Koordi-
naten Null; so ist z. B. 3/(0/6/0) ein Punkt der y- Achse.
Nur im Ursprung sind alle drei Koordinaten Null.
Durch itf(a/^>/f), N(a/hl—c) ist ein zur a?y- Ebene, durch ilf(a/6/tf),
N{a!—h!~c) ein zur a:- Achse, durch 3/(a/6/c), N(-'a/ — h/—e) ein
zum Ursprung symmetrisches Punktepaar bestimmt
218. Abstand eines Punktes vom ITrsprnng. Die Strecke,
die den Ursprung mit dem Punkte M verbindet^ erscheint als Diago-
320 Analytische Geometrie det Raumes. | 1. Der Koordinaienbegriff.
nale in dem zugehörigen KoordinatenparallelepipedL Bezeichnet man
ihre absolute Länge mit r, die Koordinaten von M mit x, y, ^, so iit
r - VöP» -f 7 -f "^^ (1)
die Quadratwurzel mit dem absoluten Betrag genommen.
Faßt man x, y, s als variabel auf, bo ist durch die Gleichung
a:* -f .V* + n^ -- r» (2)
der Inbegriff aller Punkte gekennzeichnet, die vom Ursprung den Ab-
«taud r haben; ihr Ort ist die mit dem Radius r um 0 beschriebene
Kugel, (2) also die Gleichung dieser Kugel.
219. Abstand siweier Punkte. Legt man durch zwei Puukte
Jlfj(a:,/y, /rj), ^ti^^lVil^^) ^u den Achsen senkrechte Ebenen, so be-
grenzen diese bei allgemeiner Lage der Punkte ein Parallelepiped,
desseji Kanten an Länge gleich sind den absoluten Koordinatendiffe-
renzen der bx?idon Punkte. Demnach ist die absolut-e Länge d der
Strecke M^M^ bestimmt. durch
d =- y{x, ^ x,y + (y, - 3/, )* + (A - ^2 )'• (3)
220. Bichtnngsvrinkel einer Geraden. Eine Gesamtheit
von parallelen und gleiohgeifichfceten Geraden des Raumes ist hinsicht-
z lieh ihrer Eichtung durch eine unter ihnen
^^ i<y bestimmt; als solche werde diejenige, g, ge-
V ' wählt, die durch den Ursprung geht, Fig. 98.
Die hohlen Winkel, welche g mit den
•z positiven Richtungen der Achsen bildet, —
,; Q ^ sie seien tt, ßy y — bezeichnet man nicht nur
: .^ als ihre eigenen, sondeni auch als die Bichtungs-
P wMel jeder Geraden aus der erwähnten Gfe-
lig. 98. samtheit.
Durch eine gerichtete Grerade sind die drei Winkel «, /9, y ein-
deutig bestimmt. Das ümgeTcehrte trifil nicht zu. Sind «,/) ge-
geben, so kommt es darauf aii, körperliche Ecken zu konstroieron,
deren eine Seite XOF ist, während die den Kanten OY,OX gegen-
fiberliegenden Seiten t^ ß sind; das ist jedoch nur möglich, wenn
a -\- ß '^-^ - ist*, gilt das obere Relationazeicheu, ho ergeben sich zwei
körperliche Ecken, also auch zwei Gerade mit den Richtungswinkeln
«, ßy deren dritter Richtungswinkel schon bestimmt ist; gilt das untere
Zeichen, so fäili die Ecke in die :ry> Ebene zusammen, es gibt nur
eine Ecke mit den Richtungswinkeln a, /), während der dritte ^ ist Ist
1) Und '. eikr c -h |. ^ ft /J 4- 1 ä. «.
RichtujigtoosiDiM einer Geraden.
821
-hiiigegen a + /J < ^, so iflt keine Ecke konstruierbar, »omit aach keine
Gerade mit den Richtungswinkeln u, ß möglicL
Die Richtungswinkel einer Geraden sind also nicht unabhängig
voneinander.
Die Art der Abhängigkeit ergibt sich aus folgender Erwägung.
Trägt man auf der Geraden die positive Strecke OJf — r ab, so sind
(leren Projektionen auf den Achsen die Koordinaten x, y, s de.s Punktes
Mf mithin ist
jc =» rcosa
y =« rcos/)
M — rcosy;
die Quadratsumme dieser Gleichungen ergibt mit Rücksicht auf (1):
cos* ft -f cos' ß 4- cos* y = 1.
Man nennt coso, cos/3^ cos^ die Ridi-
twngskosinus der Geraden g und jeder mit ihr
parallelen und gleichgerichteten. Es besteht
also der Satz: Jv} rechtwinkligen Sy.^tem ist
die Summe d*>r Quadrate der RiMungskosinus
einer jeden Geraden gleich 1.
Ißt beispielswe: o « =- 45*, ß — 60^, so
hat man , , j . . -
(4)
Fig. M.
woraus cos y =- i ^; es j^ibt also zwei Ge-
rade, die der gestellten Bedingung genügen, und ihre Richtungswinkel
sind 45°, 6(y>, 60<> und 45« 00°, 120°.
221. Winkel zweier Geraden. Um den Winkel m zweier
gerichteten Geraden ^j, '^„ Fij». 99, aus ihren Richtungskosinus zu
bestimmen, verlege man sie nacb dem Ursprung und trage auf jeder
Tom Ursprung aus in positiver Richtung die Längeneinheit auf; die
Endpunkte Jtf^, M^ dieser Strecken haben dann die Koordinaten
cusaj/cos/Jj/cosyp cosa^/cDs/J, /c^^y,; folglich ist das Quadrat der
sie verbindenden Strecke d (219):
iJ} ». (cos Oj — cos a^f + (cos ß^ — cos /J,)* -|- (cos y, — cos y,)*
— 2 — 2(co8«j 009 a, -f cos ß^ cos ft + oos yj cos y,) ;
andererseits folgt aus dem Dreieck OM^M^x
^ — 2 — 2coscj;
mithin ist
cos w = cos ttj cos a, + cos/J^ cos ß^ + cos y^ cos y,.
Os»¥eT, UMMr« lUthMiAtlk. t. AbS. 21
(1)
322 Analytische Gftomefcrie tlei Raumes. § 1. Der KoordiLatenbegriff
Daraas berechnet sich (116)
sin' 6J »= 1 - (co8«, CO« cf, + C08 ß^ cos /3, -f cosyi cos y,)'
— (^cos*iv'i 4- co8*/Ji + cos'y,) (cos*«, -f cos*/J, -f cos^y«)
— (coscf, coB«, + C08/3, co8/5f, -f cosy, cosj^j)*
— i^co8/3j cosy, " cos/^, cosy,)* 4- (cos^i C08«, — cos y, cosaj/
-f (cosß. cusiSL — cos«/, cos Ay,
woraus
8in(D =
y(co8^jrosy,. -co8/},cosyj*4-(co8yiCOSß,--co8yjC08a,)*-f-(co8ß|C08/52--coBa,cos^i)
die Wurzel positiv genommen, weil cj unter allen Umständen hohl ist.
Aus (1) ergibt sich die Bedingung für das Senkrechtsteheu:
cos «IC, cos ßj -f- cos ßt cos 6^ -f- COS y, C08 y, =^ 0, (ti)
ans (2) die för den Parallelismns:
cos a, __ cos ^, c^s 7^ ^ -N
COB Cf, cos jÜ, CO« y, ' ^ ''
sind die Geraden auch gleich gerichtet, so habon die drei Quotienten
den Wei-t 1, im «indem Falle den Weit — 1.
222. S&nmUohe Polarkoordinaten. Die Lage eines Punktes
iJ^ ^^ im Räume kann in ])ezug auf ein recht-
winkliges Koordinatensystem auch in folgen-
der Art beschrieben werden. Man gibt die
^'^ ': Länge r der Strecke an, die den Punkt M
mit dem Ursprung verbindet (den Radius
ö vektor), ferner den Winkel 9:, den die Rich-
tung OP mit der po.sitiven Richtung der
..'. a;-Achse, endlich den Winkel ö, den die
^ Richtung OM mit der positiven Richtung
«f Joo- der -?- Achse bildet, Fig. 100. Die drei \
Zahlen r, 9, 6 hszeichnet man als die räumlichen Polarhoordittatm des
Punktes 31 und schreibt M(r/(p/6).
Um alle Punkte des Raumes beßchreiben zu können, genQgt es,
0 auf das Intervall (0, .-r), <p auf das Intervall (0, 2x) zu beschränken,
während r alle Werte aus (0, 00; annehmen kann.
223. Fl&ohen. L Eine Fläche ist geometrisch definiert, wenn
ein Kon«trnktionsverfahren angegeben ist, durch das beliebig viele
ihrer Punkte bestimmt werden können.
Bezieht man eine 40 definierte Fläche auf ein KoordinateuHTstem,
io hat dit' Eiuhritlichkeit des Konstruktion« verfahren« zur Folge,
dafi zwischen den Koordinaten einvs Punktes der Fläche eine für alle
pQikkte gleiohlanteTide Gleichung besteht, die man als die Gleidiumj
dtr FUkhe bczeiihuet.
Winkel zweier Geraden. Fläcbengleicboogeo.
323
Umgekehrt entspricht einer Gleichung zwiecheu den Koordinaten,
wenn man sie in einem Sjstem deutet, im allgemeinen eine Pliche^
unter Umständen ein Sjstem Ton Flächen.
Diese letztere AuRsage soll nun näher erörtert Werden.
1. Enthält die üleichung nur eine der Koordiuaten, lautet sie c. B.
l'Y«)-.0, (1)
so liefert die Auflösung nach x eine oder mehrere Gleichungen Ton
der Form
wobei nur reelle Lösungen in Betracht gezogen werden sollen;
das Gebilde aber, dessen sämtliche Punkte ein und dasselbe x haben,
ist eine zur a;- Achse senkrechte £bene; sind mehrere Lösungeu Tor-
lianden, so bestimmen sie ebenso viele £benen dieser Art.
2. £nthält die Gleichung zwei Koordinaten, lautet sie beispiels-
weise
^(*,»)-0, (2)
80 bestimmt sie, auf die x*iy-£bene bezogen, eine Linie; es genügen
ihr aber, da sie e nicht enthält, auch alle
Punkte des Raumes, die sich in Punkte
dieser Linie projizieren; der Ort solcher
Punkte ist jene Zylinderfläche, die die ge-
dachte Linie zur Leitlinie hat, und deren
Seitenlinien der ir- Achse parallel sind, Fig. 101.
3. Sind alle drei Koordinaten in der
Gleichung enthalten, hat sie also die Fonn ^
Bo stelle man folgende Betrachtung an. Punkte des Raumes, deren
z ^ c^ ist, und die zugleich der Gleichung
F(*,y,c,)-0
genügen, liegen auf einer Linie /j, die sich in der zur :ry-£bene
paraHelen £bene im Abstände c^ befindet, Fig. 102; in gleicher Weise
fuhrt die Annahme ;& =- c, zu einer Linie /,, deren ar, y der Gleichung
gendgen ; zu einer dritten solchen Linie l^ gelangt man durch die An-
nahme s ^ Cy USW. Die Punkte aller dieser Linien entsprechen der
Gleichung (3). Stellt man sich nun vor, daß statt des unstetigen
Übergangs von einem Werte des e zum anderen eine stetige Änderung
erfolgt, so werden auch die Linien / stetig aufeinander folgen und
eine Fläche beschreiben, deren Punkte der Gleichung (3j genügen.
Diese Betrachtung gibt zugleich einen Weg an, wie man sich
T'
324 Analytische Geometrie des Baume« § 1. Der Koordinatcnbegriff.
eine VorBtellung von der Gestalt einer Fläche verschaifen kann, deren
Gleichung gegeben ist
IL Ist die Gleichung F(Xf y, ;?) — 0 in bezug auf die Koordinaten
algebraisch und vom «-ten Grade, so wird
die zugehörige Fläche eine algfbraische Fläche
n-ter Ordnu/ng (oder w- Grades) genannt.
Auf Grund der Gleichung {2), 218 ist
die Kugel als algebraische Flache zweiter
Ordnung zu bezeichnen.
224, Linien. Eine Linie im Uauiue
^^ erscheint häußg und kann immer aufgefaßt
K«. 102. werden als Schnitt zweier Flächen. Ihre
analytische Darstellung bestehtdaherinzwei
koexistierenden Gleichungen zwischen den Koordinaten, hat also im
allgemeinen die Form
F(x,y,B)^0)^
Eliminiert man eine der Koordinaten, so ergibt sich der Ort der
Projektionen der Punkte der Linie, also deren Projektion selbst, auf
der Ebene der beiden andern Koordinaten; so bestimmt die Gleichung,
die aus der Elimination von z resultiert — sie heiße
9(rr,y)»0 (2)
— die Projektion der Linie (1) auf der xy -Ebene.
Da nun zwei Projektionen im allgemeinen ein Gebilde im Räume
bestimmen, so sind zwei derartige Eliminationsresultate, etwa:
(p{x,y)^0 )
t{x.z)^0\ ^^
im allgemeinen geeignet, die Linie im Räume zu beschreiben.
Die Gleichungen (3) lassen noch eine andere Auffassung zu.
Nach 223, 2. stellt jede derselben eine Zylinderfläche dar, die erste
eine solche parallel zur ^-, die zweite parallel zur y-Aohse, und die
Linie im Räume erscheint als Durchschnitt beider. Es ist aber zu
beachten, daß die beiden Zylinderflächen, zu denen die Linie im Räume
geführt hat, außer ihr noch eine andere Linie gemein haben können;
so schneiden sich die zwei projizierenden Zylinder, die man durch einen
Kreis im Räume parallel den genannten Achsen legt, im allgemeinen
noch nach einem zweiten Kreise, und es bedarf einer weiteren An*
gäbe, wenn man den ersten Kreis allein zur anahüschen Darstellung
bringen will.
Far die Untersuchung der Flachen sind deren ebene SdmiUe von
betonderer Wichtigkeit. Hier sollen zunlchst nnr die Schnitte mit
Linieugleichungen. Tranglation des KoordinaUiMjtiemit.
825
den Koordinatenebenen betrachtet werden. Man erhält sie, indem man
die Gleichung der Fläche: F{x, y, ß) -^ 0, der Reihe nach mit a: — 0,
y '^ 0, j9 » 0 Terbind'et. Ist die Gleichung F {x, y, z; -« 0 algebraisch
▼om ii-ten Grade^ so werden es im allgemeinen auch die Gleichnngen
F(0,y, ^)-0
F{x, 0. iP) - 0
F(a:,y, 0)-0
sein. Eint- algebraische Fläche n-ter Ordnung schneidet also die Koor-
dinatenfhenm im aUgenieinen nadi algebraischem Linien n-ter Ordnung.
M
0
^ 2. Koordinatentransformation.
226. Translation eines rechtwinkligen Koordinaten-
systems. Der Übergang von einem rechtwinkligen Koordinatensystem
OXYZy Fig. 103, zu einem andern 0'X'Y'Z\ das mit ihm parallel
und gleich gerichtet ist, ist bestimmt,
sobald die Koordinaten a;^, y^, Zq des
neuen Ursprungs 0' in bezug auf das
alte System gegeben sind. Zwischen
den Koordinaten Xj y, z und x\ y\ z'
eines Punktes M in den beiden Sy-
stemen bestehen dann die unmittelbar
abzulesenden Gleichungen :
x^x^-\-x'
y-y,-\-y' (i) ^
die den Übergang vom alten System zum neuen vermitteln; die invenc
Transformation geschieht durch die Substitution
^
^
^X
«
^X
X = a; - of 0
y'-^y-y^
z' = z — g^
(2)
226. Botation eines rechtwink-
ligen Koordinatensystems. Die ge-
genseitige Lage zweier rechtwinkligen
Koordinatensysteme OX FZ, OX'TZ',
Fig. 104, ist bestimmt, wenn die Rieh- Y^
tungswinkel oder die Richtungskosinus der
gerichteten Achsen des zweiten Systems,
als welches wir das neue ansehen wollen, in bezug auf das erste, das
Fif . IM.
326 AnalytiBcbe Geometrie des Banaiei. |2. Koor^inatentransforraation.
ursprüngliche, gegeben sind. Es seien demnach
aj, 6j, fj die Richtungskosinuß von 0X\
ferner
0", y, if die Koordinaten von M im alten,
rc', y', 0' ^ „ „ 3f „ neuen System.
Die Projektion des Linienzugs OQ'T' M auf die ic-Achse ist die-
selbe wie die Projektion der Strecke OM auf die nämliche Achse,
und diese ist x\ man hat also die Gleichung x ^ a^x' ■\- a^y' -{• a^e' \
ähnliche Gleichungen ergeben sich durch Projektion desselben Linien-
zugs auf die ;/- und ^-Achse; man hat abo für den Übergang vom
alten zum neuen System die Substitution:
x^a^x -\- a^y' -\- a^z'
y^h^x'-^-h^y' 4- \e' (1)
z - c^x' -f c^y' -f c^z\
Zwischen den Koeffizienten dieser Gleicliungen bestehen aber ver-
möge ihrer Bedeutung als Richtuugskosinus dreier paarweise zueinander
senkrechter Geraden die folgenden Beziehungen [220, (4.); (221, (3.)]:
af -f- 6J -h c\ == 1 a^a^ -f h^li;^ -f fjC, = 0
«2 + K-hi-l (2) a,a,-Vh,h,^c^c,^0 (3)
«J + ^s + ^3 - 1 a,a^^W^c,c^^O
Es ist eine Folge dieser Beziehungen, daß
x^^y^-^e^^x'^+y'-^a'^ (4)
ist; diese Gleichung drückt die geometrisch evidente Tatsache aus, daß
der Punkt M vom Ursprung des neuen Systems denselben Abstand
hat wie vom Ursprung des alten (218).
Man nennt eine Transformation der Koordinaten von der Form (1),
bei der also die Transformationsgleichungen in bezug auf beide Systeme
vom ersten Grade sind, eine lineare Tratisformation, insbesondere eine
oriiiogonak, wenn sie durch den Ansats (4), oder, was dag gleiche
besagt, durch die Relationen (2), (3) gekennzeichnet ist.
Multipliziert man die Gleichungen (1) der Reihe nach mit ^i, ^^j, c^ ,
dann mit a», &,, c^, schließlich mit o,, 6,, c,, und bildet jedesmal die
Summe, so ergeben sieh mit Rücksicht auf (2), (3) die Gleichungen:
y' - a,« 4- &,y + c^i(f (1*)
z' '^ a^x -i- h^y -^ c^M ,
welche die mverse Transformation vermitteln. Da die Eigenschaft der
Rotation des Koordinatensjtipmfl. Orthogonale Trannformation. 327
Orthogoiialität eine gegenseitige ist, wie die GesUlt von (4) zeigt, so
bestehen zwischen den Koeffizienten aach die Itelationen:
aj -f o» -}■ «*J - 1 b^c^ -f 6,Cb i-h^c^^O
2^ + ^J -h ^; » 1 (2*) <^a, -i- c^a^ ^e^a^^O
cj 4- cj + e{ - 1 «i^ + /y^ft, -f- a,6, - 0
Die Determinante der neun Koefiizienteu :
(»•)
R
gibt zum Quadrat (116).
JR*- a,as4-6i6,-hc,c,
«l
6.
«I
".
ft*
«t
«.
t,
<i
öi«« + ^^ + qfj a,a, + 6,Ä,+ c,(?,
«J -4-^ +c; a,<«,rft,6,+ <^c.
a,a, + fcA-f<^<<^« aj -h ftj + <?;
1 0 0
1
0 0
0
1 0
0
0 1
-1;
es hangt somit der Wert von R von den speziellen Werten der
Koeffizienten nicht ab und kann nar 1 oder — 1 sein. Dies hangt
noch von der Orientierung der Systeme ab.
Man sagt, das System OX'Y'Z' sei mit dem andern gleich
orientiert, wenn man durch Drehung bewirken kann, daß die gleich-
namigen und gleichgerichteten Achsen sich decken: es kann also dann
OX'Y'Z' in eine solche Lage gebracht werden, daß
a^-l, 6, = 0, r,-.0
a, = 0, &,-l, (^-0
0,-0, 6,-0, <^-=l,
und dann ist R»l.
Bei ungleicher Orientierung kann man die x- Achsen gleichgerichtet
zusammenlegen und dann durch Drehung um diese gemeinsame Achse
auch noch die y- Achsen gleichgerichtet zor Deckang bringen; die #- Achsen
werden dann wohl auch in eine Gerade fallen, aber ungleich gerichtet
sein; es kann also das System OX'Y'Z' in eine solche Lage gebracht
werden, daß
a,-l, 6^-0, Cj-O
0,-0, 5,-1, c,-0
0,-0, 6,-0, c,— - 1,
und dann ist i{ — — 1 .
Bei gleicher Orientierung der Systeme ist also /{ — 1 , bei un-
gleicher Orientierung Ä — — 1 .
828 Asaljtüdie Geometrie des Baumes. §3. Koorduiftteutrftnsformatioii.
227. Allgemeine Tranaformation rechtwinkliger Koor-
dinaten. Der Übergang von einem rechtwinkligen System zu einem
andern, dessen Ursprang die Koordinaten ^Tq, ^q, z,^ hat, and dessen
Achsen die Richtungskosinus a^^ 6,, c^ (i — 1, 2, 3) besitzen, läßt sich
als eine Sukzession von Translation und Rotation darstellen; die zu-
gehörigen Substitutionsgleichungen ergeben sich daher durch Verbindung
der Gleichungen 225, (1.) mit 226, (l.j und lauten:
a; -= a:^ ■+- a^x' -f a^y' + a^z'
Die inverse Substitution geht daraus durch denselben Prozeß
hervor, der in 226 befolgt wurde, und lautet:
y'- a,(ar-a:o) + h^{y- Vo) + ^2(^-^0) (2)
z' - a,(ir - Xo) -{-hiy- yo) + c^{z - Zo) •
Im Anschlüsse an die oben vorgeführten Transformationen recht-
winkliger Koordinaten sei das folgende bemerkt.
In allen Fällen war die Substitution bezüglich der neuen und alten
Koordinaten linear. Die Einführung einer solchen Substitution in eine
algebraische Funktion »-ten Grades ändert an deren Charakter
nichts, d. h. führt wieder zu einer algebraischen Funktion des-
selben Grades. Daraus geht hervor, daß die Ordnung einer algebraischen
Fläche unabhängig ist von dem zugrunde gelegten (Parallel-)Koor-
dinatensystem, daß sie also eine der Fläche als solcher zukommende,
eine rein geometrische, Eigenschaft bezeichnet.
228. Bechtwinklige und Folarkoordinaten. Der Zusammen-
hang zwischen den rechtwinkligen Koordinaten eines Punktes und den
auf dasselbe Achsensystem bezogenen Polarkoordinaten ergibt sich
aus Fig. 100. Aas den rechtwinkligen Dreiecken OFM und OQP
folgt:
X ^rmi 6 cos <p
y -^ r Bm d Bin tp (l)
!«-=»• COfl ß .
Die inverse Substitation wird durch folgende Gleich angen ver-
mittelt, die sich in leicht ersichtlicher Weise aus (1) ergeben:
-, , sin o
cos Ö — ■ ,
COS «p -• -;r:u.- - , sin Cp -> ,- - ., (2)
Weitere TransformationeD Gleichung enien Gnuiei in x, y, i . 329
die auftretenden Quadratwurzeln absolut genommeTi. Das mittlere
Gleich ungspaar bestimmt tp eindeutig in dem Intervall (0, 2x).
-^— § 3. Ebene and Gerade.
229. Die Gleiohang ersten Chrades. Jede Oleickung ersten
Grades in den Koordinaten x, y, e sleüt eine Ebene dar.
Die allgemeine Form einer solchen Gleichung ist
^x + Äy + Cxr-i- D-0. (1)
um den Satz zu erweisen, gehen wir Yon der Gleichung
ar « 0 (2)
aus^ die sämtliche Punkte der yr-Ebeiie unseres Koordinatensystems
und nur diese kennzeichnet, also eine Ebene darstellt.
Durch die allgemeine Transformation des Koordinatensystems ge-
langt diese Ebene in eine allgemeine Lage gegen das neue Koordinaten-
system, in welchem ihr, vermöge der in Kraft tretenden ersten Transfor-
mationsgleichung 227, (1.), die Gleichung
zukommt. Sowie sich aber die geometrische Bedeutung der Gleichung
(2) nicht ändert, wenn man sie mit einer Konstanten q multipliziert,
so gilt dies auch von der letzten Gleichung, die dann lautet:
ga^x -\- ga^y' -\- ga^z' -\- gx^^ 0;
schreibt man fSr die Zahlen
P«j* Q<h^ 9^zf
die der Bedingung unterliegen, daß ihre Quadratsumme g^ sein muß^
die Buchstaben a n n
und fiir gx^^ den Buchstaben D, und betrachtet man das neue Koor-
dinatensystem als das ursprüngliche, so gelangt man tatsächlich za
der Gleichung (Ij.
Übt man auf (2) statt der allgemeinen Transformation eine Ro-
tation aus, so geht die Ebene durch den Ursprung des neuen Ko-
ordinatensystems; da in diesem Falle Xq, also auch D Null ist, so
entspricht Ax+By+ Cz - 0 (8)
einer Ebene, die durch den Ursprung geht
Auf Grund der in 223 gepflogenen Betrachtungen erkennt man
weiter, daß eine Gleichung ersten Grades, die nur eine dar Koordi-
naten enthält, eine zur Ebene der beiden andern pandlele Ebene dar-
stellt, also z. B. die Gleichung
-4« -f D - 0 (4)
3B0 Aoalytiitohe Geometrie des Raumes. § 3. Eb^oe and trerade.
eioe zur jr-Achse senkrechte Ebene; und daß weiter eine Gleichung
ersten Grades mit zwei Koordinate» einer Ebetie zugehört, die auf
der Ebene dieser Koordinaten normal steht und zu den beiden andern
Koordin^tenelienen geneigt ist: so entspricht der Gleichung
Jar-f %-f 2>-0
eine Ebene, die zur j: //-Ebene senkrecht, zur yz- und ;era;-Ehene ge-
neigt ist.
Am Schlüsse von 224 ist festgestellt worden, daß eine algebra-
ische Flüche n-ter Ordnung durch eine Koordicatencbene nach einer
algebraischen K^urve w-ter Ordnung geschnitten wird. Da nun durch
eine Koordinatentranätbrmation einerseits die Ordnung der Fläche
nicht geändert wird (227), andrerseits die schneidende Ebene in eine
allgemeine Lage zum Koordinatensystem gelangt, so ist es ein Merh-
null da' al(/e}trnischen Flächen, daß sie durch Ebenen nach aigdtraisdu^n
Kurven der (flekhen Ordnwifj/ yesdmiiien uerdm.
230. Anzahl der Konstanten. G-leiohnng der El>enen
durch einen Punkt. Die allgemeine Ebeneugleichung
enthält vier Koeffizienten, die sich aber auf drei Kon^itanten reduzieren:
es geht dies aus der im Gange ihrer Ableitung 229 j^emachten Be-
merkung hervor, daß nach erfolgter Wahl von q die Koeffizienten Ä, B, C
einer Bedingtmg unterliegen, leuchtet aber auch daraus ein, daß man
durch einen Koeffizienten dividieren und die drei entstehenden Koeffi-
zienteuverhiiltnisse als neu«^- Konstanten einföhren kann.
Daraus folgt, daß durch drei Bedingungen eine Ebene im all-
gemeinoii i^ein- oder mehrdeutig) bestimmt ist. Sind ihr weniger als
drei Bedina;ungen auferlegt, so bleibt eine Unbestimmtheit übrig, die
zur Folge hat, daß man zu einem unendlichen System von Ebenen
geführt wird, die den Bedingungen genügen.
Wird von der Ebene verlangt, sie solle durch einen gegebenen
Punkt M^^^l^ y^ «arj gehen, so vermindert sich die Zahl der Konstanten
um eine, und es bleibt eine zweifache Unbestimmtheit übrig; denn die
Forderung fdhrt zu dem Ansätze
und bei seiner Subtraktion von (1) entftillt />; die entstandene Glei
""^""^ A(x -x,)-\'B(jy--y,)-j^C{,^M,)^(J (i)
enthalt nur mehr drei Koeffizienten, also zwei Konstanten.
Die Gesamtheit der Ebenen durch emen Punkt M^ nenut luau
einen Ehtnenhündel, M^ seinen Träger; (2) is^ also die Gleichung
eines Ebenenbündels.
231. Qleiohung der Bbene, die durch drei gegebene
Ebenenbundel. Ebene durch drei Punkte.
831
Punkte geht. Soll die Ebene- außer dur^h 3fi noch durch die
Punkte -Mi(Xfly^lz^) und M^{xJy.Je^ gehen, so gilt es, aus dem
Ebenenbündel (2) diejenige Ebene auszulösen, die dieser Forderung
genügt; für sie muß notwendig
Ä(x,^x,) + B{y, - y,) + C'(J,- #,) - 0
A(x, - X,) + B{y, - yj + C{m^- z,) - 0
sein. Durch dieses Gieichungspaar sind die Verhältnisse der Koeffi-
zienten, diese selbst also bis auf einen konstanten Faktor, der x heißen
möge, bestimmt; es ist nüinlicb
;/8-yi '»-^1
, J?»x
6^»x
•
^8-^1
(x — aj
,) +
h-»l ^8-
+
^2-
^8-
^1 ^8-^1
Demnach lautet die Gleichung der verlangten Ebene:
iy-yi)
a^s - a^i Vj — yi
kürzer geschrieben
^j-^1 Vt-Vx ^t-^1 ==0,
«8-^1 y3-.Vi ^t-^i
und nach einer weiteren Umformung (107):
X y z l
(3)
0.
(3*)
^ yi ^1 1
^ y, if, 1
^ yi ^8 1
Für die Durchführung in speziellen Fallen ist die Form (3) be-
sonders geeignet. Soll beispielsweise die durch
J»f,(4/-2/ 3)
Af,(5/-l/-2)
gehende Ebene bestimmt werden, so bilde man die Differenzen aus
den Koordinaten des zweiten und dritten Punktes gegenüber dem ersten:
-2 -4 4
-1 -3 -1
832 Anolytischt: Qeometrie des Raumes. § 8. Ebene und Gerade.
imd aa» dieser Matrix die drei Determinanten zweiten Grades:
16-6 2;
dann ist
16(i; - 6) - 6(y - 2) + 2(£' + 1) - 0
und in endgiltiger Form
8a? - 3y + -? - 41 - 0
die Gleichung der Ebene.
232. 8effm«ntgleiohimg der Ebene. Eine Ebene, die durch
den Urspniug des Koordinatensystems geht, schneidet die Koordinaten-
ebenen nach drei Geraden, die ebenfalls im Ursprung sich schneiden.
Bei allgemeiner Lage der Ebene bilden aber diese Schnittlinien ein
Dreiseit, das Spurendreiseit, dessen Ecken Äy By C, Fig. 105, in den
Achsen liegen. Die Abstände des Ursprungs von diesen Eckpunkten,
als relative Strecken aufgefaßt, nennt man die Achsensegmente der
Ebene; sie mögen mit a, ^, c bezeichnet
werden.
Die Gleichung der Ebene mit diesen
Segmenten als Konstanten darstellen kommt
darauf hinaus, die Gleichung der Ebene zu
bilden, die durch die drei Punkte
^-^ ^(a/0/0)
B{0!h/0)
geht. Wendet man hierauf das eben erklärte mechanische Verfahren
an^ so gelangt man zuerst zu den Koordinatendifferenzen
-a 6 0
— a 0 c,
dann zu den Determinanten
hc ac ah
und schließlich zu der Gleichung der Ebene
be{x — a) -f cay -f- ahi — 0,
die nach DiTision durch a 6c die Gestalt
- -f ^- -f ' - 1
(1)
annimmt. •
Um die allgemeine Gleichung
uix + By + Ol + D - 0
auf diese Form zu bringen; hat man durch — 2) zu diTidieren; mit*
Besondere GleicbuDgtformen der Ebene. SM
hin drücken sieh die Segmeute durch die Koeffizienten wie folgt aot:
«-_;, ,„_J, c»-?. (2)
Beispielsweise hat die Ebene 2x — 8y -f 4f + 12 ^ 0 die Seg-
mentgleichung
»US der man sich über die Lage der Ebene rasch orientiert.
233. Hessesohe Vomuügleioliang. Zur Unterscheidung der
beiden Seiten einer Ebene^ die nicht durch den Ursprung geht, kann
man ihre Lage gegen diesen benützen. Wir setzen fest, die yom
Ursprung abgewendete Seite gelte als die positive, die ihm zugewendete
Seite als die negative.
Damach kann nun auch die Normale der Ebene in bestimmter
Weise gerichtet werden. Als positive Richtung der Normalen gelte
diejenige, die von der negativen Seite der Ebene zur positiven ver-
lauft: die positive Normale durch den Ursprung geht also von diesem
gegen die Ebene hin.
Bei einer Ebene, die durch den Ursprung geht, muß hierüber
eine besondere Festsetzung getroffen werden.
Man kann nun zur Beschreibung einer Ebene die Richtungswinkel
oder Richtungskosinus ihrer positiven Normale und die absolute Länge
des vom Urspiomg zu ihr geführten Perpendikels benützen.
Sind a, ß, y die Richtungswinkel der positiven Normale «,
Fig. 106, ist p die absolute Lange des
Perpendikels ON und bezeichnen a, hy c die
Achsensegmente, so gelten unter allen Um-
ständen die Ansätze:
p^a cos a = b cos ß ^ c cos y.
Erweitert man also in der Segment-
gleichung
a^ b ^ c ~~ ^ Fig. 10«.
die Glieder der linken Seite der Reihe nach mit cosa, cos^, cos;',
80 geht sie unter Beachtung der vorstehenden Relationen über in
j? cos « -f- y cos /S 4- ir cos y — p — 0. (1)
Diese Oleichungsform der Ebene wird ab deren Hessesdte Normal-
gleichung bezeichnet.
Um die allgemeine Gleichung
Ax-\-By-hCM-\'D^O (2)
auf diese Form zu bringen, hat man sie mit einem derart gewählten
334 Analjiische Geometrie des Raumes. § 8. Ebene und Gerade.
Faktor X za mtütipliuerei), daß
sei, damit XÄ^ XBy XC die Kosinus einer Geraden vorHieUen; die
positiTe Richtung dieser Geraden Hangt davon ab, für welchen der
beiden Werte von
man eich entscheidet; hier steht aber die Wahl nicht mehr frei, weil
XI)y das die Bedeutung von — p hat, negativ sein muß; mithin ist
g =.- — ßgn D (4)
zn nehmen. Hiernach lautet die Gleichung der obigen Ebene (2)
\xi Hessescher Normalform:
Beispielsweise kommt der Ebene 2a; — 3y — 5;? + 6 «-= 0 die
Hessesche Normalgleichung
2j — 8y— 6^-t-6 ^ ^
— j/ss"
zu, aus der man unmittelbar abliest:
2. . 3 5 6
C08« = 7:^, C0S/5=— =rr COSy=-— =, » = , :
234. AbBtand eines Paukte» von einer Ebene. Die Ebene
sei durch ihre Hessesche Norraalgleichung O
a: COS « -f y cos /3 -f ;? cos y — |) =- 0, (1)
^er Pimkt, J/g, durch seine Koordinaten x^j y^ 0q gegeben. Er kann,
wenn er nicht in der Ebene liegt, auf der
positiven oder negativen Seite derselben
o liegen; die Bestimmung des Abstandes soll
so geregelt werden, daß sich dieser Lagen-
unterschied im Vorzeichen ausdrOckt. Dies
wird in folgender Weise erreicht
^^ST Projiziert man den Linieuzug 0 Q^ ^o-^ti
Fig. 107, dessen Seiten die relativen L&ngen
^J^ x^f ifQ, Sf^ besitzen und mit n der Reihe
'''^ '°" nach die Winkel «, ß, y oder deren Supp-
lemente eiaschließenje nach der Richtong der Strecken OQ^, Q^F^,P^Mf^,
auf n, so hat die Projektion OM unter allen Umständen die relative
Größe
OM ■• .«0 cos « -j- 2/o ^'^ P "^ ^0 ^^* y>
und zwar fällt sie positiv oder negativ aus, je nachdem OM die
He«««'iiche Nonnalg)ei<'hnng. Punkubi^tand von einer Ebene. 335
RichtuDg von n hat oder d'w entgegengesetzte. Subtrahiert man
hierToa./)^ so ergibt sich der Abstand d «le« Punkte» üf^ von der
Ebene mit dem positiven oder negativen Vorzeichen, je nachdem M^
auf der positiven oder negativen Seite der Ebene liegt; es ist also
mit dieser Unterscheidung
d — jTo cofc a + yp cos ß -h '^coi^y —P' (2)
ErseUi man also in der IMcn Seite der hrss^ selten Normal-
ffhiehung einer Ehen^ die veränderlichen x, y, z durch die Koordinaten
irtfend eines Punktes, so erpifA der Aitsdntek den Ahstand dieses Punktes
von der Ebene, und zwar mit dem ptfsHivtn oder negativen Zeichen^
jtf naehdem der Punli auf der positiven oder nefjaticen Seite der Ebene
Jiegt
Ist die Gleichung der Ebene in der Allgemeinen Form
Äx -^Bij-hCx-h D^O (H)
gegeben, so hat man sie nach dem in 233 angegebenen Verfahren in
die Normalform überzuführen; darnach erhält man
Von der Ebene '2x-~y-ls -f- 0 -^ 0 haben die Punkte P, (- 3/4/5X
P,/4/-2/-l) folgende Abstände:
d ^— 6 ^ ^^'
es liegt als P, auf derselben Seite der Ebene nvie der Urtprung, P|
auf der entiyegengesetzten.
235. RantnlTihalt eines Tetraeders. Es seien vier Pnnkte
durch ihre Koordinaten gegeben:
K(^i'tfi!^i)^ • = 1,2, ^,4;
man soll das Volumen des Tetraeders bestunraen, dessen Erkpnnkte
sie sind
Wählt man das Dreieck l/^Ji/^ilf^ als Basi«*. bezeidinet seine ab-
solute Fläche mit z/, den Ahstand des vierten Punktes Jf, von der
Ebene dieses Dreiecks mit d, so kann man für den Inhalt die Formel
ansetzen; dadurch ist J als eine relative (7W)ße dargestellt, deren Vor-
zeichen mit d.'m Vorzeichen des d übereinstimmt
Schreibt man die Gleichung der Dreieckj^obene M^M^M^ in der
Form 23X, (3*):
336 AnaljÜBche Geometrie des Raumes. § 3. Ebeoe und Gerade.
X
y ^ 1
^t y% ^f 1
x^ y, ir, 1
-0,
^4 y* ^i 1
bezeichnet die Koeffizienten von x, y, z mit z/^,, ^,,, J und da»
absolute Glied mit J^, so ergibt sich nach der Yorsohrifb von
283, (6j:
^1 yi ^i 1
^2 y« ^2 1
^8 y8 ^8 1
Nun aber bedeui
^4 y* ^4 1
ken
y% «t 1
\z,x,l
UVtl
-^M-
Vi ^8 1
y -^.x = ^s ^s 1
» ^.r = i ^ y» ^
^4^*1
1^4
^4
l
! ^4 y* 1
die doppelten Inhalte der Projektionen des Dreiecks M^M^M^ auf
den Ebenen yz, zx, xy (181); diese Projektionen ergeben sich aber
auch durch Multiplikation von J mit den Richtungskosinus der
Normale von M^M^M^^ infolgedessen ist V Jl» + J]» 4- dlf =■ 2z/.
Setzt man dies in den Ausdruck für d und diesen sodann in die
Gleichung (1) ein, so wird
•^1 yi ^1 1
J- - sgn^i-J;
darin ist
^ y« ^2 1
^ yi ^8 1
i *4 y4 'a ^
^1--
^»yb^t
^y»*8
^4 y4 ^4
Fällt der Punkt M^ in den Ursprung, so gibt die Formel für
J den Inhalt des Tetraeders aus M^yM^^M^ und 0, nämlich
0 0 0 1
Ji-~8gn^, • i
«f yi*! 1
^Vz
f. 1
"-^•goz#, .^/^ }|4
1 !»
»4 y4 '4 1 1
der bei den getroffsnen Festsettungen notwendig negaÜT ausfallt.
Tetraedenrolomen. Winkel zweier Ebenen.
8S7
Ein neues zeichenbestimmendes Moment f&r J ergibt sieh, wenn
man auf der positiven Seite der Ebene M^M^M^ eine positire
Drehungsrichtung anuiniuit und nach dieser das Vorzeichen von d
bestimmt flU). Setzt man
j -^'i Vi ^1 1 j
X, y, #, 1 j
•»•4 ^4 ^4 1
./«=
W
so gibt die Formel den Rauminhalt des Tetraeders je nach seiner
Anordnung gegen das Koordinatensystem positiv oder negativ; ein
spezieller P'aU wird darüber näheren Aufschluß geben. Verlegt man
ifcf, nach 0, jlfj, M,, M.^ in die positive ar-, bzw. y- und ir- Achse in
den Abständen a, 6, c vom Ursprung (a > 0, ft > 0, c > 0), so gibt
die Formel (2)
1000 1
\ahc,
a 0 0 1
'^-^ 0 6 0 1
OOr 1
also ein negatives Resultat: das Dreieck M^M^M^ zeigt jetzt, von O
aus betrachtet, den entgegengesetzten ümlaufsinn des Uhrzeigers,
während es von der positiven Seite der Ebene aus gesehen, den
Drehungssinn des Uhrzeigers selb.st aufweist.
Es gibt also die Formel (2) den Inhalt des Tetraeders positiv,
wenn von M^ aus der ümlaufssinu von M^M^M.^ als
der des Uhrzeigers erscheint, im andern Falle negativ.*)
236. Winkel iweier Ebenen. Solange die
Seiten der Ebenen nicht unterschieden, ihre Normalen
also nicht gerichtet sind, kann von einem bestimmten
Winkel der Ebenen nicht gesprochen werden. Hat
man aber för jede Ebene die positive Seite und damit für ihre
Normale die positive Richtung festgesetzt, clann soll unter dem Winkel
der beiden Ebenen der (hohle) Winkel ihrer positiven Normalen ver-
standen werden.
Hält man an den Festsetzungen in 288 fest^ und sind die Ebenen
in der Normalform
Flg. IM
1) Diese Kegel gilt für die hier gewühlte Oricntianing des Koordinaten-
systems, bei der Toni Ursprung aus betrachtet die positive jp-, y- and r- Achse im
umgekehrten Sinne der ührzeigerdrebaug aufeinander folgen; ftndert man die
< >rientierang nach der Art der Fig. 108, so kehren sich die Angaben um. (Vgl.
<\ Staude, Analjt. Geometrie etc., Leipsig 1906, p. 161}.
Osnber, Höhere HathemaUk. |. AoB 22
S88 Analytidcha Geometrie des Baomep. § S. Ebene und Gerade.
xcos«! 4- ycosft -f /cosy, — l>i — 0 (1)
a:coia, + ycosft -f /cosy, — p, — 0 (2)
gegeben, so hat man fßr den definierten Winkel anmittelW d^n
Ansatz (221):
C08C) — C08«iC08«, 4- COS/Jj COS ^j + COfl>'i cosy,. (3)
Von da aus gestattet auch der allgemeine Fall, daß die Ebenen
durch
Ä,xi-Bip-^C,g-\-D,^0 (4)
A,x + JS,y + C^z + 2>, - 0, (6)
gegeben sind^ einfache Erledigung; man denke sich diese Gleichungen
auf die Normalform zurückgefQhrt und hat dann
cos« = ^,^ + B,B,^fiC; ^^^
daraus berechnet sich
, jAl -\-B\ + d) iA\ 4- B\ + q) - (A, Ä, -f A i^t -f C\ C,)«
*"^ *" "■ {A\ 4- B? 4- C\) {AI 4- Bl 4- Cl
und schließlich (U6)
. 1 /(B, C, - B, C\)« 4- (C\ ^ ~ CtA)* 4- (A -B, - A B,}* f^.
8inco=-|/ (^J + £14-Cf)(^«4-B|4-Cl) ' ^'^
die Wurzel positiv genommen, weil o ein hohler Winkel ist.
Läßt man in der Formel (6) den Zeichenfaktor weg, so bestimmt
sie einen der Winkel der ungerichteten Normalen; Formel (7) bestimmt
beide als suplementäre Winkel.
Für die Ebenen
3ir - 2y - 4jf 4- 3 - 0
a:4-oy-2ir-4-0
ergibt sich beispielsweise
1
cos fi) — ==-
V870
und (0 — 91®56'34",4 als Maß des Keils, dem der Ursprung nicht
angehört.
237. Senkrecht« und parallele Bbenen. Aus den eben ab-
geleiteten Formeln lassen sich die Bedingungen ablesen, unter welchen
zwei Ebenen
^^j;4-^iy4-6>^A-0 (4)
aufeinander senkrecht stehen, beziehungsweise parallel sind.
Formel (6) zeigt, daß die Ebenen aufeinander smkredtf stehen,
wenn
Winkel zweier Ebenen. EbenenbOtelial. B89
weil dann und nur dann cos o — 0 ist; and Formel (7), daß sie pa-
rcUlel sind, wenn
weil dann und nur dann sin & » 0 ist.
Auf Grund dieser Merkmale erkennt man also die Ebenen
8x - 2y + 2f - 1 - 0
4x + 4y — 2-r -f- 3 - 0
als aufeinander senkrecht, die Ebenen
2x-3y-jer + 4«0
- 4« 4- 6.V + 2£r ~ 5 - 0
als parallel
238. Ebenenbüschel, bestimmt dnroh iwei Ebenen. Zwei
Ebenen
E, - A,x -h fi^y -f C^r + A - 0 (1)
jE:,« ^a: + B^y + ^,/ -f D," 0 (2)
bestimmen einen Ebenenbüschel als Gesamtheit der Ebenen, die dorch
ihre Schnittlinie gehen. Alle diese Ebenen sind in der Gleichung
E^-XE^''Ä,x + B,y-{'C^g-^D,'-X(A^x-^B,yi-C,g-tD,)^Ö (3)
enthalten. In der Tat stellt diese Gleichung, weil Tom ersten Qnd
in X, y, #, eine Ebene dar, und da sie durch jeden Punkt befriedigt
wird, der (1) und (2) zugleich erfüllt, so enthält die Ebene die ge-
meinsamen Punkte der Ebenen £*}, E^, geht also durch deren Schnitt-
linie. Durch Spezialisierung des Parameters X wird eine bestinunte
Ebene aus dem Büschel herausgehoben; bei >l=-:0 ist es die Ebene £„
bei ;i =» oo die Ebene E,.
Die drei Gleichungen
haben die Eigenart, daß sie nach Multiplikation der ersten mit — 1
und der zweiten mit X zur Summe eine identische Gleichung haben;
man kann diese Bemerkung dahin y erallgemeinem, daß drei Ebenen
^2, Ef, J?„ zu deren Gleichungen sjch Multiplikatoren ft,, ^, ii^ be-
stimmen lassen derart, daß
fi,E, + (i,E,-\-IHE,^0
ist, durch eine Gerade gehen. Denn, aas dieser Identität folgt
somit ist JE;-0 gleichbedeut«id mit ^ ^i-f-*** £,-Ooder i^- i^-O,
2«*
340 Analytiscbs Geometrie des Baumes. § :i. Ebene und Gerade.
wenn ^ ^ - k gesetzt wird; das heißt aber, daß E^ dem Büschel
der Ebenen E^^ E^ angehört.
Durch eine Bedingung ist eine Ebene des Büschels bestimmt.
Verlangt man diejenige Ebone, die durch den Punkt M^ix^/y^/Zf^)
geht^ so bestimmt sich A aus der Forderung
^1^0+ Ayo+ O.zo-^ A - ^i^i^o-^ ^.^0+ ^'«^0+ A) - 0,
die Gleichung der betreffenden Ebene kann also in der Form
Ä,x + B^y -^ C,e 4- A ^^ + B^y + C,z + A^ _ ^ ^
A^o + Biyo + <^i^o -f A ^j^o+ Ayo+ ^>o+ A t "
geschrieben werden.
Soll diejenige Ebene des Büschels bestimmt werden, die zu der
Ebene
Äx-\- By-^ Cz-\- D^O (5)
senkrecht steht^ so hat man die Bedingung für die senkrechte Stellung
der Ebenen f3) und (5) aufzustellen, die da lautet:
(4 - XA^)A + (B, - XB,)B + (Cj - AC,)C =- 0;
bringt man sie in die Gestalt
^4^ + j^A + CC, - X{ÄA^ 4- BB^ 4- CCj) - 0,
und eliminiert aus ihr und (3) den Parameter, so ergibt sich
^ A,x + ß^y -^ C^z -h D, A^x -Jf B^y + CfZ + D^ ^
AA^-\-BB,^CC, AA^-^- BB^-\- CC, ^^
als Gleichung der verlangten Ebene.
239. TeilungBverhältnis im Ebanenbüsohel. Die beiden
Grundebenen des Büschels seien in der Hepseschen Normalform gegeben: '
A =" ^ cos «1 -h y cos /3i -I- ;? cos yi — Pi — 0 (1)
A =■ a? cos a, + y cos /J^ -f 5 cos yj — pj — 0; (3)
dann ist
A-A-^^i-0 (3)
die Gleichung des Büschels.
Die Grundebenen teilen den Raum in ?ier WinkelrUume, die sich
in zwei Paare einander gegenüber liegender Räume unterscheiden lassen,
wofern keine der ICbenen durch den Ursprung geht: jenes Paar, dem
der Ursprung angehört, heiße der innere^ da? andere der äußere Winkel-
raum. Dem inneren Winkelraum wenden beide Ebenen gleichartige,
dem äußeren ongleichartige Seiten za.
Ist A ®*Q^ bestimmte Ebene des Büschels und M{x/y/ß) einer
ihrer Punkte, der nicht zugleich A ^^^ A c^chört, so haben die
Ausdrücke A^ A °^^^ seinen Koordinaten geschrieben die Bedeutung
Teiliiogdverh<nii im Ebencnbflschel. 341
der relatiTen Abstände d^, 6, des Punktes M Ton den Grundebenen
des Bflschels, somit gilt in Beziehung auf die.^en Pnnkt die (ileichung:
aus der
*»
'-T.
folgt; ~ ist aber auch daä Sinus Verhältnis der Flachenwinkel, in
welche die Eben»» Bj^ den Flachen winkel l//j//fj teilt, so daß auch
ist, Fig. 109.
Durchsetzt //^ den inneren Wirkel-
raum, 80 sind d|, d| gleich bezeichnet A
daher positiv; durchsetzt i7^ den äußeren
Winkelraum, so sind dj, d, ungleich be-
zeichnet, l also negativ.
Sind insbesondere dj, d^ dem Betrage nach gleich, so halbiert
die Ebene H, den betreffenden Winkelraum und ist im innem Kamne
durch 1»>1, im. äußeren durch A = — 1 gekennzeichnet, so daß die
Gleichungen dieser zwei Winkelhalbierenden Ebenen symbolisch
Ä,-//,= 0 (5)
H,+ H,=^0 (6)
i EU schreiben frind.
Bei der allgemeinen Darstellung der Grundebenen:
je; = ^,x -f J?,y + Gl-» + 2), - 0 (7)
E^^ A^x + B,y -^ C,M ^ D,^ 0 (8)
: hat man sich zn erinnern, daß
w „ "^» «0 jy = — ~ ^ «= 0
ihre Normalformen sind; infolgedessen schreibt sich die Gleichung
inonmehr so*
I sgn/), . ff,yj\TW^~C\ - AsgnZ>, . fl;]/^« + B{ + CJ -0,
■nd es hat jetzt Jl die folgende Bedeutimg:
1
"" igii/), KiR ^ + ^ "" *^ ^«>
Die Gleichungen der Winkelhalbierenden Ebenen aber lauten in gjm-
bolischer Schreibweise:
542 Aoaljtigche Geometrie des R»aine«. § 3. Eben« nad Gerade.
^' 0, (10)
^ -^ ^ 0. (11)
340. Bb^nenbündel, battimint duroh drei Bbenen. Drei
Ebenen ^^ _ ^^^ 4, ^^y 4. C,;. + A = 0 (1)
JE7,= ^x-f ja,y4-Ciif4-A-0 (2)
J5i-jl5a:-fi?,y+C,xr + 2),-0 (3)
bestimmen einen Ebenenbündel als Gesamtheit der durch ihren gemein-
samen Punkt gehenden Ebenen. AUe diese Ebenen sind in der mit
den unbestimmten Multiplikatoren Xj fi gebildeten Gleichung
E.'-XE.-'iiE^'^O (4)
enthalten; denn diese Gleichung stellt bei jedem X, fi eine Ebene dar
und wird durch dasjenige Wertsystem x, y, z be^edigt^ das den
Gleichungen (1), (2), (3) zugleich genügt.
Die Tier Gleichungen
Ei = 0, ^8 = 0, ^,= 0, E^-lE^-iiE^-^O
geben, nachdem man die erste mit — 1 , die zweite und dritte mit Xf
bzw. fi multipliziert hat, zur Summe eine identische Gleichung, um-
gekehrt, besteht zwischen vier linearen Funktionen E^ E^, JS^, E^
von Xy y, a eine identische Gleichung von der Form
so laßt sich eine der vier Gleichungen jK,— 0, z. B. JS*^— 0, durch
die andern in der Gestalt (4) darstellen; denn aus der Identität folgt
und die Gleichung E^^ 0 ist hiemach gleichbedeutend mit
E.^XE.-fiE.^O,
wenn ^' — — A, — — — /a gesetzt worden ist
Man kann also sagen: Wenn sichsu ilen GfeicÄttfi^nJE'<—0(f — 1,2,3,4)
von vier Ebenen Multiplikatoren x^, x,, Xj, x^ bestimmen lassen derart,
^^ XiEi + x,E,+ x,^,-hx,£,sO
ist, 80 (felwn die vier FJ>cnen durch eiften Punli.
241. Beiipiele. 1. Die Halbierungsebenen der Flachenwinkel
eines Dreikants schneiden sich in einer Geraden.
Ordnet mau das Koordinateosystem so an, daß sein Ursprung im
Lauern des Dreikants liegt, und sind
i/^«0, F,-0, F,-0
Ebenenbasobel. Merkwürdige Tetraederpankte. 343
die Hessesclien NormAlgleichung^ der drei Seiten, so sind
die Halbierungsebenen der inneren Winkelränme, die durch die drei
Seitenpaare bestimmt sind, und da ihre Summe eine identische Glei-
chung ergibt, so gehen diese drei Ebenen durch eine Gerade.
2. Die Halbierungsebenen der Fläcbenwinkel eines Tetraeders
schneiden sich in einem Punkte (Mittelpunkt der dem Tetraeder ein-
geschriebenen Kugel).
Der Ursprung sei wieder im Inuern des Tetraeders und die Seiten-
flächen mögen, in Hessescher Normalform geschrieben, die Gleichungen
H.^Oy 1^-0, ffj-O, ^,-0
besitzen.
Bringt man die vier Seitenflächen in irgend eine Reihefolge
«, ß, Yf df so sind damit vier Kanten (aß), (ßy), {'y^)f 'da) be«timmt,
die einen zusammenhängenden sich schließenden Kantenzug bilden,
und die Halbierungsebenen längs dieser Kanten schreiben sich:
da die Summe dieser Gleichungen identisch verschwindet, so gehen
die vier Ebenen dnri'h einen Punkt. Diesem Punkt kommt aber die
Ton der Wahl der Reihenfolge unabhängige Eigenschaft zu, daß er von
allen Tetraederseiten gleichen Abstand hat; denn im Smne der letzten
Gleichungen ist, mit seinen Koordinaten geschrieben: H^^ H^^ H » Uy,
folglich gehen durch diesen Punkt alle sechs HalbieruDgsebenen.
3. Die Halbieningsebent^n von drei inneren Fläch^'n winkeln eines
Tetraeders schneiden sich mit den Halbierungsebenen der äußeren
Flächenwinkel an den drei übngen Kanten in einf'.m Punkte (Mittel-
pujikte der dem Tetraeder angeschriebenen Kugeln).
Die Anordnung des Koordinatensystems geschehe wie vorhin. Die
Tialbierungsebenen der inneren Flächenwinkel zwischfin den Seitt»o
/i^, //^. H, haben die Gleichungen
344 Analytiiche Geomttrie dei> itaiime«. § 8. Ebene und Gerade.
die Halbieruugsebenen dc-r äuBeren Winkel an der Seite U^ sind dann:
Kombiniert mau korrespondierende Paare aus beiden Tripeln,
also z. B.
ßo ist leicht zu erkennen, daß die betreffenden vier Ebenen durch
einen Punkt gehen; man braucht nur jeweilen die letzte Gleichung
mit — 1 zu multiplizieren, um eine identische Snniniengleichung zu
erbalten. Nun hat aber der Schnittpunkt eine von der Wahl der
Paare unabhängige Eigenschaft; denn im Sinne der letzten Ansätze
ist, mit seinen Koordinaten geschrieben, H^^ ^fl^ H^=-^ — H^\ folg-
lich gehen aUe sechs Ebenen durch diesen einen Punkt.
242. Die Oerade als Schnitt zweier Ebenen. Der geome-
trischen Tatsache, daß zwei Ebenen sich nach einer Geraden schneiden,
entspricht die Aussage, daß zwei Gleichungen ersten Grades in .r, y, g\
eine Gerade bestimmen. Jede der Gleichungen, für sich betnichtet,
stellt eine Ebene dar, und indem sie als koexistent aufgefaßt werden^
genügen ihnen die Koordinaten solcher und nur solcher Punkte, die
beiden Ebenen angehören, also der Punkte einer Geraden.
24r3. Bie Gerade, dnrch ihre Projektionen dai^gestelit.
Leitet man aus den Gleichungen (1) durch Elimination von y eine
neue Gleichung ab, so genügen dieser die Projektionen der Punkte
der Geraden auf der ;era:-£bene, folglich stellt sie die^e Projektion selbst
dar; ebenso liefert die Elimination von g die Gleichung der Projektion
d^r Geraden auf der ory -Ebene.
Diese Gleichungen aber lauten:
ist B^ C| — £^ (?] «f 0, so nehmen sie nach Division durch diesen Koeffi-
sienten die Gesteh an:
y-m,d?-f H,
I ^^^
Dar«tellungBformen der Gei»deu im Ramiie. 345
Wem) hingegen J5, C, — iy,C, — 0, so ergeben Iwide Elimnations-
pjozesse ein imd dieselbe Gieicbang von der Form x^^n^ die aber
iii verschiedenen Koordinatenehenon zu deaten ist; beidemal, ifowohl in
der ZX' wie in der a;y-Ebene bedeutet sie eine zur :r- Achse senkrechte
Gerade; diesmal ist die Gerade im Räume durch die genannten zwei
Projektionen nicht bestimmt, es muß die dritte Projektion herangezogen
werden, die sich durch Elimination von x aus (1) ergibt
Nach dem erläutorteu Vorgange findet man beispielsweise, da^
das Ebenenpaar
2x - 3y - 4if -f ö = 0
3a? 4- y - 2^ ~ 3 = 0
eine Gerade mit den Projektionen
^ 10**' 6
y — l* + V
darstellt, das Ebenenpaar
3ar + 2y -h 42 - 2 - 0
4x + 3y + 6ir 4- «^ -= 0
aber eine Gerade, deren Projektion auf der ex- und ory-Ebene die
Gleichung
a:= 16,
auf der yr -Ebene aber die Gleichung
besitzt.
244. Gerade dnrch einen Pnnkt. Hebt man in der Geraden,
die durch das Ebenenpaar
A,x 4 B,y + C^fr + A *- 0
bestimmt ist, einen Punkt i(^o(^o/yo7'o) ^61*^08, so kann mit seiner
Hilfe dasselbe Ebenenpaar auch durch die Gleichungen (280)
A,{x-x,) + B,(»-y,) + C,(#-*,) - 0 I
^(*-x.> + i^(y-y,) + C,(,-*o) - 0 I ^^
dargestellt werden; diese Gleichungen aber bestimmen die VerhäliniMe
von x — x^j
y-Vo,
# — fj,, indem
(laa.
i.)
B,C,^
y«
"^,B.
-^Ä,
bezeichnet
man die Nenner mit p
> 5^» *•»
80 hat
man in
P
r
(»)
346
Analytiflcbe Qeoraetrie des Raame«. § 8. Ebene und Gerade.
eine weitere Darstellung der Geraden. Weil bei einer Geraden, die
durch einen gegebenen Punkt gefahrt wird, nur noch die Richtung
frei bleibt, so ßind die Nenner p, q, r bestimmend fiir die Richtung
der Geraden. Bei unbestimmtem p, 9, r sind in (3) alle Geraden
dnrch den Punkt M^ enthalten, ihre Gesamtheit heißt ein Gfradmbündel.
In dem Ansatz i 3j sind zwei voneinander unabhängige Gleichungen
enthalten; die drei Gleichungen, die sich daraus ablesen lassen, be-
stimmen die Projektionen der Geraden auf den drei Koordinatenebenen.
Um z. B. die Gerade
a: + 3y — 2x: - 7 =- 0
in der Form (3) darzustellen, muß erst ein Punkt auf ihr bestimmt
worden; nimmt man Xq'^O (oder sonst beliebig) an, so hat man zur
Berechnung von y^, g^ die Gleichungen:
aus denen sich ^o" ^y ^o^~^ ergibt; die Nenner sind die Deter-
minanten zweiten Grades aus der Matrix
1 3 -2
2 -4 -3;
mithin lauten die Gleichungen:
17 "" 1 "^ 10 *
245. Parametrische G'leichnngen der Q^raden. Die drei
Quotienten, die in den Gleichungen (3) auftreten, ändern, während der
Punkt M{xiylB) die Gerade durchläuft, ihren gemeinsamen Wert;
bezeichnet man diesen mit u, so löst sich der Ansatz (3) in die
Zi Gleichungen auf:
X^X^'\'PU
Diese Darstellung der Geraden heißt
eine paranietrische, weil die Koordinaten
^^ ^'° des laufenden Punktes der Geraden als
Funktionen des veränderlichen Parameters a gegeben erscheinen.
Eine andere parametrische Darstellung ergibt sieh durch folgende
Betrachturjg. Bezeichnet man den variabh^n Abstand des laufenden
Punktes IT, Fij?. 110, von dem festen Punkte M^ mit s, dabei .s als
relative Größe aufpassend, die positiv ist, wenn die Strecke M^M mit
PurametriBche DftrateHungen der Geraden. 347
der Geraden gleich gerichtet^ negativ, wenn sie entgegengeriohiet ist,
80 ergeben sich durch Projektion der genannten Strecke auf die
Achsen folgende Beziehungen:
X — ap^— scosa
jr— f^— «cosy;
dabei sind cosa, cos/S, cos;' die Bichtungskosinus der gerichteten
Geraden.
Dies fQhii; zu der folgenden parametrischen Darstellung der Geraden:
* -■ ar^ -h s cos a
y^y9-\- scosß (5)
j? =»^r^ + « cos y .
Aus den beiden Darstellungsweisen (4) und (5) schließt man auf
pu *» «cos«
qu'» s cos ß
ru ^ 8 cosyy -,
woraus sich
nnd weiter
tt —
cosa =
^Vl>' + 3' + f'
P
*V/>'-f2'4-r
cos ß « — ^ (^\
r
cosy
*V;>'-f- «' + »''
ergibt.
Hiermit sind die Richiungskosinus der durch die Gleichungen (3)
dargestellten ungerichteten Geraden bestimmt, so lange man bezüglich
des c keine Wahl trifft; entscheidet man sich f&r einen der beiden
Werte + 1 oder — 1 , so ist damit eine Richtimg als die positive fest-
gesetzt.
Als Beispiel diene der folgende Fall. In der Geraden
4 — ö — — 8
soll jene Richtung als die positive gelten, die mit der positiTen
j?- Achse einen spitzen Winkel bildet; es sind ihre Richtung:*kusinus
und ihre Richtungswinkel zu bestimmen.
348 Analytibohe Geometrie des Räume«. § 8. Ebeno and Gerade.
Da nach dieser Festsetzung cosy notwendig positiv ist, hat man
£-« — 1 zu nelimeD; die Kichtungskosinns sind also:
4^1 8
cos a -« > , cos p — p , C08 r «= ;:. ,
die Winkel selbst: a - 124027', ß - 135^ y « 64«Ö3'44".
246. Angahl der Konstanten. Gerade durch zwei Punkte.
Die einzelnen Darstellungsfonjien der Geraden unterscheiden sich von-
einander durch die Zahl und Bedeutung der in ihnen auftretenden
Konstanten. Nicht immer sind diese sämtlich unabhängig voneinander
und nicht immer sind sie auf die kleinste Anzahl reduziert. So ent-
hält die Darstellung (242, 1.) sechs Konstanten, aber durch den in
243 ausgeführten Eliminationsprozeß sind sie auf vier reduziert; in
der Form (244, 3.) erscheinen auch sechs Konstanten; doch kann aus
der Gruppe x^^, y^j z^ eine willkürlich angenommen werden, und die
Gruppe py q, r läßt sich auf zwei Ko)istanten reduzieren, z. B. auf die
Verhältnisse '^ ,
Die kleinste Zahl unabhänngiger Konstanten, mit deren Hilfe bick
eine Gerade im Baume analytisch darstellen läßt, beträgt vier.
Da zwei unabhängige Gleichungen vorhanden sind, so ist im
allgemeinen eine Gerade durch zwei Bedingungen bestimmt.
Der einfachste Fall ist der einer Geraden durch zwei gegebene
Punkte M^ixjyjz^), M^{xjyjz,).
Der Bündel der Geraden durch J/, ist in den Gleichungen
^r i^ _ y r: y» « f r* 'i
p q r
bei unbestimmten p, q, r dargestellt; diejenige unter den Geraden, die
durch Jif| geht, erfüllt die Bedingungen:
f« nfH ^ yt-yi ^ fi_~
P 9 r '
durch Dirision beider Ansätze ergeben sich die Gleichungen der Ver-
bindungsgeraden von Jf} und Jf,:
und die Riohtungskosinus sind (245, 218):
coBcr-*!-;^«., coBfi^^^y/\ cosy-*'«-*«, ^^^
247. Sohnittpnnkt einer Oeraden mit einer Bbene. Dem
Wesen naoh kommt dieee Aufgabe auf die Lösung dreier Gleichungen
ersten Gradee in x, y, e hinaus: der Gleichung der Ebene und der
beiden die Ge^-ade darstellenden Gleichungen.
Gerade dotcb zwei Punkte. G«nid« ood Ebene 549
Die LösuDg nimmt ^loe übersichtliche (festalt an, wenn man den
OeradengleiohuDgen die pararof^trische Form ?erliehen hat.
Sind mtmlich Ebene und Gorade durch
-i« -f Ify + C?j + Z) - 0 (1)
^ — ^0 + ^«* )
gegeben, so führt die Substitution von (l^) in (1):
Äx^-Jr By^-f eif„+ /> -f (^P -I- B^ + Cr)u - 0 (3)
auf eine Gleichung, aus der sich der zum ^>chDittpunkt gehörige
Parameterwert bestimmt. Die Bestimmung ist aber nur dann möglich,
wenn Ap -j- Bq -{- Cr '^ Oj und zwar ist dann
durch Einsetzung dieses Wertes in (2) ergeben sich die Koordinaten
des Schnittpunktes.
Ist jedoch
^p -f jB(? 4- Cr =™ 0 , (5 1
gleichzeitig aber Ax^ -f By^ -f Czq + D «H 0, so kann der Gleichung * 3;
nur durch eiuen unendlichen Wert von u genügt werden, folglich
ergeben sich dann auch für die Koordinaten des Schnittpunktes un-
endliche Werte. Man sagt, die Gerade habe mit der Ebene einen
unendlich fernen Punkt gemein und bezeichnet sie als ßur Ebene
paraJM.
Wenn endlich neben (p) auch
Ax^'\-By^^C3,^D^0 (6)
ist, so wird (3) durch jeden Wert von n befriedigt, alle Punkte der
Geraden gehören der Ebene an, die Gerade liegt in der Ebene.
Die Beziehung (5) allein zeigt also den Parallelismus an; (6) für
sich besagt, daB der Punkt XQ-y^'z^ der Geraden auch der Eben»?
angehört; beides zusammen hat das Ineinanderliegen zur Folge.
248. Ebene durch eine Gerade und einen Punkt. Von
den eben erkannten Bedingungen kann Gebrauch geiUHcht werden zur
Lösung der Aufgabe: Die Gleichung der Ebene aufzustellen, welche
durch die Gerade
x — jco yj-?5 «.'"Lf» (i)
p' ""fr ^
und den Punkt ^fi(a:i/yi//,) geht.
Sieht man
^x H- Jy -I- Cf -h D - 0 (2)
350 AiuIytiBche Geometrie deu Räume«. § 3. Ebene und Qetmde.
ala Gleichung der gesachten Ebene an, so erfüllen die Koeffizienten
folgende Bedingungen:
Ap •\-Bq •\'Cr - 0
^a:o+Byo-f C/o+D-0 (3)
die beiden ersten betreffen das Ineinanderliegen yon Gerade und Ebene^
die letzte das Ineinanderliegen von Punkt M^ und Ebene.
Durch das Gleichungssystem (3) sind die Verhältnisse der Koeffi-
zienten Ay Bf Cy D bestimmt, und das genügt zur Durchführung der
Gleichung (2); schließlich kommt es darauf an, aus (2) mit Hilfe ?on
(3) die Koeffizienten zu eliminieren; das Resultat dieser Elimination
ist (121);
X y z l
p q r 0
^0 Vo ^0 1
^1 Vi ^1 1
= 0
(4)
und stellt die verlangte Ebene dar.
Hiernach schreibt sich die Gleichung der Ebene durch
x—2 8(y — 4) 4(jr4-3)
4 "" 6 "" 8
3f.(B/~4/3)
zunächst in folgender Gestalt:
X y z l
4 i 1 0
2 4-3 1
6-4 3 1
durch Zeilensubtraktion wird daraus
x-2 y~4 £ + 3
4 i i
-4 8 -6
6
-4 3
0;
-0
und nach Entwicklung der erübrigenden Determinante dritten Grades:
- 16(a:-2) + 2Uy-4) -h i^(# + 3) - 0.
also schließlich:
48^^ - 63y - 116jp - 192 - 0.
249. Winkel einer Oeriden mit einer Bbene. Von dem
Winkel einer Geraden nut einer Ebene kann in bestimmter Weise erst
Ebene durch Oermde und Punkt» Winkel iwueben Gerade und Eben«. 351
dann gesprocheD werden, weon die Gerade geriehtet und bei der
Ebene die positive Seite Ton der negativen untencbieden ist Der
bohle Winkel a zwischen der gerichteten Geraden und der potiÜTen
Nonnale der Ebene ist dann spitz oder stampf, je nacbdeni dt»
positive Ricbtung der Geraden von der negativen Seite der £l)eDe
zur positiven oder umgekehrt verläoft; das Komplement d diese»
Winkels, also
»-^-a, (1)
soll als Winkel der Geraden mit der Ebene erklärt werden; d ist der
Größe nach spitz, und sein Vorzeichen belehrt über die Anordnung
beider Gebilde zueinander in dem angegebenen Sinne.
Der absolute Wert von ^ wird gemeinhin als Neigtmgstcinkd der
Geradeik zur Ebene bezeichnet.
Es sei nun
Ax-^By-^ Cz + D'^0 (2)
die Gleichung der Ebene, während die Gerade durch
p q r ^ ^
bestimmt sein möge; gerichtet sei sie durch die Wahl eiues bestimmten
Wertes für e (M6); dann sind
P <l >•
^VF+l^TT»' «Vp' + 3*-fr*' fVi)'-h3' + r*
ihre Richtungskosinus, während die der positiven Normale zur Ebene
die Ausdrücke haben:
A B r
-8gnZ>V.4»-l-B«-f C»' -BgoD)/lHrBM^' ~ sgn Dy'iM^lBM^
Daraus bestimmt sich
• ^ Äp^Bu-\-Cr ...
sin ^ — cos ü — : . .^ . I ==l W
- i »gn DViA* + i^' + n(p« -h «• -f r*) ^ ^
nnd (vgl. 236)
Aus (4) folgt die Bedingung für den Parallelismus zwischen Ge-
rade und Ebene (^ — 0):
Ap + Bq-^-Of^O (6)
in Übereinstimmung mit 247; aus (5) die Bedingung für die Perpen-
dikularität der Geraden zur Ebene (^ — ^j :
^«^»?. (7)
p q r
352 Analytische Qeometrie des Raumes. % 8. Ebene und Geca>le.
Als Beispiel diene die folgende Aufgabe. Es ist der Winkel der
Gei*aden
— 3 *" 4 ' — » '
die so gerichtetet ist, daß sie mit der positiven x-Aehse einen spitzen
Winkel bildet, mit der Ebene
2a; - y ~ 6£ + 3 - 0
zu bestimmen.
Diesen Angaben gemäß ist £ = — 1 zu nehmen; da ferner sgn3 — -f ^
ist^ so hat man
»in ^ «« ^
1/82
und 0" = 26^ 12 '53"; die Gerade verläuft also, in ihrer positiven Rieh
tung ve?*folgt, von der negativen Seite der Ebene zur positiven.
250. Abstand eines Punktes von einer Geraden. Die Ge-
rade sei gegeben durch die Gleichungen
p q r ^ ^ /
der Punkt 3/j durch seine Koordinaten x^^y^yZ^ Um seinen Abstand
Yon der Geraden zu erhalten, lege man durch ihn eine zur letzteren
senkrechte Ebene und bestimme den Schnittpunkt P beider; dann ist
die Strecke FM^ der gesuchte Abstand.
Vermöge der Bedingungen (7) in 249 hat die beschriebene Ebene
die Gleichung
p{x - Xi) + ?(y - yj + r{e - B,) - 0. (2)
Aus den Gleichungen (1) folgt:
x-x^ -f^- «, ^ y - Vi -f- y^ - y^^z -Jx±hrri9.
P q r
p(x~ X,) -h qitf — y}X±!:(' -i|)-hy(g,~ X.) -f t(y, — jr,)^^ r(<|— J»)
und indem man diesen Ansatx mit (2) zugleich bestehen läßt, werden
Xf y, M die Koordinaten des Schnittpunktes. Mit der Abkürzung
*• + «• + «•• "^ ^
hat man also:
Jp — «, — pÄ-(«i -a;^
y - y, - gÄ - (yi - y.)
f - ^ - rJB - (01 - f^),
Abataad »wi«chen Punkt und C^ntde B53
die Quadrateamme der linken Seiten int schon dta Quadrat det« Ab-
Standes d, so daß
und mit Rücksicht auf die Bedeutung von ff:
^' - (^1 - <)• + (yi - y,y + {z, " M,y - (^» + gt 4- r*) Ät; (4)
ersetzt man hierin li durch seineu Ausdruck^ so wird schließlich (110)
/>• + «• -fr* -^
f
!>• + «' -fr« -—
Die positiTe Quadratwurzel hieraus ist ö selbst.
Die Zwischenforrael (4) ist wie folgt zu deuten: Da die Summe
der ersten drei Glieder der rechten Seite das Quadrat von M^M^ gibt,
so bedeutet (p* + Ö^ + O^* ^*® Quadrat des Abstandes des Punktes M^
Ton der Ebene (2), wie auch unmittelbar aus den Ausführungen in
234 hervorgeht.
Die rechnerische Durchföbrung der Formel (5) gestaltet sich ein-
fach; man schreibt die Matrix
^1 - -^0 ?/i - yo ^1 - <«^o
p q r
an, bildet die Quadratsumme ihrer Detenuinanten zweiten Grades und
dividiert sie durch die Quadratsumme der Elemente der zweiten Zeile.
Soll also beispielsweise der Abstand des Ursprungs von der Ge-
raden
bestimmt werden, so heißt die Matrix
5-2 3
2 -3 4,
ihre Determinanten sind 1, — 14, — 11, folglich ist
, 1 -f 196 -f- 121 318
— . 4^94.16 "^ 2«
und d-3, 311...
2B1. Zwei Gherade im Baume. Zwei Gerade im Räume haben
im allgemeinen keinen Punkt miteinander gemein; man sagt dann, sie
kreuzen sich. Schiteiden sich die Geraden in pinem eigentlichen oder
einem unendlich fernen Punkte, so bestimmen sie eine Ebene. Et
handelt sich um die Feststellung der analytischen Bedingungen fQr
diese Sonderföile und um die Bilduog der Ebenengieichung.
C B n b e r , Höhere M»thMn»tik. t. kaA. t%
(6)
554 Analytiiche Geometrie des lUutnos. § d. Ebene und Gerade.
(2)
Die Geraden seien paranietrisch gegeben durch die Gleichungen:
a: — a?i -I- Pi u j x ^ x^-^- p^u
jf — #1 -I- r,i< ) 5— jiTj -fr^w.
Sie haben dann und nur dann einen gemeinsamen Punkt, wenn
es Parameter werte u^^u^ gibt, die in (1), beziehungsweise (2), ein-
gesetzt, zu demselben Wertsystem Xj ?/, a führen, fjo daß also die Glei-
chungen bestehen:
Xi— X2+ PiU^ — PtUi --= 0
g^ — ^8 -f n'^i — ^«8 ="^^-
Die Bedingung für die Koexistenz dieser Gleichungen, d. i. (121^ IH)
x^ - x^ Pi P2 1
B
Vi -Vi
7i
0,
(3;
'1 "2 '1 '2 I
ist zugleich die anal tische Bedingung dafür, daß die Geradeu eine
Ebene bestimmen.
Hierin ist sowoil der Fall des eigentlichen Schneidens als auch
jener des Parallelismas enthalten; denn der letztere tritt (245) dann
ein, wenn
V\''Vi''rx=^ih''(l'i''i\,
(4)
und bei diesem Verhalten verschwindet die Determinante i? ohne Rück-
sicht auf die Werte der Elemente der ersten Kolonne.
Man kann auch von folgender Erwägung ausgehen, die zugleich
auf die Gleichung der Ebene der beiden Geraden hinführt, falls sie
sich schneiden. Die Bedingungen dafür, daß die Ebene
Ax-\- By-^Cz-^ D==0
sowohl die Gerade (1) als auch die Gerade (2) enthalte, lauten (^247):
Äx, + By, -f- C'jer, 4- i> - 0
Ax^ -f l^y, -f Ci', + 2) - 0
Ap, -f Bq, + CVi - 0
^P% + Bq^ 4- Cr, - 0;
der Bestand dieser Gleichungen erfordert aber, daß
^1 Vi h 1
^t yi h 1
Px
Pf
Vi
Vi
-0
i
Zwei Gerade im Rauue.
855
sei; dies föhrt wieder zu der früheren Bedingringsgleichang (3), wi«
man sich Oberzeagt, indem man die zweite Zeile tod der ertten sub-
trahiert.
Ist aber die letzte Gleichung in Kraft, so sind die Verhilinisae
von AjBfCf I) durch die Unterdeterrainanten ans irgend drei 2^ileo
der links stehenden Determinante bestimmt (121, I); man kann alao
die Gleichung der Verbindungsebene auch schreiben:
1
^i
Vi
^1
1
Pl
Qi
n
0
Pi
9t
^t
0
-0.
(5)
252. Kürzester Abstand sweier Geraden im Baume. Auf
jeder Transversale zweier Geraden ist eine Strecke begrenzt; die kleinste
unter diesen Strecken wird als der kürzeste Abdand der beiden Ge-
raden bezeichnet. Schneiden sich die Geraden in einem eigentlichen
Punkte, so ist ihr kürzester Abstand Null: sind »ie parallel, so er-
scheint ihr kürzester Abstand auf jeder Transversale, die zu beiden
senkrecht ist.
Kreuzen sich die Geraden, so existiert nur eine Transversale von
dieser letzten Eigenschaft; sie enthält den kürzesten Abstand. Die
beiden Geraden bestimmen nämlich in dieser Anordnung zwei parallele
Ebenen, deren jede durch eine der Geraden geht und der andern
parallel iet; legt man durch die Geraden zwei weitere Ebenen, die zu
dem erwähnten Ebenenpaar senkrecht sind, so ist deren Schnittlinie
diejenige und die einzige Transversale, die die Geraden unter rechtem
Winkel schneidet. Der kürzeste Abstand der Geraden ist zugleich der
Abstand der beiden parallelen Ebenen.
Die Geraden seien durch die (Ueichungen
(1)
(2)
gegeben.
Die Stellung einer Ebene ist durch die V^erhältnisse der Koeffi-
zienten A.BjC bestimmt; soll die Ebene den beiden Geraden parallel
sein, so haben diese Koeffizienten den Bedingungen (247)
.^jPi -f Bq, -f Cr^ - 0
Ap, + Bq^ + ^r, - 0
zu genügen: daraus aber folgt:
Pl
^y_
»
z — z,
Pt
^y
-
AiBiC^
9i
i^f
Pl
Pi
\Pi «1
\Pt 9»
«3*
356 Analytische Gkometri« de» Räumet. | 3. Ebene und Gerade.
Hieraach sind
9i
n
9i
»•»
<li
n
9t
U
(^-^i)-h
n
U
Px
{x^x,)-\-
^i
U
Pl
P%
(y
(»
1/,:^ +
Pl
Pt
1i
9f
y,) +
Pl
Pt
9f
(/-#.)-0 (4)
die Gleichungen der parallelen Ebenen, deren erste darch Cl), deren
zweite durch (2) geht.
Da es, wenn es sich nur um die Größe des kürzesten Abstände»
handelt, auf die Entfernung dieser Ebenen ankommt, so braucht man
nur den Abstand des Punktes x, j y, / z^ von der Ebene (3) oder des
Punktes Xj /yi /^i von der Ebene (4) zu bestimmen; es ist also (234)
d-
(«, — j:,)-|-
Px
Pt
(y.-y.)4-i
P% 9t
('!-'•)
(5)
A i" , l'^i Pi\' ^\Px «1 i-
»•j ' »"t Pt Pt 9t
wobei c <«> + 1 oder » — 1 zu nehmen ist, je nachdem der Zähler
positiv oder negativ ausfallt. Der Zähler dieses Bruches ist die Ent-
wicklung der in 251 aufgetretenen Determinante Jß, deren Ver-
schwinden als Merkmal des Schneidens erkannt wurde, sofern
P\'^\'^\'¥Pt''Qi''W'i ^^ *^®^ Pi'<l\''^\ ^ Pt'^%' ^iJ ^^ welchem Falle
die Geraden parallel sind, so verschwindet auch der Nenner in (5) und
d erscheint in unbestimmter ij^orm.
Soll .man auch die Loge des kürzesten Abstandes ermitteln, so
ergibt sich hierzu der folgende Weg. Schreibt man die Gleichungen
(1), (2) in parametrischer Form:
y-Vi-f^it* (!♦) y-yt + q,^] (2*)
z ^ Zi -\- r^u \ f — *, -f- r,t; J
80 drücken sich die Koordinatendifferenzen der Punkte m, r wie folgt aus :
diete Differenzen sind aber den Richtungskosinus der Verbindungs-
L'nie der beiden Punkte proportional (246); soll diese Verbindnnga-
linie den kürzesten Abstand enthalten, so muß sie auf den beiden
Geraden senkrecht stehen; mithin ergeben sich die Parameterwerte zu
den Endpunkten des kürzesten Abstandes aus dem Gleichungspaar:
l>i(*i~^-H;>,w-/),r)-fg,(y,-y,+3,«*-g,f)4-ri(i,~f,+riM~r,ü)-0
A(*i~^i+Pi«*-AO-l-«t(yi-yi+«i«*-«f»)+r,(f,-ir,+r,ii~r,v)-0,
Zwei Gerade im lUume. K(lrz«^«ter AbvUnd
357
das geordnet lautet:
(p! + ^f + i)« - {PiPt -♦- «i^f -f n r,)r
-f- A(^i -^) + ^i^yi -9%) -f r^{»x-H) - 0
seine negative Determinante
(«)
ist von Null verschieden, wenn die Geraden nicht parallel sind.
Hat mau aus (6) die Werte von Uy v berechnet, so gibt ihre
Einsetzung in (1*), (2*) die gesuchten Fußpunkte,
Zur Illustration diene das folgende Beispiel. Die zwei Geraden
seien durch je zwei ihrer Spuren, und zwar die erste durch
^(0/1/5), £(3/5/0),
die zweite durch
(?(0/4/4), J){2/0/l)
gegeben, Fig. 111; ihre Gleichungen lauten
dann (246):
X y — 1 i — 6
— s =" HT ■" "6
_ a '=' 4 "* 3
Die Determinanten aus der Matrix
-3 -4 5
-2 4 3
haben die Werte
-32 -1 -20,
die Koordinatendiiferenzen von A und C sind
0 -3 1;
-^X
hiermit ist das Material anr Durchführung der Rechnung gebildet
Man hat nun
» — to 17
^^ E^ I ■ äM^t • • •
d-
-0,46.
yiön+l 4:400 6167
des weitem lauten die Gleichungen (6) im vorliegenden Falle
50u- bv 17
5m - 29p - 0
^8 Analytische Creometrie des Raumes. § i. Krumme FlächcD.
und besitzen die Wnrzeln « — — j^^, ^'^"iSif ^^^ deren Hilfe sich
die Koordinaten der Fußpankte^) berechoen, und zwar
in (1): }{[J-1,13..., SM=-2,51..., tS5^=-3,ll ••.,
in (2): jJS*0,7o.., JS?=-2,49..., Jg,^ » 2,87 • • .
§ 4. Kramm<; Flächen.
253. Brzeagung von Fl&ohen. Das wichtigste Erzeugungs-
prinzip von Fluchen ist das durch Bewegung von Linien.
Eine Linie im Räume ist in allgemeiner Form (224) durch zwei
Gleichungen zwischen den Koordinaten x^ y, z dargestellt. Enthalten
diese Gleichungen außerdem einen veränderlichen Parameter u, so ist
durch sie nicht eine, sondern eine einfach unendliche Mannigfaltigkeit
von Linien bestimmt; anders aufgefaßt: Geht man in dem Gleichungspaar
Fix, y, j, m) == 0
G(x,y,z,u)=^0\ ^^^
Ton einem Werte des Parameters u aus und zu einem andern Wei-te
stetig über, so voüfüihrt die durch das Gleichungspaar dargestellte
Linie eine stetige Bewegung und beschreibt eine Flädie.
Gleichung der l^läcfie ist die von den variierenden Werten des u
unabhängige Beziehung zwischen vT, y^ ;?; sie wird erhalten, indem man
zwischen den Gleichungen (1) den Parameter u eliminiert, und heiße
0{x,y,a)^O. (2)
Die bewegliche Linie (1) bezeichnet man als die Erzeugende der
Flüche (2).
Enthalten die Gleichungen der Erzeugenden zwei veränderliche
Parameter ti, v, so daß sie allgemein lauten:
so ist dnrch sie, so lange nichts weiter bestimmt wird, eine zweifach
unendliche Mannigfaltigkeit von Linien dargestellt; löst man aber
daraus nach einem bestimmten Gesetze eine einfach unendliche Mannig-
faltigkeit aus, so führt diese wieder zu einer Fläche; das Gesetz ist
durch eine Bcdingtmgsgleiehung zwischen den Parametern bestimmt
und heiße
ip(u,v)~0. (4)
Die Eliminution von u, v zwischen den Gleichungen (3) und (4)
führt zur Gleichung der Fläche.
Geometrisch wird die Autlösung der einfach unendlichen Mannig-
1) Aus ihnen kann d ebenfalls berechnet werden.
ErzenguDg von Flächen 350
faltigkeit in der Regel dadurob hewerkatelligt, daß man vorschreibt,
die Linien des Systems (3) solleu eint ffrgd)ene Linie, die man dann
LeiÜinie nennt, echneiden. Ist die Leitlinie durch das Gleichongspaar
dargestellt, so heißt dies analytisch so viel: es muß Wertsysteme x, v, 9
geben, durch welche die yier Gleichungen
F(x, y, Zy M, t;) - 0
G{Xy y, e, fi, t?) - 0
L%{^\ y, £r) =»0
gleichzeitig befriedigt werden. Eliminiert man also x, y, r, so erhält
man eine Gleichung zwischen m, r, und diese ist die der Leitlinie
adäquate Bedingungsgleichung (4).
Enthalten die Gleichungen (Ij drei Parameter u, y, u?, so sind
zur Aushebung einer einfach unendlichen Mannigfaltigkeit zwei Be-
dingungsgleichungen zwischen w, t;, iv erforderlich; man kommt zu
ihnen auch durch die geometrische Bedingung, daß die Erzeugende
zwei Leitlinien zu schneiden habe; denn jede Leitlinie führt zu einer
Relation zwischen den Parametern.
Lidem man diese Betrachtung verallgemeinert, kann man ihr
Ergebnis in folgendem Satze zusammenfassen:
ErUhalt^n die Gleichwigcn <lcr Erzeugenden n verändert icfif Para-
meter, so sind n — 1 Beding ungsgleichungen zwischen diesen erforder-
lich, und die ElimivcUion der Parameter aus den Bedingungsgleichungen
und den Gleichungett der Erzeugenden liefert die Gleichung der FUicite.
Eine vorgeschriei>cne Leiüinie führt zu einer Bedingungsgleirhung
zwischen dm Parametern , die Bewegung einer von n Parametern ah-
hängigen Erzeugenden ist somit durcJi w — 1 Leitii^iien im ailgemeinm
bestimmt
Flächen, die sich durch Bewegung einer Geraden ei^seugen lassen,
nennt man Begelflächen. Da die Gleichungen einer Geraden im Räume
vier unabhängige Parameter enthalten (246;, so bedarf eine gerade
Erzeugende zur Regelung ihrer Bewegung dreier Leitlinien.
Ein fester Punkt, durch den die Erzeugeude zu gehen hat, führt
zu zwei Bedingungsgleichungen, ersetzt also zwei Leitlinien: die An-
zahl der Parameter muß in solchem Falle mindestens drei betragen.
Sind nämlich
G(x,y,ZyH, r, us---)^0)
die Gleichungen der Erzeugenden und .i^, y^, z^ die Koordinaten des
360 ADalytische Geometrie des lUuiiues. § 4. Krumme Fläcben.
fdBleo Punktes^ eo führt die gestellte Forderung zu zwei Bedingung»-
gleicbungen zwischen den Piirametem^ nämlich:
-'^(^o>yo»'o»«»^«',-"}-0 (7)
^^(^o^yo.-^orW^^w'r-O-O. (8)
254. KegelflÄohan. Wenn eine Gerade um einen in ihr liegen-
den festen Punkt eine räumliche Drehung vollführt, 80 heißt die von
ihr beschriebene Fläche eine Kegdfläche. Der feste Punkt heißt ihr
Scheiid] er zerlegt die Erzeugende in zwei Strahlen, deren jeder einen
Mantel der Fläche beschreibt.
Sind Xq, pQf £q die Koordinaten des Scheitels, so schreiben sich
die Gleichungen der Erzeugenden:
P q r '
wobei p, Qf r zunächst völlig wiüktlrlich sind; föhrt man die Verhäli-
y - i/o
Ist nun
nisse =» «, « t; als Parameter ein, so kann man statt dessen schreiben :
P P
i, '"''^v. (1)
fp(u, v)^0 (2)
die Bedingungsgleichung, die die Bewegung regelt, so folgt aus ihr
durch Elimination von m, v mittels (l) die Gleichung der Kegdflädis:
Verlegt man insbesonderere den Ursprung de« KoordinatenBystc'ms
in den Scheitel, so nimmt die Gleichung die Gestalt an:
Das analytische Merkmal der Kegelgleichung besteht also darin,
daß die Koordinatendifierenzen x — x^^y — y^jg-^s^y bzw. die Koor-
dinaten ü?, y, Zy nur in den Verbindungen ^'~^* ^ ■ ~^* , bzw. -~ , --
X —— X^ X — X^ * X
auftreten; man bezeichnet eine Gleichung dieses Baues als in bezug
auf die genannten Argumente honutgen.
Die unmittelbare Angabe der Bedingungsgleichung (2) kann da-
durch ersetzt sein, daß eine LeiÜinie gegeben ist Durch Scheitel und
Leitlinie ist die KegelÜäche bestimmt.
Beispidr. 1. Die Gleichung der Kegelfläche aufzustellen, deren
Scheitel der Ursprung und deren Leitlinie ein Kreis vom Halbmeeser a
im Abstände c von der ory- Ebene ist; der Mittelpunkt des Kreises
liegt in der A--Achß#>.
Keg«lilüche«. 301
Eliminiert man au«( den Gleichungen
— r
X
der Erzeugenden und den Oleichuugen
^ •— c
der Leitlinie x, y, m, so ergibt sich die Bedingungsgleichung
1 , t «'p'
1 4. w*— -,
und aus dieser die Gleichung der beschriebenen Kegelfläche:
in anderer Anordnung
2. Der Scheitel einer Kegelfläche befindet sich im Ursprung und
ihre Leitlinie ist der Kreis in der Ebene x •\' y -\- z ^^ Uy der die
Koordinatenebenen berührt; es ist ihre Gleichung abzuleiten.
Die Gleichungen der Erzeugenden lauten wie vorhin
^- ^ti — -= f,
jene der Leitlinie
^* + r + ^«-y;
die zweite drQckt die Tatsache ans, daß der gedachte Kreis auf einer
Kugel vom Radius — um den Ursprung liegt (218 1.
Hieraus ergibt sich die Bedingungsgleichnng
und in weiterer Folge die Kegelgleichung
(ar-hy-h-p)"=-2(a:» + y* + ^').
256. Zylinderflächen. Eine Gerade kann, ohne ihre Richtung
zu ändern, in sich selbst, oder in einer Ebene, oder im Kaume sich
bewegen; die im letzten Falle von ihr beschriebene Flache heißt eine
Z^miwfikke (233, 2^
Die Gleichungen
stellen her variablem «, v jede für sich ein System paralleier Ebenen,
362 Analjrtiiche Qeometrie de* Raum««. § 4. Krumme Fl&rheu.
zQsammen ein zweifach xmendliches System von purallelen Geraden
im Räume dar; aus diesem wird durch die Bedingungägleichnng
<3P(u, v) - 0 (2;
ein einfach unendliches System aasgelost, dessen Ort die Zylinderfläche
ist; ihre Gleichung lautet demnach:
(p(ax -f ^y + cg, a'x -f h'y -{- c'd) — 0. (3)
Dif» Gleichung einer Zylinderfläche ist also analytisch dadurch
gekennzeichnet; daß ihre linke Seite (bei Reduktion auf Null) eine
Funktion von zwei linearen Ausdrücken in x^y^e ist.
Fehlen in diesen Ausdrücken die Glieder mit einer der Koordi-
dinaten, z. ß. mit z^ so ist die Zylinderfläche der betreffenden Achse
parallel; so stellt eine Gleichung von der Form
ff{ax-\-hyy a'x-i- b'y)^0
eine zur ry Ebene normale Zylinderflache dar.*)
Die Bedingungsgleichung (2) kann indirekt dadurch gegeben sein,
daß die Erzeugende an eine Leitlinie gebunden wird. Durch Leitlinie
und eine Richtung ist somit eine Zylinderfläche bestimmt.
Beispiele. 1. Es ist die Gleichung jener Zylinderfläcbe aufzu-
stellen, deren Leitlinie ein mit dem Radius r in der xy- Ebene ans
dem Ursprung beschriebener Kreis ist, und deren Erzeugende mit der
X', y- Achse Winkel von 00° bzw. 45° und mit der ;?- Achse einen
spitzen Winkel bilden.
Man kann die Erzeugende durch die Gleichungen
_ —^ —
darstellen, wenn man den Nennern die durch die Daten vorgezeich-
neten Verhältnisse gibt, nämlich p\q:r^\ : }/2 : 1 (990), also durch
die Gleichungen
X — 3 =* U
y~#>/2«t;;
die Leitlinie ist durch
bestimmt. Die Elimination von x^ y^ z führt zu der Bedingungs-
gleichung
«t 4- t'* -. r«,
somit lautet die Zyl indergleich ung:
(x - if + (y - BVif - r«.
I) Durch eine KoordtnateDtraiuformation (x' =« ax 4* ^y» y* ^a' x-^-h' y)
kann der Glcichaog die Oeetalt F[x, y> ^ 0 gegeben werden (32$, S).
Zjlinderfl&chen. 3(;3
2. Durch die Ellipse
siul /v linderflächen zu legen, die von der yz-, bzw. 5X-Ebene nach
Kreisen geschnitten werden.
Aus den Torstehendeu Gleichungen der Leitlinie und den Glei-
chungen der Erzeugenden:
y^v-^ßjs
ergibt sich folgende Bedingungsgleichung zwischen den Pammetem:
Mithin lautet die allgemeine Gleichung einer durch die obige
Ellipse gelegten Zylinderfläche:
b*(x - az? -h a«(y - ßef^ a'h\
Ihre Schnittlinie mit der yz -Ebene:
ist dann ein Kreis, wenn (^188)
/3 = 0
und die Sclinittlinie mit der iro;- Ebene:
6«x»- 2b*axz -f {h'a' -\- a^ß')z' = a*6»
dann, wenn
im ersten Falle ist a- =» -l -^ im zweiten ß =- -i- - •
Es bilden also die beiden Paare von Zylinderflächeu
die Losung der Aufgabe.
256. Konoide. Die Bewegungen der Geraden, durch welche
die Kegel- und Zylinderflächen erzeugt werden, sind dadurch gekenn-
zeichnet, daß jede zwei La^n der Geraden einen festen Punkt mit-
einander gemein haben: bei der Erzeugung einer Kegelfläche liegt
dieser Punkt im Endlichen und die Bewegung ist eine drehendex bei
der Erzeugung einer Zylinderfläche liegt er im Unendlichen und die
Bewegung ist eine fortschreitende. Bei der drehenden Bewegung be-
364 AnaljÜKche Geometrie des Raomei. § 4. Kramme Fl&cbeu.
schreiben die einielnen Punkte der Geraden ähnliche, bei der fort-
schreitenden Bewegung hmgrwmte Bahnen.
Eine Bewegung der Geraden, bei der zwei beliebige Lagen keinen
gemeinsamen Punkt besitzen, wird eine schraubende Bewegung ge-
nannt; eine solche Bewegung kann als Zusammensetznng der drehenden
mit der furtschreiteudeu Bewegung aufgefaßt werden. Sind nämUch
9\9 tft '^^^ beliebige Lagen der Geraden, so kann man g^ in g^ da-
durch überführen, daß man mit g^ zuerst längs einer gemeinsamen
Transversale tou <7i und g^ eine fortschreitende Bewegung ausführt, j
wodurch //i in die Lage g[ kommen möge, in der es mit g^ einen '■
Punkt gemein hat; und daß man sodann g'x in der Ebene (<(//, g^ durch
Drehung um den letztgenannten Punkt in g^ überführt. I
Zur Regelung einer schraubenden Bewegung bedarf ee im all- 1
gemeinen dreier Leitlinien. Ist eine dieser Leitlinien eine Gerade im
Endlichen, eine zweite eine Gerade im Unendlichen, so heißt die be-
schriebene Flache ein Konoid. Anders ausgedrückt: Ein Konoid ent-
steht, wenn eine Gerade liings einer geraden und irgendeiner zweiten
Leitlinie sich bewegt und einer festen Ebene, der Bichtebeney parallel j
bleibt. ^
Wenn die gerade Leitlinie auf der Kichtebene senkrecht steht, so
heißt das Konoid ein gerades, sonst ein sdikfes. J
Bei einem geraden Konoid wird die einfachste Anordnung gegen 1
das Koordinatensystem darin bestehen, daß man die gervde Leitlinie |
in eine der Koordinatenachsen legt; die dazu Henkrechte Koordinaten-
ebene kann danach als Richtebene aufgefaßt werden.
Fällt die gerade Leitlinie in die a;-Ach8e, so schreiben sich die
Gleichungen der Erzeugenden:
'^" I (*> i
hat sich mit Hilfe der zweiten Leitlinie die Bedingungsgleichung
fp(u,v)^0 (2)
B wischen den Parametern ergeben, so liefert die Elimination von ti, r
zwischen (1) und (2) die Gleichung des Konoids:
nach X aufgelöst:
.-/(;)• (3-) i
Hat die y-, bzw. die ier- Achse als gerade Leitlinie gedient, s« |
kommt als Gleichung des Konoids eine Gleichnng von der Form
Konoid«. 355
immer ist aIbo bei dieser Anordnung des Koordintttensjstems die
eine Koordinate eine homogene Funktion der beiden anderen (2ft4).
Boiapiele. 1. Die Gleichung eines geraden Konoidn zu bilden,
dessen geiüiit» Leitlinie die x Achse ^ dessen zweite Leitlinie ebeu&lls
eine Gerade ist, die die j^Achse im Abstände b vom Ursprung recht-
winklig schneidet.
Eliminiert man aus den Gleichuugeii der Knseagenden
ar - I*, # — ry
und den Gleichungen der zweiten Leitlinie
y *»hf X ^ me
Xj tfy Mj SO kommt mau zu der Bedingungsgleichung
u = mhv,
und aus dieser ergibt sich die Gleichung des Konoids:
x^mb-' (1)
Da man dieser Gleichung auch die Gestalt
y-^mb^ (\*)
geben kann, so wird dasselbe Konoid auch dadurch erzeugt, daß die
y Achse als gerade Leitlinie, die ^o^-Ebene als Richtebene und die
Gerade
o: = 6, y = mg
als zweite Leitlinie verwendet wird.
Es enthält also die durch eine der Gleichungen (1), (1*) oder
durch die adäquate Gleichung
xy^mbg (1**)
dargestellte Fläche zwei Scharen von Geraden, die eine parallel der
yz-, die andere parallel der ^eror-Ebene. Man nennt sie ein hyper-
bolisches Farahcloidy weil sie durch Ebenen nach Hyperbeln und
Parabeln geschnitten wird.
Verbindet man nämlich die Gleichung (1**) mit der allgemeinen
Gleichung der Ebene
^x -f By + C/ -f I> - 0 (2)
and eliminiert eine der Variablen x, y, z. B. y, so ergibt sich (mit
mbB'^B') die Gleichung
Äx^ + Cxz + Da? + B'# - 0 (»)
als Gleichung der Projektion des Schnittes von (!♦♦) mit (2) auf der
jPX- Ebene. Diese Gleichung entspricht aber dem zweiten Hauptfall
(202) bei Linien zweiter Ordnung und stellt daher eine (eigentliche
oder degenerierte) Hjperbel oder eine Parabel dar.
366 Analytische Geometrie des Ranzueü. § 4. Krumme Fluches.
2. Ein gerades Konoid habe die .?- Achse zur geradeo Leitlinie,
und die Erzeugende bewege sich so, daß die fortschreitende und die
drehende Bewegung gieichforniig und beständig in demselben Sinne
erfolgen.
Die durch diese regelmäßige Schraubenbewegung erzeugte Flache
wird gerades Schraubenkonoid, gerade Schraubenfläche oder Wendel-
fl'äche genannt.
Schreibt man die Gleichungen der Erzeugenden
//-^tg..
so drückt sich das Bewegungsgesetz in dem Ansätze
-l-h (2)
aus, wenn angenommen wird, daß die o?- Achse eine Lage der Er-
zeugenden bildet. Bei positivem h steigt die Erzeugende bei positiver
Drehung und sinkt bei negativer Drehung.
Aus (1) und (2) folgt durch Elimination von u, v die Gleichung
der geraden SchraubenflUche
/-JArctg^. (3>
Entsprechend der unendlichen Vieldeutigkeit der Funktion Arctg
(43) macht die Fläche unendlich viele Windungen um die j9- Achse,
die als ihre Achse bezeichnet werden soll.
Die Schnittlinie der geraden Schraubenfläche mit einem um ihre
Achse gelegten Kreiszylinder wird Schraubenlinie genannt.
Ist a der Radius des Zylinders, so lautet seine Gleichung
in Verbindung mit (1) und (2) führt sie zu der folgenden parame-
trischen Darstellung der Schraubenlinie:
x «= a cos u I
y — a sin w 1 , (6)
jer — 6m J
wobei der Drehungswinkel n als Parameter vei-weudet ist
3. Die Gleichung
stellt, da ihre rechte Seite auch in der Form , geschrieben werden
kuin, ein geradt« Kuuuid dar, desMen gerade Leitlinie diu /-Achw iet
(s. Gl. (4), «56).
Konoide. Gerade HchraubenflBche und Scbraubenliiiie.
367
Um Hieb von der Gestalt dieser Fläche eine Vorstellung zu bildeu«
führe man in der xy- Ebene statt der rechtwinkligen Polarkoordinaten
ein, indem .luin setzt:
X ^ r cos y , 1/ — r sin fp ;
dadurch ergibt sich für z der Aasdruck
2r — sin29, (2)
der unmittelbar erkennen läßt, daß die Fläche zwischen den Ebenen
jt « — 1 und jEf — 1 enthalten ist.
Schneidet man die Fläche femer mit dem um die xr- Achse ge-
legten Kreiszjhnder
80 entsteht eine Kurve, die sich auf die y^-y bzw. ^x- Ebene in die
Linie vierter Ordnung
Fig. HS.
projiziert. Auf dem längs der Mantellinie a* = — 1 , y = 0 auf-
geschnittenen und abgewickelten Zylinder stellt sich diese Kur?e ver-
möge der Gleichung (2) in zwei Zügen der Sinuslinie dar, Fig. 112.
Mit dieser Kurve als Leitlinie ist es möglich, sich von dem Verlauf
der Fläche eine Vorstellung zu bilden.
257. Sotationsfl&oh«n. Eine Rotationsfläche entsteht durch
Umdrehung einer Linie um eine mit ihr fest verbundene fixe Achfe^
die Botationsachse. Jeder Punkt der erzeugenden Linie beschreibt
einen Kreis, deasen Ebene auf der Rotationsachse senkrecht steht und
dessen Mittelpunkt in dieser Achse selbst liegt; wegen dieser An-
ordnung heißen die Kreise TarallelkrtUe. Es kann demnach dieselbe
Fläche auch durch die Bewegung eines (im allgemeinen) variablea
368 Analytische Geometrie des Hattmeft. § 4. Krumme Flächen.
Kreise« ereengt werden, dessen Mittelpunkt eine feste Gerade durch-
läuft und dessen Ebene auf dieser Geraden senkrecht bleibt; zur
Regelung der Größe dieses Kreises kann einf^ Leitlinie dienen. Gerade
diese Auffassung eignet sich zur analytischen Darstellung.
Jede von der Rotationsachse ausgehende Halbebene schneidet die
Rotationsfläche nach einer Linie, die man alH einen Meridian he-
zoichnet; es ist in der fintstehungsweise der Fläche begründet, daß alle
Meridiane kongruent sind, so daß die Fläche auch durch Umdrehung
eines Meridians erzeugt werden kann.
Ordnet man das Koordinatensystem derart an, daß die Rotations-
achse mit der /r-Achse zusammenf^t, so läßt sich der erzeugende
variable Kreis durch die Gleichungen
nämlich als Schnitt einer variableu Kugel um den Ursprung und einer
beweglichen zur r- Achse senkrechten Ebene darstellen.
Ist
<p{u, v)^0 (2)
die unmittelbar gegebene oder mittels der Leitlinie abzuleitende Be-
dingungsgleichung zwischen den veränderlichen Parametern, so ergibt
sich durch Elimination von «, v zwischen (1) und (2) die Gleichung
der Rotationsfläche zunächst in der Form
und bei Auflösung nach z erhält man eine Gleichung von der Struktur
z^O^x^^tf^), (3)
Es kann also (3) als die allgemeine Gleichung der Rotationsflächen
angesehen werden, die die ;;-Achse zur Rotationsachse haben.
Ist insbesondere ein Meridian, beispielsweise der in der irx-Ebene
liegende, als Leitlinie gegeben, deren Gleichungen also
y-0, F(t,m)^0 (4)
sein mögen, so fuhrt die Elimination von x, ff, m aus (1) und (4) auf
die Bedingungsgleichung
F(>/|*»~-V, t;)-0, (2*)
ans der sich wiederum durch Elimination von m, t; die Gleichung der
Rotationsfläche ergibt:
F(>/?Ty*,f)-o. (3*)
Dieses Ergebnis läßt sich su einer einfachen Regel formulieren,
die so lautet: Um die, Gleichung der durch Umdrehung der Linie y — 0,
F(a;,f) — 0 um die g-Adm erzeugten RotaHonsflädic zu erhaUeny hai
man in der Idzigeschriebenen Qldchung x durch V^i* + y' «« eraeUen.
ZjIiodcrS&cbeu 9Q^
Es iit nicbt schwer, diese Hegei auf Jie apdem Koordiimtenebeiien
und Koordinatenachsen, falls sie als Meridianebeuen und RoUdoas-
achsen Torweudet werden, zu Übertragen.
Beispiele. 1. Als Hotationiachse diene die z- Achse, als Eraeugende
die die x- Achse senkrecht schneidende Gerade
a? — a , y — »•# . (n)
Aus diesen und den Gleichungen (1) ergibt sich dann die Bedingaugs-
gleichung
aus der wiederum durch Elimination von u, v die Gleichung
a:»+y*~mV===.a« iß)
der beschriebenen Fläche resultiert.
Da die Gleichung (ß) unverändert bleibt, wenn man m durch
— m ersetzt^ so enthalt die Fläche ewei Scharen von Geraden, nämlich
alle Lagen, in welche die Gerade (a\ und auch alle Lagen, in weiche
die Gerade
x^üy y^ — ms (ß')
während der Rotation gelangt.
Aus iß) ergibt sich mit y -* 0 die Gleichung
der in der ^vx- Ebene befindlichen Meridiane, die somit die beiden Äste
einer Hyperbel bilden, deren reelle Achse 2a in der x- Achse liegi^
so daß die Fläche auch durch Umdrehung dieser Hyperbel um ihre
imaginäre Achse beschrieben wird.
2. Durch Rotation der Parabel
um ^^ r- Achse entsteht die Fläche vierter Ordnung
3. Durch Rotation des Kreises
(a? — a)* -f #* -"** (««ff)
um die ^- Achse entsteht die als ToruB benannte Flache Tierter Ord-
ntmg, deren Gleichung nach der obigen Regel
und in rationaler Form
(^ -f y*-f ^-f a«~ r»)»- 4a«(jt'-|- ^
lautet.
258. AfÜnitftt. Denkt man sich den Raum auf ein rechtwink-
0s«b«r, UOhn« M«th«aiA«lk. t.AidL 14
i
Pf
0.
870 Analvliscbo Qeometrie des Raomet. § 4. Kzornme Flächen.
liges Koordinatensystem bezogen nnd ordnet jedem Punkte Myxlyli)
einen Punkt M'{x' ly* je') nach dem Ge«etae
x'^kx, y'=»y, ^r'— IT (1)
zxXf so sagt man^ der Raum sei affin transformiert worden; Fig. 113.
Man hat sich den liaum zweimal zu denken^ einmal als Ort der Punkte 3/,
ein zweitesmal als Ort der Punkte M' \ in diesem Sinne spricht man
von zwei affinen Bäumen.
Bei der angegebenen Transformation bleiben die Punkte der
y^er-Ebene in Ruhe, weil mit a; = 0 auch x'^O wird, sie heißt die
Z Affinitätsebene. Außerhalb dieser Ebene liegende
•^ , Punkte erleiden eine Verschiebung parallel der
o- o a?- Achse, die die Affinitätsrichtung bezeichnet; das
Maß dieser Verschiebung hängt außer von der
^jj Entfernung des betreffenden Punktes von der Af-
„. _. finitätsebene auch von der Konstanten /.* ab, die
man das Affinüätsverluiltnis nennt; stellt man sich
vor, M rücke ins Unendliche, so gilt dasselbe von M\ und halt man
an der Vorstellung (179) fest, eine Gerade* enthalte nur cii^en unend-
lich fernen Punkt, so kann man sagen, daß auch die unendlich fernen
Punkte des Raumes bei i>iner affinen Transformation in Ruhe bleiben.
Je nachdem Ä' < 1 oder > l , findet eine Verkürzung oder Ver-
längerung der Strecken FM statt ; bei Ä = 1 bliebe alles unverändert
(identische Transformation).
Die aftinen Transformationen bezüglich der zx- und der ^y- Ebene
sind durch die Substitutiotisgleicbungen
x'^^x^ y'^lcyy £— Zy (2)
gekennzeichnet. '^ i J ~ V ^ ""' \.
Man kann jede Ebene zur Affini tütsebene und jede ihr nicht an-
gehörende Richtung zur Affinitätsrichtung wählen.
Denkt man sich auf alle Punkte eines geometrischen Gebildes
eine affine Transformation ausgeübt, so entsteht ein neues Gebilde,
das zu dem ursprünglichen affin 1)cißt; insbesondere entsteht aus einer
Fläche wieder eint? Flüche und ans einer Linie wieder eine Linie.
Bezüglich des Zusammenhangs affiner Gebilde sind intbeaondere
die folgenden Tat.^uchen hervorzuheben.
Ans einer Ebene entstM durch affine Transformation wieder eine
l'lmxe, die sich mit d*r urspriinqlichen in der AffmUätsehene sd^neidet.
Die Gleichung ^^ + ^^ ^. p, + /, „ 0
vei-wandelt sich nämlich durch die Substitution (1) in
f.i'f £?y'-rCV-f/>-.0,
Af&iitftt im Raiune. Fliehen cweitar Ordnung. 371
und da mit x^O aucli z'— 0 ist, so haben beide Ebenen dieselbe
Vir-Spar: Brj -\- Ol -\- D ^ 0; ist eine der Ebenen der Affinitätsebene
parallel, so ist es auch die andere.
Infolge dieses Sachrerhaites ist auch das afÜne Gebilde einer Ge-
raden wieder eine Gerade, die sich mit der urspranglichen in der
Affinitätsebene (im Endlichen oder Unendlichen) schneidet.
Weil femer die der affinen Transformation entsprechende Snb-
KtitutioD linear ist, eine algebraische Gleichung aber bei einer linearen
Substitution ihren Grad nicht lindert, so ist die zu einer Fläche n^ter
Ordnumf affine Fläche wieder von der n-ten Ordminfj. Ebenso bleibt
bei der affinen Transformation einer algebraischen Linie tleren Ordnung
erhalten.
259. Die Fl&chen zweiter Ordlnimg. Jede Fläche, deren
(xleichung in den Koordinaten Xy y, e vom zweiten Grade ist, wird
eine FUHie zweiter Ordnung (auch zweiten Grades) genitnnt.
I. Aus der Kugd
X'+.y^^f^^a* (\)
entstehen, wenn man auf sie affine Transformation bezüglich der xy-
Ebene mit k = anwendet, die Botatmtsdlipaoide
die unterschieden werden in verlängerte oder oblonge (wenn r > ö)
und in abgeplattete oder Sphäroide (wenn c < a).
Wird auf ein Rotationsellipsoid nochmals affine Transformation
in bezug auf eine andere Koordinatenebene, z. B. in bezug auf die gx
Ebene, mit dem Verhältnis k' = angewendet, so entsteht das <rf/-
gemeine oder dreiachsige EUipsoid
Die Rotationsellipsoide werden unmittelbar erzeugt durch Um-
drehung der Ellipse -,- -f- , — 1 um die 5- Achse (257).
II. Durch Umdrehung der Hyperbel ^^ — ^^ «. 1 um die jf-, also
die imaginäre Achse entsteht das einmantelige oder einschalige
Rotationshyperhohid
Diese Gleichung geht durch die Substitution ^ — tw in die Gleichung (ß)
in 257 über, von der erkannt wurde, daß sie einer Fläche mit zwei
Scharen von Geraden angehört
372 Analytische Geometrie de« Raumes. | i. Kromme Flächen.
Wendet man auf (4) affine Transformation bezüglich der ^x- Ebene
mit dem Verbal tu is k«»-^ an, so entsteht das alhemeine einschalige
Hyperboloid
da bei der affinen Transformation Gerade wieder zu Geraden werden,
80 enthält auch diese Fläche zwei Scharen von Geraden.
X* e*
III. Durch Umdrehung der Hyperbel , — , -= 1 um die x-,
also um die reelle Achec entsteht das zweimantelige oder sweischalige
Moiationsfij^erboloki
«« - ..« "== ^- W
Wird auf dieses affine Transformation bezüglich der ;fic- Ebene
iem Verhältnis
schalige Hyperboloid
mit dem Verhältnis A' = ausgeübt, so entsteht das ailyemeine etcei
IV. Durch Umdrehung df'r Parabel 2pz = x^ um die z- Achse,
die zugleich Achse der Parabel ist, erhält man das BotcUionsparaholoid
2pj^^x'' + yl (8)
Seine affine Transformation bezüglich der ^x- Ebene mit dem
Verhältnis k = führt auf das ellipUsche Faraboloidf dessen Gleichung
sich, wenn mau «« c setzt, schreibt:
c a« + fc» w
V. Unter den Konoiden befindet sich auch eine Fläche zweiter
Ordnung, für welche dort (2S6, 1.) die Gleichung
tnhz ^ xy
gefunden und die als Träger zweier Scharen Ton Geraden erkannt
wurde, deren eine der yz-, die aaadere der #j7-£bene parallel ist; mit
Rücksicht auf die Art ihrer ebenen Schnitte erhielt die Fläche den
Kamen hyperbolisches Paraboloid.
Dreht mau das Koordinatensystem um die #- Achte um den
Winkel von 46^*, so lautet die zugehörige Subetitution (169):
x' — w' ar'4- y' '
Flächen nreit«! Ordnung.
378
die Gleichung unserer Flache verwimdelt sich dadurch, wsnii
mh^p tetzt und den Akzent onierdracki, iu
2p f - X* - y«. (10)
Man nennt die durch diese Qleichnng dargestellte Flache das gleid^
smHge hifperholiache Parabdoid — seine Richtehen«n sind ^ — y «* 0
\ind X 4- y »0 und stehen aufeinander senkrecht; und diejenige FUche,
die aus dieser durch affine Transformation bezüglich der j9x- Ebene
mit dem Verhäilziis k «- entsteht, und deren Gleichung sich mit der
Abkürzung „ «- c schreibt:
111)
u
m«. 114.
das allgemeine hyperMisehe Paraholoiä] auch dieses enthalt zwei
Scharen von Geraden, ist in zweifacher Weite ein schiefes Konoid
mit den Richtebenen 6x — ay =« 0 und hx -\- ay ^ 0. Figur 1 14
bringt einen durch Schnitte parallel z\i den Koordinatenebenen be-
grenzten Teil dieser Fläche zur Anschauung; aoch ein der Fliehe an-
gehörendes Geradenpaar ist darin vei-zeichnet
VI. Durch Umdrehung der Geraden ir — a; um die ir- Achse ent-
steht der Rotations- oder Kreiskegd, dessen Gleichung lautet:
*!J-y»_
(12)
(ygL 254, 1.). «■ ^
Übt man auf ihn alfine Transformation besEfiglich der #4?- Ebene
mit dem Verhiltnis k^ ans, so ergibt sich der aJUgememt Kegd
374 Analytische Geomeidrie des Raames. % 4. Erumme Flächen.
9%eeäer Ordnung
•:+?::-:::• (13)
VU Die Zylinder zweiter Ordnung mit zur xr- Achse paral-
lelen Seitenlinien «ind in den Gleichungen der Linien zweiter Ord-
nu2}g. besKOgen auf die a^^-Ebene^ enthalten, also in den Gleichungen:
ÄJ* + y* =* ö*
y*=- 2p X.
Yül. Die Gleichungen (1) bis (14) beziehen sich jeweüen auf
ein spezielles Koordinatensystem, das den Symmetrie Verhältnissen der
betreffenden Fläche angepaßt ist und darum zu einer besonders ein-
fachen Gleichungsform ffihrt. Sowie man das Koordinatensystem
ändert, kompliziert sich die Gleichung, ohne jedoch ihren Grad zu
ändern. Wie auch das (rechtwinklige oder Parallel-)Koordinaten8ystem
angeordnet werden möge, immer ist die Flächengleichung in der
allgemeinen GMchung gweitefi Grades zwischen x, y, z^ nämlich in:
Ax^^A'y^^ ^V+ 2By3 -f- 2B'zx 4- 2B"xy
^2Cx^2C'y^2C"z-^F'^0 ^ ^
enthalten. Diese Gleichung ist demnach die allgemeine Gleichung der
Flächen zweiter Ordnung. Da sie zehn Koeffizienten, also neun Kon-
stanten enthält, so ist eine Fläche zweiter Ordnung im allgemeinen
durch neun Bedingungen, insbesondere durch neun ihrer Punkte,
bestimmt.
Auch der Komplex zweier Ebenen, dargestellt durch
(ax -\-hy^cz-\- ä)(a'x -f h'y -f c'z -|- d') - 0, (16)
ist in (15) enthalten, weil die Auaftlhrnng der Multiplikation zu einem
Ausdruck zweiten Grades führt; der Komplex zweier Ebenen bildet
also eine Degenerationsform der Flächen zweiter Ordnung (ygl. hierzu
ao3).
d60. TftiigentUleb«ntii. Auf der Fl&ohe
/(^,y,^)-0 (1)
liege der Punkt M{x/y/M), In seiner Nachbarschaft werde ein iweiier
Punkt M\x -{■ h / y •{- h / g '\- 1) angenommen, so daß auch
/(« + *,, + *, * + J)-0 (2)
Fttcben zweiter Ordnung. TangwiiMJebeiten, 875
ist Die VerbindoDgsgerade beider Ptmkt«, dargeftellt durch (MS)
heiSt eine Sekaate der FlSche.
AoB den Gleichungen (1) und (2) folgt, daß auch
Ax -f- Ä, // -f /:. iJ 4- 0 -/(x, y, g) - 0.
daher auch
/(x + /', y + k, si-l) -/(«, y -f A:, ir -h 0
ist; für die drei Differenzen, aus denen sich die linke Seite zusammen-
setzt, kann nach dem Mittel wertsatze (73) der Reihe nach
k/Jx + ÖÄ, y + *, ^ + Q
k/,;(x,y-\'e,k,g'yl)
l/:(x> y, z -r Ofl)
geschrieben werden, wobei 0, ß^y 0^ positive echte Bruche bedeuten; es
ist also auch
/iix.-h ßh, y -f /.', z + l) -f /;(a:, y ± ß,k, ^ + Ox +
, (4)
Nähert raan den Punkt M' dem festgehaltenen Punkte M längs
der Flache unbegrenzt derart, daß y gegen die Grenze t kouTergierty
so wird auch -, im allgemeinen einer Grenze u und die Sekante einer
Grenzlage sich uähem, die durch
Lzl,3^f.C-I (5)
dargestellt ist und als eine Tangente der Flache im Punkte M be-
zeichnet wird.
Zwischen dem beliebig festzusetzenden i und dem u besteht aber,
sofern die partiellen Ableitungen y„ /l, f, stetige Funktionen ihrer
Argumente sind, vermöge (4) die Beziehung:
yx-f/;-^4-/;«*-o. (6)
Ohne Rücksicht auf die spezielle Wahl von / herrscht also
zwischen |, ij, £, d. i. zwischen den Koordinaten der Punkte aX^
Tangenten in M die aus (5) und (6) resultierende Gleichung
(I -*)/; + («»-*)/;+ «-')/-«, (7)
die eine durch M gehende Ebene darstellt.
376 AnalytiBche Geometri« de« Raumes. | 4 Krumme Flächen.
Das Ergebnis der Betrachtung geht alf^o dahin, daB alle Tan-
genten in einem Fläcbenpnnkte im allgemeinen — ein besonderes
Verhalten der Ableitungen /i, /y, J\ ausgeachlosuen — in einer Ebene
liegen, die man als die Tangenten- oder Tangeniiak^ftne der Flüche im
Punkte M bezeichnet; (7) ist ihre Gleichung.
I. lat der Punkt M gegeben, so erfordert die Bestimuiung der
Tangentialebene lediglich die Ausführung der Gleichung (T).
BeispieL Ist M ein Punkt des dreiachsigen Ellipsoids
/(«,y.')-S + ^' + '1-1-0,
SO ergibt sich die Gleichung der Tangentialebene daselbst zunächst in
der Form:
und bei weiterer Ausführung lautet sie einfacher:
a« + b« + c* ^*
II. Sollen an die Flache durch einen Punkt P(aro/yo/j8^o) Tangential-
ebenen gelegt werden, so haben deren unbekannte Berührungspunkte
x/y/z außer der Gleichung der Fläche
noch der Gleichung
(^,-=0)/. + («,-y)/;+ («»- ^)/; - 0
zu genügen. Ihre Gesamtheit, durch dieses Gleichungspaar bestimmt,
ist eine auf der Fläche liegende Kurve, die Beriihrungshirve des Kegels,
der der Fläche aus dem Punkte F umschrieben ist, indem seine Be-
rührungeebenen zugleich Tangentialebenen der Fläche sind.
BelApi«L Bei dem Ellipsoid des Torigen Beispiels lautet das
Gleichungspaar zur Bestimmung der Berührungskurve:
a* ^ M + -i - A,
die zweite Gleichung bestimmt bei variablem x, y, / eine (stets reelle)
Ebene, deren Schnitt mit dem Ellipsoid die Berührungskurve bildet.
Man nennt die Ebene die Pohrthene des Punktes P in bezug auf das
Ellipsoid, P ihren Pd, Ein analoger Sachverhalt ergibt sich für jede
rlftche «weiter Ordnung, wie man an der allgemeinen Gleichung (16),
K erweisen kann.
III. Sind ai) die Hache Tangentialebenen au legen, die einer ge-
TAngentüÜMbeoes. 377
gebeneu Geraden — ^ — — parmllel siod, so mfliisen »leren noeh
unbekannte Berflhrungspnnkte xjyJM außer
auch noch die Gleichnng
erfüllen, welche die Forderung ausdrückt, daß die Ebene (7; der ge-
gebenen Geraden parallel sei (249). Die Gesamtheit der Berührungs-
punkte, durch das vorstehende GleichuogHpaiir bestimmt, erfüllt ein»
auf der Flache liegende Kurve, die Berührungjkurve des der Fläche
parallel zu der Geraden uroBchriebenen Zylinders.
Beispiel. Bei dem Eliipsoid der vorigen Beispiele heiBt dae
Gleichungspaar
„« + ftt i- ^.. - ">
die zweite Gleichung gehört bei variablem x^ y, js einer durch den
Ursprung gehenden Ebene an^ die die verlangte Berührungskurve au»-
schneidet.
Sachregister.
(IHe Zahlen b«>ieh6n tioh aaf die S«it«n.)
Abbildung von Mengen 2; — des 8y-
gtems der reellen Zahlen 19; — kom-
plexer Zahlen 28.
Abgeleitete Funktion 96.
Abstand eineü Punktes von einer Geraden,
in der Ebene 264; — von einer Ebene
834; — Tou einer Geraden, im Räume
352; — zweier Geraden im Räume 866.
Abtzisse 241.
Achsen 307.
Addition 4.
Affinität im Räume 869.
Algebraische Funktionen 66; — - Glei-
chungen 196; — Zahlen 239.
Algebraische Linien 246; — Flächen 824.
Alternierende Reihen 46.
Amplitude einer komplexen Zahl 24; —
im Polarsystem 242.
Anzahl 8.
Approximationämathematik 20.
Arithmetische Reihen vexschiedeuer Ord-
nung 219.
Assoziatives Gesetz der Addition 5; —
der Multiplikation 6.
Asteroide 261.
Asymptoten 296.
Basis einer Potenz 7; — der Logarith-
men 20.
Bedeutung de^^ Differentialquotienten 90
bis 9R.
Bedingt konvergente Reiben 45—46.
Bewegungen einer Geraden: drehende,
fortschreitende, schraubende 86H— 864.
Binomialformel Ton Moivre 26.
Bipolare Koordinaten 248.
Brache 10.
Cardaniscbe Formel 227—229.
Cassinische Linien 248.
Casus irreducibilis 229.
Chordale, s. Radikalachse.
Pegenorierte Linien 2. Ordnung 299.
Deritierte Funktion 96.
Determinante der odjnngierten Matrix 187.
Determinanten 16H; Definition 161—168;
Bexoiohnung 168 ; t* mformuog und Aus-
rechnung 177—180.
Dialytische Methode der Resultantenbil-
dung 207.
Diamotralkreis su drei Kreisen 287.
Differential 101.
Differentiale, höhere 181.
Differentialkoeffizient 102.
Differentialqaotient 93 ; Bedeutung seines
Vorzeichens 120; rechter, linker, eigent-
licher — 94; partieller— 96; — einer
Konstanten 96 ; — der Variablen selbet
96; — einer Summe 103; -— eines Pro-
duktes 103; — eines Quotienten 106;
— inverser Funktionen 106; — zu-
sammengesetzter Funktionen 107; —
der Potenz 108; — des Logarithmus
109; — der Exponentialfunktion 111;
— der trigonometrischen Funktionen
112; —der zyklometrischen Funktio-
nen US.
Differentialquotienten, höhere 126; —
ihre Herlcitung 12>^.
Differentiation 102.
Differenz 8.
Differentiierbarkeit einer Funktion 94; —
und Stetigkeit 99.
Differenzenreihen 218.
Diskontinuität 89.
Diskriminante 209; — der Gleichung
2. Grades in x, y, 301.
Distributives Gesetz der Multiplikation 6.
Divergenz einer Reihe 88; — emee un-
endlichen Produkts 49.
Division 10.
Doppelverlukltnis 268, 272.
Drehungssinn, positiver, in der Ebene 242.
Dreiecksflache 266—267.
Dreiseitfläehe 268.
Dreiteilung des Winkels 281.
Durchmesser 806; koujugierte — 806.
Ebene 829; — durch drei Punkte 881;
— durch eine Gerade und einen Punkt
849
Ebenenbflndel 880; — bestimmt durch
3 Ebenen 842.
Ebenenbaschel 889.
Einheit 1; imaginäre — 22.
Elemeniarreihe 17.
BacKfegisirr.
379
Eüiuinante eines System» liueurer Qlei*
chuDf^u 198.
Ellipse 243, 296, 315
Ellipsoide 871.
Endverlauf einer Funktion 74.
Krseugende einer Flftche 85b.
Enlerscbe Formel für die biquadratischa
Gleichung 235—236.
Explizite Funktionen 63.
Exponent 7.
Exponentialfunktion 60, f>7, 79.
Extremwerte s. Maxima-Minima.
Faktoren 6.
Flächenerzeugung 358.
Flächen zweiter Ordnung 371—874.
Flneote, Fluxion, FloxionskalkOl 98.
Fundamentalreihe 16.
Funktion, logarithmische 67; Exponen-
tial — 67.
Funktionen, einer Variablen 56; — zweier
Variablen Gl ; ~ von drei und n Va-
riablen 62; zwei- und mehrdeutige —
64; elementare — 65; explizite und
implizite — 63; algebraische und trans-
zendente — 65; rationale, ganze und
gebrochene — 65—66; irrationale —
Üo ; inverse — 67 ; trigonometrische —
58; zyklometrische — 68—71; stetige
— 85; zusammengesetzte — 107.
Funktionsbegriff 55.
Funktionsstreifen 60.
Funktionszeichen bü.
Geometrie, analytische, synthetische 240.
Geometrische Reihe 86.
Gerade, gerichtete 240, 2'i6.
Gerade im Räume 844; — durch einen
Punkt 846; — durch zwei Punkte 348.
Geradenbfindel 346.
Geradenbaschel 261, 270.
Gleichmäßige Stetigkeit 88, 02.
Gleichung, kubische 226; reduzierte ku-
bische — 226; biquadratische — 288:
reduzierte biquadratische — 284; —
einer Linie 243; — ersten Grades in
X, y, 256; ~ zweiten Grades in x, y,
392; — einer Fläche 322; ~ ersten
Grades in x, y, 2r 889.
Gleichungen 188; lineare nichtbomogeae
— 188; lineare homogene — 190;
höhere algebraische — 196; reziproke
— 205; — höheren als 4. Grades 288;
reduzible und irreduzible — 282; —
einer Linie im Räume 824.
I Grad einer Wurzel 18.
Grenze 16; — einer R«ibe 88; — eint*»
unendlichen Produkt« 49
Grenaen der Wurzeln einer algebraischen
Gleichung 212.
Grenzwerte von Funktionen, im Endli-
chen 71; — im Unendlichen 74; —
von Funktionen zweier Variablen %0.
Grenzpnnkte einet KreisbOicIielf 290.
; Grundpunkte einet KreitbOtcbelt 288.
Gmndfunktionen, symmetrische, der Wux-
sein 208.
Harmonische Punkte 2S8.
Harmonische Reihe 87, 40.
Harmonische Strahlen 278.
Hauptglied einer Determinante 162.
: Hauptsatz der Algebra 196.
Haupteätze über Detr^rmlnanten , enter
1 171; zweiter 172.
I Hauptwerte der zyklometriüchen Funk>
! tionen 69—70
: Hessesche Normalgleichung der <jcra«ltn
259; - der Ebene 888.
1 Homotbetische Ellipsen und Hyperbeln
' 310; — Parabeln 311.
Ilornersches Di visiont verfahren 199.
Hyperbel 245, 297, 816.
Hyperbelfunktionen 114—117.
Hyperbolische Amplitude 117.
Hyperbolisches Paraboloid 866.
Hyperboloide 371—872.
Identität von Lagrange 186.
Imaginäre Zahlen 21—22.
Implizite Funktionen 63
Infinitesimale Grüßen verschiedener Ord-
nungen 84.
Inkommensurable Zahlen 16.
Interrali, abgeschlossenes und nichtabge-
schlo«senes '>!.
Inverse Funktionen 67.
Inversionen 1'>Ü.
Irrationale Zahlen 15—16.
Kardinalzahl 3.
KegelflScben 360—861.
KegeLichnitte 818.
Koeffizienten einer algebraischen Glei-
chung 196.
Kolonnen einer Determinante 161.
Konimntativet Getett der Addition 6;
— der Multiplikation 6.
B80
Sacbregitter.
Kompleie Zahlen 21-22; höhere — 22:
ihre trigonometriarho Form 24: geo-
metriicbes liechuen mit ihnen *29.
Konchoide 249.
Koigngierte Durchmeaser 806.
KoqJQgicrt komplexe Zahlen 28.
Konoide 863—307.
Konstanz des Differentials der unabhän-
gigen Variablen 183.
Konvergenz einer Reihe 82; — einer
Zahlenfolge 31; — eines unendlichen
Prodakti 48—60.
Konvergenzkriienen für R<nh(?n mit po-
sitiyen Gliedern 38— 48; — für Reihen
mit positiven und negativen OHedem
43—46; — für alternierende Rt'ihen
46; - für unendliche Produkte 50— 68.
Koordinaten 240, 318
Koordinaten sTstem, positiv und negativ
orientiertes 242; räuialichea — 318.
Koordinatentraniformation 262—266; 325
—829.
Koordinatenwinkel 242.
Kreis 244, 276; — durch drei Punkte
277; — und Gerftdo 278.
Kreisbüschel 288; konjugierte ~ 291.
Kreispunktc, unendlich ferne imaginäre
279.
Kürzester Abstand zweier Geradon im
Räume 355.
Leitlinie 859.
Leitstrahl 242.
Lemniskate 249.
Linien zweiter Ordnung 292; degene-
rierte — 299.
(x)ganthmieren SO.
Logarithmus 21 ; natfirlicher — 110; ge-
meiner — HO.
Hatiiz 161.
Mazima-Minima explisiter Funktionen
einer Variablen 146; gewöhnliche Fälle
^147; außergewöhnliche Fälle 167.
Mehrfaohe Wurzeln 201.
Menge 1—2.
Meridiane 868.
Merkwürdige Dreieckspunkte 278—274;
— Telraederponkte 848-344.
Methode der unbestimmten Koeffiicienten
901.
MittelwerteatB der Differentialrechming
128; erweitexter — 196.
Mittelpunkt bei den Linien 2. (.)rdnung808.
Modul der Addition 9; — der Multipli-
kation 6; — einer komplexen Zahl 24;
— der Logarithmen 110.
Moivresche Biuomialformel 26.
Multiplikation 6.
' Näherungsverfabren zur Wurzelausrech-
I nuug 221. s. Newtousches Nlherungs-
' verfahren, Regula fuki.
{Natürliche Logarithmen 80.
Natürliche Potenz 80.
Nenner 10.
Newtonscbes Näherung;« verfahren 222.
Newtonsche Regel zur Beatimmung der
Wnrzelgrenzen einer algebraischen
' Gleichung 212.
Norm einer komplexen Zahl 28.
Null 8; — als Divisor 12.
i NuUdeterminaiiten 175; ihr Rang 176.
; Nullstellen einer Gleichung 197.
j Ordinalzahl 4.
; Ordinate 241
I Orthogonale Transformation 826 — 327.
; Orthogonalkreis zu drei Kreisen 287.
Parabel 246, 298, 316.
I Paraboloid, elliptisches 872, hyperboli-
i scbes 373.
Parallelkoordinaten 241.
Parallelkreise 368.
i Parametrische Darstellung der Geraden
j in der Ebene 260, 268; — im Baume
I 846.
Partialprodukt 60.
Partialsumme 83.
Permutationen f gerade, ungerade 159;
1 tyklische — 160.
Fol, Polare in bezug auf den Kreis
891; — in bezug auf Kegelschnitte
817.
, Polarkoordinaten in der Ebene 249; —
im Räume 392, 828.
; Polargleiohung det Kniises 976.
, Potenz 7 ; — einet Punktes in bezug auf
! einen Kreis 284.
' Potensaehse, s. Kadikaiachse.
I Potenzieren 7.
Potenzzentrum, s. Radikalzeatmm.
Pr&sidonsmathematik 20.
Prinzip der Permanenz 8.
Produkt 6.
Produkt zweier Determinanten 189.
! Produkte, unendliche 48.
' Punktkoordinaten 240.
S»elu«giiter.
581
<liiftlitfti einar Menge S.
QualiUVtoxeichen 8.
Quantität einer Meng« 8.
Quantiiätszeichen 8.
Qaotieni 10.
Radikal Aohie zweier Kreise %Sb; — * einet
KreiflbfiQchels 289. j
Badikalzentrum dreier Krciie 88ft.
Radizieren Id; — komplexer Zahlen 26.
R&ndem einer Oetenninante 174.
Rang einer Nulldeterminante 176.
Rationale Fanktionen 66—66; ~ Zahlen
12.
Regelfiächen 369. :
Regula falsi 222. |
Reihe, geometrische 86 ; h armenische — 37 .
Reihen 81—32; ihre Konvergenz und Di-
vergenz 82; — mit positiven Gliedern
38; — mit positiven und negativen
Gliedern 43: alternierende — 46; un-
bedingt und bedingt konvergente —
45—46.
Resolvente, quadratische, einer kubi-
iechen (ilcichung 227; knbieche — einer
biqnadrati sehen Gleichung 236.
Rest 12; — einer Reihe 83; — eines
unendlichen l^rodukts 50.
Resultante eines Systems linearer Glei-
chungen 193; — zweier algebraischer
(vleichungen 205.
Richtebenc eines Konoids 364.
Richtungskosinus der Geraden im Räume
;i21.
Richtungswinkel der Geradon 257 ; — im
Räume 320.
Bichiungsxahlen 29.
Rosette 260.
Rotation eines Koordinatensystems 86S,
826.
Rotationsflächen 867.
Hat/ von Rolle 122; — von Lagrange 12S;
von Bezout über Permntationen 169:
- von Bezout ober Gleieb^mgspaare
208 ; — von Descartes Ober Gleichnnga-
wurzelu 218.
Sätze von Jacobi aber Detnrotinanten 182.
Scheitel gleicbung der Para>>el 810; —
der Kegelschnitte 814>
Schnitt 14, 16
Schnittpunkt sweier Geraden in der ßbene
•267; -- einer Geraden mit einer ~
348.
dchraubeeiAcbe, gTade »66.
Schraubenlinie 866.
Segmentgleichung der Oeradeii Wli —
der Ebene i$%.
Stetigkeit der FusktioneD 85; gleich-
mäßige — 88; — von PnnktioMa
xweier und mehrerer Variablen 91.
Stetigkeit des Systems der reellen Zah-
len 20.
Strecke, gerichtete 29« 240.
Siropboide 246.
Subti-aktion 7.
Summe 5.
Symmetrische Funktionen 208.
Tangentenprobl«>me, allgemein 280: —
für den Kreis 281—284; — für die
Linien zweiter Ordnung 316—317.
Tangentialebenen 374.
Teihingnverbüitnis in der Geraden 262;
— im Gcradenbüschel 272; - im Elbe-
nenbüschel 340.
Tetraedervolum«« 88a--387.
Toms 369
Transformation zum Mittelpunkt 806: —
zu den Achsen 808.
Translation eines Koordinatensystems
262, 326.
TranspoeitioB von Klemeoten in einer
Permutation 159.
Tran^sendente Funktionen 6^; —Zahlen
239.
, Trennung der Wurzeln 221.
i Uabedingt konvergente Reihen 45—46.
) Unbestimmte Formen 186; - 186 — IM;
! ^189— 14«;0 3C142— 148; OO — (XJ
148—144; 0»,oc*, 1« 146—146.
Unendlichkeitsstelle 91.
Unendlich kleine», Unendlicb^rodet SS;
eigentliches und uneigentbehea Un-
endlich 82—88.
Unstetigkeit 89.
Unterdeterminanten 167; a^iiuigierie —
167 — 170.
Urspmng 241
Tariable 66; stetige und unstetige — 67.
Vielfache« 6.
Vorseichen desDifrerenitalqiioiieBienl20.
Winkel zweier Geraden in der Kb<?De
269; — im Räume 821 ; — zweier Kbe-
I Ben 887; — einer Garaden mit einer
! Kbene 860.
382
Sacbregisfeer. — Nameiuftgister.
WnrzellS;— eineiGleicbungsavsfcemslSS;
— einer algebraischen Qleicbang 197.
Wurzelfaktor 198
Wurzeln, mehrfache 201: komplexe —
208; von numeriechen Gleichungen:
ganzzahlige — 216; gebrochene — 216;
irrationale — 218.
Zabibegriff 1.
Zahl e als Grenzwert 77.
Zahlen, natürliche 1 ; positive und nega-
tive — 8; relative — 9: ganze und
gebrochene — 10; rationale — 12;
irrationale — lö; reelle — li»; im»-
ginure und komplexe ~ 21.
Zahlenebene 28.
Zahlenfolgen 16, 31 ; divergente und kon-
vergente — 31: monotone — 82.
ZahlkOrper 18, 19.
Zahlwörter 3.
Zahlzeichen 8 ; beeondere, allgemeine — i.
Zeichenwechsel, Zeichenfolge 218.
Zeilen in einer Determinante 161.
Zentrallinie zweier Kreise 2H6.
ZisBoide 247
Zyklische Pennutationen 160.
Zyklometrigcbe Funktionen 68—71.
i Zylinderaächen 361—368.
Namenregister.
(Die Zahlen beitiehen «ich »ttf die Seiteu )
Abel N. H. --»as.
Arbogast L. F. A. 95.
Argand J. R. 28.
Beraoolli Jak. 87.
BemouUi Joh. 87, 56, 187
Bemoulli Nik. 88.
B^zout K. 169, 208.
Bolzano B. 33.
€antor G. 19.
Cardano H. 226, 228, 284. i
Cauchy A. 28, 38, 43, 46,
126, 163.
Cayley A. 183.
Cosö.to E. 100, 124, 185.
Clairaut A. C. 56.
Cramer G 168, 198.
Euler L. 22, 24, 26, 40, 56,
79, 234, 286.
Fermat 1\ 66, 242.
Ferrari L. 234.
Ferro, Scipione del 226.
Forti 117.
I GaußC.F.22,28, 163. 197.
I Grandi G. 36.
I Gregory J. 88.
Hankel H. 8.
Hesse ü. 269.
Horner W. G. 199.
Hadde J. 227.
Huygens Ch. 227.
Bedekind K. 14, 20.
De Moivre, s. Moivre.
DeMartes R. 22, 66, 201,
218, 242.
Dirichlet P
46, 58.
! JacobiC.G.J.96,168,182.
Kronecker L. 168.
Lacroix 8 F. 102.
G. Lejenne- | Lagrange J. 96, 128, 186.
I Lambert J. H. 114, 117.
Leibniz G. W. 46, 56, 96, 9<*,
101—102,180—188,16:),
198.
Moivre, A. de 26.
Newton J. 98, 212, 222.
I Pascal E. 99.
! Plücker J. 270.
Biccati Y. 114
Riemann B. 46.
Rolle 122.
Raffini P. 288.
Samis 164.
Stande 0. 887.
Sylvester J. 207.
Tartaglia N. 226.
VieU F 86, 49.
Wallis J. 64.
Wessel K. 28.
Wright E. 117.
Vorlesungen Ober Differential- U.Integralrechnung. Von Hofrat Dr.
E. CMuber, Prof. a. d. Teclm. Hocbsck Wien. I. Bd. gr. 8. 4., »mgf. durchmt.
Aufl. Miii28Fi(r. rXIIu.569S.] 1918. Geh. M.80.— , gcb M.96.~. U.Band.
5. Aufl. Mit 119 Fig. (XI u. 599 S.J 1931. Geh M. 80.—, geb. M. 104.—
^Di« DartteUung isi «nKMOMa kUr und «drUdi, Um Anordonnc de« Scoifi «mMarlufk, dl« A»>
waodai^ia«« t»«>fcttd«r« aus ttem Oebtr t» der G«>c>tn«trle, vortreffÜt b aiwgowihll aud viaHack daivi»
»usorigiaeO. Ar.cb die AiufUhrunf dar sithlreicbea rifureniat Mtob«R.**< Archiv d.Math.u.Pby«.)
E. Pascals Rcpertorium der höheren Mathennatik. 3., völüg um-
gearbeitete Auflage der deutschen Ausgabe. Unter Mitwirkung zahlreicher
Mathematiker herausg. von Dr. P. Epstein, Prof. an der Univ. Frankfurt a. M.,
und Dr. H. E. Timirding, Prof. an der Techn. Hochschule Braunschwri«.
2 Hände in 4 Teilen. 8. T. Band : Analysis. Herausgegeben von P. EpsUm
und R. Rothe. I. Hälfte : Algebra, Differential- und Integralrechnung. fXV
u. 527SJ 1910. Ob.M.64.- [II. Hälfte u.d.Pr.j II. Band; Geometrie. Hrsg.
\oTiH.E. Timerding. I.Hälfte: Grundlagen und ebene Geometrie. Mit 54 Fig.
fXVI u. 524 S.] 1910. Geb. M. 64.— II. Hälfte; Raumgeometrie. Mi:
Figuren im Text. [ü. d. Pr. 3i.]
„Nicht nar dem .StucurrndAD znr tatamnienfassenden Or>titjeruac; MAdam aack daoi
•chaffendoa Mathrmatiker koÜ <ti% AuKkuntt und vrlilAUcho') ucrkbt 8ber die GabiMe g^baa.
«ralche ibm ferner iit-gra, und »o drn Zusamtnenhanic drt er^cbtodeaeo For»rbiiag*gebteta
aufrecbt erhalten. Da« !ißt «ich Dut erreichen durch Mitarbait v{e]«r Speaialforscbar, and
auf diesem Wege wurvir in der Tat eiae In hohem Gra.lv briiucnliar? Daistallttcg gewonaoo,
bei der auf die Liter&toraogabea eioe b<-«oudcre SorKi'alt verwAadet warde."
fMonatanofte fOr Mathematik und Physik.)
Kurzgefaßte Vorlesungen über verschiedene Gebiete der höheren
Mathematik mit BerUcksicbtigur.g der Anwendungen. Von Geh.
Hofrat Dr. R. hrickt, Prof. an der Teclm. Hochschule in Braunschwdp.
.A.nalytischfunktionen theoretischer TcÜ. Mit 102 Fig. [IX u. 520 S.) gr. 8.
1900. Geb. M. 64.—
IHaeet aoalytisch-fnokttooeotheoretbcbe Kotopco^taia s.dl fSc die StadMraodea der Matb«-
mattk aar Einrühruag in eine Reihe voa I>isiipli.iea il>-.f hdUeren Analjut uad Tuaktioaee*
theorie d*encn, derea Studium sich uomittelbar -<in die grucd^'Keaden Vorietoegea Bber DiCe»
i«aual> oad lutegralrechDun^* ao%chliefien kann.
Einführung in die elementare und analytische Theorie der al-
gebraischen Zahlen und der Ideale. Von Dr. /'. Landau, Prof. a. d-
Universität (iöttingen MitidTextfi«. [VII u. 1438] gr.8. IQ18 Gt;b.M.24.—
.,l>aj Studium des aufierordeo ^li^h V.ikr utid auregend geacbricben<:ii Buche« wirii A\tv Mat^e-
matiltern ^rotten GenuS bereites. Möge e« daaa bcitragea, dem bwht-r 2!e/uli.:h «tie*n3Ui'.erU.:li
bebaadet:ea Gebiet der algebraiscbeaJ^lfOQOa^tJübsersugewiaiieu.» (Math.N«turw.Blitt«r.>
Vorlesungen über algebraische Geometrie. Geometrie auf einer Kurve.
Riemannsche Flächen. Abelsche Integrale. Von Dr. F. Severi, Prof. a.
d. Univ. Padua. Berechtigte deutsche (Jberseizung von Dr. /:'. Lößer, Oberreg.-
Rat i. d. Mi nisten alabt. f. d. höh. Schulen in Stuttgart. Mit einem Einfuhnmgs-
wortv.A.v.Brin.Mit2oFig.fXVIu.4o8S.]gr.8.i':»2i.Geh.M.X4o. -,geb.M.i53.-~
Die to möglichst etafacber Darttellung wieoergegebenea V'orlrsoagen babaad^ die wGeo*
matrie aof einer algebraischen Kurve" nach sa'fi sich erganiender. Ge-..ichtspor»ktea: eiaauJ
oach der von Hrill und Noether begründete.! algebraisch R«^metri'u-hen Methode nad da<fa
von dem Uorcb Abel ond Kietnaan begründeten traoazeadetvten ^Undpaakt ao«. Dadereh
werden sehr wertvolle Vergleiche oad V'ereisfacbcngen ersielt.
Lehrbuch der modernen Funktionentheorie. Von Dr. L. Biebtrhach,
Prof an der Univ. Berlin Bd. 1: Elemente der Funktionentheorie. Mit 80 Fig
imText [ VI u 314 .S.] gr.8. 1921. Geh M. 95.40, geb M. hj6.7o. Bd,!!. [In Vorb.J
Das Werk gibt eine Air die Hand der Studierenden iKttimmte DarnteUanff der nodansea
Kunkttoorntheonc kompleter Variabier. Der erit« lUnd behattdelt ont« Veracbm^naff
KieraannTben und W'^ierstraStschen Geiste* die Elemente der aUgemataea aad dar tpMieUaa
FonktioDanthrone. der zweite wird die Aoswirknnr d»r Uethoden ia de« ■»o.leraea fank-
tionentlieoretischeo Arbeitsgebieten xiua (jegeosUnd habea.
Verlag von B.G.Teubncr in Leipzig und Berlin
PreUtndenit^f vor%«ball«a
Sammlung
mathematisch-physikalischer Lehrbücher
Herausgegeben von Geh. Bergrat Prof. Dr. E, Jahnke
Kooforme Abbildung. Von Or. Leo Lewenl, weil. Oberlehrer in Berlin. Hrsg, tob weil. Geh.
Btrutm Prof. Dr. Eugen Jahnke. Mit Beitrag von Dr. Wilh. Blatchke. Prot, an der
Univ. Königsberg. Mit 40 Abb. (VI u. 118 S.) 1912. Steif geh. M. 12.80 . . (Bd. XiV.)
Ol« Tbcortt der Besselseben Funktionen. Von Dr. P.Schafhcitlio. Prof. am Sophien-Real-
gymnasium zn Berlin. Mit 1 Fic/urentatet. (V a. 129 S.| 1903. Steif geh. M. 12.80 (Bd. IV.)
Theorie der elllptitchen Funktionen. Von weil. Qeh. Hofrai Prot. Dr. Martin Kraase anter
Mitwirkong von Dr. Emil Naetsch, Prof. an der Technischen Hochscboie Dresden. Mit
25 Figuren. IVIl o. 186 S.| 1912. SteU geh. M. 16.- (Bd. Xlli.)
Die Determinanten. Von Geh. Hofrat Dr. E. Netto, weil. Professor an der UniversitAt Qieften.
IVI 0. 130 S.| 1910. Steif geh. M. 14.60 (Bd. IX.)
Funktionen« afein mit Formeln und Kurven. Von Qeh. Bergrat Or. E. J a h n k e . weil. Prof. an der
Technischen Hochschule zu i^ertin, und F. Em de. Prof. an der Technischen Hochschule
zu Slultgart 2. Aufl. Mit Figuren. (In Vorb. 1921.) (Öd.V.)
Graphische Metboden. Von Geh. Reg.-Rat Dr. C. Knnge, Prof. ander Universität üöttingeo.
2. Aufl. Mit 'J4 Fig. Im Text. |1V u. 130 S.) 1919. Steif geh. M. 22.- . . . . (Bd. XVlIf.)
Leitfaden xum graphischen Reebnen. Von Dr. R. Mehroke, Professor an der Technischen
Hochschu'.e in Stuttgart. jVlil u. 152 S.| Steif geh. M. 3^1.40 (Bd. XIX.)
Theorie ijer Krfliteptinc. Von Dr. H. E. Timerding, Prof. an der Techo. Hochschule Braun-
schweig. Mit 46 Figuren. |VI u. 99 S.| 1910. Steif geh. M. 12.- (Bd. VII.)
Die Vcktoranalysis und Ihre Anwendung in der theoretischen Physik. Von Or. W. v. Igna>
iowsky. In 2 Teilen : 1. Die Vektor^tnuiysis. 2. Auil. iMit 27 Figuren. IVIIIa.n2S.) 1921.
Steif geh.M. 18.40. 11. Anwendung der VektoranaJysis in der thcoreliscnen Physik. 2. Aufl.
Mit 14 Figuren. |IV u. 123 S.| 1921. Steif geh. AI. 17.-- (Bd. VI.)
Elnfflbruog in die Theorie des Magnotismus. Von Dr. R. Qans, Dir. d. phys. institats d. Univ.
La Plata. Mit 40 Figuren. {vTu. IIOS.I 1908. SIeif geh. M. 11.20 (Bd. I.)
Einfahrung in dl« Maxwclisebe Theorie der EIckulzItfit und des Magnetismus. Von Or.
Ct. Schaefer, Prof. an der Universität Breslau. Mit Bildnis J. C. Maxwelb and 32 Fig.
2. Aufl. (in Vorber. 1921.| (Bd. 111.)
Grundzlge der mathematisch •physikalischen Akustik. Von Dr. A.Kalähne. Professor an
der Technischen Hochschule Oanzi«. 2 Teile. I.: |VI1 u. 144 S.| 1910. Stell geh. M. 14.40.
II.TeU; Mit 57 Fig. im Text. IX u. 225 S.j 1913. Steif geh. M. 24- (Bd. XI.)
Elafflhrang In die klnetlsciic Theorie der Gase. Von Dr. A. Byk, Professor an der Univerait&t
and der Techn. Hochschule Berlin 2 Teile, i.: Die idealen Oase. Mit 14 Fittorea.
]V u. 102 S.| 1910. Steif geh. M. 12.80. - II. in Vorbereitung . . (Bd.X.)
Ot^»crsion und Absorption des Lichts In raheadtn Isotropen KOrpcra. Theorie and ihre Polye-
vungen. Von Dr. D. A. Ooldhammer, Professor an der Universität Kasan. Mit 28 Fig.
jVI u. 144 S.j 1912. Slcif geh. M. 16.- (Bd. XVC)
Die Theorie der Wechselströmt. Von (leb. Reg.-Rat Dr. E.Or lieh, Mitglied dtr Ph7S.-Techa.
Reichsanstalt Charloltenburg. Mit 37 Fig. |fv a. 94 S.\ 1912. Steil geh. M. 11 JO (Bd. XII.)
Eliktromagnetiache Ausgicictisvorgtnce Ui Prelleltangen u»d Kaft«lo. Von Proless<w Dr. K. W*
WAKner. Mitglied der Phys.'fechn. Reichsanstall ChartoHenbarg. Mit 23 Fig. flV a. 109 S.l
1908. Steif geh.M. il.20 (Bd. II.)
Ott mathematischen lostrumenle. Voa Oeh. Reg.-Ral PMessor Dr. A. Qtllft in Potsdam.
Mit 86 Abbildungen. |V1 o. 187 S.) 1912. Steif gelt. M. 19.20 (Bd. XV.)
Mathematische Theorie der aifronomtsclicn nnsUrMcse. Von Professor Dr. P. Schwaha.
Direktor der üesellschatt awi Stemwarte „Urattia*" in BerUn. Mit 20 Figaren. (VI o. 128 S.)
1910. Steif geh. M. 14.40 (Bd. VIU.)
Weitere Binde t« V^rl^reitaag.
Verla? von B.Q.TeubQer in Leipzig und Berlin
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SUPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO UBRARY
QA Czuber, Emanuel
37 Einführung in die höhere
C975 Mathematik
1922
P&ASci
in
k.